Das Trader Coaching - Thomas Vittner - E-Book

Das Trader Coaching E-Book

Thomas Vittner

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Beschreibung

Weniger ist mehr - und in dieser Einfachheit liegt das Geheimnis des Erfolgs verborgen. Gerade angehende Trader nähern sich diesem Geschäft mit völlig falschen Vorstellungen, und diese Missverständnisse räumt Thomas Vittner überzeugend beiseite. Thomas Vittner beschreibt in seinem Buch mit brillant einfachen Worten, worauf es beim Trading tatsächlich ankommt. Er gibt Tipps, wie man dieses Geschäft lernen kann, berichtet über die tägliche Handelspraxis und warnt vor den Fallen, die auf einen angehenden Trader lauern. Aber vor allem zeigt Vittner eins: Gutes Trading muss nicht kompliziert sein. Im Gegenteil, die vorgestellten Ansätze sind an Einfachheit kaum zu überbieten und der Erfolg gibt ihm recht. Trading, so der Autor, ist keine Geheimwissenschaft, und auch als Privatier kann man erfolgreich sein. Mit erfrischender Ehrlichkeit vermittelt Vittner sein Wissen und erklärt dem Leser, warum die verzweifelte Suche nach dem "Heiligen Gral" beim Trading verlorene Mühe ist.

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Seitenzahl: 453

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Den Autor erreichen Sie unter:

[email protected]

Thomas Vittner • Das Trader-Coaching

6., unveränderte Auflage 2012

© 2009

FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,

Nymphenburger Straße 86

80636 München

Tel. 089 651285-0

Fax 089 652096

Alle Rechte vorbehalten, einschließlich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks

sowie der fotomechanischen und elektronischen Wiedergabe. Dieses Buch will keine

spezifischen Anlageempfehlungen geben und enthält lediglich allgemeine Hinweise.

Autor, Herausgeber und die zitierten Quellen haften nicht für etwaige Verluste,

die aufgrund der Umsetzung ihrer Gedanken und Ideen entstehen.

