Das sind die Hormone - Nataly Bleuel - E-Book

Das sind die Hormone E-Book

Nataly Bleuel

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Beschreibung

Von Pubertät bis Wechseljahre - die Macht der Hormone

Hormone dirigieren den Menschen, seinen Kopf und seinen Körper, ein Leben lang und insbesondere in Umbruchphasen: vom Kind zum Erwachsenen, von der Frau zur Mutter, von der Fruchtbarkeit in die Wechseljahre. Hormone steuern aber auch unsere Stimmungen. Und besonders zu schaffen machen sie uns, wenn sie zusammen mit anderen Faktoren Krankheiten wie Diabetes, Schilddrüsenstörungen oder gar Depressionen erzeugen.

Die Journalistin Nataly Bleuel hat den Hormonen nachgespürt. Sie hat Frauen (aber auch Männer) aller Altersgruppen nach ihren Erfahrungen befragt und Ärzte und Fachbücher zu den Fakten: Welche Botenstoffe gibt es, wie funktionieren sie, wie wirken sie auf uns – und vor allem: Wie machen wir uns frei von dem, was ihnen kulturell und gesellschaftlich zugeschrieben wird? Denn, so die These, die Bleuel aufstellt und mit neuesten Forschungsergebnissen unterfüttert: Hormone sind auch ein soziales Konstrukt. Entstanden ist eine unterhaltsame wie anregende Anleitung zum kritischen Beobachten und Lesen dessen, was in unseren Körpern und Köpfen passiert, und wie wir damit umgehen.

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Seitenzahl: 262

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Zum Buch

Hormone dirigieren den Menschen, seinen Kopf und seinen Körper, ein Leben lang und besonders in Umbruchphasen: vom Kind zum Erwachsenen, von der Frau zur Mutter, von der Fruchtbarkeit in die Wechseljahre, vom Mann zur Frau. Hormone steuern auch unsere Stimmungen. Und besonders zu schaffen machen sie uns, wenn sie zusammen mit anderen Faktoren Krankheiten wie Diabetes, Schilddrüsenstörungen oder gar Depressionen erzeugen. Ebenso unterhaltsam wie fundiert untersucht Nataly Bleuel in diesem Aufklärungsbuch für Erwachsene, was Hormone in unseren Körpern und Köpfen anstellen – und wie wir damit umgehen.

Zur Autorin

Nataly Bleuel war nach dem Studium der Sozial- und Geisteswissenschaften an der Henri-Nannen-Schule für Journalismus und bei Spiegel Online. Als freie Autorin schreibt sie für Die Zeit, Geo, Brigitte, Süddeutsche Zeitung. Für ihre Recherchen zur Organspende wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Sozialpreis.

NATALY BLEUEL

Wie sie uns durchs Leben dirigieren, wie sie Stimmung machen und wie wir damit umgehen

C. Bertelsmann

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Copyright © 2020 C. Bertelsmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlag: total italic, Amsterdam/Berlin

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

Gesetzt aus der Adobe Garamond

ISBN 978-3-641-23187-3V001www.cbertelsmann.de

Inhalt

Vorwort

1. Pubertät oder Wechseljahre I

Was sind Hormone? Wo kommen sie her, und wie hat man sie entdeckt? Wie das Hormonsystem funktioniert, auch im Zusammenspiel mit anderen Systemen des Körpers. Was Hormondrüsen und Organrezeptoren sind. Und über den Tanz der Moleküle in der Pubertät.

2. In der Mitte des Lebens

Über Partnersuchen und Existenzaufbauen und wie der Körper da durchkommt. Welche wichtigen Hormone ihm dabei neben den Sexualhormonen auch noch ganz wesentlich helfen: Insulin, Adrenalin, Thyroxin, Serotonin, Kisspeptin u. a. Plus ein heftiger Kratzer am Mythos Testosteron. Und wie Geschlechter(rollen) gemacht werden.

3. Geburten

Was passiert da hormonell? Außerdem: Zyklen, Libido, Östrogen, Oxytocin, Verhütung, Prolactin, Babyblues und wieder Lust kriegen.

