Das Suchen kommt vor dem Finden - Nadja Hoffmann - E-Book

Das Suchen kommt vor dem Finden E-Book

Nadja Hoffmann

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Beschreibung

Betty, Kolumnistin, soll in 20 Tagen 20 Männer daten. Wäre auch alles gar nicht so schlimm, wenn nicht immer wieder jemand Besonderes in ihr Vorhaben eingreifen würde. Eine leichte Brise an herrlichen Sommertagen und verregneten Winterabenden.

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Nadja Hoffmann

Das Suchen kommt vor dem Finden

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Traummannsuche im Internet?

Speed Dating für Anfänger?

Der Gang zu Doktor Love!

Speed- Flachlegen!

Auf den Hund gekommen!

Ein Single kocht selten allein!

Kunst, Kultur, Kerle?

A Dinner for Single?....

Wer suchet, der findet! Oder wird gefunden!

Werde ich es schaffen….

Das große Geheimnis!

Ich liebe…Cola!

Der erste Streit!

Fast 30! Ist eigentlich schon fast 40!

Alles Currywurst in Berlin!

München Die Stadt mit Herz= Lobeshymne.

Danksagungen:

Impressum:

Impressum neobooks

Traummannsuche im Internet?

Letztens las ich beim surfen im world wide web, dass jemand fragte, wie viele Singles es eigentlich auf dieser Welt gab. Meine Spontanantwort: „Jetzt 2 mehr!“ Was mit einem kurzem „lol“ quittiert wurde. Na so lustig fand ich das nun wirklich nicht. „smartguy34“ fand es anscheinend so witzig, dass er schrieb „gute Antwort minniewee!Falls du jemanden zum trösten brauchst, ich bin da!“. Na super, jetzt werde ich schon von irgendwelchen gestörten Männern aus dem Internet angegraben. Wo führt das noch alles hin? Ist das Internet die neue Flirtbörse? Findet man dort seinen Traumprinzen? Eins weiß ich bis jetzt, smartguy34 gehört sicherlich nicht dazu. Warum fragt ihr euch? Er entpuppte sich als 53 jähriger Mann mit einem kleinen Hang zu jungen Frauen, auf die Frage: „Was hältst du von einem kleinen Treffen bei mir?“ kam von meiner Seite zurück „Meinen Vater habe ich schon gestern besucht!“

Im Rahmen meines Experimentes versuchte ich dort mein Glück und suchte nach Flirtbörsen in den großen Weiten des Internets. Ich nahm die erst Beste, denn irgendwie versprachen mir alle das Gleiche, mein toller Traumprinz würde vor meiner Nase herumspringen! 90% Garantiert! Das klingt doch ganz gut. 90% ist ja fast 100%, warum also nicht. Ich loggte mich dort unter den Namen „lil’princess01“ an. Gab wie befohlen, meine Größe, meine Haarfarbe, Augenfarbe, mein Lieblingsessen, meine Hobbys und auch meine Lieblingsbücher. Als ich über mich etwas schreiben wollte, überlegte ich, es sollte witzig sein, aber nicht zu übertrieben witzig. Ich entschied mich spontan einzugeben:

„Die Ehrlichkeit, die mich manchmal in unangenehme Situationen bringt.

Den Charme um mich aus diesen herauszumanövrieren.

Den Witz um sie zu überspielen.

Die Intelligenz um überhaupt herauszumanövrieren zu schreiben.

...und die kleine Tussi in mir...hoch lebe der Prosecco mit Früchten...“

Interessant wurde es erst, als ich eingeben musste, auf was für einen Typen Mann ich stand. Auf was für einen Typ Mann stand ich eigentlich? Gott sei Dank, gab mir die Internetseite auch hier hilfreiche Vorgaben.

„groß“- ja doch definitiv, auf keinen Fall kleiner als ich, mit Ashton war das Problematisch, das Küssen machte gar keinen Spaß und mir tat regelmäßig der Rücken weh, wenn ich ihn umarmen wollte. Als mal eine Frau zu mir sagte: „Ach ihr Sohn ist ja ein Süßer!“, habe ich schnellstens Schluss gemacht.

„dünn“- nicht zu dünn, dann sieht man selbst immer gleich viel dicker aus!

„muskulös“- für eine Nacht ganz toll, aber für eine Beziehung sehr ungeeignet, außer man ist auch ein Fitnesscenterjunkie. Leider ist diese Art von Leidenschaft völlig an mir vorbei geglitten. Chris war gut aussehend, muskulös so richtig mit Waschbrettbauch und Knackpopo. Unsere Beziehung hielt 2 Wochen, nach dem ich aus Scham nur noch heimlich die Schokoriegel aus der Süßigkeitenschale meiner Mitbewohnerin aß und aus Angst von ihm erwischt zu werden, das Zeug regelrecht in mich hineinstopfte. Irgendwann schob ich ihn bei Seite und die Schoki bekam wieder die Macht. Denn es ist nicht nett, wenn man nur eine Kalorie zu sich nahm, sofort erinnert wurde, wie viel man dafür trainieren musste.

„lange Haare“- bloß nicht, ich hatte mal so einen in meiner „Ich brauche dringend einen Rocker als Freund“ Er hieß Simon, Heavy Metaler und Haare bis zum Po. Sicher manche stehen drauf, aber bei mir war das Problem, dass erstens, alle Frauen mich fragten, wie meine „Freundin“ sich ihre Haare pflegt, weil sie so glänzten und zweitens ich beim Sex nicht eine Stunde brauchen will um mit meiner Hand aus seinen Haaren wieder raus zu kommen.

„Piercing“- kommt drauf an wo, Nick, Gitarrenspieler in einer Band, hatte an seinem besten Stück eines, dass er übrigens „Pitbull“ getauft hatte. Woher ich das wusste? Er hatte es sich direkt darüber eintattowiert. Jedenfalls wir waren gerade bei der Sache, als sich das Ding bei mir verhakte, das Ende der Geschichte, er hatte extreme Schmerzen, ich konnte eine Woche nicht sitzen und seit dem habe ich eine kleine Paranoia was Ringe an irgendwelchen Körperstellen, wo sie nicht hingehören, anbelangt.

„Tattoos“- Ja doch, das gefällt mir. Obwohl, so einen Freund mit einem Herz auf den Oberarm wo „Mummy“ drinsteht ist eher irritierend als anziehend. Ihr glaubt das ist eine Legende? Ich sage nur Guzmen, und ich bin bis heute noch fest davon überzeugt, dass er das Fallbeispiel zum Ödipuskomplex war.

Haarfarbe? Als ob das so wichtig wäre. Obwohl, ich habe mitbekommen, wenn man einen rothaarigen Freund hat, gibt es wenig, was man dazu anziehen kann. Bei Blond und Braun ist das wesentlich einfacher, da passt alles. Also doch lieber, blond, braun und Glatze ankreuzen.

Glatze ist natürlich am einfachsten etwas dazu zu kaufen.

Am Schluss darf ich noch einmal selbst meinen Traummann beschreiben:

Also ein Traummann bedeutet er existiert nur in den Träumen und da sollte er auch bleiben...außer natürlich Brad Pitt und George Clooney haben das dringende Bedürfnis sich bei mir zu melden, dann immer ran! Sollten die nicht zur Verfügung stehen, dann bin ich ja nicht wählerisch. Zur Not könnten auch Jake Gyllenhaal oder Gerard Butler bei mir Hoffnungen machen.

Sonst bin ich leider hoffnungslos den Bad Boys verfallen, genau solche, wovor Mama immer warnt, obwohl meine Mutter ist mit einem verheiratet.

Ich klicke auf fertig und er zeigt mir an, dass ich auf dicke große Männer mit Glatze stehe. Na ja im ersten Fall ist das ja nicht so schlimm, aber dann spuckt er mir ein paar Fotos aus, die perfekt zu mir passen würden. Das komische daran ist, es sind alles Männer im Alter zwischen 40 und 60. Seit wann stehe ich auf Männer die fast 20 Jahre älter sind als ich? Habe ich was verpasst? Ich glaube diese Internetsache ist nichts für mich, ich muss die Männer in Natura sehen! Also Internet auf meiner Liste durchstreichen und als nächste Option „Speed Dating“ angehen.

Ich klappte meinen Laptop zu und lehnte mich gemütlich auf meinem weißen Bürostuhl zurück, kuschelte mich etwas mehr in meine schwarze Fake Fur Decke und schaute in mein Handy, ob sich in den letzten 30 Minuten etwas spontan in der Welt getan hatte. Natürlich nicht, keine neuen Trennungsgerüchte von irgendwelchen B-Promis hatten sich ereignet. Fast besorgniserregend langweilig.

Mein Telefon klingelte, herrgott noch mal, es war 2 Uhr morgens, wer wollte mich um diese Zeit sprechen. „Tanja“

„Hey Tanja!“, nahm ich ab und hörte nur ein schluchzen, ein schniefen und ein lautes seufzen.

„Alles klar, wer hat dir dieses Mal dein Herz gebrochen?“, fragte ich sofort nach.

„Er…er…er hat mir gesagt, ich wäre ihm zu aufdringlich!“, schniefte sie auf.

