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Die Formel 1, mal hautnah erleben. Durch ein fiktives Team, welches die WM 1997 bestreitet, erhält der Leser einen Einblick in die Welt der Rennteams. Der Rennverlauf wird jeweils live geschildert, als ob der Reporter vor Ort ist. (Der Autor verfolgte jedes Rennen am Fernseher und studierte die Pressemeldungen) So entstand eine spannende Reportage über die Formel 1, als diese noch ein sportliches Grossereignis war..
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Seitenzahl: 457
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Geri Schnell
Das Team
Formel1 hautnah erzählt
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Das Team
Kurzbeschreibung
Brasilien
Der GP von Brasilien
Die Stunde des Rechtsanwalts
Der Rückzieher
Argentinisches Abenteuer
Das Werk in Miami
Rennwochenende in Imola
Spanien lockt
Monaco Poker
Das neue Werk
Einrichten
Kanada
Zurück in den Alltag
Es geht aufwärts
Harte Arbeit
Budapest
Der Regen in den Ardennen
Gute Zeiten
Trauer
Unerwartete Probleme
Der Nürburgring
Das Saisonfinale
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Impressum neobooks
Formel 1 hautnah erzählt
von Geri Schnell
Der Roman Das Formel 1-Team beginnt mit einem Ausflug dreier ehemaliger Internatsschüler. Die drei Freunde reisen gemeinsam nach Brasilien, um ihren Studienabschluss gebührend zu feiern. Durch die guten Beziehungen zu vier Fotomodellen, welche sich auf eine Fotoserie mit Formel 1 Boliden vorbereiten, knüpfen sie engen Kontakt zum Jon Franklin Racing Team. Vor allem Andi ist an den Boxen als fachkundiger Helfer ein gerngesehener Gast. Mit Jon Franklin, dem Teambesitzer spielt er nach dem Grand Prix von Brasilien in einem Feriencamp nächtelang Poker. Die Einsätze werden immer höher und Andi hat viel Glück. Doch dann, die grosse Ernüchterung, er ist plötzlich Besitzer eines Formel 1-Teams, welches ohne Hauptsponsor dasteht. Augenblicklich sind die Ferien vorbei. Ohne zu zögern packt er an und übernimmt bereits für den Grand Prix von Argentinien die Leitung des Teams.
Jetzt beginnt die eigentliche Geschichte, der Leser beobachtet die drei Freunde bei ihrer Arbeit. Sehr langsam geht es aufwärts, zuerst kämpft man von einem Rennen zum nächsten ums Überleben, doch dann stellen sich die ersten Erfolge ein und man findet einen geheimnisvollen Sponsor. Ab Mitte Saison kann man mit praktisch unbegrenzten finanziellen Mitteln arbeiten. Das bringt schnelle Fortschritte und erste WM-Punkte. Der Leser erlebt die Rennen hautnah an den Boxen, erfährt einiges über die Hintergründe und kann sich selber in die Teamleitung hineinversetzen.
Natürlich wird nicht nur gearbeitet. Auch Liebe, Intrigen, Partys und Sex gehören zur Formel-1. Aus einem fiktiven Team betrachtet, ergeben sich wesentlich interessantere Perspektiven, als wenn man über ein reales Team berichten würde. Man muss auf Persönlichkeitsrechte keine Rücksicht nehmen, die Phantasie kann ohne Einschränkungen spielen. Die Formel-1 Saison 1997 wird dabei noch einmal erlebt. Durch das neue Team wird auch die Weltmeisterschaft stark beeinflusst. Im dramatischen Saisonfinale mixt das Franklin Team entscheidend mit, wer in diesem Roman schlussendlich Weltmeister wird, das wollen wir hier noch nicht verraten.
Andi schaut sich suchend im Flughafen um. Noch kann er keinen seiner beiden Freunde am Treffpunkt erkennen. Nun, er ist auch noch eine Viertelstunde zu früh, aber er hasst es, zu knapp anzureisen. Wie werden seine Freunde aussehen? Immerhin sind es bereits sechs Jahre her, seit sie sich das letzte Mal gesehen haben. In der letzten Nacht im Internat in der Nähe von Lausanne, hatten sie, ob der grossen Freude über das bestandene Abitur, diese Reise vereinbart. Wenn jeder sein Studium erfolgreich abgeschlossen hat, wollen sie gemeinsam eine grosse Reise machen, das hatten sie sich damals geschworen.
Nun ist es also soweit, jeder hat sein Studium erfolgreich beendet. Er selber ist schon etwas weiter. Er hat seine Dissertation schon lange eingereicht und hatte letzte Woche zum Doktor der Physik promoviert. Dies veranlasste seinen Vater, ihn mit einer vollen Kreditkarte auszurüsten, etwas, das er bis jetzt nie für notwendig hielt. Schliesslich hat der sehr konservative Ansichten, auch ein Multimillionär muss mit seinem Sohn streng sein und ihm den sparsamen Umgang mit Geld beibringen. Er hatte es ja auch nicht leicht.
Er weiss nicht warum, aber irgendwie hat Andi das Gefühl, dass diese Reise sein Leben verändern wird.
«Hallo Neil! hier bin ich», ruft er, als er Neil seinen Gepäckwagen aus dem Lift schieben sieht. Erfreut winkt Neil zurück und zeigt an, dass er ihn gesehen hat.
«Hallo Andi», antwortet er erfreut und umarmt seinen Freund so stürmisch, dass einige Leute verwundert die Köpfe schütteln, «wie geht es dem Herr Doktor?»
«Ich habe den Urlaub bitter nötig, aber sonst geht es mir ausgezeichnet. Wo bleibt nur Bob, hat er etwa sein Examen doch nicht geschafft und musste zuhause bleiben?»
«Ach, du kennst ihn doch, immer auf die letzte Minute.»
Es gibt viel zu erzählen. Neil hat nach dem Abitur ein Jurastudium aufgenommen und ebenfalls alle Prüfungen bestanden. Auch seine Dissertation über internationales Recht hatte er bereits eingereicht. Im Gegensatz zu Andi, hat er noch keinen Bescheid, ob die Professoren seine Arbeit für doktorwürdig halten. Sein Vater hat ihm nur einen bescheidenen Betrag geschenkt, aber in den Semesterferien hat er immer gearbeitet, so dass er sich den Urlaub mit seinen Freunden ebenfalls leisten kann. Er wird am Ferienende völlig abgebrannt sein, aber was man in der letzten Nacht im Internat vereinbart, das muss man einhalten. So etwas verpflichtet.
«Die Passagiere nach Rio bitte dringend zum Gate 12!»
«He, das ist unser Flug», meint Neil, «wo nur Bob bleibt?»
Der Aufruf wird bereits das dritte Mal wiederholt und so langsam werden sie ungeduldig. Das ist wieder typisch für Bob, immer auf die letzte Minute. Sie schauen sich bereits fragend an: «sollen sie ohne Bob einchecken?»
Da, endlich kommt er mit seinem Wagen aus dem Lift. Neil winkt ihm zu und Andi schiebt bereits seinen Gepäckwagen zum Schalter, jetzt muss es schnell gehen, denn der Aufruf zum Flug nach Rio wird immer fordernder. Andi kann Bob erst im Flugzeug richtig begrüssen, zu sehr müssen sie sich am Schluss beeilen, doch nun rollt die Maschine zum Start.
Bob hat sich am meisten verändert. Das sind mindestens zwanzig Kilo, die er zugenommen hat, was ihn aber gar nicht zu stören scheint, er ist bester Laune. Die Tatsache, dass er die Prüfungen als Maschinenbau-Ingenieur bestanden hat, ist für ihn doch eine grosse Erleichterung, er hasst den Prüfungsstress. Nun kann auch für ihn das Leben beginnen. Sein Vater hat ihn ebenfalls mit einer Kreditkarte ausgerüstet, wenn auch bei ihm die Limite tiefer angesetzt ist. Die Drei haben sich viel zu erzählen und oft müssen sie so laut lachen, dass die Leute im Flugzeug sich verwundert nach ihnen umdrehen. Erst, als sie die Stewardess charmant daran erinnert, dass die anderen Leute gerne schlafen möchten, wurden sie ruhiger. Andi betrachtet noch eine Weile den wunderbar am Nachthimmel strahlenden Kometen Hale-Bopp, dann kippt auch er seinen Sessel nach hinten und beginnt zu schlafen.
Andi liegt am Pool unter dem Sonnenschirm. Neben ihm Neil, der sich ebenfalls vom Flug erholt.
