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Adrienne zeigt ihrer Cousine Diana London, damit sie sich zum Semesterbeginn in der ungewohnten Großstadt zurechtfindet. In einem Durchgang zur U-Bahn bewundern sie den Auftritt des Hobbygitarristen Lorcan. Er lädt sie in ein Loft ein, das er sich mit dem Hobbykoch Ollie, der Künstlerin Lily und deren Zwillingsbruder Danny teilt, den unentwegt alle gernhaben. Bald stellt sich die Frage, womit sich Frauen leichter beeindrucken lassen: mit Katzenfotos, Rosen, Schokolade oder sinnfreier Lyrik? Ein humorvoller Roman über Freundschaft, Gefühle, Sperrholzwände, Vogelbeobachtung, verschmutzte Polstermöbel und Kunstwerke aus Hühnerfedern.
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Seitenzahl: 236
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Diana statt Sophie
Gitarre und U-Bahn
Seerosen und Treibholz
Wahrheit und Reaktion
Nachthemd und Diät
Lyrik und Picknick
Zu nah am Abgrund
Fahrrad und Rose
Stumme Dinosaurier
Praline und Taschentuch
Bett mit Aussicht
Am Tag nach Sophies Auszug kaufte ich mir auf dem Heimweg von einem Lesenachmittag im Park in einer vornehmen Konditorei ein Schokoladentörtchen. Seit ich in London lebte, war ich stets brav an diesem verführerischen Etablissement vorbeigegangen. Doch heute befand ich mich in Feierlaune. Nun hatte ich die Wohnung ganz für mich bis zum Einzug meiner Cousine Diana kurz vor Beginn der Vorlesungszeit. Sie war das komplette Gegenteil ihrer älteren Schwester Sophie: fröhlich, humorvoll und einigermaßen pflichtbewusst.
Zwar wunderte ich mich beim Aufschließen, dass meine Wohnungstür unverschlossen gewesen war, kippte jedoch fast aus den Latschen, als ich aus den Augenwinkeln einen Mann in der Küche stehen sah, der den Kühlschrank ausräumte. Bevor ich meinen spontanen Entschluss zur Flucht in die Tat umsetzen konnte, drehte sich der uneingeladene Besucher um und entpuppte sich als mein Onkel John.
»Hab’ ich dich erschreckt? Das tut mir leid!« Er wirkte verlegen.
Ich atmete erleichtert auf. »Ist okay. Ich habe nur nicht mit dir gerechnet.«
»Mir hatte das Chaos keine Ruhe gelassen. Da bin ich heute Morgen nochmal losgefahren, um ein bisschen aufzuräumen. Isst du das noch?« Vage deutete er auf einen Teller mit undefinierbaren Sandwichresten, die mit einer eingerissenen Frischhaltefolie bedeckt waren.
Verlegen schüttelte ich den Kopf. »Meine Sachen liegen im Gemüsefach. Alles in den anderen Fächern und in der Tür gehört Sophie.«
»Dachte ich mir.« Er wirkte traurig. Für ihn war der Umzug seiner ältesten Tochter am Wochenende wahrscheinlich ein Schock gewesen. In ihrem Zimmer, ihrem Badezimmerschrank und der Küche hatte es ausgesehen wie in ihrem Teil des Kühlschranks: unaufgeräumt, dreckig, vollgemüllt.
Als ich vor knapp zwei Jahren bei Sophie eingezogen war, hatte ich das Thema gegenüber meiner Tante vorsichtig angesprochen und die Antwort erhalten: »Das macht ihr zwei Mädchen am besten unter euch aus. Da will ich mich nicht einmischen.«
Anfangs hatte ich versucht, in der Küche für Ordnung und Sauberkeit zu sorgen. Bald war es mir zu viel geworden. Ich hatte auf eine strikte Trennung gepocht und zwei Schrankfächer und das Gemüsefach im Kühlschrank ausschließlich für mich beansprucht.
Diese sauberen Inseln inmitten einer stinkenden See aus Schmutzgeschirr und zweifelhaften Lebensmitteln beherbergten eine winzige Grundausstattung an Geschirr, Besteck und Kochgeschirr, die ich im Waschbecken des Badezimmers spülte, einen eigenen Wasserkocher und meine Lebensmittel, die sich jedoch gelegentlich leise verkrümelten, sofern es sich um Süßes handelte. Ich hatte es schweigend ertragen und mir angewöhnt, Herd und Badezimmer vor jeder Benutzung zu reinigen.
»Du bist extra aus Kent hergefahren, um den Kühlschrank aufzuräumen?«, fragte ich erstaunt. Noch immer konnte ich es kaum fassen.
»Das Geschirr jage ich auch gerade komplett durch die Spülmaschine.«
»Das hätte ich am Wochenende gemacht«, meinte ich verlegen.
