DAS BÖSE BRINGT DEN TOD - Theo Gitzen - E-Book

DAS BÖSE BRINGT DEN TOD E-Book

Theo Gitzen

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Beschreibung

DAS BÖSE BRINGT DEN TODEin Buch von Theo Gitzen Ein spannender Thriller! Das Buch erzählt die Geschichte einer Bäckerfamilie in einer Zeit von wirtschaftlichem Aufschwung, der Zerstörung durch den Bürgerkrieg und der Flucht in eine fremde Welt. Von Liebe, Leid, Mord und Erpressung und dem Verlust bester Freunde durch skrupellose Gangster, auf der Jagd nach dem Geheimnis der "Magic Pizza" Alles begann in Beirut, dem "Paris des Nahen Ostens". 1970 entwickelte sich Beirut von Tag zu Tag mehr zum Drehkreuz zwischen Europa und dem Nahen Osten und auf den Straßen pulsierte das Leben. Alles war friedlich, bis zu dem Tag als der Bürgerkrieg in Beirut losbrach und das Leben der Pronto Pizza-Bäcker Familie total verändern sollte. Mit einem Mal war alles anders. Alles was sie sich aufgebaut hatten, war mit einem Schlag zerstört. Das Einzige, was ihnen neben dem nackten Leben auf der Flucht vor den skrupellosen Killern blieb, war das Geheimnis um die "Magic" Pronto-Pizza, welches Bassam bestens behütet mit nach Deutschland brachte. Das ihr neues und glückliches Leben eine dramatische Wende nehmen würde, konnte niemand ahnen.

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Theo Gitzen

DAS BÖSE BRINGT DEN TOD

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Die Vorgeschichte

Die Freundschaft

Die erste große Liebe

Die Geburt

Das erste Geschäft

Der Kontakt

Die Freundinnen

Hafa Makhbis

Abanoub

Hans Schmitz us Kölle Zollstock

Tödliche Überfälle

Die Barrikade

Das ungute Gefühl

Bassam „der kleine Hosenscheißer“

Die Eskalation

Der Überfall

Die Hochzeit

Machmuds Männer

Die Schwangerschaft

Die Pronto-Pizza Kette

Das „magische“ Geheimnis

Die Party am Pool

Der heimtückische Überfall im Forsthaus

Bomben auf Beirut

Die Hinrichtung

Die Flucht

Die Rückkehr aus dem Koma

Wie ein Wunder

Die Rache

Dunkle Wolken am Himmel

Bürgerkrieg im Libanon – Ursachen und Verlauf

Impressum neobooks

Die Vorgeschichte

DAS BÖSE BRINGT DEN TODEin Buch von Theo Gitzen

Ein spannender Thriller!

Das Buch erzählt die Geschichte einer Bäckerfamilie in einer Zeit von wirtschaftlichem Aufschwung, der Zerstörung durch den Bürgerkrieg und der Flucht in eine fremde Welt. Von Liebe, Leid, Mord und Erpressung und dem Verlust bester Freunde durch skrupellose Gangster, auf der Jagd nach dem Geheimnis der „Magic Pizza“

Alles begann in Beirut, dem „Paris des Nahen Ostens“.1970 entwickelte sich Beirut von Tag zu Tag mehr zum Drehkreuz zwischen Europa und dem Nahen Osten und auf den Straßen pulsierte das Leben. Alles war friedlich, bis zu dem Tag als der Bürgerkrieg in Beirut losbrach und das Leben der Pronto Pizza-Bäcker Familie total verändern sollte. Mit einem Mal war alles anders. Alles was sie sich aufgebaut hatten, war mit einem Schlag zerstört. Das Einzige, was ihnen neben dem nackten Leben auf der Flucht vor den skrupellosen Killern blieb, war das Geheimnis um die „Magic“ Pronto-Pizza, welches Bassam bestens behütet mit nach Deutschland brachte. Das ihr neues und glückliches Leben eine dramatische Wende nehmen würde, konnte niemand ahnen.

Alle Last, das Böse, was sie aus Beirut bis nach Köln verfolgte, abzuwenden, liegt alleine auf den Schultern der attraktiven Fatima.

Alles begann 1939 in einer kleinen Seitenstraße des Sahat an-Nadschma Platzes inmitten des Zentrums von Beirut.

Es war eine kleine, lebhafte, aber auch schmutzige Straße, die „Mar Antonios“. Viele Häuser waren in sehr schlechtem Zustand und jeder der in dieser Straße wohnte, versuchte sich so gut es ging einzurichten. Es war eine bunte Mischung aus Menschen die in dieser Straße wohnten und Menschen die damit beschäftigt waren ihre kleinen Läden und Werkstätten zu unterhalten, um sich so eine eigene Existenz aufzubauen. Die meisten jedoch lungerten arbeitslos und ohne Perspektive einfach nur herum und warteten darauf, dass Jemand vorbeikommt und ihnen Arbeit gibt.

Das Zentrum der kleinen Straße jedoch war Alis-Kaffeestube.Hier traf sich alles und jeder, der irgendwie auf der Suche nach „Geldverdienen“ war. Der wirkliche Boss jedoch war Machmud, ein 30jähriger, fast hundert Kilo schwerer und immer griesgrimmig dreinschauender Syrer, der vor einigen Jahren mit seinem Familienclan nach Beirut gekommen war. Machmud hatte schnell erkannt, dass er mit der Armut der Leute richtig reich werden konnte. Seinem Familienclan gehörte die halbe Straße und wer hier ein Geschäft machen oder gar aufmachen wollte, musste sich erst das Einverständnis von Machmud einholen.

Machmud kontrollierte in dieser Straße so gut wie alles und jeden. Leuten die ein Geschäft aufmachen wollten, gab er problemlos einen Startkredit, dafür mussten sie jedoch einen nicht unerheblichen Teil ihrer Einnahmen abgeben. Wer keine Arbeit hatte, fand sich bald als „Beschaffer“ für Machmud eingesetzt. Wer dennoch hier lebte und nichts mit Machmud zu tun haben wollte, machte am besten einen großen Bogen um ihn und Alis Kaffeestube. Zu den wenigen, die sich bis dato Machmuds Clan entziehen konnten, gehörten auch Halim und Fadi.

Halim lebte immer noch im Haus seiner Eltern wo er 1933 geboren wurde. An seinen Vater konnte er sich nicht mehr erinnern. Schon früh war er an TBC gestorben. Seine Mutter, Kadisha, verdiente sich ihr Geld mit Nähen für eine kleine Schneiderei am Ende der Straße. Es war ein harter Job und der Schneidermeister war streng. Halim konnte sich noch gut daran erinnern, dass er schon als kleiner Junge für den Schneider Sachen ausgetragen hatte oder seiner Mutter half, Nähgarn auf die Spulen zu wickeln.

Jeder in der Straße kannte den kleinen Halim. Sah er nicht nur mit seinen schwarzen Löckchen und seinen großen Kulleraugen süß aus, er hatte auch die Gabe jeden mit seinem Lächeln, schnell auf seine Seite zu ziehen. Halim streunte jeden Tag, wenn er nicht für Mutter oder den Schneider arbeitete, durch die Geschäfte, setzte sich zu den Erwachsenen und beobachtete alles ganz genau. So lernte er, auch ohne Schule, worauf es im Leben ankommt, um was er einen Bogen zu machen hatte und was ihn weiterbringen würde.

