Die Seitensprung Millionärin - Theo Gitzen - E-Book

Die Seitensprung Millionärin E-Book

Theo Gitzen

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Beschreibung

DIE SEITENSPRUNG-MILLIONÄRIN ... oder „Bis dass der Tod uns scheidet“ – was leider nicht immer funktioniert! Tamara, zweimal verheiratet, zweimal geschieden und jetzt Millionärin. Das Buch erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die von der ewigen Liebe träumt. Doch fünf Jahre nach ihrer Hochzeit ist die Ehe am Ende. Als dann auch noch Leo, ein neuer Arbeitskollege in ihr Leben tritt, ändert sich vieles. Tamara reicht die Scheidung ein und beschließt, ihr Leben rigoros zu ändern. Knall auf Fall verlässt sie die Firma und beginnt ein neues, geheimnisvolles und aufregendes Leben.

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Die Seitensprung-Millionärin

oder

„Bis dass der Tod euch scheidet“ Funktioniert leider nicht immer

Eine (fast) wahre Geschichte

von Theo Gitzen

INHALTSVERZEICHNIS Die Seitensprung-Millionärin

Etwas Lustiges vorweg Kapitel 1Fremdgehen -Wie peinlich ist das denn? Kapitel 2 Die erste große Liebe Kapitel 3 „Bis dass der Tod euch scheidet“ zum 1. Kapitel 4 LEO – zum ersten Kapitel 5 Willkommen im Club der „Ehebrecherinnen“ Kapitel 6 LEO – zum zweiten Kapitel 7 Charly Kapitel 8 „Bis dass der Tod euch scheidet“ zum 2. Kapitel 9 LEO – zum dritten und letzten Mal Kapitel 10 Tamaras Offenbarung Kapitel 11 bye bye my love

Etwas Lustiges hinterher

Die Seitensprung-MillionärinEine (fast) wahre Geschichte von Theo Gitzen

Oder besser noch:Eine kleine Anleitung für alle Frauen die schon einmal mit einem Seitensprung geliebäugelt haben oder auch mitten in einem stecken. Damit sie ihn aber nicht hinterher oder gar zwischendurch etwa fürchterlich bereuen, erzählt der Autor die (fast) wahre Geschichte der Tamara B.

Tamara hat scheinbar alles richtig gemacht!Sie hat all ihren Mut zusammengenommen und den Schritt in ein neues Leben gewagt. Dass dies, rückwirkend betrachtet die beste Entscheidung ihres Lebens sein sollte, zeigt das Ergebnis. Tamara ist heute glücklich, wohlhabend und absolut unabhängig. Sie erzählte mir ihre Geschichte damit ich sie weitergebe an all die Frauen, die etwas in ihrem Leben verändern wollen um dem tristen Einerlei in der Beziehung (Ehe) zu entfliehen.Ihre Botschaft: „Bis dass der Tod euch scheidet“ einfach mal zu überdenken.

Beginnen will ich Tamaras Geschichte mit zwei netten Witzen zum Thema Seitensprung, die ein wenig widerspiegeln sollen, was so alles um uns herum geschieht oder geschehen könnte. Und dass ein klein wenig davon auch in jedem Nachbarn, Freund, Freundin Bruder Schwester, Papa oder auch Mama stecken könnte. Natürlich haben wir persönlich damit nichts am Hut! Oder? Denn ein Seitensprung kommt für uns nicht in Frage. Oder etwa doch?

Wie auch immer. WITZ Nr.1

Ein jung verheiratetes Ehepaar wohnt in einem Hochhaus zusammen mit 34 anderen Miet-Parteien. Es ist ein regnerischer Sonntag und beide liegen zusammen im Bett und wollen sich vergnügen. Als sie merkt, dass er nicht bei der Sache ist, fragt sie ihn besorgt was er denn habe, dass es nicht klappen will. „Ich kann mich nicht konzentrieren“, antwortet er. Ich mache mir die ganze Zeit schon Gedanken, wer die Frau in unserm Hause sein soll, die noch nicht mit dem neuen, verdammt gutaussehenden Mann aus der 3.Etage geschlafen hat.

Sie überlegt eine Weile -„Das kann doch nur die Frau Schmitz aus der 5. sein!“

WITZ Nr. 2

Die hübsche Nachbarin Karin nutzt die Gelegenheit, dass ihr Mann schon zur Arbeit ist und vergnügt sich mit seinem besten Freund im ehelichen Schlafzimmer. Als plötzlich ihr Mann im Schlafzimmer auftaucht, verlässt sie fluchtartig und splitterfasernackt den Raum um sich im Ankleidezimmer einzuschließen.

Wutentbrannt greift der gehörnte Ehemann in die Nachttischschublade, nimmt zwei Duellierpistolen heraus und reicht eine davon seinem Freund mit den Worten „ Du oder ich“. Daraufhin antwortet dieser: Ist sie das wert? Ich schlage vor wir schießen beide in die Luft und lassen uns dann fallen. Und zu wem sie als erstes läuft der soll sie haben. Der gehörnte Ehemann willigt ein und beide schießen in die Luft um sich dann sofort auf den Boden fallen zu lassen und tot zu stellen.

Es dauert auch nur wenige Sekunden da öffnet die Frau die Tür, rennt zum ersten, springt über ihn, rennt zum zweiten, springt über ihn, öffnet den Schlafzimmerschrank und ruft:

„Kannst rauskommen Paul – sind beide tot.“

Was lehren uns diese beiden lustig und dennoch irgendwie wahren Witze?

Wer mit einem Seitensprung oder gar einem festen Verhältnis liebäugelt, der sollte bedenken, dass die Ursachen oft in der Vergangenheit liegen und der Seitensprung oft nur eine Flucht aus der Tristesse des Alltags ist.

Wer es dennoch wagt, sollte sich im Klaren sein, dass nach dem ersten Schritt alles anders wird. Denn ab jetzt sind Gewissen, Verlangen und Leichtsinn stets drei gemeinsame Verbündete.

Nur wenn alle „Drei“ perfekt zusammenwirken, kann ein Seitensprung so manche Beziehung retten oder auch zu einer dauerhaften Beziehung werden.

Wenn jedoch einer dieser „Drei“ Partner plötzlich nicht mehr mitspielt, dann kann es schnell zum Verhängnis wie in „Eine verhängnisvolle Affäre“ mit Michael Douglas und Glenn Close kommen. Und aus einem anfänglich kleinen Seitensprung wird ein großes (Ehe)-Drama.

Wie man die „Drei“ aber richtig koordiniert, das erzählt nun die Geschichte der Tamara B.

Kapitel 1Fremdgehen - Wie peinlich ist das denn?

„Musst du mir das antun? Was denkst du dir eigentlich dabei?“, dröhnte es wieder aus dem Nachbarhaus durch das geöffnete Fenster an Tamaras Ohr, die gerade in ihrem Zimmer auf dem Bett lag und in der aktuellen BRAVO blätterte. Genervt stand Tamara auf, schloss das Fenster und setzte sich die Kopfhörer auf, um mit ihrer Lieblingsband, den Backstreet Boys, dieses „Gekeife“, wie sie es nannte, zu übertönen.

Sie konnte es nicht mehr hören. Jeden Tag hatten sich ihre Nachbarn, der dicke Willi und seine schlanke, schon etwas angegraute Elli in der Wolle und fetzten sich solange bis entweder er oder sie das Haus mit einem lauten Zuschlagen der Haustür verließ. Um dann aber nach genau 45 Minuten, solange dauerte der Spaziergang, um das Dorf wieder vor der Tür zu stehen. An manchen Tagen ging alles gut und es herrschte Ruhe. Aber oft ging es danach wieder los und dann verließ der andere das Haus, um seine sprichwörtliche Runde zu drehen. So auch an diesem Tag. Selbst durch die Kopfhörer konnte sie hören, wie Elli die Tür hinter sich zuknallte, um entschlossen und wutentbrannt ihre Runde zu drehen. Und wie immer folgte dem Türknallen, wenn sie ging, dann der laute, fast schon kreischende Nachruf: Dann hau doch ab du Schlampe! Kannst dich ja bei deinem Liebhaber einnisten! Und wenn er ging, dann rief sie ihm hinterher: Geh zu deinem Flittchen und werde glücklich. Dann kann sie dir ja die Socken und deine beschissenen Unterhosen waschen! Von ihrem Zimmer aus konnte Tamara dann auch sehen, wie sich die anderen, ach so ehrenwerten Nachbarn hinter ihren Vorhängen versteckten, um dann am nächsten Tag mit: Weißt du schon das Neueste von den Schmitzens ..., sich den Mund mit den ebenfalls neugierigen Moralaposteln aus der Nachbarschaft den Mund fusselig zu reden. Diese Heuchler, dachte Tamara, hatte sie doch oft genug mitbekommen, wie gerade die „brave“ Elke von schräg gegen-über sich heimlich mit dem Paketzusteller abknutschte, wenn dieser mal wieder gerade dann ein Paket ablieferte, wenn Elkes Mann Bernd zur Arbeit war. Manchmal kam es vor, dass der Paketzusteller etwas länger blieb, um dann, wie Tamara, wenn sie sich ein wenig aus dem Fenster lehnte und so einen Blick auf die Dachterrasse von Elke hatte sehen konnte, wie die beiden einen schnellen Quickie schoben. Meistens jedoch blieb es bei dem flüchtigen Kuss und Elke verließ kurze Zeit später aufgedonnert das Haus, um schnell mit ihrer Familienkutsche wegzufahren und dann genau eine Stunde später, bevor die beiden Kinder aus der Schule nach Hause kamen, wieder zurückzukehren, um für sie das Essen zu kochen.