„Wer denn Schätzchen?“

„Na Chris!“, rief sie empört aus. Chris? Chris? Chris? Wer war denn zur Hölle noch mal Chris? Mein Schweigen ließ sie erkennen, dass ich wirklich nicht wusste, von wem sie sprach.„Chris, die Liebe meines Lebens, also wirklich Betty, du weißt doch genau wen ich meine!“ Wusste ich das? Erst letzte Woche erhielt ich den gleichen Anruf, nur wurde da Chris von einem Alex? Andy? Arnold oder so ersetzt. Und die Woche darauf war es ein Typ, der mit M oder N anfing, so genau wusste ich das nicht mehr.

„Ah ja der Chris, die Liebe deines Lebens, was hast du denn gemacht Herzchen?“, überging ich einfach die Tatsache, dass ich noch immer nicht wusste, wer oder was Chris war.

„Ich hab doch nichts gemacht, ich habe ihn doch nur eine Whatsapp Nachricht geschickt und gefragt, was er denn so macht!“, seufzte sie auf.

„Und wie oft hast du ihm geschrieben?“, ahnte ich langsam, warum Chris, Alex, Andy oder, der Typ mit M oder N und die hundert anderen Männer davor alle die großen Lieben ihres Lebens mit ihr Schluss gemacht hatte.

„Na so wie immer, jede Stunde, ich muss doch wissen wo er ist!“, verteidigte sie sich.

„Jede Stunde?“

„Ja natürlich, das macht doch jede Frau!“, rief sie empört auf.

„Öhm….“

„Ach was rede ich überhaupt mit dir Betty, wann hattest du denn deine letzte Beziehung? Ich glaub da stand noch die Mauer.“ Ui der Seitenhieb schlechthin, dass musste ich erst einmal sacken lassen. Ja okay, ich hatte schon sehr, sehr, sehr, sehr lange keine Beziehung. Es war gut möglich, dass meine letzte Beziehung vor der ersten Eiszeit war, aber musste sie mir das auch noch unter die Nase reiben.

„Tut mir leid Betty, ich bin nur so wütend auf Chris was bildet er sich denn ein? Ich bin Tanja, so eine wie mich bekommt er nie wieder!“ So sehr ich auch Tanja liebte, aber ich glaube Chris hatte das Richtige gemacht. Tanja war die reinste Nervensäge, was Beziehungen anging, sie war so etwas wie eine Spinne, wenn sich ein Mann in ihr Netz verfangen hatte, schloss sie ihn ein und beanspruchte ihn wie es nur ging. Ich war froh, dass ich eine Frau war und nicht mit Tanja zusammen sein musste.

„Du hast ja recht, ich bin Single, aber, das wird sich hoffentlich bald ändern!“, rief ich fröhlich heraus.

„Warum?“

„Ich muss für diese deutsche Frauenzeitung InsideStyle ein Experiment machen, in 20 Tagen, 20 Männer daten. Ich sag dir, ich werde danach nie wieder einen Mann ansehen wollen!“, seufzte ich theatralisch auf.

„Wie cool ist das denn, wir helfen dir! Definitiv, das wird so lustig, hast du denn schon einen in Aussicht?“, fragte sie mich aufgeregt.

„Da kommst du jetzt ins Spiel, ich will mir morgen Speed Dating antun und ich bräuchte eine Begleitung, denn alleine mach ich das definitiv nicht!“, erklärte ich ihr.

„Ja wie toll, ich mache mit, ich bin ja jetzt wieder eine von eurer Organisation!“, schien der so genannte Trennungsschmerz von Chris endgültig verflogen zu sein.

„Von unserer Organisation?“

„Na eure Singleorganisation.“ Ach gab es mittlerweile schon Organisationen? Konnte man sie vielleicht wählen, eine interessante Angelegenheit, die ich sofort nachprüfen musste. Wenn ja, ich würde sofort beitreten, so etwas musste einfach unterstützt werden.

„Und Schatzi, hast du nun Lust mitzukommen? Diese Speed Dating Aktion findet morgen in Schwabingen statt.“

„Ja klar, ich bin dabei, vielleicht finde ich ja dort meinen Traummann!“, seufzte sie auf. Der wievielte möge das wohl sein?

Perfekt, also müsste ich nicht alleine dorthin gehen, das sehe sicherlich sehr verzweifelt aus und ich war nicht verzweifelt. Obwohl? Ich hatte mich freiwillig darauf eingelassen, 20 Männer in 20 Tagen zu daten und darüber auch noch zu berichten. Anscheinend war ich doch verzweifelt. Das Telefon klingelte erneut: „Moritz“ Och nee Tanja, war so eine alte Tratschtante, wieso konnte sie nicht einfach mal ihre Klappe halten.

„Hallo?“

„Du sollst mit 20 Männern in 20 Tagen herummachen?“, tönte es mit einer erschrockenen Stimme aus meinem Ohr. Tanja!

„Nein ich soll nur 20 Männer in 20 Tagen daten!“ Das war ein Unterschied, ob ich mit ihnen rummachen würde, stand nicht im Auftrag, aber vielleicht sollte ich wegen diesem Umstandes sicherheitshalber noch einmal nachfragen.

„Ich dachte schon und wie viele hast du bis jetzt?“

„Keinen, ich hab doch erst heute den Auftrag erhalten!“, seufzte ich auf.

„Und du gehst zu diesem Speed Dating, soll ich mitkommen? Vielleicht gibt es ja für mich auch ein Date dort.“, überlegte er laut.

„Nein Moritz, du wirst dort nicht mit hingehen, wie sieht es denn aus, wenn ich meine ganzen Freunde mitnehme, am Schluss würden wir uns alle gegenseitig daten!“, schüttelte ich bei dem Gedanken den Kopf.

„Und ich glaube, dass die dort keine Schwulen wollen!“, grinste ich weltverbesserisch.

„Mmh, du bist heute wieder gut gelaunt!“, entgegnete er mir zickig.

„Ich weiß, kennst du eigentlich jemanden, den ich vielleicht daten könnte, quasi als Blind Date?“, fragte ich neugierig, ich brauchte dringend Männer. Haha, was für eine Farce! Fast jede zweite Dame hier in München brauchte Männer. Was auch der Grund dafür war, dass ich diese Kolumne schreiben sollte.

„Lass mich mal überlegen!“, hörte ich das Klicken seines Feuerzeuges.

„Er sollte aber Hetero sein!“, fügte ich noch schnell hinzu, auf ein weiteres Date mit einem seiner „nicht Heten“ Freunde brauchte ich wirklich nicht. Vor allem nicht, wenn du denkst, er wird mit dir gleich heißen Sex machen, du liegst auf dem Bett und bist richtig scharf. Er macht die Tür auf und kommt als Britanny wieder herein, in meinen teuren Manolos und meiner Spitzenunterwäsche von Dita van Teese, die ich ihm danach großzügig geschenkt hatte. Nein, so ein Date wollte ich dann doch nicht mehr haben.

„Und nicht nur so tun und keine Transe und auch keiner, der früher mal eine Frau war!“, fügte ich schnell hinzu, bei Moritz wusste man nie.

„Du hast auch noch Ansprüche Betty, ich bitte dich, nenne mir in München einen, der keine Schwulette ist!“ Erwischt.

„Florian David Fitz!“- „Sicher?“ Nein okay, aber er sollte wenigstens etwas männlich sein.

„Such mir einfach jemand normalen!“, seufzte ich auf. Was eigentlich hier in München schier unmöglich war. Gut für mich, so hatte ich immer etwas zu schreiben.

„Ich schau mal, wen ich finden kann!“, nickte er.

Während ich mich Bettgehfertig machte, überlegte ich intensiv, warum ich eigentlich zugesagt hatte, diese Kolumne zu schreiben? Ach ja, meine Chefredakteurin von der wöchentlich erscheinenden Frauenzeitschrift InsideStyle hatte es ganz hinterhältig gemacht, erst redete sie bei unserem Meeting eine halbe Stunde über Zahlen, Zahlen und Zahlen und dann in einem Satz erwähnte sie diese Idee und schob sie mir zu. Da ich gerade darüber nachdachte, wann ich mir endlich die Reise nach LA leisten konnte, die ich schon immer machen wollte, hatte ich auch bereits den Job.

„Betty, du bist die Einzige, die Single ist und wer weiß, vielleicht findest du während des Experiments deinen Traummann!“ Und schon hatte sie mich am Haken und ich durfte dieses Experiment machen, welches mich sicherlich an den Rande des Wahnsinns treiben würde. Das waren die Momente in meinem Leben, bei denen ich nachdachte, warum ich mein Geld mit Kolumnen schreiben verdiente und wann ich von meinem Traum die nächste Christiane Amanpour zu sein, abgesprungen bin, um Kolumnen für Frauen zwischen 18 und 40 zu schreiben. Vermutlich war es der Moment, als ich feststellte, dass man als Kriegsreporterin sich eher in einem richtigen Kriegsgebiet befand und nicht in dem Kriegsgebiet, was ich mir bei Supersales vorstellte.

Speed Dating für Anfänger?

