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Schon der Start der Kreuzfahrt verläuft mysteriös, aber keinem fällt auf, dass die geschenkte Kreuzfahrt, teuer bezahlt werden muss. Die ersten Tage sind geprägt von Luxus und willigen Mädchen. Nur langsam bemerken die ersten, dass jemand ein böses Spiel spielt. Wer nutzt wen aus? Wer zieht die Fäden? Als die Gäste merken was gespielt wird, ist es zu spät, der Überlebenskampf wird hart.
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Seitenzahl: 442
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Geri Schnell
Das verschwundene Schiff
Eine spannende Entführungsgeschichte
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Einleitung
Reisevorbereitungen
Die Gäste
Südwärts
Die Frau vom Oberdeck
Die Lokalredaktion
Rea
Südfrankreich
Harte Zeiten
Die Suche nach dem Geisterschiff
Bedrückte Stimmung
Die grosse Story
Entführt
Spurlos verschwunden
Der Nebel
Taxis
Der Kampf ums Schiff
Staatsgewalt
Wir sinken
Alles in Aufregung
Verhandlungen
Die politische Kiese
Alle sitzen im gleichen Schiff
Die Anklagen
Die Aufklärung
Aufgegeben
Der Aufstand
Von Insel zu Insel
Nasse Füsse
Das Wasserflugzeug
Das Kriegsschiff
Epilog
Impressum neobooks
Das verschwundene Schiff
von
Geri Schnell
Die in diesem Buch geschilderten Ereignisse sind frei erfunden. Alle erwähnten Personen und Handlungsorte sind zufällig ausgewählt und haben keinen direkten Zusammenhang mit den geschilderten Ereignissen. Auch in welcher Zeit die Handlung abläuft, ist offen.
Normalerweise muss ich nachdem ich die Geschichte geschrieben habe, beim Ddurchlesen die erotischen Stellen etwas zurücknehmen und weniger direkt schildern, also jugendfrei gestallten. Bei diesem Buch habe ich darauf verzichtet und in Kauf genommen, dass es erst ab 18 Jahren freigegeben ist. Zu Gunsten der Erotik, habe ich die Philosophische Gedanken reduziert und mich auf Spannung beschränkt. So ist eine sehr spannende und teilweise erotische Geschichte entstanden, welche sehr spannend zu lesen ist.
Das Taxi hält im Hafenviertel von Genua. Reto ist gespannt was ihn hier erwartet. Vor drei Wochen hatte er sich auf eine Annonce im Internet gemeldet. Ein Job während den Semesterferien, ist genau das Richtige für ihn. Sein neuer Chef sucht einen sprachgewandten jungen Mann, mit etwas Erfahrung in der Reisebranche. Es wird darauf hingewiesen, dass man etwas Diskretion erwartet, das heisst, er darf seinen Angehörigen nicht mitteilen, wie und wo er den Sommer verbringen wird. Da er sich nach der Scheidung seiner Eltern, völlig von der Familie losgesagt hat, ist dies kein Problem. Seit einem halben Jahr ist er Solo, es gibt keine Freundin, welche ihn kontrolliert und seine Studienfreunde verschwanden augenblicklich nach der letzten Vorlesung, also muss er sich sowieso allein durchschlagen.
Wie vom Taxifahrer angekündigt, findet er die Bar in einer engen Seitengasse im Hafenviertel. Sie macht nicht den seriösesten Eindruck, doch um diese Tageszeit, wird man sich dort schon eine Cola bestellen können, ohne dass man von einer Hure belästigt wird. Er tritt an die Bar und bestellt sich eine Cola.
«Ich bin Reto», erkläre er dem Mann hinter der Bar.
«Bene!», brummt der Barmann. Reto ist nicht sicher, ob er ihn verstanden hat. Ohne Kommentar stellt er das Cola auf die Theke, dann kümmert er sich wieder um die Spülmaschine. Ungeduldig schaut Reto sich im Lokal um, er ist der einzige Gast, vom neuen Chef ist nichts zu sehen. Reto kontrolliert seine Uhr, er ist noch zehn Minuten zu früh, also noch kein Grund nervös zu werden. Ausserdem hat er seinen Vorschuss und die Reisekosten bereits erhalten, sollte es mit dem Job nichts werden, wird er sich noch etwas in Genua umsehen und danach wieder heimreisen.
Nach zehn Minuten ist Reto immer noch der einzige Gast. Es ist sehr heiss und stickig. Er leerte die Colaflasche und deutet dem Barmann an, dass er zahlen will, es ist besser wenn er draussen an der frischen Luft wartet. Die Bar hat nur einen Eingang, er kann seinen Chef nicht verfehlen.
Statt die Rechnung zu bringen, schiebt ihm der Barmann einen Briefumschlag zu. Mit grosser Handschrift steht Reto drauf.
Er bedankt sich und verlässt die Bar, denn unter dem Namen stand in Deutsch: Nicht in der Bar öffnen! Das fängt ja gut an, sein neuer Chef ist ein Geheimniskrämer.
In einem kleinen Park setze er sich auf eine Bank und öffnet den Brief. Nebst fünfhundert Euro in kleinen Scheinen findet er eine Adresse und einen Hinweis, sich ein Taxi zu nehmen, welches ihn an die entsprechende Adresse bringen wird.
Eine Stunde später steht er vor einem Geschäftshaus. Mit Schrecken liest er die Aufschrift auf dem Firmenschild. Es ist eine Reinigungsfirma. Reto sieht sich schon die ganzen Ferien Fussböden schruppen, das darf doch nicht wahr sein, auf so etwas Dummes kann nur er hereinfallen. Er bezahlt das Taxi und tritt ein. Ein Mann sitzt hinter einem altmodischen Bürotisch. Wieder stellt Reto sich vor.
«Bene!», der Mann steht auf und winkt ihm zu, er soll ihm folgen. In einer Garderobe erhält er einen weissen einteiligen Arbeiteranzug. Wenigstens ist er weiss, es kann sich also nicht um eine schmutzige Arbeit handeln, doch so richtig beruhigt ist er noch nicht. Es wird nichts gesprochen, auch wenn sein Italienisch eigentlich recht gut ist, stellte er keine Fragen. Der Zusatz im Inserat mit der Diskretion fällt ihm wieder ein, er beschliesst abzuwarten.
Eine halbe Stunde später sitzt er auf dem Beifahrersitz des Firmenwagens und fährt in Richtung Hafen, wie Reto an den Wegweisern erkennen kann. Der Zöllner am Hafeneingang winkt sie vorbei und die Fahrt geht weiter den Pier entlang, vorbei an riesigen Schiffen. Er soll wohl Schiffe reinigen, es sieht ganz nach Knochenarbeit aus, hoffentlich ist es ein Luxusliner, wenn möglich mit hübschen Hostessen, dann wäre es noch erträglich.
Tatsächlich, der Firmenwagen verlangsamt vor einem eleganten Schiff das Tempo und fährt direkt über eine Rampe in den Laderraum des Schiffs. Vergeblich versucht er den Namen des Schiffs herauszufinden. Alles geht so schnell, er kann den Bug des Schiffes nicht erkennen. Es dürfte sich tatsächlich um ein Kreuzfahrtschiff handeln.
Der Fahrer stellt den Lieferwagen auf einen ihm zugewiesenen Parkplatz unter Deck. Mit einem Handzeichen zeigt er Reto an, auszusteigen. Er nimmt seinen Rucksack vom Rücksitz und verabschiedet sich vom Fahrer. Bei einer Türe entdeckt er einen Mann welcher ihm zuwinkt: «Ich bin Gino und bin für den Empfang der Mitarbeiter zuständig, willkommen an Bord.»
«Danke, ich bin Reto», entgegnet er und folgt Gino, welcher sich auf den Weg durch die endlosen Gänge des Schiffs macht.
«Ich weiss, du wurdest angemeldet, wir reden uns hier nur mit Vornamen an, dies gilt dann auch für unsere Gäste, egal, wie vornehm sie daherkommen.»
Nachdem sie drei Etagen aufgestiegen sind, stehen sie vor einer verschlossenen Tür. Sein Begleiter drückt auf die Klingel und kurz darauf öffnet sich die Tür.
