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Nach einigen Enttäuschungen hat Haley endlich ihren Traummann gefunden. Dan, ein sportlicher und gut aussehender Mann, genauso wie auf den Bildern seines Internetprofils. Das sympathische, warmherzige Lächeln lässt sie sofort jeden Zweifel vergessen, als sie ihn in dem gemütlichen Szene-Restaurant zum ersten Mal sieht. Es fühlt sich an wie Liebe auf den ersten Blick. Die ehrgeizige Mode-Designerin ist einfach nur glücklich, schließlich ihren Mr. Right zu treffen. Doch bereits in der ersten gemeinsamen Nacht bekommt das Bild, das Haley in ihrer Verliebtheit von Dan erschaffen hat, subtile Risse. Trotzdem fühlt sie sich auf magische Weise zu ihm hingezogen, nichts ahnend, wie tief er in die kriminellen Machenschaften einer Clique von Dealern verwickelt ist.
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Veröffentlichungsjahr: 2017
Inhaltsverzeichnis
Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Kapitel XIV
Kapitel XV
Kapitel XVI
Kapitel XVII
Kapitel XVIII
Kapitel XIX
Kapitel XX
Impressum
Haley hatte ihren Traummann gefunden, mit dem sie sich bei darling.de seit ungefähr einem Monat schrieb. Dan war ein sportlicher und gutaussehender Mann, genauso wie auf den Bildern seines Internetprofils.
Das sympathische, warmherzige Lächeln ließ sie sofort jeden Zweifel vergessen, als sie ihn in dem gemütlichen Szene-Restaurant zum ersten Mal sah.
Es fühlte sich an, als sei es Liebe auf den ersten Blick. Obendrein gab er ihr zur Begrüßung eine wunderschöne, rote Rose.
Haley war einfach nur glücklich, nach der Trennung endlich ihren Mr. Right zu treffen.
Genießerisch nippte sie an dem Cocktail, den ihr der Neue spendiert hatte.
„Du bist also Single. Oder hast du einen Freund?“ erkundigte er sich neugierig.
„Da ist nur mein Ex. Wir reden hin und wieder miteinander. Sonst lebe ich allein“, antwortete die 26-Jährige vielversprechend, wobei sie ihrem Gegenüber verknallt in die mandelbraunen Augen lächelte.
„Wieso kommt dein Ex zu dir? Hast du noch Gefühle für ihn?“, fragte Dan irritiert.
„Nein, nein. Wir sind seit einem halben Jahr auseinander.“
„Na gut, ich hoffe, du meinst das ehrlich. Auf eine Dreierbeziehung lasse ich mich nämlich nicht ein.“
Dan hatte also unumstößliche Prinzipien, was eine Partnerschaft betraf. Das gefiel ihr an ihm, schließlich wollte sie auch keinen Womanizer mit einer Freundin in jeder Stadt.
Aufgeregt zog sie an dem Trinkhalm, der die alkoholische Flüssigkeit in ihren Mund spülte, ihr wurde plötzlich sehr warm und sie spürte eine leichte Benommenheit.
„Was machst du eigentlich beruflich?“, wollte ihr Verehrer wissen.
„Designerin“, antwortete Haley, wobei sich ein zaghaftes Lächeln auf ihren Lippen abzeichnete.
„Cool! Toller Job!“ rief Dan überrascht, wobei er Haleys kindlich wirkendes Gesicht mit den lebhaften, blaugrünen Augen und den rotblonden Löckchen ringsherum aufmerksam studierte.
„Für welche Firma arbeitest du? Für H&M oder …ähm, vielleicht für Joop?“
„Nein, natürlich nicht“, erwiderte Haley amüsiert. „Ich arbeite für eine Boutique, Madame Jolie.“
„Madame Jolie? Klingt ja lustig! Wie die Schauspielerin.“
Dan hatte Mühe, sein verwegenes Lächeln zu unterdrücken. Die Kleine ist süß, aber ein bisschen naiv, kam ihm in den Sinn.
„Und ist das dein Traumjob, so als Designerin?“
„Ja schon, aber der Trubel bei der Arbeit an einer neuen Kollektion ist Dauerstress pur! Da kann man nicht wie im Büro nachmittags um vier nach Hause gehen!“ ereiferte sie sich.
„Übrigens, was machst du denn beruflich?“, fragte sie ihre Internetbekanntschaft.
„Bin Student und bereite mich gerade auf den Bachelor in Chemie vor.“
„Das hört sich spannend an! Was machst du danach?“
„Weiß ich noch nicht. Vielleicht gehe ich in die Wirtschaft, neue Produkte entwickeln.“
„Ah, welche Art von Produkten? Kosmetik?“ Haley lächelte ihrem Charmeur zu.