Er starrte mit versteinertem Gesicht auf den unappetitlichen Teller in seinen Händen. »Was ich nicht sauber bekomme, entsorge ich und müsste ersetzt werden. Ich habe eine Liste erstellt und lasse dir Geld da. Würdest du bitte mit Diana das Einkaufen übernehmen? Ich habe länger gebraucht als gedacht und möchte heute zurückfahren. Um die Möbel kümmere ich mich in den nächsten Wochen.«
»Ich wollte morgen ohnehin gründlich durchputzen.«
Er blickte mir in die Augen. »Es geht nicht ums Putzen. Das habe ich heute selbst versucht. Ich werde mit Diana eine Couch, einen Teppich und eine Matratze kaufen und am Liefertag herkommen. Du brauchst dich um nichts zu kümmern. Diesmal sage ich dir Bescheid, damit du nicht wieder erschrickst. Das war heute sehr gedankenlos von mir. Entschuldige bitte.«
»Kein Problem«, flüsterte ich verwundert. Waren das Tränen in seinen Augen? Hastig zog ich meine Schuhe aus und schlüpfte in Hausschuhe. Nach einem kurzen Abstecher in das überraschend blitzblanke Badezimmer ging ich ins Wohnzimmer, dessen Essecke mit meinem Kleiderschrank und einem Vorhang als Raumteiler mein winziges Reich darstellte. Der Platz reichte gerade so für ein Hochbett über einem Schreibtisch, einen Stuhl, eine Kommode und ein Bücherregal. Hier konnte man kaum anders, als penible Ordnung zu halten, wenn man sich morgens im Halbschlaf auf dem Weg ins Bad keine Prellungen zuziehen wollte.
»Adrienne?«
Ich zuckte zusammen. »Komm rein!«
Onkel John blickte zögerlich um die Ecke meines Schranks. »Darf ich dich etwas Persönliches fragen?«
Was kam jetzt? Wollte er wissen, ob beziehungsweise wie oft ich Herrenbesuch empfing, bevor seine behütete Lieblingstochter einzog? »Ja, natürlich!«, log ich und befand mich in Alarmbereitschaft.
»Wusstest du, dass Sofie ihr Studium vor über einem Jahr abgebrochen hat?«
Ich starrte ihn an. Nein, das war mir nicht bekannt gewesen. Zwar hatte ich mich gewundert, dass sie morgens noch geschlafen hatte, wenn ich zur Uni ging, und bei meiner Rückkehr oft zu Hause gewesen war, aber Fragen hatte ich ihr keine gestellt, da ich auf pampige Antworten prinzipiell gern verzichten konnte. Mir lief es eiskalt über den Rücken. Sollte Sophie mit ihrem Studium noch gar nicht fertig sein und Diana zum Beginn der Vorlesungszeit einziehen wollen, war für mich kein Platz in der kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung.
»Gut. Du wusstest es also auch nicht.« Onkel John ging zurück in die Küche, von wo in regelmäßigen Abständen das Zuklappen des Abfalleimers erklang. Offenbar räumte er noch immer den Kühlschrank aus.
Lorcan zog seine Schlüssel aus der Hosentasche, warf sie in die Luft, fing sie und schloss die Tür zum Loft auf. Die zwei Jahre Übung zahlten sich seit geraumer Zeit aus, denn das Kunststück misslang selten. Früher war das laute Klirren auf den Steinplatten für seine Mitbewohner das Zeichen gewesen, dass er nach Hause kam. Nun war es nur noch das Zeichen, dass er betrunken nach Hause kam.
Auf dem Weg ins Badezimmer steckte er kurz die Nase in die Küche, wo Ollie wie so oft am Herd stand, um sich irgendetwas zu brutzeln. »Hallo, Küchenchef!«, begrüßte Lorcan seinen Mitbewohner. »Du weißt ja: Bevor du die Reste wegschmeißt, würde ich mich erbarmen, damit …«
Ollie schenkte ihm ein schiefes Lächeln. »Das zweite Kotelett ist für dich. Kaffee ist in der Thermoskanne. Haben Mylord sonst noch irgendeinen Wunsch?«
»Nö! Gut so! Weitermachen!« Lorcan füllte sich eine Tasse mit dem zweifelhaften Gebräu, schlenderte pfeifend durch das riesige Wohnzimmer zu dem Verschlag aus Sperrholz, in dem sich sein Schlafzimmer befand, und zog mit einer eleganten Bewegung den pinkfarbenen Vorhang auf, der statt einer Zimmertür für ein wenig Privatsphäre sorgte. Tapfer ertrug er den Schmerz, den diese Farbe in seinen Augen verursachte, und verfluchte zum wiederholten Mal seine Coolness, die ihn beim Einzug gezwungen hatte, Lilys Frage nach seinen Farbwünschen mit einem lässigen »Egal!« zu beantworten. Ihm hätte damals klar sein müssen, dass Danny daraufhin seine Zwillingsschwester zu solch einer ungeheuerlichen Freveltat anstiften würde. Alle hatten Danny gern. Warum eigentlich?