«Jetzt musst du noch die Sicherheitsschleuse passieren, wenn du etwas zu verbergen hast, renne jetzt besser schnell weg, die finden alles. Waffen, Drogen, Computer, Kameras und Handys sind verboten, aber das haben sie dir ja sicher schon vorher mitgeteilt.»
«Ja ich weiss, ausser einigen Kleidungstücken habe ich nichts bei mir.»
«Gut, dann überlasse ich dich jetzt der Sicherheitsabteilung, viel Spass und bleibe cool!»
Jetzt öffnet sich die Tür und ein Koloss von einem Mann steht vor ihm: «Ich bin Reto», stelle er sich vor.
«Gut – tritt ein», ruhig schliesst er die Türe und deutet mit einer Handbewegung an, ihm zu folgen.
Sie betreten einen fensterlosen Raum in welchem, ausser einem Tisch und zwei Stühlen, keine weiteren Möbelstücke zu finden sind. Er legt den Rucksack auf den Tisch und wartet auf die weiteren Anweisungen.
«Vorsichtig ausziehen», kommandiert der Koloss, «nicht zu hastig, ich will immer deine Hände sehen.»
Reto ziehe sich eben das Hemd aus, als die Türe geöffnet wird. Eine Frau mit langen braunen Haaren und langen schlanken Beinen, betritt den Untersuchungsraum. Mit einem kritischen Blick mustert sie ihn mit ihren braunen Augen. Sie wirkt sehr sympathisch und Reto erinnert sich an den Rat von Gino, bleibe cool, es ist wirklich nicht einfach cool zu bleiben, denn ihre forschenden Augen musterten ihn von oben bis unten.
Als er nur noch mit der Unterhose bekleidet dasteht, meint der Koloss, «los, zier dich nicht, alles ausziehen.»
Vorsichtig umrundet ihn der Koloss und beginnt wenig später mit Abtasten. Erstaunlich, dass dieser Koloss so sanfte Hände hat. Nach dem ersten Abtasten widmet er sich Retos Kleidern, danach kommt der Rucksack an die Reihe, Stück für Stück wird ausgepackt und genauestens untersucht. Noch immer steht Reto nackt in der Mitte des Raums und beobachtet skeptisch die Durchsuchung.
«Ist er sauber?»
«Ja, kein Problem, du kannst ihn mitnehmen.»
Reto befürchtete schon, dass sie ihn nackt mitnehmen will, doch dann erklärt sie mit sanfter Stimme: «Reto, du kannst deine eigenen Sachen anziehen, der Overall bleibt hier.»
Es ist ein komisches Gefühl, wenn man sich unter den Augen einer fremden Frau anziehen muss, er muss es sich verkneifen, eine Show abzuziehen. Schliesslich ist er wieder angezogen und der Rucksack gepackt. Sie verlassen den peinlichen Raum.
Reto folgt der langbeinigen zum Personalbüro, wie an der Türe zu lesen ist.
Eveline, wie die Langbeinige heisst, setzt sich hinter den Schreibtisch und lächelt ihn freundlich an.
«Du bist also Reto», schaut sie ihn fragend an.
«Ja», bestätigt er, während sie seinen Namen in den Computer eintippt, «ah - hier ist es.»
Sie schaut auf den Bildschirm.
«Kabine 744, alle weiteren Informationen findest du auf dem Computer in deinem Zimmer. Ich wünsche dir einen schönen Aufenthalt auf dem Schiff.»
Mit einem kleinen Schiffsplan bewaffnet, mache er sich auf die Suche nach seiner Kabine. Der Weg ist mit schwarzem Filzstift eingezeichnet, so dass er seine Kabine schnell findet. Auf dem Weg durch die Gänge, ist ihm niemand begegnet. Die Kabinentür ist offen und er tritt ein. Die Kabine 744 ist eine luxuriös ausgestattete Kabine. Das BPullauge zeigt auf die vom Pier abgewandte Seite und bietet eine schöne Aussicht über das Hafenbecken von Genua.
Inzwischen ist Reto sehr müde. Er schmeisst den Rucksack in den riesigen Schrank und wendet sich dem Computer zu. Das Passwort hatte er bereits per Post erhalten. Gespannt erwartet er die Startseite. Diese ist sehr nüchtern und schlicht aufgebaut, eine reine Infoseite.
Unter nächster Termin steht: Nachtessen gegen 20 Uhr, dies findet im Esssaal Nummer 3 in lockerer Freizeitkleidung statt.
Er wählt noch die drei Gänge des Menüs aus. Ausser dem Hinweis, dass morgen weitere Informationen auf dem Computer zu finden sind, gibt es keine Links oder Programme, welche man anklicken könnte. Mit Surfen im Internet ist also nichts.
Es ist erst fünf Uhr nachmittags, er hat noch Zeit für eine erfrischende Dusche und anschliessend macht er noch ein kleines Nickerchen. Seine Gedanken kreisen um den ersten Tag in seinem Ferienjob. Irgendwie hat er sich den Ferienjob anders vorgestellt, alles wirkt so kalt. Einzig Eveline war ein Aufsteller, doch Reto befürchtet, dass er dem Koloss in die Quere kommen könnte. Vermutlich haben die etwas miteinander. Es ist auch noch zu früh, sicher gibt es noch andere Frauen auf dem Schiff, warum sollte man sich gleich in die Erstbeste vergucken, nur weil sie einem interessiert beim anziehenAnziehen zugeschaute hat. Zugegeben, ihr Blick liess in seinem Köper Wallungen aufkommen, welche er nur mit grösster Konzentration unterdrücken konnte. Nun, wenigstens ist das Zimmer sehr komfortabel. Es hätte ja auch eine kleine Sechserkoje mit Etagenbetten sein können, auch die Speisekarte macht einen sehr guten Eindruck. Wenn erst die Gäste an Bord sind, wird hier sicher noch etwas los sein. Danach nickte er ein und nur danke dem eingestellten Wecker erwachte er rechtzeitig fürs Nachtessen.
Mit dem Plänchen finde er den Esssaal 3 problemlos. Es ist nur ein Tisch gedeckt. Dort sitzen bereits einige junge Leute. Er beurteile kurz die Lage und setzt sich auf den ersten freien Platz. Seine Tischnachbarin ist blond, er schätze sie auf etwas über zwanzig. Auf seine fragende Geste, nickt sie freundlich und deutet an, dass der Stuhl noch frei ist.
«Hallo, ich bin Leslie», stellt sie sich vor.
«Sehr erfreut, Reto aus Bern», stelle er sich ebenfalls vor.
«Bist du auch heute eingetroffen?»
«Ja, heute Nachmittag, ich bin noch ziemlich geschafft von der langen Anreise.»
«Ich komme aus Schweden. Ich verbrachte aber noch einige Tage in Mailand, so hatte ich heute keine lange Anreise».
«Leslie ist ein ungewöhnlicher Name für eine Schwedin, oder hat das inzwischen in Schweden geändert?»
«Nein, meine Mutter ist Engländerin.»
«Oh Entschuldigung», Reto hat die andern am Tisch glatt vergessen.
Der Reihe nach begrüsst er die andern am Tisch. Alle sind sicher unter dreissig, es sind nur noch drei Männer anwesend, sonst sitzen neun hübsche Frauen am Tisch. Bald entwickelt sich ein ungezwungenes Gespräch. Die Sicherheitsüberprüfung ist das Hauptthema. Wie ihm erging es allen, jeder, respektive jede musste sich ganz ausziehen. Für einige Mädchen war das ein Problem, während es Damen gab, welche den Strip vor dem Mordskerl genossen. Alle hatte der Koloss mächtig beeindruckt. Der Koloss und Eveline gehören nicht zu dieser Tischgemeinschaft.
Im Verlauf des Abends stellt Reto fest, dass es den meisten Tischgenossen wie ihm ergeht, noch weiss niemand genau, um was es bei diesem Ferienjob genau geht. Die meisten sind wie er Studenten, welche die Semesterferien nutzen, um leichtes Geld zu verdienen. Leslie ist da eine Ausnahme, sie war arbeitslos, als sie sich für diesen Job bewarb.
Um halb elf Uhr werden sie gebeten, den Speisesaal zu verlassen, später, wenn die Gäste auf dem Schiff sind, werde natürlich ein Abendprogramm geboten, doch heute ist nichts geplant. Alle haben morgen einen strengen Tag, welcher bereits um acht Uhr früh beginnt.