Lektorat: Marion Reuter

Satz und Layout: Grafikstudio Foerster, Belgern

ISBN Epub 978-3-86248-340-2

Weitere Infos zum Thema

www.finanzbuchverlag.de

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Danksagung

Wie alles anfing – eine kurze Biografie

Teil I Trader’s Coaching – Trading schrittweise lernen

Einleitung

1 Der theoretische Teil

1.1 Warum traden Sie?

1.2 Ziele

1.3 Allgemeines Fachwissen über die Kapitalmärkte

1.4 Technische Analyse

1.5 Tradingsysteme und Money Management

1.6 Die Handelsplattform – Der Broker

1.7 Börsenpsychologie

2 Der praktische Teil

2.1 Wie viel Zeit habe ich für das Trading?

2.2 Welche Zeiteinheit wähle ich?

2.3 Welche Werte und Märkte handle ich?

2.4 Mit welcher Tradingstrategie nähere ich mich den Märkten?

2.5 Welche Taktik wende ich im einzelnen Trade an?

2.6 Wie strukturiere ich meine Marktbeobachtungen?

2.7 Wie viel Kapital riskiere ich in der Anfangsphase?

2.8 Wie weiß ich, ob die Methode wirklich zu mir passt und ob sie erfolgreich ist?

2.9 Organisation und Logistik

2.10 Mach mal Pause

2.10.1 Ein Drawdown bei einem reifen Trader

2.10.2 Der unreife Trader

2.11 Der Tradingroom

2.12 Der Katastrophenplan

2.13 Aus- und Weiterbildung

Teil II Börsenpsychologie

Einleitung

1 Worauf es beim Trading nicht ankommt

1.1 Anzahl der gelesenen Börsenbücher (Fachwissen)

1.2 Art der beruflichen Ausbildung (Status)

1.3 Höhe des Intelligenzquotienten

1.4 Wissen über sämtliche Schlusskurse (Halbwissen)

1.5 Anzahl der Monitore auf dem Schreibtisch (Trading Station)

1.6 Zeitdauer, in der der Chartverlauf beobachtet wird (Chart Watching)

2 Erfolg im Trading – worauf es ankommt

2.1 Disziplin

2.2 Verzicht

2.3 Durchhaltevermögen

2.4 Selbstvertrauen

2.5 Selbstständigkeit und Flexibilität

2.6 Eine Methode (entwickeln oder kaufen), die zu einem passt

2.6.1 Die grundsätzliche Marktanschauung eines Traders

2.6.2 Marktanschauung »Technische Analyse« (die Märkte sind prognostizierbar)

2.6.3 Marktanschauung »Zufallsverteilung« (die Märkte sind nicht zu prognostizieren)

2.7 Welche Unterschiede ergeben sich daraus für die Handelspraxis?

2.8 Die Entwicklung der eigentlichen Methode

3 Trading und unsere Gesellschaft

3.1 Was einen »vernünftigen« Job ausmacht

3.2 Geld verdienen mit Nichtstun

3.3 Kennen Sie jemanden, der durch harte Arbeit reich wurde?

4 Die Psychologie hinter den Kursbewegungen

4.1 Alles kann passieren

4.2 Jede Marktsituation ist einzigartig

4.3 Die einzelnen Trades unterliegen einer reinen Zufallsverteilung

5 Einige typische Fehler und die dahinterliegenden Ursachen

5.1 Kein Stopp-Loss

5.2 Zögern beim »Abdrücken«

5.3 Einer Aktie nachlaufen

5.4 Aus Rache traden

5.5 Den »perfekten« Trade verpassen

5.6 »Dieser Trade macht mich reich«

5.7 Geld zählen

5.8 Nach der Ursache einer Kursbewegung suchen

5.9 An einen Trade sein Leben hängen

5.10 Ständig vor dem Ticker sitzen

6 Verlustbetrachtung im Trading

6.1 Die Gewinn-und-Verlust-Rechnung

6.1.1 Bei einem herkömmlichen Unternehmen

6.1.2 Bei einem Tradingunternehmen

6.2 Der richtige Umgang mit Verlusten

6.2.1 Erfolgreichen Tradern sind herkömmliche Verluste egal

6.2.2 Verlusttrades sind keine Tradingfehler

6.2.3 Ein Tradingfehler bedeutet nicht unbedingt einen Verlust (und warum das gar nicht gut ist)

6.2.4 Verluste können und sollen nicht vermieden werden

7 Risiko und was das genau bedeutet

7.1 Risiko des Verlusts von X Euro

7.2 Das Risiko, »nicht recht zu haben«

7.3 Das Risiko, »einen Tradingfehler zu begehen«

7.4 Das Risiko, diese eine Aktie zu traden

7.5 Das Risiko, »unter eine bestimmte Zielgröße zurückzufallen«

8 Sicherheit in einer unsicheren Umgebung

Teil III Money Management

Einleitung

1 Wie hoch ist Ihr Einsatz? – Die Bestimmung der richtigen Positionsgröße

2 Erste Gedanken zur Entwicklung eines Handelssystems

3 Das »R-Vielfache« und Kursziele

3.1 Methode A – Kurszielbestimmung anhand reiner Systematik

3.2 Methode B – Kurszielbestimmung anhand der Technischen Analyse

3.3 Die Berechnung von Kurszielen

4 Das »R-Vielfache« und das Nachziehen von Stopps

4.1 Nachziehen der Stopps anhand der Charttechnik

4.2 Nachziehen der Stopps bei am Stück erreichten besonders hohen R-Vielfachen

4.3 Nachziehen der Stopps unter Zuhilfenahme einer kleineren Zeiteinheit

4.4 Nachziehen der Stopps durch systematisches Vorgehen unter Verwendung von »R-Vielfachen«

5 Wie »sinnvoll« ist der gegebene Trade?

6 Trefferquoten

7 Erwartungswert (Profitfaktor)

8 Die Gewinnprogression

8.1 Variables Risiko

8.2 Dynamische Kontogröße

8.3 Kombination »variables Risiko« mit »dynamischer Kontogröße«

9 Signalhäufigkeit

10 Das Gesamtpositionsrisiko

10.1 Das Gesamtpositionsrisiko in Anlehnung an die Handelsrichtung

10.2 Das Gesamtpositionsrisiko in Anlehnung an die gehandelten Märkte

10.3 Das Gesamtpositionsrisiko in Anlehnung an die unterschiedlichen Branchen

10.4 Das Gesamtpositionsrisiko in Anlehnung an die unterschiedlichen Underlying

Teil IV Controlling und Backoffice

1 Das Handelsjournal

1.1 Welche Informationen beinhaltet das Handelsjournal noch?

1.2 Weitere Verwendungszwecke

2 Das Trading-Tagebuch

2.1 Welche zusätzlichen Informationen beinhaltet das Tagebuch?

2.2 Weitere Vorgehensweise

2.3 Das Aufspüren von Tradingfehlern

3 Das Mental-Tagebuch

Teil V Einem Trader über die Schulter geschaut

1 Der Blick zurück

2 Der Blick voraus

2.1 Achtung: Earnings!

2.2 Sonstige Nachrichten

2.3 Weitere Vorgehensweise

3 Die Börseneröffnung

3.1 Das Nachziehen der Stopps meiner offenen Positionen

3.2 Es geht los – Ordereingabe

Teil VI Einstiege

1 Gaps

1.1 Gaps im Zuge einer starken Markteröffnung

1.2 Gaps bei Einzelwerten mit »neutraler« Markteröffnung

1.3 Gaps – Handelsvorbereitung und -ansätze

1.3.1 Aufwärts-Gap

1.3.2 Abwärts-Gap

1.3.3 Logistik der Stoppsetzung bei »OCO Orders«

1.4 Handel von Gaps in Trendrichtung

1.4.1 Primärtrend Abwärts – Gap Aufwärts (Variante 1)

1.4.2 Primärtrend Abwärts – Gap Abwärts (Variante 2)

1.4.3 Primärtrend Aufwärts – Gap Aufwärts (Variante 3)

1.4.4 Primärtrend Aufwärts – Gap Abwärts (Variante 4)

2 Newstrading

3 Swingtrading

3.1 Swingtrading – Handelsvorbereitung und -ansätze

3.1.1 Den Umkehrstab vorwegnehmen

3.1.2 Der Umkehrstab wird bestätigt

3.1.3 Der Umkehrstab wird nicht bestätigt

3.2 Weitere Vorgehensweise

3.2.1 Handelsvorbereitung, -ansätze und -logistik

3.2.2 Trademanagement

3.3 Ordereingabe und Berufstätigkeit

Epilog – Ich werde Trader und kündige meinen Job!

1 Der Chef

2 Die Kollegen

3 Keine Termine

4 Keine Projekte

5 Finanzielle Unabhängigkeit

Schlusswort

Literaturverzeichnis

Vorwort

Zuerst war ich skeptisch. Warum sollte ich ein Buch über Trading schreiben? Es gibt doch schon so viel Börsenliteratur, wer braucht da noch ein weiteres Buch zu diesem Thema? Ein paar schlaflose Nächte später war ich jedoch voll motiviert. Ja, ich wollte ein Buch schreiben, und zwar eines, das anders war als die anderen Publikationen. Mehr praxisorientiert und vor allem – einfacher, verständlicher und ehrlicher! Mein Ziel war es auch, ein Buch zu schreiben, das für alle aktiven Trader geeignet ist, für einen Anfänger genauso wie für einen Fortgeschrittenen. Sie haben hier also ein Börsenbuch für »Otto Normalverbraucher« in den Händen. Für den Trader, der vielleicht einem herkömmlichen Job nachgeht und davon träumt, mit dem Trading in Zukunft seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Der seine Liebe zu den Märkten entdeckt hat und nicht oder noch nicht die Resultate erzielt, die er gerne erzielen möchte. Für jemanden, der gar nicht die Zeit und die Lust hat, den ganzen Tag vor dem Chart zu sitzen, da er sich um Beruf und Familie kümmern muss. Für einen ganz »normalen« Menschen also wie Sie und ich.

Allen Tradern, die sich aufgrund der Tatsache, das Trading nur als Nebenjob zu betreiben, in einem Nachteil wähnen, sei eines gesagt: Auch die vermeintlichen Spitzentrader »kochen nur mit Wasser« und wissen nicht mehr über die Märkte als ein fortgeschrittener privater Trader, der sein Wissen als Autodidakt erworben hat. Selbst wenn sie in den Medien oft so tun als ob. Deren Vorteil ist, dass sie sich den Märkten bereits mit dem richtigen Denken nähern, weil sie mehr Erfahrung besitzen. Dieses Denken möchte ich Ihnen in diesem Buch näherbringen, die Erfahrungen müssen Sie selbst machen. Ich will Sie mit meinem Wissen dazu ermutigen, es mit diesen Profi-Tradern aufzunehmen, denn daran führt leider kein Weg vorbei. Selbst wenn Sie dieses Werk von vorne bis hinten mehrmals durchlesen, wenn Sie es sogar auswendig lernen, möchte ich Ihnen gleich zu Beginn etwas sehr Wichtiges mitteilen:

Ich kann Ihnen mit diesem Buch allein nicht beibringen, wie man ein guter Trader wird!

Sie haben richtig gelesen. Das kann ich nicht! Das kann nicht nur mein Buch nicht, das kann kein Buch dieser Welt. Sie werden nach dem Lesen sicher kein erfolgreicher Trader sein und wissen, wie es geht. Es ist ein Faktum, dass man das Trading nur durch die eigene Erfahrung erlernen kann. Erfahrung wiederum entsteht erst, wenn etwas anders ist, als man geglaubt hat. Dann wird man gezwungen, über die Sache nachzudenken, und dann lernt man wirklich etwas. Vorausgesetzt, man ist dazu bereit und sucht die Schuld für einen Fehler nicht immer bei den Anderen.

Sie müssen sich darauf vorbereiten, dass der Weg steinig und hart werden wird. Ich verspreche Ihnen auch nicht, dass Sie es schaffen werden. Viele, die es mit dem Trading versuchen, scheitern, und das sogar ziemlich bald. Im Gegensatz zu anderen Jobs brauchen Sie zur Spekulation jedoch nur ein begrenztes Fachwissen. Es gibt allerdings ein paar Tugenden, die einem das Trading erleichtern. Jeder hat die gleichen Chancen, aber nur wenige nutzen sie.

In den USA sagt man: »Trading is a Mind Game«. Das bedeutet, dass der Trader die richtige mentale Einstellung mitbringen oder erlernen muss. Wie man das anstellt, werden Sie im Folgenden noch erfahren. Trotzdem sagen viele, es sei das härteste Business der Welt. Ob ich dem zustimmen soll, weiß ich nicht. Wie auch immer. Trading ist leicht durchzuführen, aber schwer zu meistern. Mit einem Margin-Konto (ein Konto, bei dem der Broker dem Kunden gestattet, Wertpapiere auf Kredit zu kaufen, um damit einen Hebeleffekt zu erzielen), 1.000 Euro Mindesteinlage, drei Unterschriften und einer Kopie des Führerscheins ist man heute schon dabei. Aufgrund der fehlenden Zutrittsbarrieren beginnen die Probleme dann aber erst so richtig und nach einigen Wochen oder Monaten ist das Geld plötzlich weg und man weiß gar nicht, was man falschgemacht hat.

Mit diesem Buch möchte ich Sie auch zum Nachdenken bringen. Ich möchte Ihnen ein paar Richtlinien und Regeln mit auf den Weg geben. Und ich werde versuchen, einige Ihrer Überzeugungen, die Sie vielleicht bisher über die Funktionsweise der Märkte und richtiges Trading hatten, zu revidieren. Weiter möchte ich Ihnen einige Anregungen geben, neue Gedanken zu entwickeln, mit denen es sich etwas leichter tradet, und ich wünsche mir, dass Sie offen für diese Gedankengänge sind. In einigen Punkten müssen Sie sich unbedingt von Ihren alten Glaubenssätzen lösen, denn diese werden Sie absolut nicht weiterbringen. Darüber hinaus werde ich versuchen, Sie auf einige Fallen aufmerksam zu machen, die auf einen angehenden Trader in der freien Wildbahn lauern. Seien Sie sich über eines im Klaren: Sie sind als Trader vollkommen auf sich allein gestellt und es beschützt Sie niemand. Hier meine ich weniger den Schutz vor den anderen Marktteilnehmern, sondern es geht darum, dass Sie sich vor sich selbst schützen müssen. Diese Aussage werden viele von Ihnen nicht oder noch nicht nachvollziehen können. Ein reifer Trader wird hier wohl schmunzeln und seine Zustimmung erteilen. Weil eben niemand auf Sie und Ihre Handlungen aufpasst, ist es wichtig, einige Ratschläge zu beherzigen und einige Kniffe zu kennen, wie man die Sache am besten angeht.

Gelingt es mir, Ihnen dieses Wissen zu vermitteln, dann war ich mit diesem Buch erfolgreich, und Sie haben Ihre wertvolle Zeit und Ihr Geld nicht in den Sand gesetzt. Das ist für mich eine große Motivation, meinen Teil der Sache gut zu machen. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass Sie Ihren Part ebenfalls gut machen, was wohl der weitaus schwierigere Teil ist, den ich leider auch nicht beeinflussen kann. Halten Sie durch, denn wenn Sie es schaffen, wird sich Ihr Leben von Grund auf zum Besseren verändern: Erfolgreiche Trader sind nicht nur finanziell erfolgreich. Erfolgreiche Trader entwickeln ein Denken, das sie generell zu ausgeglicheneren und zufriedeneren Menschen macht.

