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Dieses E-Book entspricht 148 Taschenbuchseiten ... Als Concierge kümmert sich Aurelio immer gern um die persönlichen Wünsche der Hotelgäste. Dabei gibt es nur eine Regel: keine sexuellen Beziehungen zu seinen Kundinnen. Doch seinem aktuellen Gast kann Aurelio nicht widerstehen: Die junge Frau aus den USA ist sexy, frech und leidenschaftlich. An der traumhaften toskanischen Küste erlebt er, wie Sex wirklich sein kann ... und das auch noch gut bezahlt. Ob auf der Jacht, im Hotel oder im Auto - kein erotischer Wunsch bleibt unerfüllt. Die Frage ist nur, wie er die Zeit nach ihrer Abreise überstehen soll? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
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Seitenzahl: 188
Veröffentlichungsjahr: 2025
Impressum:
Das scharfe UrlaubsLuder | Erotischer Roman
von Lucy Eva Gonzalez
Lektorat: Jasmin Ferber
Originalausgabe
© 2025 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © 4pmproduction @ 123RF.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783756111961
www.blue-panther-books.de
1. Kapitel
Mit in die Seiten gestemmten Händen stand Aurelio auf der riesigen Terrasse und ließ seinen Blick über das dunkelblau funkelnde Meer schweifen. Was für ein erhebendes Gefühl! Für ihn zählte diese Finca zu einer der schönsten Italiens. So herrschaftlich, wie sie auf den Klippen thronte und ihr helles Gesicht gen Sonne streckte. Er hatte wirklich den schönsten Arbeitsplatz, den es gab.
Okay, manchmal vermiesten ihm die reichen Gäste seine gute Stimmung. Einige von ihnen genossen es nämlich sehr, mit ihren Marotten den Menschen, die nicht auf die Butterseite des Lebens gefallen waren, dasselbe schwer zu machen. Da konnte es schon mal vorkommen, dass das Wasser aus den Arabischen Emiraten eingeflogen werden musste oder der verwöhnte Schoßhund nur Fleisch vom exakt vier Monate alten Bioferkel fraß.
Aurelio strich sich durch sein schwarzes Haar.
Diesmal kam ein Geschäftsmann mit seiner Tochter aus den USA. Das war eine seltene Kombination. Meistens kamen Männer mit ihren blutjungen Gespielinnen oder Frauen mit ihren ebenso jungen Liebhabern. Seit Aurelio diesen Job machte, das waren inzwischen mehr als drei Jahre, hatten sich erst drei Ehepaare hierher verirrt und eine mehr oder weniger glückliche Familie.
Aber Aurelio konnte es ohnehin egal sein. Er riss sich kein Bein aus, verdiente überdurchschnittlich gut, fuhr einen teuren Firmenwagen und wohnte unweit von hier mietfrei in einer schönen Wohnung.
Mit Mitte dreißig führte er also ein Leben, von dem viele in seinem Alter träumten.
Ja, man konnte durchaus behaupten, dass er recht zufrieden mit dem war, was er bis jetzt in seinem Leben erreicht hatte.
Das Lachen der zwei Frauen, die gut gelaunt nebeneinander herliefen, drang bis zu ihm hoch. Ein Hund jagte bellend seinem roten Ball ins Wasser hinterher und legte ihn wenige Sekunden später seinem Herrchen schwanzwedelnd wieder vor die Füße. Mehrere Windsurfer nutzten souverän den strahlenden Tag mit seinen idealen Windverhältnissen, während ein paar gerade damit ihre liebe Not hatten und sehr viel Meerwasser schlucken mussten.
Aurelio sog die warme, salzige Luft tief ein. Menschen, die das Meer nicht faszinierte, waren ihm suspekt. Und Menschen, die einen Swimmingpool dem Meer vorzogen, sowieso. Selbst als Millionär würde er ganz bestimmt ohne Swimmingpool auskommen.
Aber die meisten erfolgreichen und wohlhabenden Menschen hatten entweder schreckliche Angst vor dem Meer oder sie erwarteten für ihr nicht immer hart verdientes Geld – manche hatten es geerbt – einen Pool mit fast olympischen Maßen, auch wenn sie ihn nicht benutzten.
»Ist alles perfekt?« Die helle, kratzige Stimme seiner Chefin riss ihn aus seinen amüsanten Gedanken.
»Ja, natürlich«, bestätigte er wahrheitsgemäß.