Unter leichtem Protest einiger Damen ziehen sie sich in die Kabinen zurück.
«Bis morgen», verabschiedet sich eine nach dem andern. Die Namen kann sich Reto noch nicht alle merken, dazu ist er zu müde und unkonzentriert. Als er in den Gang zu seiner Kabine abbiege, folgt ihm nur noch Rea, eine rassige zierliche Frau. Sie dürfte etwas jünger sein als die andern Frauen am Tisch, sie trägt ihre schwarzen schulterlangen Haare offen, die Augenfarbe ist im Gang nicht zu erkennen, aber sie müssten eigentlich braun sein, zu diesem Typ Frau passen nur braune Augen. Am Tisch sass sie weiter weg und er konnte sich nicht mit ihr unterhalten, sie fiel ihm aber dadurch auf, dass sie auf Teufel komm raus mit ihrem Tischnachbar flirtete, dieser liess sich jedoch nicht im gewünschten Umfang auf ihre Annäherungsversuche ein, warum, weiss Reto nicht. Immerhin konnte sich Reto ihren Namen merken, da am Tisch einige Male über sie getuschelt wurde.
«Bis morgen Rea», verabschiede er sich vor seiner Türe und tritt ein.
«Bonne nuit Reto», flüstert sie und streicht ihm mit ihrer Hand sanft über die Wange.
In der Kabine muss er noch einige Zeit an Rea's Abschied denken, doch danach konzentriere er sich auf das Einräumen seiner Wäsche. Diese Kabine wird für einige Zeit sein Zuhause sein und er will sie einigermassen zweckmässig einrichten. Danach ziehte er sich aus und verschwindet unter der Dusche.
Reto hat sich eben eingeseift, als es an der Kabinentüre klopft. Er spült noch etwas Schaum ab und wickelt sich in ein Badetuch und geht an die Türe. Wer mag das sein?
Er öffne einen Spalt breit. Rea steht in einem Hauch von nichts vor der Türe.
«Hei, - ich kann nicht schlafen, können wir uns noch etwas unterhalte?»
«Komm rein», er öffnet die Türe soweit, dass sie eintreten kann, «wie du siehst, bin ich noch unter der Dusche, ich bin aber gleich fertig.»
Er hängt das Badetuch wieder auf die Stange und verschwindet in der Dusche, als Reto die Türe schliessen will, meint Rea trocken, «lass die Türe offen, du hast doch nichts zu verbergen, - oder?»
Das zweite Mal an diesem Tag kommte er sich blossgestellt vor, doch diesmal ist es wesentlich angenehmer. Er seift sich nochmals ein und versucht die Anwesenheit von Rea zu vergessen.
«Reto, du musst wissen, ich komme direkt aus einem strengen Mädcheninternat, mit Männern habe ich keinerlei Erfahrung, genau genommen weiss ich nicht einmal, wie sie aussehen. Als ich dann heute Nachmittag die längste Zeit nackt vor einem Mann stehen musste, geriet mein Körper ganz schön in Wallungen. - Ich weiss auch nicht wie lange ich hier bleiben kann, ich bin nämlich abgehauen, meine Eltern wissen nicht, dass ich hier bin, ich habe ihnen erklärt, dass ich einige Tage zu einer Freundin auf eine Irische Insel ziehe. Dort gebe es noch keinen Handyempfang, sie sollen sich schliesslich keine Sorgen machen. Du siehst, ich muss die Zeit gut nutzen.»
Inzwischen hat Reto die Seife abgespült, langsam wird es Zeit, die Dusche zu verlassen.
«Lass mich das machen», haucht sie und beginnt Reto abzutrocknen. Sie geniesst es, sanft über seinen Körper zu streichen. Durch die Berührungen ihres Busens mit seinem nassen Oberkörper, ist ihr Nachthemd durchsichtig geworden. Ihr fester Busen ist deutlich zu sehen. Ihre Augen leuchten, sie sind tatsächlich braun und wunderschön. Ihm wird klar, schlafen kann er diese Nacht nur das absolute Minimum.
Als er am nächsten Mmorgen durch den Wecker geweckt wirderde, ist er allein im Bett. Er muss eingeschlafen sein und Rea ging zurück in ihre eigene Kabine. Keine Ahnung, ob Rea mit ihm zufrieden war, er hat es genossen, wie sie seinen Körper erforschte, doch er war vom ereignisreichen Tag so müde, dass er plötzlich weg war.
Reto muss sich beeilen, wenn er noch rechtzeitig zum Frühstück erscheinen will. Zähneputzen und waschen wird im Rekordtempo erledigt. Die Meisten ausser Rea sind schon da, Reto setzt sich auf den ersten freien Platz und bestellt bei der jungen asiatischen Kellnerin Kaffee. Die übrigen Zutaten gibt es am Buffet. Die Stimmung am Tisch ist noch etwas müde, es scheint, dass auch die Andern richtige Morgenmuffel sind.
Kaum hat er sich gesetzt, kommt auch Rea zum Frühstück. Sie setzt sich nicht neben Reto, sondern nutzt den freien Platz auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches. Ausser einem kurzen «Hallo», bleibt die Begrüssung kühl, will sie, dass die Anderen nichts von der letzten Nacht erfahren, für Reto ist das kein Problem, auch ihm ist es recht so. Entscheidend wird sein, ob sie heute Nacht wieder an die Türe klopft.
Im Moment muss er seine Gedanken auf andere Dinge konzentrieren. Schon kurz nach dem Frühstück versammeln sich alle in einem Raum. Ein Instruktor führt sie langsam in ihre neuen Tätigkeiten ein. Es wird ein langweiliger trockener Vormittag. Sie müssen sich mit den Räumlichkeiten des grossen Schiffes vertraut mach. Ihre Aufgabe wird es sein, den zahlenden Gästen das Vergnügungsangebot schmackhaft zu machen.
Geheimnisvoll bleibt allerdings noch das Freizeitangebot der Gäste. Viele Räume sind nur mit Nummern versehen und befinden sich irgendwo im Schiff, man muss schon wissen, wie man zu diesen Räumen gelangt. In diese Räume kann nur jemand gelangen, wenn er von einem Animateurtr hingeführt wird. Was sich hinter den Türen befindet, müssen die Animateure nicht wissen.
Sie werden mit Informationen voll gestopftvollgestopft. Kurz bevor alle gegen das Einschlafen kämpfen, ist es Zeit zum Mittagessen. Das Essen ist wieder ausgezeichnet, auch wenn es diesmal nur aus zwei Gängen mit leichter Kost besteht.
Nach dem Essen haben sie Gelegenheit sich am Pool zu erfrischen. Rea interessiert sich inzwischen mehr für Jan, so dass Reto sich nach einer neuen Partnerin umschauen muss, die ihm den Rücken mit Sonnencreme einschmiert. Da er beim Essen mit Patty ein nettes Gespräch über Rockmusik und Formel eins führen konnte, setzte er sich auch am Pool direkt neben sie. Patty hat eine sympathische Stimme. Sie hat kurze blonde Haare und kommt aus England. Sie scheint etwas älter als die andern Animateurinnen.
Das Eincremen seines Rückens erledigt sie mit viel Gefühl und auch er bearbeite ihren Rücken mit viel Hingabe. Als er sich abwenden will meint sie lakonisch, «He Reto, du bist noch nicht fertig», dabei drehte sie sich auf den Rücken und spritzt schon reichlich Sonnencreme auf ihren Bauch und Busen. Dass das Bikinioberteil auf dem Liegestuhl zurückgeblieben ist, stört sie nicht. Gefühlvoll setzte Reto seine Massage fort. Als ihr ganzer Körper in der Sonne ölig glänzt, rücke er seinen Liegestuhl nahe an den ihren und lege sich auch hin. Ein Blick in die Runde zeigt, dass alle Frauen oben blank gezogen haben. Reto muss schon sagen, der Personalchef muss ein Frauenkenner sein, alle können ihre Figur ohne Komplexe präsentieren.
Nach dem ermüdenden Vormittag ist man nicht in Stimmung für grosse Gespräche, auch Reto döst bald vor sich hin. Zum Glück weckt ihn Patty nach einiger Zeit, sonst hätte er sich einen Sonnenbrand geholt.
«Bitte wenden», meint sie schmunzelnd, «du brauchst ja deinen Bauch nicht zu verstecken».