Exkurs – Evolutionsschritte eines Traders

Auf den nachfolgenden Seiten wird sehr oft vom »reifen Trader« oder vom »erfahrenen Trader« gesprochen. Oder vom Gegenteil, dem »unerfahrenen Trader« und so weiter. Ein Seminarteilnehmer fragte mich eines Tages, was ich denn unter einem reifen Trader verstehen würde. Wann ist ein Trader »reif« beziehungsweise wann ist er »unreif«? Im ersten Moment konnte ich darauf keine eindeutige Antwort geben, und ich habe lange über diese Frage nachgedacht. Was zeichnet einen reifen Trader aus? Worin unterscheidet er sich vom unreifen, unerfahrenen Trader? Eines war mir sofort klar: Es kann nicht nur an der Performance liegen. Diese ist kein alleiniger Indikator für das Entwicklungsstadium eines Traders. Was ist es dann?

Sind es die Jahre an Erfahrung, die diesen Umstand ausmachen? Da kommen wir der Sache schon näher. Aber auch dieser Faktor ist nicht allein für die Reife eines Traders ausschlaggebend. Drehen wir die Frage hingegen um, wird es einfacher. Wann gilt ein Trader als »unreif«? Ein Trader ist unreif, solange er den Prozess »Trading« nicht als solchen erkennt. Solange er glaubt, Trading sei ein einfaches Unterfangen, und nicht bereit ist, etwas über sich und das Trading zu lernen. Denn genau da teilt sich der Weg für den angehenden Trader. Aus dem »Spiel Trading« kann an diesem Punkt der Entwicklung etwas Ernsthaftes entstehen. Zu dem Zeitpunkt, da der Trader merkt, dass er bestimmte Entwicklungsschritte vollziehen muss, um voranzukommen, beginnt die Evolution des Traders. Das ist der Zeitpunkt, an dem er Spaß am Lernen entwickelt. Wenn er neugierig wird und – was am wichtigsten ist – wenn er erkennt, dass diese Weiterentwicklung nicht nur das Fachwissen allein betrifft, sondern auch seine Persönlichkeit.

Viele Trader sind dazu jedoch nicht bereit, sie wollen weder lernen noch arbeiten. Trading ist für sie bloß ein Zeitvertreib oder eine Abwechslung. Sie suchen ein Hobby oder ein Spiel und wollen den Computer starten und Spaß haben. Sie möchten natürlich gewinnen, sie wollen aber nicht am Gesamtprozess arbeiten und sie denken, es genüge, einfach ein Signal zu traden, den Stopp zu setzen und die Gewinne einzustreichen. Was ihnen fehlt ist die Ernsthaftigkeit, die Nachhaltigkeit und das tiefe Bemühen um die Sache, und das sind genau die Aspekte, die einen reifen Trader auszeichnen.

Ein reifer Trader ist auch jemand, der erkennt, dass jede Reise mit dem ersten Schritt beginnt. So wird aus einem unreifen Trader ein reifer Trader, ohne dass sich anfänglich seine Performance verändern muss. Diese Bereitschaft zur Evolution entwickelt sich oft aus einem einzigen Augenblick heraus, manchmal in Sekundenbruchteilen – dann nämlich, wenn der Trader erkennt, dass er so nicht mehr weiterkommt, wenn er es leid ist, ständig ein Opfer zu sein, und nicht weiß, wie ihm geschieht; wenn ihm die Märkte eine Ohrfeige nach der anderen verpassen und er die Faust nicht einmal erkennt, so rasch wie sie zuschlägt. Dann wandelt er sich zum reifen Trader, der bereit ist, etwas zu tun und an sich zu arbeiten. Genau dann hat er den entscheidenden Schritt getan und alles Weitere ist nur noch eine Frage der Zeit.

Über die Jahre hinweg wird aus einem reifen Trader ein erfolgreicher Trader. Daher bedeutet das Wort »reif« nach meinem Verständnis, dass ein Trader den richtigen Weg bereits eingeschlagen hat. Weil er erkennt, dass es überhaupt einen Weg zu bewältigen gilt. Der Prozess hin zum erfolgreichen Trader geschieht dann von ganz allein. Daher ist es der schwierigere Teil, einen unreifen Trader zu einem reifen Trader zu machen, denn diesen Schritt muss er wirklich wollen. Sonst kann ihn kein Trainer der Welt dazu bringen und es helfen ihm auch kein Buch und kein Seminar. Hat der Trader die nötige Reife erreicht, ist es nur noch der Zeitfaktor, der ihn vom Erfolg trennt. Teile des zu Erlernenden finden Sie in diesem Buch. Den Schritt zur Reife muss jeder Trader selbst machen. Sind Sie dazu bereit? Dann folgen Sie mir bitte und lassen Sie uns den Weg von nun an ein Stück gemeinsam gehen!

Danksagung

An dieser Stelle möchte ich einigen Menschen danken, ohne die dieses Buch gar nicht möglich gewesen wäre. Marianne, vielen Dank für alles. Für Deine Geduld, die vielen Ratschläge und das oftmalige Lesen dieses Werkes. Es war mein größtes Geschenk, Dich kennengelernt zu haben, und ich möchte keine gemeinsame Sekunde mit Dir missen.

Danke auch an meine Eltern. Ihr habt mich immer meinen Weg gehen lassen und mich stets unterstützt. Vielen Dank auch an meine Oma. Leider kann sie dieses Buch nicht mehr erleben, sie wäre aber besonders stolz auf mich gewesen. Ich danke auch Dir, lieber Anastasios für Deine Hilfe. Besonderen Dank auch an Dich, Pierre. Zu guter Letzt noch ein großes Dankeschön an meinen Arbeitgeber und an alle Kollegen, die für meine Situation immer Verständnis gezeigt und mir die Flexibilität zugestanden haben, die ich für alles gebraucht habe.

Euch allen ist dieses Buch gewidmet!

Wie alles anfing – eine kurze Biografie

Ich möchte zu Beginn des Buches mit Ihnen eine kurze Reise machen. Diese Reise führt uns zurück zu den Anfängen meines Börsenlebens. Ich werde Ihnen darin grob schildern, wie sich dieser bereits beschriebene Reifungsprozess bei mir gestaltet hat und vor allem wie lange er gedauert hat. Vielleicht kommt Ihnen das eine oder andere Verhalten von mir auch bekannt vor, weil Sie in einer ähnlichen Situation schon einmal auf dieselbe Art und Weise reagiert haben. Wenn das so ist, dann trösten Sie sich – Sie werden sehen, es ging mir genauso.

Die Liebe zu den Märkten entwickelte sich bei mir Ende 2001, Anfang 2002. Ich war zu diesem Zeitpunkt in der Wiener Niederlassung einer großen internationalen Versicherung beschäftigt und durfte in der Einarbeitungsphase ein Seminar über Lebensversicherungen besuchen. Da ich in einem ganz anderen Fachbereich dieses Unternehmens beschäftigt war, hörte ich dort auch erstmals etwas von »Fondsgebundenen Lebensversicherungen«, von Aktienquoten und vom Eurostoxx sowie von anderen Sparprodukten, die in irgendeiner Form mit den Kapitalmärkten verknüpft waren.

Mein Interesse war geweckt, und der Gedanke, mich mit dem Thema Börse und Aktien näher zu beschäftigen, ließ mich nicht mehr los. So begann ich mit meiner Recherche zuerst im Internet und holte mir einige grundlegende Infos über die Kapitalmärkte. Ich wusste zu dieser Zeit gerade einmal, wie man das Wort »Aktie« schreibt, doch ich war fasziniert und wollte es unbedingt auf eigene Faust versuchen. Damals wusste ich noch nicht, dass ich damit meine Bestimmung gefunden hatte.

Einige Wochen später meldete ich mich bei einem großen Online-Broker an und eröffnete ein Konto. Dann kaufte ich mir zwei Börsenzeitschriften und begann sofort, sie gierig zu verschlingen. Alles, was darin stand, leuchtete mir sofort ein. Die Börse war einfach und das Geld lag förmlich auf der Straße. Ich fragte mich, warum nicht alle Menschen Aktien besitzen. So wählte ich in kürzester Zeit fünf mir bekannte internationale Konzerne aus, kaufte mich in diese Unternehmen ein und verkündete mit stolzgeschwellter Brust meiner Freundin eines Abends im Frühling 2002, dass ich nun Aktionär einiger ganz bekannter großer Firmen geworden sei.

Die Freude währte allerdings nicht lange, denn ich lag damals nur einen Tag mit meinem Portfolio im Plus. Ab diesem Zeitpunkt ging es nur noch abwärts, Tag um Tag. Meine vermeintlich sicheren Blue Chips, die ich aufgrund der Empfehlungen aus diesen Magazinen gekauft hatte, verloren immer mehr an Wert. Ich litt jeden Tag Höllenqualen, denn als ich nach dem Büro nach Hause kam, führte mich der erste Weg zu meinem Computer und ein Depotcheck war angesagt! Doch es war immer das Gleiche, meine Werte waren tiefrot eingefärbt.