Als er sich zu Bianca umdrehte, spähte sie kritisch in den Pool. Aurelio wusste, es durfte nicht ein Halm darin zu sehen sein. Sie war Perfektionistin auf ganzer Linie, und ihr Ruf eilte ihr voraus. Das war wohl auch der Grund, weswegen sie sich über zu wenig Gäste nicht beschweren konnte. Sie nannte vier Fincas ihr Eigen, und alle waren trotz der horrenden Mietpreise fast ununterbrochen ausgebucht.
»Mister Davis bezahlt ein mittleres Vermögen und ich will, dass alles tipptopp ist«, erklärte sie ernst, während sie mit ihren hochhackigen Pumps am Pool entlangging.
Bianca hasste nichts so sehr wie Dilettantismus. Was man auf den ersten Blick sah. Ihr mintfarbenes Ensemble aus knielangem Rock und Blazer saß perfekt. Und selbst ihre unscheinbare weiße Bluse stammte von ihrem Lieblingsdesigner. Genau wie die große Sonnenbrille auf ihrer langen, schlanken Nase. Ihre dunklen Locken, die immer ganz natürlich auf ihre schmalen Schultern fielen, machten ihr Aussehen perfekt.
Aurelio kannte aber den Inhaber des Friseursalons, in den Bianca mindestens einmal pro Woche ging. Von ihm wusste er, dass es zwei Stunden in Anspruch nahm, ehe Bianca aussah, als hätte sie ihr Haar nur kurz durchgekämmt. Und auch ihr natürliches Make-up war alles andere als schnell erledigt, so wie auch ihre stets farblich auf ihre Kleidung abgestimmten Fingernägel. Sie überließ absolut nichts dem Zufall.
Sogar den Fältchen, die sich unweigerlich mit Anfang fünfzig bei ihr zeigten, machte Bianca mit regelmäßigen Botoxbehandlungen den Garaus. Was natürlich strengster Geheimhaltung unterlag.
»Du siehst bitte unaufgefordert jeden Morgen nach dem Rechten, aber nicht vor neun Uhr. Die Tochter von Mister Davis schläft nämlich gern etwas länger«, erklärte sie befehlsartig. Mit einem letzten zufriedenen Blick auf die Außenanlage ging sie zurück ins Haus.
Aurelio folgte ihr.
In dem fünf mal fünf Meter großen Wohnzimmer standen sich zwei breite cremefarbene Ledersofas gegenüber. Dazwischen ein niedriger Glastisch mit einer weißen Pferdeskulptur und einer Porzellanschale mit frischem Obst.
»Wie alt ist sie eigentlich?«, fragte er.
»Wer?« Bianca strich über das Sideboard und betrachtete dann ihre Finger. Nicht das kleinste Staubkorn war darauf zu sehen.
»Na, die Tochter. Ich hoffe doch, ich muss nicht Babysitter spielen.«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung. Mister Davis hat es nicht erwähnt und ich wollte nicht indiskret sein. Der Tod seiner Frau vor sieben Jahren ist schon schlimm genug. Seitdem kümmert er sich völlig allein um seine Tochter. Na ja, von den Kindermädchen mal abgesehen. Aber so ein viel beschäftigter Mann hat schließlich auch noch anderes zu tun, als Gutenachtgeschichten vorzulesen.«
»Es kommt also ein Kindermädchen mit?«
Bianca schüttelte die Kissen auf den Sofas zurecht, obwohl das bereits Maria, die Haushälterin, ordentlich erledigt hatte. Aber Bianca hatte eben immer irgendwie das Gefühl, alles doch noch eine Spur perfekter zu machen als ihre Angestellten.
»Soweit ich weiß, nicht.«
Aurelio beobachtete, wie sie einen kaum erkennbaren Fussel von dem teuren Stoff nahm.
»Also behandle das Kind bitte mit viel Fingerspitzengefühl, ja?«, sagte sie über ihre Schulter.
»Natürlich.« Auch das war nicht neu für Aurelio. Viele der oberen Zehntausend wollten mit Samthandschuhen angefasst werden, aber er hatte ohnehin meistens nur recht wenig mit ihnen zu tun. Seine Aufgabe bestand hauptsächlich darin, sich um alles außer der Küche zu kümmern, ohne sichtbar zu sein. Diese Fähigkeit hatte er inzwischen perfektioniert. Was ganz in Biancas Sinne war. Er würde die Tochter also so gut wie nie zu Gesicht bekommen.
