Das konservative Manifest - Wolfram Weimer - E-Book

Das konservative Manifest E-Book

Wolfram Weimer

4,7

Beschreibung

Dieses Buch ist Gift für Linke und eine Zumutung für Rechte. Es zielt ins Herz aller Konservativen – und derer, die es werden wollen. Lustvoll, intelligent und provokant formuliert es das geistige Kompendium der neuen Bürgerlichkeit. Deutschland bekommt damit ein Handbuch über die tiefen Kraftquellen des Konservativseins. Dr. Wolfram Weimer, derzeit prominentester wertkonservativer Publizist, verbindet eine Analyse des Zeitgeistes mit einer Neu-Verortung von alten Werten. So entsteht ein Manufaktum des Geistes, ein positiver Leitfaden, bei dem gilt: Es gibt sie noch, die guten, alten Werte. In zehn Kapiteln werden die großen Bezugsräume des Konservativen im Stile von zehn Geboten ausformuliert. Das Geheimnis der neuen Bürgerlichkeit lautet dabei: Konservativ ist nicht ein Hängen an dem, was gestern war, sondern ein Leben aus dem, was immer gilt.

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Seitenzahl: 62

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DR. WOLFRAM WEIMER

DAS KONSERVATIVE

MANIFEST

ZEHN GEBOTE DERNEUEN BÜRGERLICHKEIT

Copyright 2018:

© Börsenmedien AG, Kulmbach

Covergestaltung: Daniela Freitag

Bildquelle Cover: iStock

Layout und Satz: Sabrina Slopek

Herstellung: Daniela Freitag

Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-86470-567-0eISBN 978-3-86470-568-7

Alle Rechte der Verbreitung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Verwertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen vorbehalten.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Postfach 1449 • 95305 Kulmbach

Tel: +49 9221 9051-0 • Fax: +49 9221 9051-4444

E-Mail: [email protected]

www.plassen.de

www.facebook.com/plassenverlag

Dilige et quod vis facFür meine geliebte Familie

INHALT

VORWORT

1.PERSON WÜRDIGEN

2.FAMILIE LIEBEN

3.HEIMAT LEBEN

4.NATION EHREN

5.KULTURKREIS KENNEN

6.TRADITION HEGEN

7.RECHT UND ORDNUNG RESPEKTIEREN

8.EIGENTUM UND WOHLFAHRT STÄRKEN

9.TUGEND PFLEGEN

10.GOTT ACHTEN

VORWORT

Konservativsein wird wieder populär. Zumindest „wertkonservativ” wollen heute viele wieder sein. Doch was bedeutet das überhaupt? Dieses Buch gibt eine Orientierung. Es formuliert das geistige Kompendium der neuen Bürgerlichkeit. Zugleich kann man es als Plädoyer gegen linke und rechte Ideologien verstehen, aber auch gegen die Substanzlosigkeit einer Jahrmarktgesellschaft, gegen die wilde Destruktion und Beschleunigung in unserer modernen Welt.

Dieses Buch werden einige als positiven Leitfaden mit bewusst langer Haltbarkeit lesen, denn der wahre Konservative kennt lange Linien der Geschichte und ist nicht verbogen von hektischen Irrungen. Andere können es aber auch als kämpferische Fibel für die postideologische Generation der Neo-Bürgerlichen lesen. Dritten ist es ein politisches Brevier, eine Provokation für Linke und Rechtspopulisten, Gutmenschen-Bevormunder und moralische Besserwisser. Denn der Konservative zweifelt lieber, als dass er gleich alles besser weiß, er ahnt vielmehr, dass das vorhandene Gute zuweilen besser ist als das vermeintlich Bessere.

Das Comeback des Konservativismus hängt eng mit dem Niedergang linker Weltanschauungen zusammen. Diese erinnern viele Menschen im besseren Fall an depressive Gewerkschaftsseminare, an zeigefingernde Weltverbesserung und an ältere Männer mit Vaterproblemen. Im schlechteren Fall wittert man „Die-Partei-hat-immer-recht“-Betondenker, sozialistischen Stacheldraht und Unterdrücker von Venezuela bis Nordkorea. Während das Rotsein einstmals helfend-warm-mitfühlend war, wirkt es zusehends nurmehr soziologisch, kratzig oder kasernenhaft.

Auch Modernismus und Materialismus werden skeptischer beäugt. Die Fahrigkeit einer vergnügungssüchtigen Medien- und Eventrepublik und die wilde Raserei der Globalisierung lassen Entschleunigungsreflexe wach werden. Sozialismus wie Modernismus wirken geistig erschöpft, weil ihr materialistisches Streben das wesentliche Bedürfnis der Menschen nach Identität, Sinn und Geborgenheit nicht erfüllt. In das Vakuum strömen neo-religiöse Sehnsucht, allerlei Retrokultur und Nachhaltigkeitsgehabe.

Das Buch verbindet also eine Analyse des Zeitgeistes mit einer kritischen Neu-Verortung von alten Werten. Das heutige Wertegerüst wird systematisch sortiert, denn Konservative mögen Ordnung. So entsteht ein Manufaktum des Geistes, bei dem gilt: Es gibt sie noch, die guten, alten Dinge.