Tamara war mit ihren gerade 16 Jahren mitten in der Pubertät. Alles, was irgendwie mit Männern, Sex, Liebe und all dem Kram zu tun hatte, war ihr äußerst peinlich. Sie wollte mit all dem nichts am Hut haben. Aber egal was sie auch anstellte, überall wurde sie mit diesen peinlichen Dingen konfrontiert. Nicht nur das sie jeden Tag sich die peinlichen Spielchen der Nachbarn anschauen musste, auch fingen ihre Freundinnen damit an, sich heimlich mit Jungs zu treffen und mit diesen rumzumachen, wie sie es nannte. So richtig peinlich und schockierend wurde es aber für sie an dem Tag, als sie früher von der Schule nach Hause gekommen war, weil mal wieder der Musikunterricht ausgefallen und kein Ersatz für den jungen Musiklehrer aufzutreiben war. Da um diese Zeit meistens keiner zu Hause war, verkroch sie sich mit der neuesten BRAVO auf ihr Zimmer, um darin zu stöbern und sich die neuesten Tipps von Dr. Sommer rund um die Fragen anderer pubertierender Jungs und Mädchen durchzulesen. Schließlich spürte sie indirekt, wie sich einiges in ihrem Körper zu verändern schien und wie auch bei ihr so langsam das Interesse an Jungs auflebte.

Auch wenn sie sich das noch nicht so richtig zugestand, aber blieben noch vor Kurzem ihre Blicke mehr bei den Geschichten rund um Mädchen, Pferde und Idolen hängen, so wechselte ihr Interesse langsam und die Berichte und Anmerkungen von Dr. Sommer wurden zusehend spannender. Aber am liebsten las sie die wunderbaren und herzerwärmenden Storys um Stars und Sternchen, Prinzen und Prinzessinnen in den typischen Frauenzeitschriften, die ihre Mutter immer aus der Bäckerei, wo sie vormittags arbeitete, mitbrachte, wenn diese durch neue ersetzt wurden. Neuerdings fielen ihr diese auch beim Friseur oder beim Frauenarzt, wo sie ihre Mutter vor ein paar Wochen hingeschleppt hatte, weil sie ja jetzt doch langsam eine Frau werde, auf. Tamara fühlte sich immer so richtig wohl, wenn sie eintauchen konnte in die wundervolle, harmonische Welt dieser immer toll aussehenden und glücklich wirkenden Menschen.

Sie lag auf ihrem Bett und las fasziniert in der aktuellen BRAVO. ... es ist ganz normal, dass bei jungen Menschen im Alter von 13 bis 16 Jahren die ersten Härchen auf dem Körper zu sehen sind. Meistens beginnt es in den Achselhöhlen und im ... als plötzlich die Haustür laut zugeschlagen wurde und sie förmlich aus ihrem wichtigen Informationsbericht von Dr. Sommer riss. Neugierig und ganz leise schlich sie sich an ihre halb offenstehende Zimmertür, um nachzusehen wer da ins Haus gekommen war. Tamara konnte kaum atmen, schlug ihr Herz doch rasend vor Angst. Schließlich konnte das weder ihr Vater, der ja auf der Arbeit im Chemiewerk war, noch ihre Mutter, die vormittags in der Bäckerei arbeitete, sein. Blitzschnell kombinierte sie, dass es sich nur um einen Einbrecher handeln konnte, was ihr Herzrasen noch verstärkte. Neugierig schob sie ihren Kopf durch den Türspalt, um zu schauen ob er der Einbrecher schon die Treppe heraufkommen würde, um sich dann schnell einzuschließen und um Hilfe zu rufen. Mit Verwunderung sah sie jedoch, wie eine Frau ihren Mantel über dem Treppengeländer ablegte.

„Und du glaubst wirklich, dass wir ungestört sind?“, hörte sie eine tiefe männliche Stimme etwas ängstlich fragen. „Mach dir keine Sorgen Schatz. Hier sind wir die nächsten zwei Stunden ungestört! Gerda und Hans sind arbeiten und die kleine Tamara ist in der Schule.“

Wie vom Blitz getroffen durchfuhr Tamara die Erkenntnis, das sind Tante Bettina und Heinrich Bergmann, der Vater von Luise, ihrer besten Freundin. Ihr blieb förmlich die Spucke weg. Wie peinlich ist das denn. Ihre ach so biedere Lieblingstante mit einem anderen Mann und dann noch hier bei ihr im Haus.

„Komm“, hörte sie Bettina sagen und registrierte, dass sich beide in Richtung des elterlichen Schlafzimmers bewegten.

Erst als sie hörte, dass sich die Tür des Schlafzimmers schloss, traute sich Tamara, obwohl sie höllische Angst hatte, entdeckt zu werden, ganz langsam die Treppe hinunter um dann an der Tür des Schlafzimmers zu lauschen. Tamara hielt die Luft an und presste ihr Ohr vorsichtig an die Tür. Für einen Augenblick hatte sie die Befürchtung, dass man das laute Pochen ihres Herzens durch die Tür hören könnte.

„Komm - zier dich nicht so, hier sind wir ungestört und ich will dich spüren – jetzt sofort!“, flüsterte Bettina mit einem auffordernden Unterton.

Tamara hielt die Luft an und presste ihr Ohr vorsichtig an die Tür. Für einen Augenblick hatte sie die Befürchtung, dass man das laute Pochen ihres Herzens durch die Tür hören könnte. Sie war schockiert! Da lag doch ihre Lieblingstante nackt auf dem Bett und wedelte Heinrich mit ihrem Slip zu, während sie mit der anderen Hand auf die Matratze schlug und ihn aufforderte zu ihr zu kommen. Fast wäre Tamara ein lautes Lachen über die Lippen gekommen, sah es doch so aus, als würde sie einem kleinen Hund befehlen, „sitz“ zu machen. Das Lachen jedoch blieb ihr schlagartig im Halse stecken und wandelte sich augenblicklich in pure Angst, als Heinrich sich umdrehte und zur Tür kam. Oh Gott - er hat mich entdeckt fuhr es Tamara durch den Kopf. Bestimmt wird er mich jetzt umbringen. Vor lauter Angst bekam sie nicht wirklich mit wie Pascal zu Bettina sagte: „Ich schließ lieber mal ab, sicher ist sicher.“

Tamara zitterte am ganzen Körper, und erst als dieses peinliche Gestöhne an ihr Ohr drang, rappelte sie sich auf, schlich die Treppe ebenso leise wieder hinauf, wie sie auch herunter gegangen war, um sich dann in ihrem Zimmer einzuschließen. Für sie stand fest. Sie würde nie mit anderen Männern rum-machen so wie die Nachbarin und nun auch Tante Bettina. Sie würde sich den Mann „fürs Leben“ suchen und dann mit ihm 100 Jahre alt werden und mindestens drei Kinder und viele, viele Enkelkinder haben. Und wenn er jemals auf die Idee kommen würde, sie zu betrügen, dann würde sie ihm den ... abschneiden! Tamara, die sich ihre Kopfhörer übergezogen und die Musik voll aufgedreht hatte, weil sie dieses peinliche Gestöhne nicht hören wollte, hatte nicht mitbekommen, das Bettina und Pascal das Haus mittlerweile verlassen hatten. Erst als ihre Mutter an ihre Tür klopfte, wurde sie aus ihren intensiven Gedanken an die Nachbarn, ihre heuchlerische Tante Bettina und diesem Miststück von Pascal, dem Vater von Luise, erlöst. Ob Mutter darüber Bescheid wusste, was ihre Schwester hier trieb, wenn sie nicht da war? Sie würde sie zur Rede stellen, wenn sich die Gelegenheit ergäbe. Jetzt wollte sie erst einmal nichts mehr davon hören. Tamara schloss widerwillig die Tür zu ihrem Zimmer auf und ließ ihre Mutter eintreten.

Was ist denn los? Wieso bist du schon hier und warum schließt du dich ein? Und, und, und ... Tamara beantwortete all ihre Fragen wie durch einen Schleier. Sie wollte nur noch raus.

Einige Tage später

Tamara, die gerade von der Schule kam, hatte sich schon den ganzen Tag so richtig auf das leckere Mittagessen Omas „Flinsen“ gefreut. Flinsen das waren leckere Pfannkuchen mit Nutella. Sie liebte diese speziell nach dem Rezept der Oma gemachten Pfannkuchen. Umso verwunderter war sie, als nicht nur ihre Mutter am Küchentisch, sondern auch ihre Tante Bettina saßen und sich scheinbar intensiv unterhielten. Sie konnte gerade noch sehen, wie Bettina schnell versuchte, den Slip, den ihr ihre Mutter gegeben hatte, in ihrer Handtasche zu verstauen. Auch wenn Tamara geahnt hatte, dass ihre Mutter über das Verhältnis ihrer Schwester Bescheid wusste, so war sie doch jetzt nicht nur schockiert, sondern total enttäuscht. Gerade ihre Mutter, die immer treu zur Familie stand und die für sie eine wahre Wächterin von Sitte und Moral darstellte, deckte ihre Schwester, die ihren Mann nach allen Regeln der Kunst hinterging und betrog. Aber das Schlimmste war, dass sie auch noch ihr Ehebett, wo sie Tamara gezeugt wurde, für dieses frevelhafte Treiben zur Verfügung stellte. Ohne ein Wort zu sagen, geschweige denn die beiden auch nur eines Blickes zu würdigen, schlenderte Tamara seelenruhig an ihnen vorbei in Richtung des elterlichen Schlafzimmers um dann leise dreimal an die Tür zu klopfen, aber ohne sie jedoch zu öffnen.

