Das Haus an der Ecke mit der Hexe darin - Nicole Rensmann - E-Book

Das Haus an der Ecke mit der Hexe darin E-Book

Nicole Rensmann

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Beschreibung

Jo und Pete sind beste Freunde. Als sie von den drei Raufbolden der Schule über die Straße gehetzt werden, endet die Jagd vor dem heruntergekommenen Haus an der Ecke, in dem eine Hexe leben soll. Keiner der Jungs ahnt, dass sie in diesem Moment einen jahrhundertlangen Fluch brechen. Pete entdeckt ein junges Mädchen am Fenster, doch das ist noch nicht alles: Wer ist diese seltsame Gestalt am Fenster, eine Etage tiefer und wo sind mit einem Mal ihre Familien abgeblieben? Gemeinsam wollen sie die Hexe aufspüren und ihre Eltern befreien. Einen Plan haben sie nicht, nur ihren Mut und unerwartete Hilfe.

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Inhalt

Die Autorin

Vorwort

Prolog

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Epilog

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NICOLE RENSMANN

DAS HAUS AN DER ECKE MIT DER HEXE DARIN

Die Autorin

Nicole Rensmann, Jahrgang 1970, arbeitet seit 1998 als Schriftstellerin. Weit mehr als achtzig Publikationen für Kinder und Erwachsene sind in verschiedenen Verlagen und Medien erschienen. Sie unterrichtete Kreatives Schreiben an einem Gymnasium und war als Mentorin tätig.Nicole ist Mitglied bei PAN e.V. Sie lebt im Bergischen Land.

www.nicole-rensmann.de

Eine Veröffentlichung des Atlantis-Verlages, Stolberg Dezember 2022 Titelbild: Timo Kümmel Grafiken: Nero Rensmann E-Book-Layout: Edition Tilde, Remscheid ISBN der E-Book-Ausgabe (ePub): 978-3-86402-878-6 Besuchen Sie uns im Internet: www.atlantis-verlag.de

Vorwort

In dem Stadtteil, in dem ich lebte, stand an der Ecke von vier zusammenlaufenden Straßen ein ungepflegtes Haus. Der Garten sah zu jeder Jahreszeit verwildert aus, der Zaun war rostig. Die Kinder erzählten sich untereinander, dass in diesem Haus, das unbestritten eine gruselige Ausstrahlung besaß, eine Hexe wohne.

Jedes Mal, wenn ich daran vorbeiging, fürchtete ich, die Hexe stünde in der Tür und würde mich ins Haus locken. Mein Herz klopfte dann wild, und ich eilte an dem schmiedeeisernen Tor vorbei. Ich stellte mir auch vor, dass die sieben Zwerge im Wald ihr Hei-Ho sängen, Rotkäppchen ihre Oma besuche und ein Prinz auf seinem Schimmel in die Stadt reite, um die Schönste im Land in sein Schloss zu bitten.

Nichts davon traf zu, obwohl ich mir da bis heute nicht sicher bin.

Nun ging mir diese Idee mit dem Haus an der Ecke, in dem eine Hexe lebte, nicht mehr aus dem Kopf. Mit einer Idee allein lässt sich keine Geschichte schreiben. Doch der Anfangssatz, der mir schon jahrelang durch den Geist spukte, passte perfekt zu dem Haus an der Ecke: »Als ich zwölf Jahre alt war …«

Zu Beginn schrieb ich den Roman in der Ich-Form und ließ Pete erzählen. Im Laufe der Handlung bemerkte ich jedoch, dass die Geschichte auf Dauer einen Erzähler benötigte, und so wurde aus meinem ursprünglichen Anfangssatz »Als Pete zwölf Jahre alt war… «

Die Handlung spielt in den 1980er-Jahren. Das war meine Kindheit, und dort hinein gehört meine Kindheitserinnerungsgeschichte.

»Das Haus an der Ecke mit der Hexe darin« findet nicht in meinen Straßen statt. Diese Geschichte kann in jeder Stadt, zu jeder Zeit geschehen, denn ein Haus an der Ecke mit einer Hexe darin gibt es überall. Du musst dich nur danach umsehen. Aber bleib nicht zu lange vor der Tür stehen, denn du weißt nie, ob die Hexe in diesem Moment erwacht.

Nicole Rensmann, August 2021

Prolog

In dem Haus an der Ecke wohnte eine Hexe. Dort lebte sie seit Anbeginn der Zeit mit einem Hund und einer Katze. Ihr Haar trug sie in manchen Jahren weiß wie Schnee, dann schwarz wie Ebenholz oder rot wie Blut. Braune Punkte besprenkelten Nase und Wangen – Hexenmale, die ihre gesamte Haut übersäten. Mit ihrem Körper, wunderschön anzusehen, schickte sie die Männer ins Verderben. Bei Vollmond verwandelte sich die Hexe in eine Bestie und trieb ihr Unwesen.