„Nein, wahrscheinlich Arzneimittel.“
Galant winkte er die Kellnerin heran und bestellte eine Flasche französischen Champagner. Haley war beeindruckt, dass sich Dan so etwas leisten konnte. Vermutlich hatte er überhaupt nicht so viel Geld und gab alles nur wegen ihr aus.
Im nächsten Moment reichte die Serviererin den beiden zwei Kristallgläser und schenkte ihnen den sprudelnden Champagner ein. Dan zeigte auf sein Glas und nickte Haley zu. Sie hielten sich gegenseitig die Gläser vor den Mund, worauf jeder aus dem Glas des anderen trank. Haley spürte ihren Herzschlag immer stärker. Er war der Richtige, das hatte sie im Gefühl.
„Jetzt bekomme ich aber endlich einen Kuss!“, forderte Dan seine Angebetete auf. „Komm schon, steck mir deine süße Zunge in den Hals!“
Haley küsste seine halb geöffneten Lippen, sie genoss den lieblichen Geschmack seiner Zunge. Alles fühlte sich so wunderbar an, dass sie sich wünschte, dieser Kuss würde nie vergehen. Dan war aufregend, ihn umgab so eine geheimnisvolle Aura.
Das Pärchen kuschelte sich auf den rustikalen Stühlen aneinander, wobei sie sich sehnsüchtig in die Augen blickten.
Mit fortschreitender Stunde drängten sich immer mehr Leute in das kleine Restaurant. Die lebhaften Gespräche übertönten die gedämpfte Musik.
Dan vertiefte sich in Haleys verträumte Blicke, er beobachtete sie, als beide über das gemeinsame Hobby, die Malerei, sprachen.
„Was malst du am liebsten?“, fragte er spontan. „Menschen in edlen Klamotten. Gelegentlich auch Naturstudien. Und du?“
„Ich steh auf Aktmalerei“, entgegnete Dan forsch und lachte Haley unverhohlen an. „Wenn du magst, zeig ich dir ein paar Bilder. Aber dein Gesicht ist natürlich hübscher als das von den Models.“
Verschüchtert schluckte Haley die Komplimente ihres Verehrers hinunter. Die Röte schoss ihr ins Gesicht.
Als die beiden die letzten Tropfen des köstlichen Champagners ausgetrunken hatten, zahlte Dan eilig die Rechnung.
„Mein Auto steht gleich um die Ecke, ich fahr dich nach Hause“, überrumpelte er seine neue Freundin. Verblüfft stieg Haley in den funkelnagelneuen schwarzen Van ein, den ihr Dan nicht ohne Stolz als seinen eigenen präsentierte.
Gewandt fuhr er aus der Parklücke heraus und lenkte das Auto vorsichtig aus der engen Nebenstraße. Er legte einen höheren Gang ein und preschte die stark befahrene Allee entlang. Haley umklammerte mit zittrigen Händen die rote Rose, die ihr Dan geschenkt hatte.
„In welche Richtung soll ich jetzt fahren?“, wollte er von seiner Neuen wissen.
„Stadtauswärts“, erwiderte sie scheu.
„Gut, Süße, aber welche Richtung?“
„Gärten der Welt!“
„Ah, dort wohnst du?“
„Ja, ich wohne sozusagen neben dem Japanischen Garten.“
„Okay, Schätzchen, dann fahren wir jetzt zu dir“, entschied Dan rigoros.
Haley ging das alles zu schnell, aber sie wagte nicht, ihrem neuen Freund zu widersprechen.
Im verblassenden Licht der Abenddämmerung zeichneten sich die schattigen Konturen hochgewachsener Baumwipfel ab, die sich hinter der rötlichen Mauer des Japanischen Gartens erhoben.
Haley lächelte ihren Begleiter verlegen an.
„Wir sind da. Hier bin ich zu Hause.“ Verunsichert zuckte sie mit den Schultern.
Dan blickte auf die Wohnblöcke und Hochhäuser, die sich entlang der Gärten der Welt erstreckten.
„Sieht irgendwie prollig aus mit den tristen Hochhäusern ringsherum“, bemerkte er schroff.
„Ja, findest du?“, erwiderte Haley enttäuscht. „Aber ich liebe die wunderschönen, alten Bäume! Die Wohnblöcke machen mir nichts aus, man gewöhnt sich daran. Außerdem ist der Ausblick ein Traum.“
„Bei mir lebt sich ’s besser,“ erwiderte Dan versnobt. Haley verwirrte dieser plötzliche Sinneswandel.
