Das Ende - Ian Kershaw - E-Book

Das Ende E-Book

Ian Kershaw

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Beschreibung

Der herausragende Kenner der deutschen NS-Geschichte und Meister der narrativen Geschichtsschreibung über das apokalyptische Finale des »Dritten Reiches«: Warum kämpften die Deutschen bis zum bitteren Ende weiter?

In der Endphase des Zweiten Weltkriegs glich das Leben in Deutschland einem Albtraum, die Städte lagen in Trümmern, Millionen von Menschen waren tot. Warum kämpften die Deutschen bis zum bitteren Ende weiter? Ian Kershaw schildert die letzten Monate des »Dritten Reichs«, vom Attentat auf Hitler im Juli 1944 bis zur Kapitulation im Mai 1945, und zeichnet dabei meisterhaft das Räderwerk nach, das das nationalsozialistische Herrschaftssystem bis zum Schluss in Gang hielt.

Das »Dritte Reich« kämpfte nicht nur bis zum bitteren Ende, bis zur totalen Niederlage, es funktionierte auch bis zum Schluss. Bis die Rote Armee vor den Pforten der Reichskanzlei stand, wurde die öffentliche Ordnung in Deutschland, das täglich ein Stück mehr unter alliierte Besatzung geriet, weitgehend aufrechterhalten. Löhne wurden gezahlt und die Verwaltung arbeitete – wenngleich unter großen Schwierigkeiten – weiter. Aber warum war das so? Zentral bei der Frage nach Antworten, warum das Regime so lange durchhalten konnte, sind die Strukturen von Hitlers Herrschaft und die Mentalitäten, die sie untermauerten.

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Seitenzahl: 1088

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Inhaltsverzeichnis

HANDELNDE PERSONENVORWORTEINLEITUNG - Untergang in FlammenKAPITEL EINS - Schock für das SystemKAPITEL ZWEI - Zusammenbruch im WestenKAPITEL DREI - Vorgeschmack des SchreckensKAPITEL VIER - Hoffnungen geweckt – und zerschlagenKAPITEL FÜNF - Katastrophe im OstenKAPITEL SECHS - Der Terror kommt heim ins ReichKAPITEL SIEBEN - Einstürzende FundamenteKAPITEL ACHT - ImplosionKAPITEL NEUN - LiquidationSCHLUSS - Anatomie der SelbstzerstörungDANKSAGUNGABKÜRZUNGSVERZEICHNISANMERKUNGEN
VorwortEinleitung: Untergang in FlammenKapitel eins: Schock für das SystemKapitel zwei: Zusammenbruch im WestenKapitel drei: Vorgeschmack des SchreckensKapitel vier: Hoffnungen geweckt – und zerschlagenKapitel fünf: Katastrophe im OstenKapitel sechs: Der Terror kommt heim ins ReichKapitel sieben: Einstürzende FundamenteKapitel acht: ImplosionKapitel neun: LiquidationSchluss: Anatomie der Selbstzerstörung
QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNISBILDNACHWEISPERSONENREGISTERORTSREGISTERCopyright

HANDELNDE PERSONEN

In der folgenden Liste sind lediglich die führenden deutschen Politiker und Militärs aufgeführt, die in dem Text auf die eine oder andere Weise eine bedeutende Rolle spielen; von ihren Positionen oder Rängen sind nur diejenigen angegeben, die sie in den hier behandelten Monaten, also von Juli 1944 bis Mai 1945, innehatten.

POLITISCHE FÜHRUNG

Reich

Bormann, Martin (1900–1945): Leiter der Parteikanzlei; Sekretär Hitlers.

Göring, Hermann (1893–1946): Reichsmarschall; designierter Nachfolger Hitlers; Beauftragter für den Vierjahresplan; Vorsitzender des Ministerrats für die Reichsverteidigung; Oberbefehlshaber der Luftwaffe.

Goebbels, Joseph (1897–1945): Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda; ab Juli 1944 Reichsbevollmächtigter für den totalen Kriegseinsatz.

Himmler, Heinrich (1900–1945): Reichsführer-SS; Chef der Deutschen Polizei; Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums; Reichsminister des Innern und Generalbevollmächtigter für die Reichsverwaltung; ab Juli 1944 Befehlshaber des Ersatzheeres.

Hitler, Adolf (1889–1945): »Führer«; Staatsoberhaupt; Reichskanzler; Führer der NSDAP; Oberbefehlshaber der Wehrmacht; Oberbefehlshaber des Heeres.

Kaltenbrunner, Ernst (1903–1946): SS-Obergruppenführer; Chef der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes.

Kritzinger, Wilhelm (1890–1947): Staatssekretär in der Reichskanzlei.

Lammers, Hans Heinrich (1879–1962): Reichsminister und Chef der Reichskanzlei.

Ley, Robert (1890–1945): Reichsorganisationsleiter der NSDAP; Leiter der Deutschen Arbeitsfront.

Ribbentrop, Joachim von (1893–1946): Reichsminister des Auswärtigen.

Schwerin von Krosigk, Lutz Graf (1887–1977): Reichsfinanzminister; Leitender Minister und Reichsaußenminister in der Regierung Dönitz.

Seyß-Inquart, Arthur (1892–1946): Reichskommissar für die besetzten niederländischen Gebiete.

Speer, Albert (1905–1981): Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion; Reichsminister für Wirtschaft und Produktion in der Regierung Dönitz.

Stuckart, Wilhelm (1902–1953): SS-Obergruppenführer; Staatssekretär im Reichsministerium des Innern; Reichsminister des Innern in der Regierung Dönitz.

Provinzen

Giesler, Paul (1895–1945): Gauleiter von München-Oberbayern.

Greiser, Arthur (1897–1946): Gauleiter des Reichsgaus Wartheland.

Grohé, Josef (1902–1988): Gauleiter von Köln-Aachen.

Hanke, Karl (1903–1945): Gauleiter von Niederschlesien.

Hofer, Franz (1902–1975): Gauleiter von Tirol-Vorarlberg.

Holz, Karl (1895–1945): Gauleiter von Franken.

Koch, Erich (1896–1986): Gauleiter von Ostpreußen.

Ruckdeschel, Ludwig (1907–1986): April/Mai 1945 Gauleiter von Bayreuth.

Wächtler, Fritz (1891–1945): bis April 1945 Gauleiter von Bayreuth.

Wahl, Karl (1892–1981): Gauleiter von Schwaben.

MILITÄRISCHE FÜHRUNG

Blaskowitz, Johannes, Generaloberst (1883–1948): Mai-September 1944 und dann wieder Dezember 1944 bis Januar 1945 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe G; Januar-April 1945 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe H.

Dietrich, Sepp, SS-Oberstgruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS (1892–1966): Oktober 1944 bis Mai 1945 Oberbefehlshaber der 6. SS-Panzerarmee.

Dönitz, Karl, Großadmiral (1891–1980): Oberbefehlshaber der Kriegsmarine; nach Hitlers Tod Reichspräsident.

Guderian, Heinz, Generaloberst (1888–1954): Chef des Generalstabs des Heeres, Juli 1944 bis März 1945.

Harpe, Josef, Generaloberst (1887–1968): September 1944 bis Januar 1945 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe A; März-April 1945 Oberbefehlshaber der 5. Panzerarmee.

Hausser, Paul, SS-Oberstgruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS (1880–1972): Januar-April 1945 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe G.

Heinrici, Gotthard, Generaloberst (1886–1971): August 1944 bis März 1945 Oberbefehlshaber der 1. Panzerarmee; März-April 1945 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Weichsel.

Hoßbach, Friedrich, General (1894–1980): Juli 1944 bis Januar 1945 Oberbefehlshaber der 4. Armee.

Jodl, Alfred, Generaloberst (1890–1946): Chef des Wehrmachtsführungsstabs im Oberkommando der Wehrmacht.

Keitel, Wilhelm, Generalfeldmarschall (1882–1946): Chef des Oberkommandos der Wehrmacht.

Kesselring, Albert, Generalfeldmarschall (1885–1960): bis März 1945 Oberbefehlshaber Süd; März-April 1945 Oberbefehlshaber West.

Manteuffel, Hasso von, General der Panzertruppe (1897–1978): September 1944 bis März 1945 Oberbefehlshaber der 5. Panzerarmee; März-Mai 1945 Oberbefehlshaber der 3. Panzerarmee.

Model, Walter, Generalfeldmarschall (1891–1945): Juni-August 1944 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte; August-September 1944 Oberbefehlshaber West; September 1944 bis April 1945 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B.

Reinhardt, Georg-Hans, Generaloberst (1887–1963): August 1944 bis Januar 1945 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte.

Rendulić, Lothar, Generaloberst (1887–1971): Januar 1945 und März-April 1945 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Kurland; Januar-März 1945 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord; April-Mai 1945 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd (Ende April in »Ostmark« umbenannt).

Rundstedt, Gerd von, Generalfeldmarschall (1875–1953): September 1944 bis März 1945 Oberbefehlshaber West.

Schörner, Ferdinand, Generaloberst, ab 5. April 1945 Generalfeldmarschall (1892–1973): Juli 1944 bis Januar 1945 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord; Januar-Mai 1945 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte.