„Kannst dich wieder ausziehen! Mama kommt gleich auch noch zu dir!“ Dann kannst du ja mit beiden vergnügt in Papas Bett weitervögeln.

Wie aus dem Nichts schlug die flache Hand in ihr Gesicht und verursachte einen brennenden Schmerz. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ließ sie ihre Mutter einfach stehen, drehte sich um und verließ das Haus. Für Tamara war nun auch das letzte Bisschen Ehrfurcht vor ihrer Mutter und Tante verloren gegangen. Und obwohl ihre Mutter immer wieder versuchte, sie zu einem Gespräch zu überreden um den Sachverhalt zu klären, dauerte es Wochen, bis Tamara bereit war, sich ihre Version der Dinge anzuhören. Tante Bettina mied jeglichen Kontakt zu Tamara. War sie sich doch nicht sicher, ob diese ihr kleines Geheimnis für sich behalten würde. Die Einzigen die von der ganzen Sache nie erfuhren, waren ihr Onkel und ihr Vater. Tamara zog sich mehr und mehr zurück. Das lag nicht nur an der Enttäuschung, die sie mit ihrer Tante und auch ihrer Mutter erlebt hatte, sondern auch an ihren frühreifen Freundinnen, die scheinbar nichts anderes mehr im Kopf hatten als mit Jungs rumzumachen. Und obwohl ihre Mutter ihr beteuerte, dass sie nie mit einem anderen Mann ein Verhältnis hatte, geschweige denn ins Bett gegangen ist, blieb bei Tamara ein fader Beigeschmack haften. Für sie waren ab sofort alle mit Vorsicht zu genießen. Erst Monate später als sie ihre Periode bekam und die damit verbundenen Leiden ersten Leiden überstanden hatte, spürte auch sie des Öfteren dieses Gefühl von Verlangen. Laut der BRAVO und Dr. Sommer war sie jetzt eine Frau und geschlechtsreif. Während ihre Freundinnen schon mit den ersten Liebeserlebnissen prahlten, hielt sie sich noch zurück und konzentrierte sich ausschließlich auf das Erreichen des Abiturs.

Kapitel 2 Die erste große Liebe

Es war ein rauschendes Fest. Die Aula platzte aus allen Nähten und es herrschte ein lautes Stimmengewirr, welches die kleine Schülerband um Längen übertönte. Tamara war stolz wie Oskar. Hatte doch sie ihr Abi eine der Besten mit 1,1 geschafft. Nachdem sie ihre Urkunde erhalten hatte und der feierliche, offizielle Teil beendet war, verabschiedeten sich ihr Vater und ihre Mutter mit Tränen in den Augen. Auch Tante Bettina und ihr Mann waren anwesende und gratulierten von Herzen. Tamara mochte es noch nie im Mittelpunkt zu stehen und diese „Lobhudeleien“ über sich ergehen lassen zu müssen. Umso froher war sie nun, dass alle Familienmitglieder verschwunden und sie endlich unter ihres „Gleichen“ waren. Es war ein Abiball, wie ihn auch schöner „Hollywood“ nicht hätte inszenieren können. Alle sahen toll aus in ihren Anzügen und Kleidern und irgendwie wirkten sie alle anders als sonst. Reifer und eleganter und dennoch ausgelassene Teenager. Tamara hatte sich mit ihren Freundinnen abgestimmt und alle hatten sie enganliegende Hotpants an, die durch einen weiten, langen Wickelrock verdeckt waren. Und nur wenn beim Tanz oder auf dem Hocker die Rockenden auseinanderklafften, konnte man diese und die langen Beine der Mädels, die zudem noch in hochhackigen Pumps steckten, sehen. Das und auch die hauchzarten, weit aufgeknöpften Blusen taten ihr Übriges und ließen die Blicke der Jungs unruhig werden. Tamara hatte sich anfangs noch gegen die Idee der Freundinnen, sich so aufzudonnern, ausgesprochen, doch nun, nach ein paar Schlucken aus dem Sektglas, gefiel es ihr, dass sich die Jungs quasi um sie drängten und sie immer wieder zum Tanz aufforderten. Aber je später der Abend, desto aufdringlicher wurden manche Jungs und einige wollten sogar mit ihr nach draußen verschwinden um dann „rumzumachen“, wie sie es nannte. Als sie sich dann irgendwann mit dem coolen David einließ und im Foyer anfing rumzuknutschen und dieser scheinbar die Kontrolle zu verlieren schien und ihr zwischen die Beine faste, fielen ihr schlagartig die „Nachbarinnen“ und Tante Bettina ein, die nichts anderes im Sinne hatten als rumzuhuren. Nein - so wollte sie auf keinen Fall sein und auch nicht werden. Beherzt stieß sie David von sich, rückte ihren Rock zurecht und ging schnurstracks, nicht ohne noch zu hören, was für eine Schlampe sie sei, zurück in den großen Saal. Dass sie dabei David noch den berühmten Mittelfinger zeigte, sei nur am Rande erwähnt. Von ihren Freundinnen war nichts mehr zu sehen. Scheinbar waren alle schon irgendwo in den Hecken am Rummachen. Egal - sagte sich Tamara und ging schnurstracks an die Bar, um sich noch einen letzten Caipirinha zu genehmigen, bevor sie nach Hause gehen würde. Na schönes Kind, was darfs denn sein sprach sie der gutaussehende Kellner von hinter der Theke aus an. Einen Caipirinha mit viel Calchassa bitte.

„Ist der nicht ein wenig zu stark für dich?“, fragte eine sanfte und wohlklingende Stimme von rechts hinter ihr, als sie gerade kräftig an dem Strohhalm sog. Tamara hätte sich um ein Haar verschluckt. War sie doch mit ihren Gedanken bei diesem David und dass sie sich um ein Haar mit ihm eingelassen hätte. Leicht hustend drehte sie sich in Richtung der Stimme, die sie so erschrocken hatte um.

„Bern ... äh Bernhard“ kam es leise und ein wenig stotternd über ihre Lippen als sie den schlaksigen Jungen aus der Parallelklasse erkannte.

„Ja – und du bist Tamara, die Unnahbare. Stimmt’s?“

Tamara schaute Bernhard von oben bis unten an.

„Wieso Unnahbare?“

„Nun – so nennen sie Dich. Liegt wohl daran das du nicht mit jeden rummachst, so wie deine Freundinnen.“

„Ach – und jetzt willst du die Unnahbare knacken“, sagte Tamara. Und ihre Stimme klang wie eine Mischung aus Verachtung und Vorsicht!

„Nein, erwiderte Bernhard. Ich wollte nur meine Ruhe und bin deshalb an die Bar um mir noch einen Absacker zu genehmigen, bevor ich nach Hause gehe.“

Für einen kleinen Moment war Tamara wirklich überrascht. Hatte sie doch nach dem Erlebnis mit David auch jetzt mit einem plumpen Anmachversuch gerechnet. Aber dass es scheinbar nicht so war und dass dieser Bernhard eigentlich genauso zurückhaltend war wie sie, imponierte ihr mächtig. Unverhohlen taxierte sie ihn von Kopf bis Fuß. Er war ihr schon ein paar Mal über den Weg gelaufen, doch nie aufgefallen. Warum eigentlich stellte sie sich die Frage. Der sieht doch gut aus und ist auch nicht fett oder gar so ein aufgedunsener Fitnessheini. Und im Gegensatz zu manch anderem wirkte er auch viel reifer und nicht so kindisch. Irgendetwas faszinierte sie an ihm. Noch jedoch konnte sie nicht genau sagen, was es war, dass sie so unruhig werden ließ. Das es etwas Tieferes war, das sollte sich erst Wochen später herausstellen. Tamara hatte sich genauso wie auch Bernhard, obwohl sie davon nichts wusste, bei dem ortsansässigen Chemieriesen auf Drängen ihres Vaters auf eine Lehrstelle als Chemielaborantin beworben. Chemielaboranten sind etwas ganz besonderes, tragen weiße Kittel und verdienen eine Stange Geld, hatte er gesagt und sie mit zum Personalbüro geschleppt, wo sie dann direkt ihre Bewerbungsunterlagen ausfüllte und dort abgab. Um die Zeit zu überbrücken und sich ein wenig Geld für ihren Führerschein zu verdienen, machte sie ein Langzeitpraktikum im örtlichen Reisebüro. Es war eine schöne Zeit. Zweimal schickte sie ihr Chef auf eine sogenannte Expedienten-Reise nach Mallorca, um sich dort umzuschauen und die vom Reiseveranstalter angeboten Hotels zu begutachten und später Kunden von der Qualität der Hotels zu berichten. Eigentlich gefiel ihr dieser Job sehr gut. Reiseverkehrskaufmann hörte sich ja auch nicht schlecht an. Zudem kam man ganz schön in der Welt herum. Aber am liebsten hätte sie die Bewerbung bei der Chemiefirma wieder rückgängig gemacht, wenn sie bloß nicht so eine Angst davor gehabt hätte, ihren Vater zu enttäuschen. Dass ihr aber der Abschied aus der Reisebranche etwas leichter fiel, lag auch daran, dass sie mitbekam, wie vier Männer aus einem benachbarten Dorf angeblich eine Skattour nach Berlin buchten um dann von dort aus heimlich für drei Tage nach Mallorca an den Ballermann zu fliegen, um die sprichwörtliche „Sau“ herauszulassen. Was für sie quasi nichts anderes hieß, als Frauen aufs Kreuz zu legen. Da waren sie plötzlich wieder, diese Schweine, die ihre Ehepartner nach Strich und Faden betrogen. Die Welt schien jetzt erst recht nur noch aus Fremdgehern und Betrügerinnen zu bestehen. Tamara war froh, jetzt endlich ihre Lehre beginnen zu können und von all dem nichts mehr hören zu müssen. Zwischenzeitlich hatte sie ihren Führerschein gemacht und auch ein erstes intimes Erlebnis mit einem gleichalterigen Fahrschüler gehabt. Ihren Traum, den Richtigen fürs ewige Leben gefunden zu haben, musste sie sich schnell wieder abschminken. Bodo so hieß ihr Auserwählter hatte sich als Zeitsoldat bei der Bundeswehr beworben und auch prompt die Zusage zu den Gebirgsjägern nach Bayern erhalten. Mit einem verschmitzten Lächeln und einen schnellen Quickie verabschiedete er sich auf nimmer wiedersehen. Für Tamara brach eine Welt zusammen. Zugegeben, er war nicht der Schönste, aber immerhin gehörte er nicht zu den Jungs, die jedem Rock hinterher glotzten.