Andi fühlt sich noch sehr müde und hat sich noch nicht an die Zeitumstellung gewöhnt. Er hat nicht die Absicht, sich in Sao Paulo zu stressen. Er denkt an seine Jugend. Viel Zeit für die Erziehung von Andi hatte sein Vater nie gehabt. Es brauchte viel Einsatz, bis aus dem mittelgrossen Industrieunternehmen, welches ihm sein Grossvater überliess, das Grossunternehmen Krüger Industrie wurde. Er war steht’s darauf bedacht, dass Andi sich seiner Ausbildung widmete, was dieser dann auch tat, denn er wusste genau, das ist die einzige Möglichkeit, seinen Vater zu beeindrucken. Die guten Zeugnisse waren dann auch die einzige Gelegenheit, bei welchen sein Vater grosszügig war und sich wie ein Millionär benahm. Ohne die guten Noten hätte Andi es sicher nicht zu seinem schicken Sportwagen gebracht und auch den Pilotenschein hätte er nie machen können. Aber wie gesagt, er war immer ein sehr guter Schüler.
Es war ein lustiger Abend, damals im Internat, als sie beschlossen nach dem Studienabschluss gemeinsam zu verreisen. Jetzt trifft es sich ausgezeichnet, denn in zwei Wochen findet hier der Formel 1 Grand Prix von Interlagos statt. Schon im Internat waren sie begeisterte Motorsportfans, hatten aber nie die Zeit, einen Grand Prix live zu erleben. Jetzt sind sie im gleichen Hotel abgestiegen, in welchem die meisten Fahrer wohnen. Es ist sündhaft teuer und es brauchte schon die guten Beziehungen seines Vaters, welcher mit Brasilien grosse Geschäfte tätigt, dass sie überhaupt für diese Zeit ein Zimmer buchen konnten. Aber nun sind sie hier und sie müssen sagen, das Hotel ist den Preis wert, es fehlt wirklich an nichts. Natürlich ist es jetzt noch einigermassen ruhig, der Formel-1-Tross wird erst in einer Woche erwartet.
«Weisst du, wo sich Bob herumtreibt?» fragt er Neil, welcher sich eben von seinem Liegestuhl aufrichtet und die Leute am Pool mustert, das heisst natürlich nur die weiblichen.
«Keine Ahnung, sicher treibt er sich an einer Bar rum. Ich weiss gar nicht, woher unser kleines Dickerchen die Kondition nimmt.»
«Soll er sich doch herumtreiben, ich gehe jetzt schwimmen, ich brauche dringend eine Abkühlung.»
«Also los, wer hat zuerst eine Länge geschwommen? - Fertig los!», ruft Neil.
Wie zwei kleine Jungs rennen sie zum Pool und hechten ins kühle Wasser. Die Leute wundern sich, die Zwei machen tatsächlich ein Wettschwimmen, so etwas hat es hier im ruhigen Hotelpool noch nie gegeben.
Gelangweilt schauen ein paar Leute zu, die andern schütteln vor so viel überschüssiger Energie, nur die Köpfe. Dass Andi als Sieger hervorgeht, ist eigentlich schon vorher klar. Neil hatte darauf spekuliert, dass Andi faul liegen bleibt, aber er hat sich geirrt, den kleinen Startvorsprung hat Andi schnell wettgemacht. Kein Wunder, bei seinem durchtrainierten Körper.
«Das kostet dich aber eine Runde an der Bar,» erklärt Neil, als er ausser Atem ebenfalls das Ende des Pools erreicht.
«Du hast Glück, heute bin ich in Spendierlaune. Mit Juristen soll man sich gut stellen, man weiss ja nie, ob sie einem nicht plötzlich als Steuerprüfer wieder begegnen.»
Sie schnappen sich im Vorbeigehen noch ihre Bademäntel und machen sich auf die Suche nach der Bar. Wie nicht anders zu erwarten, sitzt Bob lässig auf einem Barhocker, umgeben von Bikinischönheiten und er scheint die Damen bestens zu unterhalten.
«Hallo ihr Faulpelze», ruft er ihnen zu, «seid ihr auch endlich aufgewacht? Kommt ich stelle euch meine Freundinnen vor.»
«Das gibt’s doch nicht», stellt Neil fest, «wie macht das der Dicke nur?»
«Mit einer Kreditkarte ist das doch kein Problem, oder?»
«Du hast gut reden, ich habe nicht so gute Sponsoren wie ihr, diesen Palast kann ich mir eigentlich gar nicht leisten.»
«Nun jammere doch nicht so, denke doch nur an die fetten Börsengewinne, die du im letzten Jahr gemacht hast, ausserdem konntest du mit deinen Ferienjobs gut dazu verdienen. Wen wir schon in diesem teuren Hotel abgestiegen sind, wollen wir uns auch standesgemäss verhalten, sonst ziehen wir besser in eine Jugendherberge.»
«Gut, vergessen wir's, von meiner Studentenzeit bin ich immer noch gewohnt zu sparen, aber in diesen Ferien versuch ich's zu vergessen. Schliesslich macht man nicht jeden Tag seinen Studienabschluss.»
Inzwischen haben sie die Bar erreicht und Bob stellt ihnen die vier Schönheiten vor.
«Darf ich vorstellen, - Dixi, Jodi, Laila und Raffaela!»
Es sind tatsächlich sehr hübsche Mädchen. Wie Bob stolz erklärt, sind es Fotomodelle, welche für Aufnahmen mit Grand Prix Boliden nach Brasilien gereist sind. Auch in Argentinien werden die vier mit von der Partie sein. Da sie vom Winter in Europa noch etwas blass sind, wurden sie ein paar Tage früher eingeflogen, damit sie noch etwas Farbe bekommen. Wenigstens trifft dieser Grund auf drei zu, die vierte hat als Mulattin ihre schöne Hautfarbe schon in die Wiege gelegt bekommen.
«Was trinken die Damen?», fragt Andi, «ich muss eine Runde spendieren.»
«Wir dürfen leider nur Mineralwasser trinken. Die Figur- du verstehst?», erklärt die braunhaarige Jodi.
«Da kann man nichts machen, so wird es halt etwas günstiger.»
«In einer halben Stunde müssen wir wieder an die Sonne, die Streifen müssen noch verschwinden, aber von der Mittagshitze sind wir dispensiert, da hat sogar unser süsse David erbarmen», kichert die blonde Dixi, welche wirklich noch etwas mehr Farbe brauchen kann, für ein Model ist sie sehr blass.
«Ich werde sie mit viel Gefühl einreiben», verspricht Bob, «so zarte Haut darf man nicht verbrennen lassen.»
«Und was ist mit mir?», wehrt sich Andi, «schliesslich habe ich den Drink bezahlt.»
«Siehst du nicht, dass sich die Damen nicht kaufen lassen», erklärt Bob, «das habe sie wirklich nicht nötig. Aber lassen wir das Glück entscheiden. Kopf oder Zahl?»
«Zahl!»
«Du hast gewonnen, bei deinem Glück solltest du schon lange verheiratet sein. So ist das Leben, einfach ungerecht.»
«Nicht traurig sein», flötet die schwarzhaarige Laila, «ich bin auch noch da und wenn du es so sanft machst, wie du versprichst, lass ich mich einreiben, auch wenn ich es nicht mehr nötig habe.»
Nun bestreitet Bob wieder das Unterhaltungsprogramm, er ist ein guter Witzerzähler, auch wenn er manchmal einige Sprachschwierigkeiten hat, denn in Englisch wirkt nicht jeder Witz gleich wie in Deutsch. Die vier Schönen sind aber nicht sehr anspruchsvoll, sie sind zufrieden, dass es jüngere Männer sind, welche sich um sie kümmern, sonst haben sie es meistens mit älteren Semestern zu tun. Welche jungen Leute können sich schon solche Hotels leisten.
Eine halbe Stunde später geht die ganze Gruppe zu den Liegestühlen am Rand des Pools. Nun ist es Zeit, dass die Vier sich ihrer Bikinis entledigen, jeder übernimmt bei einem Mädchen das Einreiben. Raffaela kommt da natürlich zu kurz, denn sie braucht bei ihrer Hautfarbe wirklich keine Sonnencreme. Andi geniest es, die blonde Dixi zu massieren. Sie hat keinerlei Hemmungen. Auch als er sich etwas gar lange mit ihrem Busen beschäftigt, reagiert sie nicht abweisend, im Gegenteil, es scheint ihr zu gefallen. Als die umliegenden älteren Männer langsam Stielaugen bekommen, muss er die Massage beenden, was auch für ihn besser ist, denn so langsam wird es in der knappen Badehose sehr eng.