Vietinghoff, Heinrich von, Generaloberst (1887–1952): Januar-März 1945 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Kurland; März-Mai 1945 Oberbefehlshaber Südwest.

Wolff, Karl, SS-Obergruppenführer, General der Waffen-SS (1900–1984): ab Juli 1944 Bevollmächtigter General der deutschen Wehrmacht in Italien.

VORWORT

Als sich Anfang 1945 die katastrophale Niederlage bedrohlich abzeichnete, hörte man die Deutschen manchmal sagen, sie sähen »lieber ein Ende mit Schrecken als einen Schrecken ohne Ende«. Ein Ende mit Schrecken erlebten sie nun tatsächlich, und das auf eine Weise und in einem Ausmaß, wie es die Geschichte noch nie gesehen hatte. Dieses Ende brachte Zerstörungen und Verluste von Menschenleben in gigantischen Dimensionen mit sich. Ein großer Teil davon hätte vermieden werden können, wenn Deutschland bereit gewesen wäre, sich den Bedingungen der Alliierten zu beugen. Die Weigerung, vor Mai 1945 eine Kapitulation in Erwägung zu ziehen, war daher für das Reich und das NS-Regime nicht nur zerstörerisch, sondern auch selbstzerstörerisch.

Ein Land, das im Krieg besiegt ist, nimmt fast immer irgendwann Kapitulationsverhandlungen auf. Eine Selbstzerstörung durch Fortsetzung des Kampfes bis zum Letzten, die zu nahezu totaler Verwüstung und vollständiger Besetzung durch den Feind führt, ist außerordentlich selten. Genau so verfuhren jedoch die Deutschen 1945. Warum? Es liegt nahe, hierauf eine einfache Antwort zu geben: Ihr »Führer« Hitler weigerte sich beharrlich, ans Aufgeben zu denken, und daher blieb nichts anderes übrig als weiterzukämpfen. Das wirft jedoch lediglich andere Fragen auf. Warum wurden Hitlers selbstzerstörerische Befehle immer noch befolgt? Welche Herrschaftsmechanismen befähigten ihn dazu, das Schicksal Deutschlands zu bestimmen, wenn es für jeden offenkundig war, dass der Krieg verloren war und das Land jetzt ganz und gar verwüstet wurde? Wie weit waren die Deutschen bereit, Hitler bis zum Ende zu unterstützen, obwohl sie wussten, dass er das Land in die Vernichtung trieb? Standen sie tatsächlich immer noch treu hinter ihm? Oder wurden sie nur durch die Ausübung von Terror zu einer loyalen Haltung gezwungen? Wie und warum kam es dazu, dass die Wehrmacht den Kampf fortsetzte und der Staatsapparat bis zum Schluss weiter funktionierte? Welche Alternativen hatten Deutsche, Zivilisten wie Soldaten, in der letzten Kriegsphase? Diese und andere Fragen stellen sich schon bald im Anschluss an eine zunächst unproblematisch erscheinende Frage, die eine einfache Antwort nahelegt. Sie lassen sich nur dadurch angehen, dass man untersucht, wie Herrschaftsstrukturen und Mentalitäten aussahen, als die Katastrophe in den Jahren 1944/45 unerbittlich über Deutschland hereinbrach. Darum bemühe ich mich in diesem Buch.

Erstmals dachte ich an die Abfassung einer derartigen Studie, als mir zu meiner Verwunderung keine andere Arbeit einfiel, die versucht hätte, das zu leisten, was mir vorschwebte. Über das Ende des Krieges existieren natürlich ganze Bibliotheken von Arbeiten, aus verschiedenen Blickwinkeln geschrieben und von sehr unterschiedlicher Qualität. Es gibt wichtige Studien über die obersten NS-Führer und in zunehmendem Maße auch über einige der Provinzhäuptlinge, der Gauleiter.1 Auch für einen großen Teil der führenden Militärs existieren Biografien.2 Darstellungen der sich immer mehr zuspitzenden Ereignisse in den letzten Wochen des Dritten Reiches, sowohl an der Front als auch, so scheint es manchmal, für praktisch jede Stadt und jedes Dorf in Deutschland, gibt es buchstäblich zu Tausenden. Zahlreiche Lokalstudien bieten anschauliche – und oft entsetzliche – Schilderungen des Schicksals einzelner Gemeinden in der Zeit, da sie dem unaufhaltsamen Vorrücken der alliierten und der sowjetischen Kriegsmaschinerie ausgesetzt waren.3 Erlebnisberichte über Erfahrungen an der Front oder in der Heimat, in Städten, die von alliierten Bomben in Trümmer gelegt wurden, wie auch über die Schrecken von Flucht und Wohnungsverlust gibt es reichlich. Detaillierte, häufig auf bestimmte Orte beschränkte militärgeschichtliche Studien oder Darstellungen bestimmter Wehrmachtseinheiten oder auch großer Schlachten sind ebenfalls gang und gäbe, wobei insbesondere der Schlacht um Berlin zahlreiche Werke gewidmet sind.4 Der sechste Band der offiziellen DDR-Geschichte des Krieges, der in den 1980er Jahren entstand, stellt ungeachtet seiner offenkundigen ideologischen Färbung einen wertvollen Versuch dar, eine umfassende Militärgeschichte zu bieten, die sich nicht auf die Ereignisse an der Front beschränkt.5 Und in neuerer Zeit bieten die letzten Bände der ausgezeichneten offiziellen militärgeschichtlichen Reihe der Bundesrepublik glänzende Detailstudien zur Wehrmacht, die oft weit über die Geschichte der militärischen Operationen hinausreichen.6 Trotz alledem berühren diese und andere hervorragende Werke zur Militärgeschichte7 nur einige – wenngleich wichtige – Aspekte dessen, was meines Erachtens erforderlich war, um die Fragen zu beantworten, mit denen ich mich auseinandersetzen wollte.

Ursprünglich hatte ich die Absicht gehabt, mich dem Problem mit einer Erkundung der Herrschaftsstrukturen NS-Deutschlands in dieser letzten Phase zu nähern. Mir schien, dass sich die wichtigsten strukturgeschichtlichen Darstellungen des Dritten Reiches für die Zeit gegen Ende des Jahres 1944 weitgehend verzettelten und die letzten Monate des Regimes nur ganz oberflächlich behandelten.8 Dies gilt auch für Untersuchungen zur Geschichte der NSDAP und ihrer Gliederungen.9 Rasch wurde mir jedoch deutlich, dass es nicht ausreichen würde, eine bloße Strukturanalyse zu erarbeiten und dass sich meine Untersuchung auch auf die Mentalitäten erstrecken musste, die auf verschiedenen Ebenen das fortgesetzte Funktionieren des Regimes sicherstellten. Eine umfassende Studie über deutsche Mentalitäten in den letzten Kriegsmonaten ist bislang noch nicht versucht worden.10 Bei ihrer Rekonstruktion muss man daher von Bruchstücken ausgehen.

Ich habe versucht, die Mentalitäten von Herrschern und Beherrschten, von führenden Nationalsozialisten und einfachen Angehörigen der Zivilbevölkerung, von Generälen und gewöhnlichen Soldaten sowohl an der Ostfront als auch an der Westfront zu berücksichtigen. Das ist eine große Leinwand, und ich muss das Bild mit breitem Pinsel malen. Um das Spektrum an Einstellungen zu veranschaulichen, kann ich natürlich nur ausgewählte Beispiele heranziehen. Denn nicht das geringste der Probleme bei dem Versuch, allgemeine Aussagen über Mentalitäten zu machen, besteht darin, dass das NS-Regime während seiner letzten Monate und in seinen letzten Wochen in außerordentlich stark beschleunigtem Tempo nicht nur schrumpfte, sondern sich zugleich auch aufsplitterte. Deutschland war ein großes Land, und auch wenn die extremen Zwänge des Krieges natürlich all seine Regionen in Mitleidenschaft zogen, taten sie dies doch nicht überall gleichzeitig oder auf die gleiche Weise. Die Erfahrungen, die die Zivilbevölkerung in den verschiedenen Teilen des Landes und die Soldaten auf verschiedenen Kriegsschauplätzen machten, waren naturgemäß unterschiedlich. Ich habe versucht, eher die verschiedenen Mentalitäten wiederzugeben als zu oberflächlichen Verallgemeinerungen zu greifen.

Dieses Buch bezieht sich vor allem auf die deutsche Mehrheitsbevölkerung, wie wir sie nennen könnten. Es gab jedoch auch andere, deren Erfahrungen, die sich selbst nicht ohne Weiteres verallgemeinern lassen, ganz anders aussahen als die der meisten Deutschen, da sie der deutschen Mehrheitsgesellschaft nicht angehörten und nicht angehören konnten. Das Schicksal der auf entsetzliche Weise verfolgten Pariagruppen in den Klauen der Nationalsozialisten bildet einen weiteren wichtigen Teil der Geschichte des fortgesetzten Funktionierens des NS-Regimes mitten im unausweichlichen Zusammenbruch und drohenden Untergang. Denn so überaus wenig beneidenswert die Lage für die meisten Deutschen war, so waren doch für die rassischen und politischen Feinde des Regimes, die im Zuge seiner Implosion einer immer bösartigeren Vergeltung ausgesetzt waren, die mörderischen letzten Monate eine Zeit des kaum vorstellbaren Schreckens. Selbst als es in jeder anderen Hinsicht strauchelte und versagte, war das NS-Regime noch in der Lage, bis zum Letzten zu terrorisieren, zu morden und zu vernichten.