Lorcan hatte sich postwendend gerächt, indem er freiwillig das Beschriften der sechs Sperrholzverschläge übernommen hatte. Seither prangte über Dannys dunkelgrauem Vorhang schwarz auf weiß der Name Stan, was Lorcans Meinung nach so hervorragend zum Ollie über dem benachbarten Vorhang passte, dass er dazwischen auf halber Strecke zusätzlich ein wunderschönes & gemalt hatte. Ja, bei näherer Betrachtung hatte auch Lorcan Stanny irgendwie gern. Auf seine spezielle, unnachahmliche Weise.
Dass er damit nebenbei unfreiwillig auf Ollies Gewichtsprobleme angespielt hatte, hatte ihm dieser zum Glück nicht übelgenommen, sondern mit Gelächter quittiert. Danny nahm die Sache ebenfalls mit Humor und hatte die Beschriftung behalten, obwohl weiße Farbe zum Übermalen übrig gewesen war. Die hatte stattdessen Ollie benutzt, um Lorcan in einen etwas schiefen Lord Can zu verwandeln. Um die Beschriftung symmetrisch zu gestalten, hatte Lily eine kleine Bierdose vor den Namen gezeichnet. Denn Symmetrie war Lorcan schließlich wichtig.
Erleichtert ließ ich mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen. Mit knappen Worten hatte Onkel John vor seiner Abfahrt meine vorsichtig geäußerte Befürchtung ausgeräumt, demnächst auf Wohnungssuche gehen zu müssen. Offenbar sollte Sophie in den nächsten Monaten im väterlichen Betrieb mithelfen, um zu einem geregelten Tagesablauf zurückzufinden, bevor man sie mit einer monatlichen Finanzspritze erneut allein aufs Weltgeschehen loslassen wollte.
Da ich nächstes Jahr meinen Abschluss machen und danach ohnehin auf Arbeits- und Wohnungssuche gegen wollte, passte das nach Ansicht meines Onkels hervorragend zusammen. Anscheinend rechnete er nicht damit, dass Sophie plötzlich im Eiltempo erwachsen werden würde.
Genüsslich trennte ich mit der Gabel ein Stückchen von meinem Schokoladentörtchen ab und gab mich dem ungewohnten Geschmack hin. So hatte ich mir die Freiheit vorgestellt. Nun musste ich mich lediglich daran gewöhnen, Geschirr und Besteck einfach aus dem Schrank nehmen und nach Lieferung der Couch mich ins Wohnzimmer setzen zu können. Ein völlig neuer Gedanke.
Zwei Tage später fand ich nach Schichtende eine Nachricht auf meinem Smartphone, in der mich Onkel John um Rückruf bat. Das war ja schnell gegangen mit der Couch! Oder ging es um den Teppich? An den Wochenenden und nun, während der vorlesungsfreien Zeit, jobbte ich abends in einem Hotel in Soho an der Rezeption. Dort herrschte strenges Mobiltelefonverbot. Die Neugier hielt ich kaum noch länger aus. Beinahe hätte ich auf dem Gehweg vor dem Personaleingang zurückgerufen. Gerade rechtzeitig fiel mir ein, dass Normalbürger um diese Zeit meist schliefen.
So wählte ich am Vormittag die Nummer meines Onkels. Statt einer Lieferung kündigte er mir für nächstes Wochenende Dianas Einzug an. Meine Cousine hatte es sich anders überlegt und beabsichtigte bereits jetzt, ihr gemütliches Elternhaus mit dem quirligen Hauptstadtleben zu vertauschen. Die Frage, wie sie das ohne saubere Matratze bewerkstelligen wollte, verkniff ich mir lieber. Die Couch war jedenfalls keine hygienischere Alternative.
Aus der Traum vom gemütlichen Sommer mit einer Wohnung ganz für mich allein! Allzu enttäuscht war ich nicht. Ich mochte Diana. Zwar traf ich sie seit einigen Jahren nur noch auf den Geburtstagsfeiern unserer Großeltern, weil sich unsere Mütter schlecht verstanden, aber in unserer Kindheit hatten wir ein paarmal gemeinsam die Ferien bei den Großeltern verbracht, wo wir gut miteinander ausgekommen waren.
Sophie hingegen hatte auf uns herabgeblickt und sich zu erwachsen gefühlt, um sich an unseren Spielen zu beteiligen. Offenbar hatte sie damals alle Erwachsensein-Vorräte auf einmal aufgebraucht, weshalb nun keine mehr übrig waren.
Am Samstagmorgen schreckte ich aus dem Schlaf hoch. Erfolgreich bekämpfte ich eine Panikattacke. Nein, das Getrampel in der Wohnung stammte von keinen Mädchenhändlern, die mich in ein Bordell nach Berlin verschleppen wollten, damit ich dort Freaks befriedigen musste, die auf langweilige, mittelgroße, mittelblonde Engländerinnen standen, sondern Diana und Onkel John trugen irgendetwas Sperriges herein. Dabei gaben sie einander widersprüchliche Anweisungen.