Es war der erste Tag im Ausbildungsbetrieb für Chemielabor-anten. Obwohl es an dem frühen Morgen schon recht heiß war, zitterte Tamara vor Aufregung am ganzen Körper. Das klipp, klapp ihrer halbhohen Stöckelschuhe auf dem gefliesten Korridor machte sie noch nervöser als sie ohnehin schon war. Die Tür zum Hörsaal stand offen und eine Hinweistafel hieß die Neulinge willkommen. Vorsichtig und langsam schaute sie sich um. Alle 30 Neulinge saßen weit auseinander, über alle Sitzbänke und Reihen verteilt. Tamara hatte sich einen freien Platz am Rand einer der mittleren Reihen ausgesucht und stieg die steile Treppe hinunter, um sich den Platz zu sichern. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Gesicht glühen und ihr die Beine wegknicken, weil sie sich von allen beobachtet fühlte. Jetzt bloß nicht schlapp-machen sagte sie sich, um dann mit angehaltenem Atem schnell ihren Platz einzunehmen. Mit einem Seufzer ließ sie sich in ihren Sitz fallen, um tief nach Luft zu schnappen.

„Caipirinha – hilft!“, hörte sie den Mann drei leere Stühle wie durch einen Schleier neben sich sagen.

Vorsichtig drehte sie sich in Richtung der Stimme um, die ihr irgendwie bekannt vorkam, um.

„Bernhaaard“ flüsterte sie sichtlich überrascht ihn hier zu sehen.

„Tamara“, antwortete dieser und ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

„Nein! Bitte keinen Caipirinha, ich bräuchte jetzt eher eine Wärmflasche“, antwortete sie. Schließlich hatte ihr die Mutter immer eine Wärmflasche auf den Bauch gelegt, wenn sie krank oder unruhig war. Ohne ein weiteres Wort stand Bernhard auf, setzte sich direkt neben sie um ihre kleinen, eiskalten Hände in seinen großen und warmen Händen verschwinden zulassen. Schlagartig beruhigte sich Tamara und ihr Puls schien wieder auf normaler Frequenz zu schlagen. Sie spürte eine wohltuende Wärme und hätte sich am liebsten an seine Schulter angelehnt, als plötzlich die Tür zum Podium aufging und ein grauhaariger kleiner Mann in weißem Kittel den Hörsaal betrat. Wie auf Kommando richteten sich Tamara und auch Bernhard auf, um kerzengerade, fast wie Wachsfiguren bei Madam Tussaud, den lockeren Begrüßungsworten des Chemikers zu lauschen. Nach den fast zwei Stunden der gewichtigen Worte des Chemikers wurden alle in das Lehrlabor beordert, wo ihnen dann alles Weitere zur praktischen Ausbildung erläutert wurde. Dass sich Tamara und Bernhard zwei nebeneinander-liegende Arbeitsplätze aussuchten, verstand sich fast von selbst.

Die ersten Wochen waren aufregend und spannend zugleich. Alles war neu und auch musste man sich an die jeweiligen Ausbilder und Räumlichkeiten im Lehrlabor gewöhnen. Einfacher war es da mit den zugewiesenen Labor- und Arbeitsgebäuden im Werk. Während Tamara in Hauptlabor der chemischen Forschung landete, begann Bernhard in einem Anwendungsbetrieb für Pflanzenschutzprodukte. So nett die Kollegen*innen auch waren, am meisten freute sie sich auf die drei Wochentage im Lehrlabor und in der werkseigenen Berufsschule. Es waren weder die Ausbilder noch die Mitschüler, die sie auf die Tage im Ausbildungs-zentrum freuen ließen, vielmehr war es Bernhard.

In den letzten Wochen waren sie sich nähergekommen und nach und nach entstand so etwas wie Zuneigung, gar inniges Verlangen auf den jeweils anderen, bei beiden. Im Laufe der nächsten Wochen traf man sich auch regelmäßig zum Mittagessen in der Werkskantine und hier und da auch im Lord Nelson, der Kultdisco am Ort. Tamara und auch Bernhard hatten es vermieden, den jeweils anderen zu sich nach Hause einzuladen. Hatte man doch gegenüber den Eltern keinen triftigen Grund, warum man sich mit einem Jungen bzw. Mädchen auf seinem Zimmer aufhalten sollte. Erst als Bernhard meinte, dass es doch super wäre, wenn man zusammen lernen würde, wurde der erste Versuch unternommen und man traf sich bei Tamara zu Hause. Nachdem Tamaras Eltern Bernhard beschnuppert hatten, gaben sie grünes Licht und er durfte dann mit ihr auf ihr Zimmer - um zu lernen!

So vergingen noch einige Wochen und aus dem hier und da mal lernen, wurde ein regelmäßiges Treffen. Mal bei ihr, mal bei ihm. Die ständigen Störungen: „braucht ihr noch etwas?“ oder: „habe euch ein paar Butterbrote geschmiert“, wurden nach und nach weniger, um irgendwann ganz aufzuhören. So sehr sie sich auch jedes Mal auf eine „Übungsstunde“ freuten, bis auf die ständig wachsende Zuneigung war nichts zwischen beiden passiert. Das sollte sich jedoch an dem Tag ändern, als Tamaras Eltern für eine Woche in Urlaub fuhren und sie quasi „sturmfreie“ Bude hatten. Bernhard hatte am ersten Abend eine Flasche Rotwein mitgebracht und noch vor dem üblichen Lernen zwei Gläser gefüllt, die sie dann mit Genuss tranken, was übrigens das erste Mal war, das sie gemeinsam einen Rotwein tranken, ohne dass jemand sie störte. Tamara drehte die Musik, die sie immer laufen ließen, damit ihre Eltern nicht unbedingt jedes Wort, das sie wechselten, mitbekommen mussten, ein wenig lauter. Ein Bett im Kornfeld ... dröhnte es aus dem alten Kofferradio auf ihrem Nachtischchen. Leicht beschwipst vom kräftigen Rotwein, ließ sich Tamara auf den dicken Flokati Teppich mitten im Raum nieder, um sich dort zu rekeln, als wäre sie auf dem „Kornfeld“, von dem Jürgen Drews gerade im Radio sang. Die oberen Knöpfe ihrer Bluse waren leicht geöffnet und gaben den Blick auf den Ansatz ihres Busens frei. Auch ihr kurzer Minirock war leicht nach oben geschoben und so konnte Bernhard bei jeder Bewegung Tamaras Höschen ein wenig aufblitzen sehen. Bernhard hatte schon lange seine Gefühle zu Tamara unterdrückt. Doch jetzt faste er allen Mut zusammen und legte sich vorsichtig neben Tamara auf den Flokati. Wie durch Zufall berührten sich ihre Hände, und als Tamara sich dann zu ihm umdrehte und mit ihrem Gesicht seinen Hals berührte, war Bernhards Schüchternheit und die Angst, sie könnte ihn abweisen wie weggeblasen und er bedeckte ihren Hals wild mit Küssen. Alles in Tamara geriet nun in Wallung und es passierte, was passieren musste. Sie liebten sich. Wild und unbeholfen, gierig nach Sex und Liebe.