Da ich nicht verstand, was ich falsch gemacht hatte, begann ich, noch mehr Börsenmagazine zu lesen, doch in allen stand das Gleiche. Man müsse in dieser Phase jetzt durchhalten, einen kühlen Kopf bewahren oder sogar nachkaufen, und das tat ich auch. Ich kaufte weitere Aktien, um meinen Einstiegskurs zu verbilligen. Doch wöchentlich ging es weiter abwärts, immer schneller und schneller und nach weiteren Wochen und Monaten des Leidens wusste ich nicht mehr weiter und musste einen Schlussstrich ziehen. Ich wollte alle Aktien loswerden, egal zu welchem Preis. Den Schmerz der täglichen Verluste konnte ich einfach nicht mehr ertragen, denn er schlug mir schon so aufs Gemüt, dass ich tagelang schlechter Laune war. Vor allem nahm ich die Verluste sehr persönlich und wollte von der Börse nichts mehr wissen. Kurz vor dem zweiten Irak-Krieg, als die Stimmung am schlechtesten war, entschied ich mich endgültig, alle Aktien abzustoßen. Ich legte mein verbleibendes Kapital auf ein klassisches Sparbuch und nahm mir vor, das Kapitel Börse zu schließen. Das war der Zeitpunkt, wo der Boden erreicht war, die Märkte wieder drehten und der bis Mitte 2007 dauernde Bullenmarkt startete. Vorerst jedoch ohne mich!

Der zweite Versuch

Meine Sinne für die Kapitalmärkte waren jedoch geschärft und so fiel mir natürlich auf, dass es an den Börsen wieder aufwärts ging. Es ärgerte mich, dass ich versagt hatte, zumindest definierte ich es damals so. Ich hatte gut mein halbes Kapital verloren und wusste immer noch nicht warum. Wieso gelten Aktien als die ertragreichste aller Anlageformen und ich konnte daraus keinen Gewinn erzielen? Wo lag der Fehler, was hatte ich übersehen und – vor allem – was hatte ich falsch gemacht? Weil ich immer schon sehr hartnäckig war, wagte ich einen erneuten Versuch. Ich hatte die Fährte wieder aufgenommen und beschloss, mich ein zweites Mal an die Kapitalmärkte heranzuwagen.

Da ich es nun besser machen wollte, war mir klar, dass ich meinFachwissen vertiefen müsste, und so kaufte ich mir erste Grundlagenbücher über Aktien. Dann suchte ich vertiefende Literatur und lernte, zwischen dem Preis und dem Wert einer Aktie zu unterscheiden. Früher dachte ich, wenn eine Aktie einmal bei 300 gestanden war und jetzt nur noch 80 kostet, wäre sie auf jeden Fall billig. Dass dies aber ganz weit von der Wahrheit entfernt ist, musste ich noch schmerzhaft lernen. Eine Aktie notiere nie zu niedrig, um »geshortet« zu werden und nie zu hoch, um gekauft zu werden. Diesen Satz las ich damals in Jesse Livermores berühmtem Werk»Das Spiel der Spiele«. Die Weisheit, die sich hinter dieser Aussage verbirgt, erschloss sich mir aber erst Monate, wenn nicht Jahre später. Dass die Preisbildung an der Börse auch nicht mit jener im Supermarkt gleichzusetzen ist, lernte ich auch erst zu späteren Zeiten.

Erste bescheidene Erfolge motivierten mich, und ich begann nun, alle Bücher zu kaufen, die ich in die Finger bekam. MeinePerformance zu dieser Zeit war aber alles andere als konstant, denn meist verhagelten mir einige Verluste ein ansonsten passables Ergebnis. Ich hoffte daher, in der Fachliteratur das Geheimnis des erfolgreichen Tradings zu finden. Nach der Hälfte jedes Buches legte sich jedoch meist die anfängliche Euphorie und am Ende kam die große Ernüchterung. Wieder fand ich keine Hinweise darauf, wie es geht, und niemand verriet mir, wo sich der Eingang in das gelobte Land verbarg. Dann kam das nächste Buch an die Reihe und so ging es weiter und weiter. Meine Suche nach dem »Heiligen Gral« wurde immer verzweifelter und verkrampfter. Vor allem durchwühlte ich jedes Buch, um Hinweise zum perfekten Einstieg zu finden. Da ich viele Verluste machte, dachte ich, dass es wohl am falschen Timing lag. Ich begann nun, sogar englische Börsenbücher zu lesen, und das war bei meinen durchschnittlichen Sprachkenntnissen schwierig genug. Ich dachte mir, die Amerikaner wüssten mehr über Geld und Börse, aber auch dort fand ich nicht die gewünschten Antworten. Irgendetwas übersah ich. Aber was?

So war ich auch in der Phase von ständig steigenden Märkten nur bedingt erfolgreich. Die Börsen waren zwar freundlich, trotzdem wuchs mein Portfolio nicht stetig an. Schuld war rückblickend gesehen, dass ich meine Verluste weder ordentlich begrenzte noch das richtige Denken verinnerlicht hatte, das man für erfolgreiches Trading benötigt. Das war mir damals aber nicht bewusst, und ich dachte, Trading sei einfach nichts für mich. Obwohl sich meinePerformance mit den Jahren langsam verbesserte, war das Ganze schließlich doch fast ein Nullsummenspiel. Der investierte Gesamtaufwand rechtfertigte das ganze Unterfangen einfach nicht mehr, und so versuchte ich fortan, mit anderen Ansätzen an den Märkten zu agieren.

Ausgelöst wurde diese gedankliche Revolution vor allem dadurch, dass mir eines Tages ein Buch von Peter Lynch in die Hände fiel.»Aktien für alle«hieß es, und der darin vorgestellte Ansatz gefiel mir. Der Focus beim Investieren nach Peter Lynch lag auf »Wachstumsunternehmen« – das klang überzeugend. Doch eines schreckte mich ab – Peter Lynch setzte gewisse Kenntnisse der Bilanzanalyse voraus, doch die hatte ich nicht. Aber ich wollte es wissen und so verschlang ich erneut viele Bücher und lernte, wie eine Bilanz oder eine Gewinn-und-Verlust-Rechnung aufgebaut ist oder was Cashflow bedeutet. Die Grundlagen hatte ich schnell verstanden. Begriffe wie Eigenkapitalrendite oder Margen hatten mir vorher nichts gesagt, waren aber nicht schwer zu begreifen. So lernte ich nach und nach, die Bilanzen zu analysieren und wichtige Kennzahlen zu ermitteln – und es war gar nicht so schwer, wie ich gedacht hatte.

Mit diesem neuen Wissen konnte ich nun ganz anders an den Märkten auftreten und so begann ich, die Ansätze von Warren Buffett und Peter Lynch zu mischen. Ich entwickelte auf dieser Grundlage meine eigene Methode und dazu passende Analysetools. Schrittweise kaufte ich mich in kleine Nebenwerte ein, deren Unternehmenszweck ich verstand und die hervorragende Renditen auf das eingesetzte Kapital erwirtschafteten, und zahlte dafür einen vernünftigen Preis. Ich war stolz, mir meine eigenen Gedanken über meine Geldanlage zu machen und ein von der Finanzindustrie unabhängiger Investor geworden zu sein.

Meine Mühen waren erstmals nachhaltig von Erfolg gekrönt. Obwohl ich manchmal noch zu ungeduldig agierte, entwickelte sich mein Portfolio vielversprechend. Ab diesem Zeitpunkt schaffte ich es, konstante Gewinne zu erwirtschaften und die Märkte mit meinem kleinen Investment-Portfolio bis heute regelmäßig zu schlagen.

Trading – ein Comeback

Obwohl das Investieren sehr zufriedenstellend verlief, fehlte mir etwas. Mein neuer, langfristiger Ansatz konnte meinen angeborenen Spieltrieb einfach nicht befriedigen, denn Investieren ist, wenn man es vernünftig betreibt, ziemlich langweilig. Ich konnte auch meine Ungeduld oft nur schwer im Zaum halten, daher reifte langsam der Gedanke in mir heran, erneut zu traden. In erster Linie wollte ich so meine Investments vor mir selbst beschützen und mich nebenbei mit einem kleinen Tradingkonto richtig austoben. Obwohl alle meine bisherigen Tradingversuche höchstens durchschnittlich erfolgreich waren, begann ich hochmotiviert, mich nach einem passenden Broker umzusehen und stieß zwangsläufig auf CFDs. Mit anderen Hebelprodukten war ich ordentlich auf die Nase gefallen, aber dieses Handelsinstrument schien mir mehr zu liegen, weil es einfacher war. Nach einer umfassenden Recherche zu allen Anbietern mit deren Vor- und Nachteilen eröffnete ich einige Wochen später bei einem CFD-Broker ein Demo-Konto und begann, mich langsam in das Handling der Tradingplattform einzuarbeiten.