Ihr Hund, ein böser Wolf, manchmal Drache, Ungeheuer, grausames Etwas, kaute die Knochen von Jungfrauen. Die Katze verwandelte sich in eine Fledermaus und stahl das Erstgeborene noch vor dessen erstem Schrei.

Diese und mehr schauderhafte Geschichten erzählten sich die Menschen untereinander und von Generation zu Generation weiter. Den Kindern wurde verboten, sich dem Haus zu nähern, und wer sich des Nachts draußen herumtrieb, war verdammt.

Nur am ersten Sonntag im Jahr fanden sich die Bewohner des Dorfes zusammen und besuchten das Haus an der Ecke, in dem die Hexe wohnte. Dann brachten sie ihr Opfergaben:

Pasteten, Brot, Obst, Gemüse und manchmal ein lebendiges Schwein. In den frühen Jahrhunderten legte die ein oder andere traurige Seele ihr uneheliches Kind zur Besänftigung der Hexe vor die Haustür. Niemand erfuhr, was mit diesen bemitleidenswerten Wesen geschah.

In dieser Zeit, in der sich die Menschen zu Pferd oder zu Fuß fortbewegten, Bürgersteige nur als matschige Rinnsale existierten, Kanalisationen noch nicht gebaut waren und der Zahnarzt als Hufschmied auf dem öffentlichen Marktplatz arbeitete, fürchteten sich die Menschen vor dem Haus an der Ecke mit der Hexe darin. Jahrhundertelang.

Doch die Zeiten änderten sich.

Kanäle wurden gebaut, Straßen gepflastert, Autos parkten an jeder Straßenecke, Zahnärzte waren Zahnärzte und Hufschmiede starben aus. Die Bewohner brachten keine Opfergaben mehr. Jeder ging an dem Haus vorbei, bei Tag und bei Nacht. Niemand fürchtete sich davor. Neue Häuser wurden gebaut, daneben in einer Reihe, gegenüber auf allen Seiten. Die Straße veränderte sich. Nur das Haus an der Ecke blieb, wie es war. Es stand dort, unbeirrt, mit der Hexe darin.

Manchmal, in dunklen Nächten, wenn sich Nebel über das Land legte, Freunde bei Freunden übernachteten oder Pfadfindergruppen am Lagerfeuer saßen, erzählten sich die Menschen die Geschichte von der Hexe, die im Haus an der Ecke wohnte.

Doch Geschichten sind Geschichten, und Hexen gibt es nicht.

1

Als Pete zwölf Jahre alt war, hatte er einen Freund: Joseph, der von allen Jo genannt wurde. Sie waren in jeglicher Hinsicht unterschiedlich. Pete liebte Geschichten, er las in jeder freien Minute, abends vor dem Zubettgehen und in der Nacht mit der Taschenlampe unter der Bettdecke. Gespenster- und Helden-Comics, Science-Fiction- und Horror-Romane zählten zu seinen Lieblingslektüren. Seine Mitschüler bezeichneten Pete oft als Streber und bekamen dafür von Jo einen Fußtritt verpasst. Beim Sport fing Pete den Ball nie, und wenn, dann stolperte er darüber. Seine Hosen waren zu kurz, er war pummelig und trug eine Brille, die sein rundes Gesicht noch runder aussehen ließ. Pete war ein Außenseiter, genau wie Jo. Doch Jo bekam immer den Ball, weil er ihn sich holte. Er traf jedes Mal das Tor, und wenn er über den Ball fiel, dann nur, um einen Slapstick auf dem dreckigen Hallenboden hinzulegen. Wenn Jo keine Lust hatte, warf er den Ball auf die Tribüne, schlenderte langsam durch die Halle, die Treppe hinauf und holte den Ball zurück. Meist war die Sportstunde dann vorbei. Pete liebte ihn dafür, die Klassenkameraden beschwerten sich. Der Lehrer verpasste Jo eine Fünf und ermahnte ihn, mit dem Blödsinn aufzuhören. Sein schlechtes Betragen machte Jo mit sportlichen Höchstleistungen wett, zusammengerechnet bekam er trotzdem nur ein Befriedigend.

Seine Sportnote war die beste Zensur im Zeugnis, denn er schwänzte den Unterricht und handelte sich ständig Ärger ein. Einmal in der Woche musste er nachsitzen, manchmal auch zweimal, und Pete mit ihm, denn wer Jo nicht davon abhielt, Blödsinn zu machen, sollte die Strafe mit ihm absitzen. Lehrerlogik.