Endlich, endlich habe ich ihn gefunden, den Mann fürs Leben, dachte sich Tamara und schaute glücklich und zufrieden auf Bernhard, der nach dem kurzen, aber intensiven Intermezzo genauso schnell eingeschlafen, wie gekommen war. Sie kuschelte sich an ihn und ein wohliger Schauer der Lust durchfloss ihren Körper. Am liebsten hätte sie es noch einmal mit ihm getan. Als aber alle Versuche seinen kleinen Freund wieder in Form zu bringen scheiterten, kuschelte sie sich feste an ihn um kurz darauf ebenfalls glücklich einzuschlafen. Es war schon ein wenig befremdlich für Tamara, als sie mitten in der Nacht aufwachte und Bernhard auf ihrem Bett vollkommen angezogen sitzen sah. Hatte sie etwas falsch gemacht, fragte sie sich und unwillkürlich zog sich ein schlechtes, beklemmendes Gefühl von ihrem Kopf in ihren Bauch und verursachte ihr ein starkes Unwohlsein. Das konnte doch nicht sein. Sie hatten sich doch so sehr aufeinander gefreut. Erst als Bernhard sie mit offenem Mund von oben bis unten taxierte, registrierte sie, dass sie splitternackt vor ihm auf dem Boden saß. Das sie jetzt nicht hastig nach der Decke griff, um sich zu bedecken, sondern vielmehr sich vor ihn hinkniete und begann langsam seine Hose zu öffnen und sanft herunterzuziehen, rettete die Situation und verhalf Bernhard dazu, seine bedrückenden Bedenken, etwas falsch gemacht, ja versagt zu haben, schlagartig. Glücklich ließ er sich wieder auf den Flokati gleiten, um sich erneut mit Tamara zu lieben. Ab da stand für beide fest. Sie gehörten zusammen und sind ab jetzt ein Paar.

Anfangs war es gar nicht so einfach für beide sich zu outen und ihre Beziehung offenzulegen. Doch von Tag zu Tag wurde es einfacher. Nur den Eltern sagte man erst einmal nichts. Erst als sie sich heimlich in Tamaras Zimmer liebten und zufällig ihre Mutter ins Zimmer kam, gab es kein Vertuschen mehr. Komischerweise gab es sowohl von Bernhards als auch ihren Eltern keinerlei dumme Bemerkungen oder gar altbackene Ratschläge. Was die beiden sehr freute.

Kapitel 3 Bis dass der Tod euch scheidet

Drei Jahre später hatten beide ihre Prüfungen zum Chemielaboranten mit Auszeichnung bestanden und erhielten feste Übernahmeverträge mit einem wirklich guten Grundgehalt. Sie waren sich beide einig, jetzt noch zwei, drei Jahre kräftig sparen, dann ein Haus bauen und eine Familie gründen und dem Glück würde nichts mehr im Wege stehen. Tamara war rundum zufrieden. Hatte sie doch richtig Glück mit ihrem neuen Job als zweite Laborantin neben dem alteingesessenen Herrn Schmitz. Sie war sich sicher, es würde nicht lange dauern, dann wäre auch sie Platzlaborantin und würde direkt ihrem Chef unterstellt sein. Anders war es bei Bernhard. Er hatte eine knochige, ewig grantige Chemotechnikerin als direkte Vorgesetzte. Und die ließ jeden Mann in ihrer Nähe wissen, dass sie die Chemotechnikerin hier der Chef ist. Sie kam sich noch wichtiger vor als ihr Chef, der über einen Doktortitel verfügte. Für Tamara und auch Bernhard waren die bewusst gewählten und auferlegten finanziellen Einschränkungen kein Problem. Sie trieben sich nicht auf Partys und Feten herum, unternahmen keine Urlaubsreisen, die großartig Geld kosteten, sondern verreisten mal mit ihren Eltern an die Adria, wo sie seit Jahren hinfuhren oder mit seinen Eltern auf den Campingplatz bei Bad Godesberg am Rhein.

Tamara gefiel das alles sehr gut. Bernhard war ausschließlich für sie da und hatte auch keinerlei Interesse an irgendwelchen anderen Frauen. Das heimliche Getue ihrer Arbeitskollegen und -innen interessierte sie wenig. Für sie war Fremdgehen kein Thema mehr, schließlich war sie superglücklich. Und wenn alles nach Plan lief, würden sie noch dieses Jahr heiraten und bis das Haus fertig sei, in der Kellerwohnung bei seinen Eltern wohnen. Für die beiden lief alles nach Plan. Es war eine wunderschöne und stilvolle Hochzeit in kleinem Rahmen. Tamara hatte sich zusammen mit ihrer Mutter ein wunderschönes, langes Brautkleid mit ebenso langer Schleppe ausgesucht. Und sah darin bezaubernd aus. Auch Bernhard in seinem blauen Anzug und der roten Krawatte machte einen tollen Eindruck. Sie waren ein tolles Brautpaar. Die Eltern, Großeltern, die engsten Freunde und einige auserwählte Arbeitskollegen waren geladen und saßen nun versammelt in der kleinen Dorfkirche und lauschten andächtig den Worten des Geistlichen.

... und du liebe Tamara, willst du den hier anwesenden Bernhard Becker ehren und lieben, bis dass der Tod euch scheidet?

Ja, – ich will!

Tamara war rundum zufrieden. Sie hatte den besten Mann der Welt, einen tollen Job und bald würde auch ihr großes Haus am Ende der Straße fertiggestellt sein. Dann würden sie dort einziehen und eine Familie gründen.

Es war Frühjahr.

Die geschmückte Tanne mit den bunten Fahnen thronte über dem Dach und war von weither zu sehen. In den nächsten Tagen würden sie endlich einziehen können und die Nebenbei-Schufterei würde endlich ein Ende haben. Anfangs war noch alles OK zwischen ihr und Bernhard. Die Aufgaben waren groß und es blieb ihnen keine Zeit, über sich oder andere Dinge nachzudenken. Erst als ein Ende abzusehen war, kamen die beiden ein wenig zur Ruhe. Aber genau das war der Punkt, wo die noch so kleinen Dinge dazu führten, dass sie sich immer öfter in die Haare gerieten und sich manchmal auch sehr wüst beschimpften. Kaum waren sie in das wunderschöne neue Haus eingezogen, begann sich ihr Alltag wieder zu normalisieren. Tamara musste zugeben, dass ihr Verlangen nach Bernhard zurzeit ein wenig auf Eis lag und sie begann sich zu langweilen. Bernhard machte auch keine großen Anstalten daran, etwas zu ändern. Ihm reichte sein Schachklub, den er zweimal die Woche besuchte und der schöne große Fernsehapparat, den ihnen seine Tante zum Einzug geschenkt hatte. Es sind bestimmt nur die Nachwehen der anstrengenden Zeit der Entbehrung und des Hausbaus, der sie beide jetzt in diesen ehelichen Ruhestand versetze, redete sich Tamara immer dann ein, wenn sie dieses Gefühl von Langeweile gepaart mit ein wenig Traurigkeit überkam. Auch die Arbeit um das Haus herum ging nicht wirklich mit Freude von der Hand. Bernhard interessierte nicht, wo welche Pflanze hin sollten und auch nicht, dass sie von den Nachbarn zum Bierchen oder gar Grillen eingeladen wurden.

„Das muss man alles zurückgeben, und dann fressen die einem die Haare vom Kopf und saufen uns das letzte Bier weg. Zudem hängen sie dann jeden Tag bei uns rum. Das muss ich nicht haben“, betonte Bernhard jedes Mal wenn er mal wieder eine Einladung absagte bzw. sie vorschob, irgendeine Ausrede zu erfinden und die Einladung abzusagen. So blieb es auch nicht aus, dass nach und nach keiner mehr die beiden einlud oder auch spontan besuchte.

Ihre ehelichen Pflichten waren knapp vier Jahre nach der Hochzeit zum Erliegen gekommen. Was so viel hieß wie: Sex, ist tabu und lästig. Nur wenn sie beide dann mal mit ihren Eltern zusammen gefeiert hatten und der Alkohol sie beflügelte, verspürten sie so etwas wie Lust aufeinander und vollzogen den ehelichen Akt in Form eines „Koitus Interrupts“. Das ewige Rumgehänge und die langweiligen Fernsehabende führten immer öfter dazu, dass sie sich ein Bierchen oder Glas Wein zu viel einschenkten um dann schnell vor der Glotze einzuschlafen. Da kam es Tamara recht, als man im Werk davon sprach, das die Firma ein komplett neues Forschungsinstitut auf der anderen Rheinseite bauen wolle und jetzt schon Mitarbeiter aus allen Werken gesucht würden. In ihr reifte der Plan, sich zusammen mit Bernhard dort zu be-werben. Dort würde sie dann auch ihren eigenen Laborplatz erhalten und es würde sich auch endlich wieder etwas bewegen in ihrem mittlerweile grauen Ehealltag. Noch bevor sie mit Bernhard darüber sprechen würde, wollte sie sich erst bei der Personalabteilung erkundigen, was in Wirklichkeit hinter diesen Gerüchten steckte.