Tatsächlich war es höchste Zeit, in einem Spiegel stelle er fest, dass der Rücken schon leicht rosa schimmert.
«Was möchtest du trinken? Ich gebe einen aus.»
«Gute Idee, ich nehme Cola mit viel Eis.»
Das mit dem Ausgeben ist etwas übertrieben, die Getränke sind für alle kostenlos. Wenigstens die alkoholfreien und am Nachmittag dürfen sie noch keine stärkeren Sachen trinken, das stand schon im Vertag, ist aber für Reto kein Problem.
Bis zum Nachtessen kann er sich noch etwas ausruhen. Der Tag war noch anstrengend. Das erste Mal hat Reto Zeit, etwas über die Ereignisse der letzten Zeit nachzudenken. Der Empfang auf dem Schiff war ja ausserordentlich kühl und unpersönlich, die Kontrolle war sogar entwürdigend. Nach dem Sicherheitscheck, war es eigentlich sehr angenehm. Alle Leute die er danach traf, waren sehr aufgestellt und verbreiten eine angenehme Atmosphäre. Retos einziges Problem wird sein, neben welches Mädchen er sich niederlassen soll. Was ist mit Rea, wird sie wieder auf seine Kabine kommen? Vermutlich nicht, den Jan liegt im Moment in einer besseren Position. Man wird sehen, vielleicht ist Jan auch nur ein Ablenkungsmanöver und wenn sie wieder allein in ihrer Kabine ist, verspürt sie vielleicht wieder Lust, - na ja, man wird es sehen, die Nacht mit Rea war sehr aufregend und es ärgert ihn, dass er zu müde war, sonst hätte er es noch besser geniessen könne. Vielleicht bahnt sich ja etwas mit Patty an, sie ist enorm sexy, mit ihr könnte er sicher auch viel Spass haben. Auch Leslie wäre ein Abenteuer wert, ausserdem sind noch weitere Damen an Bord, welche er bis jetzt noch nicht näher kennen lernen konnte, nur nichts überstürzen, er hat noch viel Zeit, er beschliesst, etwas später zum Nachtessen zu gehen, dann sieht er, welcher Platz noch frei ist.
Die Plätze neben Rea sind wie erwartet bereits belegt, auf der einen Seite sitzt Jan, welcher immer noch intensiv den Kavalier spielt, auch Leslie ist bereits vergeben, aber Patty hat ihm zugezwinkert und auf den noch freien Stuhl gedeutet.
Das Essen ist wieder ausgezeichnet. Die Zeit vergeht schnell, ohne dass man sich privat allzu viel erzählen kann. Die Stimmung ist sehr locker und heiter. Auch heute müssen sie sehr früh den Esssaal verlassen. Noch ist auf dem Schiff nichts los, das wird sich hoffentlich Morgen ändern, dann sollten die ersten Gäste eintreffen.
Auf dem Weg zur Kabine wird noch lange in den Gängen diskutiert. Reto überlegt noch, ob er Patty auf seine Kabine einladen soll, doch dann verabschiedet sie sich und verschwindet, noch bevor er ihre Kabinennummer ausfindig machen konnte.
Reto zieht sich in seine Kabine zurück, er kann endlich eine Nacht durchschlafen, Rea verbringt diese Nacht offensichtlich bei Jan.
Der nächste Morgen verläuft nochmals nach dem bekannten Programm. Es gibt eine kurze Information über das aktuelle Angebot auf dem Schiff. Danach muss jeder mehrere Anzüge anprobieren. Es sind keine einheitlichen Uniformen, sondern sehr geschmackvoll ausgewählt Freizeitkleider, die sicher nicht aus einem Warenhaus stamment. Jeder Anzugstiel hat seine Nummer, die am Computer bekannt gegeben wird, wenn dieser Anzug gewünscht ist. Ab zehn Uhr können sie sich wieder am Pool entspannen. Gegen 14 Uhr werden die ersten Gäste erwartet, dann wird es sicher mit der Ruhe vorbei sein. Ab diesem Zeitpunkt müssen sie in ihren Kabinen auf Abruf bereit sein. Wenn seine Dienste benötigt werden, klingelt das Telefon, danach wird der Auftrag auf dem Computer angezeigt.
Zu seiner Überraschung bleibt es den ganzen Nachmittag ruhig, seine Dienste werden noch nicht benötigt. So verpasst er den spannenden Moment, als die ersten Gäste ankommen.
Kurz vor acht Uhr abends beginnt das Schiff leicht zu vibrieren. Es gibt auch einige ruckartige Bewegungen und ein leichtes Schlingern. Durch das BPullauge stellt Reto fest, dass sie ablegen. Es geht los, er macht sich etwas Sorgen, dass er seekrank wird. Das Schiff ist recht gross und dürfte stabil im Wasser liegen, er hofft, seine Sorgen sind unbegründet. Interessiert beobachte er, wie die Schlepper das riesige Schiff vom Pier wegziehen. Langsam gleiten sie an der Hafenmole vorbei aufs offene Meer. Die Schlepper kehren zurück zum Hafen und die Motoren erzeugen nochmals starke Vibrationen. Das Schiff nimmt Fahrt auf, die in der Abendsonne glänzende Stadt Genua wird immer kleiner und ist schliesslich nur noch ein schmaler Streifen am Horizont.
Jetzt klingelt das Telefon. Reto schaut auf dem Computer nach, ah – kein neuer Job, es ist nur Zeit zum Nachtessen. Anzug Nummer drei, ist angesagt. Diesmal wird ihm ein Tisch zugeteilt. Reto hat noch Zeit, um sich zu duschen und fein zu rasieren. Nach einer halben Stunde erkennt er sich im Spiegel kaum wieder, er ist ein richtiges Herrensöhnchen geworden, wer hätte das gedacht, aber eben, - Kleider machen Leute, das gilt auch heute noch.
Reto betritt den Esssaal und ist gespannt auf seine Tischnachbarn. Sind es Gäste oder seine AnimatorfreundeAnimator Freunde. Als er sich seinem Tisch nähert, ist der noch leer. Er holt sich am Buffet einen Tomatenjus und setze sich hin. Es dauert nicht lange und ein Herr ist offensichtlich auch an gleichen Tisch eingeteilt. Er wählt einen Martini und setzt sich, «ich bin Burt», begrüsst er Reto, «tolles Schiff.»
«Ja, es wird einiges geboten. Ich bin jetzt schon gespannt, wie viel Übergewicht ich nach der Reise herumschleppen muss.»
Es entwickelt sich ein nichts sagendes lockeres Gespräch. Burt ist Amerikaner, so viel verrät sein breites Englisch, doch sonst ist nichts privates zu erfahren. Auch Reto bleibt bei unpersönlichen Themen. Die andern Tischgenossen, die nach und nach eintreffen, sind ebenfalls nicht sehr mMitteilsam. Ihr Privatleben ist kein Thema. So bleibt Reto nichts anderes übrig, als sich auf Grund von Äusserlichkeiten ein Bild der andern Gäste zu machen. Vom Alter her sind die meisten zwischen fünfunddreissig und sechzig. Die drei Herren sehen aus wie Bankbeamte, die zwei Damen, welche er eher der oberen Altersklasse zuordnet, klassiert er in die Kategorie, frustrierte Ehefrauen reicher Männer.
An ihrem Tisch sind noch drei Plätze frei, auch die Nachbartische sind nicht voll besetzt. An jedem Tisch sitzt jeweils einer aus der Gruppe der Animateure. Nach den Anweisungen müssen sie sich nicht als Besatzungsmitglieder zu erkennen geben. Sie treten wie normale Gäste auf. Wozu das gut sein soll, - Reto weiss es nicht?
Mit den andern Animateuren mischt er sich unter die Gäste. Es gibt einige Tische, an welchen Frauen unter sich sind, noch ist man sich fremd. Reto wagt es, eine der Frauen zum tanzenTanzen aufzufordern. Die erste Partnerin ist relativ gross und sicher schon über vierzig. Zum Walzertanzen, die ideale Wahl, denn junge Frauen haben mit dem Walzer meistens Probleme. Die blonde Vierzigerin wird zu Wachs in seinen Händen, problemlos geht sie alle Figuren mit, es macht richtig Spass und sie applaudiert nach dem ersten Stück begeistert. Leider ist der Walzer bei den anderen Gästen nicht besonders beliebt, so dass die Band den Stiel ändert. Dies veranlasst die Dame, sich wieder hinzusetzen.