Ich zog meinen Morgenmantel über, schlüpfte in die Hausschuhe und begrüßte die beiden.
»Na? Gestern spät geworden?«, erkundigte sich Diana fröhlich.
»Ja.« Erfolgreich unterdrückte ich ein Gähnen. »Spätschicht im Hotel.«
»So geht es Menschen, die selbst zu ihrem Lebensunterhalt beitragen müssen!«, lautete der pädagogisch wertvolle Gesprächsbeitrag meines Onkels, der mit einem sanften Tritt die Wohnungstür hinter sich schloss.
Diana schien das kaum zu beeindrucken. »Was machst du da? Betten aufdecken und Wasserflaschen verteilen?«
»Nein, ich sitze an der Rezeption und hoffe, dass nicht allzu viele Leute so spät anreisen, die mich beim Lesen oder Lernen stören«, erklärte ich lachend.
»Klingt genial!«, rief Diana fröhlich.
»Super«, meinte ihr Vater trocken. »Dann werde ich dir den Unterhalt kürzen, damit du dir auch so einen genialen Job suchen kannst. Deine Mutter und ich wollen deinem Vergnügen auf keinen Fall im Wege stehen.«
Diana lachte. »Ich meine doch nur, dass Leute, die jobben müssen, es nicht besser treffen können.«
»Denn wer will schon freitagabends in langweiligen Bars oder Clubs herumhängen, wenn er stattdessen in einem aufregenden Hotel mit aufgeregten Touristen auf Französisch oder Deutsch diskutieren kann.« Onkel John nickte mir lächelnd zu, als ich die Schlafzimmertür öffnete, damit die beiden die Matratze hineintragen konnten, ohne sie absetzen zu müssen.
»Ich gehe mal kurz ins Bad«, murmelte ich und überließ ihnen das Schlachtfeld.
Als ich hellwach und angezogen zurückkam, hatten sie bereits ganze Arbeit geleistet. Der Inhalt des gemieteten Transporters stand fein säuberlich aufgereiht im Wohnzimmer. Sie hatten mir sogar einen Durchgang zu meinem Bereich freigelassen. So viel Rücksichtnahme war ich in dieser Wohnung nicht gewöhnt. Eine Weile sah ich überrascht zu, wie in regelmäßigen Abständen ein Umzugskarton nach dem anderen ins Schlafzimmer getragen und sein Inhalt in den Schrank geräumt wurde.
Neben der Küchentür lehnte Sophies alte Matratze an der Wand. Ich staunte über die vielen Flecke. Entweder hatte meine ehemalige Mitbewohnerin ein gesundheitliches Problem vor mir verborgen oder ständig Limonade verschüttet.
»Eklig, nicht wahr?«, meinte Diana auf dem Weg zur Küche, wo sie sich ein Glas Wasser eingoss. »Eigentlich dachte ich, dass ich die einfach übernehmen kann, weil sie für hier angeschafft worden war, aber Dad bestand darauf, eine neue zu kaufen. Jetzt weiß ich, warum. Keine Ahnung, was die hier die ganze Zeit getrieben hat. Daheim war sie anders drauf gewesen.«
Verlegen zuckte ich mit den Schultern. »Ich kenne sie nur so.«
»Wahnsinn!« Diana füllte ein zweites Glas mit Wasser und reichte es ihrem Vater, der sich zu uns gesellt hatte. »Warum hast du nichts gesagt?«
»Sie hat das Problem angesprochen, doch wir haben ihr nicht geglaubt«, murmelte er, bevor er das Glas in einem Zug austrank.
»Soll ich Tee kochen?«, schlug ich vor, um das Thema zu wechseln.
»Nee, mir ist schon warm genug!« Diana lachte.
»Danke für das Angebot, ich schließe mich jedoch der Einschätzung meiner klugen Tochter an. Machen wir weiter, oder willst du verschnaufen?«, erkundigte er sich.
»Ich räume lieber den Schrank ein. Wenn du magst, kannst du Mamas Decke auf die Couch legen und probesitzen, bis ich fertig bin.« Diana zwinkerte ihrem Vater zu, bevor sie mit dem nächsten Karton in ihrem Zimmer verschwand.
Nachdem ich Onkel John geholfen hatte, den bunten Quilt auszubreiten, setzte ich mich zum allerersten Mal auf diese Couch.
»Die neue kommt in circa sechs Wochen.« Laut seufzend nahm er neben mir Platz. »Merke: Wenn man beim Hinsetzen Geräusche von sich gibt, ist man alt.« Doch der Scherz konnte nicht über die Trauer in seinen Augen hinwegtäuschen. Er schien sich große Sorgen um Sophie zu machen.