Bianca ging in den großzügigen Eingangsbereich und besah sich den opulenten Blumenstrauß auf dem runden Glastisch, der exakt mittig auf einem teuren handgeknüpften Teppich stand. Den hatte sie extra in Persien anfertigen lassen. Für ihre Gäste war eben nur das Beste gut genug.
»Ich habe den Gärtner angewiesen, jeden Tag einen neuen Strauß zu liefern«, erklärte sie.
»Aber das muss doch nicht sein.« Im Gegensatz zu Bianca hasste Aurelio derartige Verschwendungssucht.
Bianca aber zuckte nur mit ihren Schultern. »Was sein muss oder nicht, darfst du getrost mir überlassen«, antwortete sie lapidar. »Ich will nicht, dass ein Strauß länger als einen Tag hier steht.«
Aurelio wusste nur zu gut, dass diese wie viele andere ihrer fragwürdigen Einstellungen nicht verhandelbar war.
Bianca sah zuerst auf ihre goldene Rolex, dann musterte sie Aurelio von oben bis unten. Noch trug er Jeans und ein weißes Shirt, aber das musste sich natürlich ändern.
»Ist der Wagen auch sauber?« Sie sprach von dem Mercedes in der Garage, mit dem die Gäste abgeholt wurden. Der Wagen stand ihnen während ihres gesamten Aufenthaltes zur Verfügung, mitsamt der im Hafen liegenden Jacht.
»Um kurz nach vier landet der Flieger. Hol mich um drei Uhr ab und zieh dir um Gottes willen etwas Vernünftiges an, ja?« Das forderte sie jedes Mal. Dabei wusste Aurelio doch ganz genau, wie er sich kleiden musste, wenn er mit ihr zusammen zum Flughafen fuhr.
Es klopfte an der Tür. Es war Maria, die auf die Minute pünktlich auftauchte. Aurelio hatte noch nie erlebt, dass sie zu spät gekommen war. Auf sie konnte sich Bianca hundertprozentig verlassen, und das schätzte sie auch sehr an ihr. Sie behandelte die kleine, stämmige Frau, die kaum älter war als sie selbst, immer zuvorkommend und respektvoll. Maria zwinkerte Aurelio zu, als sie eintrat.
»Wie ich dir bereits am Telefon gesagt habe, möchte ich dich bitten, für unsere neuen Gäste eine Kleinigkeit zu essen vorzubereiten. Ich habe zwar keine Ahnung, ob die beiden überhaupt hungrig sind, aber so sind wir auf der sicheren Seite. Etwas Leichtes, Maria. Der Kühlschrank und der Vorratsraum sind gut gefüllt.«
Das waren sie immer und oftmals verdarben viele der Lebensmittel, weil die Gäste nie hier, sondern außer Haus aßen. Dennoch beharrte Bianca darauf, dass es an nichts fehlte. Mit ihr darüber zu diskutieren, hatte Aurelio schon vor langer Zeit aufgegeben.
»Mach ich«, erwiderte Maria mit ihrer lustigen, tiefen Stimme und verschwand in der Küche.
Zufrieden klatschte Bianca in die Hände. »Gut, dann haben wir ja alles geklärt. Wir sehen uns später, und denk an den Anzug, Aurelio«, wiederholte sie, stieg in ihren roten Sportwagen und fuhr davon.
***
Am Nachmittag strahlte Bianca in ihrem knöchellangen Wickelkleid mit der Sonne um die Wette. Dazu trug sie die farblich passende Handtasche und hohe Pumps.
Ohne einen Gruß setzte sie sich auf den Beifahrersitz und begutachtete Aurelio. Wie immer strich sie über seinen Revers, weil sie irgendetwas daran störte, obwohl Aurelio penibel darauf achtete, dass kein noch so kleines Haar oder Staubkorn darauf zu sehen war. Aber Bianca konnte einfach nicht aus ihrer Haut.
»Perfekt«, sagte sie zufrieden, was so viel hieß wie »Fahren wir!«.
Bianca lehnte sich relativ entspannt zurück, aber Aurelio wusste es besser. In ihrem Kopf ratterte es auch jetzt ohne Unterlass. Auf der kurzen Fahrt zum Flughafen ging sie ganz bestimmt jedes noch so kleine, unbedeutende Detail noch einmal akribisch durch.