Gegen ein Uhr nachts verlangsamt das Schiff plötzlich seine Fahrt und hält nach etwa einer halben Stunde auf hoher See an. Viele Gäste verlassen den Saal, um auf Deck nachzuschauen, was los ist. Auch Reto mischt sich unter die Neugierigen. Nun informiert eine Stimme über Lautsprecher, dass das Schiff noch einige Gäste aufnimmt. In der Dunkelheit kann man einige kleinere Boote erkennen, welche sich dem Schiff nähern und abwechslungsweise am ausgefahrenen Steg anlegen. So gelangen nochmals Gäste an Bord. Etwas seltsam, so eine Seereise anzutreten, doch Reto wundert sich über nichts mehr, Hauptsache, es geht allen gut.
Als das Schiff wieder Fahrt aufnimmt, hat Reto genug gesehen und geht in seine Kabine zurück. Er ist vom Abend enttäuscht, das Gganze wirkt viel zu steif, doch wenigstens den Walzer mit der blonden Dame bucht er als Erfolg ab, mal abwarten, was der morgige Tag bringt.
In der Nacht nimmt das Schiff noch drei Mal Passagiere auf. Jedes Mal erwacht Reto kurz, schläft aber sofort wieder ein. Trotzdem fühlt er sich am Morgen schlecht ausgeschlafen. Beim Frühstück muss man jetzt kurz anstehen, um am Buffet die Zutaten zusammenzusuchen. Es sind gestern Nacht auch weitere Animateure, mit Booten aufs Schiff gekommen.
Reto lernt einige neue Leute kennen, es bleibt wie schon gestern bei oberflächlichen Gesprächen. Doch langsam gewöhnte er sich an den Smalltalk. Die Stopps in der letzten Nacht und der schöne Sonnenaufgang, welchen er leider verpasst hat, sind die bevorzugten Themen. Man redet sich nur mit Vornamen an, trotzdem ist die Stimmung noch etwas steif. Laut seinem Computer hat er sich ab 10 Uhr am Pool einzufinden.
Der Arbeitstag beginnt diesmal etwas lockerer. Sie müssen sich als Schaustars bewähren. Playback Show ist angesagt. Scot, der Chefanimateur, ein drahtiger Engländer, hat offensichtlich grosse Erfahrung, mit einem kritischen Blick mustert er die jeweiligen Kandidaten oder Kandidatinnen und schlägt nach kurzem Überlegen zwei bis drei Künstler vor, die sie doubeln könnten, dann kann der Kandidat entscheiden, welcher ihm besser liegt. Ist der Interpret bestimmt kann noch zwischen drei seiner Titeln ausgewählt werden, welche sie dann auf einer Bühne präsentieren dürfen.
Reto darf zwischen Peter Kraus, Shakin Stevens und Bryan Adams wählen. Er entscheide sich für Sommer of 69 vom Bryan. Es dauert nicht lange und er hat den Song gut drauf. Eigentlich ist er kein Showstar, aber der Rhythmus fährt voll ein, er kann sich gut mit dem Song identifizieren.
Die Trainingseinheit vergeht schnell, in drei Räumen wird geübt. In seiner Gruppe tritt noch Leslie als Kylie Minogue mit Locomotion und Alfonso als Wolfgang Petri mit Wahnsinn auf. Vor allem Alfonso, ein grosser schlaksiger Deutscher, hat noch einige Probleme mit dem Song, er stolpert etwas hilflos auf der Bühne. Da Alfons immer wieder üben muss, bringt Reto der Song langsam zum Wahnsinn. Leslie ist dagegen eine Augenweide, in ihrem kurzen Mini bringt sie ihre langen Beine gut zur Geltung. Auch sie muss nicht lange üben, sie hat viel Talent und bewegt sich automatisch im Takt. Wenn Alfonso über das Parkett stolpert, schauen Leslie und Reto amüsiert zu. Schliesslich schickt sie der Choreograph in die Kabine, er macht mit Alfonso allein weiter.
Reto kann sich auf dem Weg in die Kabine noch etwas mit Leslie unterhalten. Sie will im August mit dem Jurastudium in GötteburgGöteborg beginnen. Das Abi hat sie schon zwei Jahre in der Tasche, konnte sich aber nicht für ein Studienfach entscheiden und jobbte ein Jahr lang in Saisonstellen als Kellnerin.
Am Nachmittag erhält Reto seinen ersten Auftrag, also doch, er ist nicht nur zum Vergnügen hier. Der Job ist einfach, Reto muss Pierre, ein Franzose etwas über fünfzig Jahre alt, am oberen Pool abholen und ins Fitnesscenter bringen. Reto zieht sich die Shorts über die Badehose, streift ein T-Shirt über und durchquerte das Schiff. Am oberen Pool liegen die älteren Semester, welche es gerne ruhig haben. Man braucht einen Ausweis, damit man hier eintreten darf. Den Leuten hier wird ein spezielles Programm geboten. Als Reto vorbeischaut, um den Herrn abzuholen, schwimmt ein Team von Synchronschwimmerinnen im Wasser und zeigt, zu klassischer Musik ihr Programm. Seinen Kunden findet Reto wie vereinbart, an der Bar.
«Hallo, ich bin Reto, wer ist Pierre», frage er in französischer Sprache.
«Das bin ich, ich möchte etwas für die Fitness tun, kannst du mich hinbringen?»
«Ja, es ist nicht weit, man muss nur wissen wo es lang geht, kein Problem.»
Der Franzose ist der erste der vom Schiff so richtig begeistert ist, er ist vom Stiel angetan und will jetzt noch etwas gegen sein leichtes Bäuchlein unternehmen, welches er dabei liebevoll streichelt. Sicher haben ihn die jungen Damen des Wasserballetts dazu angespornt, er wird sich insgeheim Hoffnungen machen, eine davon zu vernaschen.
An einer Türe, welche wie eine normale Kabine aussieht bleibe Reto stehen, hier muss es sein. Er gibt auf einer Tastatur den entsprechenden Code ein. Nach einer kurzen Wartezeit öffnet sich die Türe und eine chinesische Dame im seidigen Bademantel öffnet die Türe. Der Bademantel kann ihre aufregende Figur nicht verbergen.
«Ah, Pierre, - willkommen, bitte tritt ein.»
Zu Reto gewandnt, bedankt sich die Dame, «danke Reto, das war’s schon, wir kümmern uns jetzt um Pierre, er wird allein zurückfinden.»
Reto geht zurück an den hinteren Pool, die meisten Mädchen tanzen oben ohne und gehen bei den Jungs auf Tuchfühlung. Eine Gruppe von Mädchen bildet einen Kreis und versucht Reto und andere Jungs ins Wasser zu werfen. Alle wehren sich so gut sie können, doch die Mädchen setzten alle Tricks ein, die eine wackelt mit ihren schönen Brüsten direkt vor Retos Nase rum. Es ist Zeit, dass er sich ergibt. Gemeinsam fallen sie, unter Applaus des Publikums, ins Wasser.
Den Rest des Nachmittags verbringt Reto bei einer Gruppe von jungen Frauen. Wie Reto in Erfahrung bringen konnte, haben alle diese Traumreise in einer Disco bei einem Tanzwettbewerb gewonnen. Eine Gratiskreuzfahrt, das hebt die Stimmung. Dazu bekommen sie noch einen Ausweis, welcher ihnen gestattet, die Bar kostenlos zu plündern. Als Gegenleistung werden sie die Animateure bei gewissen Aufgaben unterstützen. Nun geniessen sie die Fahrt in vollen Zügen. Vier der Mädchen stammen aus Köln, ebenso viele aus Frankfurt und unverkennbar an der grossen Oberweite und den dem urchigen Dialekt, aus München.
Am späteren Nachmittag gibt es am mittleren Pool die Begrüssungsshow. Die Animateure verkleiden sich in die Showstars. Inzwischen ist die Begrüssungsshow angelaufen, die meisten Auftritte gelingen perfekt. Der Auftritt von Alfonso wird zur Lachnummer erster Klasse, das Publikum krümmt sich vor Llachen. Retos Auftritt gelingt gut, das Publikum geht voll mit und ist begeistert. Die Stimmung am Pool ist ausgezeichnet.