»Wann kaufst du dir endlich eine Stichsäge?«, erkundigte sich Lorcan bei Lily, die mit einer Handsäge die vorgezeichneten Konturen einer riesigen Seerose aus einer dünnen Sperrholzplatte ausschnitt. Er musste die Frage schreiend wiederholen, um sich Gehör zu verschaffen.
Lily hielt inne. »Damit werden die Kanten zu gerade«, lautete die kryptische Antwort.
»Außer du legst dich beim Sägen geschmeidig in die Kurven.«
Lily lächelte ihn nachsichtig an. »Ich meine damit nicht, dass man mit so einem Ding nur geradeaus sägen kann, sondern das Ergebnis sieht zu elektrisch aus, weißt du? Ihm fehlt die persönliche Note. Außerdem hasse ich den Lärm. Der macht mich ganz nervös und stört meinen kreativen Energiefluss.«
»Der Krach deiner Handsäge stört diesen Energiefluss nicht?«, hakte Lorcan feixend nach. Er liebte solche Gespräche mit Lily, weil er alles liebte, was total schräg war. Die junge Lady hatte seiner Meinung nach eindeutig einen Sockenschuss. Was zum Teufel wollte sie mit dieser Riesenseerose?
Danny lächelte seine Schwester an. »Eine Stichsäge ist zwar lauter, aber damit haben wir den Lärm im Handumdrehen hinter uns und können uns unterhalten, ohne zu schreien.«
»Ich bin bald fertig.« Lächelnd sägte Lily eifrig weiter.
»Wann ist bald?«, erkundigte sich Danny.
Lily schien ihn nicht gehört zu haben.
Danny stand auf, schlenderte zu ihr hinüber und ging vor ihr in die Hocke.
Lily unterbrach ihr Werk. Fragend blickte sie ihn an.
»Kannst du nachher eine Pause einlegen, während wir essen?«, bat er. »Noch besser wäre es, wenn du mitessen würdest. Vielleicht …«
Lily strich ihm mit ihrer staubigen Hand eine dunkelblonde Locke aus der Stirn. »Du weißt, wie es ist, sobald ich mich im kreativen Fluss befinde. Da belastet mich feste Nahrung und hindert mich, meine Ideen frei zu entfalten.«
»Wie lange brauchst du noch?«
»Ich möchte unbedingt heute fertig werden, damit ich morgen mit dem Pendant beginnen kann.«
»Darf ich fragen, was das wird?«, schaltete sich Lorcan mit todernstem Gesicht ein.
Lily riss die Augen auf. »Sieht man das nicht?« Sie wirkte panisch.
»Natürlich sieht man sofort, dass das Seerosen sind.« Während Danny mit einer beruhigenden Geste ihren Arm berührte, schenkte er Lorcan einen schrägen Blick.
»Klar sieht man das. Ich meine, was man anschließend mit den hölzernen Seerosen macht«, beeilte sich Lorcan, das richtigzustellen.
»Ach, so!« Lily lachte. »Sorry! Ich bin so im Fluss, dass ich dich falsch verstanden habe. Also anschließend werde ich diese hier in verschiedenen Rosatönen bemalen. Darauf kommt eine Schicht Klarlack. In den feuchten Lack siebe ich Glitter für einen dreidimensionalen Effekt und verteile Glassteinchen auf die Energiepunkte der Blütenblätter. Für das Pendant verwende ich verschiedene Türkistöne.«
Lorcan blickte auf seine Hände, um nicht lachen zu müssen. »Eigentlich wollte ich wissen …«
»Dann wollen wir dich mal nicht länger von der Arbeit abhalten«, fiel ihm Danny ins Wort und richtete sich auf.
Lily sägte mit hochkonzentriertem Gesichtsausdruck weiter, während Danny auf Lorcan zuging und mit dem Zeigefinger andeutete, ihn zu erschießen. Ja, alle hatten Danny gern. Warum auch immer.
Lorcan fragte sich zum wiederholten Mal, wer sich solche Arbeiten in die Wohnung hängte, kam jedoch zu keinem befriedigenden Ergebnis. Gab es tatsächlich so viele Verrückte auf der Welt, die zudem genug Geld besaßen, um es zum Fenster hinauszuwerfen oder in Form von glitzernden Seerosen an die Wand zu nageln? Nach seiner Theorie entstand in London mindestens dreimal so viel Gegenwartskunst wie auf den vorhandenen leeren Wänden Platz hatte. Das konnte auf Dauer nicht gutgehen. Er zuckte zusammen, als ihm klar wurde, dass zwei Tage voller Lärm und Farbgestank vor ihm lagen. Hastig sprang er auf, um das Loft zu verlassen.