Die Geschichte des NS-Regimes in seinen letzten Monaten ist eine Geschichte des Zerfalls. Bei dem Versuch, mich mit den Fragen auseinanderzusetzen, die ich mir gestellt hatte, hatte ich es mit einem erheblichen methodischen Hauptproblem zu tun: Ich musste mich bemühen, die vielfältigen Facetten des Untergangs des Dritten Reiches zu einer einzigen Geschichte zusammenzufügen. Das läuft auf den Versuch hinaus, eine integrierte Geschichte einer Desintegration zu schreiben.

Dieser Versuch ließ sich meines Erachtens auf überzeugende Weise nur mit einem – innerhalb jedes einzelnen Kapitels allerdings thematisch strukturierten – narrativen Ansatz verfolgen, der die letzten Monate des Regimes behandelte. Ein sinnvoller Zeitpunkt, an dem man hätte beginnen können, wäre der Juni 1944 gewesen, als Deutschland im Westen durch die Konsolidierung der erfolgreichen Landung der Alliierten in der Normandie und im Osten durch den verheerenden Durchbruch der Roten Armee militärisch bedrängt wurde. Ich habe mich jedoch dafür entschieden, erst ein wenig später einzusetzen, mit dem Attentat auf Hitler im Juli 1944, da dies für das NS-Regime eine bedeutsame interne Zäsur bedeutete. Von da aus betrachte ich in aufeinanderfolgenden Kapiteln die deutschen Reaktionen auf den Zusammenbruch der Wehrmacht im Westen im September, den ersten Einbruch der Roten Armee auf deutschen Boden im darauffolgenden Monat, die Hoffnungen, die im Dezember die Ardennenoffensive weckte und die sich sogleich wieder zerschlugen, die Katastrophe in den östlichen Provinzen, die im Januar von den Sowjets erobert wurden, die jähe Eskalation des Terrors in der Heimat im Februar, den Zerfall des Regimes im März, die letzten verzweifelten Durchhalteversuche  – begleitet von unkontrollierter Gewaltanwendung gegenüber deutschen Bürgern und ganz besonders gegenüber vermeintlichen Regimegegnern – im April und die Bemühungen des Dönitz-Regimes, auch zu Beginn des Monats Mai noch weiterzukämpfen, bis sich Truppen aus dem Osten westwärts verlegen ließen. Das Buch endet mit der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 und der nachfolgenden Verhaftung von Mitgliedern der Regierung Dönitz.

Nur mit einem narrativen Ansatz ließ sich meines Erachtens die Dynamik – wie auch die Dramatik – der Sterbephase des Regimes erfassen, das im Gefolge der sich abzeichnenden militärischen Niederlage unaufhaltsam zerfiel. Allein auf diese Weise war es meines Erachtens möglich, die stets verzweifelten, aber monatelang zum Teil immer noch wirksamen Versuche, das Unabwendbare abzuwenden, die Improvisation, die Mobilisierung der letzten Kräfte, die es dem System gestatteten, weiterhin zu funktionieren, die eskalierende Brutalität, die schließlich Amok lief, und den implodierenden selbstzerstörerischen Charakter der NS-Aktivitäten darzustellen. Manche wichtige Elemente der Geschichte kehren zwangsläufig in mehr als einem Kapitel wieder. Bombardierte Städte, desertierende Soldaten, Todesmärsche von Häftlingen der Konzentrationslager, die Evakuierung der Zivilbevölkerung, das Zusammenbrechen der Moral, die Verstärkung der Repression im Innern und die immer verzweifelteren Propagandamaschen – all dies beschränkt sich nicht auf eine einzige Episode. Doch die narrative Struktur ist wichtig, da sie zeigt, wie sich in diesen Monaten Verwüstung und Schrecken, auch wenn sie ständig gegenwärtig waren, mit der Zeit immer weiter verstärkten. Dementsprechend habe ich versucht, den chronologischen Verlauf genau nachzuvollziehen. Das entstandene Bild habe ich im Wesentlichen unter Rückgriff auf Archivquellen aufgebaut, wobei ich auch von zeitgenössischen Tagebüchern und Briefen ausgiebig Gebrauch gemacht habe.

Wichtig ist zu betonen, was dieses Buch nicht ist. Es ist keine Militärgeschichte, ich beschreibe also nicht in Einzelheiten, was sich auf dem Schlachtfeld abspielte, und gebe nur als Hintergrund für die Fragen, die in diesem Buch im Mittelpunkt stehen, einen kurzen Überblick über die Entwicklungen an den Fronten. Mein Buch versucht auch nicht, eine Geschichte der alliierten Planungen oder der Phasen der Eroberung durch die Alliierten zu schreiben.11 Es betrachtet den Krieg bei dem Versuch, besser zu verstehen, wie und warum das NS-Regime so lange durchhalten konnte, vielmehr ausschließlich aus deutscher Perspektive. Schließlich behandelt das Buch auch nicht die wichtige Frage von Kontinuitäten, die sich über die Kapitulation hinweg in die Besatzungszeit erstreckten, und ebensowenig das Verhalten der deutschen Bevölkerung, sobald ein Territorium vor Kriegsende besetzt war.12

Die Realität der Verhältnisse, wie sie in jenen schrecklichen Monaten geherrscht haben müssen – wie gewöhnliche Menschen außergewöhnliche (und entsetzliche) Umstände überlebten –, lässt sich nicht mehr einfangen. Und obgleich ich seit vielen Jahren über das Dritte Reich arbeite, empfand ich es auch als schwierig, das ganze Ausmaß von Leiden und Tod in dieser Zuspitzungsphase des Krieges in vollem Umfang zu erfassen. Leiden sollte man nicht und kann man nicht auf bloße Opferzahlen reduzieren. Dennoch vermittelt schon allein der Gedanke, dass sich die Verluste (Tote, Verwundete, Vermisste und Gefangene) der Wehrmacht – diejenigen der Westalliierten und der Roten Armee nicht gerechnet – in der letzten Kriegsphase auf etwa 350 000 Mann pro Monat beliefen, ein Gefühl für das totale Gemetzel an den Fronten, das weit schlimmer war als im Ersten Weltkrieg. Auch im Kerngebiet Deutschlands war der Tod allgegenwärtig. Der größte Teil der etwa eine halbe Million zivilen Opfer der alliierten Bombardements kam bei Angriffen auf deutsche Städte in den allerletzten Kriegsmonaten um. In ebendiesen Monaten kamen Hunderttausende von Flüchtlingen ums Leben, die sich vor der Roten Armee in Sicherheit bringen wollten. Nicht zuletzt hatten die schrecklichen Todesmärsche von Häftlingen der Konzentrationslager, die sich größtenteils in der Zeit von Januar bis April 1945 abspielten, und die sie begleitenden Gräuel zur Folge, dass etwa eine Viertelmillion Menschen durch Unterkühlung, Unterernährung, Erschöpfung und willkürliches Gemetzel umkamen. Das Ausmaß, in dem sich Deutschland in den letzten Monaten des Dritten Reiches in ein riesiges Leichenhaus verwandelt hatte, lässt sich kaum vorstellen.

Zumindest gegen Ende der Abfassung des Buches war ich jedoch der Ansicht, dass ich einer Antwort auf die Frage, die ich mir gestellt hatte, näher gekommen war: wie und warum das Regime Hitlers angesichts des Ausmaßes des wachsenden Unheils noch so lange – wenngleich natürlich mit schwindender Effizienz – funktionieren konnte. Wenn andere der Meinung sind, dass sie dies nach der Lektüre dieses Buches ebenfalls besser verstehen, werde ich zufrieden sein.

EINLEITUNG

Untergang in Flammen

Mittwoch, 18. April 1945: Amerikanische Truppen stehen vor den Toren von Ansbach, dem Mittelpunkt des bayerischen Regierungsbezirks Mittelfranken. Der Kreisleiter der NSDAP ist in der Nacht geflohen, die meisten deutschen Soldaten sind nach Süden verlegt worden, und die Einwohner sind seit Tagen in Luftschutzkellern untergebracht. Jeder rationale Gedanke rät zu Kapitulation. Doch der Kampfkommandant der Stadt, Dr. Ernst Meyer, ein 50-jähriger Oberst der Luftwaffe, der in Physik promoviert hat, ist ein fanatischer Nationalsozialist, der darauf besteht, bis zum Ende zu kämpfen. Der 19-jährige Theologiestudent Robert Limpert, der kriegsuntauglich ist, beschließt zu handeln, um zu verhindern, dass seine Stadt in einer sinnlosen Schlacht bis zum letzten Atemzug zerstört wird.