Plötzlich wird Andi aus seinen Träumen aufgeschreckt. Ein schlanker, extrem nervöser Mann besucht die Mädchen und gestikulierte wild. Andi muss sich zuerst an das komische Englisch des Sonderlings gewöhnen. Schliesslich begreift er, es ist der Chef der Models, der Fotokünstler.
«Unglaublich, einfach kein Platz im Flugzeug, alles ausgebucht», einem Nervenzusammenbruch nahe jammert der süsse Junge vor sich hin, «dabei muss ich unbedingt Aufnahmen mit den Iguazu-Fällen im Hintergrund machen, so steht es im Vertrag.»
«Das können sie unserm süssen David nicht antun», flötet Raffaela und will ihn tröstend an ihren nackten Busen drücken.
«Ach - lass das!», wehrt er angewidert ab, «du weisst, dass ich das nicht mag! - Ich stehe einfach nicht auf Mädchen.»
Inzwischen bemerkt er, dass die Mädchen nicht allein am Pool liegen. Interessiert mustert er ihre neuen Freunde. Sofort bemerkt er den feinen Körper von Neil und wird augenblicklich noch nervöser.
«Würdet ihr mich mit dem netten Herrn bekannt machen?», fragt er begeistert, «es ist nett von euch, dass ihr auch an mich denkt.»
Neil wird ganz rot im Gesicht, er ist sich so charmante Liebeserklärungen nicht gewöhnt. Er reicht David zwar die Hand zum Gruss, schliesslich darf man nicht unhöflich sein, zieht sie aber sofort scheu zurück, was bei David nur noch mehr den Eroberungsinstinkt weckt, aber er scheint begriffen zu haben, dass er nicht mit der Tür ins Haus fallen darf.
«Also, wo liegt jetzt ihr Problem?», fragt Bob neugierig.
«Wir müssen heute die ganze Nacht im Bus nach Iguazu fahren, das ist die einzige Möglichkeit, sonst schaffen wir es nicht, die Aufnahmen zu machen», erklärt er immer noch sehr hektisch, «ich weiss, in diesem stinkenden Bus, bei diesen ordinären Leuten. Ich weiss nicht, ob ich das aushalte.»
«Der ist ja wirklich schwul bis in die Zehenspitzen», denkt Andi für sich, «dabei hat er immer so hübsche Mädchen um sich.»
«Das überlebst du doch nicht», beruhigt ihn Dixi und streicht ihm sanft über den Po, «aber wir sind ja bei dir, es kann nichts passieren.»
«Aber eine Scheissorganisation ist das schon!», stellt Jodi fest, «ich habe auch keinen Bock darauf, die ganze Nacht im Bus zu verbringen. Am Morgen sehen wir dann aus wie durch den Wolf gezogen! Wie soll man da noch gut aussehen?»
«Wartet noch einen Moment bevor ihr die Bustickets bestellt», erklärt Andi, «ich muss schnell einen Anruf tätigen, vielleicht gibt es doch noch eine Alternative.»
Andi verschwindet an der Rezeption und diskutiert mit dem Hoteldirektor. Der verwirft zuerst die Hände, dann nimmt er doch den Hörer und wählt eine Nummer. Wild gestikulierend wird diskutiert, dann schüttelt er den Kopf und legt auf. Wählt aber bereits eine weitere Nummer. Wieder dasselbe Spiel. Nacht dem fünften Anruf hellt sich seine Miene auf und er gibt Andi stolz den Hörer. Nun diskutiert Andi in englische Sprache. Es braucht einiges, bis sich die Miene von Andi aufhellt. Er hat es geschafft. Stolz kehrt er zu den Liegestühlen zurück.
«Alles in Ordnung, wir fliegen morgen mit einer gemieteten Cessna nach Iguazu. Ich brauche sowieso noch einige Flugstunden. Ihr zahlt mir einfach den Preis für die normalen Tickets, den Rest übernimmt meine Kreditkarte.»
Die Mitteilung von Andi wird in der Gruppe am Pool mit Begeisterung aufgenommen. Bob gibt eine Runde aus und David gibt Neil einen Kuss, dass dieser ganz entsetzt zurückweicht.
Andi ist froh, dass er wieder einmal ein paar Stunden fliegen kann. Sein Vater hatte ihm damals, als er das Abitur abschloss, nebst dem Führerschein auch das Flugschein machen lassen. Später hatte er dann jedes Jahr Probleme, die erforderlichen Flugstunden zu absolvieren. In den Sommerferien flog er seinen Vater meistens fünf Wochen lang von einer geschäftlichen Besprechung zur nächsten. Später machte er auch noch der Flugschein für Blindflug und für zweimotorige Maschinen, denn eine solche musste er für morgen mieten, damit alle acht Personen Platz finden.
Am Pool wird die Stimmung immer gelöster, jeder freut sich auf den morgigen Tag. Die Iguazu-Fälle stehen eh auf ihrem Programm. Ob man ein paar Tage früher hinfliegt, spielt keine grosse Rolle.
Der Kellner richtet es so ein, dass die Acht einem gemeinsamen Tisch fürs Nachtessen bekommen. Man scherzt und lacht zusammen. Die Mädchen haben viele lustige Episoden aus ihrer Modellkarriere zu erzählen, so dass der Abend sehr unterhaltsam verläuft. Andi muss sich schon früh zurückziehen, denn wenn er morgen fliegen will, so muss er ausreichend geschlafen haben. Ein Flug mit einer unbekannten Maschine, in einem Land, in dem er noch nie geflogen ist, wird von ihm alles abverlangen.
Auf sechs Uhr ist bereits das Taxi bestellt. Gefrühstückt wird erst am Flugplatz. Während Neil mit den andern in der kleinen Baracke versucht ein Frühstück aufzutreiben, sieht sich Andi und Bob schon die Maschine an. Ihr Zustand ist sehr gut, er ist zufrieden. Bob übernimmt das Verstauen der Gepäckstücke und Andi überprüft die technischen Daten und lässt bereits die Motoren warmlaufen. Dabei achtet er aufmerksam auf jedes Geräusch. Alles ist in Ortung, er hat ein gutes Gefühl.
Eine halbe Stunde später rollen sie zur etwas holperigen Startbahn. Es ist eng im Flugzeug, aber als Alternative zum Bus nimmt das jeder in Kauf. Das Flugzeug liegt gut in der Luft und Andi hat keine Probleme. Auch die Navigationsinstrumente sind auf dem neusten Stand, so dass sie schon bald die Iguazu-Fälle als weissen Punkt am Horizont auftauchen sehen. Durch den Kontrollturm von Iguazu lässt sich Andi die Erlaubnis geben, dass er ein paar Runden über die Fälle drehen darf, ohne dass er auf die Staatsgrenzen Rücksichtnehmen muss.
Das Naturschauspiel ist wirklich einmalig und beeindruckt alle im Flugzeug. Auf einer Breite von mehreren hundert Metern gibt es eine Vielzahl von kleinen Fällen. Aber der Wasserfall im Zentrum ist das Gewaltigste welches Andi je gesehen hat. Die ungebändigte Energie, mit welcher das Wasser in die Tiefe stürzt, ist sehr beeindruckend.
Nach einer problemlosen Landung fahren sie mit dem Taxi ins Hotel, in welchem für die Models Doppelzimmer reserviert wurden. Bob, Neil und Andi werden sicher in einem Zimmer unterkommen.
Der Tag in Iguazu verläuft sehr anstrengend. David ist wirklich ein grosser Künstler, der nichts dem Zufall überlässt. Wie er seine Damen ins rechte Licht rückt, respektive vor den schönsten Hintergrund stellen kann, ist beeindruckend.
Nach dem gemeinsamen Nachtessen zieht man sich ins Zimmer von Dixi zurück. Dieses hat, ausser einem grossen Bett, noch zusätzlich eine Polstergruppe. Auch wenn das Zimmer grosszügig gebaut ist, wird es für acht Personen eng, so dass Körperkontakt nicht verhindert werden kann.
Mit der Aufteilung der vier Paare gibt es grössere Schwierigkeiten, den David ist immer noch sehr intensiv hinter Neil her und verhindert eifersüchtig, dass der sich einem der Mädchen nähern kann. So müssen Andi und Bob sich meistens mit zwei Hübschen befassen.
