Das Leben meint es gut mit ihnen - Gisela Reutling - E-Book

Das Leben meint es gut mit ihnen E-Book

Gisela Reutling

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Beschreibung

Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt! Buchstäblich ein Qualitätssiegel der besonderen Art, denn diese wirklich einzigartige Romanreihe ist generell der Maßstab und einer der wichtigsten Wegbereiter für den modernen Familienroman geworden. Weit über 2.600 erschienene Mami-Romane zeugen von der Popularität dieser Reihe. Cornelia kam mit den leeren Gläsern zurück, und Hubert Kammann sah ihr mit zusammengekniffenen Augen über der Zigarette im Mundwinkel entgegen. Er zapfte gelassen ein Pils nach dem anderen, gekonnt und sachkundig, schließlich machte er das seit vierzig Jahren. Und in ein paar Monaten war Schluß. Er hatte das alte Kammanns Eck, eine ganz grundsolide Pinte mit kleinen Mahlzeiten, verpachtet. Denn verkaufen wollte er nicht, weil Kammanns Eck auch Kammanns Eck bleiben sollte. Sein Vater hatte es gegründet, er hatte es übernommen, wollte aber nicht, daß Cornelia es übernahm. Sie sollte etwas Besseres werden als Kneipenwirtin, also hatte er sie Sprachen studieren lassen, – ihrer Neigung entsprechend – und reisen. Es hatte sich gelohnt, Nele machte ihren Weg, sie war Leiterin der Export-Abteilung eines Konzerns und sich trotzdem nie zu schade, ihm, wenn Not am Mann war, im Eck zu helfen. »Du rauchst zuviel«, Nele stand jetzt neben ihm, ließ die Gläser über die Bürste im Wasser gleiten, »außerdem sieht es unmöglich aus.« »Ist sowieso die letzte«, grinste Hubert, »ab morgen ist Schluß damit.« »Das kommt mir doch irgendwie bekannt vor!« Darauf ging Hubert nicht näher ein. Warum sollte sie sich um ihn sorgen? Das dies wirklich seine letzte Zigarette war, daran hatte der alte Dr. Fuchs die Schuld. Er hatte ihm sein Asthma und seine chronische Bronchitis in so entsetzlichen Zukunftsaussichten geschildert, daß Hubert Kammann ein paar Nächte gerechnet, dann verpachtet und sich ein Haus hinterm Deich gekauft hatte. Es hatte ihn immer schon ans Meer gezogen, Nele wußte das. Vielleicht würde er anfangen, Schafe zu züchten.

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Mami Classic – 82 –

Das Leben meint es gut mit ihnen

Gisela Reutling

  Cornelia kam mit den leeren Gläsern zurück, und Hubert Kammann sah ihr mit zusammengekniffenen Augen über der Zigarette im Mundwinkel entgegen. Er zapfte gelassen ein Pils nach dem anderen, gekonnt und sachkundig, schließlich machte er das seit vierzig Jahren. Und in ein paar Monaten war Schluß. Er hatte das alte Kammanns Eck, eine ganz grundsolide Pinte mit kleinen Mahlzeiten, verpachtet. Denn verkaufen wollte er nicht, weil Kammanns Eck auch Kammanns Eck bleiben sollte. Sein Vater hatte es gegründet, er hatte es übernommen, wollte aber nicht, daß Cornelia es übernahm. Sie sollte etwas Besseres werden als Kneipenwirtin, also hatte er sie Sprachen studieren lassen, – ihrer Neigung entsprechend – und reisen. Es hatte sich gelohnt, Nele machte ihren Weg, sie war Leiterin der Export-Abteilung eines Konzerns und sich trotzdem nie zu schade, ihm, wenn Not am Mann war, im Eck zu helfen.