Am Flughafen parkte Aurelio auf der Taxispur, was normalerweise verboten, aber dank Biancas großzügigen finanziellen Zuwendungen an die Taxiunternehmer dennoch möglich war.
Bevor Bianca ausstieg, klappte sie den Make-up-Spiegel auf, richtete ihr ohnehin perfektes Haar und zog ihre Lippen mit hellem Lippenstift nach.
»Dann bis gleich«, sagte sie und stieg aus. Ohne Ausnahme holte sie die Gäste immer allein in der Ankunftshalle ab.
Aurelio kam die Aufgabe zu, das Gepäck im Kofferraum zu verstauen und die Wagentüren zu öffnen.
Bianca strich ihr Kleid zurecht, ehe sie im Flughafengebäude verschwand, was Aurelio zum Schmunzeln brachte.
Er kannte niemanden, der so viel Wert auf sein Äußeres legte. Es war nicht verwunderlich, dass Bianca nur mit zwei Siamkatzen zusammenlebte. Kein Mann der Welt kam mit einem derartig übertriebenen Getue zurecht.
Er stieg aus und stellte sich neben den Wagen. Genau dort wollte ihn Bianca haben, wenn sie mit den Gästen antanzte.
Er hoffte inständig, dass das kleine Mädchen kein allzu verzogenes Gör war. Halbwaise hin oder her.
Die große Glasschiebetür öffnete sich und gab einen Schwall aufgeregt schwatzender Asiaten frei. Dahinter konnte er bereits Bianca erkennen, die dank ihres Kleides kaum zu übersehen war.
Neben ihr ein großer, breitschultriger Mann von Mitte fünfzig, der lächelnd den Gepäckwagen mit einigen Koffern darauf schob. Von einem Mädchen fehlte aber jede Spur.
»Herzlich willkommen in Italien, Mister Davis. Mein Name ist Aurelio, ich werde mich um Ihr Wohl kümmern und um das Ihrer Tochter«, stellte sich Aurelio vor.
»Vielen Dank.« Freundlich reichte ihm der sympathische Amerikaner die Hand. In seiner hellen Stoffhose und dem gestreiften Hemd sah er wie ein ganz normaler Tourist aus. Er schien nicht zu den Neureichen zu gehören, die dachten, alle Welt müsse ihnen zu Füßen liegen.
»Wo ist Ihre Tochter?« Aurelio öffnete den Kofferraum und verstaute das Gepäck.
»Wer?«
»Ihre Tochter«, wiederholte Aurelio.
»Ach, Jamie meinen Sie. Die hat diese umwerfende Handtasche entdeckt.« Mister Davis sah zur Schiebetür. »Wir werden noch etwas warten müssen.« Sein Gesicht erhellte sich. »Ah, da kommt sie ja schon.«
Aurelio folgte seinem Blick und konnte nicht glauben, was er sah. Eine junge Frau, in kurzem Faltenrock und engem Shirt, kam breit lächelnd auf sie zu. Wenn das Mister Davis’ Tochter war, benötigte sie anstatt eines Kindermädchens einen Waffenschein, so heiß, wie sie war.
»Was sagst du, Richard?« Aufgedreht hielt sie die blaue Designerhandtasche an ihren farblich exakt dazu passenden Rock, während sie weder Aurelio noch Bianca eines Blickes würdigte. »Ist sie nicht einfach hinreißend?«, wollte sie verzückt von ihrem Vater wissen.
»Nicht halb so hinreißend wie du, mein Schatz.« Mister Davis legte seinen Arm um seine Tochter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Können wir jetzt fahren, Jamie, oder möchtest du noch etwas einkaufen?« Mister Davis war vernarrt in seine Tochter, das war unübersehbar – trotz ihrer Überheblichkeit, die bis in ihre kurzen, blondierten Haarspitzen reichte.
»Keine Sorge, hier gibt es mehr als genug exklusive Boutiquen«, schaltete sich Bianca freundlich ein. »Dort werden Sie alles bekommen, wonach Ihnen der Sinn steht.«
»Wirklich alles?«
»Ja, das verspreche ich Ihnen. Und wenn Sie es hier nicht finden, wird Aurelio Sie dorthin bringen, wo Sie bekommen, was Sie möchten«, zog Bianca ihre Schleimspur fort.