Nach einiger Zeit hat man sich aber der Situation angepasst. Andi und Bob geniessen es, zwischen Laila und Raffaela, beziehungsweise, zwischen Laila und Jodi zu sitzen. Neil liegt neben Raffaela und Dino, was Neil wenigstens die Möglichkeit gibt, etwas mit Raffaela zu flirten, während er die Bemühungen von David mit Humor abzuweisen versucht.
Dixi ist die erste der Mädchen, welches bei Bob mit einem kühnen Kontrollgriff feststellen will, ob sie eine gewisse Wirkung erzielen kann. Das Ergebnis ist für sie so befriedigend, dass ihre Hand an der besagten Stelle bleibt und sich weiter bemüht, dass sich der Effekt noch verstärkt.
Diese Bemühungen bleiben auch den anderen Mädchen nicht verborgen und auch Andis Hände sind jetzt beschäftigt. David schaut dem Treiben neben ihm interessiert zu und bekommt grosse Augen, als Laila sich nicht scheut, das Ding von Bob ins Freie befördert. Nun hat auch Raffaela Erbarmen mit Neil und streichelt seinen, wenn auch nur durch die Hose. Inzwischen spielt Andi mit dem Busen von Dixi. Das Begrabschen geht gegenseitig munter weiter und da sich jetzt niemand zurückhält, wird die Stimmung immer erotischer.
Auch am nächsten Tag besucht man nochmal die Fälle. David schiesst hunderte von Fotos und freut sich schon auf das zu erwartende Honorar. Dass er gestern seit langem wieder einmal eine Frau befriedigt hat, scheint ihn nicht zu stören, alle hatten ihren Teil beigetragen, dass es eine wilde Nacht wurde.
Am Nachmittag macht Andi den Vorschlag, statt nach Interlagos zurückzufliegen, noch einen Abstecher nach Brasilia einzuschieben. David ist hell begeistert, die Zeit bis die Grand Prix Stars im Hotel auftauchen auf diese Art zu nutzen. Die schönen Körper, vor den modernen Bauten, ein grossartiges Motiv. Irgendwie schaffen sie es, noch ein Hotel zu buchen und am späteren Nachmittag wird gestartet. Abends im Hotel sind alle so müde, dass man sich allein in die Zimmer zurückzieht, der gestrige Abend reicht noch.
Andi fliegt die Gruppe noch drei weitere Tage durch Brasilien. Die Miete für das Flugzeug ist relativ günstig und David verspricht ihm, ein Teil der Kosten auf seine Spesenrechnung zu verbuchen. So gelangen sie auch nach Manaus, eine Nacht verbringen sie in einem Baumhotel im Dschungel, inmitten von Papageien und anderen exotische Tieren und Pflanzen. Nach einem langen Rückflug, erreichen sie todmüde Sao Paulo. Jeder zieht sich sofort in sein Zimmer zurück, um auszuschlafen. Besonders die Mädchen haben jetzt Ruhe nötig, sie müssen am Nachmittag für die ersten Fotos bereit sein und da machen sich verschlafene Augen sehr schlecht.
Am Morgen fallen Andi am Frühstückstisch einige bekannte Gesichter auf. Noch sind es nicht die grossen Stars. Teamchefs und Fahrer sind noch keine hier. Aber einige Reporter und Konstrukteure sind bereits eingetroffen. Jodi, das erste Mädchen, welches sich beim Frühstück zeigt, muss sich von einem Tisch zum Nächsten begeben und Begrüssungsküsschen verteilen. Sie scheint in dieser Szene bekannt zu sein. Andi ist überrascht, dass sie am Ende der Begrüssungstour an seinem Tisch Platz nimmt, was bei den Leuten der Szene doch einiges Erstaunen auslöst. Wer ist dieser gutaussehende junge Mann?
Das gleiche Spiel wiederholte sich, als die anderen Mädchen erscheinen und die Leute schauen immer eifersüchtiger zu Andi. Ihre Neugierde wird nur unwesentlich geringer, als endlich Bob und Neil auftauchen. Die Zwei hatten einen langen Schlaf bitter nötig, sie wurden die letzten Tage sehr gefordert.
Am Nachmittag geht es erstmals zur Rennstrecke. Noch zwei Tage bis zum Beginn des Trainings. Der Presseausweis von David öffnet ihnen die Tore zur Boxenstrasse. David revanchiert sich auf diese Weise bei Andi für die abenteuerliche Fotoserie, welche er ohne seine Hilfe nie hätte realisieren können. Bei den grossen Teams dürfen sie die Boxen nicht besuchen, die bleiben geschlossen. Die kleineren Teams sind aber für jede Publizität dankbar.
Beim Jon Franklin Racing Team, sind sie gerngesehene Gäste. Jedes Foto von den Boliden in Zeitungen und Magazinen wird begrüsst, denn mit seinen Resultaten gelangt das Team nicht in die Schlagzeilen. Die Models posieren auf und in den Boliden, in farbigen Kleidern oder auch mal ohne. Zuerst schaut Andi der Knipserei von David zu. Später zieht er sich in das Boxeninnere zurück und schaut den Mechanikern bei ihrer Arbeit zu. Für die Fotos steht der Ersatzwagen zur Verfügung, in der Werkstatt wird intensiv am Rennauto gearbeitet. Alles ist sehr hektisch, aber niemand stört sich daran, dass Andi zuschaut.
«Wo ist der Elferschlüssel?», fragt ein Mechaniker, tief über den Motor gebeugt. Andi sieht einen Schlüsselsatz auf der Werkbank liegen und sucht den Elfer raus und reicht ihn dem Mechaniker.
«Danke, halte mal den da», erklärt der Mechaniker und bemerkt gar nicht, dass Andi eine fremde Hilfskraft ist. Nach zehn Minuten arbeiten die Beiden zusammen, als ob sie schon jahrelang miteinander gearbeitet hätten. So geht es die längste Zeit und der Mechaniker kommt mit seiner Arbeit gut voran.
«So, und jetzt den Auspufftopf Nummer drei!»
«Keine Ahnung wo ich den finden kann», erklärt Andi.
«Was bist den du für ein Anfänger?», erkundigt sich der Mechaniker und taucht aus dem Motorraum auf, «oh, Entschuldigung! Sie können das natürlich nicht wissen, aber trotzdem besten Dank! Ich habe nicht bemerkt, dass sie nicht vom Fach sind. Kommen sie mit.»
Zusammen gehen sie zu den Materialkisten. Der Mechaniker nimmt eine Liste zur Hand und schaut nach.
«Der muss in Kiste fünf unten links sein. Schauen wir nach», nach kurzem Umladen von einigen andern Auspuffteilen, findet er das gesuchte Teil, «komm mit, ich gebe dir ein Kombi.»
Kurze Zeit später steht Andi im Kombi, stolz wie ein Chefmechaniker neben dem Boliden und spielt Handlanger. Jetzt erklärt ihm der Mechaniker alles so genau wie möglich. Bald merkt er, dass Andi kein Laie ist, von Autos hat er zwar keine grosse Ahnung, aber von Technik allgemein versteht er sehr viel. Als Doktor der Physik ist das natürlich kein Wunder, aber das weiss der Mechaniker ja nicht. Zum quatschen haben sie wirklich keine Zeit, den der Motor will einfach nicht sauber laufen, dauernd stellt er wieder ab. Verzweifelt sucht man im Computer nach dem Fehler. Mal probiert man dies, mal jenes, aber der Erfolg will sich nicht einstellen. Bob und Neil schauen dem neuen Hilfsmechaniker belustigt zu. Auch sie haben eine wichtige Aufgabe, sie halten die Models in guter Laune und es stört sie überhaupt nicht, dass sie die Arbeit allein verrichten müssen. Ein Küsschen da, ein wenig streicheln dort. Das ist genau das, wie sie sich Brasilien vorgestellt haben.
Um acht Uhr werden die Boxen geschlossen und man fährt zurück ins Hotel. Der Mechaniker hat den drei neuen Freunden, je einen Ausweis ausgestellt, welcher sie als Gäste des Jon Franklin Racing Team ausweisst, so dass sie sich auch morgen an den Boxen aufhalten können. Das ist mehr als sich Andi je erträumt hat, ein ganzes Grand Prix Wochenende hautnah in einer Box verbringen, das ist schon ein schönes Geschenk.