So langsam kommt auch unter den Gästen Ferienstimmung auf. Nach den Auftritten spielt eine Band zum Tanz auf. Auch die Bars und das Spielkasino sind jetzt geöffnet.
Vor dem Nachtessen gibt es nochmals Arbeit. Reto muss eine Frau zur Massage zu bringen. Bei der Bar vom Oberdeck findet er Clementine sofort. Sie spricht ihn an: «Du bist sicher Reto», fragt sie und setzt ein charmantes Lächeln auf, «willst du noch einen Drink?»
«Ja gerne, aber nur eine Cola, bei der Hitze lieber ohne Alkohol.»
«Oh, einer aus der seriösen Fraktion», stellt sie in kaum verständlichem Dialekt fest.
Es dauert einige Zeit bis er den Dialekt einordnen kann, aber es ist klar, sie muss aus Österreich stammen, vermutlich neeine echte Wienerin. Doch getreu dem Motto, die Privatsphäre zu wahren, behält er diese Erkenntnis für sich. Für seinen Job braucht er keine genaueren Angaben.
Reto steigt auf den Barhocker. Nun ist es ihm etwas wohler, die schlanke Frau ist sicher grösser als ein Meter achtzig und er ist sich etwas klein vorgekommen. Nun ist der Unterschied ausgeglichen und es bleibt nur noch der Altersunterschied, sie ist mit Sicherheit über fünfzig.
Sie schwärmt etwas über die frische Meeresluft und wie gut ihr die tut. An ihrer Hand vermisse Reto einen Ehering, doch sie trägt dafür einen sündhaft teuren Diamantring. Nebenan unterhalten sich zwei beleibte Herren über Geld. Sie tragen, was die genannten Beträge angeht, recht dick auf. Der schlanken Lady können sie damit nicht imponieren, sie interessiert sich mehr für die Schönheiten der Natur.
Nach einer halben Stunde macht Reto sie diskret darauf aufmerksam, dass sie den Termin beim Masseur einhalten muss, sonst ist er anderweitig vergeben. Sie entschuldigt sich, «ach, hätte ich beinahe vergessen, war nett mit dir zu plaudern.»
Der asiatische Masseur lässt sich nicht anmerken, dass sie mit gut zehn Minuten Verspätung erscheint. Mit einem Lächeln bittet er sie einzutreten.
«Vorsicht, die Türen im Schiff sind nicht für uns gebaut, bitte Kopf einziehen.»
Das Uns, bezieht sich nur auf die Körpergrösse, nicht auf das Gewicht, er wiegt sicher hundert Kilo mit schön geformten Muskeln, ein richtiger Adonis. Ich bin sicher, die Lady wird Reto schnell vergessen und sich genussvoll vom Muskelprotz durchkneten lassen. Ähnlich wie seine Kollegin im Fitnesscenter trägt er einen seidigen Bademantel, welcher allerdings vorne nicht geschlossen ist. Darunter trägt er nur noch eine sehr enge Badehose.
Als Reto endlich wieder beim Pool eintrifft, ist die Party mehr oder weniger gelaufen. Die Discoqueens sind bereits in ihren Kabinen und bereiten sich aufs Nachtessen und eine lange Nacht vor. Reto zieht sich ebenfalls in seine Kabine zurück. Ein Nickerchen vor den Abendveranstaltungen, wird sicher gut tun. Unweigerlich macht er sich Gedanken über die verschiedenen Leute auf dem Schiff. Auf dem Oberdeck trifft sich offensichtlich eine ganz illustre Gesellschaft, mittleren Alters. Im Bereich des mittleren Pools geht die Post richtig ab, hier feiern viele junge, aufgestellte Leute, er vermutet, dass die Discoqueens aus Deutschland nicht die einzigen sind, welche diese Reise gewonnen haben. Mit einem normalen Studentenbudget ist eine solche Reise nicht zu bezahlen. Es fällt auch auf, dass ausschliesslich schöne interessante Leute in diesem Bereich anzutreffen sind. In den unteren Decks scheint sich das arbeitende Personal meistens Asiaten aufzuhalten. Vom Masseur, der Dame aus dem Sicherheitsdienst, der Betreuerin des Fitnesscenters und den Kellnern ist der ganze Tag nie etwas zu sehen. Auch der Koloss des Sicherheitsdienstes ist nie auf dem Deck anzutreffen und der würde sicher auffallen.
Reto ist gespannt, welche Hafenstadt sie als nächstes anlaufen. Seine Kenntnisse in Navigation sind nicht besonders gut, vermutlich durchqueren sie das Mittelmeer nach Wwesten und müssten bald den Atlantik erreichen. Vielleicht, ist der Süden Spaniens das erste Reiseziel, allerdings deutet noch nichts auf einen Stopp hin. Auf dem Computer ist nun das Abendprogramm angezeigt. Anzug fünf, dieser ist eher sportlich, legerer und steht ihm recht gut. Nach dem Essen ist angekündigt, dass die Animateure noch einen Auftritt als Showstar bestreiten. Diesmal treten sie im Obergeschoss vor der erlauchten Herrschaften auf, das wird sicher eine trockene Angelegenheit. Die Snobs und Bryan Adams, dass ihnen der gefällt, kann sich Reto nicht vorstellen.
Beim Abendessen wird Reto heute an einem andern Tisch eingeteilt. Die vier Damen sind Mitglieder einer Fasnachtsclique klicke aus Belgien, sie wurden eingeladen unter der Bedingung, dass sie zwei bis drei Auftritte als Funkenmariechen vorführen, das ist recht wenig Aarbeit, wenn man an die schöne Reise denkt. Auf jeden Fall geniessen die Belgierinnen das süsse Nichtstun. Das einzige Problem mit dem sie kämpfen, ist der starke Sonnenbrand, welche die meisten eingefangen haben. Auch mit dem Aufstehen hapert es. Keine der Frauen ist nüchtern, Reto weiss nicht, wie sie jetzt noch die Abenddisco überstehen werden.
Nun ihm kann’s egal sein, vor seinem Auftritt, will er eh nichts unternehmen. Er steht an der Bar und beobachte die Leute. Am anderen Ende der Bar sitzt Rea locker auf einem Barhocker, sie hat sich bereits wieder einen neuen Lover geangelt, Rea hat wirklich ein enormes Nachholbedürfnis, wenn das nur gut geht. Auf dem Dancefloor sorgen heute Abend die Iren für Stimmung. Eine irische Fußballmannschaft hat den Flor in Beschlag genommen. Jede Frau die sich in ihre Nähe wagt, wird in die Mitte gezerrt und hin und her geschubst. Den mutigen Damen macht es nichts aus, die Meisten lassen sich freiwillig einfangen.
Ein halbe Stunde vor Beginn des Abendprogramms trifft sich die Showtruppe in der Garderobe. Scot, der Choreograf, verteilt die Kleidung, die Kostüme sind generell knapper bemessen, ein Bryan Adams würde nie so auf die Bühne steigen. Reto ist das egal, solange er noch seine Hose tragen darf. Auch die weiblichen Interpretinnen werden in sexy Outfits gesteckt. Zu meiner Überraschung sind auch die Kölner Discogirls dabei und tragen nicht mehr, als heute Nachmittag am Pool. So langsam begreife ich das Prinzip der Kreuzfahrt, alles für die VIPs, lautet das Motto.
Inzwischen ist die Show angelaufen. In der kleinen Garderobe bekommt man die Stimmung draussen im Saal gut mit. Die anfänglich steife Atmosphäre wird langsam locker. Reto muss früh raus. Er erntet einen anerkennenden Applaus, doch der ganz grosse Auftritt war es nicht. Auch in der Garderobe steigt die Stimmung, die halbnackten Mädchen kommen einem dauernd in die Quere, es lässt sicht nicht vermeiden, dass man sich körperlich näher kommt. Zur Belustigung der Damen, hat Alfonso damit ein Problem, in seiner Hose, die ebenfalls sehr eng bemessen ist, gibt es eindeutig ein Platzproblem. Die Girls tragen das Iihrige dazu bei, dass er sich nicht beruhigen kann.