Der Fahrstuhl befand sich mal wieder im Erdgeschoss, von wo eine angeregte Unterhaltung zu hören war. Warum die Leute sich zum Reden in die offene Fahrstuhltür stellten, statt den Aufzug für andere Nachbarn freizugeben und ihn sich erst dann heranzuholen, wenn sie ihn tatsächlich benutzen wollten, war eines der letzten ungelösten Rätsel der Menschheit.
Lorcan nahm ohnehin lieber die Treppe. Leichtfüßig sprang er die Stufen hinunter. Im Erdgeschoss grüßte er die beiden Nachbarn mit einem fröhlichen: »Ich wünsche allseits einen wunderschönen Fahrstuhlblockiermorgen!« Die Pflege der nachbarschaftlichen Kontakte überließ er Danny, der das wesentlich überzeugender rüberbrachte. Schließlich hatten alle Danny gern.
Mit den Händen in den Hosentaschen schlenderte Lorcan die Straße hinunter zur Themse, deren Wellen im Sonnenlicht glitzerten. Wenn das Ufer nicht so stinken würde, wäre das ein verdammt romantischer Ort, dachte er, während seine Augen sich blinzelnd an die Helligkeit gewöhnten. Doch dagegen gab es einen Trick. Man verwendete ganz dezent einen zurückhaltenden Herrenduft und rückte der Dame unauffällig auf die Pelle.
Die hielt sich bald instinktiv lieber in seiner Nähe auf, um dem Geruch der Themse zu entfliehen. Unbewusst wurde sie erstaunlich anhänglich, was dazu führte, dass Lorcan sich gewisse Freiheiten herausnehmen konnte, ohne auf Protest zu stoßen. Den Rest erledigten meist die Hormone.
Lorcan zog sein Smartphone aus der Tasche, um ein paar Textnachrichten zu lesen. Nachdem er seiner besorgten Mutter versichert hatte, dass es ihm gutging und er lediglich viel zu beschäftigt war, um anrufen zu können, versprach er seiner Großmutter, auf jeden Fall in gut zwei Monaten pünktlich auf die Minute zur Geburtstagsfeier seines Großvaters zu erscheinen, damit die gute Frau entsprechend planen konnte. Danach verschickte er pflichtschuldigst und unverbindlich ein paar lachende Emojis an junge Frauen, die ihm zwischenzeitlich mäßig witzige Bildchen geschickt hatten. Die Mädels besaßen zwar einen merkwürdigen Humor, aber er wollte sie sich dennoch vorsichtshalber für längere Durststrecken warmhalten.
Auf dem Rückweg zum Loft winkte er lässig Ollie zu, der in seinem alten Vauxhall an ihm vorbeifuhr. Der Wochenendeinkauf war offenbar erledigt. Nun konnte Ollie hemmungslos seinem liebsten Hobby frönen: Kochen.
»Was machen wir heute Nachmittag?«, fragte Diana beim verspäteten Lunch, der aus Salat, selbstgemachten Käse-Sandwiches und einem Naturjoghurt mit Beeren bestand.
Seit ich den kompletten Kühlschrank ohne Bedenken nutzen konnte, aß ich wesentlich abwechslungsreicher. Früher hatte ich mich auf Obst und Gemüse beschränkt, das sich beim Waschen kräftig abrubbeln ließ. »Keine Ahnung. Möchtest du dir irgendetwas ansehen?«
»Zeigst du mir das Hotel, in dem du jobbst?«
»Kann ich machen. Oder willst du mich heute Abend begleiten, wenn ich ohnehin zur Arbeit muss?«
Diana starrte mich an. »Du musst an einem Samstagabend arbeiten?«
Ich kicherte. »Vorhin, als dein Vater dabei war, fandest du es noch genial.«
»Wann gehst du dann aus?«
Nun wurde ich verlegen. »Manchmal besuchen ein paar Mitstudentinnen und ich nachmittags eine Teestube, um ein bisschen zu quatschen.«
»Das ist alles?« Dianas kugelrunde Augen schienen jeden Moment aus ihren Höhlen plumpsen zu wollen.
»Ich muss abends Geld verdienen statt ausgeben. Wenn du ständig Nein sagen musst, wirst du irgendwann kaum noch gefragt, ob du mitkommen möchtest.«
»Ich nehme dich an deinem nächsten freien Abend mit und lade dich zu einem Drink ein«, stellte Diana klar. »Ich weiß bloß nicht, wohin«, fügte sie wesentlich unsicherer hinzu. »Ehrlich gesagt, traue ich mir noch nicht so richtig zu, allein den Weg nach Hause zu finden. Deshalb würde ich das mit deinem Hotel lieber an einem anderen Abend machen.«
»Veranstalten wir nachher doch eine Stadtbesichtigung der besonderen Art: Wir erkunden hier die nähere Umgebung, damit du allein zum Supermarkt findest. Danach fahren wir zu deiner Uni und zurück. Dann zum Hotel und zurück.«
»Super! Vielleicht kann ich dich demnächst mal von der Arbeit abholen, um mit dir was trinken zu gehen.«
Dankbar lächelnd verkniff ich mir die Bemerkung, dass ich nach der Übergabe an den Nachtportier am liebsten auf dem schnellsten Weg ins eigene Bett wollte und um diese Zeit die meisten Pubs ohnehin geschlossen waren.
