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Der eher seltene Familienname "Gnauck" tritt schwerpunktmäßig in Ostsachsen auf, seine Wurzeln sind aber fränkisch. Die Erklärung für dieses Phänomen lässt sich aus der deutschen Ostsiedlung des Mittelalters ableiten. Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam es zu einer verstärkten Binnenmigration, die eine Verbreitung über ganz Sachsen beförderte. Im 19. Jahrhundert, in einer Zeit der industriellen Revolution, der Zuwanderung in Städte und eines allgemeinen Bevölkerungswachstums, folgte eine weitere Migrationswelle, die Auswanderung vieler Deutscher und darunter auch Namensträger "Gnauck" in die USA.
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Seitenzahl: 115
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Die Herkunft des Familiennamens Gnauck
Ein fränkischer Name in Ostsachsen
Die deutsche Ostsiedlung im Bischofswerdaer Land
Zur Vergabe der Familiennamen
Die Gnaucks in den Waldhufendörfern Goldbach, Weickersdorf und Kleindrebnitz
Erste Nachweise nach 1550
Zur Geschichte der Erbgerichte
Der Weickersdorfer und der Kleindrebnitzer Zweig der Familie Gnauck seit dem 18. Jahrhundert
Es waren einmal ... der Bauer und seine Pferde
Pferdebauern
Alltägliches und Anekdoten
Zum Salzfuhrwesen
Frondienste auch mit den Pferden
Sprichwörter
Eine Familie Gnauck aus Bischofswerda und ihre Verbreitung über Mittelsachsen
Der (Klein-)hartmannsdorfer Pfarrer Paul Gnauck
Der Meißener Stadtphysikus Traugott Wilhelm Gnauck
Der Chemnitzer Bürgermeister Carl Benjamin Gnauck und seine Familie
Der Nervenarzt Rudolf Gnauck in Pankow
Der Zwickauer Amtsstraßenmeister Gottlieb August Gnauck und seine Söhne
Bedeutende Bischofswerdaer Namensträger „Gnauck“ vom 18bis 20. Jahrhundert
Aus Bischofswerda über Berlin nach Missouri
Nach dem Stadtbrand von 1813
Die Kolonialwarenhändler Gnauck in Bischofswerda
Die Belmsdorfer Bürgermeisterfamilie Gnauck
Eine Familie Gnauck in Nordsachsen, ihre vermutliche Abstammung aus der Oberlausitz und Emigration nach Kalifornien
Der kalifornische Bürgermeister Gustav Gnauck
Die Pianistin Emilie Gnauck
Eine Familie Gnauck aus Burkau, ihre Verbreitung über das Vogtland und Emigration in die USA
Der Chemnitzer Handschuhfabrikant Eduard Gnauck aus dem Fraureuther Familienzweig
Der Flugpionier Paul Benjamin Gnauck in Milwaukee
Die Agrarwissenschaftlerin Doris Gnauck-White
Aus dem Vogtland über New York bis nach Hawaii
Nachfahren des Kaufmanns Carl Eduard Gnauck im oberen Mittelwesten der USA
Zwei ostsächsische Gnauck-Verlage in der ersten Hälfte des 20Jahrhunderts
Der Dresdner Komponist und Musikverleger Robert Gustav Gnauck
Der Druckereibesitzer Richard Oskar Gnauck in Ebersbach
Friedrich Gustav Gnauck aus Burkau gründete eine Fabrik für Textilmaschinen in Spanien
Die texanische Familie Gnauck
Die Odyssee des Ernst Georg Gnauck aus Dresden
Die Gnaucks im Westen der USA von Utah und Colorado bis Montana
Eine Notfallmedizinerin in New Mexiko
Der kanadische Pfarrer Johannes Gnauck
Die Gnaucks in Australien
Die Herkunft des Familiennamens „Gnauck“ wurde in der Wissenschaft lange als sorbisch bestimmt.1 Man hatte eine auffällige Häufung zwischen Dresden und Bautzen beobachtet und auch Ableitungen von sorbischen Begriffen schienen möglich. Infrage sollten „genuoc“, sorabisiert aus genug oder hinreichend, beziehungsweise „gnev“ (der Zornige) kommen. Dies würde in der Konsequenz bedeuten, dass man „Gnauck“ als ursprünglich sorbischen Familiennamen vor allem in originär sorbischen Siedlungsgebieten vermuten würde. Genauere Untersuchungen zeigen stattdessen, dass sich „Gnauck“ auch direkt aus einem deutschen Wort ableiten lässt und dass der Verbreitungsschwerpunkt dieses Familiennamens viel enger zu fassen ist und zudem in einem ostsächsischen Gebiet mit minimaler sorbischer Ursprungsbesiedlung liegt.