Sie stieg aus dem auf Hochglanz polierten Van aus und wartete nur darauf, dass Dan zu ihr ‚Leb wohl!‘ sagte und aus ihrem Leben verschwand. Das war ’s! Von wegen ‚prollig‘, so ein Schnösel, dachte sie über ihn.
Zum Abschied schaute sie ihrem vermeintlichen Traummann noch einmal ins sonnengebräunte Gesicht.
„Bye! Bis dann!“, rief sie ihm zu und steuerte auf eines der blauweißen Hochhäuser zu.
„Haley, warte mal!“, rief er ihr überraschend hinterher. Sie verharrte in ihrem hektischen Schritt und drehte sich um.
„Ich meine den Ausblick“, fügte er hinzu. „Ist er wirklich so schön?“
Haley überlegte. Seine Augen strahlten wieder so lieb. Irgendwie konnte sie nicht mehr wütend auf ihn sein. Sollte sie Dan eine zweite Chance geben? Vielleicht hatte er ja seine schroffe Bemerkung gar nicht so böse gemeint.
„Komm doch mit und überzeuge dich selbst!“, lud sie ihn in ihr Zwei-Zimmer-Appartement ein.
Gemeinsam betraten sie den veralteten Fahrstuhl, der an eine übergroße Konservendose erinnerte.
„Welche Etage?“
„Zehnte!“
„Ach, soweit oben?“
„Ja, wegen dem Fernblick!“
Haley sah Dan forschend an, während er den Knopf auf der Tastatur drückte. Mit ihrem Gelächter versuchte sie, die übermäßige Schüchternheit zu überspielen. Nach wenigen Sekunden sprang die Fahrstuhltür auf und entließ die beiden in der zehnten Etage. Haley schloss zügig die Wohnungstür auf, um den schaulustigen Blicken ihrer Nachbarn auszuweichen.
Dan las den Namen vom Klingelschild: „Silberstein. Ist das dein Name?“
„Ja, so ist mein Name. Komm schon rein!“
Haley wartete, bis ihr Verehrer die kleine Wohnung betrat, ehe sie sich selbst durch die Eingangstür schob. Dan zog sich ohne zu zögern die Schuhe aus, stellte sie in dem beengten Flur ab, schnappte sich seinen Rucksack und eilte ins Wohnzimmer.
„Gemütlich hast du ’s hier!“, rief er Haley zu, ließ sich auf der lindgrünen Couch nieder.
Hibbelig fummelte er in seinem Rucksack herum und holte zwei braune Flaschen aus dessen unergründlichen Tiefe.
„Willst du ‘n Bier?“
„Okay, warum nicht“, erwiderte Haley, wobei sie sich neben ihren drei Jahre jüngeren Verehrer auf die Couch setzte und nach der ihr entgegen gestreckten Flasche griff.
Unerwartet sprang Dan auf, warf sich den blauen Rucksack über die Schulter und blickte in Haleys verwunderte Augen.
„Ich muss mal ins Bad, bin gleich wieder da.“
Haley schaute noch immer verblüfft drein.
„Keine Angst, ich muss jetzt nicht aufs Klo, will mich nur ein bisschen frisch machen!“, rief er und rannte in Richtung Flur.
„Es ist die Tür gegenüber dem Eingang“, rief Haley ihrem Lover hinterher.
Im nächsten Moment saß er wieder neben ihr auf der Couch, packte die Bierflasche, prostete ihr zu.
„Auf unser Date!“
Nachdem er die Flasche halb geleert hatte, stellte er diese auf den eichenen Couchtisch.
„Jetzt gib mir noch ‘n Kuss!“, forderte er von seiner Flamme, die noch immer mit ihrer Verwirrung kämpfte.
Bereitwillig ließ sie sich von ihm in die Arme nehmen und näherte sich seinem glühenden Gesicht. Sie spürte die sanfte Zunge zwischen ihre Lippen gleiten und genoss seine Zärtlichkeit, die mehr und mehr zur Leidenschaft entfachte.
„Du schmeckst so gut“, hauchte er.
„Du bist so ein leckeres Mädchen! Ich will dich!“, sagte er, wobei er sanft ihre Brust berührte.
Haley fühlte plötzlich diese Scham innerlich aufsteigen, sie brodelte regelrecht, knallige Röte zeichnete sich auf ihren schmalen Wangen ab.
Nach dem langanhaltenden Kuss und den schmachtenden Worten ihres heißen Verehrers, kam ihr wieder der Balkon in den Sinn. Da könnte er sich ein wenig abkühlen und von seinem Trip herunterkommen.