Einen Monat zuvor hatte Limpert miterlebt, wie die schöne Stadt Würzburg von alliierten Bomben völlig verwüstet worden war. Das hatte ihn zu dem gefährlichen Wagnis veranlasst, Anfang April Flugblätter zu verteilen, in denen er dafür plädierte, Ansbach mit seinen immer noch unversehrten malerischen Barock- und Rokokobauten kampflos zu übergeben. Jetzt geht er ein noch größeres Risiko ein. An diesem schönen Frühlingstag trennt er vormittags gegen 11 Uhr die Telefondrähte durch, die, wie er glaubt, den Gefechtsstand des Kommandanten mit der Wehrmachtseinheit vor der Stadt verbinden – ein allerdings vergeblicher Sabotageversuch, da der Gefechtsstand, was er nicht weiß, gerade umgezogen ist. Zwei Hitlerjungen beobachten ihn dabei. Sie melden, was sie gesehen haben, der Polizeiwache im Rathaus, und dort nimmt man sich sogleich der Sache an. Ein Polizist wird zu Limperts Wohnung geschickt, wo er entdeckt, dass der junge Mann eine Pistole und belastendes Material besitzt, und verhaftet ihn.

Die Ortspolizei meldet die Verhaftung dem Leiter der noch verbliebenen Zivilverwaltung in Ansbach, welcher den Kampfkommandanten anruft, der sich gerade nicht in der Stadt aufhält. Wie nicht anders zu erwarten, empört sich der Kommandant über den Vorfall, eilt zur Polizeiwache und setzt sogleich ein Standgericht ein, das aus dem Kommandanten der Schutzpolizei, dessen Stellvertreter und dem Meldegänger des Kommandanten besteht. Nach einem »Prozess«, der eine Farce ist und nicht länger als ein paar Minuten dauert und bei dem der Angeklagte sich nicht verteidigen darf, verkündet der Kommandant das Todesurteil, das auf der Stelle zu vollstrecken sei.

Als man Limpert am Tor des Rathauses eine Schlinge um den Hals legt, gelingt es ihm, sich loszureißen und das Weite zu suchen, aber nach hundert Metern erreichen ihn die Polizisten, treten ihn, ziehen ihn an den Haaren und schleppen den Schreienden zurück. Keiner aus der Menschenmenge, die sich versammelt hat, rührt einen Finger, um ihm zu helfen. Von einigen wird er vielmehr ebenfalls geschlagen und getreten. Auch jetzt ist sein Elend noch nicht vorüber. Wieder wird ihm die Schlinge um den Hals gelegt, und er wird gehängt. Doch der Strick reißt, und er fällt auf das Pflaster. Erneut wird ihm die Schlinge um den Hals gelegt, und schließlich zieht man ihn auf dem Rathausplatz hoch, bis er stirbt. Der Kommandant befiehlt, die Leiche hängen zu lassen, bis sie »stinke«. Kurz darauf requiriert er offenbar ein Fahrrad und flieht sogleich aus der Stadt. Vier Stunden später marschieren die Amerikaner in Ansbach ein, ohne dass ein Schuss abgefeuert wird, und schneiden den Leichnam von Robert Limpert vom Strick herunter.1

Wie diese grausige Episode zeigt, funktionierte das NS-Regime mit seiner terroristischen Repression bis zum Schluss. Doch es ging dabei nicht nur darum, dass der fanatische NS-Kampfkommandant, der Oberst der Luftwaffe Dr. Meyer, rücksichtslos einen vermeintlichen Verräter und Saboteur erledigte, dass ein Vertreter des Regimes mit roher Gewalt seinen Willen durchsetzte. Selbst im Angesicht eines derartigen Fanatismus hätten die Polizisten, denen bewusst war, dass die Amerikaner in Kürze in die Stadt einmarschieren würden, tätig werden können, um sich künftige Schwierigkeiten mit der Besatzungsmacht zu ersparen, indem sie die Verhaftung und das Verhör Limperts in die Länge zogen. Stattdessen entschieden sie sich dafür, sich an ihre Vorschriften zu halten und so zügig wie möglich ihre Pflicht zu erfüllen, so wie sie sie auffassten, und auch weiterhin als untergeordnete Hüter eines Rechts zu fungieren, das – so hatten sie es zu diesem Zeitpunkt, wie sie später behaupteten, gesehen – jetzt nicht mehr war als der Ausdruck des eigenmächtigen Willens des Kommandanten.

Gleiches ließe sich für den Leiter der örtlichen Zivilverwaltung sagen. Auch er hätte seine Erfahrung und seine Kenntnis von dem unmittelbar bevorstehenden Ende der Kampfhandlungen dazu benutzen können, das Verfahren in die Länge zu ziehen. Stattdessen tat er, was er konnte, um den Ablauf zu beschleunigen und mit dem Kommandanten zu kooperieren. Die Einwohner der Stadt, die den Weg auf den Rathausplatz gefunden hatten und sahen, wie Limpert flüchtete, hätten ihm an diesem Punkt zu Hilfe eilen können. Stattdessen unterstützten einige von ihnen sogar die Polizei darin, den sich wehrenden jungen Mann wieder an seinen Hinrichtungsort zu schleppen. Demnach war es unter diesen extremen Umständen und in diesen letzten Augenblicken des Krieges auf allen Ebenen, jedenfalls was Ansbach anging, so, dass diejenigen, welche Macht ausübten, nach wie vor im Interesse des Regimes arbeiteten – und dass es ihnen dabei nicht an Unterstützung durch die Öffentlichkeit mangelte.

Vorfälle, die so erschütternd waren wie dieser, bei denen Einwohner den Versuch unternahmen, eine nutzlose Zerstörung in letzter Minute zu verhindern, und dabei brutale Vergeltung erfuhren, während andere immer noch bereit waren, die Funktionäre des Regimes bei ihrer Repression zu unterstützen, waren in diesen letzten Phasen des schrecklichsten Krieges in der Geschichte keine Seltenheit. Dutzende anderer Fälle ließen sich als Illustration dafür anführen, dass der Terror des Regimes auch weiterhin funktionierte und sich jetzt, in den letzten Monaten des Konflikts, gegen die eigenen Bürger ebenso richtete wie gegen ausländische Arbeiter, Häftlinge, Juden und andere, die es schon seit Langem als Feinde betrachtete.2

Nicht nur in den immer wilderen Manifestationen von Terror, der von Fanatikern und Desperados ausgeübt wurde, funktionierte das Regime bis zum Letzten. Am allerwichtigsten war das Verhalten des Militärs. Hätte die Wehrmacht zu funktionieren aufgehört, wäre das Regime zusammengebrochen. Die Anzeichen für Auflösung und Zerfall in der Wehrmacht waren in den späteren Phasen des Krieges vielfältig, am deutlichsten im Westen. Soldaten desertierten ungeachtet der Drohung mit drakonischen Strafen. Anfang 1945 teilten jedenfalls im Westen die meisten die Einschätzung, die Fortsetzung des Kampfes sei sinnlos, und sehnten sich nur danach, wieder zu ihrer Familie zurückzukehren. Doch die Wehrmacht kämpfte weiter. Generäle und Feldkommandeure erteilten immer noch Befehle, selbst in den hoffnungslosesten Situationen. Und diese Befehle wurden befolgt.

Unter dem Bombenhagel, im Wirrwarr der Zerstörung der Städte, als das Reich unter unendlich überlegener Gewalt im Osten wie im Westen zusammenbrach, wurde in dem zunehmenden Chaos so etwas wie »Normalität« aufrechterhalten, und die Bürokratie tat alles, um auch weiterhin zu funktionieren. Natürlich wurde das Reich von Tag zu Tag kleiner, die Nachrichtenverbindungen brachen zusammen, das Verkehrsnetz war so gut wie am Ende, Versorgungsgüter wie Gas, Strom und Wasser standen Millionen von Haushalten nicht mehr zur Verfügung, und die bürokratische Verwaltung hatte mit gewaltigen praktischen Problemen in großer Zahl zu kämpfen. Dort aber, wo Deutschland noch nicht unter Besatzungsherrschaft geraten war, verfiel es keineswegs in Anarchie. Die Zivilverwaltung funktionierte weiter, mochte sie angesichts extremer Notlagen und gewaltiger Erschütterungen auch noch so ineffizient geworden sein. Militärische und zivile Gerichte verhängten nach wie vor immer strengere Strafen. Löhne und Gehälter wurden im April 1945 noch gezahlt.3 Stipendien, die von einer führenden akademischen Körperschaft in Berlin bewilligt worden waren, ließ man ausländischen Studenten bis in die letzten Kriegswochen zukommen und betrachtete das auch jetzt noch als eine Investition in die Sicherung fortgesetzten deutschen Einflusses im »neuen Europa«.4