Nachdem ich mit der Internetdatingsache doch nicht ganz so zufrieden war, probierte ich das allseits bekannte „Speed Dating“ aus. Wer hatte es erfunden? Nein nicht die Schweizer, nicht dieses Mal, sondern, die Amerikaner. Na ja besser gesagt die Jüdische Gemeinde um die Ehen mit Gleichgesinnten zu fördern. Ein ganz großer Trend hier in München, den ich natürlich sofort ausprobieren muss. Das Kennen lernen für Menschen mit wenig Zeit.

Es saßen ungefähr 10 Männer und genauso viele Frauen in einer kleinen Bar in Schwabing West. Eine Reihe mit Tischen und Stühlen standen aufgestellt in einem Raum und ich musste einen Zettel ausfüllen. Alter, Größe, Beruf und E-mail Adresse. Dann wurde mir von einer wirklich sehr, drücken wir es nett aus, energiegeladenen Frau, erklärt, dass mein potenzieller Traummann zu 100% dabei sei, aber im gleichen Atemzug mir versicherte, dass sie nicht dafür haften würde, wenn es nicht klappt. Ich glaube Otto- Normal Verbraucher stand auf Prozentsätze oder warum wurde dieses Mittel immer wieder genommen um sich anzupreisen? Es waren 10 potentielle Kandidaten in Aussicht, die mein Traummann sein könnten. Und ich hatte 3 Minuten Zeit um diese Männer kennen zu lernen. Um wahrscheinlich die Schuhe der Frauen nicht zu belasten wechselten die Männer die Stühle, während wir sitzen bleiben durften, eindeutig Frauengerecht, gab schon mal auf der Liste ein großes Plus. Auf den Zettel, den wir vorher von Miss Energie bekommen hatten, sollten wir neben der Nummer entweder ankreuzen „nein, möchte ich nicht kennen lernen“ „ja würde ich gerne näher kennen lernen“ und „noch unsicher“, wenn uns der Gegenüber gefiel. Ich fühlte mich leicht in die Schulzeit versetzt, als wir noch Zettel bekamen mit der Frage „Willst du mit mir gehen? Kreuze an: ja, nein oder vielleicht!“ Ich habe übrigens nur zweimal in meinem Leben so einen Zettel bekommen. Das lag wohl daran, dass ich in eine reine Mädchenschule ging und das einer dieser Zettel von Jennifer kam und der andere war von meinem Nachbarsjungen. Und das mit dem Nachbarsjungen hatte sich schnell erledigt, als ich erfuhr, dass er diesen Zettel noch 4 anderen Mädchen aus meiner Klasse geschrieben hatte. Na ja jetzt war meine Gelegenheit. Die Glocke wurde geläutet und der erste Kandidat hieß Gerhard und war ungefähr 55. Glattes Nein! Er fragte mich, was ich mache, wo ich herkäme und erklärte mir, dass er schon immer mal nach England wollte. 3 Minuten können wirklich schnell vorbei sein. Glück für mich. Danach folgte Tony, 28, Fitnesstrainer, ihm standen übrigens die Schweißtropfen auf der Stirn und ich war erst seine zweite Frau. Er erzählte mir von seinen Plänen mit einer eigenen Fitnesskette und ich sollte dringend darauf achten, etwas für meinen Bauch zu tun. Crosstrainer wäre die perfekte Lösung. Hatte ich es nicht gesagt. Nein mit drei Ausrufezeichen. 3 Minuten später folgte Daniel, 40, Informatiker, und sonst konnte ich nichts herausfinden, er starrte die ganze Zeit konsequent auf meinen Busen und bei jedem Räuspern meinerseits lief er knallrot an. Ich glaube er hatte zuvor noch nie eine Frau leibhaftig vor sich gesehen, geschweige denn mit einer überhaupt geredet. Ich erfuhr von Chris, dass seine Ex-Frau ihm das ganze Geld abgeknöpft hätte und er sie am liebsten umbringen würde. Sigfried spielte gerne mit seinem kleinen Hund und ging in Musicals. Ich steckte ihm unauffällig einen Zettel mit der Nummer von meinem schwulen Freund zu. Und von meiner Nachbarin Hausfrau, Klara, 42, erfuhr ich, dass sie das schon zum fünften Mal mache und jedes Mal hoffe sie auf die große Liebe.

Am Ende mussten wir die Zettel abgeben, wer an uns Interesse hätte und wenn es auf Gegenseitigkeit beruhen würde, bekämen wir eine Email. Also ich war mir sicher, dass ich keine Email bekommen würde. Es stellte sich heraus, dass ich zehnmal nein angekreuzt hatte.

Das Fazit meines Speed Datings: Am Besten für Menschen geeignet, die zu schüchtern sind um andere anzusprechen. Doch 3 Minuten sind einfach viel zu wenig Zeit um sich einander kennen zu lernen. Ich glaube auch, dass hier noch niemand seine große Liebe gefunden hat, aber es macht wirklich Spaß und man lernt interessante Menschen kennen. Wobei Interessant hier eine Auslegungssache ist.

Ich sah zu Tanja, die sich lebhaft mit Tom, 34, Elektriker unterhielt. Er war wirklich der Einzige von den 10 Männern gewesen, den ich unter „würde ich gerne näher kennen lernen“ angekreuzt hätte, wäre nicht Tanja gewesen, die mir mit Handzeichen klar gemacht hatte, wenn ich auch nur in Erwägung ziehen würde „ja“ anzukreuzen, würde sie mich töten, oder so ähnlich. Tanja winkte mir aufgeregt zu und mit einem Seufzen trabte ich zu den Beiden.

„Das ist meine Freundin…“- „Betty, 28, Journalistin!“, nahm Tom Tanja die Antwort ab.

„Tom, 34, Elektriker!“, lächelte ich.

„Genau, hey Betty, Tom will noch in die 089 Bar, hast du Lust mitzukommen?“, fragte sie mich aufgeregt. Mit zwei flirtwilligen Personen in einen Club gehen oder nach Hause vor den Computer sitzen und hoffen, dass mich durch Zufall jemand über meinen Blog entdeckt? Eine schwere Entscheidung.

„Wir treffen dort einen Freund von mir!“, erklärte mir Tom sofort, als hätte er meine Gedanken lesen können. Na ja war ja auch nicht ganz so schwer, mein Blick sprach wohl einige Romane. Doch der bettelnde Blick Tanjas, den ich versuchte auszuweichen, ließ mich zu einem Nicken animieren. Auf der Fahrt rief ich Moritz an.

„Moritz wo bist du?“

„Im Babys! Warum?“

„Komm sofort in die 089 Bar biiiiitte!“, flehte ich ihn leise an, während Tanja im Auto vorne mit Tom flirtete.

„Keine Lust!“

„Moritz! Biiittte, ich bettele dich an, nur dieses eine Mal oder soll ich deinen Vater anrufen und ihm von der Leidenschaft zum Gärtner berichten?“, zog ich alle Register.

„Ich bin schon unterwegs, du bist ein Biest.“

„Danke Schatz!“, lächelte ich selig und legte auf. Wie sollte ich es sonst ertragen, wenn nicht Moritz dabei wäre.

„Übrigens Moritz kommt auch!“, flötete ich zufrieden nach vorne.

„War ja klar, dass du es nicht einmal ohne deine schwule Hälfte aushältst!“, zischte es von vorne. Ja und, jede Frau braucht mindestens einen schwulen Freund, vor allem wenn es darum ging, sich womöglich irgendwelche Spinner vom Hals zu halten.

Moritz war schneller als wir und wartete schon ungeduldig auf uns. Als wir näher kamen und er sah, warum ich ihn unbedingt dabei haben wollte, flüsterte er nur: „Schwul, eindeutig!“

„Nicht jeder ist gleich schwul, der manikürte Hände hat!“, zischte es von den billigen Plätzen. Ich kicherte und stieß Moritz freundschaftlich in die Seite.

„Ach übrigens Miss Betty Caruso ich habe für sie einen potentiellen Kandidaten aufgetan. Der wird dir gefallen. Ein richtiger Mann und bestimmt nicht schwul!“, hackte er sich bei mir unter.

„Wo hast du denn den so schnell aufgegabelt?“, sah ich überrascht hoch.

„Ich habe ihm heute die Haare geschnitten und er ist quasi wie für dich gemacht. Er steht total auf Elvis Presley!“ Oh das macht es natürlich einfacher, gut, dass niemand sonst Elvis Presley mag.

„Und nicht schwul?“, sah ich ihn mit fragenden Augen an, während wir in den Club gingen.

„Natürlich nicht! Er ist Schauspieler und er fand die Idee klasse mit dir auszugehen!“, seine Stimme überschlug sich vor Begeisterung. Schauspieler? Oh nein, das erinnerte mich an Marcus. Er war Schauspieler in einer Daily Soap und mit ihm Sex zu haben, war nur toll, wenn man auf 2- Minuten Sex mit einem Spiegel über dem Bett stand. Es ist sowieso schon irritierend genug mit jemanden Sex zu haben und sich dabei dann noch selbst zu beobachten war einfach nur abtörnend.

„Hast du ihm etwa erzählt, dass ich 20 Männer in 20 Tagen daten soll?“, sah ich ihn geschockt an.