Die Freundschaft

Es war an einem diesigen Tag im September 1939

Halim hatte mal wieder für den Schneider Sachen ausgetragen und anschließend in Alis Kaffeestube seinen Tee getrunken, den ihm Ali jedes Mal gab, weil er zwischendurch die Treppe, die immer voller Sand war, fegte, als plötzlich diese fremde, anders aussehende Frau mit dem kleinen blonden Jungen an der Hand, die Kaffeestube betrat. Halim sah, wie sich alle Männer zu der Frau umdrehten. In einem harschen Ton fragte Ali die Frau

„Was willst du hier“ und noch barscher fügte er hinzu „hier haben Frauen nichts verloren. Mach schnell das du raus- kommst!“.

„Komm“ sagte die Frau zu ihrem Jungen. Und Ohne ein Wort zu verlieren verließen sie die Kaffeestube.

Halim, der das alles beobachtet hatte, stand auf und lief den beiden hinterher. Zu sehr faszinierte in die Frau mit dem kleinen Jungen, als das er hätte sitzen bleiben können.

„Wo wollt ihr hin?“ - fragte er die Frau als er sie erreicht hatte. Der kleine, blonde Junge schaute Halim mit seinen klaren, blauen Augen an.

Lächelte er - fragte sich Halim, als plötzlich die Frau ihm in gebrochenem arabisch antwortete.

„Wir sind auf der Flucht vor den Nazis aus Deutschland, das ist weit weg“.

„Fadi“ – sie blickte auf den kleinen blonden Jungen mit den hellblauen Augen an ihrer Hand – „und ich - wollen weiter nach Palästina. Jetzt brauchen wir aber erst einmal eine Bleibe.Verstehst du?“

Halim verstand – Plötzlich nahm er die Hand der Frau

„Komm mit“ – sagte er.

Verstohlen schaute er immer wieder auf die Hand und in die weißen Gesichter der beiden. Helle Haare und blasse Gesichter hatte er noch nie gesehen. Auch ihre Hand fühlte sich so zart und weich an und die blauen, strahlenden Augen des Jungen faszinierten ihn, hatten doch hier alle nur dunkle Augen. Wortlos gingen sie die Straße hinunter, bis zu der kleinen Schneiderei in der seine Mutter arbeitete. Halim legte seinen Zeigefinger quer über seine Lippen und gab den beiden zu verstehen, dass sie hier auf ihn warten sollen. Dann verschwand er in der Schneiderei. Als seine Mutter ihn bemerkte, deutete er auch ihr an, dass sie leise sein solle. Sie schaute ihn mit großen Augen an. Flüsternd fragte sie Halim- „was ist los mein Sohn?“

„Ist der Meister da?“ Sie schüttelte den Kopf.

Sichtlich erleichtert blickte Halim seine Mutter an.

„Da draußen steht eine Frau mit einem Jungen und braucht ein Bett.“

Kadisha schaute ihren Sohn mit gerunzelter Stirn an.

„Was?“- fragte sie, hatte sie doch keinen blassen Schimmer was Halim mal wieder ausgeheckt hatte. Als dieser sie daraufhin an die Hand nahm und nach Draußen zog. Da standen sie. Eine blonde Frau, mit ihrem blonden kleinen Jungen. Sie schienen zu frösteln und sahen auch ein wenig ängstlich aus. Kadisha wusste nicht so recht wie sie sich verhalten sollte, als die blonde Frau plötzlich die Hand ausstreckte und mit einem Lächeln sagte:

„Ich bin Maria und das ist mein Sohn Fadi. Wir beide kommen aus Deutschland und sind auf der Flucht vor den Nazis. Meinen Mann haben sie noch in Berlin verhaftet und weggeschleppt. Wir konnten gerade noch so mit einem Geschäftsmann, der uns als Frau und Sohn ausgab, aus Berlin fliehen. Joshua, mein Mann“- ergänzte sie - „ist Jude, hat aber mit den Libanesen für eine palästinensische Firma Geschäfte gemacht. Deshalb sprechen wir auch ein wenig Arabisch. Jetzt sind wir auf dem Weg nach Palästina, weil dort sein Onkel wohnt und wir dort in Sicherheit sind“.

Ohne sich umzuschauen, nahm Kadisha Marias Koffer.

„Kommt“ - sagte sie „Ihr könnt erst einmal bei uns wohnen.“ Und an Halim gewandt. „Du wartest hier, bis der Meister wieder da ist, dann sagst du ihm mir wäre nicht gut und ich wäre nach Hause gegangen. Sobald es mir wieder besser gehen würde, käme ich wieder“.

„Hab verstanden- Mama“ - antwortete Halim.

Auf einem Umweg und durch die Fluchtgasse - so nannten sie die kleine Gasse hinter ihrem Haus, betraten sie ohne gesehen zu werden das Haus durch den Hintereingang.

„Entschuldigt“ sagte Kadisha zu Maria, „ich habe noch nicht aufgeräumt und kalt ist es auch noch“.

„Das macht doch nichts“ - antwortete Maria. „Bei mir sieht es normalerweise auch nicht anders aus“.

Beide Frauen lächelten sich an und in ihren Augen war eine wohltuende Sympathie zu sehen. Während Kadisha das Feuer im Ofen anzündete und einen Tee kochte, erzählte ihr Maria ihre Geschichte.

„Erst haben sie Joshuas Eltern, dann seinen Freund und zuletzt auch noch ihn abgeholt und verschleppt. Wir, damit meine ich Fadi und mich, sind dann Hals über Kopf geflohen. Wie es jetzt weiter gehen soll weiß ich auch nicht“.

„Mach dir keine Sorgen“ - sagte Kadisha und goss den Tee in die kleinen Gläser. „Ihr könnt – wenn ihr wollt, erst einmal ein paar Tage hier bei uns bleiben. Schließlich haben wir Platz genug“.Aus den paar Tagen wurden Jahre. Halim und Fadi freundeten sich schnell an. Und Halim führte Fadi bei seinen Freunden und wichtigen „Geschäftspartnern“- so nannte er die Inhaber der Geschäfte, wo er ab und zu half und wo er sich einiges abgucken konnte, ein. Nur um Alis Kaffeestube machte Halim ab jetzt immer einen weiten Bogen, wollte er doch Machmud und seinen lästigen Fragen auf keinen Fall begegnen. Schnell waren Halim und Fadi in der ganzen Gegend als „shukulata-aljuza“ - die Schokoladen-Zwillinge bekannt. Um sie aber noch genauer zu unterscheiden - als hätte man es nicht sehen können, bekamen beide noch einen Zusatznahmen. Halim nannten sie „Alju-mus“ für der „schwarze Zwilling“, und Fadi „Alju-muz“ für der „weiße Zwilling“. Anfangs nervte es sie sehr, doch von Tag zu Tag wuchs ihr Stolz, waren sie doch mittlerweile unzertrennlich und ergänzten sich in allem was sie taten. Sie entwickelten sich nach und nach zu einem perfekten Team. Und was sie nicht mit ihrer Cleverness erreichten, dass erreichten sie mit ihren großen, Kulleraugen.