  »Du rauchst zuviel«, Nele stand jetzt neben ihm, ließ die Gläser über die Bürste im Wasser gleiten, »außerdem sieht es unmöglich aus.«

  »Ist sowieso die letzte«, grinste Hubert, »ab morgen ist Schluß damit.«

  »Das kommt mir doch irgendwie bekannt vor!«

  Darauf ging Hubert nicht näher ein. Warum sollte sie sich um ihn sorgen? Das dies wirklich seine letzte Zigarette war, daran hatte der alte Dr. Fuchs die Schuld. Er hatte ihm sein Asthma und seine chronische Bronchitis in so entsetzlichen Zukunftsaussichten geschildert, daß Hubert Kammann ein paar Nächte gerechnet, dann verpachtet und sich ein Haus hinterm Deich gekauft hatte. Es hatte ihn immer schon ans Meer gezogen, Nele wußte das. Vielleicht würde er anfangen, Schafe zu züchten. Er sah das hübsche Profil seiner Tochter und seufzte.

  Alles, wirklich alles, war bei Nele in Ordnung, nur mit dem richtigen Mann, da haperte es bei ihr. Und jetzt hatte sie Ulrich Voss auch weggeschickt. Dabei waren die beiden doch seit Monaten sozusagen unzertrennlich gewesen.

  Eben, bevor sie sich mit dem Tablett an die Tische begab, hatte sie ihm das ganz beiläufig erzählt.

  Hubert sagte jetzt: »Wenn du so weitermachst, meine Süße, dann wird sich dein Traum von einem Stall voller Kinder wohl nie erfüllen!«

  Nele wurde in Kürze dreißig.

  Sie sah zu ihrem Vater hoch, mit Elisabeths Augen. Hubert schluckte trocken. Seit vierzehn Jahren Witwer, und immer noch konnte er seine Frau nicht vergessen!

  »Ich muß Vertrauen haben, um lieben zu können.«

  »Und das hattest du bei Ulrich nicht?«

  »Nicht mehr.«

  Luisa kam aus der Küche, adrett wie immer. Sie war Hilfe im Haushalt gewesen, als Elisabeth Kammann starb, danach hatte sie in Eigeninitiative Schritt für Schritt mehr Aufgaben übernommen, sie gut gemacht, so daß sie für Hubert nahezu unentbehrlich geworden war. Nie würde Hubert ihr vergessen, mit welcher Hingabe, Güte und Ruhe sie Elisabeth bis zur letzten Stunde gepflegt hatte.

  Jetzt legte sie die Hand auf Cornelias Unterarm.

  »Komm erst mal eine Kleinigkeit essen. Wie ich dich kenne, hast du wieder den ganzen Tag von Yoghurt gelebt! Ich habe fabelhafte Käsenudeln gemacht, ganz leicht und locker.«

  Nele küßte Luisas Nasenspitze. Sie hatten einander gern, und seit ein paar Jahren wünschte Nele sich, Hubert und Luisa würden sich finden und zusammenbleiben. Sie täte ihm gut, weil sie niemals den Versuch unternehmen würden, ihn Elisabeth vergessen zu lassen.

  »Sie wird keinen Appetit haben! Sie hat Ulrich in die Wüste geschickt!« sagte Hubert und machte die Zigarette aus.

  »Sie wird ihre Gründe gehabt haben«, bemerkte Luisa nur und zog Nele in die Küche.

  Hubert überflog mit den Blicken die Tische, den Billardraum und die Leseecke. Ruhig. Alles gut versorgt. Dank Nele. Sie wäre eine großartige Wirtin geworden! ›Ich muß Vertrauen haben, um lieben zu können!‹ Ha! Der Satz könnte von Elisabeth gewesen sein. Es rührte ihn noch jetzt, daß Neles Mutter Vertrauen zu ihm gehabt hatte. Und er hatte sie niemals enttäuscht. Sie war die Tochter eines ziemlich bekannten Anwalts gewesen und hatte ihn gegen den Willen ihrer Familie geheiratet. Und sie hatte es nie bereut! Eine wortarme große Liebe und ihre Erfüllung! Nachdem dann noch Nele geboren wurde, ein wunderschönes, mopsgesundes und heiteres Kind, war ihr Glück vollkommen gewesen. Sie hatten auf weitere Kinder gehofft, aber es hatte nicht sein sollen. Dafür hatte Nele den Wunsch nach vielen Kindern von ihrer Mutter geerbt. Nur – wenn sie nicht langsam den richtigen Mann vor den Altar bekam, dann waren die Aussichten düster.