Pete war das recht, denn nach den zusätzlichen Stunden hatte sich der Pulk auf dem Schulhof aufgelöst und niemand lauerte ihm auf, um ihm ein Bein zu stellen oder an seinen Haaren zu ziehen. Die waren nämlich ein weiteres Problem. Sie waren feuerrot und standen wild von seinem Kopf ab. Seine Mutter schnitt sie selbst, leider nicht sehr akkurat. Doch einen Friseur konnten sie sich nicht leisten. Jo störte sich nicht daran. Er band seine schwarze, schulterlange Mähne mit einem dünnen Lederband zu einem Zopf zusammen. Jo war cool. Er war vierzehn und somit älter als Pete. Jo und Pete waren die besten Freunde.

2

Jo hatte Frau Stein eine Handvoll Erdbeeren auf den Stuhl gelegt. Ein anschauliches Biologieprojekt, wie er zu seiner Verteidigung argumentierte, als sie ihn zum Schuldirektor schickte und Pete ihn begleiten sollte. Während Frau Stein mit vor Wut rotem Gesicht versuchte, die gleichfarbige matschige Erdbeersoße von ihrem Rock abzuwischen, hielt Direktor Maulende den beiden Jungs eine Standpauke.

»Das war in dieser Woche das dritte Mal! Und es ist erst Donnerstag. Was ist los mit euch? Muss ich mit euren Eltern sprechen? Pete, ich weiß, dass du dir diesen Blödsinn nicht ausdenkst, aber du solltest mit deinem Freund ein ernstes Wort reden. Sonst bist du mehr in der Schule als zu Hause.« Er beugte sich über den Tisch, so dicht, dass Pete seinen Kaffee-Atem riechen konnte.

»Du willst deiner Mutter doch keine Sorgen machen?« Pete schüttelte den Kopf.

Direktor Maulende stand auf, wandte den Jungs den Rücken zu und schaute aus dem Fenster. »Ich will euch mindestens drei Wochen nicht mehr hier drin sehen. Zwei Stunden nachsitzen, nächsten Montag. Heute ist ein schöner Tag, aber kommt dem Hexenhaus nicht zu nah.« Er drehte sich zu Pete und Jo um, lachte und wedelte mit den Händen, als wolle er sie aus dem Büro fegen.

»Lass uns noch warten, sonst lauert mir Torben wieder mit seiner Gang auf.« Wenn Jo bei Pete war, passierte ihm nichts, aber auf dem Weg nach Hause mussten sie sich trennen. Und dann tauchten die Schläger auf. Darum nahm Pete gerne das Fahrrad, mit dem war er schneller, aber heute hatte ihn seine Mutter mit dem Auto mitgenommen.

»Nimm doch den Bus.«

»Ich hasse es, mit dem Bus zu fahren, Jo, das weißt du. Außerdem ist der schon weg.«

»Du musst dem Typen ordentlich eins auf die Nase geben.«

»Schlagen ist was für Blöde.«

»Heißt das, ich bin blöd, wenn ich zurückschlage?« Jo runzelte die Stirn, verzog die Lippen und versuchte, ernst zu gucken.

»Du weißt, wie ich das meine«, sagte Pete.

Ein Grinsen stahl sich auf Jos Lippen, dann lachte er laut, boxte Pete leicht gegen den Oberarm. »Klar, Alter, weiß ich.«

Sie schlenderten den verlassenen Flur entlang. Einige Kinder hatten ihre Jacken vergessen, in einer Ecke lag ein Schulranzen. Die Putzfrau schob ihren Eimer vor sich her und den Dreck mit einem schmutziggrauen Putzlappen zu den Seiten, wo sie ihn vergessen würde. Der Hausmeister balancierte auf der obersten Sprosse der Leiter und wechselte die Birne in einer Deckenlampe. Er nickte den Jungs zu, als sie an ihm vorbeigingen. Eine Zigarette klemmte hinter seinem linken Ohr, die Haare waren mit Gel zurückgekämmt. In dem beigefarbenen Overall sah er aus wie ein Automechaniker aus den Schwarz-Weiß-Filmen, die Petes Mutter gerne sah.

Jo legte seinen Arm um Pete. »Hey, du bist mein Kumpel. Wir können dich mutiger machen. Was meinst du? Mutprobe?« Nun tänzelte er vor Pete her, bewegte seine Arme zu einer La-Ola-Welle rauf und runter und gab seltsame Geräusche von sich.