„Nein natürlich nicht, ich meinte nur, dass du verzweifelst nach einem Date suchst!“, schüttelte er den Kopf. Das machte es natürlich noch viel Besser, jetzt war ich bestimmt für ihn eine verzweifelte Frau, die dringend Hilfe brauchte. Wer würde bitte da zusagen? Ich nicht. Ich würde denken, diese Frau gehört eindeutig in die Klapse.

„Du triffst dich morgen mit ihm um 18 Uhr im 'Hans im Glück'!“, erklärte er mir. So gingen also Blind Dates? Jemand nannte mir Ort und Zeit und ich müsste da sein.

„Und wie erkenne ich ihn?“, sah ich ihn fragend an.

„Er wird dich erkennen und jetzt komm!“, zog er mich zu einem freien Tisch. Er würde mich erkennen? Woher sollte er wissen…oh nein, Moritz hatte ihm doch nicht etwa? Nein, das konnte er doch nicht tun. Nein!

„Moritz du hast ihm doch nicht etwa dieses bescheuerte Foto von mir gezeigt?“, schrie ich ihn fast an.

„Das ist total süß, du siehst so niedlich darauf aus!“- „Ich sehe da Scheiße aus!“, schüttelte ich entsetzt den Kopf. Wie konnte er noch immer das Foto mit sich herumschleppen, was mich kurz nach meinem Umzug aus der WG in die erste eigene Wohnung zeigte, mit hochrotem Kopf, Holzfällerhemd und total verschwitzt. Sexy nenne ich was anderes!

„Hey, da ist ja dein Blinddate!“, zeigte er auf einen untersetzt wirkenden Mann, mit blonden Locken und absolut nicht der Typ, den ich bevorzugte.

„Willst du mich verarschen Moritz, du spinnst ja wohl, ich geh doch nicht mit so einem Typen aus!“, schüttelte ich vehement den Kopf.

„Wieso denn nicht? Er sieht doch gut aus!“, sah mich Moritz fragend an.

„Bitte? Also von dir hätte ich etwas anderes erwartet! Du hast doch sonst auch einen tollen Geschmack!“, war ich entsetzt. Der Typ war mindestens 40 und sah aus, wie eine Mischung aus Zuhälter und Pornoregisseur.

„Vergiss es, mit dem gehe ich nicht aus! “, verschränkte ich beleidigt meine Arme, der frisst doch kleine Kinder zum Frühstück und wenn ich in sein Haus gehe, sehe ich dort seine tote Mutter im Schaukelstuhl sitzen, nee nee.

„Also Betty, sei mal ganz ehrlich, was besseres wirst du nie treffen!“, zog mich Moritz hoch. „Jetzt stell dich nicht so an, wir gehen dahin!“ Wie bitte? Ich würde nie etwas Besseres finden? Halloo? Ich habe schon zigtausend andere Typen gedatet, die weitaus besser waren als er und ich war überhaupt nicht anspruchsvoll. Na ja nicht fast. Außerdem hatte ich erst 10 andere Dates gehabt heute und da waren angesichts dieses Mannes bestimmt 9, die besser geeignet waren….na ja okay ich war Anspruchsvoll, aber der ist überhaupt nicht mein Typ.

„Lieber bleibe ich ewig Single!“, trottete ich beleidigt hinter ihm her.

„Schätzchen, jetzt sei nicht so arrogant und komme!“, zog mich Moritz regelrecht zu diesem blond gelockten Mann. Ich hasste Moritz, ich hasste Moritz ich hasste Moritz ich hasst….nein tat ich doch nicht. Als Moritz den potentiellen Blinddate Typen begrüßte. Das war gar nicht der Typ, sondern jemand, der mit dem Rücken zu uns, neben ihm stand.

„Hey Max, was machst du denn hier?“, umarmte er mein Blinddate. Blinddate war wohl zu viel gesagt, mein Traumdate passte eher. Mir stockte der Atem und mir wurde schwindelig. Aber das lag wohl daran, dass ich weiteratmen sollte.

„So ein Zufall, dass du hier bist, darf ich dir dein morgiges Blinddate vorstellen. Betty, Betty, Maximilian!“, stellte er uns Beide vor.

„Maximiliaaaan!“, seufzte ich wohl doch etwas zu laut auf.

„Na ja du kannst mich auch nur Max nennen ist kürzer!“, lächelte er und umfasste meine kalte Hand mit seinen beiden warmen Händen. Maximilian Steiner, das war ja wohl ein schlechter Scherz. Ich konnte ja wohl schlecht mit Maximilian Steiner ausgehen, dem momentan heißesten Schauspieler Deutschlands, das war ausgeschlossen, ich war doch gar nicht in seiner Liga. Das war ja, als würde der FC Bayern München gegen den 1.FC Buxtehude spielen. Das ging eindeutig nicht.

„Miss Betty Caruso jetzt benehme dich mal!“, zischte mir Moritz wütend ins Ohr. Aber das ging doch nicht, wie sollte ich benehmen, wenn gerade vor mir ein unglaublich attraktiver Mann stand. Groß, einen modernen Haarschnitt, die dunkelblonden Haare halblang. Einen Dreitagebar, schön gepflegt und machte ihn sehr interessant. Es war als würde ich mich automatisch in die Teenagerzeit zurück beamen. Doch der strafende Blick von Moritz brachte mich sofort wieder in die Realtität zurück. Ich war 28, Journalistin und eine erwachsene, schlagfertige Frau und er nur ein Mann! Aber was für ein Mann! Gott, was war ich noch mal?

„Betty Caruso? Was für ein witziger Name!“, versuchte nun Max das Thema zu wechseln.

„Ja hähähä Eltern witzig!“, stotterte ich völligen Müll vor mich hin. Max sah mich fragend an. Betty Caruso jetzt reiß dich aber mal zusammen! Ich atmete einmal tief durch, sammelte mich kurz und lächelte dann.

„Moritz hat mir erzählt, dass du unbedingt ein Date brauchst!“, wechselte er nun geschickt das Thema, war auch richtig so, eine Endlosdiskussion über meinen Namen zu führen war nicht mein Ziel des Abends.

„Na ja so dringend nicht, aber ich brauche halt ein Date! Er hat sicher übertrieben!“, sah ich zu meinem besten Freund, der es sich zur Aufgabe gemacht hat uns zu zuhören, aber trotzdem so zu tun, als wäre er mit etwas anderem beschäftigt.

„Er meinte, ob ich Lust hätte mit einer Freundin von ihm, also dir, morgen Abend auszugehen. Ich fragte, wie du aussiehst, er zeigte mir ein Foto und ich bejahte sofort.“, erklärte mir Max mit einem Grinsen. Sollte ich mir darauf etwas einbilden?

„Du sahst da so, sagen wir es nett, abgekämpft aus!“, grinste er sofort. Na schlepp du mal 30 Kisten, ein Kühlschrank, eine Waschmaschine und eine Couch von dem dritten Stock in den zweiten! Ich glaube du würdest genauso bescheiden aussehen wie ich an dem Tag!

„Und auf so etwas stehst du? Wenn ja, sollte ich wohl einmal um die Tanzfläche joggen und dann bin ich sexy genug für dich!“, lächelte ich ihn an.

„Würde ich gerne dabei zusehen! Ich glaube aber, dass du dann nicht mehr lange in dem Club sein würdest!“

„Ach ich würde doch mit meinem Charme punkten und wenn alle Stricke reißen, kann ich den Besitzer sicherlich noch anderswie überzeugen, dass ich nicht rausgeschmissen werden sollte.“ Ha! Ich sah ihn von unten nach oben an und zog wissentlich eine Augenbraue hoch. Max schien sich gerade an seinem Wasser zu verschlucken und sah mich mit großen Augen an. Ich lachte und erwiderte: „Natürlich mit Geld versteht sich!“ Max musterte mich lange und fing dann an zu lachen. „Betty Caruso, du bist mir eine.“ Ich bin ihm eine? Bitte bitte lass mich dir noch eine ganz andere sein.

„Das wirst du wohl jetzt nie wieder vergessen oder?“, fragte ich ihn angesichts der Tatsache, dass er das wiederholt hatte.

„Ähm nein ich glaube bis morgen kann ich mir das noch merken, wird schwer, aber ich denke ich schaffe das!“

„Das will ich ja wohl hoffen Maximilian Steiner, geboren am und geboren wo, weiß ich auch nicht!“, zutschte ich am Strohhalm und sah ihn auffordernd an.

„Tja dann solltest du das wohl schnellstens herausfinden! Ich kann dich jedenfalls googlen!“

„Ich dich auch und ich wette, ich kriege mehr heraus als dir lieb ist.“, das musste ich wirklich mal machen. Wäre interessant, was über ihn geschrieben steht.

„Tu das, aber ob du da die Wahrheit herausfindest, das sei dahin gestellt! Bis morgen will ich eine komplette Reputation über mich haben!“ Reput…was? Seit wann konnte ein Schauspieler Fremdwörter…mist…jetzt musste ich doch nicht wirklich wieder mein „Fremdwörter for Dummies!“ rausholen. Och nee, einfach so tun, als ob du wüsstest was das sei.