  Nele kam zurück. Proper, proper! dachte Hubert stolz. Proper von der eleganten Sohle bis zum gepflegten Scheitel. Was auch immer Ulrich Voss angestellt hatte, daß Nele ihn wegschickte, er war ein Idiot!

  Das Telefon neben der Glasvitrine klingelte. Nele hob ab, machte Hubert ein Zeichen, daß das Gespräch für sie sei, und drehte sich zur Wand, leise sprechend.

  »Das war Gabriele«, Nele war wieder neben ihm.

  Gabriele Ressner, seit ewigen Zeiten Neles Freundin, war Schauspielerin. Sie war viel auf Tournee, im Fernsehen und zu Proben. Während sie herumsauste blieb Pia, ihre Tochter, bei Nele.

  »Geht sie wieder auf Achse?«

  »Ja, übermorgen. Für drei Wochen.«

  Drei Wochen Pia im Haus! Nicht schlecht – nicht schlecht! Luisa würde täglich Leibgerichte kochen, schimpfen und lachen und glücklich sein. Pia Ressner war ein Kind, das man einfach lieben mußte: offen, frei und ohne jeden Tick. Ein Wunder, Hubert pfiff leise vor sich hin. Bei den Eltern! Vater Schauspieler, Mutter Schauspielerin. Geschieden. Vater in Hollywood, Mutter ständig auf Tour. Wenn nicht, war die Wohnung voller Gäste. Pia bewegte sich durch diese Turbulenzen mit der Sicherheit eines in sich ruhenden Menschen, sogar mit einer Spur Nachsichtigkeit für ihre manchmal leicht überspannte, aber aufrichtig liebevolle Mutter.

  »Wann kommt Pia?«

  »Morgen abend. Ich bringe sie mit, wenn ich aus dem Büro komme.«

  Neles Wohnung war unterm Dach. Der große Altbau, in dem unten das Kammenns Eck war, daneben ein Tabakwaren Zeitschriften und Zeitungen-Shop und Bäcker Lohmanns Geschäft, gehörte den Kammans. Es hatte eine Reihe von Mietwohnungen, die es Hubert ermöglichten, auch schlechte Zeiten mit dem Eck durchzustehen. Für Nele hatte er das Dachgeschoß ausbauen lassen, Luisa wohnte darunter, und er selbst lebte immer noch in der großen ersten Etage, in der alles genauso geblieben war, wie zu Elisabeths Zeiten.

  »Hoffentlich vergißt sie nicht wieder die Hälfte!«

  Vergeblich versuchte Hubert seiner Stimme einen besorgten Beiklang zu geben. Er liebte es, wenn Pia etwas vergaß! Dann konnte er ihr das nämlich kaufen, es ihr ohne schlechtes Gewissen schenken! Er schenkte doch so gern, hatte es immer getan. Bei Elisabeth, bei Nele, und hin und wieder auch bei Luisa.

  Elisabeths Vater, mit dem sie sich nach Neles Geburt einigermaßen ausgesöhnt hatten, sagte immer:

  »Du verschenkst eines Tages noch dein Vermögen!«

  »Na, wenn schon!« hatte er zwar leichthin gesagt, nur um den Alten zu ärgern, aber passieren würde ihm das selbstredend nicht. Er wußte den Wert des Geldes durchaus zu schätzen, wußte ebenso, daß es immer auch ein Stückchen Freiheit war, also würde er schon darauf achten, es nicht zu verlieren.

  »Wenn…« lächelte Nele und bepackte ein neues Tablett, »dann absichtlich, um mit Opa Hubert einkaufen zu gehen. Um ihm«, sie ging um die Thekenbiegung, »eine Freude zu machen!«

  Hubert drohte lachend hinter ihr her.

  Dann sah er auf die Uhr. Er hatte für neun Gerrit Sander, den neuen Pächter, bestellt, um noch ein paar Einzelheiten mit ihm durchzugehen, ihm den Betrieb an einem normalen Abend zu zeigen, und natürlich, um ihm Nele vorzustellen. In drei Minuten war es neun. Wenn Sander nicht pünktlich war, dann…

  Die Tür ging auf, Gerrit Sander stand in ihr. Er hob grüßend die Hand, hängte seinen Trenchcoat an den erstbesten Haken und kam zur Theke.