„Du wolltest doch den Ausblick sehen!“ erinnerte sie Dan, der, von seinen Lustgefühlen völlig aufgewühlt, ihrem Vorschlag widerspruchslos folgte.
„Ja, komm, gehen wir auf den Balkon und schauen uns den Abendhimmel an!“, rief er enthusiastisch.
Haley führte ihren Gast durch das Atelierzimmer, in welchem sie Entwürfe zeichnete und mit Aquarellfarben gestaltete.
Auf dem beigefarbenen Fußboden standen etliche eingerahmte Arbeiten gegen die weiße Wand gelehnt, die sie bisher nicht geschafft hatte, aufzuhängen. Sie liebte es, sich mit ihren Bildern zu umgeben.
„Wow!“, rief Dan beeindruckt. „Hast du die alle gemalt?“
„Ja, das sind alles meine Ideen.“
„Du bist echt kreativ“, sprudelte es aus ihm heraus. In der Ecke entdeckte er eine mit weißem Tuch abgedeckte Nähmaschine.
„Nähst du deine Sachen selbst?“
„Während des Studiums habe ich viele meiner Entwürfe damit ausprobiert. Jetzt nähe ich nur noch selten zu Hause“, antwortete sie ihrem wissbegierigen Romeo.
Sie betraten den gemütlich eingerichteten Balkon, der einen Panoramablick über den Japanischen und Chinesischen Garten offenbarte. Dan setzte sich auf die Sitzbank und wartete darauf, Haley endlich wieder in die Arme zu schließen.
„Komm her, mein Schatz“, befahl er ihr.
Haley setzte sich neben ihren Neuen, der auf die üppige, grüne Landschaft hinunterblickte, die allmählich im rötlichen Dämmerlicht versank.
„Nicht schlecht“, gab er sich gelassen. „Aber die Häuser sind eben …“
Dan suchte nach Worten, die seine Liebste nicht verletzen würden.
„Ähm, langweilig.“
„Okay, du hast ja irgendwie recht, aber die Aussicht ist herrlich, das musst du zugeben!“, gab sie ihrem Verehrer zu bedenken, der sich in der blaugrünen Tiefe ihrer Augen verlor.
„Deine Augen sind herrlich!“
Er spürte, wie seine Erregung bei dem Anblick des Mädchens wuchs.
„Ja wirklich?“, antwortete sie schüchtern.
„Du bist so süß!“
Dan strich behutsam über Haleys schlanke Beine, die unter der engen Jeans im Verborgenen blieben. Seine dunkelbraunen Augen ruhten auf ihrem ebenmäßigen Gesicht.
„Sind wir nun zusammen?“, wollte er plötzlich wissen.
„Ja, schon“, antwortete Haley überrumpelt.
„Das klingt aber nicht sehr überzeugend“, sagte Dan unzufrieden.
Er ließ seine Blicke über den abendlichen Himmel schweifen, an welchem die ersten Sterne erstrahlten. Haley beobachtete ihren neuen Freund, der gedankenverloren in die Ferne schaute.
Überraschend klingelte sein Handy. Hastig zog er es aus der Hosentasche.
„Ja, was gibt ’s? Ach du bist ’s! Ich bin unterwegs, wir können später darüber reden. Also mach ’s gut!“
„Wer war das?“, fragte Haley unangenehm berührt. Der zärtliche Unterton in seiner Stimme war wohl kaum zu überhören gewesen.
„Wieder so ’n Junkie, der sein Zeug nicht bezahlen kann. Die behauptet immer, sie liebt meine Stimme.“
„Welcher Junkie?“, fragte Haley verstört. „Wer ist sie?“
„Das erklär ich dir drinnen, nicht hier auf dem Balkon."
Dan lümmelte sich auf die weichen Polster des übergroßen Bettsofas.
„Süße, setz dich bitte zu mir. Ich kann dir alles erklären“, bat er Haley liebevoll.
„Ist sie deine Freundin?“, fragte sie ihren Neuen.
„Nein, um Himmels willen. Ich sagte doch, sie ist ein Junkie. Die will nur eins von mir.“
„Und was ist das? Sex?“
„Natürlich nicht. Manchmal versucht sie zwar, ihre Schulden im Bett zu begleichen, aber das kann sie gern im Puff machen und nicht bei mir.“
Verwundert betrachtete Haley ihren Lover.
„Schau mich doch nicht so traurig an. Ich schlaf‘ nicht mit ihr, Ehrenwort!“
Dan lächelte seine Angebetete an. War sie etwa eifersüchtig?