„Das war wohl das einzige Fremdwort was du kennst oder?“, zwinkerte ich ihn lachend an. Immer ran an die Backen, ein bisschen Ärgern Schadet niemanden!

„Erwischt. Hab ich heute in der Financial Times gelesen!“, gab er kleinlaut zu.

„Lag die etwa im Friseursalon?“, blickte ich ihn verwirrt an. So einen Intellektuellen konnte ich ja gar nicht haben. Wer mir erzählt, dass er auf intelligente Männer steht war noch nie mit Kevin im Bett. Das war so anstrengend, andauernd warf er mir Fremdwörter an den Kopf, und wenn ich dachte, er würde mich beleidigen, waren es Komplimente?!?!? Zwischenzeitlich hatte ich sogar ein Fremdwörterbuch dabei, nur damit ich später durchlesen konnte, was er zu mir sagte. Und ja es kratzte an meinem Ego, wenn mein Mann intelligenter war als ich. Max sah mich lange an und nickte dann unschuldig.

„Die hatte jemand wohl vergessen, denn ich glaube nicht, dass Moritz freiwillig in seinem Laden so etwas abonniert!“, gab er kleinlaut zu. Das war mein Moritz, schwul bis zum geht nicht mehr, hätte man schwul erfinden müssen, wäre Moritz das Vorbild dafür gewesen.

„Ja nicht schlimm, wenigstens kennst du jetzt schon ein Fremdwort mehr als ich. Das ist doch was!“, legte ich kurz meine Hand auf seinen Arm. Das hatte ich mal in einem Buch „Flirten for dummies“ gelesen. Ja ich stand auf solche „for Dummies“ Bücher, klein, praktisch, quadratisch, gut! Wer liest denn schon freiwillig Bücher, die mehr als 30 Seiten ohne Bilder haben? Ich ganz sicher nicht. Ein Freund von ihm kam und flüsterte Max etwas ins Ohr. Dieser nickte und sah mich lächelnd an.

„Tut mir leid, ich muss, aber wir sehen uns ja morgen bei unserem Blinddate. Ich weiß nur noch nicht, ob wie wir uns morgen erkennen werden?“ Das war die große Frage, würde ich Maximilian Steiner, jemals bei Tageslicht erkennen? Ich glaube ja!

„Wir können ja beide eine Rose am Revers tragen! Dann wissen wir, dass wir es sind!“, lachte ich.

„Hoffentlich werden wir die Einzigen sein mit einer Rose. Wäre sonst blöd, nicht dass ich dann eine Wildfremde Frau anquatsche….“- „Sie würde sich freuen!“

Max nickte und gab mir ein Küsschen auf beide Wangen. Ich werde sie nie wieder waschen. Nie wieder. Na gut, ich musste sie ja irgendwann waschen, sonst gäbe das nur unschöne Pickel und dann würde mich nie wieder ein Mann daten können. Na ein Kompromiss, die nächsten Stunden würde ich es nicht mehr waschen.

„Bis morgen Betty Caruso!“- „Bis morgen Maximilian Steiner!“, sagte ich ihm, als er ging. „Denk an die Reputation!“, drehte er sich noch einmal zu mir hin und lächelte. „120 Seiten, Schriftgröße 20. Kein Problem!“, lachte ich und betrachtete ihn noch solange, bis er aus dem Club gegangen war.

„Moritz, du bist der Beste! Das ist Maximilian Steiner!“, sprang ich vor Moritz aufgeregt auf und ab. Ich würde morgen ein Blind Date mit Maximilian Steiner haben, ladidadida! Maxie und Betty sitting on a tree all the want do is k-i-s-s-i-n-g!

“Ich weiß, ich hab dir gesagt, er ist ein richtiger Mann!”, lachte Moritz mich aus.

„Er ist nicht nur ein richtiger Mann, er ist ein Sexgott!“, seufzte ich auf und ich würde mit einem Sexgott ausgehen. Oh Gott, was würde ich nur anziehen? Zählte das jetzt eigentlich als Blind Date? Nein, jetzt musste ich auch noch ein Blind Date suchen und ob das noch einmal so ein Glückstreffer werden würde. Mist. Aber nach dem ich mich so weit aus dem Fenster gelegt hatte wollte er sicherlich nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.

„Moritz wir haben ein Problem, ich brauche noch 10 Dates! Na gut, das morgige zählt nicht, das ist ein Ausnahmedate. Es ist Maximilian Steiner und mit ihm hat man kein Date, mit ihm hat man ein Erlebnis!“, grinste ich über dieses Date. Ich konnte es noch immer nicht fassen, ich durfte mit Maximilian Steiner essen gehen. Hach was für ein Abend.

Am nächsten Vormittag saß ich mit meinem Laptop auf dem Balkon und tippte in die Google Suchmaschine „Maximilian Steiner“. 1.340.204 Treffer zeigte mir auf Anhieb die Suchmaschine mit dem Namen. Ich klickte auf die Bilder. Er war tatsächlich so gutaussehend wie auf den Werbebildern, die mir entgegen sprangen. 1.85m groß, braune Haare, die etwas länger waren und eine Locke schelmisch in sein schönes, markantes ebenmäßiges Gesicht fiel, seine Augen so blau wie das Mittelmeer bei einem Sonnentag. Ein Vollbart der zum Kraulen einlud. Seine Lippen voll, sein Lächeln unwiderstehlich und seine Ausstrahlung die Tatsache, warum er ein bekannter Schauspieler war, der nicht nur Filme drehte, sondern diese auch noch selber schrieb und produzierte.

Maximilian war nicht nur schwerreich, sondern auch schwer Frauenvernaschend. Seine Liste der potentiellen Kandidatinnen las sich in der deutschen Klatschpresse wie das Who is who der A, B, C Prominenten. Ich war leicht nervös und etwas beeindruckt. Er war heiß, erfolgreich, jung, sexy und reich und er stand anscheinend auf Sex. Also das erste Attribut und das letztere fand ich unglaublich anziehend.

Ich schaute mir die Klatschseiten an und stieß auf eine, die mir genau das sagte, was ich mir gedacht hatte. „Ist Maximilian Steiner schwul?“ Ich lies den Artikel kurz durch, das übliche, ein Freund eines Freundes von ihm, bestätigte, dass Maximilian schwul war und seit Jahren eine heimliche Beziehung führte. Ich hatte es doch geahnt, so ein Mann von einem Mann war niemals hetero. Leise seufzte ich auf. Nichts desto trotz, es könnte sicherlich ein tolles Date werden mit ihm. Wenigstens ein teures. Denn das Restaurant, in dem er mich ausführen wollte war sehr teuer und ich suchte mir bereits das Essen aus, was ich nehmen wollte.

Der Gang zu Doktor Love!

Für jedes Wehwechen gibt es einen Arzt. Wenn man sich das Knie verletzt hat, ist der Chirug da, bei Zahnschmerzen der Zahnarzt und selbst, wenn man mit seinen Busen unzufrieden ist, gibt es da immer noch die Ärzte, die das ganz schnell und ganz gut hinbekommen. Also gibt es auch Ärzte, die einem Helfen den Traummann zu finden. Gibt’s nicht? Gibt’s doch! Wir sind in einer Welt der Unbegrenzten Möglichkeiten, hier ist alles möglich. So auch ein Arzt, der sich darauf spezialisiert dich Datingfit zu machen. Und das nicht zu knapp. Nur durch eine gute Freundin und der Angabe, ich sei von der Presse bekam ich einen Termin bei Doktor Love persönlich. Rebecca Schneider. Doktor der Psychologie und auf Datings spezialisiert. Auch hier stand in der Broschüre zu 99,9% finden sie ihren Traummenschen. Zu 0,1% also nicht. Was für Erfolgschancen. Rebecca Schneider eine Frau um die Mitte 40 oder 50, hier in München ist das bei den guten Chirurgen immer schwer einzuschätzen, fragte mich als erstes über meine Eltern aus. Was hatten die denn mit meinem potentiellen Ehemann zu tun? Erklärung, die Beziehung der Eltern zeigt auch die Beziehung des künftigen Ehelebens. Gut, meine Chancen eine glückliche Ehe zu führen sind gerade in den Keller gerutscht. Danke Papa! Danach gingen wir in unserer ersten Stunde meine letzten Beziehungen durch. Ähm ja, was soll man dazu noch sagen, sie stempelte mich wohl als total Beziehungsunfähig ab. Dafür zahl ich 200 Euro die Sitzung, damit mir jemand sagt, was ich schon wusste. Ja ich bin Beziehungsunfähig und schuld daran war mein Vater. Gut das man nie die Schuld bei sich selbst suchte. Danach erklärte sie mir die gängigen Flirttechniken und erzählte mir das, was in jedem Ratgeber stand. Ein bisschen nett lächeln, ihn berühren, kurz und natürlich zufällig, aber nicht zu zufällig und nicht zu lang. Bei einer Berührung sollte man das beachten. Es gibt sogar eine richtige Do and Don’t Liste des Flirtens. Die ich nach längerem Studieren bis zur nächsten Sitzung auswendig kennen sollte. Da würden wir es ausprobieren. Kein Problem, ich bin die Meisterin im Flirten, ich flirte sogar mit dem Hausmeister, aber wer sonst baut mir so liebevoll ein Regal zusammen und macht freiwillig die Wasserrohre neu? Ich nicht.