»Wenn das so ist, wird dieser Urlaub vielleicht doch nicht so schrecklich, wie ich befürchte.« Jamie musterte Aurelio von oben bis unten und versuchte dabei nicht einmal, ihre schmutzigen Gedanken wenigstens etwas zu verschleiern. Ihre dunklen Augen, umrahmt von langen Wimpern, ließen alle wissen, was gerade in ihrem hübschen Kopf vor sich ging. Sie war wirklich sehr unverschämt und … sehr, sehr sexy.
»Italien wird Ihnen gefallen.« Bianca hielt ihre Kundschaft so gut es ging bei Laune. Egal, was auch passierte. Eine Aufgabe, die, sobald sie die Finca erreicht hatten, Aurelio zufiel. Was für ihn in diesem speziellen Fall wohl eine besondere Herausforderung darstellte. War es ihm doch laut Arbeitsvertrag verboten, etwas mit den Gästen anzufangen, woran er sich bis jetzt auch immer gehalten hatte.
»Das wird sich noch zeigen.« Jamie streifte Aurelios Arm wie zufällig, als er ihr die Wagentür öffnete und sie so einstieg, dass er deutlich ihr dunkles Höschen sehen konnte.
»Aurelio wird alles in seiner Macht Stehende tun, damit Sie sich hier wohlfühlen«, betonte Bianca.
Jamie warf ihm wortlos diesen Blick zu, der auch ihn nicht länger kaltließ.
Auf dem Weg zur Finca wurde Bianca nicht müde, Vater und Tochter die Schönheiten und Vorzüge Italiens näherzubringen.
»Wenn Sie möchten, besorge ich Ihnen Theaterkarten«, schlug sie vor.
»Was für eine erstklassige Idee, was meinst du, Jamie?« Mister Davis war begeistert.
Aurelio sah in den Rückspiegel. Jamie lächelte ihn an. Es war eindeutig, dass ihr nicht der Sinn nach derartiger Unterhaltung stand.
»Es ist noch viel schöner als auf den Fotos.«
Na, wenigstens Mister Davis schien überwältigt.
»Was sagst du, Schatz, habe ich dir zu viel versprochen?«
»Richard, wir sind hier am Arsch der Welt«, beschwerte sich Jamie recht gelangweilt.
»Wir werden alles machen, was du willst, versprochen, mein Liebling.«
Seine Worte zauberten ein kurzes Lächeln auf Jamies Lippen, das aber schon wieder verschwunden war, als sie mit ihrem Vater die Finca betrat.
»Hier unten sind das Wohnzimmer, die Küche, ein Badezimmer und natürlich die großzügige Terrasse mit dem Pool.« Bianca öffnete die große Schiebetür und ließ ihren Gästen den Vortritt.
»Fantastisch, einfach fantastisch.« Wieder war es nur Mister Davis, der begeistert war.
»Dort ist das Gästehaus mitsamt Fitnessraum.« Bianca zeigte zu dem Bungalow, der etwas abseits stand und größer war als so manches Ferienhaus.
»Ich hasse Sport«, kam es blitzschnell aus Jamies Mund, was jetzt selbst ihr Vater unkommentiert ließ.
Bianca wandte sich wieder der Finca zu. »Die Schlafzimmer mit Bad en suite sind im ersten Stock.« Sie zeigte auf den großen Balkon. »Egal, wo Sie sich auch aufhalten, Sie haben von überall einen herrlichen Blick aufs Meer.«
Selbst das riss Jamie nicht zu Begeisterungsstürmen hin.
»Es ist wirklich traumhaft, nicht wahr, Schatz?«
Jamies ganze Aufmerksamkeit galt ihrem Telefon.
»Ja, ja, wunderschön«, murmelte sie.
»Bitte leg doch das Telefon beiseite«, bat ihr Vater.
»Aber ich muss doch Claire ein Foto von meiner neuen Tasche schicken«, erwiderte Jamie, ohne ihren Blick vom Display zu nehmen.
»Ja, natürlich, das verstehe ich.«
Aurelio hingegen konnte es nicht fassen. Da war dieses Millionärstöchterchen an einem der schönsten Plätze der Erde und hatte nichts Besseres zu tun, als sich mit ihrer Handtasche und ihrem Telefon zu beschäftigen.
»Die müsste mal dringend übers Knie gelegt werden«, murmelte Aurelio und trug die Koffer nach oben. Nur zu gern wollte er diesen Job übernehmen.