„Warum sollte ich auch mit ihr schlafen? Ich habe doch dich! Sie kommt immer zu mir und fragt: Hey Danny, haste mal ’n bisschen Dope?“
„Du handelst damit?“, fragte Haley, wobei sie ihre nervliche Angespanntheit immer mehr fühlte.
„Ja, ich deale halt ab und an.“
„Aber was ist mit deinem Bachelor an der Uni?“
„Das läuft nebenher. Du weißt doch, dass man von den paar Kröten, die man als Student bekommt, nicht leben kann, hast doch vor kurzem selbst studiert. Oder glaubst du, den sauteuren Champagner hab‘ ich davon bezahlt? Ihr hübschen Mädchen wollt immer schick ausgehen und dazu brauchen wir Jungs eben Kohle“, konstatierte Dan.
„Was geschieht mit den Junkies, die ihre Drogen nicht bezahlen?“, hakte Haley aufgekratzt nach.
„Na, die Frauen arbeiten ihre Schulden irgendwo auf Partys ab. Bei Männern sieht es richtig böse aus. Entweder brechen die Typen ihnen die Knochen oder werfen sie irgendwo in einen tiefen See. Das dient zur Abschreckung für die anderen. Wenn du mal einen unangenehmen Zeitgenossen verschwinden lassen willst, sag mir Bescheid“, bot er Haley selbstgerecht seine Hilfe an.
Ihr fiel es unsagbar schwer zu realisieren, auf was für einen Tunichtgut sie sich da eingelassen hatte. Bisher kannte sie nur sein Internetprofil, und da war er der perfekte Junge, sportlich, intelligent, liebevoll, eben ein Traumtyp.
Zwangsläufig dachte sie an Micha, fühlte diese lähmende Angst.
Dan bemerkte, wie intensiv Haley über alles nachdachte. Geistesabwesend sah sie ihn wie einen Fremden an. Vielleicht hatte er zu viel über seine Geschäfte geplaudert.
„Okay, lass uns über etwas Anderes reden“, schlug er vor.
„Nimmst du auch das Zeug?“, griff sie erneut das Thema auf.
„Manchmal schnüffle ich ein wenig“, gab er ehrlich zu.
„Da ist man besser drauf. Willst du mal probieren?“
„Nein danke, darauf kann ich verzichten“, antwortete sie gereizt.
„Aber du als Designerin könntest bestimmt manchmal ‘nen Dope gebrauchen, wenn du bis nachts schuften musst“, versuchte Dan, seine Liebste umzustimmen.
„Ich halte mich mit Kaffee wach, wenn ich bis spät abends im Atelier bin.“
„Also gut Schätzchen, du hast mich überzeugt. Machst du uns einen Kaffee, so zum Wachbleiben?“, lenkte Dan von den Drogen ab.
Haley nickte wohlwollend, eilte in die kleine Küche, die direkt vom Wohnzimmer zu erreichen war. Hastig füllte sie Wasser in den elektrischen Kocher und stellte diesen an. Sie schöpfte mehrere Teelöffel von dem duftenden Kaffeepulver in ihre weiß-goldene Porzellankanne. Anschließend goss sie das sprudelnde, heiße Wasser auf.
„Soll ich dir helfen?“, hörte sie Dan fragen.
„Ist schon gut. Der Kaffee ist fertig“, erwiderte sie und trat im selben Moment aus der Küche. Sie reichte Dan eine Tasse mit dem belebenden Getränk, setzte sich neben ihn, ebenfalls mit einer Tasse in der Hand.
„Der Kaffee schmeckt großartig, lieb von dir“, bedankte er sich brav.
Er schaute sie so innig aus seinen dunkelbraunen Augen an, dass sie alles um sich herum vergaß.
„Süße, du gehörst zu mir!“, säuselte er ihr ins Ohr.
Sie spürte wieder die innere Unruhe, die ihre Leidenschaft immer mehr entflammte. Dieser Mann brachte all ihre Gefühle aus dem Gleichgewicht. Sein schlanker, muskulöser Körper fühlte sich unglaublich an.
Abrupt löste er sich von Haley. Sie schien wie aus einem Traum gerissen.
„Ich geh‘ nur schnell duschen!“, rief er ihr zu, bevor er im Bad verschwand.
Haley lehnte sich auf der gemütlichen Couch zurück, ließ sich von ihren Gedanken treiben.
Bevor sie sich einer weiteren Träumerei hingab, stand Dan splitternackt vor ihr, mit einem verführerischen Lächeln im Gesicht. Auf seinem schwarzbraunen, feuchten Haar funkelten unzählige Wassertropfen. Gelassen betastete er seinen besten Freund, der sich in Vorfreude aufzurichten schien.