Das Deutsche Wörterbuch der Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm leitet „gnauken“ aus dem Unterfränkischen für „bejahend nicken“ bzw. „beim Einschlafen im Sitzen den Kopf sinken lassen“ ab. „Naucken“, „nauggen“, „gnaug(g)en“ und „knaucken“ sind in diesem Sinne Synonyme.
Untersuchungen zur regionalen Verbreitung des Familiennamens „Gnauck“ verweisen systematisch auf eine Konzentration im Raum Bischofswerda. Zudem gibt es Hinweise auf eine noch größere relative Häufigkeit in den unmittelbar zu Bischofswerda benachbarten Ortschaften Goldbach, Weickersdorf und Kleindrebnitz:
1. In der Datenbank der Kirche „Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ fand der Autor im Jahre 2008 bei 549 historischen Datensätzen mit einem Namensträger „Gnauck“ und einer Ortsangabe für Deutschland 406 Datensätze mit einem Bezug auf Bischofswerda oder Dörfer innerhalb eines Umkreises mit einem Radius von 5 km (Goldbach, Schönbrunn, Klein- und Großdrebnitz, Geißmannsdorf, Schmölln, Weickersdorf, Belmsdorf, Pickau).
Die Geschichte der Nürnberger Kaiserburg in Mittelfranken reicht bis in die Zeit der deutschen Ostsiedlung zurück.
2. Eine Adressbuchanalyse für das Jahr 1899 erbringt für Goldbach 4 Weickersdorf 4 und Kleindrebnitz 2, also insgesamt 10 Haushalte mit dem Namen „Gnauck“.2 In dem mehrfach größeren Bischofswerda finden sich 21, weiter nach Osten in dem noch größeren Bautzen 5 und in Görlitz 0 Haushalte „Gnauck“. In dem noch viel größeren Dresden im Westen werden für jenes Jahr auch nur 26 Haushalte „Gnauck“ aufgeführt, in den beiden anderen sächsischen Großstädten Chemnitz (7) und Leipzig (4) deutlich weniger. Um 1850 hatte es selbst in Dresden erst einen Adressbuch-Eintrag „Gnauck“ gegeben.
3. In einem Adressverzeichnis der landwirtschaftlichen Güter Sachsens3 mit mindestens 15 ha aus dem Jahre 1925 finden sich unter den etwa 15000 Eigentümern/Pächtern/Verwaltern 16 Namensträger Gnauck, davon 2 in Goldbach, 2 in Weickersdorf, 3 in Kleindrebnitz, 2 in Frankenthal und 1 in Rammenau. Wegen der offensichtlichen Häufung des Familiennamens „Gnauck“ in so einem kleinen Gebiet wie dem Bischofswerdaer Land, das kein originäres sorbisches Siedlungsgebiet darstellt, sondern gekennzeichnet ist durch Waldhufendörfer wie Goldbach, Weickersdorf, Groß- und Kleindrebnitz und Frankenthal, wie sie von den deutschen Ostsiedlern, darunter vor allem aus Franken, im späten Mittelalter angelegt wurden, ist eine sorbische Herkunft des Namens „Gnauck“ äußerst unwahrscheinlich. Und je weiter man mit den Analysen zeitlich zurückgeht, umso mehr verfestigt sich diese Tendenz. Das Phänomen, dass ein Familienname mit fränkischen Wurzeln so stark auf ein kleines Gebiet in Sachsen konzentriert ist, lässt sich durch die zeitlichen Abläufe erklären. Ein Großteil der fränkischen Ostsiedler kam im frühen 13. Jahrhundert zur Zeit von Bischof Bruno II. in das Bischofswerdaer Land, die Zuweisung von Familiennamen begann später unter Bischof Withego I. zum Ende des 13. Jahrhunderts.