»Hör auf damit.«

»Okay, dann begleite ich dich heute ein Stück.«

Gemeinsam stießen sie die grünen Flügeltüren auf und traten ins Freie. Die Sonne schien grell, obwohl es erst Ende April war. Pete zupfte an seiner Jacke herum. »Richtig warm heute.«

Zwei Mädchen aus der siebten Klasse saßen auf der vorletzten Stufe der Eingangstreppe und schauten sich Fotos an. In der rechten Ecke spielten drei Mädchen Gummitwist. Die geflochtenen Zöpfe des einen Mädchens, das gekonnt über das Gummi sprang, hüpften auf und ab.

Pete schwitzte schon beim Zusehen, er öffnete den Reißverschluss seiner Jacke und rückte sich die Brille zurecht.

In der linken Ecke auf dem Schulhof gammelte Torben mit zwei seiner Anhänger herum, sie rauchten und tauschten Zigaretten aus. Frank ging in Jos und Petes Klasse. Micha und Torben waren zwei Klassen über ihnen. Als Jo und Pete aus dem Schulgebäude traten, sahen sie zu ihnen hinüber. Torben grinste und schlug seine rechte Faust in die linke Handfläche.

Pete schluckte. »Ich glaube, mir wird schlecht.« Das letzte Mal hatte er ein Veilchen mit nach Hause gebracht, das er nicht in die Vase stellen konnte. Seine Mutter hatte getobt und war zum Direktor gerannt. Jetzt kam die Abreibung für die Petze.

»Komm, wir gehen wieder rein und warten, bis sie weg sind.« Er zog Jo am Ärmel der Jeansjacke.

»Blödsinn. Das sind feige Säcke. Los, Pete, du musst dich wehren, sonst hören die nie auf.«

»Ich will ja, aber ich weiß nicht, wie.«

»Du musst zurückschlagen.«

»Mit Fäusten?«

Jo boxte in die Luft. »So läuft das.« Er zog seinen besten Freund weiter. »Ich bin neben dir.«

Sie stiegen die Treppe hinab, und Pete starrte an den drei Jungs vorbei, als gäbe es sie nicht. Jo pfiff eine lustige Melodie und verspottete Torben und seine Freunde. Die drei warfen ihre Zigaretten weg und kamen auf Jo und Pete zu. Pete ging schneller. Jo nicht. Er war auf Krawall aus. Drei gegen einen, das gab mehr als ein blaues Auge.

»Los, komm!« Pete setzte seinen Schulranzen auf den Rücken und zog Jo an seiner Jacke. »Die schlagen dich zu Brei.«

Jo lachte. Dann rannten sie.

»Bleibt stehen, wir kriegen euch sowieso!« Torben war groß, mit seinen langen Beinen würde er Pete und Jo einholen, aber sie hatten einen kleinen Vorsprung. Dieses Mal hatten sie eine Chance, wenn Pete nicht stolperte, ihm nicht die Luft ausging oder sein Herz stehen blieb und Jo nicht einen seiner Ich-prügel-mich-jetzt-Anfälle bekam.

Jo trug seine Schulsachen in einer Umhängetasche mit sich, beim Laufen schlug sie gegen seine Beine, er rannte trotzdem schneller als Pete. Aber er ließ seinen Freund nicht zurück und blieb an seiner Seite.

»Warte nicht auf mich. Lauf, Jo. Lauf!«, schrie Pete.

Überraschenderweise hörte der auf ihn, anscheinend hatte er doch keine Lust auf eine Klopperei, bei der sie beide den Kürzeren ziehen würden. Sie überquerten die Kreuzung. Ein Auto hupte. Auf der anderen Straßenseite blieb Pete stehen. Er stützte sich auf die Oberschenkel und schnaubte wie ein Walross.

»Ich kann nicht mehr. Aus. Vorbei! Ich sterbe hier auf der Stelle.«

»Wir werden sie nicht los!« Jo hatte recht. Verdammt! Torben, Frank und Micha kamen über die Straße. Jetzt waren sie fällig.

Sie klatschten in die Hände, als wollten sie Pete und Jo wie Vieh zusammentreiben. Pete sah sich um. Sie standen an der Ecke vor dem Haus, in dem eine Hexe wohnen sollte.

3

Ein schmiedeeiserner Zaun umgab das Grundstück, weißer Lack splitterte von den Verstrebungen ab. Die beiden Bäume hinter dem Gartenzaun trugen keine Blätter. Knorrige, schwarze Äste ragten, ineinander verschlungen in den Himmel. Pete hatte seine Mutter einmal gefragt, wie diese seltsamen Bäume hießen. Sie wusste es nicht und war weitergegangen.

Hinter dem Zaun standen mehrere Reihen Sträucher, allesamt ohne Grün, aber mit sichtbar dicken Dornen. Kein Büschel Gras, kein Unkraut wuchs in diesem Garten. Sogar Löwenzahn, der auf der anderen Straßenseite aus den Bodenritzen kroch, hielt sich von diesem Haus an der Ecke fern. Innendrin und rundherum schien alles wie tot.