4. Wechseljahre II

Über Meno- und Andropause. Was sind die Symptome, und woher kommen sie? Alles, was wir über Östrogene wissen können und über hormonell getriggerte Krankheiten wie beispielsweise Endometriose oder Hashimoto. Klassische Medizin, andere Ansätze, und was Hormone von außen bewirken. Außerdem ein Plädoyer für den Einklang von Körper, Geist und Sinn.

5. Zum Ende des Lebens: Das Alter

Was das Nachlassen und Verschwinden der Hormone mit uns machen kann: Osteoporose, Diabetes, Demenz, aber auch Ausgeglichenheit. Was unser Körpergefühl generell prägt. Und wie unterschiedlich man die Hormon-Metamorphose empfinden kann – je nach Mensch, Natur, Kultur.

6. Männer

Was sie über Hormone denken und wissen. Was eine Frau zum Mann macht, einen Vater zum Großvater, und wie sich Töchter und Söhne unterscheiden. Und der Unterschied zwischen dem gebrauchten und dem gefühlten Körper.

Schlusswort und eine To-do-List

Literatur

Register

1. Pubertät oder Wechseljahre I

Was sind Hormone? Wo kommen sie her, und wie hat man sie entdeckt? Wie das Hormonsystem funktioniert, auch im Zusammenspiel mit anderen Systemen des Körpers. Was Hormondrüsen und Organrezeptoren sind. Und über den Tanz der Moleküle in der Pubertät.

Ihr kennt euch seit der Schulzeit, jetzt studiert ihr alle drei. Was verbindet ihr mit Hormonen? Wie habt ihr die Pubertät in Erinnerung?

SARAH: Die Bravo verbinde ich mit Pubertät und Das-erste-Mal-Tage-Bekommen oder auch wenn Eltern sagen: Oje, jetzt bist du in der Pubertät! Oder: Immer dieses Pubertäre! Irgendwie bekommt man es eher gespiegelt als dass man selbst merkt oder denkt: Diese komische Stimmung gerade ist bestimmt die Pubertät, ich bin ja jetzt auch 12, 13. Meine Eltern allerdings haben das Pubertäre, das Hormonelle sozusagen, nicht thematisiert, und das war vielleicht sogar ein Fehler. Denn meine Mutter, bei der ich damals mit ihrem neuen Freund und meiner Halbschwester wohnte, hatte es schwer in der Zeit, mit sich selbst und mit mir und ich mit ihrem Freund und überhaupt. So kam es zum Bruch, und ich zog mit 14 zu meinem Vater. Es war eine schwere Zeit, weil es oft hieß: Mensch, bist du schwierig und asozial und scheiße. Darauf habe ich mich reduziert gefühlt und nicht ernst genommen. Und ich konnte nicht erkennen, was ist ein ganz normaler pubertärer Prozess, und was waren wirklich familiäre Probleme? Alles kam durcheinander. Und dazu dann diese krassen Sehnsuchtswallungen. Ich habe abends meine Kopfhörer genommen und bin mit Musik durch den Park gelaufen und habe mich wahnsinnig gesehnt nach Verliebtsein und nach … der großen weiten Welt. Diese großen Gefühle, die man nicht einordnen konnte, verbinde ich mit Pubertät.

Konntest du dich selbst ernst nehmen?

SARAH: Es hat sich halt alles immer so unerfüllt angefühlt. Man hatte große Gefühle und große Träume und auch große Wut und diese großen temperamentvollen Wallungen – und wusste nicht, woher und wohin. Man war nirgendwo ganz.

MAXY: Ich glaube, es gibt kaum ein Alter, in dem man sich ernster nimmt. Ich habe mich wahnsinnig ernst genommen und dachte, ich kann alles, auf einmal. Während man auf der anderen Seite mit schlimmen Gedanken zu tun hatte. Man hat das gar nicht unter Kontrolle.