Sorbische Besiedlung entlang der Wesenitz von Bischofswerda bis Stolpen
Zu Beginn der deutschen Ostexpansion und Ostsiedlung vom 10. bis 13. Jahrhundert lebten auf dem Territorium des heutigen Sachsens an der Elbe und der Spree Sorben, die Nisaner und Milzener. Politisch standen Nisan und Milska, das als Keimzelle der heutigen Oberlausitz gilt, in der Folge unter dem Einfluss konkurrierender Ansprüche von weltlichen und geistlichen Herrschern in Meißen, der deutschen Zentralgewalt, aber auch der expansiven Bestrebungen von Polen und Böhmen. Das Territorium zwischen den sorbischen Hauptsiedelgebieten an Elbe und Spree war nur dünn bewohnt. Der Gau Nisan umfasste Gebiete südlich und östlich von Meißen. Nicht zu Nisan, sondern zum Gau Milska (Pagus Budessin) gehörte Stolpen, das aber unmittelbar an der Grenze zu Nisan gelegen war. Ebenso ist Bischofswerda mit den westlich gelegenen Goldbach, Weickersdorf und Kleindrebnitz Milska und damit der heutigen Oberlausitz zuzurechnen. Dies wird durch völkerkundliche Aspekte, beispielsweise die geografische Verteilung der Hauptsiedlungsformenin der Region, aber auch durch naturtopographische Untersuchungen gestützt.4, 5
Die Wesenitz trennt Goldbach im Norden von Weickersdorf im Südosten und Kleindrebnitz im Südwesten (Blick nach Süden). Die Überquerung der Wesenitz stellte wegen des sumpfigen Umlands zur Zeit der Ostsiedlung häufig eine Herausforderung dar.
Die Wesenitz verlief von der Quelle bis Bischofswerda entlang der westlichen Grenze des slawischen Kernsiedelgebiets um Bautzen. Nach Stolpen als westlichen Vorposten Milskas gab es sicher eine Wegeverbindung, die in ihrem Verlauf vermutlich ab Bischofswerda der Wesenitz folgte. Die unmittelbar am Wesenitzlauf gelegenen Gebiete waren nicht völlig menschenleer.6
Durch eine slawische Besiedlung ist der sorbische Ursprung des Namens „Drewenitz“ (für Drebnitz) als „Ort im/am Wald“7 zu erklären. Die natürliche Fischfauna der Wesenitz sicherte die Ernährung der zahlenmäßig wenigen Sorben.8 Um 969 errichtete Meißens Bischof Burchard an der Wesenitz der Überlieferung nach in einem befestigten Flecken, dem heutigen Bischofswerda, eine Kapelle als Missionsstation. Die deutsche Ostexpansion jener Zeit war stark missionarisch geprägt, zivile Ostsiedler gab es kaum.
Es ist kaum vorstellbar, dass die relativ schnelle Unterwerfung der Milzener im 10. Jahrhundert möglich gewesen wäre, wenn die Deutschen erst hätten neue Wege durch den Urwald anlegen müssen. Für einen vorhandenen Weg entlang der Wesenitz sprechen die geringe Entfernung sorbischer Siedlungsgebiete nahe Stolpen bzw. Bischofswerda und dass die Wesenitz einer der bedeutendsten Wasserläufe vom westlichen Rand des Milzener-Kernlandes in Richtung Elbe ist. Die Flächen um die naturbelassenen Wesenitzmäander westlich von Bischofswerda werden auch heute noch regelmäßig überflutet. Eine historische Wegeverbindung nach Stolpen verlief deswegen hier sicher in einigem Abstand, um das sumpfige Gebiet zu umgehen. Optimal geeignet erscheint das südliche Hinterland der Wesenitz, das sich zwischen Bischofswerda und Weickersdorf sanft erhebt. Demnach könnte der heutige Straßenverlauf Bischofswerda–Weickersdorf–Kleindrebnitz–Bühlau den mittelalterlichen Gegebenheiten nahe kommen.
Deutsche Ansiedlungen im Westen von Bischofswerda
Das zwischen Bischofswerda und Stolpen liegende Territorium war anfangs dünn besiedelt (deutsche Erweiterungssiedelungen kleiner slawischer Dörfer) oder gar nicht bewohnt (deutsches Neusiedelgebiet). Die deutschen Ostsiedler legten die Dörfer typischerweise in Waldhufenform an. Die Ortschaften Goldbach (Goltbach) und Weickersdorf (Uikerisdorf) wurden offenbar von Neusiedlern angelegt. Bei Frankenthal (Frankintal) ist die Herkunft der Siedler bereits im Namen sichtbar.