Die erste große Liebe

Maria und Fadi wohnten nun schon etwas über 10 Jahre bei Kadisha und Halim im Haus. Maria hatte genauso wie auch die beiden Jungen, Arbeit in der nahegelegenen Markthalle gefunden. Es gab zwar nicht viel zu verdienen, aber es war eine schöne Ergänzung zu Marias Gespartem, was sie noch aus Deutschland hatte retten können. Kadisha arbeitete nach wie vor in der kleinen Schneiderei.

Eigentlich war alles in Ordnung. Komischerweise hatte sie auch Machmud in Ruhe gelassen. Bis zu dem Tag, als Halims Hormone begannen verrückt zu spielten.

Sie waren nun beide siebzehn und Halim war ebenso wie auch Fadi mitten in der Pubertät. Hatten sie bis dato nur Jungs interessiert, so schauten sie jetzt doch öfter den Mädels hinterher, die für ihre Familien bzw. ihre Herrschaften einkauften. So auch an einem Tag im Juli, als Halim glaubte im Boden versinken zu müssen. Er war gerade damit beschäftigt, aus einem großen Sack, Kichererbsen in kleinere Säcke umzufüllen, als er diese durchdringend süße Stimme vernahm, die ihn von hinten mit den Worten- „Ich hätte auch gerne eine Tüte voll Erbsen – „Alju-Mus“, direkt ansprach. Erschrocken drehte er sich um und schaute in zwei wunderschöne Mandel-augen. Wie versteinert stand er da, leicht nach Fassung ringend stotterte er- „wo, woher weißt du meinen Namen“.

Sie lächelte ihn mit ihren kleinen Grübchen an.

„Wer kennt den nicht?“- fragte sie zurück.

Halim lief rot an. Sein Herz pochte so stark, dass er glaubte sie könnte es hören. Unentwegt schaute er sie an.

„Willst du mir keine Erbsen abfüllen“- fragte sie ihn und lächelte erneut. Wie in Trance füllte ihr Halim die Erbsen in den mitgebrachten kleinen Eimer.

„Gib schon her - kleiner süßer Alju-Mus“. Dann drückte sie ihm ein Geldstück in die Hand und verschwand.

Fadi der das alles nicht mitbekommen hatte, sah Halim da- stehen als wäre er aus Stein.

„Was ist denn mit dir los? Bist du dem Teufel begegnet oder warum steht dein Mund so weit offen?“

Erst jetzt registrierte Halim, dass sein Mund weit geöffnet war. Schnell schloss er ihn

„Nicht der Teufel- sondern ein Engel in Person ist mir erschienen“.

Seit diesem Tag war Halim wie aufgedreht. Täglich suchten seine Augen die Markthalle ab, doch nirgendwo konnte er sie entdecken. Bis zu dem Tag als sie plötzlich vor ihm stand und ihn mit dem bezauberndsten Lächeln was er jemals gesehen hatte, anschaute und ohne Umschweife fragte- „hast du heute Nachmittag Zeit, kommst du mit an den Strand oder kannst du nicht schwimmen“.

„Äh“- es dauerte eine kleine Weile, bis er ihr antworten konnte. „Klar komme ich! Und dann will ich mal sehen ob du schwimmen kannst“. Beide lachten.

„Hast du sie gesehen“- fragte er Fadi atemlos, der vom Nach-barstand aus mitbekommen hatte, wie sie Halim ansprach und auch ihm war dieses Süße lächeln aufgefallen.

„Klar habe ich sie gesehen“„Und“ – bohrte Halim – „was sagst du“-

„Ein bisschen wenig dran. Dachte du stehst auf kleine Dicke“ – fügte Fadi hinzu. Halim griff in den Sack mit den Kichererbsen und warf Fadi eine Handvoll ins Gesicht. Beide lachten laut.

Halim wusste nicht wie er den Arbeitstag herumgebracht hatte. Eigentlich wusste er gar nichts mehr. Zu sehr war er mit dem Gedanken an das hübsche Mädchen mit den großen Augen und dem süßen Lächeln beschäftigt, als dass er noch an irgendetwas anderes denken konnte.

Auch Halima ging es nicht anders. Nur war sie viel zielstrebiger als Halim. Seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, war ihr Herz in Aufruhr. Auch wenn sie es gegenüber ihrer Schwester Elena nicht zugeben wollte, so war sie doch sehr aufgeregt.

„Er hat soooo süße Augen und ein sooo schönes Stottern. Ich glaube er liebt mich“.

„Du spinnst“ sagte Elena- „woher willst du das jetzt schon wissen, du kennst ihn doch gar nicht“.

„Noch nicht“ lachte Halima- „aber heute Nachmittag!“. „Ich komme mit“ rief Elena- „einer muss ja auf dich aufpassen“.

Das aus dem Aufpassen nichts wurde, lag daran, dass auch Halim nicht alleine zum Strand kam. Halim hatte richtig Bammel allein zum Strand zu gehen. Zu groß war das Risiko, dieses hübsche Mädchen zu verlieren, obwohl er sie ja noch gar nicht besaß. Deshalb hatte er Fadi gefragt ob er mitkommen würde. Was soll ich denn da, auf euch aufpassen und wenn ihr euch küssen wollt, auch noch die Hand dazwischen halten, damit sie nicht schwanger wird. Lachte er.

„Ach komm doch mit. Schließlich sollst du mir sagen was du von ihr hältst“ – bohrte Halim.

„OK- dann lass uns mal losgehen! Sonst machst du dir noch in die Hose vor Nervosität“. - lachte Fadi.

Es war wenig los am Strand. Halima suchte gezielt einen Platz in der hintersten, fast menschenleeren Stelle und breitete ihr Handtuch aus.

„Was willst du denn hier“- fragte Elena- „hier wird er uns nie finden“

„Mach dir mal keine Sorgen. Der findet uns schon“.

Halim und Fadi bogen nach rechts von der Straße ab, zogen ihre Schuhe aus und betraten den Strand. Mach langsam sagte Fadi zu Halim der am liebsten losgerannt wäre. Sonst denkt sie noch du bist hinter ihr her. Das Halim nervös war, konnte Fadi daran erkennen, dass er im Gegensatz zu sonst, ununterbrochen am Reden war.

„Schau mal „- und er deutete mit einem Nicken in Richtung einer jungen Frau – „ist es die,- schau mal da- da liegt sie- Wie sehe ich aus…. bla bla bla.“

Fadi verdrehte die Augen- „man beruhige dich endlich“- sagte er etwas genervt in Richtung Halim.

Sie waren den ganzen Strand abgelaufen, doch nirgendwo lag Halims Traumfrau.

„Komm wir setzen uns da hinten in die Ecke zu den zweien die da liegen. Von dort haben wir einen guten Überblick, falls sie doch noch kommt“.

Halima hatte sich auf den Bauch gedreht und Elena beauftrag Ausschau nach ihrem „Traummann“ zu halten und sie frühge-nug zu warnen, falls er auftauchen sollte. Sie lagen schon fast 20 Minuten in ihren knappen Badeanzügen und ließen sich die Sonne auf die Haut scheinen.

„Wo bleibt der nur“ - fragte Elena.

Ihre Augen waren auf den gutaussehenden blonden Burschen gerichtet, der keine 20m entfernt mit seinem Freund auf dem Handtuch saß und geduldig zuzuhören schien, was sein schein-bar aufgeregter Freund ihm alles erzählte.

Der Wind trieb Gesprächsfetzen herüber … meinst du wirklich sie…. Ach kommt schon…. Ich bin so aufgeregt.

