Das Straßburger Münster - Erik Schreiber - E-Book

Das Straßburger Münster E-Book

Erik Schreiber

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Beschreibung

Georg Dehio Das Straßburger Münster Es ist mir nicht möglich, vom Straßburger Münster zu reden in der rein ästhetischen Stimmung, wie ich vom Parthenon oder dem Florentiner Dom sprechen würde; nicht möglich, zu vergessen, dass ich zu ihm durch lange Jahre in einem sehr persönlichen Verhältnis gestanden habe. Und ich weiss, dass es für viele, denen dies Heft in die Hand kommen wird, etwas Ähnliches bedeutet ... Ich denke an meinen letzten Besuch in ihm. Es war am 5. Januar 1919, einen Tag bevor ich Straßburg zwangsweise und auf Nimmerwiedersehen verlassen sollte. Ich fand das Münster angefüllt mit französischen Soldaten, weißen und farbigen. In unerschütterlicher Ruhe sahen aus den Fenstergemälden die alten Kaiserbilder herab auf das flanierende Gewimmel. Es zog mich in die Stille der an diesem Wintermorgen noch fast dunklen, kryptenartigen Johanneskapelle, und hier stiegen vor meinem Geiste die Bilder der Vergangenheit auf Die Römer hatten hier ihr Forum gehabt. Ein Bischof aus dem Hause Habsburg, der älteste desselben, den die Geschichte kennt, hatte den Grundstein zum heutigen Münster gelegt.

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Seitenzahl: 44

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Herausgeber

Erik Schreiber

Historisches Deutschland

Georg Dehio

Das Straßburger Münster

ohne Abbildungen

e-book 062

Straßburger Münster

Erscheinungstermin: 01.11.2020

© Saphir im Stahl

Verlag Erik Schreiber

An der Laut 14

64404 Bickenbach

www.saphir-im-stahl.de

Titelbild: Simon Faulhaber

Lektorat: Peter Heller

Vertrieb: neobook

Georg Dehio

Das Straßburger Münster

R. Piper Co. Verlag

München 1922

Es ist mir nicht möglich, vom Straßburger Münster zu reden in der rein ästhetischen Stimmung, wie ich vom Parthenon oder dem Florentiner Dom sprechen würde; nicht möglich, zu vergessen, dass ich zu ihm durch lange Jahre in einem sehr persönlichen Verhältnis gestanden habe. Und ich weiß, dass es für viele, denen dies Heft in die Hand kommen wird, etwas Ähnliches bedeutet ... Ich denke an meinen letzten Besuch in ihm. Es war am 5. Januar 1919, einen Tag bevor ich Straßburg zwangsweise und auf Nimmerwiedersehen verlassen sollte. Ich fand das Münster angefüllt mit französischen Soldaten, weißen und farbigen. In unerschütterlicher Ruhe sahen aus den Fenstergemälden die alten Kaiserbilder herab auf das flanierende Gewimmel. Es zog mich in die Stille der an diesem Wintermorgen noch fast dunklen, kryptenartigen Johanneskapelle, und hier stiegen vor meinem Geiste, die Bilder der Vergangenheit auf die Römer hatten hier ihr Forum gehabt. Ein Bischof aus dem Hause Habsburg, der älteste desselben, den die Geschichte kennt, hatte den Grundstein zum heutigen Münster gelegt. Unter den staufischen Kaisern war es neu erbaut, aber noch nicht vollendet. Aus Ulm kam ein Meister und dann einer aus Köln, um den Turm, ein dritter aus Landshut, um die glänzende Fassade der Laurentiuskapelle zu errichten. Die Reformation wurde gepredigt. Hundertfünfzig Jahre später verriet ein Bischof die Stadt an Ludwig den Vierzehnten. Als das Haupt des Sechzehnten unter der Guillotine fiel, wurde die christliche Kirche in einen Tempel der Vernunft verwandelt, und die Jakobiner gedachten den Turm als ein Denkmal des Aberglaubens abzubrechen. Aber der alte Christengott kehrte zurück. Dann zogen siegreiche deutsche Heere über den Rhein, ein erstes und ein zweites Mal. Ich dachte an meinen ersten Besuch im Oktober 1870 und alle die langen Jahre, in denen ich in ihm aus und ein gegangen war ... Mein letzter Gedanke vor dem Abschied war: Du altersgrauer, schicksalskundiger Münsterbau, welchen Wechsel der menschlichen Dinge wirst du in Zukunft noch mit ansehen? ....