Sie hatte ihren Traummann mit nach Hause genommen, also musste sie jetzt alles bis zum Ende durchstehen. Selbstsicher ließ er sich neben ihr auf dem Sofa nieder.
„Jetzt ist Schluss, Süße! Zieh dich endlich aus!“, sagte er energisch.
Ohne Umschweife streifte er ihr das nachtblaue T-Shirt über das Haar und warf es in den benachbarten Sessel.
Haley saß aufrecht im schummrigen Licht des Mondes. Sie beobachtete, wie ihr nackter Lover an ihrer Hose zerrte. Schließlich hatte er es geschafft, sie lag in ihren mitternachtsblauen Spitzendessous neben ihm.
Erregt ließ er seine Hand in ihr Spitzenhöschen gleiten, ertastete behutsam ihren Venushügel. Geschickt öffnete er den BH, so dass ihre zierlichen Brüste aus den Körbchen hopsten.
„Du bist wunderschön!“, entfuhr es ihm, wobei seine Lippen sacht ihre Nippel küssten.
Verlegen strich sie sich die Locken aus dem geröteten Gesicht. Dan schmiegte sich an sie, er verzehrte sich nach ihr. In Ekstase trafen sich ihre Lippen, ihre Zungen verschmolzen zu einem innigen Kuss. Haley spürte, wie sein Glied zwischen ihre Schenkel drängte. Alles kam ihr so unwirklich vor. Sie fühlte, wie er allmählich in sie eindrang. Sie bebte vor Lust.
In der Tiefe ihres Bewusstseins ertönten plötzlich schrille Alarmglocken, die ihr meldeten, dass etwas aus den Fugen geraten war.
Nicht in den wildesten Fantasien hätte sie sich vorgestellt, gleich zum ersten Date mit ihrer Bekanntschaft im Bett zu landen. Sie riss sich von ihrem glühenden Lover los.
„Warte, hast du ein Kondom?“
„Nein, nimmst du nicht die Pille?“, fragte er irritiert.
„Nein, aber das Kondom schützt auch vor anderen Dingen“, erwiderte sie aufgeklärt.
„Wie, denkst du, ich springe gleich mit jeder ins Bett?“, herrschte Dan sie an.
„Nein, das denke ich nicht. Aber ohne tue ich es einfach nicht!“, erwiderte Haley resolut.
„Also, ich schau‘ mir die Frauen genau an, mit denen ich schlafe", fügte Dan verdrießlich hinzu.
„Sorry, sei bitte nicht sauer. Dann tun wir es eben ein anderes Mal, wenn du eins dabeihast“, versuchte Haley, den Schaden zu begrenzen und griente ihren Liebhaber an.
„Wenn du so willst“, entgegnete Dan ernüchtert. Er kuschelte sich an sie, legte seine Arme um ihre Hüften. „Okay, Schatz.“
Haley lächelte erleichtert und schlummerte allmählich in Dans Armen ein.
Kurz bevor die Morgendämmerung hereinbrach, klingelte der Wecker. Dan drehte sich zur Seite, um noch ein wenig zu schlafen.
Seine Liebste erhob sich aus dem Bett, nahm frische Dessous aus dem Schrank und eilte ins Bad, um sich zu duschen.
Danach suchte sie sich zu ihrer Jeans ein passendes Oberteil mit Bolero heraus, zog es an, kämmte ihre verstrubbelten Locken und schminkte sich.
Als sie sich über Dan beugte, um ihn zu wecken, blickte er ihr müde in die Augen.
„Wie spät ist es?“, fragte er.
Eigentlich wollte er vor den Seminaren noch nach Hause fahren.
„Es ist kurz vor halb sechs“, erwiderte Haley, wobei sie ihn lieb anlächelte.
„Ach so spät schon? Da fahre ich wohl besser von hier aus zum Seminar“, änderte Dan seinen Plan.
„Ich mach Frühstück“, sagte Haley und begab sich in die Küche, während sich ihr müder Lover unter der Dusche abseifte, das bordeauxfarbene Poloshirt und die Jeans wieder anzog.
Dan ließ sich den Toast mit Marmelade schmecken, schlürfte den heißen Kaffee.
„Danke für das Frühstück, Süße!“
„Gerne, kein Problem!“
„War schön bei dir“, bemerkte er nach der erquickenden Mahlzeit, küsste sie auf die Wange.
„Schatz, ich muss jetzt gehen!“
Er schwang sich den Rucksack über den Rücken.