Wie toll sein weißes Haar in der Sonne glänzt. Und was er für eine tolle Figur er hat - dachte Elena und schaute unverhohlen und ohne es zu merken auf Fadi. Der hatte Elena ebenfalls bemerkt und fing seinerseits nun damit an, die Blicke von Elena zu erwidern.

„Und siehst du ihn?“- hörte sie Halima von weither fragen.

„Was- wen“- stotterte Elena ohne einen Blick von Fadi zu lassen.

„Man schläfst du?“ - fragte Halima und richtete sich auf.

Elenas Blick war abgewandt. Langsam folgte Halima diesem und landete automatisch bei Fadi und dem anderen Jungen auf der Decke. Mit einem Mal schien ihr Herz stehen zu bleiben. War der andere Junge, der mit den dunklen Haaren doch ihr „Alju-Mus“.

„Komm“ - da gehen wir jetzt hin, flüsterte sie Elena zu.

Unverzüglich stand sie auf, nahm ihr Badetuch und marschierte schnurstracks auf die beiden jungen Männer zu. Fadi sah wie die hübsche Halima mit schnellen Schritten auf sie zu kam. Noch bevor er Halim warnen konnte, schüttelte Halima wild ihr Handtuch vor beiden aus. Der Sand flog Fadi und auch Halim über Kopf und Körper. Halim drehte sich blitzartig um und wollte gerade einen lauten Fluch aussprechen, als ihm das Wort sprichwörtlich im Halse stecken blieb.

„Du“- stammelte er.

„Ja ich“ - antwortete Halima schnippisch und warf ihre langen schwarzen Locken mit einer bestimmenden Kopfbewegung gekonnt in den Nacken. Sie nickte in Fadis Richtung- „Und wer ist das?“

„Das würde ich auch gerne wissen“ – schloss sich Elena, die mittlerweile neben Halima stand- dieser Frage an.

Halim bekam kein Wort heraus. Seine Augen klebten förmlich an Halima. Wie schön sie ist und wie sexy sie aussieht in ihrem knappen Badeanzug. Und diese Augen.

Fadi lächelte sie an, schaute zu Elena und antwortete, völlig unaufgeregt. „Ich bin Fadi – und das „- er deutete auf Halim, - „ist Halim mein etwas nervöser, aber bester Freund“.

Elenas Augen leuchteten. Nicht nur das Fadi gut aussah mit seinen blauen Augen, hatte sie doch noch nie solche leuchtenden Augen gesehen, die wie Diamanten funkelten, es war vielmehr seine Stimme, die sie sanft und liebevoll zu elektrisieren schien.

„OK – Das ist meine Schwester- äh – Zwillingsschwester Elena und ich bin Halima“.

Fadi lachte laut auf.

„Was lachst du“- fuhr ihn Elena an- „sind wir so lächerlich oder was ist los““.

Fadi prustete – und zeigte mit ausgestreckter Hand abwechselnd auf Halim und dann auf Halima.

„Halim und Halima – ist das nicht süß?“.

Augenblicklich liefen beide knallrot an. Fast schnippisch antwortete Halima

„Fadi und Elena – ist das nicht süß?“.

„Ja das ist süß“ - antwortete Elena und schaute Fadi mit strahlenden Augen an. Wie hübsch sie ist und wie sexy sie in ihrem knappen Badeanzug aussieht- dachte Fadi.

„Nun setzt euch schon“- sagte Fadi und bedeutete Elena sich neben ihn zu setzen. Halima setzte sich zu Halim und es entbran-nte ein lebhaftes- wer bist du, wo kommst du her, wie alt bist du….

Als die ersten informellen Punkte abgehakt waren, begann das, was zwischen Teenagern üblich ist. Fadi flüsterte mit Elena und Halim mit Halima. Und je näher man sich kam, umso weiter rückten beide Paare auseinander.

Es war ein langer Nachmittag und langsam tauchte die Sonne ins Meer um der Nacht Platz zu machen.

Es traf beide wie ein Donnerschlag, als Halima sagte, wir müssen jetzt aber los, schließlich waren ihre Hände doch gerade im Begriff sich zu berühren.

„Sehen wir uns wieder“ - Fragte Halim Halima

„Nö“ – antwortete Elena für Halima, warf, ähnlich wie vorhin Halima auch, ihre braunen Locken in den Nacken und schaute demonstrativ mit erhobenem Kopf in die andere Richtung.„nur in der Markthalle“- ergänzte Halima.

Beide, sowohl Fadi als auch Halim schauten verdutzt drein und machten ein richtig bedröppeltes Gesicht.

Sie trauten ihren Ohren nicht. Da standen zwei wahre Engel- wie aus einem Ei. Schlank und bildschön und gaben ihnen, den „Königen des Viertels“ einen Korb!

Elena und Halima schauten sich ernst an, als sie plötzlich, prust-end in ein lautes Lachen fielen.

„Natürlich sehen wir uns wieder- jeden Mittwoch hier an diesem Platz“ - sagte Halima.

Beide warfen den Jungs eine Kusshand zu und liefen albernd und lachend zurück in die Stadt.

Die Jungs saßen noch lange am Strand und tauschten ihre Erlebnisse, wie sie das immer getan hatten, aus.

„Bist du verliebt?“ - fragte Fadi Halim nickte. Sein ganzer Körper schien zu kribbeln „Ja“ - das bin ich. „Ich auch- und wie“

Für vier junge Menschen war es die wohl längste Nacht ihres Lebens. Aufgewühlt und voller schöner Gedanken und erotisch prickelnder Gefühle lagen sie wach und malten sich die schönsten Dinge aus, die man zu zweit nur machen kann.

„Was ist los mit euch“ - fragte Maria Halim eines Tages beim Abendessen - und Fadi zugewandt - „Irgendwas stimmt mit euch nicht“.

Es konnte nichts Schlimmes sein, denn die Jungs hatten dieses verschmitzte Lächeln im Gesicht, was sie immer hatten, wenn sie etwas ausheckten.

„Siehst du das nicht- Maria?“- fragte Kadisha - und mit einem ebensolchen verschmitzten Grinsen fügte sie hinzu – „verliebt sind sie!“

Wie vom Blitz getroffen liefen beide knallrot an.

„Stimmt das“ – Maria schaute abwechselnd von einem zum anderen.

„Ja sind wir“ – gestanden beide etwas kleinlaut, während ihre Augen strahlten, wie die aufgehende Sonne es nicht hätte besser machen können.

„Oh Gott“ – Maria schaute Kadisha an. Und mit einem verschmitzten Lächeln fügte sie hinzu – „da steht uns ja noch einiges bevor!“.

„Wer sind denn die beiden“ - fragte Kadisha mit einem ernsten Blick auf die beiden Jungs.

Wie aus der Pistole geschossen antworteten beide gleichzeitig – „Halima und Elena“.

„Oh Gott“ - stöhnte nun auch Maria. Das scheint eine ernstere Sache zu sein. „Glaub ich auch“ bestätigte Kadisha Marias Worte.

Fadi und Halim erzählten ihren Müttern nun ausführlich wann und wo sie die beiden Mädchen kennengelernt hatten und wer sie sind und wo sie herkommen. Als es darum ging wie weit sie schon miteinander währen, fingen beide an zu schwärmen und erzählten vom ersten Kuss und dass sie sich immer heimlich am Strand oder auch in der Markthalle hinter dem großen Berg mit den Kichererbsen trafen.