„Ja Frau Becker, da ist was dran. Der Grundstein für das Institut ist gelegt und wenn alles normal verläuft, dann kann der „Forschungsbetrieb“ im nächsten Jahr aufgenommen werden. Wenn sie und ihr Mann interessiert sind, dann würde ich ihnen raten, sich schnell zu bewerben, da die Nachfrage schon jetzt sehr groß ist.“ Tamara legte den Hörer auf die Gabel. Zum ersten Mal nach langer Zeit träumte sie wieder von einer bewegten Zukunft. Davon, dass ein Wechsel der Arbeitsstelle auch ihre Ehe wieder in Schwung bringen würde. Lange und akribisch legte sie sich die Worte zurecht, mit denen sie Bernhard davon überzeugen wollte, dem Wechsel ins neue Institut zuzustimmen. Alles ließ sich auch gut an. Sie unterbreitete ihm die sich auftuenden Möglichkeiten der beruflichen Karriere, dass sie jeden Tag gemeinsam hin und auch zurückfahren könnten, dass es dort Gleitzeit gäbe und vor allem das sie raus aus dem Mief des Werkes kämen und quasi auf einer großen Wiese mitten unter Kühen arbeiten würden. Es war wie immer. Nachdem sie ihm alle Vorteile und Möglichkeiten dargelegt hatte, kam seine schon zu erwartende Antwort. „Ja - aber“

Was, wenn und was, wie und warum ... Seine Bedenken schienen nicht aufzuhören.

Tamara riss der sprichwörtliche Geduldsfaden.

„Wenn du nicht willst, dann gehe ich eben alleine!“

Das saß. Bernhard schien ein wenig verdutzt ob der lauten und bestimmenden Worte aus Tamaras Mund. Das hatte er seit der stressigen Bauphase so lange nicht mehr gehört.

„Und“, fragte Tamara mit einem entschlossen klingenden Unterton, „Kommst du jetzt mit oder nicht?“

Obwohl sich Bernhard überrumpelt fühlte stimmte er doch mit einem angedeuteten Kopfnicken zögernd zu. Geht doch, sagte Tamara. Setzte sich zu ihm auf die Couch und während sie sich an ihn ankuschelte murmelte sie „Jetzt wird alles wieder gut“.

„Was wird gut?“, fragte Bernhard und er tat so als ob ihn das wirklich interessierte.

„Nichts Schatz“, erwiderte Tamara ebenso oberflächig und es kam ihr vor, als hörte sie einem alltäglichen Gespräch zwischen ihrer Mutter und ihrem Vater zu.

Noch am nächsten Tag besorgte sich Tamara die Bewerbungs-anträge aus der Personalabteilung, um sie umgehend auszufüllen und Bernhard zur Unterschrift vorzulegen, bevor er es sich wieder anders überlegen würde. Tamara konnte es kaum erwarten, dieses langweilige Leben auf dieser Rheinseite zu beenden. Und die neue Arbeitsstelle würde auch wieder frischen Wind in ihre Ehe bringen. Davon war sie fest überzeugt. Fast alle 14 Tage fuhren sie gemeinsam mit der Fähre über den Rhein, um sich den Fortschritt der Bauaktivitäten anzuschauen und die Gegend zu erkunden.

„Schau, unser Trakt ist schon fast fertig“, sagte Tamara eines Tages zu Bernhard, „In vier bis fünf Wochen setzen wir unseren ersten „Versuch“ im neuen Labor an“.

Und tatsächlich fast auf den Tag genau vier Wochen später erhielten sie den Anruf aus der Personalabteilung, dass sie zum Ersten des Folgemonats ihre neue Arbeitsstelle antreten könnten. Um den Weggang und die Nachfolge im alten Betrieb bräuchten sie sich keine Sorgen zu machen, das wäre alles schon mit der Abteilung abgesprochen. So sehr die Vorfreude auf den beruflichen Umzug bei Tamara wuchs, so sehr zog sich Bernhard zurück. Für ihn war es eine schlimme Phase. Eine Veränderung stand an. Und er hasste Veränderungen wie die Pest! Tamara beobachtete sein komisches Verhalten und anstatt ihm zu helfen, darüber hinwegzukommen, ignorierte sie es. Irgendwie war sie Müde geworden, diesen immer träger und bedächtiger werdenden Mann an ihrer Seite, der sich immer mehr zum Opa entwickelte, zu motivieren und ihn für irgendetwas zu begeistern.

„Ich lasse mir von dir die Freude nicht verderben“, hatte sie ihm grob geantwortet, nachdem er mal wieder irgendwelche Bedenken in Bezug auf den Wechsel in ein anderes Labor anbrachte.

Es war Mai, alles fing an zu blühen und auch die Temperaturen waren im Rheinland mit fast 22 Grad schon entsprechend warm und der große Tag der internen Eröffnung des Institutes stand bevor. Die Firma hatte alle neuen Mitarbeiter der Pflanzenschutzabteilung für diesem Samstag eingeladen, um sie nicht nur will-kommen zu heißen, sondern ihnen auch die neuen Räumlichkeiten und Kollegen vorzustellen.

„Zieh endlich deine Schuhe an“, sagte Tamara mit einem genervten Unterton zu ihrem Mann Bernhard, der mal wieder herumtrödelte und einfach nicht in die Pötte kam. Tamara musste sich beherrschen, um nicht laut loszubrüllen. Wie eine Schildkröte dachte sie nahm ihre Handtasche und verließ das Haus, um das Auto aus der Garage zu fahren und dann wieder warten zu müssen, bis Bernhard endlich die Haustüre abgeschlossen hatte. Während Tamara das Auto über die Rheinuferstraße Richtung Fähre steuerte, fiel ihr Blick auf Bernhard der, gelangweilt neben ihr auf dem Beifahrersitz saß. Aus den Augenwinkeln heraus musterte sie ihn von oben bis unten. Jeans, braune Schuhe, grüne Socken, das bunte, schon recht verschlissene Hemd stand über seinem Bauchansatz offen und auch die grau karierte Jacke passte absolut nicht zum restlichen Outfit. Das er auch noch um den Kopf herum aussah, als käme er gerade aus dem Bett, ließ die Wut in ihr hochsteigen. Wie peinlich war das denn? Da tritt man eine neue Arbeitsstelle an und der Partner läuft rum wie ein absoluter Penner.

Nein! Mit diesem Mann wollte sie, die sich so weit es ging, „fein“ gemacht hatte, nicht gemeinsam auf dem Empfang präsentieren. Es standen schon eine Menge Autos auf dem großen Parkplatz vor dem Institutsgelände.Tamara registrierte die unterschiedlichen Kennzeichen an den geparkten Fahrzeugen.

„Wow!“ Die kommen ja von überall her. W. Do. LEV. K. las sie laut vor, während Bernhard den Anweisungen des Parkplatzeinweisers folgte.

So aufgeregt Tamara auch war, als sie sich in die große Schlange der vor der riesigen Institutskantine versammelten Menschen einreiten, registrierte sie doch genau, wer da so alles als neue Kollegen um Einlass anstand. Ganz vorne entdeckte sie Carmen, eine Kollegin aus ihrem alten Labor, während Bernhard sie einfach stehen ließ und zu einer Gruppe Männer ging, die ebenfalls aus dem alten Labor stammte und sich hier beworben hatte. Nachdem der Pförtner ihren Namen von der Teilnehmerliste gestrichen hatte, bekam sie ein Namensschild und wurde höflich gebeten, sich irgendwo in der Kantine einen schönen Platz zu suchen. Tamara trat durch das weit offenstehende Portal in die riesige Kantine – überwältigt von dem Anblick, der sich ihr bot, blieb sie stehen. Kantine, – es war alles andere als eine Kantine, es war eine Mischung aus Zoologischem Garten, Schwimmbad und riesiger Hotellounge.

„Sorry“, sagte der junge Mann als er Tamara, die immer noch im Eingang stand, anrempelte. „Hab sie vor lauter Staunen über das Ganze völlig übersehen.“

„Leo aus Köln“, stellte er sich vor.

„Tamara von der anderen Rheinseite“, stellte sie sich ebenfalls reflexartig vor.

Erst nachdem sie der Mann am Arm packte und aus dem Eingangsbereich ins Innere der Free-Flow-Kantine zog, um nachfolgenden Kollegen den Weg frei zu machen, sah sie ihr Gegenüber an, um ihn in Sekundenschnelle von oben bis unten zu scannen. Blond, sportlich durchtrainiert, und mit einem strahlenden, ja fesselnden Lächeln in seinen blauen Augen stand er ihr direkt vor der Nase. In seinem leichten Sommeranzug wirkte er nicht wie ein Kollege, sondern vielmehr wie ein möglicher neuer Chef.

Mit: „Folgen sie mir junge Frau“, reichte der gutaussehende Charmeur den Arm, um sie dann sicher und elegant durch die Menge an einen der großen Tische zu führen. Erst als sie sich an diesem Tisch bei anderen Kollegen niedergelassen und eine andere bildhübsche Frau ihn mit „Hallo Leo“ begrüßte, war ihr klar, das konnte nur ein Kollege sein. Wie aus heiterem Himmel durchströmte sie ein warmes Gefühl von Zuneigung zu diesem Leo. Lieber Gott, – lass den mein neuer Kollege sein. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste - er wurde es ... und er wurde noch viel mehr.

Nachdem der Ressortleiter alle begrüßt hatte, pries er die neue Einrichtung und die damit verbundenen Möglichkeiten und Potentiale, neue Produkte zu entwickeln nicht ohne aber dem Hinweis – Wir zählen auf sie. Geben sie täglich ihr Bestes. Sie gehören jetzt zur Creme de la Creme im bundesweiten Forschungswesen.

Bla, bla, bla, entfuhr es Leo leise.

„Dann wollen wir mal – super Forscherin Tamara von der anderen Rheinseite“. Reichte ihr wieder seinen Arm um sie dann über das wunderschön mit Bäumen und Bächen, kleinen Löschteichen und hölzernen Brücken gestaltete Außengelände zum Forschungstrakt 1 zu geleiten.