Ungeachtet wachsender Hindernisse wurde die Verteilung der immer knapperen Lebensmittelrationen mit Mühe aufrechterhalten, und die Post, die in zunehmendem Maße improvisieren musste, kam immer noch halbwegs durch. Irgendwie funktionierten auch noch begrenzte Formen der Unterhaltung als ein bewusst eingesetztes Mittel, um die Moral zu stabilisieren und für kurze Zeit von der sich entwickelnden Katastrophe abzulenken. Ein letztes Konzert der Berliner Philharmoniker fand am 12. April statt, vier Tage vor Beginn des sowjetischen Angriffs auf die Reichshauptstadt. Selbstverständlich stand das Finale aus Richard Wagners Götterdämmerung auf dem Programm.5 Einige Kinos blieben geöffnet. Nur eine Woche bevor Stuttgart am 22. April kapitulierte, konnten die Einwohner der Stadt vorübergehende Ablenkung von ihrem Trauma finden, indem sie ins Kino gingen und sich Die Frau meiner Träume ansahen.6 Selbst Fußballspiele wurden noch ausgetragen. Das letzte Spiel des Krieges fand sogar noch am 23. April 1945 statt, als der FC Bayern München, »Gaumeister« des Jahres 1945, seinen örtlichen Rivalen TSV 1860 München mit 3:2 schlug.7 Rudimentäre Zeitungen erschienen auch weiterhin. Die wichtigste NS-Zeitung, der Völkische Beobachter, kam im unbesetzten Teil Süddeutschlands bis ganz zum Schluss heraus. Dessen letzte Ausgabe vom 28. April 1945, zwei Tage vor Hitlers Selbstmord im Berliner Bunker, trug die Schlagzeile: »Festung Bayern«.

Die Gründe für Deutschlands Zusammenbruch liegen auf der Hand, und sie sind wohlbekannt. Warum das Reich Hitlers bis zum bitteren Ende weiter funktionierte und wie es das bewerkstelligte, ist nicht so offenkundig. Dieser Frage versucht das vorliegende Buch nachzugehen.

Die Tatsache, dass das Regime tatsächlich bis zum Ende durchhielt  – und dass der Krieg erst dann endete, als Deutschland militärisch so geschlagen war, dass es sich ergeben musste, als seine Wirtschaft zerstört war, seine Städte in Trümmern lagen und das Land von fremden Mächten besetzt war –, ist historisch ein extrem seltener Fall. In neuerer Zeit haben Kriege zwischen Staaten gewöhnlich damit geendet, dass es auf die eine oder andere Weise zu einer Verhandlungslösung kam. Irgendwann haben die herrschenden Eliten eines Staates, der vor der militärischen Niederlage stand, gewöhnlich um Frieden gebeten und sind unter einem gewissen Zwang zu einer territorialen Übereinkunft gelangt, mochte sie auch noch so nachteilig sein. Das Ende des Ersten Weltkriegs fügte sich in dieses Muster. Das Ende des Zweiten gestaltete sich total anders. Die Herrscher Deutschlands im Jahr 1945 wussten, dass der Krieg verloren war und die vollständige Zerstörung bevorstand; dennoch waren sie zur Fortsetzung des Kampfes bereit, bis ihr Land praktisch ausgelöscht war.

Autoritäre Regime, die in unpopulären Kriegen vor einer Niederlage stehen und die erkennbar auf dem Weg ins Verderben sind, halten sich gewöhnlich nicht so lange, dass sie die totale Katastrophe noch erleben. In der Vergangenheit sind manche durch eine Revolution von unten gestürzt worden, so in Russland 1917 und in Deutschland 1918 (im letztgenannten Fall, nachdem die militärische Elite bereits Maßnahmen ergriffen hatte, um einen verlorenen Krieg zu beenden). Andere – und das kommt häufiger vor – werden durch einen Putsch im Land selbst gestürzt von Eliten, die nicht gewillt sind, sich von dem scheiternden Regime mit in die Tiefe reißen zu lassen, und die noch etwas retten wollen. Hierfür ist die Absetzung Mussolinis durch seinen eigenen Faschistischen Großrat im Jahr 1943 ein Beispiel. In Deutschland dagegen kämpfte das Regime, obwohl sich nicht nur die einfachen Leute, sondern auch die Inhaber ziviler und militärischer Machtpositionen allgemein einig waren, dass es auf den Abgrund zusteuerte, so lange weiter, bis das Land vollständig zerstört war und anders als 1918 unter ausländischer Besatzung stand.8 Als ungefähre Parallele fällt einem nur Japan im Jahr 1945 ein (das allerdings kapitulierte, als das Land noch nicht besetzt war) sowie in neuerer Zeit – und hier ist die Ähnlichkeit angesichts des sehr kurzen und militärisch einseitigen Krieges nur ganz oberflächlich – der Irak Saddam Husseins.

Die unterschiedlichen Verhaltensweisen Deutschlands 1918 und 1945 werfen die Frage auf, wie und warum Hitler-Deutschland in der Lage war, bis zum bitteren Ende weiterzukämpfen. War für diesen schrecklichen Konflikt keine andere Beendigung möglich? Und wenn nicht, warum nicht? »Das eigentliche Rätsel«, hat einmal jemand treffend bemerkt, »ist die Frage, warum Menschen, die überleben wollten, fast bis zur letzten Minute des Krieges so verzweifelt und so erbittert kämpften und töteten.«9

Freilich hatte es im Ersten Weltkrieg keine alliierte Forderung nach »bedingungsloser Kapitulation« gegeben. Diese Formel, die US-Präsident Franklin D. Roosevelt im Januar 1943 auf der Konferenz von Casablanca geprägt und der der britische Premierminister Winston Churchill zugestimmt hatte, bedeutete, dass erstmals einem souveränen Staat offiziell keine andere Option gelassen wurde als totales und bedingungsloses Aufgeben.10 Vor allem deutsche Generäle stürzten sich in den ersten Nachkriegsjahren vielfach auf diesen Punkt und stellten ihn als die einzige und hinreichende Erklärung für den fortgesetzten Kampf Deutschlands hin, da die Forderung nach »bedingungsloser Kapitulation« jede Alternative ausgeschlossen habe.11 Noch lange nach Kriegsende beharrten einige ehemalige Soldaten darauf, dass dieser Punkt dazu beigetragen habe, sie zur Fortsetzung des Kampfes zu motivieren.12 Gewiss kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass die Forderung kontraproduktiv war und dass sie der NS-Propaganda in die Hände spielte. Insofern trug sie zumindest anfangs dazu bei, den Durchhaltewillen zu stärken, aber es ist zweifelhaft, ob der Vorwurf an die Adresse der Alliierten wegen einer verfehlten Politik der »bedingungslosen Kapitulation« in Wahrheit mehr ist als ein »fadenscheiniger Vorwand«, wie ein Forscher meinte.13 Nach Angaben von General Walter Warlimont, dem stellvertretenden Chef des Wehrmachtsführungsstabes, blieb der Entschluss der Casablanca-Konferenz, von den Achsenmächten eine »bedingungslose Kapitulation« zu verlangen, »im deutschen Hauptquartier nach aller Erinnerung damals so gut wie unbeachtet. Untersuchungen seitens des W[ehrmachts-] F[ührungs-] Stabes über die militärischen Folgewirkungen haben jedenfalls nicht stattgefunden.«14 Mit anderen Worten, auf die von der deutschen Militärführung in der letzten Kriegsphase verfolgte Strategie – oder auf das Fehlen einer solchen – blieb diese Forderung ohne Einfluss. Antworten auf die Frage, weshalb Deutschland weiterkämpfte, müssen infolgedessen nicht so sehr in der alliierten Forderung gesucht werden, wie immer man ihre Meriten einschätzen mag, sondern vielmehr in den Strukturen des deutschen Regimes in seiner Sterbephase und in den Mentalitäten, die seine Handlungen prägten.

Warum erhob sich das deutsche Volk, anders als 1918, nicht gegen ein Regime, von dem es so offensichtlich in den Untergang geführt wurde? In der frühen Nachkriegszeit ging die deutsche Bevölkerung daran, nach dem Trauma von so viel Tod und Vernichtung ihr Leben wieder aufzubauen, und ihr war nicht daran gelegen, sich auf irgendwelche tieferen Ursachen für die Katastrophe einzulassen, die über ihr Land gekommen war; sie hielt es nicht für erforderlich, nach Erklärungen zu suchen, die viel weiter reichten als der terroristische Charakter des NS-Regimes. Für die Deutschen war es einfach und in gewisser Weise beruhigend, sich als die hilflosen Opfer skrupelloser Unterdrückung durch ihre brutalen Herrscher zu sehen, die durch einen totalitären Polizeistaat so gelähmt waren, dass ihnen jede Handlungsfreiheit genommen wurde. Derartige Gefühle waren verständlich und, wie die folgenden Kapitel zeigen werden, gewiss nicht unberechtigt. Natürlich gab es ein unzweifelhaft apologetisches Element in der Art und Weise, in der eine derartige Erklärung im Nachkriegsdeutschland eingesetzt werden konnte und auch eingesetzt wurde, um fast die gesamte Gesellschaft von den Verbrechen freizusprechen, die man Hitler, dem allmächtigen Diktator, und einer Clique von verbrecherisch-rücksichtslosen NS-Führern in die Schuhe schob. Doch auch die wissenschaftliche Interpretation legte in der Nachkriegszeit mit dem »Totalitarismus«-Theorem, das damals einen so großen Teil der historischen und politikwissenschaftlichen Literatur beherrschte (wenn auch ohne spezielle Ausrichtung auf die letzte Kriegsphase), das Schwergewicht ganz überwiegend auf Terror und Repression.15 Eine Gesellschaft, die zur Einwilligung gezwungen worden sei, die wegen des umfassenden Zwangs, der von dem überaus repressiven »totalitären Staat« ausgegangen sei, nicht zu handeln vermocht habe, konnte anscheinend als hinreichende Erklärung gelten.