„OK“- sagte Kadisha mit einem leichten Grinsen.- „Das reicht- sonst dreht ihr noch am Rad“.

„Also – ich schlage vor, ihr stellt uns die beiden vor und dann könnt ihr euch immer hier treffen und braucht euch nicht zu verstecken. – Bist du damit einverstanden?“ – fragte sie Maria.

Maria nickte. – „Ja das ist besser so“.

Erinnerte sie sich doch noch zu genau, wie umständlich und gefährlich es war, als sie ihren Joshua kennen und lieben gelernt hatte und wie sie sich das erste Mal in diesem dunklen und feuchten Keller geliebt hatten.

Schon am nächsten Tag erzählten Halim und Fadi aufgeregt ihren Freundinnen von dem Angebot ihrer Mütter, sich, wann immer sie wollten, bei ihnen im Haus zu treffen.

„Aber nur, wenn nichts „schweinisches passiert“ – sagte Elena und schaute die beiden mit einem ernsten Blick an.

Beide senkten gelichzeitig, demütig und schüttelnd ihre Köpfe. „Nein – niemals – versprochen“.

Ja- ja, dass kennen wir. Erst einmal alles versprechen und dann, wenn die Mäuse, damit meinte sie Halima und sie, in der Falle sind, dann gibt es kein Entrinnen mehr.

Fadi – sog tief die Luft ein

„Also – so etwas“ – sagte er mit einem, für alle erschreckend bestimmenden Tonfall, dass den beiden Mädels die Unterkiefer nach unten klappen ließ, „Komm Halim! Mit Mädels die solch eine Erfahrung haben, wollen wir nichts zu tun haben“.

Für Sekunden herrschte bedröppeltes Schweigen.

Dann schienen die Zwillingsschwestern und auch Halim kapiert zu haben, dass Fadi eine exzellente Retourkutsche gestartet hatte.

Es folgte ein schallendes Gelächter und die Paare neckten, kniffen und umarmten sich. Und ihre Herzen schienen so laut zu schlagen, dass jeder von ihnen glaubte, der andere könne es hören.

Die Geburt

Das Haus in dem sie wohnten war groß. Eigentlich viel zu groß. Es hatte 8 Zimmer, eine Küche, ein Wohn- und Esszimmer sowie einen schönen großen Innenhof mit einem kleinen Olivenbaum in der Mitte. Ihr Großvater hatte das Haus kurz nach dem ersten Weltkrieg mit seinen Brüdern aufgebaut. Beirut war damals eine noch relativ kleine Stadt am Mittelmeer

Alle in der Familie lebten vom Fischfang. Bis 1930 die halbe Familie starb, als ihr kleines Fischerboot im Sturm unterging. Nur die hochschwangere Kadisha und ihre Mutter, die sich zu diesem Zeitpunkt zu Hause aufhielten, blieben von dem Unglück verschont. Kadisha’s Mutter litt an starkem Asthma und war kaum mehr in der Lage das Haus zu verlassen. Kadisha fand einen Job bei einem Schneider am Ende der Straße und übernahm die Rolle des Vaters und ihres Ehemanns. Drei Monate nach der Geburt von Halim starb ihre Mutter. Seitdem lebte sie allein mit ihrem kleinen Halim in diesem Haus, bis Maria und Fadi auftauchten.

„Oh – ist das groß“ – bemerkte Halima erstaunt, als sie und Elena das erste Mal Halims Haus betraten. Fadi hatte sie, damit die Nachbarn nichts mitbekamen, durch die kleine Gasse, die früher dazu diente, die ausgenommenen Fische schneller zum Markt transportieren zu können zum Haus gebracht. Seitdem niemand mehr zur See fuhr, benutzten Fadi und Halim die Gasse nur noch, wenn sie sich unbemerkt aus- und ins Haus schleichen wollten. Halim zeigte den Frauen sein und Fadis Zimmer, sowie den Innenhof, während Fadi für alle einen Tee kochte.

„Und deine - ich meine - eure Mütter haben nichts dagegen, wenn wir euch hier treffen“- fragte Elena.

„Nein“- und beide schüttelten gleichzeitig die Köpfe. „Und wir dürfen wirklich mit auf eure Zimmer“- fragte Halima. „Ja – aber nur wenn ihr“– und er holte tief Luft.

Elena war wie immer ungeduldig „Wenn wir was“- fragte sie fordernd.

„Nur, wenn ihr auch richtig unanständig seid“.

„Du Schuft“ - rief Halima und warf Halim ein Kissen an den Kopf.

„Komm“ - sagte Elena und nahm Fadis Hand. „Ich will mal sehen ob ich das kann“. Sie grinste frech und ihre Augen fingen an zu strahlen.

„Was“ frug Fadi. „Unanständig sein“ lachte Elena, nahm Fadis Hand und zog ihn in Richtung seines Zimmers.

Halim und Halima saßen wie versteinert auf ihren Stühlen. Nach ein paar Sekunden nickten sie aber fast gleichzeitig mit ihren Köpfen in Richtung Halims Zimmer und verschwanden durch die Tür in Halims Zimmer.

Es war merkwürdig still, als Kadisha das Haus betrat. Wo waren die alle? Sonst saßen sie doch schon alle am Tisch und warteten sehnsüchtig aufs Essen.

„Verdammt ruhig“ - hörte sie Maria aus dem tiefen Sessel im Wohnzimmer sagen.

„Man hast du mich erschreckt“

„Psst“ – Maria hielt ihren Zeigefinger vor ihre Lippen und deutete mit dem Daumen ihrer anderen Hand in Richtung Decke.

„Was ist los?“ - flüsterte nun auch Kadisha-

„Ich glaube unsere Jungs haben Besuch“.

Kadisha schossen die Tränen in die Augen, erinnerte sie sich doch an ihre erste große Liebe.

Maria schaute Kadisha an„Komm“ – sie breitete ihre Arme aus und zog Kadisha an ihre Schulter.

„Musst nicht weinen. Bald kochen andere für sie und auch für uns“. –fügte sie mit einem Lächeln hinzu.

Obwohl Halim und Halima sich schon geküsst und auch des Öftern zärtlich berührt hatten, so nahe wie jetzt wahren sie sich noch nicht gekommen. Mit der Tür, die hinter ihnen ins Schloss gefallen war, war auch ihre Schüchternheit schlag-artig verflogen. Halima küsste Halim und zog ihn aufs Bett.

„Komm ich zeige dir jetzt wie ungezogen ich sein kann“, hauchte sie ihm lustvoll ins Ohr und biss gleichzeitig hinein.

„Aua – das nennst du Liebe“.

Halima schaute ihn mit funkelnden Augen an und ihre Lippen waren leicht geöffnet. Langsam öffnete sie ihre Bluse, nahm Halims Hand und führte sie an ihre Brüste. Halim sah auf Halimas kleinen, sexy Brüste und die zarten Knospen, die durch das späte Nachmittagslicht leichte Schatten warfen und ihre Brüste wie die Hügel einer Düne wirken ließen.

Halima spürte Halims Erregung. Und obwohl es sehr warm war und ihre Körper glühten, zog Halima die Decke über ihre Köpfe und mit feuchten Lippen flüsterte sie in sein Ohr – „Lieb mich“.