Das Haus musste einst weiß gestrichen gewesen sein, längst wirkte die Farbe verwaschen und schmutzig. Regen und Schnee hatten über all die Jahre dunkle Schlieren hinterlassen. Der grüne Anstrich der Fensterläden im unteren Geschoss war nur noch schwach zu erkennen. An einem der Fenster hing der Schlag aus den Angeln. Wohnte hier jemand?

Jo kletterte auf den Mauervorsprung, rüttelte an den Verstrebungen des Zauns und rief: »Hexe, Hexe, komm schnell raus, sonst pustet uns Torben die Lichter aus.« Dabei lachte er verrückt.

Hinter einem der Fenster bewegte sich ein Schatten. Pete starrte darauf, schüttelte den Kopf und wischte sich über die Augen. Anstatt näher an den Zaun zu gehen, trat er einen Schritt zurück.

»Hör auf damit!« Pete zog seinen Freund von der kleinen Mauer herunter.

»Hast du Angst?« Jos Augen funkelten belustigt, er stellte sich erneut auf den Mauervorsprung und rüttelte am Zaun.

Torben, Frank und Micha standen jetzt hinter ihnen.

»Jetzt haben wir euch.« Das hatte Frank gesagt, der Kleinste aus der Gruppe. Er ging in Jos und Petes Klasse. Normalerweise hielt er sich zurück, wenn es darum ging, Pete eins auf die Nase zu geben.

Jo stieß einen Schmerzenslaut aus, der sich wie das Zischen anhörte, das beim Öffnen einer Flasche Cola durch Druck und Kohlensäure entstand. Erschrocken fuhr Pete herum. Hatte er die Gefahr bisher nur von vorne kommen sehen, befürchtete er nun, seinen Freund auf dem Asphalt liegend vorzufinden, geschlagen, getreten, in jedem Fall k.o. Doch hinter Pete stand nur das Hexenhaus.

Jo sprang vom Mauervorsprung runter. Er hatte sich einen Metallsplitter in den Mittelfinger gerammt. Der Schmerz schien nebensächlich, er zeigte den Widersachern seinen blutenden Finger und grinste frech.

Für diesen Moment war Petes Angst vor der nächsten torbejanischen Abreibung verflogen. Das war ungewöhnlich. Doch es kam noch besser: Pete grinste und versuchte, seine Freude hinter einer Hand zu verbergen. Da ihm dies nicht gelang, wandte er sich zum Hexenhaus.

»Ich ramm dir gleich meine Faust in dein blödes Gesicht.« Torben war wütend, doch Pete ignorierte ihn.

Bewegte sich da nicht jemand hinter dem Fenster in der oberen Etage? Pete trat einen Schritt näher an den Metallzaun, nahm die Hände hoch und wollte die Stangen umfassen, ließ es aber sein – anders als Jo würde er sich die komplette Hand aufritzen, sich heulend auf den Boden werfen und dort vermutlich verbluten.

»Das traust du dich nur, weil ihr in der Überzahl seid, aber ich bin stärker als ihr Schlaffis zusammen. Wetten?« Jo provozierte. Er war stark, aber mit den dreien würde er es nicht aufnehmen können. Pete schaute kurz zu seinem Freund, der zog sich in diesem Moment den Splitter raus, die Wunde blutete mehr. Doch das störte ihn nicht. Mit dem Splitter fuchtelte er vor Torbens Nase herum. Der schlug ihm gegen den Arm, der Splitter fiel zu Boden. Dann ging Torben auf Jo los. Micha und Frank nahmen Pete ins Visier. Er wandte sich ihnen zu und wartete auf seine Abreibung.

Aus den Augenwinkeln bemerkte Pete erneut eine Bewegung und sah genauer hin. Das Fenster stand weit offen, die weiße, beinahe transparente Gardine wehte im Wind und gab den Blick auf ein Mädchen frei, nicht viel älter als Pete. Sie trug ein weißes Nachthemd, ärmellos, schlicht, wie ein zurechtgeschnittenes Bettlaken. Ihr Haar wirkte wie Schnee. Einzelne Strähnen fielen ihr vorne über die Schulter und reichten bis zu ihren Füßen. Rapunzel.

Die Kopfnuss, die Frank ihm verpasste, nahm Pete kaum wahr.

»Hey, Dicker. Was starrst du so an?«

Für einen kurzen Moment wandte Pete seinen Blick ab und duckte sich instinktiv vor dem nächsten Schlag. Als er wieder zum Haus schaute, war das Mädchen fort, das Fenster geschlossen, die Gardine zugezogen. Dahinter nur Dunkelheit.