Genau jetzt, wo die Ausbuchtung am grössten ist, schickt ihn Scot auf die Bühne. Dort wird er mit grosser Begeisterung empfangen. Dass er bei seinem Wahnsinn nie den vorgegebenen Takt trifft, stört niemand. Die älteren Damen sind ihm echt auf die Pelle gerückt, die Hose ist bereits zerrissen und hätte er nicht den letzten Stofffetzen noch mit der Hand gehalten, er wäre ganz nackt in die Garderobe zurückgekehrt.
Die nun folgenden Akteure werden auch mit immer spärlicher Bekleidung auf die Bühne geschickt und kommen mit stark ramponierten Stofffetzen zurück. Die Mitwirkenden sind gut ausgewählt, keiner hat ein Problem damit, nur ein Kölnerin protestierte energisch, als ihr eine alte Dame an die Wäsche wollte, auf Damen steht sie gar nicht, wo es doch so viel interessante Männer im Saal hat.
Nach einer Stunde ist die Show eigentlich beendet, die VIPs lassen es sich nicht nehmen, alle Akteure zu einem Drink an die Bar einzuladen. Mit Champagner wird auf die gute Show angestossen. Jetzt beginnt eine Band zu spielen. Softklassik ist angesagt. Als die Musik einen Walzer gespielt, fordert Clementine Reto zum tanzenTanzen auf.
Sie trägt ein sehr feines Abendkleid. Vom Gürtel aus gehen zwei schmale Träger bis zu ihren Hals. Die beiden Träger, höchsten drei Zentimeter breit, haben eigentlich die Aufgabe ihren Busen vor neugierigen Blicken zu schützen, eine Aufgabe, der sie in keiner Weise gewachsen sind. Reto bleibt nichts anderes übrig, als seine Hände um ihre nackte Taille zu legen. Ihre Haut ist zart und sie gehorcht jedem seiner Befehle. Nach der fulminanten Schlussdrehung verbeugt sie sich tief, jetzt kann auch Reto einen Blick riskieren und sie geniesst es bewundert zu werden. Schliesslich hat die Musik ein Einsehen und macht eine Pause. Er begleite Clementine noch an ihren Platz und gehe zurück an die Bar.
«Das war nicht schlecht», meint der Barmann, «aber das war’s für dich, wir benötigen dich hier nicht mehr, du kannst zurück aufs untere Deck, deine Show ist zu Ende.»
Ein fragender Blick zu seiner Tanzpartnerin sagt Reto, dass jetzt die älteren Herren an der Reihe sind, er musste sie nur etwas in Stimmung bringen, jetzt ernten die gleichaltrigen. Ihm soll’s recht sein, das ist sowieso nicht sein Umgang.
Gemeinsam mit den Discoqueens und Alfonso verlassen sie die Bar. Jenny und Yvonne hängen sich bei Reto ein, eng umschlungen suchen sie eine Kabine, so knapp bekleidet können sie nicht auf der Party am mittleren Pool erscheinen, schnell ist man sich einig, Jenny spendiert noch einen Drink in ihrer Kabine. Ariane und Ronda kümmern sich um Alfonso, er hat etwas viel Champagner getrunken und ausserdem muss seine lädierte Hose vor neugierigen Blicken geschützt werden.
Am nächsten Morgen verpasste Reto beinahe das Frühstück. Es wurde gestern noch sehr späht. Die Mädchen waren so aufgedreht, dass an Schlafen nicht zu denken war. Nach dem ersten Schluck Kaffee, nimmt er langsam seine Umwelt war. Es fällt ihm auf, dass der Seegang, im Vergleich zum Vorabend, deutlich stärker spürbar ist. Seine Ahnung scheint sich zu bestätigen, sie haben in der Nacht die Strasse von Gibraltar passiert und kreuzen nun im Atlantik. Die wenigsten Gäste machen sich Gedanken über den Kurs, doch Reto möchte gerne wissen, wohin die Reise geht. Nach seinen Schätzungen sind sie auf Südwestkurs.
Heute teile er den Tisch mit einer spanischen Flamencotruppe. Er verstehte Spanisch, doch lange nicht so gut wie englisch, deutsch oder französischFranzösisch. So bekommt er von seinen Tischnachbarn nicht viel mit, er fühlt sich auch noch zu müde, um der Unterhaltung zu folgen.
Auf dem Computer ist das neue Tagesprogramm aufgelistet. Heute gibt es einiges zu tun. Ab elf Uhr muss eine neue Show eingeübt werden. Noch vorher gibt es drei Kurzeinsätze für die Gästen, zwei Mal bringt er sie in die Massage und einmal Fitness. Auch bei denen vom Oberdeck ging es letzte Nacht recht turbulent zu. Wenigstens schliesst Reto das aus zwei aufgeschnappten Bemerkungen. Clementine konnte anscheinend ihre exhibitionistische Neigung voll ausleben. Dabei blieb sie nicht die einzige Dame, welche sich zur Show stellte.
Um elf Uhr treffen sich sechzehn junger Leute in einem kleinen Saal. Diesmal sind nicht nur Animateure in der Gruppe, zu Retos Freude, sind auch die Discoqueens aus Bayern und Köln mit von der Party. Etwas verlegen begrüsst er Jenny, wie sind ihre Gefühle nach der gestrigen Nacht? Seine Befürchtungen sind umsonst, sie meldet keinerlei Besitzansprüche an. Auch sonst hat sie die Nacht gut verkraftet. Sie macht sich keine Gedanken darüber, ob sie sich an der Party, zu sehr hat gehen lassen. Man ist nur einmal jJung und soll das Leben geniessen, ist ihr Motto für diese Kreuzfahrt. Auch ihre drei Freundinnen sind mit der gleichen Gelassenheit dabei.
Jetzt übernimmt Scot, welcher schon die Playbackshow organisiert hat, das Kommando. Mit einem Rock n Roll fordert er alle zum Eintanzen auf. Als guter Beobachter hat er bemerkt, dass die meisten noch nicht voll da sind. Er tanzt vor und schon bald ist die ganze Gruppe auf zack. Die Musik fährt ein und vertreibt die Müdigkeit.
Nach rund zehn Minuten sind alle schweissgebadet aber topp fit. Die Müdigkeit ist wie weggeblasen. Sie setzen sich im Kreis um den Chefanimateur. Nachdem sie sich etwas erholt haben, erklärt er, was er heute vorhat: «Ich habe hier Zettel, jeder zieht jetzt einen, darauf steht, welche Rolle er dann spielen muss. Ihr werdet gleich sehen wie das geht, es ist ganz einfach.»
Gespannt faltet Reto den Zettel auf. Tarzan steht drauf. Er soll wohl Tarzan spielen. Jetzt wartet er gespannt, was sonst noch zur Auswahl steht. Nun, als Tarzan fühlt er sich wirklich nicht, eher wie ein Spargeltarzan. Gespannt schielt er auf den Zettel seiner bayrischen Nachbarin. Sie muss als Cleopatra auftreten. Auf der andern Seite sitzt Judy, eine dunkelhaarige Französin, «und was hast du gezogen?»
«Ich, - Monika Lewinsky, ist das nicht die mit Billy Clinton?»
«Ja», entgegne Philipp, der Assistent von Scot, mit einem leichten Schmunzeln, «das ist die mit der Zigarre.»
«So was mache ich aber nicht», entgegnet sie entrüstet.
«Ist jemand mit seinem Zettel nicht zufrieden», fragt Scot.
Jetzt meldet sich Judy, «ja ich!»
«Du kannst gehen, - Philipp bringt dich nach draussen, du bekommst eine neue Aufgabe für heute Abend.»
Die beiden verlassen zusammen den Saal. Scot denkt kurz nach, dann fragt er: «Will eine von Casanovas Gespielinnen tauschen? Ich wäre sehr froh, sonst fällt die Nummer ins Wasser.»
«Wer spielt den Clinton», fragt eine Blonde.
«Das bin ich», meldet sich Bennie, ein grosser irischer Fussballspieler, in gebrochenem Deutsch, er ist eine stattliche Erscheinung und hat unter den Damen sicher eine Verehrerin.
«Gut», meldet sich Ronda, «ich übernehme das.»
Nun beginnt das Training. Reto erhält mit Leslie, der blonden Schwedin, die ideale Jean zugeteilt.
«Wir üben nur trocken, die richtige Show steigt erst heute Abend, dann bekommt ihr auch die passenden Outfits.»