Elena saß aufrecht auf Fadis Bett – Ihre Ohren waren in Richtung der Wand, zu dem Zimmer in dem ihre Schwester und Halim verschwunden waren, gerichtet.

„Psst“ – flüsterte sie. Fadi sah Elena an. Wie schön sie war. Ihre Locken umspielten ihre Schultern und der Rock gab ihre schlanken, schier endlos wirkenden Beine frei.

„Komm“ - sagte er. „Irgendwann werden wir erfahren was da jetzt passiert. Und wie schlecht wäre es, wenn wir dann sagen müssten, dass hier nichts passiert ist.“

Elena schaute Fadi an. „Du Schuft!“. Sie nahm das Kissen und schlug damit Richtung Fadi. Der packte sie und zog sie zu sich herunter.

Beide küssten sich leidenschaftlich und während Fadi Elenas Bluse aufknöpfte, zog Elena die Decke über ihre Köpfe und beide Versanken in einem Sturm der Leidenschaft.

„Was meinst du“ - fragte Kadisha Maria. „Soll ich mal hochgehen und klopfen?“

„Untersteh dich. Da dürfen wir jetzt auf keinen Fall stören“.

„Und wenn die Kinder machen“- gab Kadisha zu bedenken

„Dann werden es süße Kinder der Liebe und nicht einer Zwangshochzeit“ - antwortete Maria.

Es dämmerte schon, als Halim und Halima Hand in Hand die Küche betraten.

Halimas Blick war klar. Ihre Augen schienen vor Glück zu strahlen. Sie war weder nervös, den beiden älteren Frauen gegenüber zu stehen, noch hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie soeben mit Halim geschlafen hatte. Anders Halim. Sein Blick war gesenkt und irgendwie schien ihn sein schlechtes Gewissen zu plagen.

Ohne ein Wort zu sagen, stand Kadisha auf und nahm Halima in ihre Arme. Ein warmes, mütterliches Gefühl durchströmte ihren Körper. Augenblicklich wusste sie, dass Halima die „Richtige“ für ihren Halim ist.

Schweigend saßen sie sich so gegenüber und fixierten sich. Auch Maria spürte eine starke Zuneigung zu Halima. Ein tolles Mädchen und wie hübsch sie ist- dachte Maria. Eine gewisse Zufriedenheit erfüllte sie. Sicherlich ist ihre Schwester genauso hübsch wie Halima. Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als plötzlich eine Tür knarrte und ein lautes Kichern zu hören war. Fadis Haare waren völlig verschwitzt und seine Lippen zerbissen. Auch Elenas Haare waren nass und Strähnen hingen ihr über die strahlenden Augen. Als wenn niemand anderes in der Küche wäre, kabelten und neckten sich beide und hatten nur Augen für sich.

„Hmm-hmm -hmm“- hüstelte Halim künstlich.

„Ups“ - entfuhr es Elena. Sie schaute langsam in die Runde und dann zu Fadi.

„Deine Mama?“

„Ja die da mit dem blonden Haar“- und er wies auf Maria.

Elena ging auf Maria zu, streckt ihr ihr die Hand entgegen „Elena – die neue Freundin ihres Sohnes“.

„Wie neue Freundin?“- fuhr Fadi dazwischen„Sie ist die erste“ und an Maria gerichtet „Mama- das kannst du mir glauben“. „Und hoffentlich auch die letzte“ - ergänzte Maria.

Alle mussten laut lachen.

Halima und Elena stellten sich den beiden Müttern vor und erzählten, dass sie bei ihren Großeltern wohnen und sie ihren Vater nicht kennen würden. Oma und Opa haben nie von ihm erzählt. Ihre Mutter sei im Wochenbett kurz nach ihrer Geburt gestorben und seitdem lebten sie bei Oma und Opa. Sie versorgten sich gegenseitig und beide würden bei einer Arztfamilie im Haushalt arbeiten.

Schon ein paar Wochen später machten sich Kadisha und Maria auf, um mit Elenas und Halimas Opa und Oma zu sprechen und sie zu bitten, einer Hochzeit mit ihren Jungs zuzustimmen.

Die beiden alten Herrschaften waren fantastisch. Nicht nur, dass sie ihren „Mädchen“ wie sie sie nannten, keine Steine in den Weg legen wollten, Sie waren glücklich, dass es ihnen nicht so ging wie ihrer Tochter, die von einem Verwandten vergewaltigt und geschwängert wurde und dann vor lauter Scham nicht mehr weiterleben wollte.

Es war eine schöne, aber auch bescheidene Hochzeit der vier.Die beiden Zwillingsschwestern sahen in ihren langen, weißen Kleidern mit den hübschen Schleiern, wie Elfen aus dem Märchenland aus. Aber auch die Jungs hatten sich in Schale geschmissen und trugen die, von Kadisha maßgeschneiderten Anzüge, samt einer übergroßen Fliege, stolz zur Schau.

„Sehen sie nicht zauberhaft aus?“ – fragte Kadisha Maria und tupfte sich gleichzeitig ein paar Tränchen aus den Augen.

„Ihr dürft euch jetzt küssen“ – rief Maria den vieren zu, als sie sich das Ja-Wort gegeben hatten.

Es wurde ein langer Abend – und eine noch längere Nacht. (wenigstens für die vier)

Neun Monate später, (1953) brachte Halima die Zwillinge „Jasin und Fatima“ und ein Jahr später „Junis“ als drittes Kind und noch im gleichen Jahr, auch Elena ihre Tochter „Leila“, zur Welt.

Das erste Geschäft

„Was suchst du eigentlich?“ - fragte Halima ihren irgendwie nervös wirkenden Ehemann Halim. „Nichts-Schatz“.

„Nichts gibt’s nicht. Ich sehe doch das du nach irgendetwas suchst. Ist es vielleicht das hier?“

Sie hielt ihm ein Bündel Geldscheine, die sie sich als Ersparnis aus den kürzlich erhaltenen Hochzeitsgeschenken zur Seite gelegt hatten, vor die Nase.

Er schaute abwechselnd auf das Geld in ihrer Hand und in ihr Gesicht. Es stand nichts Gutes darin. Es war der gleiche durchdringende Blick den sie immer aufsetzte, wenn sie mit etwas nicht zufrieden war. Er mochte diesen Blick nicht. Es war ihm immer wieder unangenehm und er fühlte sich jedes Mal ertappt und in die Enge getrieben.

Obwohl sie erst kurz verheiratet waren, kannte Halima ihren Mann sehr gut. Sie spürte genau, wenn etwas im Argen lag. Auch wenn es ihr hinterher immer Leid tat ihn so in die Enge zu treiben bis er mit der Wahrheit herausrückte, so liebte sie diese kleinen Momente der Macht, die sie mit diesem, ihrem zwingenden Blick erhielt.

Sie wedelte provokant mit dem Geldbündel vor seiner Nase hin und her und warf ihren Kopf in den Nacken.

„Also – was ist los?“

„Warum brauchst du das Geld? - und was hast du damit vor?“ -fragte sie barsch. Geschickt verstärkte sie ihren „bösen“ Blick um ihn noch mehr in die Defensive zu drängen.

„Los raus damit!“

Halim kannte die Situation zu genau und sah keine Möglichkeit sich irgendwie aus dieser Situation zu befreien. Ein leichtes Stöhnen drang über seine Lippen und mit einem tiefen Seufzer begann er ihr sein Vorhaben zu schildern.