Als er wieder nach unten kam, stellte Bianca gerade Maria vor, die wie immer freundlich lächelte.
»Haben Sie noch irgendwelche Fragen, die ich Ihnen noch nicht beantwortet habe, Mister Davis?«, wollte Bianca zuvorkommend wissen.
»Nein, ich denke, so weit ist alles klar.«
»Um die Theaterkarten kümmere ich mich natürlich höchstpersönlich. Ich bringe sie vorbei, sobald ich sie habe, Mister Davis. Und scheuen Sie sich nicht, mich anzurufen, wenn Sie noch irgendeinen Wunsch haben, ja? Ich möchte Ihnen den Aufenthalt in unserem schönen Land so angenehm wie möglich machen.« Ab einer gewissen Summe war Biancas Unterwürfigkeit im Mietpreis inbegriffen.
»Vielen Dank, das ist ausgesprochen nett.«
»Sehr gut, dann lassen wir Sie jetzt allein, damit Sie ganz in Ruhe ankommen können.« Bianca gab Aurelio mit einem Blick zu verstehen, dass er ihr unaufgefordert folgen sollte. »Aurelio kommt dann morgen vorbei, außer natürlich, Sie benötigen früher seine Dienste«, säuselte Bianca weiter.
»Wie schön zu wissen, dass er kommt, wenn man es will.«
Aurelio hielt Jamies Blick stand. Inzwischen verspürte er das Bedürfnis, herauszufinden, ob sie wirklich so kaltschnäuzig war, wenn es zur Sache ging, oder ob sie nichts weiter als nur heiße Luft von sich gab.
»Aurelio?« Biancas ungeduldige Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er folgte ihr zum Wagen. »Was war denn das eben?«, vorwurfsvoll sah sie ihn an.
»Ist doch wirklich unverschämt, wie mich die Kleine anmacht, findest du nicht?«
»Das darfst du nicht persönlich nehmen. Sie ist ja fast noch ein Kind.« Bianca setzte sich auf den Beifahrersitz seines Geländewagens.
»Ein Kind? Dass ich nicht lache. Die hat es faustdick hinter den Ohren.«
»Sie kann es sich leisten«, erklärte Bianca lakonisch.
»Geld verdirbt also doch den Charakter«, stellte er trocken fest.
»Ich warne dich, Aurelio, reiß dich zusammen, egal, wie sehr sie dich auch provoziert. Du weißt, was in deinem Arbeitsvertrag steht«, ermahnte sie ihn eindringlich.
»Keine Angst, dieser Satansbraten wird es ganz sicher nicht schaffen, mich aus der Fassung zu bringen, versprochen«, erwiderte er.
Er ahnte nicht, dass er dieses Versprechen nicht würde halten können.
2. Kapitel
Die nächsten Tage verliefen ohne besondere Vorkommnisse. Wenn Aurelio kam, saß Mister Davis entweder mit seinem Laptop im Wohnzimmer oder auf der Terrasse im Schatten des riesigen Sonnenschirms. Das war also die Auffassung eines Millionärs von Urlaub und Entspannung.
Jamie bekam er nur einmal zu Gesicht. Sie lag in einem roten Nichts, das den Namen »Bikini« nicht verdiente, am Pool. Auf ihrem Kopf trug sie einen überdimensional großen weißen Sonnenhut und sie beschäftigte sich wieder mit ihrem Telefon.
»Kannst du mir den Rücken eincremen?« Lächelnd streckte sie ihm die Sonnencreme entgegen, als er den Poolsauger startklar machte.
»Das kann doch auch dein Vater übernehmen.« Aurelio widersprach, obwohl er doch wusste, dass er laut Bianca jeder Bitte der Gäste Folge leisten musste.
»Du fürchtest dich doch nicht etwa vor mir?« Verführerisch legte sich Jamie auf den Bauch. Ihr Stringtanga gab den Blick auf ihren kleinen, festen Po frei.
»Ich fürchte mich nicht vor kleinen, sich selbst überschätzenden Mädchen.«
»Bist du sicher?«
»Ja, vollkommen sicher.«
»Na dann, creme mir den Rücken ein.« Bitte schien es in Jamies Wortschatz nicht zu geben.
Aurelio nahm die Tube, zögerte jedoch einen kurzen Moment, ehe er seine Hände auf Jamies zarte Haut legte. Sie fühlte sich verboten erotisch an.