„Bist du auch im Komplex 1?“, fragte Tamara Leo in der stillen Hoffnung, dass er ja sagen würde.

„Ja – bin ich. Box 13 - Dir. Dr. Winter.“

Für einen kurzen Augenblick blieb Tamara das Herz stehen. Box 13, Dir. Dr. Winter. Das war doch auch ihr Ziel. Schoss es Tamara augenblicklich durch den Kopf. Erst jetzt bemerkte sie wie ihr die Beine anfingen zu zittern und ganz weich wurden. Bloß jetzt nicht schlappmachen.

„Danke lieber Gott“ – flüsterte sie leise.

„Hab nicht verstanden“, sagte Leo mit einem verschmitzten Lächeln. „Dann wollen wir mal unseren neuen Arbeitsplatz und Chef besichtigen.“

Das Labor war noch nicht eingerichtet. Überall standen Kartons und noch nicht eingerichtete und angeschlossene Gerätschaften herum. Lediglich die beiden Schreibtische mit den bequemen Drehstühlen waren schon eingerichtet. „Wo möchtest du sitzen?“, fragte Leo Tamara und deutete abwechselnd auf beide Stühle. Tamara überlegte einen Augenblick und entschied sich für die Seite, von der aus sie alles im Blick hatte.

„Ok, dann werde ich hier sitzen und darauf achten, dass keine bösen Männer zu dir vordringen“, antwortete Leo und beide mussten laut lachen.

„Aha! Da habe ich aber Glück gehabt“, sagte eine tiefe männliche Stimme aus dem Büro, welches sich schräg gegenüber der Laborbox Nr. 13 befand.

„Keine Sorge, ich beiße nicht“, ergänzte der kleine ältere Herr mit der Halbglatze, „ich bin nur ihr neuer Chef. Herzlich will-kommen im neuen Forschungsinstitut Block 1 Box 13.“

„Wir beißen auch nicht“, erwiderte Leo mit einem Lächeln und reichte Dr. Winter die Hand und es sah für Tamara so aus, als würden sich die beiden schon ewig kennen.

Mit: „Sie müssen Tamara Becker sein“, begrüßte sie Dr. Winter und reichte Tamara die Hand.

Es wurde ein lustig lockeres Gespräch und Dr. Winter deutete an, dass er die beiden in Zukunft quasi sich selbst überlassen würde, hätte er doch viele Termine im „Stern“, – so nannte er den sternenförmigen Verwaltungstrakt, der sich auf der anderen Seite der Kantine als riesiges Bürogebäude präsentierte.

In den nächsten Tagen richten sie sich ihren Arbeitsplatz und das Labor entsprechend ein und bestellen einfach alles, was sie noch brauchen im Lager. Und wie er gekommen war, so verschwand er auch wieder in seinem Büro, jedoch nicht ohne noch anzumerken, dass es in diesem Labor keine Hierarchie gäbe und Tamara und Leo gleichgestellt seien.

„Schade“, sagte Leo.

„Was ist schade?“ fiel ihm Tamara ins Wort. „Der ist doch top und wir haben alle Freiheiten.“

„Schade“ - setzte Leo erneut an. „Ich wäre doch so gerne dein Boss geworden.“ Dabei schaute er sie mit leuchtenden Augen an und fixierte ihren Blick.

Da war es wieder. Dieser Typ hatte sie doch schon wieder in Verlegenheit gebracht. Stieg doch schlagartig wieder dieses Verlangen von „Drück mich“ in ihr auf. Sein Blick war so klar und ehrlich und sie hatte nicht das Gefühl wie bei anderen Männern, dass er mit seinem Blick sie ausziehen wolle. Viel-mehr schien er sie zu hypnotisieren. Und es war nicht unangenehm. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich ihre Blicke voneinander lösten.

„Komm“ sagte Leo plötzlich. „Lass uns zurück in die Kantine und ein wenig plaudern.“

Eilig griff Tamara nach ihrer Handtasche und mit einem „Bis Montag Chef“ verließen beide den Labortrakt in Richtung Kantine. Was für ein Glück dachte sich Leo. Sieht nicht nur toll aus, das Mädel, sondern und das faszinierte ihn ganz besonders und hatte sofort sein Interesse an Tamara geweckt. Ihr klarer, fragender Blick. Sie war bis dato die Einzige seiner vielen tête-à-tête, die seinem intensiven Blick nicht auswich.

Das irritierte und faszinierte ihn zugleich. War es doch seine Stärke, alle – ob Mann oder Frau – mit seinem Blick entweder in Verlegenheit zu bringen oder für sich zu gewinnen. Bei Tamara bahnte sich ein „Duell“ auf Augenhöhe an.

Es war ein toller Nachmittag mit Leo und den anderen Frauen, die sich im Laufe der Zeit zu ihnen an den Tisch gesetzt hatten und sich nun fleißig den Sekt, der noch auf den Empfangswagen stand, einverleibten. Tamara war fasziniert. Obwohl Leo bis vor ein paar Stunden noch keine einzige von den anderen kannte, so hatte er es innerhalb kurzer Zeit geschafft, die Mädels für sich zu begeistern. Schnell war klar, wer sie waren, ob sie solo oder verheiratet waren. Wo sie ihren neuen Arbeitsplatz hatten und, und, und ... Als hätte er sie hypnotisiert, erzählten sie ihm alles, was er wissen wollte. Tamara fühlte sich pudelwohl und hätte nicht der Pförtner sie höflich darauf hingewiesen, dass sie nun langsam schließen würden, hätten sie wahrscheinlich noch den ganzen Abend dagesessen und rumgealbert. Umgeben von fünf tollen und ganz schön beschwipsten Frauen schlenderten Leo und Tamara in Richtung Parkplatz. „Da ist mein Mann“ rief Manuela, eine der Mädels. Ich frag ihn mal ob er uns noch in die nahe gelegene Disco „Lord Nelson“ fährt. Manuelas Mann hatte nichts dagegen und alle stiegen in den VW Bus ein.

„Willst du nicht mitkommen“ fragte Leo Tamara, als er sah, dass sie nicht einsteigen wollte. „Kann leider nicht. Da vorne wartet mein Mann im Auto und der ist bestimmt schon sauer“. Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Augen und um ein Haar, wäre sie doch noch in den VW-Bus gestiegen. Mit einem Schulterzucken schloss Leo die Tür und wandte sich im nächsten Augenblick den kreischenden Mädels zu. Mit einem Hupkonzert düsten die Feierwütigen davon. Tamara ging schwankend zu ihrem Auto, in dem Bernhard schon nervös wartete.

„Na, scheinst ja viel Spaß gehabt zu haben. Und gesoffen habt ihr auch. Na, das kann ja heiter werden“. Bernhard startete den Motor und ohne ein weiteres Wort zu verlieren steuerte er den Wagen vom Parkplatz und fuhr in Richtung Autobahn. Tamara hatte die Augen geschlossen und spürte die warme Luft die aus dem Heizungsgebläse von unten sanft über ihre Beine glitt. Wie gerne wäre sie jetzt mit den anderen losgezogen um zu lachen und zu tanzen. Tanzen! Sicherlich würde Leo jetzt mit einer der heißen Girls einen flotten Tanz aufs Parkett legen oder gar schon mit einer von ihnen auf „Je t’aime“ knutschen und fummeln. Tamara spürte eine leichte Eifersucht in sich hochsteigen. Wäre sie doch jetzt so gerne in seinen Armen gelegen. Erst als Bernhard den Wagen abbremste und von der Auto-bahn in die Kurve der Ausfahrt steuerte, wurde Tamara aus ihren schönen Träumen gerissen.

Oh Gott – schoss es ihr durch den Kopf. Was ist denn mit dir los, fragte sie sich. Und als müsste sie sich selbst anzeigen murmelte sie „Jetzt bist du schon wie alle anderen und würdest ohne mit der Wimper zu zucken mit dem Erstbesten ins Bett steigen - DU SCHLAMPE!“

„Was ... wer ist eine Schlampe?“, fragte Bernhard der bis auf das Wort Schlampe ihrem Gemurmel nichts Weiteres hatte entnehmen können.

Verstört und aus dem Unterbewusstsein heraus antwortete Tamara leise. „Nichts-, hab nichts gesagt“.

Plötzlich schämte sie sich zutiefst. Hatte sie doch einen tollen Mann an ihrer Seite dem sie Treue und Liebe bis in den Tod geschworen hatte. Und jetzt spielte sie doch tatsächlich mit dem Gedanken ihn mit diesem Leo zu betrügen.

Kapitel 4 LEO – zum ersten

Irgendwie hatte Tamara es geschafft, sich von den unsittlichen Gedanken an Leo, die sie immer wieder überkamen, abzulenken. Erst als sie sich am Montagmorgen zusammen mit Bernhard auf den Weg zum Institut machte, war Leo plötzlich wieder in ihrer Fantasie präsent. Tamara schaute Bernhard, der noch etwas müde hinter dem Steuer des Autos saß, von der Seite her an und schwor sich, egal was auch passieren möge, ihm für immer und ewig treu zu sein. Es war Bernhard, der mit seinem plumpen Kommentar das ehrliche Versprechen, das sie sich noch vor Sekunden gemacht hatte, mit wenigen Worten zunichtemachte.