Etwas war geschehen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er die Schläge über sich ergehen lassen. Pete hatte sich noch niemals weggeduckt. Er hatte auch noch nie zurückgeschlagen, doch nun schubste er Frank, dessen Augen sich vor Überraschung weiteten. »Du traust dich was.«

Micha lachte spöttisch. Pete war nicht klar, ob das Lachen Frank oder ihm galt. Es war egal. Auch Torben und Jo bemerkten, dass die Schlägerei die Richtung wechselte. Pete würde sich dieses Mal wehren. Doch dazu kam es nicht.

Plötzlich zogen dicke Wolken auf und verdeckten den blauen Himmel. Zwei, drei Sekunden später peitschte der Regen auf die Jungs nieder. Ein starker Wind fegte die Straßen sauber. Torben und seine Anhänger rannten, als fürchteten sie, der Regen würde ihre andauernde Wut fortwaschen.

Jo schaute Pete an. Er wischte mit dem Jackenärmel Blut von seiner Lippe, der Regen half ihm dabei. »Das war krass, Alter. Du hast Frank geschubst.« Er legte einen Arm um Petes Schulter. »Ich bin stolz auf dich.«

Sie schlossen die Augen, reckten die Hälse und genossen den kalten Regen im Gesicht. Der Wind pustete sie kräftig durch und blähte Petes Jacke auf. Er schien ein Stück aufrechter zu stehen. Sie entfernten sich langsam vom Hexenhaus. Einmal drehte sich Pete noch zum Haus an der Ecke um, in dem eine Hexe wohnen sollte und wo das wunderschöne Mädchen am Fenster gestanden hatte. Alles blieb dunkel.

In dem Moment, in dem er sich abwenden und mit Jo nach Hause rennen wollte, ging hinter einem Fenster, eine Etage tiefer, das Licht an. Die Konturen eines dunklen Wesens zeichneten sich ab, schwarz wie die Nacht, die Form wie ein gleichschenkliges Dreieck mit ausgefransten Rändern. Der Kopf ein Gewirr aus schwarzen Fäden.

»Verdammt, siehst du das?« Pete rannte ein Stück zurück. Der Wind kreischte eine Warnung und verstärkte sich. Die Jungs konnten sich nur schwer auf den Beinen halten.

Jo schrie gegen das Pfeifen des Sturms an: »Ich sehe es!«

4

Nach der Schule oder am Wochenende verabredeten sich Pete und Jo regelmäßig. Dann trafen sie sich an der Tankstelle, an der Haltestelle oder vor dem Supermarkt, manchmal am Bach unter der Brücke oder am alten Bahnhof. Aber das duften ihre Eltern nicht erfahren, der Bahnhof zählte zur verbotenen Zone.

Den jeweils anderen hatten sie noch nie zu Hause besucht. Jo wollte nicht, dass Pete seine Eltern traf. Und Pete durfte Jo nicht einladen. Petes Mutter behauptete, Jo habe einen schlechten Einfluss auf ihn, und ahnte nicht, wie falsch sie damit lag. Jo brachte ihn zum Lachen und akzeptierte ihn, wie er war. Und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Sie waren die besten Freunde, und seit dem einen Augenblick vor dem Haus an der Ecke hatten sie ein Geheimnis, das sie für ewig zusammenschweißte. Selbst wenn sie eines Tages Großväter sein würden, dieses Ereignis vor dem Hexenhaus nahm ihnen niemand. Sie mussten darüber reden.

Pete schloss die Haustür auf. »Los, komm mit!«

Zögernd folgte Jo seinem Freund. »Kriegst du dann keinen Ärger?«

»Meine Mutter ist noch nicht da. Du bist klitschnass und verletzt. Das wird sie verstehen.« Jo war noch nie bei Pete zu Hause gewesen. Leise gingen die beiden die Treppe zum zweiten Stock hoch, wo Pete mit seiner Mutter in einer kleinen Wohnung lebte. Hinter der Eingangstür befand sich die Küche, von da aus ging ein kleiner Flur ab, an dessen Ende Petes Zimmer lag, daneben das Bad und eine kleine Abstellkammer. Seine Mutter schlief in ihrem Zimmer auf der anderen Seite der Küche neben dem Wohnzimmer.

Pete drückte Jo zwei Gläser und eine Flasche Cola in die Arme, zog eine Packung Toast aus dem Brotkasten, steckte ein Messer in die Hosentasche, nahm die Butterdose aus dem Kühlschrank und das Glas mit der Nuss-Nugat-Creme aus dem Schrank.