Zweifellos ist der Terror für die Frage, wie und warum das Regime bis zum Schluss weiterhin funktionierte, von entscheidender Bedeutung. Wie wir sehen werden, liefert das Ausmaß der terroristischen Repression, die sich nach der Behandlung der besiegten Völker nunmehr auf das deutsche Volk selbst ebenso wie auf vermeintliche »Rassefeinde« richtete, einen großen Teil der Erklärung dafür, warum es keine Revolution von unten gab, warum ein organisierter Massenaufstand nicht möglich war. Angesichts des Ausmaßes der Repression in Verbindung mit der gewaltigen Erschütterung der letzten Monate war eine Revolution von unten wie am Ende des Ersten Weltkriegs eine Unmöglichkeit. Die Fähigkeit des Regimes zum Weiterkämpfen kann der Terror jedoch nicht vollständig erklären. Nicht Terror war es, der die Eliten des Regimes zum Weitermachen trieb. Der Terror erklärt nicht das Verhalten der »Paladine« des Regimes – sowohl derjenigen, die Hitlers Götterdämmerungsmentalität teilten und bereit waren, Deutschland in Flammen untergehen zu sehen, als auch der weitaus größeren Zahl derer, die ihre eigene Haut zu retten suchten. Er erklärt nicht das fortgesetzte Funktionieren einer Staatsbürokratie sowohl auf der Reichs- als auch auf der lokalen Ebene. Nicht zuletzt erklärt er nicht die Bereitschaft der Wehrmacht – jedenfalls die Bereitschaft der Wehrmachtsführung – zur Fortsetzung des Kampfes. Und Terror erklärt schließlich auch nicht das Verhalten derjenigen Mitglieder des Regimes auf unterschiedlichen Ebenen, die bis zur allerletzten Minute bereit waren, Terror anzuwenden, selbst als er keinem rationalen Zweck mehr diente.

Auch wenn das »Totalitarismus«-Theorem nach dem Ende des Kalten Krieges eine gewisse Renaissance erlebte,16 hat das Schwergewicht, das es bei der Kontrolle der »totalen Gesellschaft« auf Terror und Repression legte, die Bedeutung, die es in der frühen Nachkriegszeit als Deutung des Verhaltens gewöhnlicher Deutscher während des Dritten Reiches hatte, nie wiedererlangt. Im Gegenteil: Die neuere Forschung neigt in zunehmendem Maße dazu, das Schwergewicht auf die enthusiastische Unterstützung des deutschen Volkes für das NS-Regime sowie auf seine begeisterte Mitwirkung und Komplizenschaft bei einer Politik zu legen, die zu Krieg und Völkermord führte.»17 Eine Frage bleibt«, hat Heinrich Jaenecke bemerkt. »Was war es eigentlich, das uns dazu trieb, ihm in den Abgrund zu folgen wie die Kinder in der Sage vom Rattenfänger? Das Rätsel ist nicht Adolf Hitler – das Rätsel sind wir.«18 Abgesehen von der Unterstellung einer Verführung setzt ein derartiger Kommentar eine wesentliche Einheit von »Führer« und Geführten bis zum Ende voraus.

Während man früher das Schwergewicht auf eine konflikthafte Beziehung zwischen Gesellschaft und Regime legte19 – und im Wesentlichen eine tyrannische Herrschaft über ein vorwiegend zögerliches, aber gezwungenes Volk unterstellte –, ist man jetzt dazu übergegangen, von einer Gesellschaft auszugehen, die mit den Zielen des Regimes einverstanden war, die seine rassistische und expansionistische Politik weitgehend billigte und unterstützte und die voll hinter seinem Kriegseinsatz stand. Die unablässige NS-Propaganda hatte ihre Aufgabe erfüllt; das war »der Krieg, den Hitler gewann«, wie es in einer vor vielen Jahren vorgelegten Interpretation hieß.20 Die Nationalsozialisten hatten, so wird heute häufig behauptet, Erfolg damit, den Leuten das Gefühl einzuflößen, dass sie Teil einer inklusiven national-rassistischen »Volksgemeinschaft« seien, integriert durch die Ausschließung von Juden und anderen Menschen, die man für minderwertig hielt und die angeblich nicht dazu taugten, ihr anzugehören, geeint durch die Notwendigkeit, die Nation gegen die mächtigen Feinde zu verteidigen, die sie umgaben und die ihre Existenz bedrohten.»21 Wie desillusioniert auch immer viele Deutsche in den letzten Kriegsjahren waren, die Heimatfront blieb dennoch intakt«, hat ein Forscher behauptet.22 Überdies hatte das Regime Hitlers die deutsche Bevölkerung »gekauft« und sich durch einen Lebensstandard, der durch die Ausplünderung der besetzten Gebiete aufrechterhalten wurde, Loyalität gesichert.23 Auch wenn gewöhnlich eingeräumt wird, dass diese »Volksgemeinschaft« angesichts der bevorstehenden Niederlage zu bröckeln anfing, führt man die fortgesetzte Unterstützung für den Nationalsozialismus  – motiviert auch durch das Wissen um entsetzliche deutsche Verbrechen – immer noch als bedeutenden Grund dafür an, dass das Regime Hitlers in der Lage war, bis zum Schluss durchzuhalten.»24 Die grundsätzliche Legitimität des Dritten Reiches blieb intakt«, hat ein anderer Historiker behauptet, »weil sich die Deutschen keine wünschenswerte Alternative zum Nationalsozialismus vorstellen konnten« und im Krieg »ein bemerkenswertes Engagement für den Nationalsozialismus« zeigten. Die später auftretende Empfindung, vom Nationalsozialismus verraten worden zu sein, »beruhte auf einer starken Identifizierung mit dem Dritten Reich bis zum Augenblick des Verlassenwerdens«.25 Die höchste Zuspitzung dieses Ansatzes ist es vielleicht, wenn behauptet wird: »Die große Mehrheit des deutschen Volkes wurde bald zu Anhängern Hitlers und unterstützte ihn bis zum bitteren Ende 1945.« »Einige hatten genug«, so wird eingeräumt, aber der Konsens, der die Diktatur von Anfang an gestützt habe, habe bis zum Schluss gehalten.26

Die folgenden Kapitel werden eine ganze Reihe von Belegen anführen, die geeignet sind, diese Interpretation in Zweifel zu ziehen. Sie werden fragen, ob entweder die Intensität des Terrors oder das Ausmaß der Unterstützung für das Regime eine angemessene Erklärung für seine Fähigkeit liefern kann, so lange durchzuhalten, bis Deutschland in Stücke geschlagen war. Wenn aber weder Terror noch Unterstützung eine vollständige Erklärung liefern – was dann?

Es stellt sich eine Reihe von Fragen. Abgesehen von der Bedeutung der alliierten Forderung nach »bedingungsloser Kapitulation« könnte man fragen, wie weit Fehler der Alliierten in Strategie und Taktik, zu denen es sicherlich gekommen ist, ihre eigenen Bemühungen schwächten, dem Krieg schnell ein Ende zu machen, und die deutschen Verteidiger zeitweilig in ihrer Zuversicht bestärkten. Doch welche Bedeutung auch immer derartigen Faktoren möglicherweise zukommt, die entscheidenden Gründe dafür, dass Deutschland weiterkämpfte, müssen sicher im Innern gesucht werden, im Dritten Reich selbst, und nicht im Äußeren, in der Politik der Alliierten. Welches Gewicht sollten wir beispielsweise der Einschätzung der führenden Nationalsozialisten beimessen, sie hätten nichts zu verlieren, wenn sie weiterkämpften, da sie die Brücken ohnehin schon hinter sich abgebrochen hatten? Wie bedeutsam war das erheblich ausgeweitete Ausmaß der Befugnisse der NSDAP in der Schlussphase, als sich die Partei durch die Berufung auf den Geist der »Kampfzeit« vor 1933 neu zu beleben versuchte? Auf welche Weise leistete eine hochqualifizierte und fähige Staatsbürokratie ungeachtet zunehmender und schließlich überwältigender administrativer Wirren einen Beitrag zur Durchhaltefähigkeit? Wie wichtig war die Furcht vor der Roten Armee für die Aufrechterhaltung des Kampfes bis zum Ende? Warum waren deutsche Offiziere, besonders die Generäle auf entscheidenden Kommandoposten, zum Weiterkämpfen bereit, selbst wenn sie die Vergeblichkeit des Kampfes und die Absurdität der Befehle, die man ihnen gab, erkannten? Und welche Rolle spielten die führenden Nationalsozialisten unter Hitler – insbesondere das entscheidende Quadrumvirat Bormann, Himmler, Goebbels und Speer – wie auch die Vizekönige in den Provinzen, die Gauleiter, als es darum ging sicherzustellen, dass der Kriegseinsatz trotz zunehmender und dann überwältigender Widerstände aufrechterhalten werden konnte, bis sich das Regime im Sog der totalen militärischen Niederlage vernichtet hatte? Wie unentbehrlich war insbesondere das Wirken Speers dafür, dass auch weiterhin gewaltige Hindernisse überwunden wurden, um der Wehrmacht Rüstungsgüter zu liefern? Schließlich, aber nicht zuletzt, ist die Rolle zu berücksichtigen, die Hitler selbst spielte, und die ungebrochene Bindung der deutschen Machteliten an ihn.