Doch bevor ich wieder mit dem eigentlichen Trading begann, versuchte ich, zuerst mehr über mich und meine Persönlichkeit herauszufinden, indem ich mir die richtigen Fragen stellte. Was bin ich für ein Typ? Was liegt mir und was liegt mir nicht? Wovor habe ich Angst, wobei fühle ich mich wohl? Wo liegen meine Stärken, wo meine Schwächen? Was sind überhaupt meine Ziele? Ich erkannte auf diesem Weg zum Beispiel, dass ich noch immer eine große Verlustangst in mir trug. Dafür waren meine Anfangszeiten an der Börse verantwortlich, die ich noch immer nicht verarbeitet hatte. Wenn ich etwas nicht mit ansehen konnte, dann war das, Papiergewinne wieder schrumpfen zu sehen. Das tat mir mehr weh als ein glatter Verlust. So adaptierte ich meine Methode dahingehend, die Stopps so eng wie möglich nachzuziehen, um dieses Problem aus der Welt zu schaffen. Zusätzlich bemerkte ich, dass es mir nichts ausmachte, nicht recht zu haben. Auch diesen Umstand ließ ich in mein Gesamtkonzept mit einfließen. Eine weitere Schwäche von mir war, dass ich noch immer sehr viel Unbehagen beim Eröffnen neuer Positionen verspürte. Ich musste also auch dem Abhilfe schaffen und begann, mich stets in die Märkte »einstoppen« zu lassen. Die Plattform nahm mir also das »Kaufen« beziehungsweise das »Verkaufen« ab. Nach und nach fügte sich so Mosaikstein an Mosaikstein und meine Methode reifte immer weiter und was da so entstand, gefiel mir.

Die Zeit des Demo-Kontos war bald abgelaufen und nun ging es darum, mit einem »scharfen« Konto (also mit echtem Geld) erfolgreich zu sein. Das Ziel, das ich mir damals gesetzt hatte, war ein auf den ersten Blick nicht allzu großes. Ich wollte am Ende des Jahres keinen Verlust auf meinem Konto haben. Genau betrachtet war das ein sehr ehrgeiziges Ziel, denn die meisten Trader machen Verluste und verlieren ihren Einsatz schon nach wenigen Monaten. Jedenfalls ging ich recht zuversichtlich an die Sache heran und es klappte tatsächlich von Anbeginn – und wie!

Es lief dermaßen gut, dass sich auch mein Broker für meine Performance zu interessieren begann und wir wurden uns rasch einig, mein Wissen und meine Methodik in Seminaren an andere Trader weiterzugeben. Hier kam mir entgegen, auch in meinem Job als Trainer tätig zu sein, und ich wusste daher, wie man Vorträge abhält, Inhalte strukturiert aufbereitet und vermittelt. Darüber hinaus macht es mir großen Spaß, mit den unterschiedlichsten Tradern zu arbeiten und sie kennenzulernen.

Auch andere Medien traten durch dieses Outing nun an mich heran. Es folgten diverse Kolumnen, TV-Projekte und Fachartikel über mich, meine Gedanken und Methoden. Alle waren scheinbar an dieser Story vom »Selfmade Trader« interessiert. Immer wieder wurde mir gesagt, die Menschen hätten genug Geschichten von milliardenschweren Fondsmanagern und deren Handelsansätzen gelesen und die Nase gestrichen voll davon. »Traden wie Profis« oder »So werden Sie ein Master Trader« liest man oft in Büchern und hört man in den Medien. Wir alle sind aber keine Tradingprofis, wir sind normale Menschen mit Familie und Job und haben daher andere Bedürfnisse. Profi-Trader und deren Herangehensweisen können uns privaten Tradern daher nicht als Vorbild dienen, denn diese spielen in einer anderen Liga als wir und haben ganz andere Möglichkeiten. Was angehende Trader hingegen wollen sind Leute wie du und ich, die erfolgreich geworden sind und als Vorbilder dienen können – »Real Money & Real People« sozusagen und diese Nische konnte ich erfolgreich besetzen.

Mit diesem Buch, liebe Leser, will ich Ihnen vor allem eines sagen:

Man kann auch als Privatier erfolgreich und profitabel traden, wenn man es richtig angeht.

Wenn ich es geschafft habe, dann können Sie es auch schaffen. Ich hatte weder irgendwelche Startvorteile noch besondere Talente und musste mir von Grund auf alles selbst beibringen. Niemand glaubte damals an mich und an mein Vorhaben, doch heute, einige Jahre später, kann ich sagen: Ich habe mein Ziel, allen Unkenrufen zum Trotz, erreicht. Ich war hartnäckig und wusste immer, was ich wollte. Ich möchte daher auch Sie ermuntern, es zu versuchen, denn Ihr Erfolg wartet vielleicht schon um die nächste Ecke.

Damit Sie ein erfolgreicher Trader werden, müssen Sie nicht Ihren Job aufgeben und sich von Ihrem Partner trennen, um sich nur noch den Märkten widmen zu können. Sie müssen auch nicht täglich zehn Stunden vor dem PC sitzen und 50 Geschäfte pro Tag oder mehr tätigen. Das sind alles Mythen, die wir – wie so viele andere auch – in diesem Buch noch entzaubern werden. Das richtige Handwerkszeug dazu, dieses »Traders’ Coaching« Buch, halten Sie bereits in den Händen.

Teil I Traders’ Coaching Trading schrittweise lernen

Einleitung

Ich habe in meinem Leben bisher weit mehr als 150 Bücher über Börse, Aktien, Investieren oder Trading gelesen. Nach der Lektüre dieser Werke fiel mir auf, dass die meisten Tradingbücher zwar von Experten geschrieben werden und vieles an Fachwissen beinhalten, zum Erlernen dieser Aufgabe aber oft unbrauchbar sind. Das liegt vor allem daran, dass die Autoren auf den Lernprozess »Trading« überhaupt nicht eingehen. Stattdessen werden dem angehenden Trader ohne Rücksicht auf Verluste die eigenen (möglicherweise erfolgreichen) Konzepte aufs Auge gedrückt. Niemand macht sich jedoch Gedanken darüber, dass es beim Erlernen des Tradings nicht um die Aufnahme von möglichst viel Fachwissen geht.

Wenn sich jemand für das Trading zu interessieren beginnt, dann packt er die Sache vermutlich so an, als ob er sich in ein x-beliebiges anderes Fachgebiet einarbeiten möchte. Auf die gleiche Art, wie er versuchen würde, sich zum Beispiel Know-how über Buchhaltung oder Marketing anzueignen, beschafft sich der Interessent entsprechende Fachliteratur und legt auf eigene Faust mit dem Lernen los. Wenn er nach einiger Zeit bemerkt, dass er allein dasteht und nicht weiterkommt, besucht er ein erstes Fachseminar, um sein Wissen zu erweitern. Wird mehr daraus und das Interesse steigert sich, dann werden ganze Kursreihen oder Studien belegt. So wird der Aspirant über die Monate und Jahre zum absoluten Experten auf diesem Wissensgebiet. Doch nur mit Fachwissen wird man eine Tätigkeit wie das Trading nie meistern können. Trading bedeutet Praxis und Erfahrung. Vor allem bedeutet es auch, sich unter Kontrolle zu haben und selbstständig zu sein. Das sind Herausforderungen und Tugenden, die man nicht durch die Aufnahme von Fachwissen bewältigen kann.

Wenn Sie als angehender Trader jetzt verwundert sind, verspreche ich, dass Sie am Ende dieses Buches die vorhergehenden Sätze besser verstehen werden. Beim erfolgreichen Traden geht es zum Großteil um eine Änderung Ihres bisherigen Verhaltens. Fachwissen aufzusaugen, egal, welches Thema betreffend, ist nicht besonders schwierig. In den meisten Fällen braucht man bloß Ehrgeiz und Ausdauer dazu, manchmal auch ein wenig Talent. Eine Änderung des Verhaltens hingegen ist nicht leicht herbeizuführen. Fast alle Tradingbücher, die ich kenne, ignorieren diesen Umstand vollkommen. Hier liegt auch die Antwort auf die Frage, warum so viel Börsenliteratur unnütz ist und warum ein Trader sogar aus fachlich guten Werken oft nicht schlau wird.