»Das ist alles?«, fragte Diana erstaunt, als wir mit etwas Abstand vor dem Eingang des Hotels standen, der sich am Ende einer Seitenstraße befand.
»Drinnen sieht es edler aus, aber das kann ich dir leider nicht zeigen.«
»Das ist mir klar. Ich meine ja nur. Sieht aus wie der Hintereingang.«
»Der wirkt noch unspektakulärer«, meinte ich lachend.
Auf dem Rückweg deutete Diana strahlend auf einen Pub. »Da können wir irgendwann zusammen was trinken gehen.«
»Das ist eine Schwulenbar.«
Diana wurde tatsächlich rot. »Hier? Beinahe in Sichtweite deines Hotels?«
»Warum nicht? Ist doch nichts Schlimmes.«
»Weiß nicht.« Sie wirkte kleinlaut. »Hier ist vieles anders.«
»Das ist Soho. Hier gibt es alles Mögliche ganz nah beieinander.« Ich steckte einem Obdachlosen ein paar kleine Münzen in den Becher, bevor ich weiterging.
»Hast du keine Angst?«, flüsterte Diana.
»Wovor?«
»Dass er dich überfällt.«
»Wer?«
»Der Typ da eben.«
»Quatsch. Nachts liegt er dort drüben mit seinem Schlafsack.« Ich deutete auf einen überdachten Hauseingang.
»Du kennst ihn?«
»Nur vom Sehen.«
»Hier ist irgendwie alles ganz anders als daheim.« Diana zuckte mit den Schultern und wirkte verstört.
»Du bist jetzt hier daheim.«
»Zum Glück nicht wirklich hier. Armer Kerl.« Sie drehte sich zu ihm um.
»Hör bitte auf, ihn so anzugaffen«, raunte ich.
»Bis gleich.« Sie rannte zurück, um ihm ebenfalls etwas in den Becher zu stecken. Danach schien sie sich besser zu fühlen.
Lorcan stellte seinen Verstärker im für Musiker vorgesehenen Bereich des unterirdischen Verbindungsgangs zwischen den U-Bahnstationen ab und packte die E-Gitarre aus. Allzu viel hatte er noch nicht gelernt im Leben. Das hätten seine Professoren sicherlich jederzeit schriftlich bestätigt. Doch Gitarre konnte er spielen. Wie er seine Stimme verstellen musste, damit sie ein wenig nach John Lennon klang, hatte er bereits vor seiner Zeit in London geübt. Songs der Beatles kamen mit Abstand am besten an. Am meisten gaben dann ältere Damen, denen er deshalb beim Singen ein schüchternes Lächeln schenkte, das er sich von Danny abgeschaut und ausgiebig vor dem Spiegel geübt hatte.
Auch heute brachte es den gewünschten finanziellen Erfolg. Immer mal wieder blieben Leute kurz stehen, um ihm zuzuhören. Zwei junge Frauen schienen an diesem Samstagnachmittag nichts weiter vorzuhaben. Nach seiner Schätzung waren sie noch keine zwanzig. Sie wirkten obendrein etwas provinziell. Besonders die Hübschere der beiden starrte ihn ganz selbstvergessen mit leicht geöffnetem Mund an. Sie war zuerst stehengeblieben. Ihre Begleiterin hatte dies nach ein paar Schritten bemerkt, war umgekehrt und offenbar einverstanden gewesen, ihm eine Weile Gesellschaft zu leisten.
Als sie nach zwei Songs offensichtlich immer noch nicht genug hatten, sprach er sie an, um nach ihren Wünschen zu fragen. Die hübsche Blonde schien kurz davor zu stehen, in Ohnmacht zu fallen. Das bildete er sich keinesfalls ein, denn auch ihre Begleiterin schenkte ihr einen prüfenden Blick, bevor sie Yesterday vorschlug.
Nachdem Lorcan den beiden sein strahlendes Lächeln Nummer eins geschenkt hatte, verstellte er seine Stimme ein bisschen anders, sodass sie hoffentlich entfernt an Paul McCartney erinnerte. Den hatte er zwar nicht so gut drauf, aber den Gag erlaubte er sich gern, wenn er Eindruck schinden wollte.
Der hübschen Blonden schienen nun endgültig die Augen aus dem Kopf fallen zu wollen. Ihrer Begleiterin entlockten seine subtilen Albernheiten ein amüsiertes Lächeln. Er zwinkerte ihr am Ende des Songs zu, was sie jedoch anscheinend nicht auf sich bezog. Denn sie blickte zu ihrer offenbar Bauklötze staunenden Freundin und schien sich über deren Reaktion ehrlich zu freuen. Sie erinnerte ihn plötzlich stark an Danny. Nicht äußerlich. Doch sie war offenbar ein Mensch, den man leicht gernhaben konnte. Der Grund dafür war ihm wie bei Danny ein Rätsel.