Nach dem Nachtessen trifft Andi den Mechaniker im Massanzug an der Bar. Er setzt sich zu ihm und nun können die Zwei sich endlich etwas besser kennen lernen. Der Mechaniker ist niemand anders, als der Chefingenieur Jeff Roots, welcher für den Motor zuständig ist. Da die meisten Mechaniker noch mit dem Einrichten der Box beschäftigt waren, hatte er sich selber in das Kombi gestürzt um den neuen Auspufftopf zu montieren. Das erste Rennen vor drei Wochen in Australien war eine Katastrophe. Die Konkurrenz war ihnen nur so um die Ohren gefahren. Die Qualifikation für das Rennen schafften sie nur ganz knapp. Im Rennen konnten sie nur hinterherfahren. Mit zwei und drei Runden Rückstand schaute dank den vielen Ausfällen mit den Rängen neun und zehn noch ein akzeptables Ergebnis heraus, doch das Schlimmste war, dass die Autos während dem ganzen Wochenende insgesamt keine zwei Minuten in der Direktübertragung zu sehen waren. Das ist für den Sponsor nicht interessant.
Der Motor erreicht einfach nicht die Werte, die er auf dem Prüfstand bringt. Die letzten drei Wochen hat er gerechnet und analysiert, an was es liegen könnte. Am Schluss der Analyse, war er überzeugt, dass es der Auspufftopf sein muss. Das Ergebnis von heute ist allerdings ernüchternd, ja sogar frustrierend.
«Moment, da kommt der Chef Jon Franklin, zurzeit der einzige Amerikaner im Formel-Eins-Zirkus. Ich werde dich vorstellen, aber ab sofort, kein Wort über Autos und Mädchen, er wurde soeben geschieden und über das Auto möchte ich heute nicht mehr sprechen, es ist schlimm genug, wenn er es morgen erfährt, dass die Kiste nicht läuft.»
«Abgemacht. Ich werde mir Mühe geben.»
«Hallo Jon», ruft es durch die Bar. Der Chef kommt auf sie zu und begrüsst sie.
«Hallo Dirk, schön dich zu sehen!»
«Darf ich vorstellen, - Andi Krüger, Doktor der Physik - Jon Franklin Besitzer des Jon Franklin Racing Teams!»
So lernt Andi den Chef persönlich kennen. Wie abgemacht wird den ganzen Abend nicht über Autos und Mädchen geredet. Andi schafft es trotzdem, von seiner Brasilienrundreise zu erzählen, ohne dass er auf die Models eingeht. Doch gegen Mitternacht wird der Gesprächsstoff langsam knapp, dazu kommt, dass sich Dirk zurückziehen muss, weil er morgen einen strengen Tag hat.
«Hast du Lust auf eine heisse Pokerpartie?», fragt Jon.
Andi nickt zustimmend, im Internat hatten sie halbe Nächte lang durchgespielt. In letzter Zeit hatte er dazu wenig Gelegenheit gehabt. Mit der Kreditkarte vom Papa macht es allerdings nicht so viel Spass wie damals im Internat. Um den Reiz zu steigern, steigen die Einsätze laufend und erreichen gegen zwei Uhr dreistellige Dollarwerte.
Als Andi total übermüdet in seinem Zimmer seine Finanzen überprüft, stellt er fest, dass er über dreitausend Dollar gewonnen hat. Genau genommen, ist es sein erstes selber verdientes Geld. Er hat ein schlechtes Gewissen, aber Jon steigert dauernd die Einsätze, er hat nur mitgehalten.
Am nächsten Tag sind Andi und seine Studienfreunde wieder Gäste an der Box des Jon Franklin Racing Teams. Es wird intensiv gearbeitet, denn heute ist der letzte Tag, um die Boliden in einen rennfertigen Zustand zu versetzen. Morgen beginnt das freie Training und am Samstag gilt es ernst. Andi und Jeff sind auch heute ein Team und arbeiten intensiv an der neuen Auspuffanlage. Bob und Neil kümmern sich um die Models, welche eine intensive Betreuung brauchen, um bei guter Laune zu bleiben. Ab und zu ein Küsschen und schon strahlen sie aufs Neue um die Wette.
Am späteren Nachmittag trifft Jon persönlich an der Box ein. Er hat seine beiden Piloten am Flughafen abgeholt und ins Hotel gefahren. Andi und seine Freunde werden sie vielleicht heute Abend beim Nachtessen kennen lernen. Jetzt muss Andi eine Pause einschalten und sich ebenfalls vor der Box mit den Models unterhalten, denn in der Box findet die Teambesprechung statt. Das Vertrauen von Jon geht noch nicht soweit, dass er an der Sitzung teilnehmen darf. David nützt die Situation aus und Andi posiert als ölverschmierter Mechaniker für verschiedene Fotos. Die Sequenzen sind teilweise so heiss, dass Bob ganz grosse Augen macht und gerne mit Andi tauschen würde.
«Gibt es noch eine Revanche für gestern?», fragt Jon, als er nach der Sitzung auf die Boxenstrasse heraustritt.
«Da kann ich nicht nein sagen», erklärt Andi, «das ist Ehrensache. Also wo spielen wir?»
«Am ruhigsten ist es im Hotel. Wir könnten auf meinem Balkon, mit guter Sicht auf den Pool, noch ein paar Runden spielen. Ich nehme dich in meinem Auto mit.»
Da auch David mit seinen Fotos fertig ist, fährt man gemeinsam zum Hotel zurück. Nach einer Dusche, besucht Andi Jon in seinem Zimmer, während Bob und Neil sich mit den Models vergnügen. David ist für einmal allein in die Stadt gefahren, vermutlich sucht er sich einen hübschen Strichjungen.
Die Pokerpartie wird wieder mit sehr hohen Einsätzen weitergespielt. Jon ist relativ erfolgreich.
«Oh, entschuldige, wir müssen unterbrechen», unterbricht Jon die Party, «ich muss mit meinen Fahrern die Taktik für das Rennwochenende besprechen.»
Die Abrechnung sieht für Andi nicht gut aus. Er muss seine Kreditkarte mit gut tausend Dollar belasten. Aber was soll’s, er hat einen einmaligen Nachmittag an den Boxen verbracht. Er wird sicher noch einige Zeit daran zurückdenken und bei jedem Grand Prix den er am Fernseher verfolgt, werden im die Erlebnisse in Erinnerung gerufen und er kann seinen Freunden erzählen, wie es damals war. Sicher ein Erlebnis, das die tausend Dollar wert ist. Ausserdem ist er fest entschlossen, das Geld zurückzugewinnen.
Das Nachtessen nehmen sie wieder mit den vier Models ein. Jon kommt nur kurz an seinen Tisch und stellt ihnen die beiden Fahrer vor. Sonst hat er keine Zeit, die Reporter belagern ihn. Sie stellen einige Fragen und erwarten Antworten. Auch mit seinen Fahrern ist noch nicht alles geklärt. Erst später am Abend kommt Jeff noch zu ihnen an den Tisch.
«Morgen darfst du dich nur in der Boxenstrasse aufhalten. Die Boxe ist für dich geschlossen, die Fahrer sind sehr misstrauisch und dulden keine fremden Leute im Bereich der Autos. Sie haben einfach Angst vor Sabotage und das verstehe ich, ohne Vertrauen zu ihrem Auto müssen sie gar nicht auf die Streck, dann hat es keinen Sinn sich abzumühen. Aber trotzdem, es hat mit dir Spass gemacht. Mit eurem Ausweis könnt ihr euch vor der Box und bei der Zeitmessung frei bewegen. Also wir werden uns morgen sicher noch sehen.»
Nachdem sich der Essraum langsam leert, zieht man sich ins Zimmer von Dixi zurück. Auf dem grossen Balkon ist genügend Platz, auch wenn es etwas eng wird. Da David nicht mit von der Party ist, gibt es keine Probleme. Wer mit wem, was vorführt, wird bei einem Kartenspiel ausgeknobelt. Das jeweilige Paar muss eine gewagte Show abziehen, schon nach den ersten Runden wird die Stimmung so angeheizt, dass die Spiele immer heisser werden. Auf den Nachbarbalkonen haben sich sogar einige Zuschauer eingefunden, was den Reiz noch zusätzlich erhöht.
Am nächsten Morgen müssen sie früh aufstehen. Es dauert einige Zeit um an die Rennstrecke zu gelangen, man will schliesslich das Training nicht verpassen. Auch wenn es nicht um Startpositionen geht, so hofft doch jeder, dass der neue Auspuff den Abstand zur Konkurrenz verringert. Die Stimmung ist optimistisch. Die Fahrer fühlen sich in Superform und die Messwerte beim letzten Motorentest waren Erfolg versprechend. Natürlich konzentrieren sich die Ingenieure und Mechaniker hauptsächlich auf Mick, dem Nummer eins Fahrer aber Ted kann sich nicht beklagen. Wichtig für Jon ist, dass Mick in den USA gut ankommt, das ist er dem Hauptsponsor Bausch & Lomb schuldig.