Als ich ihr von meinem Date am Abend erzählte, sagte sie sofort. „Ein großes No Go! Niemals beim ersten Date zu Abend essen! Niemals!“ Dabei betonte sie das Wort Niemals sehr genau. Der Grund, man wäre beim Abendessen viel gezwungener sich mit einem Mann zu unterhalten, als bei einem lockeren Tee oder Kaffee. Außerdem könnte man nicht sagen, dass man nur eine Stunde hat, falls das Date katastrophal wäre. Gut zu wissen, mein Date würde also eine reine Katastrophe werden! Wer will übernehmen?

„Hy, was kann ich für sie tun!“, lächelte mich eine wunderschöne Empfangsfrau an. Einmal Maximilian Steiner nackt bitte! Warum zum Teufel musste ich mir auch unbedingt diese tollen halbnackten Fotos von ihm zur Einstimmung anschauen? Ich war doch nur wieder auf eins aus. Er sah aber auch toll aus.

„Ich bin hier mit einem Maximilian Steiner verabredet!“, lächelte ich sie an.

„Ja folgen sie mir!“, ging sie voraus. Oh er war schon da, wie er war schon da. So ging das aber gar nicht. Ich war doch schon fast pünktlich mit meinen 10 Minuten Verspätung, warum war er denn dann da? War er etwa wirklich pünktlich. Okay, schnell eine Ausrede einfallen lassen….Keinen Parkplatz gefunden, Stau? Nee zu langweilig! Die Mutter, der Freundin, meiner Bekannten hatte einen Wasserschaden….

„Hallo!“, stand er vor mir, lächelte und gab mir zwei Küsschen auf die Wange. Er hatte eine rote Rose im Revers. Oh mein Gott, ich will sofort mit ihm ins Bett, jetzt hier auf der Stelle, vor allen Leuten.

„Die wichtigsten Personen kommen immer am Schluss!“, lächelte ich ihn an.

„Deshalb hatte ich ja auch gedacht du wärst zu erst da!“, grinste er frech.

„Natürlich nicht, ich bin extra noch einmal eine Runde um den Block gefahren!“, tja mein Lieber so leicht aus der Fassung zu bringen, bin ich nicht! Außer du machst dich jetzt nackig und reißt mir meine Klamotten vom Körper, dann wäre ich Sprachlos und ich glaube noch viel mehr.

„Mit Rose sogar!“, bedachte er meine Rose im Haar.

„Ja als Wiedererkennungswert, ich dachte, falls du mich seit gestern vergessen hast! Und die Reputation habe ich auch dabei!“, zog ich ein paar Seiten mit Informationen über ihn aus dem Internet hervor.

„Ich bin beeindruckt!“

„Ich habe ja auch 10 Stunden dafür gebraucht.“, grinste ich, während Max kurz durchblätterte.

„Wie langsam ist denn dein Internet?“, lachte er frech. Hey, das war so nicht geplant, ich wollte doch eine Lobhymne haben.

„Eigentlich sehr schnell, aber bei 1.340.204 Einträge bei Google, ist das wirklich schwer, dass passende herauszufinden.“

„1.342.000 Einträge!“, zwinkerte er mich an. Oh oh oh…

„Ohhhhkaaay die 2.000 Einträge mehr machen den Kater auch nicht mehr fett!“, lachte ich.

„Nein, übrigens du hast nur 40 Einträge bei Google!“, zwinkerte er mich lieb an. Mich konnte man bei Google finden? Oh hoffentlich nicht bei irgendwelchen peinlichen Seiten oder Partyfotos. Das wäre wirklich nicht gerade vorteilhaft.

„Und was kann man über mich herausfinden?“, bitte keine schmutzigen Details, keine peinlichen Einträge bei www.ichliebeSchnulzenromane.com.... Bitte bitte nicht.

„Also du schreibst Kolumnen bei der Zeitung InsideStyle und bist dort quasi so etwas wie Dr. Sommer für verzweifelte Frauen, hast einen Roman geschrieben mit dem Titel „Prada, Valentino und Jimmy Cho, sind die wahren Männer!“. Du bist mit 12 von Aalen nach Würzburg gezogen, dein Vater ist mit 10 abgehauen, deine Mutter arbeitet als Sekretärin. Du bist mit 24 nach München gezogen, nachdem du in Würzburg deinen Abschluss in deutscher Literaturwissenschaft gemacht hast. Hier hast du erst in einer kleinen Agentur gearbeitet, bevor du beim Sender Pro7 als Redaktionsassistentin angefangen hast. Und letztes Jahr wurdest du als Kolumnistin eingestellt. Du bist also auf der bösen Seite. Willst du noch etwas über dich wissen?“, sah er mich grinsend an. Ich war überrascht, was er so alles über mich herausfinden konnte. Das war ja, als ob er mein ganzes Leben studiert hätte. Ich war sprachlos. Natürlich nur innerlich, äußerlich durfte ich so etwas nie sein.

„Tja da hast du ja mein Leben perfekt in Szene gesetzt! So dann kann ich ja jetzt gehen!“, nickte ich und nahm ein Wasser.

„Ja kann ich dich um etwas beten?“, fragte er nun vorsichtig. Er konnte mich um alles bitten, ich würde ihm sogar mein Erstgeborenes versprechen, wenn er das wollte.

„Natürlich!“

„Könntest du bitte in deiner Kolumne, falls du das vorhast nichts von mir erwähnen. Ich bin nicht scharf darauf von der Presse verurteilt zu werden!“, sah er mich lange an.

„Klar kein Problem!“, das hieß, ich brauchte noch ein Blind Date. Wo doch dieses Blind Date so toll war. Na wer weiß, vielleicht wäre der Nächste ja Manuel Neuer oder Moritz Bleibtreu, obwohl gegen Justin O'Shea, den Buying Director von mytheresa.com ich auch nichts hätte. Sollte ich wohl mal Moritz Bescheid geben. Aber ich habe doch keine Ansprüche. Nein überhaupt nicht. Halt ich wollte mich doch voll und ganz auf meinem Gegenüber konzentrieren. Gott sah er scharf aus, in diesem weißen Hemd und der Krawatte und diesem schwarzen Sakko. Das war doch bestimmt Prada oder Yves Saint Laurent. Wie das weiße Hemd wohl an mir aussehen würde nach dem Sex am Morgen? Das würde mir doch bestimmt sehr gut stehen. Ich muss einfach mit ihm ins Bett, das verlangt mein Körper nur so von ihm. Und wer war nicht leichter ins Bett zu bekommen als der größte Sexgott himself. Hatte er nicht mal gesagt, er hätte mit über 500 Frauen geschlafen? Das muss doch ganz einfach sein.

„Ich werde dich nicht erwähnen!“, nickte ich und sah ihn verführerisch an. Das sollte ich wohl lassen, verführerisch gucken sah bei immer aus, als würde ich gerade auf der Toilette sitzen. Also lieber normal gucken. Ich brauchte eine Strategie, eine ganz einfache Strategie. Warum waren wir beim Date Doktor nicht schon bei dem Thema Sex gelandet? Doch hatte sie nicht gesagt, keinen Sex beim ersten Date? Aber da gab es doch bestimmt Schlupflöcher, vor allem wenn es um Maximilian Steiner ging. Das war doch ein einziges Schlupfloch. Im Grunde genommen war es ja auch nicht unser erstes Date, ich würde sagen, es war 11/2te Date. Ja genau, Maximilian Steiner war die Ausnahme!

„Was willst du nehmen?“, fragte mich Max, während wir die Speisekarte lasen, besser gesagt er. Ich überlegte zwischen einem Birkenwaldburger oder einem Geißbockburger, wie ich ihm am Besten verständlich machen sollte, dass ich heißen, hemmungslosen und wilden Sex von ihm wollte.

„Und hast du dich entschieden?“, fragte er mich einmal. Ach ja, ich sollte ja sagen, was ich wollte. Ich nehme den mit Ziegenkäse oder doch Kräuterfrischkäse. Oder sollte ich lieber Salat essen? Nein ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen und wenn, sollte er lieber ein Model daten und nicht mich.

„Ich nehme diesen Geißbockdingsda!“, lächelte ich ihn an.

„Gute Wahl, also zuerst nehmen wir zweimal den Thai Beef Salat, dann einmal den Geißbockdingsda und für mich eitlen Gockel und als Nachspeise die Kokusnuss Invasion! Als Wein, was könnten sie für die Dame empfehlen? Du trinkst doch Alkohol oder?“ Ich ja, natürlich…auf jeden Fall.

„Einen leichten Weißwein aus Südafrika.“, lächelte uns der Kellner an.

„Dann den bitte!“, bestellte er höflich. Ein Mann mit Manieren! Ich will dich jetzt hier, sofort auf der Stelle, Scheiß auf das Essen. Nein stopp, nicht scheiß auf das Essen, ich hatte Hunger!

„Und was hast du heute schönes gemacht?“, fragte er mich nachdem wir die Karten abgegeben haben.