»Auch die Beine und den Po«, forderte sie.
Aurelio durfte sich nicht von ihr provozieren lassen.
»Du machst das wirklich ausgezeichnet, Aurelio. Ich bin sicher, du hast noch einige andere Qualitäten«, seufzend legte sie den Kopf auf ihre Unterarme.
»Du solltest dir jemanden in deinem Alter suchen.« Aurelio gelang es nicht, diese Frage aufgrund Jamies unverschämter Anmache hinunterzuschlucken.
Unvermittelt setzte sie sich auf. Nur wenige Zentimeter trennten ihre Gesichter voneinander.
»Ich mag keine unerfahrenen Jungs. Ich steh auf reife Männer, die wissen, was zu tun ist, um eine Frau glücklich zu machen.« Sanft legte sie die Hand auf seine Brust.
Aurelio packte ihr Handgelenk.
»Pass nur auf, dass du dir nicht deine Finger verbrennst«, warnte er sie, worauf Jamies Grinsen noch breiter wurde.
»Ich mag es heiß und feurig.« Ihre Augen sprühten Funken.
Aurelio ließ sie los und stand auf. Wortlos wandte er sich wieder seiner Arbeit zu.
»Schade. Ich dachte, die italienischen Männer seien besonders leidenschaftlich.« Enttäuscht wandte sich Jamie wieder ihrem Telefon zu.
Aurelio überhörte wohlweislich ihre spitze Bemerkung. Er musste Jamie auf Abstand halten, das war klar, sonst konnte er für nichts garantieren. Doch Mister Davis machte ihm einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.
Aurelio lag noch im Bett, als sein Telefon am nächsten Morgen läutete. Es war Bianca.
»Was gibts?«, wollte er verschlafen wissen. Um kurz vor sieben hatte er seine Betriebstemperatur noch lange nicht erreicht. Er war kein Frühaufsteher und würde es wohl in diesem Leben auch nicht mehr werden.
Das war bei Bianca anders. Sie war immer in Höchstform, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit.
»Mister Davis hat mich vor fünf Minuten angerufen. Er muss dringend für ein paar Tage weg.«
Aurelio seufzte. »Und um mir das zu sagen, rufst du mich um diese Zeit an?« Er schüttelte den Kopf. Oftmals machte Bianca wirklich aus einer Mücke einen Elefanten.
»Du musst sofort in die Finca fahren«, sprach Bianca unbeirrt weiter.
»Um ihn zum Flughafen zu bringen?«
»Nein, nein, er fährt mit dem Taxi.«
»Und was in Gottes Namen soll ich dann dort?«
»Er will, dass du dich um Jamie kümmerst, solange er unterwegs ist.«
Mit einem Schlag war Aurelio putzmunter. Nein, das konnte niemand von ihm verlangen.
»Ich denke, sie ist wohl alt genug, um auf sich selbst achtzugeben.«
»Ihr Vater sieht das anders.«
»Auf ein verhätscheltes Millionärstöchterchen aufzupassen, gehört nicht zu meinen Aufgaben.«
»O doch. Das steht in deinem Arbeitsvertrag.«
Leider hatte Bianca recht. »Und wenn ich mich weigere?« Aurelio stellte Wasser auf. Er brauchte jetzt dringend einen sehr, sehr starken Kaffee. Die Vorstellung, mit Jamie allein in der Finca zu sein, schuf Bilder in seinem Kopf, die nicht existieren durften.
»Wenn du dich weigerst, deine Arbeit zu machen, bist du gefeuert.«
»Du wirst aber so schnell keinen Ersatz für mich finden.«
»Und du nie wieder einen solch gut bezahlten Job. Also, es liegt ganz bei dir, mein lieber Aurelio«, sagte sie breit grinsend, was deutlich zu hören war.
Natürlich saß sie am längeren Hebel. Wenn er nicht mitspielte, verlor er die beste Arbeit, die er je gehabt hatte. Wollte er also nicht in irgendein billiges Loch ziehen und seine Harley-Davidson gegen einen Motorroller eintauschen, musste er tun, was Bianca von ihm erwartete.
»Okay, du hast gewonnen.«
»Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann. Mister Davis wird wahrscheinlich eine Woche weg sein.«
»Eine Woche?«
»Pack ein paar Sachen zusammen. Er will, dass du immer in Jamies Nähe bist. Du wirst also ins Gästehaus ziehen.«