In erster Linie kauft man ein Buch über das Trading deswegen, weil man erwartet, darin die so dringend ersehnten Antworten zu finden, die einen erfolgreich machen. Man denkt nicht darüber nach, dass diese Antworten doch nie in einem Buch stehen können. Auf der Welt gibt es mehrere Milliarden Menschen und wenn auch nur wenige davon Trader werden wollen, bedeutet dies doch, dass es genauso viele unterschiedliche Antworten geben müsste. Daher ist es verständlich, dass ein Börsenbuchautor diese Fragen nicht zur vollsten Zufriedenheit beantworten kann, was man ihm auch gar nicht vorwerfen darf. Erlaubt sei jedoch der Vorwurf, dass sich die meisten Autoren über diesen Umstand der Individualität der Menschen keinerlei Gedanken machen. Sie präsentieren dem Trader ihre (für sie passenden) Antworten und glauben, es seien auch die Antworten der anderen. Wenn wir die Sache aber anders angehen und hier einenCoaching-Prozess ins Spiel kommen lassen, besteht sehr wohl die Möglichkeit, die Bedürfnisse des Einzelnen zu berücksichtigen.

Allgemein geht es dem angehenden Trader zu Beginn doch darum, beraten zu werden. Wie kann so eine Beratung nun aussehen? Eine Variante wäre, sich bei Freunden oder Gleichgesinnten Rat zu suchen. Im Normalfall gibt es im Umfeld eines Menschen aber nicht viele Leute, die sich für das Trading interessieren; daher ist dieser Weg für die meisten Personen nicht zu beschreiten. Eine andere Möglichkeit bietet heute das Internet, wo in den letzten Jahren eine Flut an Blogs oder Foren entstanden ist, in denen man sich mit anderen Tradern austauschen kann. Leider führt die Anonymität des Internets oft dazu, dass die Diskussionskultur auf diesen – teilweise auch sehr guten – Seiten katastrophal ist, was die meisten vernünftigen Menschen abschreckt. So bleiben für den angehenden Trader nur zwei Möglichkeiten: sich entweder individuell beraten zu lassen, was im Normalfall sehr kostspielig ist, oder die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

Für die meisten angehenden Trader liegt daher der scheinbar einzig zu beschreitende Weg im »Do it yourself« und im Erwerb von einschlägiger Fachliteratur. Da es jedoch, wie oben beschrieben, beim Trading weniger um das Erlernen vonFachwissen als vielmehr um die Änderung des Verhaltens geht, nähern sich die meisten Trader diesem Unterfangen mit einer ganz falschen Vorstellung im Hinblick auf das, was es zu lernen gibt und was für den Erfolg ausschlaggebend ist.

Die Brücke zwischen der Übermittlung vonFachwissen und der Beratung soll mit diesem Buch nun geschlagen werden. Wäre es nicht ideal, wenn der angehende Trader sich nicht völlig allein durch die auf ihn zukommenden Herausforderungen kämpfen müsste? Wenn er jemanden hätte, der ihm die richtigen Fragen stellt und ihm im richtigen Moment so weit bringt, sich die angemessenen Ratschläge selbst zu erteilen? Genau jetzt sind wir beim Titel dieses Buches angelangt.»Das Trader-Coaching«.

Leider hat ein angehender Trader im deutschsprachigen Raum wenige Möglichkeiten, sich individuell coachen oder beraten zu lassen. Deswegen habe ich mich dazu entschlossen, mein Praxiswissen aus dem Trading heraus mit meinem Wissen um denCoaching-Prozess zu verknüpfen, um den Interessenten eine persönliche Tradingberatung anbieten zu können. Teile dieses Prozesses sind in diesem Buch enthalten. Mir und jedem anderen Fachmann ist klar, dass ein Buch kein echtesCoaching ersetzen kann, denn ein solches lebt vom Dialog zwischen dem Coach und dem Klienten. Dieser Dialog kann in einem Buch natürlich nicht stattfinden. Trotzdem kann man unter Berücksichtigung eines roten Fadens und mit der richtigen Fragetechnik den Klienten (den Leser) dazu bringen, sich mit den einzelnen Themenbereichen erfolgreich auseinanderzusetzen.

Exkurs – Was ist Coaching?

Den Begriff Coaching hören Sie heute an allen Ecken und Enden. Coaching verbindet man in erster Linie mit Sport. Es klingt nach Fußball, Golf, Tennis oder Fitnesscenter. Heute engagiert man sogar in Bereichen, die nichts mit Sport zu tun haben, Coachs. Führungskräfte im Management oder Politiker vertrauen immer mehr auf diese Art der mentalen Beratung. Manche Unternehmen beschäftigen sogar interne Coachs, die im Normalfall im Bereich des Personalwesens angestellt sind und bei Bedarf herangezogen werden.

Um genau zu definieren, was mit Coaching gemeint ist, müssen wir uns dem Ursprung des Wortes zuwenden, der zunächst in der ungarischen Sprache zu finden ist: »kocsi« bedeutet Kutsche. Dieser Begriff fand in Form des Wortes »coach« mit derselben Bedeutung auch Eingang ins Englische. Mit einem Gedanken an dieses Vehikel lässt sich, wenn man es in die moderne Zeit transferiert, schon die Grundintention der Dienstleistung »Coaching« vermitteln. Der Coach kann mit einem Taxifahrer verglichen werden, der einen Fahrgast (den Klienten) an ein gewünschtes Ziel bringt. Dabei entscheidet der Klient, in welchen Wagen er steigt und wohin er möchte, wählt also das Ziel aus. Der Taxilenker (der Coach) entscheidet, wie rasch er fährt, wann und ob er Pause macht und ob er die Autobahn oder die Bundesstraße benutzt, welchen Weg er also wählt.

Ein guter Coach ist ein gleichberechtigter Partner, der lehrt und berät, der einfühlsam ist und zuhört und der Hilfe zur Selbsthilfe bietet. Coaching bedeutet »Beratung ohne Ratschlag« und die Aufgabe des Coachs ist es daher keinesfalls, Antworten zu geben, sondern dem Klienten dabei zu helfen, die für ihn passenden Lösungen selbst zu finden.

Gebrauchsanleitung zu diesem Kapitel

Wir werden in diesem Kapitel den Spieß einfach umdrehen und den Leser anstatt mit Lösungen mit einer Handvoll Fragen konfrontieren. Einige dieser Fragen werden im nachfolgenden Text weiter erörtert und vertieft, auf andere wird im Folgenden bewusst nicht weiter eingegangen und deren Beantwortung wird offen gelassen. Nimmt der Trader diesen Lernprozess ernst, wird er einige Recherchen anstellen müssen, um auf wirklich alle Fragen zufriedenstellende Antworten zu finden. An dieser Stelle des Buches ist daher der Leser besonders gefordert, weil er zur aktiven Mitarbeit aufgerufen wird.

Lesen Sie also zuerst die jeweiligen Abschnitte des Coaching-Teils in aller Ruhe durch und versuchen Sie am Ende des Buches herauszufinden, ob die in den nachfolgenden Kapiteln präsentierten Gedankengänge Sie in manchen Punkten zu einer Änderung oder Relativierung Ihrer bisherigen Glaubenssätze geführt haben. Damit will ich keinesfalls andeuten, dass meine Gedankengänge die einzig richtigen wären und Sie diese unbedingt und uneingeschränkt übernehmen müssten. Ich möchte Ihnen vielmehr alternative Betrachtungsweisen vorschlagen. Obwohl Sie diese Vorschläge nicht annehmen müssen, ist es wichtig, dass Sie sich diese Fragen stellen und dass Sie wissen, welche Meinung Sie zu einem bestimmten Thema haben.

In einigen Bereichen werden Sie jedoch nicht darum herumkommen, sich mit einem neuen Denken anzufreunden, weil Ihre bisherigen Glaubenssätze Sie nicht auf die Straße des Erfolges führen können. Sie müssen es in manchen Punkten schaffen, über den Tellerrand hinauszublicken, die Vielfalt an Theorien zu erkennen und sich dann das passende Menü daraus selbst zusammenzustellen.

Bei den gestellten Fragen kann es um die persönliche Entwicklung genauso gehen wie um Fachthemen. Andererseits werden Sie auch mit rein hypothetischen Inhalten konfrontiert werden, beispielsweise lautet so eine Frage: »Wie würde sich mein Leben verändern, wenn ich mein gewähltes Monats-, Wochen-, Tagesziel mit dem Trading erreichen würde?« Es ist unschätzbar wichtig, dass Sie sich Ihre eigenen Gedanken und Meinungen bilden, damit Sie Ihre Selbstreflexion in die richtige Richtung lenken und Lösungen zu den jeweiligen Einzelthemen entwickeln können.

Der angehende Trader muss sich darüber hinaus bewusst sein, dass es in diesem Prozess keine fix vorgegebene Route gibt. Obwohl wir Trader alle Ziele haben, ist der Weg nicht mit einer Urlaubsreise zu vergleichen, bei der man den gewünschten Ankunftsort in ein Navigationsgerät eingibt und der Computer dann die genaue Strecke vorgibt. Vielmehr handelt es sich um ein großes Puzzle, dessen einzelne Stücke derzeit noch chaotisch vor dem Trader liegen. Er betrachtet die verstreuten Teile und überlegt, wo er beginnen soll und was zusammenpasst. In den meisten Fällen haben die Antworten aus einem Bereich daher einen starken Einfluss auf einen anderen. Beispielsweise kann die Wahl des richtigen Brokers damit zusammenhängen, welche Underlyings Sie traden möchten. Oder die Frage, wie viel Zeit Sie für das Trading haben, wird Ihren Handelsansatz und vielleicht auch Ihre Stoppsetzungsstrategie stark beeinflussen.