Auch wenn Andi sich nicht mehr in der Box aufhalten darf, kann er von der Boxenstrasse aus die Hektik und Spannung spüren, welche auf dem Team lastet. Die Atmosphäre ist höchst aufregend. Mit dem Motoreningenieur Jeff Roots versteht er sich ausgezeichnet. In jeder Rauchpause die Jeff einschaltet, fachsimpeln die zwei vor der Box. Andi versteht als Physiker viel von Aerodynamik und hochtourigen Maschinen, so dass Gespräche auf höchstem Niveau geführt werden. Wenn Jeff arbeitet, schaut Andi den Models beim Shooting zu, oder macht sich mit Botengängen nützlich.
Das Training läuft jetzt schon fünfzehn Minuten. Die ersten Runden haben Mick und Ted ohne grosses Risiko hinter sich gebracht. Ted will soeben eine schnelle Runde starten, als Larini im Sauber rausfliegt. Die gelben Flaggen stoppen ihn. Das Training wird unterbrochen ohne dass einer der beiden Fahrer eine gute Runde erwischt hat.
Endlich geht das Training weiter. In der Pause konnten noch einige Korrekturen an der Abstimmung vorgenommen werden. Der Motor startet gut und läuft rund. Ted verlässt die Boxen und drei Leute rennen vor zur Boxenmauer, die andern schauen auf den Zeitcomputer oder auf den Fernsehmonitor im Zuschauerbereich zu. Im Bild taucht Ted nicht auf, so ist die Spannung gross bis er endlich bei den Zwischenzeiten auftaucht.
Andi ist froh um die Ohrmuschel, denn der Lärm der Boliden auf der Zielgerade ist enorm. Endlich taucht Ted auf und geht auf die nächste Zeitrunde. Jetzt gilt die Aufmerksamkeit den Zwischenzeiten. Andi hat eine neue Aufgabe erhalten, er hütet die Schachtel mit den Zahlen für die Boxentafel.
Die Zeiten sind nicht überragend, aber für Ted ist es das, was man von ihm erwarten kann. Die erste Runde beendet er als achtzehnter. Auch die zweite Zwischenzeit zeigt plus eine Sekunden und ein paar Hundertstel. Er hat sich geringfügig verbessert, ist aber inzwischen auf Platz zwanzig abgerutscht. Die Miene von Jon verfinstert sich und versteinert sich sogar, als er die nächste Zwischenzeit sieht. Drei Zehntel schlechter, das Auto liegt nicht mehr gut, irgendetwas stimmt nicht, vermutlich sind die Reifen abgeflacht und er kämpft mit Vibrationen.
Jetzt ist auch Mick auf einer schnellen Runde. Die Zwischenzeit liegt eine halbe Sekunde unter der Zeit von Ted. Ein Lächeln huscht über das Gesicht von Jon. Mick wird noch etwas schneller, aber es reicht nur zu Platz vierzehn. Auch Mick schafft es nicht, das Fernsehen auf sich aufmerksam zu machen. Trotzdem, die Zeit ist viel versprechend.
Das Training geht langsam dem Ende entgegen, die letzten acht Minuten laufen. Beide Fahrer sind draussen. Auch die Reifenwahl für das Wochenende ist getroffen. Jetzt geht es noch darum, sich einen guten Platz im Tagesklassement zu erkämpfen und die Abstimmung mit fast leeren Tanks zu finden. Die erste Zwischenzeit von Mick ist sehr gut, nochmals vier Zehntel schneller, das ist doch etwas. Doch dann verwirft Jon die Hände, Mick muss voll auf die Bremse stehen, hat ihm doch ein Mac Laren-Mercedes das Loch zugemacht. Die Runde ist futsch. Nach dem Zwischenfall hält sich Mick zurück, denn er weiss, dass die Runde im Eimer ist, also setzt er alles auf die Nächste. Wenigstens hat der Kerl das Hirn nicht verloren und macht es richtig.
Optimistisch donnert er wieder mit Vollgas über die Zielgerade, die erste Zwischenzeit ist noch einmal drei Zehntel schneller, das sieht verdammt gut aus. Gespannt schaut Andi die Zielgerade hoch, da endlich kommt Mick, aber wie, sein Wagen ist weit weg von der Ideallinie und liegt beinahe quer zur Fahrtrichtung. Wenigstens kann er ihn abfangen, aber auch diese Zeit ist futsch.
Etwas besser macht es Ted. Er ist zwei Zehntel schneller als Mick. Immerhin Rang sechzehn. Die Qualifikation ist, wenn es so läuft morgen nicht gefährdet. Der Wagen von Mick läuft nicht mehr gut, er kann sich nicht mehr steigern.
Aus, das Training ist gelaufen, das Ergebnis ist ernüchternd. Am Ende des Trainings sind es die Plätze sechzehn und zwanzig. Für einen Amerikaner ist das zu wenig. In Amerika muss man gewinnen, wenn man Schlagzeilen ernten will und die braucht das Team.
Mit hängendem Kopf verlässt Jon die Box. Der Saisonstart verläuft ernüchternd. Er hat so grosse Erwartungen in seinen Chevrolet-Motor und seine neuen Fahrer gesteckt. Auch der neue Konstrukteur ist ein erfahrener Mann. Natürlich musste er ihm einige Tests aus finanziellen Gründen absagen, aber das müssen andere Teams auch. Er winkt noch Mark den Chefingenieur zu sich.
«Du weisst was zu tun ist, morgen, wenn es um die Startplätze geht, brauchen wir ein besseres Ergebnis!»
Jetzt winkt er Andi, er soll ihn ins Hotel begleiten, «Andi komm, hier sind wir nur im Weg. Ich lade dich im Hotel zu einem Drink ein.»
Andi und seine Freunde begeben sich mit Jon zu seinem Mercedes. Das Training wird mit keinem Wort mehr erwähnt. Unter den schattigen Bäumen am Pool werden die Karten gemischt. Jon hat das Spielfieber gepackt. Schnell hat Andi den Verlust von gestern wieder wettgemacht. Jon spielt in seinem Frust viel zu riskant.
«So, für heute müssen wir aufhören», meint Jon und stellt Andi einen Check aus, «das Nachtessen muss ich mit dem Team einnehmen, es gibt noch einiges zu besprechen. Wir sehen uns Morgen an der Box.»
Am nächsten Tag warten alle gespannt auf den Beginn des Trainings. Die beiden Boliden sind gut vorbereitet und sollten gut laufen. Mick hat noch einen besonders starken Motor erhalten, so dass man mit einer deutlichen Verbesserung der gestrigen Zeiten rechnet.
Inzwischen ist Andi auch bei den Fahrern soweit akzeptiert, dass er sich im Innern der Boxe aufhalten darf, nur den Boliden muss er fernbleiben, da dürfen nur die Mechaniker ran. Er hilft wieder Jeff und reicht ihm die verschiedenen Werkzeuge. Nur wenn einer der beiden Fahrer auf der Strecke ist unterbricht er wie die andern, seine Arbeit und beobachtet den Zeitcomputer.
Ted fährt sofort nach Beginn der Qualifikation los. Bereits sind acht Wagen auf der Strecke. Es geht gleich richtig los. Das ist die Folge des geänderten Reglements. Die kleineren Teams haben nicht mehr die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Mick schafft es nicht, dass die Kamera auf ihn aufmerksam wird. Die verfolgt Panis, der auch die erste Bestzeit aufstellt. Mick erreicht eine tiefe 1:19er Zeit. Für kurze Zeit reicht das zu Platz drei. Er wird jedoch schnell nach hinten durchgereicht.
Als Ted rausgeht, ist Mick bereits auf Platz sieben abgerutscht. Die erste Zwischenzeit ist viel versprechend. Aber bei der zweiten Zeit liegt er deutlich zurück, im Kurvengeschlängel, hat es ihn leicht quergestellt und so kommt er mit zu wenig Schwung in die aufsteigende Zielkurve. Seine Zeit liegt deutlich über 1:19. Damit ist hier nichts auszurichten. Jeff versucht am Computer noch zusätzliche Leistung zu finden. Mark spricht mit den Fahrern über die Abstimmung des Wagens. Optimistisch werden die beiden Autos für den nächsten Versuch vorbereitet. Am Auto von Mick wird die Aufhängung verstellt und Ted erhält einen flacheren Heckflügel, denn in der Kurve liegt sein Auto gut, nur auf der Geraden ist er zu langsam.