In zehn Kapiteln werden die großen Bezugsräume des Konservativen im Stile von zehn Geboten ausformuliert – Person, Familie, Heimat, Nation, Geschichte, Kulturkreis, Ordnung, Eigentum, Tugend und Religion. Das Buch bündelt zugleich den weiträumig gefühlten Kulturpessimismus unserer Zeit. Den Eindruck nämlich, dass wir nicht nur an einer finanziellen, sondern auch an einer kulturellen Schuldenkrise leiden, dass das Abendland seinem Sonnenuntergang entgegengeht, dass die westliche Kultur sich leider schlafen legt. Es trägt damit Züge einer „Fin-de-Siècle-Anklageschrift”. Aber auch eine Handlungsanweisung wird dem neugierigen Leser geboten.

Das Grundmotto der neuen Bürgerlichkeit lautet bei alledem: Konservativ ist nicht ein Hängen an dem, was gestern war, sondern ein Leben aus dem, was immer gilt.

I. GEBOT

PERSON WÜRDIGEN

Jeder Einzelne ist für

die Welt verantwortlich.

Hermann Alexander Graf Keyserling

Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Artikel 1 des Grundgesetzes ist zugleich Artikel 1 der konservativen Lebensmaximen. Der zweite Satz im Grundgesetz, „Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“, liest sich gar wie ein politisches Programm des modernen Konservativismus. Denn die Würde des Einzelnen zum Ausgangspunkt aller Überzeugungen zu setzen ist ein Widerspruch gegen alle Kollektivisten und Ideologen, aber auch gegen Utilitaristen und Materialisten.

Der Konservative denkt so: Das Individuum ist früher da als die Gesellschaft. Das Individuum ist zeitgleich der finale Bezugspunkt, um den es bei Gesellschaft immer gehen sollte – am Individuum entscheidet sich die Qualität einer Gesellschaft. Der Konservative folgt dem uralten Bild vom Menschen als eines Un-Teilbaren – eben eines In-Dividuums.

Er achtet den Wert des Einzelnen und der einzelnen Familie in besonderer Weise. Er denkt die Gesellschaft vom Einzelnen zum Ganzen, subsidiär, er steht der Masse, der Klasse oder Rasse und ihrem potenziell autoritären Charakter prinzipiell skeptisch gegenüber. Er sieht im vernünftigen Einzelnen – der „gesunde Menschenverstand“ ist eine Lieblingsvokabel aller Konservativen – gar eine Gewähr vor Extremen und Fanatismen. Ganz im Geiste Theodor Fontanes: „Ein leidlich gescheites Individuum kann eigentlich gar nicht fanatisch sein.“

Die meisten politischen Ideologen denken genau andersherum, sie betrachten das Individuum skeptisch, wähnen es egoistisch oder gefährlich und setzen auf Kollektivismus zu seiner Einhegung; sie vertrauen nicht dem gesunden Menschenverstand, sondern übergeordneten Ideen. Kommunismus, Sozialismus, Nationalismus, Nationalsozialismus oder Islamismus. Sie alle gehen von einer Gruppe, einer Klasse, Rasse, einer Umma – einem Kollektiv aus, das letztlich wichtiger sei als der Einzelne. Sie denken nicht in Kategorien von Würde des Einzelnen, sondern von Gerechtigkeit oder Erfolg oder Bestimmung einer Gesellschaft. Der Konservative hält sich also an Seneca: „Es kommt darauf an, sein Streben nach dem richtigsten Handlungsziel auszurichten, und nicht nach dem, was allgemein üblich ist. Die Masse ist der schlechteste Übersetzer der Wahrheit.“

„Würde“ kommt aus dem althochdeutschen „wirdi“ und dem mittelhochdeutschen „wirde“, es ist dem Begriff „Wert“ verwandt. Werte schätzt der Konservative ohnedies mehr als andere. Für Konservative ist die Würde daher ein Ur-Wert. Die Geschichte des konservativen Ur-Begriffs als ethisches Konzept beginnt mit dem römischen Philosophen Cicero. Er ist der antike Vor-Denker, der dem Menschen allein aufgrund seiner Vernunftbegabung eine besondere Stellung zuweist. Allerdings meint Cicero, man müsse sich seine Würde durch sittliche Lebensführung erst erwerben. Im Mittelalter kommt ein christlicher Aspekt hinzu: Was den Menschen aus der Schöpfung heraushebt, ist seine Existenz als Ebenbild Gottes. Mit der Fähigkeit zur Selbstbestimmung bringt später das Zeitalter der Aufklärung ein weiteres Kriterium ins Spiel: die Freiheit. Immanuel Kant geht noch einen Schritt weiter und definiert die Würde als das Merkmal eines jeden Menschen, das unvergänglich, unveräußerlich und un-bedingt sei. Er meint, dass sich der Mensch durch seine ihm eigene Moralität als würdig erweise. Die Würde liege jenseits des „Reiches der Zwecke“.

Der Konservative hat ein tiefes Empfinden dafür, dass die Würde des Einzelnen weder durch ein „Reich der Zwecke“ (Kant), durch die „Maschinenwelt“ (Nietzsche) noch durch irgendwelche „Gehäuse der Hörigkeit“ (Max Weber) zerstört werden dürfe. Er vertraut mit John Stuart Mill der individuellen Kraft: „Das große, schöpferische Individuum ist zu mehr Weisheit und Tugend fähig, als es der kollektive Mensch je sein kann.“