Versuchen Sie, während Sie sich Ihre Gedanken machen, weitere Fragen aufzuwerfen. Je mehr Fragen Sie sich stellen, desto intensiver beschäftigen Sie sich mit dem Prozess »Trading« und mit sich selbst. Fragen Sie sich selbst das sprichwörtliche Loch in den Bauch. Wenn Sie das getan haben, werden Sie sehr gut über sich, über Ihre Neigungen und Ihre Ängste Bescheid wissen. Seien Sie sich darüber hinaus bewusst, dass dieser Fragen- und Evolutionsprozess niemals endet. Als Trader müssen Sie sich ständig mit den richtigen Fragen konfrontieren und gleichzeitig neue Fragen finden. Wenn Sie damit aufhören, haben Sie verloren, denn dann sind Sie selbstgefällig und träge geworden und werden scheitern.

Sie sehen schon, im Rahmen Ihres Tradingbusiness müssen Sie immer wieder als Ihr eigener Mentalcoach agieren und sich pausenlos mit sich selbst beschäftigen. Es ist Ihre Aufgabe, die Zielkriterien zu formulieren, zu überprüfen und gegebenenfalls an neue Umstände anzupassen. Wichtig ist vor allem eine lösungsorientierte Vorgehensweise, die mit konstruktiven Fragestellungen beginnt, Chancen oder Gefahren lokalisiert und Möglichkeiten aufzeigt. In den nächsten Kapiteln versuchen wir genau dort anzusetzen. Betrachten Sie die nachfolgenden Inhalte daher als Wegweiser für Ihre Tradingkarriere.

1 Der theoretische Teil

Im nachfolgenden Kapitel werden wir uns ein paar Gedanken über den Beginn der Reise machen. Wir sprechen darüber, warum Sie sich dieses Vehikel überhaupt ausgesucht haben, auf welchem Weg Sie an Ihr Ziel gelangen können und was Sie, wenn Sie es erreicht haben, dort eigentlich vorhaben. Beginnen wir ganz am Anfang und betrachten wir die Ursache Ihres Wunsches, ein Trader zu werden. Wir stellen uns folgende Frage:

1.1 Warum traden Sie?

Welche Fragen muss ich mir unter anderem selbst stellen?

Warum muss es Trading sein, warum werde ich nicht Eisverkäufer?Wo liegen meine Stärken, wo meine Schwächen?

Die meisten Menschen, denen die Frage gestellt wird, warum sie traden, antworten: »Weil ich Geld damit verdienen will«. Diese Antwort ist sehr ehrlich und auf den ersten Blick das augenscheinlichste Motiv, doch in Wahrheit ist das Geld nicht der wahre Grund für dieses Bestreben. Auch ich war mir lange Zeit sicher, dass meine Motive darin lägen, Geld verdienen zu wollen. In den letzten Jahren hat sich meine Meinung jedoch grundlegend geändert. Dies geschah zu jenem Zeitpunkt, an dem ich es geschafft hatte, regelmäßig Gewinne aus den Märkten herauszuholen, egal, ob ich als Investor oder Trader agierte.

Warum behaupte ich, dass »Geld verdienen« keine echte Motivation für einen Trader ist? Wie lange motiviert Sie eine Gehaltserhöhung, die Sie in Ihrer Firma bekommen? Seien Sie ehrlich, ein paar Stunden oder Tage? Eine Woche? Viel länger wohl nicht. Danach nehmen Sie das höhere Gehalt als selbstverständlich hin und alles geht weiter wie bisher. Warum ist das so? Weil wir unseren Beruf nicht des Geldes wegen ausüben, sondern es uns vielmehr um die Befriedigung von Bedürfnissen geht. Je nachdem, wie gut Sie verdienen und welcher Art von Beschäftigung Sie nachgehen, kann das vom bloßen Selbsterhaltungstrieb bis hin zur Erwirtschaftung von Statussymbolen wie Autos oder Häusern reichen.

Vielleicht ist es die Tatsache, selbstständig tätig zu sein und auf eigene Rechung zu arbeiten, die einen Menschen antreibt. Ein Anderer möchte nicht mehr in der Organisationsstruktur eines Unternehmens gefangen sein und sich selbst verwirk­lichen, deswegen tradet er. Manche treibt der Wunsch voran, von den Mitmenschen anerkannt zu werden oder Ruhm zu ernten. Was ist es bei Ihnen?

Wenn ich andere Trader frage, warum sie sich das Vehikel »Trading« ausgesucht haben, um das Ziel »Geld verdienen« zu erreichen, herrscht meist betroffenes Schweigen. Fast niemand kann diese Frage beantworten. Ich möchte ehrlich sein, auch ich wusste es lange Zeit nicht. Ich hatte von der Existenz dieser Frage gar keine Ahnung, bis mich einmal ein Arbeitskollege darauf ansprach und mich fragte, warum es gerade Trading war, was mich angezogen hatte. Er meinte damals scherzhaft, ich könne doch genauso gut an einem Sonntag im Freibad Eistüten verkaufen, um etwas dazuzuverdienen. Seine Frage wischte ich damals mit einer abschätzigen Geste beiseite, aber in Wahrheit hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. Warum Trading?

Ich habe lange über diese Frage nachgedacht und konnte keine Antwort darauf finden, bis ich eines Tages mit meiner Lebensgefährtin einen fünfwöchigen Austra­lienurlaub machte. Wir flogen damals von Wien nach Sydney und alles was in diesem Urlaub geplant war, war der Rückflug. Die restliche Zeit hatten wir vollkommen zur freien Verfügung. Wir hatten einen Leihwagen, konnten tun und lassen, was wir wollten, und an jedem Ort so lange bleiben, wie es uns gefiel. Als ich eines Tages in der Mitte des Urlaubs am Strand von Coolum Beach, nördlich von Brisbane, saß und auf den Pazifik blickte, machte es plötzlich »klick« in mir! Das war es also, was ich wollte – Freiheit! Und dieser Wunsch ist mit dem Trading realisierbar.

Diese Sehnsucht nach Freiheit bemerkte ich erstmals am Strand in Australien. Mir wurde plötzlich klar, dass ich als Trader von überall auf der Welt mein Geld verdienen könnte. Ich bräuchte nur einen Laptop, Strom und einen Internetzugang. Als Eisverkäufer im Freibad wäre ich hingegen ortsgebunden, auf das Wetter und auf die Launen der Käufer und noch vieles mehr angewiesen. Das alles sind Faktoren, die beim Trading keine Rolle spielen, denn dort hängen die erzielten Ergebnisse nur von einem selbst ab.

Hinter dem Motiv »Geld verdienen mit Trading« stand bei mir also der Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit. Daher habe ich mir wohl instinktiv das einzige Gewerbe der Welt ausgesucht, in dem Sie wirklich mit niemandem, mit absolut niemandem gut Freund sein müssen, um erfolgreich zu sein. Wo es zu 100 % auf Ihre eigene Leistung ankommt und absolute Fairness herrscht. Sind Sie gut, wird Ihnen gegeben, sind Sie schlecht, wird Ihnen genommen. Das sind die ganzen Regeln! Ich kenne kein anderes Business der Welt, wo diese Gerechtigkeit so ausgeprägt vorhanden ist wie beim Trading. Wenn Sie einen anderen Job wissen, der genauso funktioniert, die gleichen Freiheiten und finanziellen Erfolgsaussichten bietet, dann schreiben Sie mir bitte. Vielleicht sattle ich ja nochmals um!

1.2 Ziele

Welche Fragen muss ich mir unter anderem selbst stellen?

Wie würde sich mein Leben verändern, wenn ich mein gewähltes Monats-,Wochen-, Tagesziel mit dem Trading erreichen würde?Welche Mittel, das angestrebte Ziel zu erreichen, stehen mir zur Verfügung?Wie bemerke ich, ob das angestrebte Ziel erreicht wurde?Was gebe ich auf, wenn ich mein Ziel erreiche?Welche Etappenziele kann ich einplanen, um an mein Endziel zu gelangen? (Milestones)Welche Alternativen bestehen, wenn ich das Ziel nicht in der geplanten Zeit erreichen kann?