„Ich habe doch an deiner Reputation gesessen!“, ich musste ja nicht zwingend erwähnen, dass ich zwei Stunden bei dieser Datingtante war und den Rest des Tages damit verbracht hatte Moritz dabei zuzusehen, wie er andere Frauen die Haare stylte.

„Stimmt, 10 Stunden und irgendwelche Fragen über mich?“ Wie bist du im Bett?!

„Warum bist du von Berlin nach München gegangen?“

„Ich wollte einfach meine Ruhe haben und in München ist es einfacher, als in Berlin und ich mag die Lebensart.“, erklärte er mir.

„Ist doch aber dann viel schwerer Frauen abzuschleppen oder?“, grinste ich ihn verschmitzt an.

„Na ja, es hält sich in Grenzen, wenn ich ihnen „Das Leben ist die Liebe“ zeige, sind die Damen immer ganz schnell begeistert. Also das ist nicht das Problem!“ Dieser Schwerenöter, wollte ich wirklich eine weitere Kerbe im Bettpfosten sein? Ja! Ja! JA!

„Den Film habe ich auch noch nicht gesehen!“, zwinkerte ich grinsend. Komm das war ja wohl mehr als eindeutig.

„Du kannst ihn dir ja bei Amazon kaufen, da ist er glaub im Sonderangebot, für 5 Euro! Oder du lädst ihn dir runter!“, bitte was? Das war doch mehr als nur ein Angebot. Wie konnte er das nur ablehnen??????? Moment hier geht etwas eindeutig schief. Mein Gesichtsausdruck sprach wohl Bände, Max lächelte und wechselte schnell das Thema:

„Ich habe mir übrigens dein Buch besorgen lassen!“

„Dann habe ich ja bis jetzt 10 Bücher verkauft!“, lachte ich.

„So viele Verwandte hast du?“- „Nein, ich habe selbst 5 Exemplare!“, grinste ich. Die hatte ich mir damals im Eifer des Gefechts gekauft, in der Hoffnung, das Buchgeschäft würde vielleicht nachbestellen. Tat es aber nicht. Dabei war das Buch doch so toll.

„War es denn so schlecht?“, sah er mich überrascht an. Gut er hatte das Buch noch nicht gelesen!

„Ich sag es mal so, in anderen Sachen bin ich besser.“, komm eine hervorragende Vorlage, Herr Steiner, die könnten sie ja schlecht entgehen lassen.

„Dann solltest du vielleicht darüber schreiben. Ich schreibe meine Filme auch immer über meine eigenen Gefühle!“, sah er mich gelangweilt an. Was geht denn hier los? Wo hatte sich denn Mister Sexgott versteckt? War ich wirklich so sexuell unattraktiv?

„Mmh du hast Recht. Aber ein weiteres Buch wird es von mir wohl nicht geben, dazu bin ich gerade zu sehr in meinen Kolumnen verstrickt!“, seufzte ich leise auf. Ich glaube dieser Date Doktor hatte Recht, ein Abendessen war nicht die Beste Wahl was das erste Date anbelangte. Nächstes Mal unbedingt darauf achten, dass wir nicht Abendessen gehen. Wenn es überhaupt ein nächstes Mal geben würde. Im Moment sah es nicht so aus. Während wir aßen, unterhielten wir uns mehr über blabla Dinge, als alles andere. Und nicht einmal die Blabla Dinge waren wirklich erwähnenswert. Es musste eindeutig eine neue Strategie heran, ich wollte Sex und zwar am liebsten Sofort! Am Besten in die Offensive gehen, ihm direkt sagen, was ich wollte. Vielleicht hatte ich einfach nur die falschen Signale gesendet. Aber ich hatte mich doch an alles gehalten, meine Haare zurückgestrichen, meinen Hals berührt, die Lippen benetzt, gezwinkert, gelächelt, kurz die Hand auf seinen Arm gelegt. Dabei aufgepasst, dass es der richtige Moment ist. Ihm zugehört, ihm Fragen gestellt. Keine Abwehrhaltung signalisiert. Also all das, was ich gelernt hatte. Doch es kam nichts zurück. Ich hatte das Gefühl, als säße mir gegenüber ein Eisblock. Wo war dieser charmante, witzige Mann von gestern hin?

Als wir vor dem Restaurant standen, hatte ich noch eine letzte Chance. Einfach in die Offensive. Ran an den Mann! Mach ihm klar, dass du ihn willst. Da hat noch nie ein Mann nein gesagt.

„Danke für dieses tolle Essen.“, bedankte er sich höflich und jetzt will ich den Nachschlag.

„Ja das hat wirklich Spaß gemacht, ich hätte noch Lust auf einen Kaffee! In der Nähe gibt es ein tolles kleines Café!“, eindeutiger ging es wohl gar nicht?

„Ja ein Espresso wäre jetzt toll!“, nickte er. Ein Taxi kam und er hielt die Tür auf. Jippieh, er steigt darauf ein. Er will mit mir noch einen Kaffee trinken und jeder weiß, dass das Synonym für Kaffee Sex war. Ich war doch nicht so sexuell attraktiv.

„Also viel Spaß bei deinem Kaffee. Wir telefonieren!“, gab er mir einen Kuss auf beide Wangen und stieg in das Auto. Moment, was ging denn hier ab. Bitte was? Er fuhr tatsächlich weg. Er ist einfach weggefahren! Hat mich hier stehen lassen. Was war mit dem Kaffee? Aber…aber……..das gab es ja wohl noch nie. Ich bin eiskalt bei ihm abgeblitzt. Aber so richtig eiskalt.

„Benötigen Sie ein Taxi?“, hielt ein Taxi vor mir und ließ das Fenster herunter.

„Danke!“, stotterte ich immer noch überrascht von dem Ereignis und stieg ein. Maximilian Steiner hat mich eiskalt abblitzen lassen. Das hat es wohl noch nie gegeben. Ich war deprimiert. Das ging ja gar nicht. Ich musste das verdauen. Zur nächsten Tankstelle. War ich wirklich so schrecklich, dass mich nicht mal ein Mann nahm, der sonst jede Frau poppte?

Speed- Flachlegen!

Meine Dating Expertin riet mir mich an Orten aufzuhalten, wo es viele potentielle Männer gibt. Und was läge ferner, als selbst einen Sportkurs zu besuchen. Am Besten, wo die Männeranzahl höher ist, als die Frauenanzahl. Also Step-Aerobic und Yoga fallen da schon mal aus. Step- Aerobic ist mir zu anstrengend, mich von einer hochmotivierten „Ich bin glücklich und will das jeden zeigen“ Frau anschreien zu lassen ist nicht mein Ding. Und Yoga ist mir zu langweilig. Ja ich hatte es mal ausprobiert, nachdem alle möglichen Stars davon so schwärmten. Ich war einmal da gewesen, aber gleich mal 150 Euro gezahlt, schließlich war mein Gedanke. Wenn Madonna da hingeht, werd ich nach einer Stunde sicherlich auch so aussehen. Doch nachdem die Frau neben mir beim meditieren zu schnarchen anfing und mich bei meinem Schlaf störte, ließ mein Ich Ich sein. Übrigens suche ich noch immer mein inneres Gleichgewicht, falls es jemand sieht, bitte Bescheid geben! Außerdem sind bei solchen sportlichen Höchstleistungen, wenn überhaupt ein oder zwei Männer dabei und die sind meistens weiblicher, als jede Frau zusammen. Also besuchte ich den Karate Schnupperkurs für Anfänger im FitnessFirst. Ein Fitness Studio für die Schickeria von München. Ein guter Ort für einen guten Fang.

Und es war ein voller Erfolg. Männeranteil 99%! Davon alle durchtrainiert und sehr sportlich. Also Frauen werdet aktiv, ran an die Männer und schmeißt sie zu Boden! Das bitte im wahrsten Sinne des Wortes. Man kommt nicht nur den Männern sehr nah, nein man kann sie auch noch richtig in die Mangel nehmen und es macht wirklich Spaß.

Nachteil? Man schwitzt und man sollte auf keinen Fall sich vorher schminken, wenn dann bitte nur wasserfesten Mascara, sonst wird man schnell abgestempelt.

Mir hat es jedenfalls ein Date mit einem Mann namens Lorenz Müller (38) gebracht. Zwischen einem Soto- Uke und einem Jiyu-Ippon-Kumite erzählte er mir, dass er Architekt sei. Und als ich auf der Matte lag war das Date gemacht. Wenn er nicht mein Traummann war, wusste ich jetzt zumindest, wie ich mich verteidigen muss, falls ein Mann mich mal mit einem Renzuki angreifen würde. Ich würde einfach wegrennen oder die Polizei anrufen, denn ich glaube nicht, dass ich mit meinem „Haiiiiischu!“ ihn wirklich beeindrucken könnte! Ich hatte zwar nach dieser Erfahrung richtig Hunger auf Sushi, aber um ein Date erfolgreicher.

Karateka (Karatefrauen) los ab in die KarateCenter und schmeißt die Männer auf die Matten, sie werden sich freuen!

Ich kam fünf Minuten zu spät und stürmte völlig außer Atem in die Halle hinein. Na okay, ich tat so, als wäre ich hier hergerast, als ginge es um Leben und Tod!