»Ah, kein Nutella. Lass mich raten. Es ist zu teuer und …« Die beiden Freunde sahen sich an und sagten gleichzeitig, als hätten sie sich abgesprochen: »Das schmeckt genauso.« Sie lachten. »Meine Mutter hat mir einmal Nutella zum Geburtstag gekauft, vor zwei Jahren. Danach nie wieder.«

Jo zuckte mit den Schultern. »Kannste nichts machen, Alter.«

»Komm, gehen wir in mein Zimmer.«

Pete legte Toast, Butter und das Glas mit der Nugat-Creme auf den Boden, warf seine vom Regen klitschnasse Tasche in die Ecke und machte einen kurzen Abstecher ins Bad. Dort holte er ein Pflaster und befeuchtete einen Waschlappen.

»Hier, für deine Lippe.« Er drückte Jo den Lappen gegen die Brust. »Und das kannst du auf deinen Finger kleben.«

»Dein Ernst, Alter?«

Pete verdrehte die Augen. »Meine Mutter meint, damit schmerzt es nicht mehr so arg.«

Auf dem Pflaster waren bunte Bärchen. Ein Babypflaster, nichts für Jungs, die vor wenigen Minuten Torbens Gang in die Flucht geschlagen, die Sintflut und einen Weltuntergangssturm überlebt hatten und – das Wichtigste – der Hexe entkommen waren. »Na ja gut, bevor ich alles vollblute.« Der Schnitt war tief und noch nicht geschlossen. Jo witzelte über das Bärchen-Pflaster, sie kicherten, zogen die Jacken aus und hängten sie über den Schreibtischstuhl. Die nassen Schuhe schoben sie unter die Heizung. Dann hockten sie sich auf den Boden, und während Pete Cola eingoss und Jo Butter und Nuss-Nugat-Creme auf Weißbrothälften schmierte, platzte es aus ihnen heraus.

»Was war das?«

»Das war voll unheimlich.«

»Ein Mensch?«

»So sieht kein normaler Mensch aus.«

»Sie hat mich stärker gemacht, mutig, weißt du?«

»Wer? Dieses dunkle Wesen da am Fenster? Das wollte uns von der Straße fegen. Hast du das gespürt?«

Pete nickte. »Vorher war da ein Mädchen mit langen weißen Haaren. Ein Fenster darüber. Der Wind wehte die Gardine zur Seite. Sie sah mich an und ich schubste Frank.«

Jo boxte Pete freundschaftlich gegen die Schulter:

»Hey Mann, du bist verknallt!« Petes Ohren färbten sich rot.

»Aber sag mal ehrlich«, meinte Jo. »Das war doch nicht die Hexe. Das ist eine bekloppte Geschichte. Die gibt es nicht wirklich.« Er starrte Pete an. »Oder?«

Pete schnalzte mit der Zunge. »Habe ich bis jetzt auch geglaubt.«

Die Haustür fiel ins Schloss, Petes Mutter war von der Arbeit zurück. Er hatte noch keine Hausaufgaben gemacht und sein Zimmer sah chaotisch aus. Das gab Stress.

Die regennassen Jacken hatten Flecken auf dem Teppich hinterlassen. In der Ecke, in der die Taschen lagen, war der Boden durchweicht. Überall lagen Brotkrümel, und als Pete jetzt aufsprang, trat er gegen sein Glas. »Mist! Meine Mutter ist da.«

Jo warf Petes Kopfkissen auf den Colafleck, sie schoben Flasche, Gläser, die Brotreste, die Butterdose und das Glas mit der Nuss-Nugat-Creme unter das Bett. Über die Taschen legte Pete eine Decke und stellte sich auf die Jackenpfütze.

Die Zimmertür ging auf.

»Mama, kannst du nicht anklopfen?«

»Seit wann? Ach, du hast Besuch.«

»Jo ist da. Der Regen hat uns überrascht, und bis zu ihm nach Hause ist es zu weit. Und wir lernen zusammen.«

»Ach wirklich? Habt ihr die Mathearbeit zurück- bekommen?«

Pete schüttelte den Kopf.

»Hast du dir den Auflauf warm gemacht, wie ich es dir gesagt habe?« Petes Mutter sah sich im Zimmer um, als suche sie nach schmutzigem Geschirr oder irgendeinem Geheimnis, das sie aufdecken könnte. Jo stand auf. »Pete hilft mir bei Geschichte. Er ist super.« Pete nickte.

»Und was war mit dem Auflauf?«

»Habe ich vergessen.«

»Hast du noch nichts gegessen?«

Pete verlagerte sein Gewicht von einem aufs andere Bein, der nasse Teppich hatte seine Socken durchweicht.

»Weißbrot mit Schokocreme?«, fragte seine Mutter und sah ihn mahnend an.