FINE: Jetzt, wo wir darüber reden, fällt mir erst wieder ein, dass ich mit elf eine depressive Phase hatte, etwa ein Jahr lang. Da hatte ich große Angst, psychisch krank zu sein und dass ich zum Psychiater müsste. Ich habe Bücher darüber gelesen und meine Angst vor anderen und meiner Familie verschwiegen. Es kam von einem Tag auf den anderen, und ich konnte es überhaupt nicht einordnen, denn es war ja nichts vorgefallen. Ich konnte nicht mehr richtig schlafen und dachte die ganze Zeit, irgendwas ist bei mir falsch. Dann habe ich in einem der Teenie-Bücher, Plötzlich Prinzessin hieß das, von einem Mädchen gelesen, die das auch hatte, und das hat mir wahnsinnig geholfen. Irgendwann war das Traurige, Antriebslose eigentlich weg – aber die Angst, dass es wiederkommen könnte, hat einen beherrscht. Vielleicht war das der Anfang der Pubertät. Mit elf habe ich auch meine Tage bekommen und mit 14, 15 hatte ich diese Angst nicht mehr, dass in meinem Kopf was nicht stimmt.

Hat deine Familie nichts bemerkt?

FINE: Ich habe es sehr für mich behalten und nur mal ein bisschen mit meiner Mutter darüber gesprochen. Dann hat sie mir zu meinem zwölften Geburtstag ein Pflegebad geschenkt, ein Schokoladenbad, auf dem stand »stimmungsaufhellend«. Und da dachte ich gleich wieder, oh, Scheiße, ich brauche offenbar was Stimmungsaufhellendes, warum denn?! Weg war das mit einem Mal, und zwar als ich mich im Urlaub richtig verliebt habe. Da war ich so krass verliebt, das waren so megastarke Gefühle. Vielleicht ein bisschen kitschig, aber das hat mir eine Energie gegeben und etwas verändert. Jetzt kann ich mich kaum mehr an diese Angst erinnern, sie kam nie wieder.

SARAH: Man guckt auf diese Zeit zurück, als wäre sie nicht Teil deines Lebens, sondern wie ein anderes Leben. Die Pubertät hat so viel mit Identitätsbildung zu tun, und es ist, als wäre man davor ein anderer Mensch gewesen. Rückblickend ist es eher so, als betrachtete ich einen fremden Menschen, den man fragen könnte: Wer war diese Sarah damals? Heute habe ich immer noch diese Tage, an denen ich mich so fühle wie in der Pubertät. Aber mittlerweile kann ich sie begreifen als etwas, wo ich mich auch selbst entwickeln und kreieren kann. Als hätte ich es ein wenig bewusster unter Kontrolle. Und als könnte ich damit mehr ausprobieren: Wer bin ich, was will ich, worauf bin ich stolz? Damals bin ich überhaupt nicht auf die Barrikaden gegangen, durch Abgrenzung oder Rebellion. Auch äußerlich nicht, ich habe mir nicht die Haare blau gefärbt oder Piercings und Tattoos gemacht. Dafür habe ich jetzt manchmal das Gefühl, ich bin in einer Art Postpubertät, mit 21, weil ich was nachholen muss. Wofür es oder ich oder die familiäre Situation damals zu ernst war. Nur dass ich das jetzt besser reflektieren kann und mich bewusst frage: Wie will ich sein?

In der Pubertät erlebt man viele Gefühle nicht nur sehr groß, sondern auch zum ersten Mal, und das gibt ihnen eine irrsinnige Wucht.

MAXY: Ich finde, Gefühle sind immer wieder neu, immer wieder anders, immer wieder sehr stark. Ich habe jetzt den Tod von drei Menschen erlebt, und es war immer wieder sehr extrem. Man stumpft da nicht ab.

FINE: Ich war immer so aufgeregt, richtig nervös, das hat mich fast aufgefressen und ging lange so. Dann habe ich durch eine Art Selbsttherapie gelernt, mich ruhig zu stellen, und jetzt bin ich nur noch sehr selten aufgeregt.

MAXY: Es ist aber auch so während der Pubertät, dass man denkt, alle achten auf einen, alle gucken einen an. Und dann fällt dir irgendwann auf, dass sich eigentlich keiner so sehr für dich interessiert, wie du meinst. Ich hatte immer das Gefühl, man hat eine andere Körpertemperatur, eine spezielle Ausstrahlung. Und manchmal dachte ich sogar, die Leute können sehen oder hören, was ich denke. Ich fühlte mich so unsicher in allem.

Haben die Leute de facto anders auf euch reagiert?