„Ah da kommt ja unser letzter Neuzugang!“, rief ein kleiner Asiate zu mir.

„Tut mir leid, ich habe den Verkehr vollkommen unterschätzt!“ Oder die Zeit, die ich benötigte um das passende Outfit auszusuchen.

„Na dann holen sie sich schnell einen Karategi und kommen sie wieder her!“ Einen was? Wo? Wie?

„Das sind die Kampfanzüge, die finden sie gleich einen Raum weiter!“, bemerkte er meine Unwissenheit. Wie ich hatte also ganz umsonst einen Trainingsanzug zugelegt? Warum sagt mir das vorher keiner. „Gut mach ich!“, schnappte ich meine Tasche und rannte wieder hinaus. Das artete so langsam in Arbeit aus.

„Na stellen sie sich erst einmal zu unserem weiteren Neuzugängen Max und Chris!“, zeigte er auf… Ich konnte es ja nicht fassen, was ging denn hier ab. Das war doch unmöglich. Vor mir stand Maximilian Steiner frech grinsend in einem weißen Karategi. Meiner war 20 Nummern zu groß und sicher für einen Basketballer gedacht, aber seiner passte natürlich genau. War ja klar. Ich hasse Murphys Gesetz! Ich hasse es!

„Hi!“ Hi, ein einfaches Hi???? Ich meine es gibt bestimmt tausend Karatecenter und er musste unbedingt an dem gleichen Tag, im gleichen Center auftauchen wie ich. Das ging ja wohl gar nicht. Moment mal der Einzige der davon wusste…Moritz, du gemeines Biest. War das deine Rache, weil ich dich aus der Milchbar geholt habe? Das war, hinterhältig und gemein. Der kriegt das heimgezahlt.

„Was machst du denn hier?“, zischte ich ihn unfreundlich an.

„Ich wollte mal ein bisschen an meinem Körper arbeiten und du?“, lächelte er einfach in mein Gesicht. Na klar und das ausgerechnet im gleichen Center. Natürlich.

„Ja na klar, was hast du Moritz gezahlt, damit er mit der Info rausrückt?“, fragte ich ihn leise.

„Ich brauchte Moritz nichts bezahlen!“, flüsterte er zurück.

„Okay sie, sie kommen mal nach vorne!“, sprach der Asiate anscheinend mit mir. Och nöö ich hasste es, wenn ich als erstes irgendwo nach vorne musste, vor allem wenn ich von nichts eine Ahnung hatte. Aber ich tat was mir befohlen wurde, denn ganz blamieren wollte ich mich dann doch nicht, vor allem nicht wenn Maximilian Steiner im selben Raum war. Arsch der! Moritz, dass kriegst du definitiv wieder! Aber darauf kannst du dich gefasst machen, ich kann jetzt nämlich Karate. Plötzlich kam ein Schrei von dem 1,40 m Asiaten und ich lag mit einem Schlag auf dem Boden. Hey, das tat weh! Ich sah ihn mit großen Augen an.

„Ich habe ihnen doch gesagt, sie sollen sich über die Schulter abrollen!“, schrie er mich wütend an. Hey hier hatte mir niemand etwas gesagt. Seit wann sollte mich über meine kleine zerbrechliche Schulter rollen lassen. Die arme Schulter, die brauchte ich doch noch.

„Ich war noch nicht fertig!“, sagte ich leise und stand auf. Autsch, das war ein doppelt gebrochener Wirbel. Er stellte sich wieder in Kampfposition. Warum nur ich? Warum nicht Maximilian Steiner, der hätte es verdient auf der Matte zu liegen und nicht ich! Na wenigstens wurde ich in den Tagen von einem Mann auf den Rücken gelegt, auch wenn er nur halb so groß war wie ich. Wumms, schon wieder lag ich auf dem Rücken. „Aua!“, zischte ich leise und hielt meine Hand auf die Hüfte, von wo aus ein stechender Schmerz kam. Ich bin doch kein Kopfkissen, ich bin alt, zerbrechlich und unsportlich!

„Waren sie etwa wieder nicht fertig? In der wirklichen Welt wartet auch kein Vergewaltiger auf sie, bis sie fertig sind!“ Echt nicht? Verdammt, warum denn nicht, ich dachte, die machen so was andauernd.

„probieren wir es mal mit ihnen!“, zeigte er auf Max. Genau, legen sie ihn flach! Aber tun sie ihm so richtig weh. Ich stand mühsam auf und ging an ihm vorbei. War ja klar, er konnte auf wundersame Weise sich perfekt abrollen. Warum auch nicht, der machte das bestimmt täglich. Der hatte sicher genug Geld um sich jemanden zu leisten, der sich freiwillig für ihn abrollen lassen würde.

„Sehen sie, so müssen sie das machen, üben sie das jetzt mit Lorenz!“, deutete auf er auf einen wirklich gut aussehenden Mann. Mindestens 1,80 und bestimmt ein Model oder mehr. Groß, gut gebaut, braune kurze Haare, blaue Augen und sonnengebräunt. Hallo, von dem lass ich mich gerne auf die Matte legen, aber nicht nur einmal.

Als das Training vorbei war, war ich um ein Date reicher und um zwei Wirbel kleiner. Ich konnte förmlich die Muskeln, die ich normalerweise gar nicht hatte, spüren. Ich weiß Muckies, die Schokolade und die Couchdiät ist mir auch viel lieber. Ich ging in die Damenumkleide duschen und machte mich fertig.

„Na so schnell hätte ich nicht gedacht, dass wir uns wieder sehen!“, strahlte mich Max förmlich an, als ich aus der Halle kam. Wollte er mich schon wieder abblitzen? Oder sollte ich es wagen ihn abblitzen zu lassen.

„Ja wirklich was für ein Zufall.“ Wirklich so ein Zufall! Moritz, ich mache Sushi aus dir!

„Also warum bist du hier?“, zündete ich mir endlich eine Zigarette an.

„Weil ich mal was Neues ausprobieren wollte!“ Natürlich, was denn sonst. Ist ja klar, mache ich auch immer. Ich bin auch immer rein zufällig am gleichen Tag in der Karateschule, wie du!

„Ernsthaft, wie viel hat Moritz von dir bekommen, dass er die Information herausrückt und vor allem wozu?“, funkelte ich ihn böse an.

„Moritz hat gar nichts gesagt, ich hatte ihn noch nicht mal gesprochen. Ehrlich!“ Und ich sehe so aus wie Kate Moss. Na gut, jemand sagte mir mal, ich würde Charlize Theron ähnlich sehen, aber im Film Monsters. Erst dachte ich, was für ein nettes Kompliment, bis ich den Film sah. Und ich doofe Kuh, hatte mich noch den ganzen Tag darüber gefreut.

„Na dann, war nett dich wieder zu sehen, wir telefonieren!“, drückte ich meine halb gerauchte Zigarette aus und wollte gehen. Ja ich bin eingeschnappt, er wollte mich nicht, also warum sollte ich jetzt nett zu ihm sein.

„Betty, hättest du Lust auf einen Kaffee?“, kam er mir hinterher. Auf den Blödsinn falle ich nicht noch mal rein. Einmal reichte, zweites Mal wäre dämlich, da könnte er auch George Clooney höchstpersönlich sein, verarschen konnte er jemand anderen. Ich sah zwar dämlich aus, aber so dämlich nun auch wieder nicht.

„Nein danke, ich gehe gleich zu Moritz und mache mit ihm irgendwelchen komischen Maki Griffe!“, lehnte ich lächelnd ab und nahm meine Tasche hoch.

„Nein wirklich, ich würde gern mit dir einen Kaffee trinken gehen.“, folgte er mir. Maximilian Steiner folgte mir, ach sollte er noch eine Weile folgen, ich konnte ja jetzt Karate und außerdem so schnell kriegt er mich nicht mehr.

„Betty, es tut mir Leid wegen gestern. Aber ich bin nicht so gut in erste Dates!“, entschuldigte er sich bei mir. Ich blieb stehen und drehte mich um. War das gerade eben eine Entschuldigung vom Schauspieler persönlich? Lebte ich noch? War ich auf komischer Weise ein Geist geworden? Hatte mich dieser Asiatische Kampfhund getötet? Aber wenn ich tot war, warum konnte ich jeden einzelnen Knochen spüren? Max musterte mich kritisch. Ach er erwartete eine Antwort.

„Na gut, dann lass uns einen Kaffee trinken, hier um die Ecke ist ein Starbucks. Wenn du willst?“, fragte ich ihn nun. Er nickte und wir gingen gemeinsam in den nächsten Starbucks.

„Ich habe dein Buch gestern gelesen!“, lächelte er mich an.

„Oh dann bist du der vierte!“, nuckelte ich an meinem Grande Caramell Moccachino mit Vollmilch. Ich hatte ja trainiert und das würde doch alles gleich doppelt verbrennen oder nicht? Auch egal!

„Ich find es wirklich gut und verstehe nicht, warum das kein Kracher geworden ist.“

„Da sind wir wohl die Einzigen!“, nickte ich kurz. Ich war schon etwas stolz über mein erstes und einziges Buch, aber nachdem mich die Presse so zerrissen hatte, wollte ich nie wieder eins schreiben. Nie wieder.