Seine Zeit war um. Er räumte den Platz. Mit einem schiefen Lächeln, das selten seine Wirkung verfehlte, erklärte er den zwei Frauen, dass er nun Schluss machen müsse.
Während die hübsche Blonde noch immer nicht den Mund zubekam, legte ihm ihre Begleiterin ein paar Münzen in den altmodischen, schwarzen Hut, den er zusätzlich zum Kartenlesegerät für diesen Zweck als Requisite mitführte und nach dem Leeren als Schlusspunkt mit einer eleganten Bewegung aufzusetzen pflegte.
»Sorry! Mehr können wir uns leider nicht leisten. Du warst toll!« Sie schenkte ihm ein Lächeln.
Die hübsche Blonde gaffte ihn weiterhin wortlos an. Langsam fragte er sich, ob sie nach seinem Weggang weiter dort stehen würde, um statt seiner die Wand anzustarren, bis ein Nachfolger eine Geige auspacken und Mozart spielen würde.
»Danke! Wie heißt du?«, fragte er die edle Spenderin.
»Adrienne. Und du?«
»Lorcan.«
»Das ist Diana«, stellte sie die hübsche Blonde vor, um deren Geisteszustand er sich langsam ernsthaft Sorgen zu machen begann.
Von der lass mal besser die Finger, notierte er im Geiste. Die Sorte verliebt sich bereits nach einem flüchtigen Kuss unsterblich. Danach macht sie nichts als Ärger. Lorcan blickte verstohlen in Richtung Ausgang. Wenige Yards entfernt entdeckte er Danny, der wie verabredet zur Stelle war, um ihm auf dem Rückweg mit der U-Bahn beim Tragen zu helfen. Normalerweise wurde Lorcan von Ollie mit dem Auto abgeholt, aber dessen Schicht als Aushilfstaxifahrer überschnitt sich leider heute mit Lorcans Nebenjob.
Danny, der lässig an der Wand gelehnt hatte, kam auf die kleine Gruppe zu und schenkte Adrienne einen verwirrten Blick.
»Hi!«, meinte sie lächelnd.
»Kennt ihr euch?«, erkundigte sich Lorcan neugierig.
Danny schwieg. Wusste er es nicht, oder wollte er es nicht verraten?
»Vom Sehen. Von der Uni«, meinte Adrienne. »Schönen Tag noch!« Sie wandte sich zum Gehen und versuchte, Diana mitzuziehen, die wie angewurzelt stehenblieb und weiter Lorcan angaffte, der sich langsam wie ein Unfall vorkam.
»Hey, kommt doch mit!«, schlug er vor. »Wir trinken bei uns gemütlich was.« Er hoffte dabei inständig, dass Lily inzwischen mit dem Sägen fertig und beim Bemalen angelangt war.
Danny unterstützte den halbseidenen Vorschlag mit seinem berühmten unschuldigen Lächeln, dass der Unternehmung einen unerwarteten Touch von Seriosität verlieh. Das gab offenbar den Ausschlag.
Adriennes skeptischer Blick verschwand. Sie schien keine Einwände zu haben, als Diana begeistert »Super Idee! Danke!« rief.
Die Schaufensterpuppe kann sogar sprechen, dachte Lorcan, setzte sich mit elegantem Schwung den Hut auf und schulterte den Gitarrenkasten. Mit Diana in der Mitte gingen die drei zum Bahnsteig für die U-Bahnen in Richtung Osten.
Danny kam mit dem restlichen Equipment hinterher.
Mit einem schicken Loft im East End hatte ich am allerwenigsten gerechnet. Wahrscheinlich ähnelte mein Gesicht beim Anblick des edelsanierten Lagerhauses dem, das Diana während Lorcans ironischer Gesangsdarbietung zur Schau gestellt hatte. Im Gegensatz zu ihr hatte ich mich schneller wieder im Griff. Diana schien sich nichts dabei zu denken. Sie blickte sich lediglich mit erstauntem Gesichtsausdruck im Treppenhaus um, als wir auf den Aufzug warteten.
»Das wirkt hier alles so zweckmäßig und trist!«, erklärte sie strahlend.
»Leider schmettert die Hausgemeinschaft ständig meinen Vorschlag ab, einen Pool mit einer knallgelben Wasserrutsche einzubauen. Eine Gratis-Bar wäre auch cool.« Lorcan zog die Stirn in Falten.
Als sich unsere Blicke kreuzten, schaute ich schnell weg. Reichten ihm denn Dianas uneingeschränkte Aufmerksamkeit und das Kichern nicht, mit dem sie unterwegs jeden seiner Scherze quittiert hatte?