Eine einfache – wenn auch offensichtlich unzureichende – Antwort auf die Frage, wie und warum Deutschland bis zum bitteren Ende durchhielt, ist tatsächlich, dass sich Hitler eisern weigerte, eine Kapitulation in Erwägung zu ziehen, sodass es zum Weiterkämpfen keine Alternative gab. Selbst als sich Hitler in seinem Bunker vergraben hatte und die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit immer mehr verschwammen, war Hitlers Fähigkeit zur Machtausübung bis zu seinem Selbstmord am 30. April 1945 ungebrochen. Ein zentrales Dogma seiner »Karriere« war die Rache für die nationale Demütigung von 1918 gewesen; das »1918–Syndrom« war tief in seiner Psyche verankert.27 Es würde, so erklärte er oft und mit Nachdruck, keine Wiederholung des Jahres 1918 geben, keine Neuauflage der »feigen« Kapitulation am Ende des Ersten Weltkriegs. Eine Vernichtung mit unangetasteter Ehre dadurch, dass man bis zum Ende kämpft, an dem mythisch überhöhten militärischen Kodex des Kampfes bis zur letzten Patrone festhält, aus der Verzweiflung der Niederlage für die Nachwelt einen Mythos der Tapferkeit schafft und vor allem sein eigenes einzigartiges, von ihm als heroisch betrachtetes Erbe in der Geschichte bewahrt, das war für ihn unendlich viel besser als das Aushandeln einer »schimpflichen« Kapitulation. Da er persönlich nach einer Niederlage keine Zukunft mehr hatte, fiel es ihm nicht schwer, eine selbstmörderische Position zu beziehen. Doch sie war nicht nur persönlich selbstzerstörerisch – sie bedeutete, dass er auch sein eigenes Volk und Land zur Zerstörung verdammte. Aus seiner Sicht hatte das deutsche Volk ihn im Stich gelassen, hatte sich seiner Führung als nicht würdig erwiesen. Es konnte geopfert werden. Denn ohne ihn konnte ja, so sagte ihm sein monströses Ego, alles geopfert werden. In seiner primitiv dualistischen Denkweise hatte es immer nur Sieg oder Zerstörung gegeben. Hitler folgte unerschütterlich seiner eigenen Logik.

Welche zentrale Rolle Hitler bei Deutschlands selbstzerstörerischem Treiben spielte, als das Reich zusammenbrach, ist offenkundig. Vor allem seine immer noch wirksame Macht fungierte als Barriere für jede Möglichkeit, die seine Paladine auszuloten suchten, über einen Ausweg aus der Eskalation von Tod und Zerstörung zu verhandeln. Das bringt uns aber nur zu der Frage zurück: Warum war er in der Lage, das zu tun? Warum wurden seine Befehle immer noch befolgt, als allen Menschen in seiner Umgebung klar war, dass er sie mit sich reißen und sein Land in den Untergang führen würde? Wenn wir die Voraussetzung akzeptieren, dass Hitler ein selbstzerstörerischer Mensch war, weshalb gestatteten ihm dann die herrschenden Eliten unter seiner Führung – Militär, Partei, Regierung –, alle rationalen Auswege zu blockieren? Warum wurde nach dem gescheiterten Putsch von 1944 kein weiterer Versuch unternommen, Hitlers Entschlossenheit zur Fortsetzung des Krieges entgegenzutreten? Weshalb waren die untergeordneten NS-Führer und Wehrmachtskommandeure bereit, ihm bis zur vollständigen Zerstörung des Reiches zu folgen? Es war nicht so, dass sie ihm in persönliche Auslöschung folgen wollten. Sobald Hitler tot war, taten sie, was sie konnten, um dem Abgrund zu entgehen. Fast alle führenden Nationalsozialisten flohen in dem Bemühen, Hitlers Beispiel der Selbstaufopferung nicht zu folgen. Militärische Befehlshaber waren jetzt bereit, in rascher Folge ihre Teilkapitulationen zu erklären, und sie kämpften nur weiter, um möglichst viele von ihren Männern in die westlichen Gebiete zu verlegen und dem Zugriff der Roten Armee zu entziehen. Manche ergingen sich in Fantasievorstellungen über die künftigen Dienste, die sie den Westalliierten würden leisten können.

Vom letzten Akt des Dramas im Bunker bis zur totalen Kapitulation verging nicht viel mehr als eine Woche. Die Erledigung von flüchtenden Nationalsozialisten, die jetzt nichts mehr hatten, wofür sie kämpfen konnten, folgte rasch. Die Besatzungsmächte wandten sich ihrer Aufgabe zu, das Chaos zu lichten und den Versuch zu unternehmen, neue Formen und Maßstäbe staatlicher Tätigkeit einzuführen. Demnach war Hitler bis zum letzten Moment entscheidend. Doch seine fortbestehende Macht wurde nur deshalb aufrechterhalten, weil andere sie stützten, weil sie nicht gewillt oder nicht in der Lage waren, ihr entgegenzutreten.

Das Problem reicht daher über Hitlers eigene unergründliche Persönlichkeit und sein unbeugsames Festhalten an dem absurd polarisierten Dogma von totalem Sieg oder totalem Untergang hinaus. Es rührt an den Kern des Wesens von Hitlers Herrschaft und an die Strukturen und Mentalitäten, die sie trugen, vor allem in der Machtelite.

Der Charakter von Hitlers Diktatur wird am angemessensten als eine Form der »charismatischen Herrschaft« beschrieben.28 Strukturell ähnelte sie in mancher Hinsicht einer modernen Form absolutistischer Monarchie. Wie ein absoluter Monarch war Hitler von speichelleckerischen Höflingen umgeben (auch wenn seinem »Hof« der Glanz von Versailles oder Sanssouci fehlte); er stützte sich auf Satrapen und Provinzgranden, die ihm durch persönliche Loyalität verbunden waren, die seine Direktiven umsetzten und dafür sorgten, dass seine Befehle befolgt wurden; und bei der Führung seiner Kriege verließ er sich auf vertraute Feldmarschälle (denen er als Lohn große Dotationen in Geld und Immobilien zukommen ließ). Die Analogie verflüchtigt sich jedoch rasch, wenn man entscheidende Komponenten des modernen Staates – eine ausgefeilte Bürokratie sowie ein (hier überwiegend in den Händen einer monopolistischen Partei liegender) Apparat zur Inszenierung von Unterstützung durch die Bevölkerung und von Kontrolle – mit einbezieht. Denn ein wichtiger Teil des Gebäudes, das in unentbehrlicher Weise die Autorität Hitlers stützte und ihm einen unberührbaren, nahezu vergöttlichten Status verlieh, mit dem er alle Institutionen des NS-Staates überragte, war der massenhafte plebiszitäre Rückhalt, zu dessen Produktion eine Kombination aus Propaganda und Repression beitrug. So gekünstelt das Image war, es kann kein Zweifel daran bestehen, dass Hitler bei der großen Masse der deutschen Bevölkerung bis zur Mitte des Krieges echt und in hohem Maße beliebt war. Alles deutet jedoch darauf hin, dass diese Beliebtheit seit dem ersten russischen Winter 1941 nachließ. Seit dem darauffolgenden Winter – dem Winter des Debakels von Stalingrad, für das man ihn unmittelbar verantwortlich machte – verfiel sie jäh. Als sich das Kriegsglück wendete und die Niederlagen sich häuften, war daher Hitlers »Charisma«, was seinen Anklang bei den Massen angeht, hoffnungslos untergraben.