„Also - du weißt die Zeiten sind schlecht letzte Woche haben Fadi und ich unsere Arbeit in der Markthalle verloren, weil diese geschlossen und eine neue in Majidiye gebaut werden soll. Die suchen zwar Bauarbeiter, aber das sind wir ja nicht. Und deshalb haben wir uns überlegt einen kleinen Krämerladen aufzu-machen.“

Mit geöffnetem Mund, einem verängstigten Blick und in Erwart-ung einer wahren Explosion, wartete er auf ihre Antwort.

„Was wollt ihr? - einen Krämerladen aufmachen- wie soll das denn bitteschön gehen?“ Sie war sichtlich erregt.

Halim suchte nach Erklärungen, die sie überzeugen sollten in das Vorhaben einzustimmen.

„Äh- wir haben gedacht, - äh- dass die Bauarbeiter und deren Familien ja etwas zum Leben brauchen und -äh- wenn wir auch noch Brot backen dann könnte das ein gutes Geschäft werden“.

Er holte tief Luft und setzte zum nächsten -ÄH- an, als sie ihn schroff unterbrach.

„Was…“ Oh Gott dachte er. Jetzt ist alles aus. Am liebsten würde er jetzt weglaufen. „… für eine geniale Idee!“

Für einen Moment war es totenstill. Hatte er richtig gehört? Hatte sie „genial“ gesagt? Er hielt die Luft an. Sein Blick war gesenkt und er wartete darauf, dass sie ihn jetzt mit Vorwürfen überhäufen würde. Sie beugte sich über ihn und nahm seinen Kopf in beide Hände. Für einen kurzen Augenblick dachte Halim, dass sie ihm nun auch noch den Kopf abreißen wolle.

„Liebling! - das ist die beste Idee die du je hattest. Sie ist einfach genial“.

Sie küsste ihn auf Stirn, die Wangen, drückte ihn endlos. Nachdem der Sturm ihrer Begeisterung ein wenig abgeebbt war, schaute er sie mit großen Augen an und fragte vorsichtig.„Meinst du wirklich, dass das eine gute Idee ist?“

„Ja mein Schatz! Du brauchst keine Angst haben“. Und mit einem verschmitzten Grinsen fügte sie noch hinzu

„Ich bin doch kein Teufel“.

Sie nahm seine Hand. Komm lass uns schnell zu Fadi laufen und ihm sagen das wir dabei sind. Noch am gleichen Abend beschlossen sie zusammen mit Fadi und seiner Frau Elena schon nächste Woche mit dem Projekt zu starten. Sie und Halim geben ihr Hochzeitsgeld als Startkapital und die gleiche Summe, die Fadi und seine Frau als Erspartes hatten, sollte falls das Projekt nicht läuft, für beide Familien als Sicherheit da sein.

Es war ein guter Plan!

HA-FA Makhbiz, so sollte sie heißen, die neue Firma.

„Ha“ für Halim und „Fa“ für Fadi und „Makhbiz“ für Bäckerei.

„Und wo eröffnen wir unseren Laden?“ - fragte Elena.

„Hier- hier bei uns im Haus“ - antwortete Halima und ergänzend fügte sie hinzu:

„Wir bauen einfach unten um. Schließlich brauchen wir den großen, Fisch-Schlitz-Raum nicht mehr“.

Fisch-Schlitz-Raum war ihre Art, den Raum zu bezeichnen, in dem ihre Eltern und auch Großeltern, als sie noch Fischer waren, ihre Fische ausnahmen.

„Das ist nicht teuer und wir brauchen auch keine Miete und auch kein Bakschisch an Machmud und seine syrische Groß-familie abführen“.

Alle waren einverstanden. Nach und nach wurde der Laden hergerichtet, Waren eingekauft und auch ein kleiner Backofen für das Brotbacken angeschafft. Ein großes Rolltor um den Eingang zu verschließen. war das teuerste, was sie anschaffen mussten. Am Ende hatten sogar noch ein wenig Geld übrig.

Während die Frauen sich um die Organisation und den Verkauf kümmerten, gingen die Männer auf die Märkte um Waren zu kaufen, standen in der Backstube und belieferten Bauarbeiter im ganzen Viertel. Die Geschäfte liefen gut. Zumal im Laufe der folgenden Jahre immer mehr Ausländer nach Beirut zogen um sich dort geschäftlich niederzulassen.

-:-

Beirut entwickelte sich schnell zu einer pulsierenden Großstadt. Anfang der 1970er war Beirut zum Dreh- und Angelpunkt für Geschäfte aller Art geworden und erhielt den Beinamen „Paris des Nahen Osten“. Mit dem Geschäftsleben, hielt auch das gesellige Leben immer mehr Einzug in Beirut. Fast täglich öffneten Bars, Diskotheken, Restaurants, Kinos und auch Theater und Museen ihre Tore und boten Jedermann etwas zum Leben.

Christen verkehrten und handelten mit Sunniten, Schiiten, Muslimen und allen Andersgläubigen und auch das Zusammen-leben zwischen Araber, Europäern und Amerikanern war friedlich und unproblematisch. Nur die konservativen unter ihnen sahen ein nahendes „Sodom und Gomorra“.

Das sie recht behalten sollten ahnte zu diesem Zeitpunkt niemand. Im Laufe der Zeit war aus Halim und Fadis Krämer-laden ein florierender großer Laden geworden.

Wohlbehütet wuchsen die drei Kinder in dieser „Großfamilie“ aus Bäckern, Krämern und Verkäufern auf.

Fatima und Leila waren schon immer die kleinen Lieblinge in der Familie und auch der ganzen Straße. Nicht nur dass sie putzig aussahen mit ihren langen Zöpfen, sie hatten auch diese hübschen Mandelaugen, von ihren Müttern geerbt, mit denen sie ganz bewusst jeden quasi um den Finger wickeln konnten. Sie waren die kleinen „Prinzessinnen“ und das wussten sie genau.

Jasin und Junis hingegen wurden schon früh in das Geschäft eingebunden und mussten fast jeden Tag, neben der Schule, auch fleißig im Betrieb der Eltern mithelfen.

Während Jasin, sich mit der Arbeit im elterlichen Betrieb sehr wohl fühlte, zog es Junis immer mehr nach draußen in die Stadt. War er doch lieber mit den Broten unterwegs als in der Backstube zu stehen. Seine Lieblingskunden waren jedoch die „Deutschen“ die sich mit ihren Stahlerzeugnissen für das Baugewerbe in Beirut niedergelassen hatten.

Der Kontakt

Junis war mittlerweile neunzehn Jahre alt, als er an diesem heißen Tag im August 1970, wie fast jeden Tag zuvor, das frisch gebackenes Brot zum Hotel „Sacheli“ brachte, wo viele Deutsche wohnten.

Völlig in Gedanken, an die vielen, gut gekleideten Gäste, die er in der Hotellobby beobachtet hatte, verloren, lief er mit seinem leeren Korb die Treppe vom Hotel zu seinem Fahrrad hinunter und rempelte einen Mann an, der dort stand und sich scheinbar angeregt mit seiner Frau unterhielt.