Blick vom Goldbacher Kirchberg über das Tal des Wesenitz in Richtung Süden auf die Ausläufer des Oberlausitzer Berglands. Im halbrechten Teil des Bildhintergrundes ist der Rüdenberg zu sehen. Der Bildausschnitt umfasst im Wesentlichen die 1834 von Albert Schiffner beschriebene Fläche „Trebnitz“: im mittleren Teil befinden sich die Ortschaften Weickersdorf sowie Groß- und Kleindrebnitz. Über den Goldbacher Berg verlief die Route der „Frankenstraße“. Nördlich des Goldbacher Berges liegt Frankenthal, östlich, links außerhalb des Bildes, die Stadt Bischofswerda.
Historisch ist eine Fläche „Trebnitz“ /“Drebnitz“9 überliefert, die sich vom „Trebnitzer Berg“ im Südwesten von Bischofswerda (am heutigen Drebnitzer Weg) über die Dörfer Weickersdorf sowie Groß- und Kleindrebnitz weiter südwestlich bis an einen ebenfalls Trebnitzer Berg genannten Bergrücken vor Lauterbach erstreckte.10 Entlang des „Trebnitzbaches“ bzw. des Weickersdorfer Baches legten die deutschen Ostsiedler, von der Wesenitz kommend, in südlicher Richtung Kleindrebnitz und Weickersdorf als Waldhufendörfer an.
1209 wurde Bruno II. Bischof von Meißen. Unter ihm kam 1218 Stolpen in den Besitz des Hochstifts Meißen. In Bautzen ließ er eine Kollegiatkirche errichten. Das Bautzener Stift festigte den Einfluss der Kirche in Milska. Zur Zeit von Bischof Bruno II. erreichte die Ostsiedlung im Bischofswerdaer Land ihren Höhepunkt. Die Gegend fand Anschluss an das überregionale Straßennetz. Die „Frankenstraße“ stellte eine Verbindung her von Franken über Zwickau, von wo die Via Imperii nach Leipzig abzweigte, das Erzgebirge, Dresden bis nach Bautzen, wo sie auf die Via Regia traf. Ein Großteil der fränkischen Siedler kam in der Spätphase der deutschen Ostsiedlung sicher über diese Straße, die über den Goldbacher Berg führte, in das Bischofswerdaer Land.11
Das Gebiet um den Zusammenfluss des Drebnitzer und des Weickersdorfer Baches sowie der Einmündung von Süden in die Wesenitz wurde später großflächig für die Teichwirtschaft genutzt.12, 13 Zwischen der Wesenitz bei Goldbach und Weickersdorf nahe der Ortsgrenze zu Kleindrebnitz erhebt sich eine Anhöhe („Am Goldbacher Berg“), die nördlich vom Lauf der Wesenitz, südlich aber vom Gewässersystem Weickersdorfer und Drebnitzer Bach begrenzt wird.
Bischofswerda – Stadt der Bischöfe
Bischofswerda war dem Namen nach früh zu einem Zentrum der bischöflichen Aktivitäten in Ostsachsen geworden. Die Meißner Bischöfe zeichneten nicht nur für die Missionierung der sorbischen Gebiete verantwortlich, sondern übten in großen Bereichen mit dem Hochstift auch die Landesherrschaft aus und warben Zuwanderer aus deutschen Altsiedelgebieten an. Eine seinerzeit große Bedeutung von Bischofswerda (Biscofiswerde), auch im Vergleich zu Stolpen, lässt sich aus der Ersterwähnung im Jahre 1227 als Gerichtsort von Bruno II. (Bischof 1209–1228) schließen.14 Die Gründung Bischofswerdas erfolgte also sicher nicht als Nebengebiet zu Stolpen, zu dessen Amtsbereich es später gehörte. Vermutlich begann der Aufstieg schon zur Zeit von Benno (Bischof 1066–1106). Als sich Hieronymus Emser, Geheimschreiber und Kaplan im Dienste von Herzog Georg, im frühen 16. Jahrhundert in dessen Auftrag um eine Heiligsprechung Bennos bemühte, sammelte er auf Reisen durch Sachsen und Böhmen vor Ort Nachrichten über den Bischof. Nach Emser soll Benno 1076 in Bischofswerda eine Kirche erbaut haben, die er reichhaltig mit Reliquien ausstattete und die zum Wallfahrtsort wurde, und den Ort zur Stadt erhoben haben.