Die Regieanweisungen von Scot sind eindeutig, er erwartet mehr, als dass Tarzan nur der Jean nachrennt, es muss schon etwas zur Sache gehen.
«Wir treten heute nicht in einem Kinderclub auf, die Gäste stellen hohe Ansprüche», er untermauert seine Aussage mit einer eindeutigen Geste.
Reto studiert mit Leslie noch eine Stunden lang das Drehbuch. Leslie scheint mit der Rolle keine Probleme zu haben, wie es bei Reto vor Publikum klappt, weiss er noch nicht, auf jeden Fall macht ihn der Auftritt nervös.
Den Nachmittag verbringen alle am Pool, das Wetter ist sehr schön und es ist trotz eines frischen Windes, sehr heiss. Wie schon gestern ist die Stimmung sehr locker. Viele junge Mädchen tanzen im Pool. Leslie ist nicht am Pool, deshalb schliesst sich Reto den deutschen Girls aus Bayern und Köln an, auch sie fiebern angespannt dem heutigen Abend entgegen. Lilo und Hanna, spielen die Gespielinnen von Casanova, Yvonne wird es als Hauptdarstellerin in Geschichte einer O, auch nicht einfach haben. Ariane hat es als Zofe von Cleopatra, am einfachsten.
Im Verlauf des Nachmittags sind noch drei kleine Aufträge auszuführen. Eine ältere Dame will zur Massage und zwei Herren haben das Bedürfnis für Fitness, die Aufträge sind schnell erledigt, das Trinkgeld für die Botengänge ist leicht verdientes Geld. Das erste Mal ist Reto froh um diese Jobs, es lenkt etwas ab. Beim Nachtessen sucht Reto am Buffet unbewusst nach Eiersalat, als er es bemerkt ist es schon zu spät, «hast du das nötig», fragt Ariane und wirft einen fragenden Blick auf seine Hose.
«Man kann ja nie wissen, sicher ist sicher», entgegnet er, «vielleicht muss ich noch Cäsar aushelfen, da will ich mich nicht blamieren».
«O. K. dann also noch Selleriesalat oben drauf, das soll auch gut sein!»
«Wieso kennst du dich da aus?»
«Sowas lernt man, wenn man einen älteren Freund hatte», antwortet sie schlagfertig, «aber das ist jetzt vorbei.»
So harmlos die Unterhaltung schien, Reto macht sie noch nervöser. Er ist erleichtert, als es endlich in die Garderobe geht. Das Kostüm ist kaum als solches zu bezeichnen, dann geht es endlich los, sie müssen als erste raus. Jean sitzt an einem künstlichen See und kämmt sich die langen blonden Haare, Tarzans Urschrei aus dem Lautsprecher erschreckt sie. Mit einem Satz springt Reto auf die Bühne. Jean will sofort flüchten, bleibt wenig später wie angewurzelt stehen und betrachtet ihn verwundert. Er schleicht um sie herum, immer näher, die Augen nur auf ihre tolle Figur gerichtet.
Jean beugt sich leicht vor, ihr Busen fällt dabei beinahe aus den zu einem BH zusammengeknoteten Blättern. Nochmals stösst Tarzan einen lauten Schrei aus und trommeltle mit den Fäusten wie ein Gorilla auf seine Brust, wirklich, bei Retos Figur keine sehr eindrückliche Drohgebärde. Die Wirkung auf Jean ist anders als erwartet, statt dass sie Angst bekommt, wirkt sie jetzt interessiert, sie streckt ihre Hand aus und will ihn betasten. Zweimal zuckte er zurück, dann gehte er selber in die Offensive und greift nach den Blättern. Sie weicht zurück mit dem Ergebnis, dass Tarzan die Blätter in der Hand hält und Jeans toller Busen unverhüllt betrachtet werden kann. Der darauf folgende Ringkampf führt dazu, dass beide ihre letzten Kleidungsstücke verlieren. Jetzt ist Jean nicht mehr zu halten, ihre Hände tasten seinen Körper ab. Der Eiersalat beginnt zu wirken. Auch Retos Hände gleiten forschend über Jeans Körper und nach einigen fragenden Blicken, was man mit dem Sellerie gestärktem Ding anstellen könnte, finden sie schliesslich die richtige Stelle, wo es hinpasst.
Nun hat der Regisseur ein Einsehen mit den beiden und lässt den Vorhang fallen, der Applaus ist stürmisch, das Publikum ist zufrieden.
«Ihr zieht eure Kostüme wieder an und setzt euch an die Bar», ordnet Scot an «ich rufe euch dann, wenn die Show vorbei ist.»
Es dauert nicht lange und Leslie alias Jean, wird an der Bar von älteren Männern umringt. Reto wird der enge Kontakt zu den Herren unangenehm, er weicht nach rechts aus, dort sind zwei Damen über vierzig in ein intensives Gespräch verwickelt. Sie deuten an, dass seine Anwesenheit in keiner Weise stört, lassen sich aber nicht in ihrem Gespräch unterbrechen.
Reto versucht dem Gespräch zu folgen, sicher sind sie in irgendwelchem Klatsch und Tratsch vertieft. Während die dunkelhaarige, welche jetzt direkt neben ihm sitzt, weiter von grossen Summen und gebundenem Kapital redet, tastet ihre Hand ganz unauffällig Retos Bein entlang.
Claire, so heisst die Frau mit den zarten Händen, kommt aus Genf und hat einiges im Kopf. Sie bombardiert ihre Gesprächspartnerin mit Zahlen. Nur langsam versteht Reto um was es geht. Sie ist der Meinung, dass die Wirtschaft grössere Summen investieren könnte, wenn man statt des alteingesessenen Systems, dass am fünfundzwanzigsten jedes Monats Zahltag ist, zu einem gestaffeltes Zahlungssystem übergehen sollte.
«Das geht doch nicht, - stelle dir vor, wie die Arbeiter sich beschweren würden, wenn sie den Zahltag immer an einem anderen Tagen bekommen würden, die machen da nie mit.»
«Natürlich muss das gerecht gehandhabt werden», erklärt sie, «wer am zehnten Zahltag hat, muss seine Rechnungen auch erst am sechzehnten Tag des Monats begleichen. Dagegen müssen die welche am sechzehnten Zahltag haben, ihre Rechnungen erst am einundzwanzigsten begleichen. Ich denke, dass man mit vier Gruppen auskommen würde. Die Gruppen könnten zum Beispiel in der Schweiz, nach den ersten drei Ziffern der AHV-Nummern gruppiert werden, bis Nummer zweihundertfünfzig hat am ersten Zahltag, die folgenden bis fünfhundert haben am siebten Tag ihr Geld auf dem Konto. Wer also in der zweiten Gruppe zugeteilt ist, muss seine Rechnungen bis zum einundzwanzigsten Tag begleich, es haben also alle die gleichen Bedingungen.»
«Ja, und wozu das alles?»
«Das habe ich dir doch vorhin erklärt», jetzt wird sie etwas ungeduldig, «der Geldfluss wird geglättet, die Firmen müssen nicht auf einmal so grosse Beträge bereitstellen, um damit die Löhne zu bezahlen. Die Lohnsumme wird nur noch ein viertel betragen, das hHeisst, es kann mehr Geld investiert werden. Das leuchtet doch ein, - oder?»
Das Oder war auch an Reto gerichtet, der nickt zustimmend, «siehst du, er hat auch etwas im Kopf.»
«Bist du sicher, dass er es begriffen hat, fragt die blonde Dame, «der tut doch nur so.»
«Vielleicht hast du recht, er ist etwas schwer von Begriff, manchmal muss man etwas nachhelfen», sie schaut ihn vorwurfsvoll an, und fragt: «Wie ist das jetzt genau?»
Dabei nimmt sie seine Hand und legt sie zwischen ihre Schenkel, wobei sie den Rock noch etwas hochzieht.
«Nun», beginnt Reto etwas verlegen und tastet sich mit dem Finger weiter vor, «also, nach dem alten System ist kurz vor dem fünfundzwanzigsten alles Geld auf der Bank, die Bank kann es aber nicht investieren, man weiss ja, dass am sechsundzwanzigsten der grösste Teil wieder abfliesst.»
«Siehst du, er hat es doch begriffen», meint Claire, wobei er vermutet, dass sie mehr seine Fingerfertigkeit meint, als seine Erklärung, «mach schön weiter.»