„Ich komm mit dir“, entgegnete Haley. „Im Atelier wartet jede Menge Arbeit auf mich.“
Im Fahrstuhl gab Dan seiner Liebsten einen Kuss auf den Mund, strahlte sie verliebt an.
„Wir sehen uns, Süße“, verabschiedete er sich vor dem Hochhaus.
Als Haley aufgekratzt das Atelier betrat, herrschte eine geschäftige Atmosphäre. Das gesamte Team arbeitete fieberhaft an der Sommerkollektion für das kommende Jahr. Einige Kollegen lächelten sie zur Begrüßung an und vertieften sich wieder in ihre Arbeit.
Sie lief geradewegs in ihr Arbeitszimmer, schloss die Tür und setzte sich an den Schreibtisch.
Mit einem Mal wurde ihr die elende Müdigkeit bewusst, die von der Liebesnacht mit Dan herrührte. Positive Gefühle breiteten sich in ihrem Bewusstsein aus, obgleich sie sein Eingeständnis innerlich zerrieb.
Bevor sie mit dem Zeichnen begann, würde sie noch einige Tassen Kaffee trinken und all ihre Zweifel verdrängen müssen.
In der Küche goss sie sich Kaffee ein und tippelte mit dem Pott zurück in ihr Zimmer, um sich unverzüglich an die Arbeit zu machen.
Aus der Sammelmappe nahm sie die unvollendeten Zeichnungen, breitete sie auf dem Schreibtisch aus. Während sie die Bilder kritisch betrachtete, trank sie den Milchkaffee.
Erschöpft beugte sich Haley über die unfertigen Stoffmuster, die sie für die Sommerkollektion entwarf. Neben den unzähligen Blättern mit hauchfeinen Zeichnungen von Rosen, Vergissmeinnicht und Veilchen stand ihre halb ausgeleerte Kaffeetasse.
Die erfrischende Dusche nach der anstrengenden Nacht und die zahlreichen Tassen Kaffee änderten auch nichts an ihrem ausgepowerten Zustand.
Schlaftrunken schaute sie auf die filigran gezeichneten Blütenmuster, die sie später mit Aquarellfarben hauchzart gestalten würde.
Immer wieder dachte sie an Dan, sein verführerisches Lächeln, die strahlenden, dunkelbraunen Augen. Er zog sie unweigerlich in seinen Bann, obwohl sie dagegen ankämpfte. Je länger sie an ihn dachte, umso mehr wurde ihr klar, dass ihre beiden Leben einfach nicht zusammenpassten. Sie liebte ihren Beruf als Mode-Designerin, verwirklichte sich in ihrer Tätigkeit. Er behauptete, an einer Uni immatrikuliert zu sein, ging jedoch zweifelhaften Geschäften nach.
Plötzlich weckte sie eine vertraute Stimme aus der Träumerei.
„Hi, wie geht ’s?“ Fahrig blickte sie zu ihrer Kollegin auf.
„Nicht so besonders. Und dir?“
„Na ja, es geht so. Hör mal, wie weit bist du mit den Stoffmustern?“
„Dafür brauche ich noch ein paar Tage. Und heute komme ich sowieso nicht weiter, ich fühle mich einfach zu kaputt.“
„Ich wollte nicht drängeln, aber wann, denkst du, können wir unsere Entwürfe besprechen?“
„Ist schon gut, Amy. Bis zum nächsten Wochenende bin ich jedenfalls noch beschäftigt. Wahrscheinlich nehme ich mir die Arbeit mit nach Hause. Da habe ich meine Ruhe.“
„Also wird es erst nächste Woche!“, rief Amy, wobei sie ihrer Freundin ins blasse, übermüdete Gesicht blickte.
„Du siehst fertig aus. Geh lieber nach Hause und schlaf dich aus. Ich sag‘ der Chefin, dass du krank bist!“
„Ich weiß nicht, ob das gut ist, wenn ich einfach so verschwinde“, klang Haley verunsichert.
„Ach, Blödsinn, Florentine versteht das schon. Jetzt hau schon ab!“
Amy lächelte ihre Freundin an. Das brünette Haar umschmeichelte ihr jugendliches Gesicht.
„Okay, ich hoffe, dass ich morgen besser drauf bin“, gab Haley nach und packte ihre Entwürfe in die Sammelmappe ein.
Sie schnappte sich ihr dunkelblaues Bolerojäckchen, zog sich dieses über das spitzenverzierte Top, das sie sich am Morgen auf die Schnelle zu ihrer Jeans herausgesucht hatte und verabschiedete sich von ihrer Freundin, die irgendetwas von dem nächtlichen Date erfahren haben musste. Obgleich sie niemals mit jemandem über ihre Liebesbeziehungen sprach, nicht einmal mit ihrer besten Freundin.