Blick aus Richtung des ehemaligen „Trebnitzer Berges“ im Südwesten von Bischofswerda über die überlieferte Fläche „Trebnitz“ mit Weickersdorf und Großdrebnitz bis zu den Bergen vor Lauterbach.
Wegen der wachsenden Bevölkerungszahl mussten im Bistum Meißen neue Verwaltungsstrukturen eingeführt werden. In zwei Jahrhunderten deutscher Ostsiedlung hatte sich bis 1300 die Bevölkerung auf dem Gebiet des heutigen Sachsens von 30000 auf 300000 etwa verzehnfacht.15
Die große Bedeutung von Bischofswerda widerspiegelt sich darin, dass es Sitz eines Erzpriesters wurde, der nicht nur für Bischofswerda zuständig war, sondern auch die umliegenden Gemeinden Hauswalde, Großröhrsdorf, Rammenau und Frankenthal im Nordwesten, Burkau, Uhyst und Pohla im Nordosten, Drebnitz, Rückersdorf und Harthau im Westen, Schmölln im Osten sowie im Süden Putzkau, Ottendorf und bei Schluckenau die Gemeinden Kaiserswalde, Königswalde, Röhrsdorf und Rosenhain beaufsichtigte.16
Im Zusammenhang mit der herausgehobenen Bedeutung von Bischofswerda ist auch die lange währende Diskussion um die Lokalisierung des im Jahre 1007 ersterwähnten Kastells Trebista zu sehen.17 Der Autor argumentiert mit Hinweis auf die fehlende Ableitbarkeit des Ortsnamens aus Trebista bzw. die nicht vorhandene strategische Lage gegen die lange als aussichtsreiche Kandidaten gehandelten Doberschau bzw. Groß-/Kleindrebnitz. Für Bischofswerda sprechen stattdessen neben der großen Bedeutung der Stadt für die Meißener Bischöfe im Mittelalter die strategische Lage an einer Wesenitzbiegung mit einem sumpfigen Umlaut und Hinweise auf eine große, zunächst unerschlossene Fläche „Trebnitz“ im Westen der Stadt, die sich über Weickersdorf und Kleindrebnitz erstreckte. Ausgangspunkt dieser Fläche und damit mögliche Lokalisierung des Kastells Trebista wäre demnach die Anhöhe des heutigen „Drebnitzer Weges“, die ca. 40 Meter über dem Flusslauf der Wesenitz gelegen ist. Falls das Kastell Trebista doch weiter westlich zu suchen sein sollte, erscheint nicht Kleindrebnitz, sondern eher jene Anhöhe zwischen Weickersdorf und Goldbach interessant, die südlich von Goldbach 20 Meter über Lauf der Wesenitz gelegen ist und von der weiter südwärts die spätere Besiedlung der Waldhufendörfer Weickersdorf und Kleindrebnitz ausgegangen sein könnte.
Bischofswerda behielt seine herausgehobene Bedeutung für die Meißener Bischöfe bis in die Zeit von Withego I. (Bischof 1266–1293) zum Ende der deutschen Ostsiedlung, als das Tragen von Familiennamen noch nicht allgemein üblich war. In jener Zeit, im späten 13. Jahrhundert, wurde von Withego I. die Fronfeste am westlichen Stadtrand von Bischofswerda errichtet.
1 Meyers Lexikon online, 2009
2 Adreßbuch des Bezirkes der Kgl. Amtshauptmannschaft Bautzen, 1899
3 Landwirtschaftliches Adreßbuch der Güter und Wirtschaften im Freistaat Sachsen, 1925
4 Alfred Hennig: „Die Dorfformen Sachsens“. 1912
5 Karlheinz Blaschke: „Oberlausitz“ (sorabicon.de)
6 Roland Paeßler: „Chronik von Bühlau und seiner Umgebung“. 2008, 116 S.
7 Heinz Schuster-Šewc: „Zur Lokalisierung der in der Schenkungsurkunde Heinrichs II. (1006) genannten drei Kastelle: Ostrusna, Trebista, Godobi“. In: Letopis, Bd. 53, H. 2, 2006, S. 67–72
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