„Wenn ihr gleich das Labor aufräumt, dann pass auf das Leo oder wie heißt dein neuer Kollege, nichts bei dir einräumt“.

Paff! Das saß!

Tamara war bis tief in ihr Herz über die Aussage von Bernhard enttäuscht. Warf er ihr, gerade ihr, die sie so auf Ehrlichkeit und Treue in der Ehe pochte, vor, dass sie ihn betrügen wolle. Von Sekunde zu Sekunde wurde aus der Enttäuschung Wut. Wut darüber, dass ihr eigener Ehemann sie vernachlässigte und ihr dann auch noch vorwarf ihn betrügen zu wollen.

„Guten Morgen“ begrüßte sie Leo mit einem strahlenden Lächeln. „Hab uns schon einen Kaffee gekocht und ein paar belegte Brötchen aus der Kantine geholt“.

Tamaras Wut auf Bernhard war schlagartig verflogen. Auf dem Tisch standen nicht nur die Brötchen und der frisch gebrühte Kaffee, sondern auch noch ein riesiger Strauß bunter Feldblumen. Darunter ein abgerissener Kartondeckel mit der Aufschrift: Herzlich willkommen im Paradies! Darunter in Kleinbuchstaben: Der „Liebe Gott“ erschuf die Welt in 6 Tagen. Dann übergab er an Tamara und Leo. Mögen sie friedlich und liebevoll das Paradies (Labor) beleben.

Mit einem lauten Prusten spuckte Tamara den heißen Kaffee über den halben Schreibtisch. Und ein strahlendes Lächeln umhüllte ihre Augen. Was dann passierte, war wohl Gottes Werk. Tamara umrundete den Schreibtisch, fasste Leo an beiden Ohren und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Lippen.

„Willkommen Adam“.

„Willkommen Eva“, antwortete Leo und schien kein bisschen verdutzt über ihre Reaktion zu sein.

Oh Gott, was habe ich denn jetzt gemacht? Schoss es ihr durch den Kopf und ihr Gesicht lief rot an.

„Keine Panik „Eva“ musst dich nicht schämen, bist doch nicht nackt“.

Ohne den Blick in seine Augen zu unterbrechen antwortete sie wie aus der Pistole geschossen: „Wenn ich nackt wäre, dann müsstest du dich schämen, weil du nicht wüsstest welchen Apfel du nehmen solltest“.

„Beide“ erwiderte Leo und seine Augen strahlten sie an.

Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, frühstückten sie und begannen danach ihren Arbeitsbereich einzurichten. Dass dabei immer mal eine der Kolleginnen, mit denen sie noch am Samstag gefeiert hatten, im Labor auftauchte und mehr an Leo interessiert war als an ihr, störte sie nicht. Vielmehr hörte sie ihm zu, wie charmant und witzig er mit den Mädels flirtete. Dieser Charmeur wickelte sie alle im Handumdrehen um den kleinen Finger. Das Leo dies nicht alleine wegen des puren „Anmachens“ machte, stellte sich später als enormer Vorteil heraus. Die meisten von ihnen arbeiteten in der Analytik oder dem Beschaffungswesen und sorgten so dafür, dass für Tamara und Leo die Dienstwege wegfielen und sie schnell Ergebnisse oder Produkte und Informationen erhielten. Was wiederum dazu führte, dass sie fast das Doppelte an Arbeitspensum schafften wie ihre direkten Kollegen in den anderen Boxen.

Im Laufe der Zeit lernte sie alle kennen und es entwickelte sich eine richtig gute Freundschaft untereinander. Sie alle schäkerten untereinander und vor allem mit Leo. Und obwohl Tamara ahnte, das Leo mit der ein oder anderen von ihnen mehr pflegte als nur eine gute Freundschaft, störte es sie nicht. Als aber eines Tages Diana, diese verdammt gut und sexy aussehende Frau aus der Bibliothek in ihrem Labor auftauchte und nach Leo, der mal wieder bei den Mädels in der Analytik war, fragte, befiel sie ein Gefühl von Eifersucht.

„Von wem darf ich ihm denn einen schönen Gruß bestellen“, fragte Tamara die exotische Schönheit.

„Diana! Er weiß dann schon Bescheid. Sag ihm, dass ich jetzt hier in der Bibliothek arbeite und jederzeit für ihn da bin“. Woraufhin sie sich elegant umdrehte und genauso lautlos verschwand wie sie aufgetaucht war.

Erst jetzt bemerkte Tamara, dass ihr Mund offenstand und sie wie gebannt auf die leere Stelle starrte, an der soeben noch diese Diana stand. Instinktiv spürte sie, dass dies eine echte Gefahr darstellte und den Frieden im Paradies stören könnte. Als Leo fast eine Stunde später freudestrahlend aus der Analytik wiederkam, bemerkte er sofort, dass mit Tamara etwas nicht stimmte. Still war sie und ihr Gesicht hatte etwas Hartes.

„Was ist los „Eva - Herzilein“, so nannte Leo sie neuerdings. Hat der Chef dir eine Gehaltserhöhung angedroht? Oder war dein Mann hier?“

Langsam ging Leo auf Tamara zu, packte sie und als ob er sie beschützen müsste, drückte er sie an sich.

„Alles wird gut“. Oder? Und er schaute ihr tief in die Augen.

„Ach alles gut! Da war Besuch für dich. Eine Diana. Soll dir bestellen, dass sie jetzt hier in der Bibliothek arbeitet und sie jederzeit für dich da sei.“

Schlagartig war Leo klar, warum Tamara so zurückhaltend war. Er hatte das schon x-mal erlebt. Wenn er mit einem Mädel zusammen war und Diana auftauchte, dann zogen sie sich alle vor Angst zurück. Es war nicht so, dass Diana grob barsch oder gar hochnäsig gegenüber ihnen war, es war vielmehr ihre Ausstrahlung. Sie umgab eine Aura, die allen vermittelte, die ist mit allen Wassern gewaschen und unverwundbar sei. Leo liebte Diana. Sie war eine ständige Herausforderung. Und seit sie vor vielen Jahren dieses wunderschöne Verhältnis hatten, war das Spiel noch interessanter für die beiden. Ihre Begegnungen waren nie geplant und fanden immer nur spontan statt. Aber wenn sie stattfanden, dann waren sie von einer anderen Welt. Das konnte nur so gut funktionieren, weil niemand von beiden irgendwelche Ansprüche oder gar Forderungen an den anderen stellte.

Zwei Jahre hatten sie sich nicht gesehen. Jetzt war sie wieder da. Zufrieden setzte sich Leo in den Sessel des Chefs, der mal wieder auf Dienstreise war und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf um in Gedanken zu Diana zu reisen.

„Darf ich den Herren aus seinen süßen Träumen holen“, fragte Tamara mit leiser und sanfter Stimme. Sie ahnte, dass er jetzt in Gedanken bei Diana war.

„Eva - Herzileins dürfen das immer“, antwortete Leo mit geschlossenen Augen und warf Tamara einen Kussmund zu.

„Ja, das hättest du gerne. Diana rechts, mich links und du in der Mitte und dann auch noch die Mädels aus der Analytik oben-drauf.

„Gute Idee, aber vielleicht ein wenig zu viel auf einmal.“ „Ach du schaffst das schon“, erwiderte Tamara und reichte Leo den Kaffee, den sie extra frisch für ihn aufgebrüht hatte.

Sie saßen sich gegenüber im Büro des Chefs und schlürften ihren heißen Kaffee. Dass sie sich dabei ununterbrochen mit den Augen fixierten, hatte sich im Laufe der Zeit bei beiden als ein Akt der gegenseitigen „Erforschung“ etabliert. Mittlerweile konnte auch Tamara mit ihren Augen in der Seele des anderen herumforschen, um so tief in seine Gedanken einzudringen.

„Geh schon – zu deiner Diana“, unterbrach Tamara nach gefühlten fünf Minuten des gegenseitigen Taxierens die Stille. „Ich spüre doch, wie es in dir vibriert. Du willst sie - jetzt. Dann geh schnell. Komm aber bloß nicht mit einem langen Gesicht wieder“.

Sie warf ihm einen Kussmund zu und verließ das Büro, um wieder ins Labor zu gehen. Leo spürte ein komisches, bis dato nicht gekanntes Gefühl in seiner Brust. Auf der einen Seite war er froh, dass er jetzt die offizielle Freigabe hatte zu Diana zu gehen, auf der anderen Seite spürte er so etwas wie das er Tamara, wenn er jetzt wirklich gehen würde, in ihren Gefühlen verletzen könnte. Schließlich wäre er nicht Leo gewesen, wenn er nicht schon seit Langem gespürt hätte, das sich Tamara von Tag zu Tag von ihrem Mann entfernte. Normalerweise wäre sie jetzt ein wunderbares „Opfer“ für ihn gewesen. Doch instinktiv hielt er sich zurück. Irgendwie wusste er, dass sich da etwas viel Intensiveres zwischen ihnen beiden entwickeln könnte.

Leo war ein Meister des Verdrängens. So wie die Gedanken kamen, so konnte er sie auch wieder wegschicken. So auch jetzt. Mit einem Mal war das komische Bauchgefühl, was ihn noch zögern ließ, weg und so stand er auf, um sich zur Bibliothek aufzumachen. Jedoch nicht, ohne