„Blödmann - kannst du nicht aufpassen“ – schnauzte ihn der gut gekleidete Mann an. Es waren nicht die ersten Worte die er auf Deutsch hörte. Auch wenn er mit „Blödmann“ nichts anfangen konnte, so merkte er doch, dass dies wohl nichts Gutes war. Die gut gekleidete, blonde Frau hingegen sagte nichts. Sie taxierte Junis, der wie angewurzelt dort stand, ganz langsam von oben bis unten. Er wollte sich entschuldigen, aber außer einem sorr… kam ihm nichts über die Lippen. Seine Augen klebten an dieser sehr gut gekleideten, eleganten und wunderschönen Frau. Die blonde Frau sprach kurz und scheinbar eindringlich mit dem (ihrem?) Mann. Der nickte abfällig und klopfte seinen Anzug ab. Jetzt drehte sich die Frau wieder zu Junis um, der immer noch wie aus Stein gemeißelt dastand und nicht in der Lage war sich zu bewegen.

„Kannst du mich verstehen“ - fragte sie auf Deutsch und nach-dem er keine Reaktion zeigte, fragte sie ihn erneut auf Englisch.

“Do you speak English?”

Wie in Trance antwortete er – “Yes”.

“Very good! Please come to this hotel tomorrow and ask for Miss Brigitte Wellmann from Germany”. Gleichzeitig schob sie ihm eine Visitenkarte in die Hand. „OK?“

Junis nickte! Brigitte drehte sich um und verschwand im Hotel. Er war wie aufgedreht. Hatte die halbe Nacht nicht schlafen können. Irgendetwas in ihm spielte verrückt. Sie, diese blonde, fremde Schönheit ging ihm nicht aus dem Kopf. Doch insgeheim sagte er sich; sicherlich ist sie mit diesem Lackaffen verheiratet und hat eh kein Auge für dich. Als er am nächsten Tag im Hotel nach Brigitte aus Germany fragte, wurde er gebeten, in der Lobby Platz zu nehmen. Noch nie hatte er eine solch feudale Umgebung aus einem Sessel heraus in Ruhe betrachten können. Wurde er doch sonst, wenn er seine Brote lieferte, immer am Empfang bedient. Er beobachtet Männer in Anzügen mit Ledertaschen, Frauen in tollen, farbigen Kleidern mit hohen Stöckelschuhen und reichlich Schmuck um den Hals. Was für eine feudale Gesellschaft. Insgeheim wünschte er sich nichts sehnlicher als dazu zu gehören.

“Hello, nice that you have followed my invitation” - hörte er die Stimme hinter sich. Erschrocken drehte er sich um. Sie war noch hübscher und aufregender als gestern. Sein Blick fiel auf ihre langen, schlanken Beine, die in hohen Stöckelschuhen steckten und erst am Rocksaum, der ihre Knie bedeckte, endeten. Der Gedanke, wo sie wirklich enden würden, ließ ihn fast ohnmächtig werden.

Brigitte, die seine abtastenden Blicke förmlich auf ihrem Körper spürte, was sie keineswegs als unangenehm empfand, streckte ihm mit einem leichten Lächeln um die Mundwinkel ihre Hand entgegen.

„Ich bin Brigitte Wellmann und die Sekretärin von GK-Cologne aus Köln.-Germany. GK steht für Groß-Küchen“ - ergänzte sie.

Ein wenig irritiert von diesem jungen Mann, der sie so unver-hohlen, ja fast ausziehend anschaute, kam sie jedoch ohne Umschweife direkt zur Sache.

„Wir sind eine deutsche Firma und vertreiben Großküchen und Küchengeräte weltweit. Jetzt starten wir auch mit einer Filiale in Beirut. Dazu brauchen wir einen Mann der sich auskennt und uns zu vielen Firmen, Hotels und Speiseein-richtungen als Dolmetscher und Fremdenführer begleitet“. - ist das was für sie?“ - fragte Brigitte Junis nachdem sie ihre Firma beschrieben hatte. „Wir zahlen 500 DM, das sind so ca. 300 $/pro Monat“. -überlegen sie es sich – wenn ja, dann geht’s ab Übermorgen los. Sie finden mich hier im Hotel“. Gab ihm die Hand - und wie sie gekommen war, so verschwand sie auch wieder.

Junis hatte zwar nur die Hälfte verstanden, aber sein Entschluss stand fest. Er würde sein Leben ändern. Er würde ab jetzt keine Brote mehr ausfahren.

Und da war noch etwas – „Brigitte“

Brigitte wusste- Junis würde für sie arbeiten. Aber nicht nur, dass sie ihn als Kontaktmann brauchten, irgendwie fand sie diesen Junis hübsch und seine Augen wirkten an- und aus- ziehend zugleich und irritierten sie ein wenig.

Was sie jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte, es sollte der Beginn einer intensiven Liebe werden.

Die Freundinnen

Die Familien standen eng zusammen und verstanden sich ausge-zeichnet. Während Halim und Fadi sich vorrangig um den Aufbau ihres Geschäftes kümmerten, versorgten die beiden Frauen Halima und Elena nicht nur den Haushalt, sondern übernahmen auch die Erziehung ihrer Kinder. Wovon allein Halim und Halima mit den Zwillingen „Jasin und Fatima“ und dem Nachzügler „Junis“, insgesamt drei beitrugen, während Fadi und Elena mit „Leila“ nur eine Tochter zur Welt gebracht hatten.

Fatima und Leila waren wie Schwestern. Sie waren nicht nur gleich alt, sie hatten auch immer nur Blödsinn im Kopf. So erzählten sie Kunden, denen sie das frisch gebackene Brot auslieferten, das sie damit dreimal um die Moschee in Minet ee-Mosn gelaufen seien und es nun geweiht sei und glücklich mache. Oder sie schickten ihre Freundinnen zum Schweizer Käseladen um sieben Käselöcher zu kaufen. Dass die Freundinnen sich dann regelmäßig mit einer großen, schweren und verschlossenen Holzkiste voller „NICHTS“ abquälten, um sie in die Bäckerei zu bringen, lag zum einen daran, dass sie Fadi und den Besitzer der Käserei mit ihrem kindlichen Charme um den Finger gewickelt und beide quasi zu Komplizen gemacht hatten. Das lag aber nur daran, dass diese ebenfalls einen riesigen Spaß hatten, die anderen Kinder hinters Licht zu führen. Auch jetzt im Alter von neunzehn Jahren besaßen sie immer noch den Schelm in ihren Augen und ihr Lächeln hatte nicht an Kraft verloren.

Jasin hingegen war ein sehr ruhiger und bescheidener Junge. Er erledigte seine Aufgaben, die ihm seine Eltern oder auch Fadi auftrugen, mit viel Hingabe und einem unendlichen Eifer. Während er sich mit seiner Schwester des Öfteren heftig stritt, verstand er sich mit Leila komischerweise sehr gut. Sie nörgelte nie an ihm herum und half ihm auch immer, wenn er mal in Verzug mit seinen Aufgaben war. Irgendwie suchten sie immer die Nähe des anderen. Und so wurde aus einer Kinderfreund-schaft echte Liebe.

Drei Jahre zuvor, steckten Jasin und Leila mitten in der Pubertät. Ohne es zu begreifen, entwickelte sich bei beiden ein immer stärker werdender Wunsch den anderen zu berühren und auch zu küssen. Aber keiner traute sich den ersten Schritt zu machen.

Bis zu dem Tag, als beide Elternpaare einen Termin bei einem großen Makler bezüglich einer Geschäftserweiterung hatten.