»Meine Schuld, ich hatte voll Hunger drauf. Aber ich geh jetzt.« Jo zog sich seine Jacke an.

Petes Mutter musterte ihn. »Wissen deine Eltern, dass du hier bist?«

Er schüttelte den Kopf.

»Dann ruf sie an. Ich fahr dich später nach Hause. Draußen gießt es wie aus Kübeln.« Petes Mutter verließ das Zimmer.

Jo und Pete schauten sich an. Das war ein seltsamer Tag. Die Hexe war erwacht.

5

Mit einem selbst ausgesprochenen Fluch hatte Vivet das Haus und seine Bewohner in den Schlaf geschickt. Mehr als einhundert Jahre war es ihr gelungen, schlummernd dem Martyrium zu entkommen, das Moriet ihr aufzwang. Doch die Stimme eines Kindes hatte sie geweckt. Sie dachte darüber nach, ob sie sich der Lethargie – und somit Moriet – unterwarf oder den Tod wählte. Hatte sie eine weitere Option? Der Tod würde sie in ein neues, ein anderes Leben führen, das sie nicht zu beherrschen, nicht zu erahnen wusste. Davor fürchtete sie sich, ihre Angst vor Moriets Zorn war jedoch größer. Moriet würde wissen, dass Vivet sie in den ewigen Schlaf gezaubert hatte und herausfinden, wer sie geweckt hatte.

Vivet öffnete das Fenster. Der Wind begrüßte sie, wühlte zärtlich durch ihr Haar und bauschte die Gardinen auf. Der Vorgarten glich einer trockenen Einöde. Mit dem komatösen Schlaf war auch die Natur auf dem Grundstück eingeschlafen. Kein einziges grünes Blatt hing an den Bäumen, keine Blume hatte dem Fluch standgehalten, nicht ein Stängelchen Unkraut traute sich in ihren Garten.

Vor dem Zaun standen fünf Jungs. Wer von ihnen besaß die Macht, den Fluch zu brechen?

Vivet sog die Luft tief in ihre Lungen. Als sie ausatmete, legte sich der Atem wie Nebel auf die Pflanzen und hauchte ihnen neues Leben ein, das bei Mondlicht heranwachsen würde.

Ein Junge schaute zu ihr hoch. Schnell zog sie sich vom Fenster zurück. Bevor die Gardine die Sicht ins Haus versperrte, erkannte sie in der Ferne dunkle Regenwolken, die ein wilder Wind hierher pustete. Moriet stellte sich der Welt vor.

Moriet tobte vor Wut und ließ das Land ihre Gefühlsausbrüche spüren. Ihr Heulen wurde zum Wind, das Grollen zum Donner, jeder Augenaufschlag produzierte einen gleißenden Blitz, der über den Himmel zuckte. Für das Peitschen des Regens sorgte ein Lederriemen, mit dem sie den Holzboden marterte. Sie schickte einen Willkommensgruß über das Land. Ihr Gewitter fegte die Knaben von der Straße und drängte alle anderen, die sich in der Nähe des Hexenhauses tummelten, in ihre Wohnungen. Zeit, den Menschen zu zeigen, dass sie zurückgekehrt war.

An diesem Nachmittag verursachte Moriet Chaos in der Stadt. Zahlreiche Keller liefen mit Wasser voll, Autos landeten im Straßengraben und Menschen eilten tropfnass nach Hause.

Moriet ging in ihrem Schlafzimmer auf und ab. Mit jedem Schritt wuchs ihr Zorn. Vivet hatte sie in den Schlaf geschickt, länger als ein Jahrhundert.

»Das kleine Biest hat es geschafft, mich erneut auszutricksen«, flüsterte sie. »Das wird sie bereuen!«

Moriet verließ ihr Schlafzimmer, durchquerte den Flur und ging durch den großen Saal. Das Gewitter ließ nach, der Regen nicht. Die Räume hatten unter dem Dornröschen-Schlaf gelitten. Wände, Böden und Möbel waren mit Vivets heller Magie überzogen, nur bedeckt mit einer dicken Staubschicht.

Bei jedem ihrer Schritte verwandelte sich der Marmor-Boden unter ihren Füßen und wurde blutrot, die Wände bekamen einen dunklen Anstrich, Bilderrahmen färbten sich schwarz. Moriet schnipste mit den Fingern und richtete jedes Zimmer ein: düster, mystisch und bedrohlich. Das gefiel ihr. Sie lachte, drehte sich mit ausgestreckten Armen im Kreis und legte den Kopf in den Nacken.

»Ich bin zurück!« Abrupt blieb sie stehen und starrte an die Wand. Ihr Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an, sie drückte den Zeigefinger an den Mundwinkel. Der lange Fingernagel reichte bis zur Mitte der Nase.