Als sie zum nächsten Versuch rausfahren, sind die Beiden bereits auf die ernüchternden Plätze zweiundzwanzig und dreiundzwanzig abgerutscht. Wenigstens ist noch etwas Luft zur 7% Marke, aber man weiss nie was noch passiert, sie stehen unter Hochdruck. Es ist einfach nicht das, was im Auto steckt und das wissen beide Piloten.
Beide Fahrer sind gut unterwegs, ihre erste Zwischenzeit verbessern beide. Doch dann steht Larini quer in der Fahrbahn und die gelben Flaggen sind draussen, da ist nichts mehr zu machen. Das Training wird unterbrochen.
In der Mitte der Trainingssitzung geht Mick raus. Endlich kommt er das erste Mal bei Start und Ziel vorbei, 296 Km/h. Die Höchstgeschwindigkeit ist nicht schlecht, so schnell war er noch nie. Gespannt wartet man auf die Zwischenzeit. Nur drei Zehntelsekunden hinter der Bestzeit des Williams. Jons Gesicht hellt sich sichtlich auf. Die zweite Zwischenzeit, bereits neun Zehntel verloren, der Optimismus sinkt, das hätte er schneller hinkriegen können. Auch die Zielkurve gelingt nicht optimal und er verliert nochmals Zeit. Zu viel, damit kann er sich nur geringfügig verbessern, liegt jetzt wenigstens vor Ted, auf Platz zwanzig. Jon ist enttäuscht, das sieht man ihm an, er hat mehr erwartet.
Noch bevor Mick reinkommt, fährt Ted los. Auch er kommt mit 296 Km/h auf die Zielgerade. Die erste Zwischenzeit, für ihn hervorragend, nur zwei Hundertstel hinter Mick. Den Mittelteil erwischt er besser als Mick und auch die Zielkurve gelingt ihm gut. An der Box schauen alle gespannt auf die Zeit, endlich braust Ted durch die Zielgerade. Leichter Jubel ist festzustellen, immerhin achtundzwanzig Hundertstel schneller als Mick. Da müsste doch für diesen noch einiges drin liegen. Jetzt liegt Ted auf Platz neunzehn, leider nicht berauschend.
Die Stimmung an der Box ist gespannt. Mick ist sauer und schimpft mit seinen Mechanikern: «Der Wagen untersteuert viel zu stark und ich bekomme keinen Grip.»
Mark Nelson diskutiert mit seinen Mechanikern. Schliesslich gibt er Anweisungen. Jeder weiss jetzt was er zu tun hat. Andi kann nicht verstehen, was genau verstellt wird. Im Gesichtsausdruck von Mick ist deutlich die Wut zu lesen, welche ihm die drohende Trainingsniederlage bereitet. Er, der Star, muss sich von einem unbekannten Neuling schlagen lassen. Das kann er sich nicht erlauben, beim nächsten Versuch muss er alles riskieren.
Voll motiviert fährt er wieder raus. Mit 298 Km/h donnert er durch die Zielgerade und die Zeit beginnt zu laufen. Jons Mine hellt sich auf. Die erste Zwischenzeit ist sehr gut. Nur zwei Zehntel hinter Villeneuve. Das Senna S ist ihm sehr gut gelungen.
Mach weiter so, ruft Jon in den Lärm an der Box.
Alles schaut gebannt auf die nächste Zwischenzeit. Aber sie kommt nicht, Mick sitzt mit gebrochener Hinterachse neben der Piste. Die Stimmung fällt augenblicklich unter den Nullpunkt. Auch Ted verhaut seine letzte schnelle Runde, bringt aber wenigstens den Wagen heil nach Hause.
«Komm Andi, wir gehen ins Hotel. Ich kann das nicht mit ansehen. Es ist besser, wenn ich Mick nicht begegne, wenn er zurückkommt.»
«Wenigstens sind beide Fahrer qualifiziert und Mick ist nicht verletzt», meint Andi tröstend, aber bei Jon kommt diese Feststellung nicht gut an.
«Ja, auf den Plätzen neunzehn und zweiundzwanzig, das ist doch nichts, das interessiert in Amerika niemand. In der Direktübertragung war jeder höchstens zwanzig Sekunden im Bild, was glaubst du, was die Sponsoren davon halten? Ich kann es dir sagen, gar nichts, dafür zahlen sie nicht Millionen von Dollars!»
Schnell verschwindet er mit Andi im Mercedes und reiht sich ins Verkehrschaos von Sao Paulo ein. Es dauert zwei Stunden bis sie das Hotel erreichen.
Im Hotel beginnen die Zwei wieder mit Pokern. Diesmal verliert Andi einige Dollars. Irgendwie hat er Mitleid mit Jon und das wirkt sich auf seine Spielweise aus. Er spielt einfach mit zu viel Risiko. Andi hat seine beiden Freunde in den letzten Tagen etwas vernachlässigt. Diese haben mit den vier Fotomodellen genug zu tun. Bob hat damit kein Problem, er kümmert sich lieber um die Damen, als dass er mit Jon Karten spielt. Die Damen brauchen Trost, denn auch sie sind enttäuscht, die beiden Fahrer haben ihre neuen Freundinnen mitgebracht. Diese sind dazu noch sehr sexy und stehlen ihnen bei den Fotografen die Show.
Neil, Bob und die Mädchen werden morgen den Grand Prix von der Tribüne aus verfolgen. An den Boxen will man nicht mehr Leute haben, als unbedingt nötig sind. Andi ist an den Boxen erwünscht, den Jon braucht ihn zum Beruhigen seiner Nerven auch Jeff diskutiert gerne mit ihm.
Am Morgen ist der Himmel über Sao Paulo bewölkt und das Thermometer erreicht nur knapp 20°C. Das Aufwärmtraining gibt dem Team wieder etwas Selbstvertrauen. Das Auto liegt mit vollen Tanks gut und die Platzierungen sind besser als beim Qualifikationstraining. Die Mechaniker geben sich alle erdenkliche Mühe, dass jedes Detail stimmt. Beide Fahrer sind mit der Abstimmung ihrer Boliden zufrieden.
Nun beginnt der eigentliche Count Down für den Grand Prix von Brasilien. Auf der Startgerade wimmelt es von Leuten. Andi kann sich mit einigen Botengängen nützlich machen. Mal holt er eine Radmutter, mal muss er eine vorgewärmte Raddecke holen. Ein Mechaniker hat doch tatsächlich nicht alle Werkzeuge in seinem Werkzeugkasten, eine Tatsache, welche Jon beinahe ausflippen lässt. Aber Andi hüpft noch einmal über die Boxenmauer und bringt die fehlenden Schraubenschlüssel. Als die Motoren angeworfen werden, steigt die Spannung bei Andi, das ist wirklich ein Erlebnis der besonderen Art. Er auf der Grand Prix Strecke als Helfer mit dabei. So etwas hat er sich nicht träumen lassen.
Nach der Fünfminutentafel muss Andi den Startplatz räumen und er verdrückt sich in der Box. Eigentlich wollte er den Grand Prix von einem schönen Tribünenplatz aus verfolgen, aus der Box wird er sehr wenig von der Strecke mitbekommen, aber die Atmosphäre ist natürlich ganz was anderes, als an der Strecke. Andi möchte auf keinen Fall tauschen, auch wenn er praktisch das ganze Rennen an einem kleinen Fernseher verfolgen muss.
Die Nerven des Teams sind zum Zerreissen gespannt, als das Feld, auf die Aufwärmrunde los donnert. Auch die beiden Franklins kommen weg, keine Selbstverständlichkeit bei den Problemen mit dem Motor. Das Aggregat von Ted stotterte zuerst bedenklich, eh es sich doch noch starten lies.
Gespannt schaut man auf den kleinen Monitor. Die Kamera bleibt auf der Spitzengruppe. Wie Mick und Ted die Aufwärmrunde überstanden haben, wird man erst sehen, wenn die beiden auf ihren Startplätzen stehen.