  »Guten Abend, Herr Kammann!«

  Sein Händedruck war angenehm, Hubert hatte das bereits beim ersten Treffen registriert.

  »N’abend, Herr Sander. Alles klar?«

  »Alles klar! Bei Ihnen auch?«

  Der Himmel allein wußte, was ihn dazu bewogen hatte, diesem Gerrit Sander den wahren Grund für seine Abdankung zu erzählen, unter dem Siegel der Verschwiegenheit natürlich. Vielleicht deshalb, weil dieser Sander ihm wiederum erzählt hatte, warum gerade er, als studierter In-genieur, sich entschlossen hatte, Kammenns Eck zu pachten. Er hatte einen achtjährigen Sohn aus seiner gescheiterten Ehe, für den er Zeit haben wollte, oder zumindest immer erreichbar sein. Zwar war er kein Profi, kannte sich aber aus, seinen Großeltern hatte der Rote Löwe unten am Fluß gehört. Er war da aufgewachsen, hatte von Kind an, auch während seiner Studienzeit, dort geholfen.

  »Auch! Wie gehts dem Filius?«

  Sander lachte. Richtig ver-gnügt und mit einer Art Nachfreude. Das gefiel Hubert. Er kannte das.

  »Großartig! Wenn wir auch vorhin Zoff hatten, weil er unbedingt mit hierher wollte!«

  »Warum haben Sie ihn nicht mitgebracht?«

  »Weil er morgen um acht Uhr fünfzehn ausgeschlafen in der Klasse sitzen muß! Pflicht ist Pflicht. Vielleicht bringe ich ihn am Wochenende mal mit.«

  »Tun Sie das, denn…« Hubert wollte von ihrem Gast Pia erzählen, als Nele zurückkam, Sander freundlich grüßte, ihr Tablett belud und wieder verschwand.

  In Sanders Blick lag ein Hauch Bewunderung.

  »Eine neue Kraft?«

  »Uralt!«

  »Nun, lassen Sie sie mal fünfundzwanzig…«

  »Neunundzwanzig! Und meine Tochter. Sie hilft mir immer, wenn ich in der Bredouille stecke.«

  Sander gab keine Antwort, nickte nur verstehend, seine Blicke folgten eine Weile Nele.

  »Ein sehr nettes Mädchen!«

  Bescheidenheit ist gut, falsche Bescheidenheit dämlich.

  Also pflichtete Hubert mit unverhohlenem Vaterstolz bei: »Finde ich auch!«

  Im selben Augenblick stand sein Stolz vor ihm.

  »Was findest du auch?«

  Zwei große Männeraugenpaare lächelten in unübersehbarem Wohlwollen auf Nele hinab, während Hubert erklärte: »Das ist er übrigens, Herr Sander, unser neuer Pächter.«

  Nele fand auf Anhieb, daß ihr Vater eine außerordentlich gute Wahl getroffen hatte und sagte das auch. Frei heraus. Sie sagte fast immer alles frei heraus.

  Hubert kannte das schon, Gerrit würde sich daran gewöhnen.

*

  Auf ihre typisch sorglose Art hatte Gabriele Ressner den Koffer ihrer Tochter gepackt. Sie packte ihre eigenen nicht anders, in beiden Fällen ohne ein Gefühl von Versäumnis oder Schuld, allerdings hatte sie sich auch nie wirklich darum bemüht.

  Sie umarmte Pia, als wäre es ein Abschied für immer und kein zigmal praktizierter, seit Pia drei Jahre alt war. Es war schwer vorstellbar, wenn man Gabriele nicht näher kannte, aber sie vermißte Pia bei allem Engagment für ihren Beruf wirklich.

  »Sei brav, mein Herz, versprichst du mir das?«

  Pia versprach es selbstverständlich.

  »Und hilf auch immer schön, wenn…«

  Nele lachte laut heraus.