Exkurs – Ziele (eine philosophische Kurzbetrachtung)

Genau genommen ist es kein vernünftiges Ziel für einen Trader, immer nur das Geld verdienen im Kopf zu haben. Ein Tennisspieler oder Formel-1-Pilot denkt auch nicht ständig an das Preisgeld, er will einfach das Match oder das Rennen gewinnen. Im Leben kann daher nur der Weg das Ziel sein, denn ist das Ziel einmal erreicht, dann endet auch das Leben. Das Ziel, das alle Menschen vorantreibt, muss daher ein erfülltes Leben sein. Das Ziel für einen Trader muss aus diesem Grund gutes Trading sein. Um seiner selbst willen. Saubere Technik, Kontinuität, Qualität. Der Wille da­zu, der über allem steht, und die Ausdauer, die dafür benötigt wird.

Das Ziel können daher weder ein Ort noch materielle Dinge sein.

Es ist kein Haus in Hawaii und kein Ferrari. Das Ziel ist um einiges vielschichtiger zu definieren und man kann es auch nie zur Gänze erreichen. Kommt man ihm nahe, ist es so, als rücke es wieder einen Schritt weiter weg, und fordert dann vom Suchenden noch mehr Einsatz. Gelangt man auf Irrwege, strahlt es dafür umso heller, um ja nicht übersehen zu werden. Das Ziel führt den Suchenden zu sich – auf seine undurchschaubare und unbeschreibbare Art. Es leitet diejenigen, die es wirklich finden wollen!

Trader brauchen einen Plan und müssen sich Ziele setzen. Diese Ziele sollen sie motivieren und dahingehend kontrollieren, den eingeschlagenen Weg im Auge zu behalten. Mit den richtigen Fragen kann man jemanden dazu bringen, diese Ziele herauszuarbeiten, zu präzisieren und regelmäßig zu überprüfen. Dieser Prozess muss jedoch zuerst in strukturierte Bahnen gegossen werden. Das beginnt damit, die Ziele adäquat zu formulieren. Aber wie stellt man das an?

Um den besten Nutzen aus einer Zielsetzung herauszuholen, müssen Sie zuerst darauf achten, dass Sie Ihr Ziel positiv formulieren. Ziele wie »Ich möchte nicht …« sind negativ formuliert und wenig dienlich, weil Ihr Gehirn an ein »nicht« eben nicht denken kann. Versuchen Sie bitte, in der nächsten Minute nicht an einen rosa Elefanten zu denken. Sie werden bemerken, dass dies nicht möglich ist. Daher sollten Sie sich besser fragen: »Was will ich stattdessen?« Vielleicht möchten Sie lieber an einen blauen Elefanten denken? Das funktioniert schon besser, habe ich recht? An einen blauen Elefanten zu denken ist leichter, als nicht an einen rosa Elefanten zu denken! Wie kann man diese Erkenntnis nun in der Praxis nutzen?

Ein Trader, der zum Beispiel seine Ungeduld erkannt hat und weiß, dass er sich mit diesem Verhalten schädigt, sollte daher seine Ziele in der folgenden Art festhalten: »Ich möchte meine Trades länger laufen lassen, um die volle Bewegung aus dem Markt herauszuholen.« Mit dieser oder einer ähnlichen Formulierung schafft er eine positive Assoziation mit dem angestrebten Zielzustand, wogegen er dies mit einem Satz wie »Ich möchte meine Trades nicht immer vorzeitig glattstellen« nicht erreichen kann.

Ein weiterer Aspekt der Zielsetzung ist, darauf zu achten, ob das Ziel im Hinblick auf die Umwelt des Traders sinnvoll ist. Gemeint ist hier, dass der Trader sich die Frage stellen muss, ob das Erreichen des Zieles für ihn auch unerwünschte Nebenwirkungen haben könnte. Diese Nebenwirkungen betreffen in erster Linie ihn selbst als Individuum, aber auch die Beziehung zu seiner Umwelt. Aus diesem Grund kann das Unterbewusstsein den Trader in seinen Handlungen negativ beeinflussen. Die Ursache dafür könnte eine im Hinblick auf seine Umwelt nicht vertretbare Zielsetzung sein, denn vielleicht ist sich der Trader der Konsequenzen seiner eigenen Handlungen gar nicht bewusst. Wegen seines Erfolgs könnte er den Neid seiner Freunde und Verwandten fürchten oder mit der Skepsis oder Ablehnung seines Lebenspartners konfrontiert werden. Zusätzlich wäre es möglich, dass die Ziele nicht mit dem Selbstwertgefühl des Traders korrelieren – er könnte nämlich meinen, die Gewinne nicht wirklich zu verdienen (dazu später mehr).

Der letzte Bereich der Zielsetzung ist der Frage gewidmet, ob das Ziel konkret messbar ist. Wenn wir an den rein sachlichen Bereich des Tradings denken, einen Betrag X im Monat oder Jahr erwirtschaften zu wollen, ist diese Zielsetzung ohne Schwierigkeit durchzuführen. Da das Geld beim Trading aber nur als Nebenprodukt sauberer Technik zu sehen ist, fällt einem Trader die Sache nicht so leicht, wie es auf den ersten Blick den Anschein haben mag.

Erfolgreiches Trading bedeutet in erster Linie, sich selbst unter Kontrolle zu haben. Selbstkontrolle wiederum bedarf einer Verhaltensänderung und diese ist nicht einfach zu bewerten oder noch schwieriger zu messen. Daher ist es für einen Trader wichtig, den angestrebten Zustand so genau wie möglich zu beschreiben. Die Zielsetzung »Tradingfehler auszumerzen« ist als Ziel zu schwammig und muss konkretisiert werden: »Ich möchte in diesem Monat meine Stopps immer sauber am Tageshoch/-tief nachziehen« wäre eine Formulierung, die das Vorhaben weitaus besser beschreibt.

Sie kennen doch den Spruch »Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte!« Besonders kreative Trader können auch versuchen, den angestrebten Zielzustand in einem Bild festzuhalten. Hier sind Ihren Ideen keinerlei Grenzen gesetzt, Sie können zeichnen, Grafiken einsetzen oder aus diversen Objekten Skulpturen herstellen. Alles ist erlaubt, solange es der Sache und Ihrem Lernfortschritt dient.

Versuchen Sie zum Beispiel, mit einer Strichzeichnung Ihren Gesichtsausdruck nach einem Fehltrade festzuhalten. Dabei müssen Sie gar nicht in den Spiegel sehen, skizzieren Sie mit wenigen Linien das, was Sie in diesem Augenblick gerade fühlen. Als Nächstes machen Sie eine weitere Zeichnung, in der Sie festhalten, wie Sie aussehen, wenn Sie einen positiven Trade abgeschlossen haben. Durch die Variation der Augen- und Mundpartien können Sie den Zeichnungen eine unterschiedliche Aussagekraft verleihen.

Ich würde einen an­gehenden Trader nach einem Fehl­trade folgendermaßen skizzieren:

Und nach einer Serie von Fehltrades in Serie so:

Gelingt diesem angehenden Trader ein positiver Trade, wird er so oder ähnlich aussehen:

Erkennen Sie sich in diesen Gesichtern wieder? Wenn nein, wie sehen Sie aus, was meinen Sie? Und wie, glauben Sie, sieht hingegen ein Tradingprofi nach einem oder mehreren Fehltrades aus?

Sieht er so aus?

Oder eher so?

Oder gar so?

Abbildung 1 – 6 (alle Zeichnungen: Marianne Lindenthal)

Wie sieht ein reifer Trader andererseits nach einem Gewinn aus? Hier gebe ich Ihnen keine Grafiken vor, versuchen Sie es bitte selbst.

Falls Sie jetzt skeptisch sind und sich fragen, was das alles bringen soll, müssen Sie wissen, dass Sie sich durch diese Zeichnungen selbst von der Sache ein wenig dis­tanzieren. Durch diesen Abstand schaffen Sie den notwendigen Raum für Veränderung, und Sie können darüber hinaus die Problemstellung zusätzlich mit einem Augenzwinkern betrachten. So besteht für Sie die Möglichkeit, grafisch festzuhalten, wie Sie sich in fünf Jahren als Trader nach einem Fehltrade sehen. Wie sehen Sie aus beziehungsweise wie wollen Sie aussehen? Was hat sich an Ihrem Gesichtsausdruck in den Jahren geändert und was ist dazwischen geschehen, und vor allem – warum ist es geschehen? Sie können diese Zeichnungen noch mit Symbolen wie Blitzen, Glühbirnen oder Sprech- oder Gedankenblasen (wie man sie aus Comic-Heften kennt) ergänzen, um ihnen noch mehr Aussagekraft zu verleihen.

Wenn es um Ziele und Zielerreichung geht, gibt es noch eine interessante Frage, auf die die meisten Trader keine Antwort haben: Welche Wünsche oder Sehnsüchte kommen ans Tageslicht, wenn Sie davon ausgehen, vom Trading leben zu können? Denn ist dieses Ziel einmal erreicht, stellt sich danach die viel entscheidendere Frage:

Was wollen Sie dann?