„Wir sehen uns, bye!“
Haley verließ das weitläufige Gemeinschaftsatelier, das sich hinter dem Show-Room befand. In Gedanken versunken lief sie an den Schaufenstern vorbei, betrachtete flüchtig die elegant gekleideten Puppen und steuerte auf die Hauptstraße zu, wo sich die Haltestelle der Tram befand.
Eine eintönige Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, während der sie ein wenig dösen konnte, lag noch vor ihr, bevor sie sich auf dem urgemütlichen Sofa ausruhen würde. Später wollte Micha vorbeischauen und ihr bei der Aufhängung der Bilder helfen.
Zu Hause angekommen zog sie sich die lästige Kleidung bis auf die dunkle Spitzenunterwäsche aus, kuschelte sich in eine weiche Decke auf der Couch. Zuvor hatte sie die Balkontür im Atelierzimmer geöffnet, so dass sie das Rauschen der riesigen Bäume und den munteren Singsang der Vögel hörte.
Plötzlich war es da, dieses unbeschreibliche Kribbeln im Bauch, das mit einem sagenhaften Wohlgefühl einherging.
Haley schloss beglückt die Augen und versuchte, ein wenig zu schlafen. Aber die Gedanken flimmerten wild herum, ließen ihr keine Ruhe. Da war wieder Dans unbeschreiblich schönes Lächeln, seine strahlend weißen Zähne und der aufregende Blick seiner mandelförmigen Augen. Sie fühlte seine Umarmung und die sanften Berührungen am ganzen Körper, als ob er nie fortgegangen und noch immer bei ihr wäre.
Am späten Nachmittag klingelte Micha sie aus dem Bett. Hektisch griff sie nach ihren Klamotten, zog die knallenge Jeans und das Top wieder an.
„Hallo, Kleine! Was macht die Kunst?", begrüßte Micha seine Ex, für die er noch immer Gefühle hatte.
„Komm schon rein!“, antwortete Haley, wobei sie zur Seite trat, um ihn mit seinem Handwerkszeug einzulassen.
Micha lief geradewegs ins hintere Zimmer und legte dort sämtliche Utensilien ab, die er zur Aufhängung der Bilder mitgebracht hatte.
„War wohl anstrengend heute, du siehst groggy aus“, sagte er seiner ehemaligen Freundin, die verlegen abwinkte.
„Alles okay, bin nur ein bisschen gestresst.“
„Na wenn ‘s weiter nichts ist. Also dann zeig mir mal, wo die Bilder hinkommen sollen!“
„Eigentlich wollte ich alle hier in diesem Zimmer angebracht haben, aber eins kann auch im Wohnzimmer hängen.“
Geschickt brachte Micha alle Bilder an, ganz gemäß den Wünschen seiner Ex, nachdem er die entsprechenden Löcher in die Wand gebohrt hatte.
Anschließend setzte er sich auf einen Stuhl und betrachtete die fertig angebrachten Aquarelle von hauchdünnen Models in knappen Minis, knackigen Shorts, kombiniert mit Blusen oder Tops.
Ihre Gesichter blickten den Betrachter melancholisch an, als ob sie irgendetwas verletzte. Es schien eine Art Weltschmerz zu sein.
„Möchtest du einen Kaffee?“, unterbrach Haley überraschend seine Gedanken.
„Nein, danke, aber etwas Mineralwasser wäre nicht schlecht.“
Flink lief sie in die Küche und kam in der nächsten Sekunde mit einer Flasche Selters zurück.
„Hab noch welches für dich gefunden. Gott sei Dank!“, sagte sie scherzhaft, überreichte Micha das Sprudelwasser.
Sie schaute ihm neugierig in die tiefgrünen Augen, die ihr so vertraut über die Jahre geworden waren.
„Das ist schön“, antwortete er, wobei er sich um ein ungezwungenes Lächeln bemühte.
„Soll ich dir noch bei irgendetwas helfen?“, fragte er, um seine Verlegenheit zu verdrängen und noch ein wenig Zeit mit seiner Verflossenen zu verbringen.
Er konnte diese Sehnsucht und den damit verbundenen Schmerz nicht einfach so abstellen. Es fiel ihm schwer, sie nicht mehr zu lieben. Stattdessen waren sie jetzt Freunde.
„Im Moment nicht, aber mir fällt schon noch was ein“, erwiderte Haley vergnügt. „Weißt du, ich habe gerade so viel Arbeit mit der nächsten Sommerkollektion.