Strukturell jedoch war seine »charismatische Herrschaft« keineswegs am Ende. Selbst im Vergleich zu anderen autoritären Herrschaftsformen war das Regime Hitlers extrem personalisiert, und das schon von Anfang an, seit 1933. Es gab kein Politbüro, keinen Kriegsrat, kein Kabinett mehr seit 1938, keine Militärjunta, keinen Senat und auch keine Ministerversammlung, die seine Herrschaft hätten vermitteln oder zügeln können. Nichts entsprach beispielsweise dem Faschistischen Großrat, der 1943 die Absetzung Mussolinis einleitete. Ein entscheidendes Markenzeichen dieser personalisierten »charismatischen Herrschaft« war von Anfang an die Erosion und Zersplitterung des Staates gewesen. Mitte 1944 – zu einem Zeitpunkt starker Erschütterung und innerer Umstrukturierung im unmittelbaren Gefolge des gescheiterten Bombenattentats vom 20. Juli 1944 –, hatte sich dieser Fragmentierungsprozess erheblich ausgeweitet und verstärkt. Es gab kein einheitliches Gremium, das für Hitler eine Herausforderung darstellte. Anders gesagt, die Strukturen und Mentalitäten »charismatischer Herrschaft« wirkten auch dann noch fort, als Hitlers Beliebtheit bei der Bevölkerung verfiel. Sie wurden in erster Linie nicht von blindem Glauben an Hitler getragen. Wichtiger war für eingefleischte Nationalsozialisten die Einschätzung, dass sie ohne Hitler keine Zukunft hatten. Das sorgte für eine starke negative Bindung: Beide Seiten waren in ihrem Schicksal untrennbar aneinander gekettet. Es war die Loyalität derjenigen, die gemeinsam die Brücken hinter sich abgebrochen hatten und für die es jetzt keinen Ausweg mehr gab. Für viele von denen, die mittlerweile dem Nationalsozialismus halbherzig oder gar feindlich gegenüberstanden, war es oft so gut wie unmöglich, die Unterstützung für Hitler und sein Regime von der patriotischen Entschlossenheit zu trennen, die Niederlage und die Besetzung durch fremde Mächte zu vermeiden. Hitler stand schließlich für die fanatische Verteidigung des Reiches. Wenn man Hitler beseitigte (wie es im Juli 1944 versucht wurde), konnte das in einer Neuauflage des Mythos von 1918 als »Dolchstoß« betrachtet werden und wurde auch von vielen so gesehen. Nicht zuletzt stand dem Diktator, wie alle wussten, immer noch ein brutaler Apparat der Zwangsausübung und Repression zur Verfügung. Furcht (oder zumindest äußerste Vorsicht) spielte im Verhalten der meisten ganz offensichtlich eine Rolle. Selbst die Höchstrangigen im Land wussten, dass sie sich bei ihren Schritten vorsehen mussten. Wie immer die Skala der Motive aussah, die Wirkung war die gleiche: Hitlers Macht blieb bis ganz zum Schluss erhalten.

Als das Ende nahte und die Zentralregierung sich fast völlig auflöste, gingen Entscheidungen über Leben und Tod immer weiter die Hierarchie hinunter auf die Provinz-, Kreis- und Ortsebene über, und das führte dann dazu, dass Einzelpersonen wie der Kampfkommandant in Ansbach willkürliche und tödliche Exekutivgewalt erlangten. Doch so entscheidend diese Radikalisierung auf der untersten Ebene für die zunehmende Irrationalität der Schlussphase auch war, sie wäre nicht möglich gewesen ohne die Ermutigung, die Genehmigung und »Legitimierung«, die von oben kam, von der Führung eines Regimes im Todeskampf, das auf keinen Widerstand im Innern stieß.

Das vielleicht grundlegendste Element bei dem Versuch, Antworten auf die Frage zu finden, wie und warum das Regime bis zur totalen Vernichtung durchhielt, dreht sich daher um die Strukturen und Mentalitäten »charismatischer Herrschaft«. Verknüpft man einen derartigen Ansatz mit einer differenzierten Bewertung der Art und Weise, in der die einfachen Deutschen auf die sich rasch zusammenbrauende Katastrophe reagierten, dann bietet das die Möglichkeit, zu einer nuancierten Bewertung der Frage zu gelangen, weshalb die NS-Herrschaft bis zum Schluss funktionieren konnte.

Die folgenden Kapitel gehen chronologisch vor; sie beginnen mit der Zeit nach dem gescheiterten Bombenattentat vom 20. Juli 1944 – einer Zäsur in den staatlichen Strukturen des Dritten Reiches – und reichen bis zur Kapitulation am 8. Mai 1945. Durch die Verbindung von Struktur- und Mentalitätengeschichte und durch die Behandlung der deutschen Gesellschaft von oben und unten hat der narrative Ansatz den Vorzug, dass er in der Lage ist, die dramatischen Stadien des Zusammenbruchs des Regimes, zugleich aber auch seine erstaunliche Elastizität und verzweifelte Hartnäckigkeit beim Festhalten an einer immer offensichtlicher verlorenen Sache präzise nachzuzeichnen. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht ausschließlich Deutschland: Die Gedanken, Planungen und Taten der Alliierten – die durch die deutsche Bereitschaft, den Kampf unter hoffnungslosen Umständen fortzusetzen, häufig selbst verwirrt waren – sind nicht Teil der Analyse. Natürlich waren sie für den Ablauf des Krieges keineswegs unwichtig, und das, was sich auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen auf dem Schlachtfeld abspielte, war letztlich entscheidend. Dies ist aber keine Militärgeschichte, und die entsprechenden Stadien des alliierten Vorrückens nach Deutschland im Osten und im Westen werden knapp zusammengefasst, um in erster Linie einen Rahmen für die nachfolgende Bewertung zu liefern.

Da wir das Ende der Geschichte kennen, fällt es schwer, nicht die Frage zu stellen, weshalb die Zeitgenossen nicht ebenso klar sahen, wie wir es im Rückblick tun: dass der Krieg offensichtlich verloren war, allerspätestens im Sommer 1944, als sich die Westalliierten nach ihrer Landung in Frankreich konsolidiert hatten und die Rote Armee tief nach Polen vorgestoßen war. Bis zu einem überraschend späten Zeitpunkt sahen sie es jedoch nicht so. Sicher wussten sie, dass sich die großartigen Perspektiven der Jahre 1941/42 nicht verwirklichen ließen. Doch die deutsche Führung und nicht allein Hitler glaubte, dass dem Krieg immer noch etwas abzugewinnen sei. Willensstärke und radikale Mobilisierung konnten ihrer Ansicht nach den Konflikt so lange hinziehen, bis neue »Wunderwaffen« eintrafen. Der Kriegseinsatz würde so weit durchgehalten werden, dass sich die Alliierten bemühen würden, auf dem Verhandlungswege aus zunehmenden Verlusten herauszukommen, nachdem man ihren Vormarsch blockiert oder zurückgedrängt hatte. Es würde zu einem Bruch zwischen Ost und West kommen, und Deutschland würde immer noch an gewissen Gebietsgewinnen festhalten können und sich schließlich mit westlicher Hilfe gegen den gemeinsamen Feind, den sowjetischen Kommunismus, wenden. Derartige Hoffnungen und Illusionen, mochten sie auch von einer rasch kleiner werdenden Zahl von Deutschen gehegt werden (besonders nachdem die Rote Armee Ende Januar 1945 die Oder erreicht hatte), hielten sich bis fast zum Schluss. So setzte sich selbst in der letzten, schrecklichen Phase von Tod und Verwüstung, angesichts von unüberwindlichen Widerständen, der Kampf in einer wachsenden Reihe regionaler Zusammenbrüche fort, getrieben von einer immer irrationaleren, aber sich selbst erhaltenden destruktiven Energie.

Der Versuch zu erklären, wie es dazu kommen konnte – wie das Regime, das auf allen Seiten zerrissen wurde, weiter operieren konnte, bis die Rote Armee vor den Toren der Reichskanzlei stand –, ist der Zweck dieses Buches.

KAPITEL EINS

Schock für das System

Damit Hitler Vernunft annimmt, braucht er eine Bombe unter dem Arsch.

Joseph Goebbels, 23. Juli 19441

I

Für das Dritte Reich war es der Anfang vom Ende. In der zweiten Julihälfte des Jahres 1944 hatten die Alliierten nach ihren Landungen, die am D-Day, am 6. Juni 1944, in der Normandie stattgefunden hatten, festen Fuß gefasst. Soldaten und Waffen wurden in immer größerer Zahl auf den Kontinent befördert. Nun bestand die Aussicht, mit Bodentruppen direkte Angriffe auf das Reich führen zu können. An der Ostfront hatte die Rote Armee bei ihrer Großoffensive »Operation Bagration«, die sie gut zwei Wochen nach dem D-Day unternahm, die Verteidigungsstellungen der Heeresgruppe Mitte der Wehrmacht (einer enormen Formation von 48 Divisionen in vier Armeen, die in einer Schlüsselstellung auf einem 700 Kilometer langen Abschnitt der gewaltigen Front aufgestellt war) durchstoßen, hatte den Deutschen starke Verluste beigebracht und war über 300 Kilometer weit vorgedrungen. Im Süden hatten die Alliierten Rom eingenommen, und deutsche Truppen waren bei Florenz in heftige Rückzugsgefechte verwickelt. Unterdessen waren immer mehr deutsche Städte erbarmungsloser Verwüstung aus der Luft ausgesetzt. Angesichts der Tatsache, dass Ressourcen und personelle Reserven bis zum Äußersten angespannt und der vereinten Macht des Feindes, der die Wehrmacht jetzt von Osten, Westen und Süden zurückdrängte, bei Weitem unterlegen waren, war zu erkennen, dass die Tage des Hitlerregimes gezählt waren.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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