Erleichterung im Team, als sie aus der Kurve auftauchen, wenigstens sind sie beim Start dabei. Villeneuve und Schumacher im Ferrari stehen bereits auf ihren Plätzen. Einer nach dem andern nimmt seinen Platz ein. Noch rollt der hintere Teil des Feldes. Endlich, alle Boliden stehen heulend am Start. Die roten Ampeln schalten ein, eins, zwei, drei, vier, fünf - und Grün. Die Boliden heulen gequält auf und das Feld verschwindet im Rauch, der 2. Grand Prix des Jahres 1997 läuft. Barrichello kommt nicht weg und bleibt stehen. Die hinteren Fahrer weichen mit halsbrecherischen Manövern aus. Das Herz von Andi schlägt schneller, als ob er einen Hundertmeterlauf hinter sich hätte. Ein Wunder, alle können ausweichen. Die Kamera bleibt auf der Spitze. Berger und Villeneuve berühren sich leicht und Villeneuve muss auf die Wiese ausweichen. Weiter hinten steigt der Wagen von Hill auf, mehrere Wagen stellen sich quer, ein wildes Durcheinander. Andi kann nicht erkennen wie Mick und Ted das Drama überstehen.
Streckenposten versuchen verzweifelt Barrichellos Wagen wegzuschieben. Ihr brasilianisches Herz rät ihnen: Nicht zu stark schieben! Schon winkt einer mit den Händen. Die Rennleitung hat erbarmen. Die rote Flagge kommt raus, - Abbruch und Neustart.
Noch weiss niemand was mit Mick und Ted los ist. Wagen um Wagen fährt jetzt in die Boxenstrasse. Endlich, wenigstens Ted ist da, wenn auch mit einem verbogenen Frontflügel. Im Fernsehen kann man bei einem Reifenstapel den Wagen von Mick erkennen. Ein Hinterrad fehlt.
«Sofort den Ersatzwagen bereitmachen!», ruft Jon auch Jeff und Mark schreien wild durcheinander. Andi verzieht sich in eine Ecke um ja nicht im Weg zu sein, denn jetzt ist das totale Chaos ausgebrochen. Teds Wagen muss repariert und durchgecheckt werden. Der Ersatzwagen, muss voll getankt und neu bereift werden. Jeder irrt anscheinend ziellos umher und doch, so langsam hellt sich die Miene von Jon auf. An Teds Wagen ist nichts passiert und der Ersatzwagen ist bereits auf Mick eingestellt. Da haben es andere Teams schwerer, die müssen noch das Setup ändern. Endlich trifft auch Mick an der Box ein und flucht über Irvine, doch niemand hört ihm zu, alle sind beschäftigt. Beide Fahrer fahren, als die Strecke geöffnet wird, raus auf ihre Startpositionen.
Mit rund einer halben Stunde Verspätung wird erneut gestartet. Diesmal bleibt Katayama stehen, aber sein Wagen kann weggeschoben werden. Schumacher übernimmt im Ferrari die Spitze und wird von Villeneuve gejagt. Wo sich Mick und Ted einreihen kann man nicht erkennen, die Kamera bleibt auf der Spitzengruppe.
Den Teams bleibt nichts anderes übrig, als zu warten, bis die Boliden wieder auf der Zielgerade auftauchen. Der Lärm nimmt zu, die Ersten donnern vorbei. Andi ist froh um die Gehörschütze. Ted taucht an achtzehnter Stelle auf, Mick knapp dahinter auf Rang neunzehn, nur ein Tyrrell ist noch langsamer und Katayama steht noch in der Box. Wenigstens die erste Runde ist geschafft.
Villeneuve liegt in Führung, Schumacher fällt langsam zurück, Berger sitzt ihm im Nacken. Ted und Mick können mithalten, bleiben jedoch auf ihren Positionen. Erst in der 16. und 17. Runde können sie dank den Ausfällen von Diniz und Barrichello je einen Platz gutmachen. Noch vor dem ersten Boxenstopp kann Mick Ted in einem halsbrecherischen Manöver überholen. Jetzt macht er sich an die Verfolgung von Nakano und Salo. Der Boxenstopp läuft normal ab, Ted klagt über Vibrationen und Untersteuern. Mick ist sehr aufgestellt, dass er Ted überholen konnte motiviert ihn, die Hierarchie ist wiederhergestellt. Mick kämpft ausgezeichnet und überholt Salo und während Nakano seinen Boxenstopp macht, überholt er auch ihn. Jetzt liegt er auf Platz fünfzehn. In Reichweite fährt der Neuling Trulli mit seinem Minardi. Mick kommt ihm immer näher.
Doch in Runde 48 ist Mick überfällig. Was ist geschehen? Banges Warten an der Box. Jon ist stinksauer und beobachtet gespannt den Monitor.
«Wenn sie schon ausfallen, sollte der Ausfall wenigstens so spektakulär sein, dass sie von den Kameras erfasst werden, aber so, von niemandem bemerkt, das ist doch zum Heulen», schreit Jon Andi ins Ohr, als es etwas ruhiger geworden ist. Die Antwort von Andi geht wieder im Lärm unter, eine grössere Gruppe braust vorbei. Ted kommt in seiner um den Platz von Mick verbesserten Position vorbei, aber er bleibt blass. Als die Kamera der Spitze folgt, erkennt man hinter einem Reifenstapel eine Rauchwolke. Am Heckflügel kann man erkennen, dass es Micks Wagen ist. Ein Motorschaden.
Der letzte Boxenstopp von Ted wird vorbereitet. Andi schaut dem Boxenstopp aus einiger Entfernung zu. Er hat keine Aufgabe, er muss nur darauf achten, dass er niemand behindert. Ted macht seine Sache gut, mit grossem Tempo kommt er rein, stoppt aber genau an der richtigen Stelle. Der Stutzen wird angesetzt, das Benzin läuft. Für den Reifenwechsel bleibt genügend Zeit. Immer wieder heult der Motor auf, er darf nicht zu viel Drehzahl verlieren. Jon steht mit der Stoppuhr daneben und beobachtet den Boxenstopp. Elf Sekunden, so lange braucht man, für das Nachtanken, unter zehn Sekunden bringt man diese Menge gar nicht rein, er ist zufrieden.
Ted geht an sechzehnter Stelle wieder ins Rennen. Kein berauschendes Ergebnis. Doch jetzt wird er von den Kameras gross erfasst. Der Williams von Villeneuve naht, der erste Rundenverlust ist fällig. Die Bildschirmpräsenz ist aber nur von kurzer Dauer, zu schnell fliegt der Williams vorbei. Mit zunehmender Renndauer kann sich Ted wieder näher an Nakano schieben. Inzwischen ist Schumi II ausgefallen und Irvine musste lange an die Box und wurde von Ted überholt.
Drei Runden vor Schluss muss auch Hill mit brennendem Motor an die Box. Noch einmal einen Platz gewonnen, aber was bringt das? Dafür muss Ted noch mit Verstappen um den fünfzehnten Platz kämpfen. Von hinten kommt Villeneuve immer näher, es reicht noch für eine zweite Überrundung, also noch einmal ein paar Sekunden auf dem Bildschirm. Der Williams liegt nicht mehr gut auf der Strasse und so dauert es bis in die letzte Runde, erst auf der zweitletzten Zielgerade kommt Jaques vorbei. Berger sitzt ihm auf dem Heckflügel, er muss vorbei. Ted schafft es, Verstappen hinter sich zu lassen. Als erster Fahrer nach Villeneuve überfährt er die Ziellinie, leider mit zwei Runden Rückstand.
Das Gesicht von Jon versteinert sich, eine furchtbare Enttäuschung, dieser Grand Prix von Brasilien. Ausser Spesen nichts gewesen. Jetzt will er ein paar Tage nichts mehr von der Formel 1 hören. Das Team macht fünf Tage Ferien. Morgen ziehen sie in ein Feriencamp in die Nähe von Rio um. Dort macht das gesamte Team Urlaub.
Seine Freunde kommen mit den Models von der Tribüne an die Boxe. Auch sie sind enttäuscht, doch die Stimmung lassen sie sich nicht verderben. Bobs linke Hand spielt mit dem Busen von Jodi und mit der rechten an jenem von Laila. Nick scheint sich in Raffaela verliebt zu haben und küsst sie leidenschaftlich. Andi setzt sich wohl oder übel zu Dixi, die gefällt ihm sowieso am besten. Sie ist hocherfreut, dass sie sich nicht mehr um David kümmern muss und endlich ein Mann neben ihr sitzt, welcher ihre gute Figur zu würdigen weiss. Bis sie schliesslich mit dem Mercedes von Jon das Hotel erreichen brauchen sie glatte vier Stunden.
Andi kennt inzwischen den Körper von Dixi bis ins kleinste Detail. Die Scheiben des Mercedes sind verdunkelt, so dass niemand ins Innere des Wagens sehen kann. Schliesslich muss man sich irgendwie die Zeit im Stau vertreiben und da David das Fahren übernommen hat, haben die drei Freunde Hände und Kopf frei für die vier liebeshungrigen Schönheiten.