Es war vor dem Kriege die Absicht des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft, dem Münster und seinen Kunstschätzen eine umfassende Darstellung zu widmen. Sie konnte nicht mehr ausgeführt werden. Die vorliegende verfolgt einen bescheideneren und doch heute dringend gewordenen Zweck.

Wir sind durch den Versailler Frieden in die Lage gekommen, dass wir das vollkommenste Bauwerk aus dem schönsten Jahrhundert unserer mittelalterlichen Kunst nicht nur nicht mehr besitzen, sondern auch nicht einmal es sehen dürfen. Für die nächste Generation wird das Strai5burger Münster den Deutschen eine bloße Sage sein. Als Erinnerung für die, die mit ihm zusammengelebt haben, und für die Jüngeren als ein Bild dessen, was nie vergessen werden darf, sind die folgenden Tafeln zusammengestellt. Der Text will nur eine kurze Erläuterung geben. Von den mancherlei noch nicht gelösten Problemen der Baugeschichte berühre ich nur das nötigste.

Eine christliche Gemeinde bestand in Straßburg schon in der letzten Zeit der Römerherrschaft. Die Alemannen und Franken siedelten sich in der östlichen Vorstadt, zu beiden Seiten der heutigen Langstraße an, während die alte Stadt innerhalb der römischen Mauern verödete. In der Vorstadt haben wir die älteste bischöfliche Kathedralkirche zu suchen. Sie ging bei einem Überfall des Herzogs Hermann von Schwaben im Jahre 1002 zugrunde. Bischof Werner wählte für den Neubau, zu dem der Grundstein 1015 gelegt wurde, einen freien Platz (vermutlich das alte Forum) innerhalb des römischen Kastells. Sein Nachfolger Wilhelm (1028- 1047), ein Urenkel Kaiser Ottos des Großen und Oheim Kaiser Konrads 11., setzte den Bau fort und hat ihn wohl im wesentlichen vollendet. Von diesem ältesten Bau sind nur geringe Mauerteile der Krypta erhalten. Doch kennen wir den Grundriss. Die von J. Knauth nach den Ausgrabungsergebnissen aufgezeichnete Rekonstruktion darf im wesentlichen für gesichert gelten. Sie beweist zunächst, dass der heute bestehende (im 12.u. 13.Jahrh. erneuerte) Bau die Grundlinie des Urbaus beibehalten hat. Mithin war das Straßburger Münster um die Zeit seiner Entstehung die größte deutsche Kirche und wurde auch von keiner französischen übertroffen. Eine sehr bedeutende monumentale Absicht spricht sich in der Anordnung aus. Die Längsachse der Kirche ist auf das damals noch stehende römische Stadttor (in der Mitte der heutigen Krämergasse) gerichtet gewesen; zwischen diesem und der Kirchenfront lag ein tiefer offener Vorhof. Also eine an die karolingische Klosterkirche Lorsch (zwischen Rhein und Odenwald) erinnernde Situation. Die Kirchenfront zeigte eine in drei Arkaden sich öffnende Vorhalle, flankiert von zwei in der Achse der Seitenschiffe liegenden Türmen. Zum ersten Mal in Deutschland ist dieser für die ganze spätere Entwicklung so wichtige Baugedanke hier klar ausgesprochen. Wenn ich früher vermutet habe, das Muster könne auf das Vorbild der burgundischen Klosterkirche Cluny zurückgehen, so ist es durch die jüngsten Forschungen (von G. V. Lücken) zweifelhaft geworden, ob Cluny damals schon Doppeltürme besaß. Dadurch wird der Straßburger Fall noch interessanter, wenn auch nicht klarer. Soviel lässt sich doch sagen, dass Straßburg in der Ausbildung des doppeltürmigen Fassadensystems in Südwestdeutschland eine wichtige Rolle gespielt hat.