  »Jetzt hör aber auf! Wir kennen Pia, Pia kennt uns, wir lieben sie, sie liebt uns, was also um Himmels Willen soll sie da falsch machen?!«

  »Nichts!« erklärte Gabriele mit der ihr eigenen Logik. »Aber schließlich bin ich ihre Mutter!«

  »Was nicht zu übersehen ist.«

  Das stimmte. Pia glich ihrer schönen Mutter aufs Haar, nur ihre Bewegungen, ihre Sprache und ihre Ansichten unterschieden sich nachhaltig von denen Gabrieles. Gabriele tänzelte traumwandlerisch durchs Leben, Pia ging mit festem Schritt, Gabriele liebte die blumenreiche Sprache der Künstler, Pia Klartext kurz und bündig. Gabriele erwartete, daß das Schicksal ihr alles Erstrebenswerte in den Schoß warf, Pia arbeitete dafür. Daß sie sich liebten und tolerierten sahen allerdings beide als Gottesgeschenk. Es war dennoch nicht immer einfach.

  »Paß du lieber auf dich auf!« riet Pia mit ihrer Bauernmäd-chenstimme. »Iß nicht so viel sü-ßes Zeug, und schlaf genug!«

  Nele sah Mutter und Tochter fast gerührt zu. Die beiden brachten es zeitweise immer wieder fertig, sie wirklich zu rühren. Es war eine so wurschtig-heitere Liebe, die die beiden verband, daß – wenn man nicht Cornelia Kammann und Freundin wäre – man vor Neid glatt erblassen könnte. Mutter mit Kind. Etwas, das zu sein Nele sich mehr wünschte als irgend etwas anderes auf der Welt. Vielleicht war sie wirklich zu wählerisch, was die Männer als Geliebte, als Ehemänner und als – zukünftige Väter betraf. Immerhin war Gabrieles Ex-Mann, Pias Vater, nun wirklich keine Ideal, aber er hatte Gabriele Pia geschenkt, ein vollkommenes Kind geradezu.

  »Mach ich, mein Schatz! Keine Sorge. Ich will sowieso ein paar Pfund abspecken.«

  »Das mach man lieber zu Hause! Auf Tour kippste sonst noch aus den Pantinen. Nur eben nicht soviel süßes Zeug!«

  Sie umarmten sich, lachten und alberten noch ein bißchen, wobei, Nele sah und kannte das, Gabrieles Traumaugen feucht wurden. Ach, Gabrieletraumfrau, Illusion so vieler Männer vor dem Bildschirm, ich liebe dich dafür!

  »Also, ehrlich!« rief sie burschikos, Nele wurde immer burschikos, wenn sie bewegt war. »Könnt ihr nicht endlich aufhören? Ich habe meine Zeit schließlich nicht gestohlen. Und Hunger habe ich auch.«

  Die beiden lösten sich voneinander, noch einen schnellen, verständnisinnigen Blick tauschend, und Pia, die Pferdeschwanzklammer hochschiebend, fragte sachlich: »Was hat Luisa denn gekocht?«

  »Wir könnten ja auch hier noch…«, warf Gabriele ein, zaghaft allerdings, denn daß sie alle Künste der Welt, nur nicht die des Kochens ausüben konnte, war nicht nur ihr selbst, sondern hinlänglich ebenfalls Pia und Nele bekannt. Sogar Pias Spaghetti aus dem Fertigpack waren besser als ihre! Mit Luisa konnte sie schon überhaupt nicht konkurrieren.

  Daß sie das auch nicht anstrebte, war eine andere Sache.

  Sie winkten noch von der Treppe, dann von der Haustür, dann vor dem Auto, schließendlich aus dem Auto, bis zur nächsten Ecke.

  Nele fühlte Pias Blick und sah sie kurz an.

  »Was ist?«

  »Ach, nix. – Nur, Mami ist schon in Ordnung, nicht?«

  »Und ob sie das ist! Glaubst du etwa, ich wäre so viele, viele Jahre mit jemandem befreundet, der nicht in Ordnung ist?«

  »Glaub’ ich nicht.«

  »Na also! Was soll die Frage überhaupt?«

  Pia druckste ein bißchen.

  »Na, weil sie nicht kochen kann, nicht putzen kann und so was alles.«