FINE: Find ich schon, ich wurde mit 14 viel mehr angemacht auf der Straße. Das ist seltsam. Wir haben uns anders angezogen und uns anders verhalten. Wenn ich heute 14-Jährige sehe, sehe ich auch, dass sie ihre Sexualität viel stärker nach außen tragen, weil es etwas Neues und Aufregendes ist. Jetzt werde ich überhaupt nicht mehr angemacht, und das finde ich auch schon wieder komisch. Obwohl es natürlich total bescheuert ist, wenn dir Bauarbeiter hinterherpfeifen. Aber unsere Welt kommt mir generell manchmal so enterotisiert vor, alles so total nüchtern. Vermutlich ist es eine Wechselwirkung zwischen deiner Selbstwahrnehmung, deiner Ausstrahlung und der Reaktion der anderen. Und damit spielt man dann.

Und manchmal ist man sich einfach nur peinlich.

Was war dir peinlich?

FINE: Die peinlichste Vorstellung war, in der Öffentlichkeit zu stolpern. So was Physisches, wo man den normalen Ablauf nicht hinkriegt. Einmal bin ich, als es vereist war, direkt vor der Schule ausgerutscht und hab mich hingelegt, das war megapeinlich! Diese ungewollte Aufmerksamkeit und dass die eigene Unsicherheit voll nach außen gekehrt wurde und das mit so was Grundlegendem wie Laufen zu tun hatte.

MAXY: Einfach nur die Straße runterzulaufen war schon schwierig. Die ganze Zeit hat man sich gefragt, wie sieht das aus, wie kommt das rüber? Man ist in der Pubertät, also irgendwie hormonell bedingt, dermaßen in sich selbst verunsichert, dass man sogar das eigene Laufen, Stehen, Gehen reflektiert. Einfach nur sein – das geht quasi nicht. Vielleicht ist deswegen der Catwalk der Mädchen bei Germany’s Next Top Model so aufgebauscht: Weil einfach nur sein und laufen so viel mit Selbstbewusstsein und Selbstdarstellung und einer totalen Verunsicherung zu tun hat.

Eure Eltern waren euch bestimmt auch peinlich?

FINE: Mein Papa hat bei einem Skaterplatz gewohnt, wo so coole Skater abhingen, und ich habe immer versucht zu vermeiden, da mit ihm dran vorbeizulaufen. Wenn’s nicht anders ging, hab ich stur in eine andere Richtung geschaut, wie ein kleines Kind, als wär ich nicht zu sehen, wenn ich selbst nichts sehe.

Warum war dir dein Vater so peinlich?

FINE: Das hatte wahrscheinlich gar nichts mit ihm zu tun, sondern dass man dann eben nicht alleine und cool wirkte. Sondern immer noch abhängig von den Eltern.

MAXY: Eine Freundin von mir hat Eltern, die total extrovertiert sind, und wenn sie Kindergeburtstage ausgerichtet haben, dann wollten sie immer tanzen und so. Ich glaube, ihr war das total peinlich. Obwohl sie selbst genauso ist!

FINE: Wir sind auch manchmal mit Eltern an den See gefahren, da waren auch ihre dabei. Und einige sind nackt baden gegangen oder haben nackt in den Wald gepinkelt. Das fanden wir alle megapeinlich. Also immer, wenn die Eltern zu viel von sich gezeigt haben oder zu präsent waren. Wobei man das jetzt im Nachhinein gar nicht mehr peinlich findet. Eigentlich ist man in der Pubertät megaspießig. Teilweise viel spießiger als die Eltern.

Warum sind Kinder so konservativ?

MAXY: Ich glaube, weil einem das von außen so auferlegt wird. Kinder werden ja immer früher zu einer Sexualisierung gedrängt. Diese Kindermodelcontests und diese Barbies mit diesen dicken Lippen und großen Busen, immer sexualisierter und ›perfekter‹. Da ist man viel früher nicht mehr unbeschwert, weil man so einem Ideal gleichen soll oder will. Und an dem gleicht man auch seine Eltern ab. Obwohl die schon viel gefestigter sind in ihrer Meinung und Haltung. Und dann ist der ultraspießige Blick vielleicht eine Art Schutz vor der eigenen Verunsicherung.

Habt ihr euch von euren Eltern verstanden gefühlt?

SARAH: