Das Tradingtagebuch - Thomas Vittner - E-Book

Das Tradingtagebuch E-Book

Thomas Vittner

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Beschreibung

Einmal den Profis beim Traden über die Schulter zu schauen, ist der Wunsch vieler Trader. In seinem Tradinghandbuch bietet Thomas Vittner Ihnen nun erstmals die Möglichkeit, bei seinen täglichen Trading-Sessions "live" mit dabei zu sein. Dazu hat er seinen Tradingalltag einige Wochen lang akribisch aufgezeichnet. Wie bereitet sich der Toptrader auf den aktuellen Handelstag vor? Wie reagiert er auf Quartalsergebnisse und wichtige Entscheidungen, wie die der Zentralbanken? Vittner zeigt anhand seiner Trades, welche Rolle klassische Tradinginstrumente wie Stopps, Kennzahlen oder Indikatoren spielen, und vergleicht verschiedene Strategien objektiv anhand ihrer Ergebnisse. Der Autor ermöglicht Ihnen nicht nur einen Blick durchs Schlüsselloch, sondern gibt Ihnen auch praktische Tipps, erläutert die Theorie hinter seinen Geschäften und zeigt, was und wie Sie als Trader aus Fehlschlägen lernen können. Erfahren Sie darüber hinaus, ob eine gute Strategie wirklich in jedem Markt funktioniert oder auf welche Kennzahlen ein Trader achtet. Ebenso wichtig ist es für Sie zu wissen, welchen Einfluss die Positionsgrößen oder die Aktienauswahl auf ein Handelssystem haben, welche Bedeutung der Zinseszinseffekt besitzt oder wie zu hohe Brokergebühren den Trader letztlich in den Ruin führen können. Lernen Sie gemeinsam mit Thomas Vittner die Funktionsweise der Märkte kennen. Damit werden Sie Ihr Trading künftig aus einem völlig neuen Blickwinkel betrachten. Wissen statt glauben ist das Motto, denn wer nichts weiß, muss alles glauben. Seien Sie hautnah dabei und erfahren Sie aus erster Hand, was den Börsenhandel wirklich ausmacht. Ein Buch, dass Trading wirklich aus der Praxis zeigt.

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen:
[email protected]
1. Auflage 2014
© 2014 by FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,
Nymphenburger Straße 86
D-80636 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Redaktion: Marion Reuter
Korrektorat: Leonie Zimmermann
Umschlaggestaltung: Pamela Machleidt
Umschlagabbildung: unter Verwendung von iStock Bildern
Satz und E-Book: Grafikstudio Foerster, Belgern
ISBN Print 978-3-89879-859-4
ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-600-7
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86248-601-4
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.finanzbuchverlag.de

Inhalt

Titel
Impressum
Inhalt
Vorwort: Wer nichts weiß, muss alles glauben
Einleitung
Für wen dieses Buch geschrieben wurde
Einige offene Worte für den Anfang
Danke!
Das Umfeld
Broker
Das Tagebuch
Allgemeine Infos zum Praxisteil
Anzahl Trades pro Strategie
Ausführung der Trades
Ausstiege (Zeit)
Backtesting-Software
Beobachtungszeitraum
Broker
Dokumentation
Einstiege
Einzahlungen
Hinein- oder Hinausschälen
Konto, Kontostand & Margin
Limit Exit
Modelle
Monitoring (Track Record)
Orderausführung und Automatisierungen
Portfolio
Signalhäufigkeit
Strategien und Parametereinstellungen
Systemportfolio (»System of Systems«)
Währungen
MONAT 1
Einleitung
Woche 1 – Tag 1
Daten aktualisieren
Signale abrufen
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 1)
Woche 1 – Tag 2
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 2)
Exkurs Forex, geregelte Märkte & Hebel
Woche 1 – Tag 3
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 3)
Woche 1 – Tag 4
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 4)
Woche 1 – Tag 5
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 5)
Woche 1 – Tag 6
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 6)
Woche 2 – Tag 8
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 8)
Woche 3 – Tag 9
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 9)
Woche 3 – Tag 11
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 11)
Woche 3 – Tag 12
Limit-Einstiege
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 12)
Woche 3 – Tag 13
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 13)
Woche 4 – Tag 14
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 14)
Woche 4 – Tag 17
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 17)
Kontostand Ende Monat 1
Statistik Monat 1
Statistik Monat 1
Toms Trading-Fazit Monat 1
MONAT 2
Woche 5 – Tag 24
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 24)
Woche 5 – Tag 27
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 27)
Woche 5 – Tag 28
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 28)
Woche 6 – Tag 29
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 29)
Woche 6 – Tag 31
Exkurs – minus 22 Prozent
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 31)
Woche 6 – Tag 32
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 32)
Woche 6 – Tag 33
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 33)
Woche 7 – Tag 34
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 34)
Woche 7 – Tag 35
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 35)
Woche 7 – Tag 36
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 36)
Woche 7 – Tag 37
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 37)
Woche 7 – Tag 38
Zur aktuellen Entwicklung (Tag 38)
Woche 7 (Tag 38 – die Eröffnung)
Woche 7 (Tag 38 – nach dem Close)
Abschlussbericht (Tag 38)
Kontostand Ende Monat 2
Statistik Monat 2
Statistik Monat 2
Toms Trading-Fazit Monat 2
Statistik gesamt
Statistik gesamt
Das Tagebuch in der Rückschau
Mein aktiver Trading-Prozess
Was lernen wir noch aus diesem Buch?
Nachwort: Trading lernen, zahlt sich das aus?
Wer nichts weiß, muss alles glauben!
Der Trader Thomas Vittner
Anhang für Fortgeschrittene
Kelly-Faktor, Leverage, optimaler Hebel
Trefferquote
Zinseszinseffekt
Resümee
Links
Literaturverzeichnis

Vorwort: Wer nichts weiß, muss alles glauben1

An der Börse ist der Glaube weit verbreitet. Man glaubt den Gurus und Marktpropheten, man glaubt den Finanznachrichten, man glaubt der Politik, man glaubt den Analysten, man glaubt den CEOs, man glaubt an die Markttechnik, der Fed und der Lehre der Candlesticks. Man glaubt an Bollinger-Bänder oder an die Trendfolge. Man glaubt daran, Gewinne laufen zu lassen und Verluste zu begrenzen. Man glaubt den Berichten in diversen Trading-Magazinen. Und man glaubt all den Buchautoren (inklusive Thomas Vittner).

Aber ist so viel Glaube gut? Wäre es nicht besser, weniger zu glauben und mehr zu wissen? Lassen Sie mich Ihnen bitte zehn wichtige Fragen stellen.

1.Welche Produkte handeln Sie und warum?2.Welche Märkte handeln Sie und warum?3.Was ist der Unterschied zwischen Frage 1 und Frage 2?4.Wie haben Sie Ihr Regelwerk entwickelt, baut es auf Fakten auf?5.Welche übergeordneten Trading-Strategien existieren und worauf spricht Ihr gewünschter Zielmarkt besser an?6.Wie stark beeinflussen die Broker-Gebühren die Entwicklung Ihres Konto­standes und wie sähe Ihre Performance aus, wenn Sie die Hälfte/das Doppelte an Kommissionen zahlen würden/müssten?7.Welchen Hebel verwenden Sie, welchen Hebel dürfen Sie verwenden, damit Sie keinen Totalverlust erleiden, und wie wirkt sich ein (hoher) Hebel auf die Performance und den Drawdown aus?8.Wie steigen Sie in einen Trade ein und bringt dieser Einstieg erwiesenermaßen einen statistischen Vorteil?9.Wie beenden Sie einen Trade und bringt dieser Ausstieg erwiesenermaßen einen statistischen Vorteil?10.Welche (jährliche) Rendite dürfen Sie mit Ihrem System erwarten, wie viele Trades setzen Sie in der Woche oder im Monat ab, wie hoch ist dabei der maximal zu erwartende Drawdown und wie lange kann dieser andauern?

Seien Sie versichert: Diese zehn Fragen (eigentlich waren es mehr als zehn) kratzen nur an der Oberfläche, denn in Wahrheit könnte ich Ihnen 100 oder mehr davon stellen. Sie sind nur die kleine Spitze eines großen Eisberges, den es für Sie (auch unter Wasser) zu erkunden gilt. Fragen Sie sich daher bitte: Was weiß ich über das (mein) Trading?

Sie müssen lernen, auf Fakten zu vertrauen, denn mit Glauben alleine werden Sie an den Finanzmärkten nicht weit kommen. Aber seien wir ehrlich. Wahrscheinlich haben viele Trader auf die meisten (alle?) dieser zehn Fragen keine Antwort. Zumindest keine, die mit Tatsachen untermauert werden kann. Aber wenn man keine Fakten vorzuweisen hat, worauf baut dieser Glaube? Auf der guten Börsenfee? Auf einem gesunden Selbstbewusstsein? Auf Erfolgen? Wie lange muss man erfolgreich traden, um ehrlich zu sagen, ob es Glück oder Können war?

Dieses Buch könnte das wichtigste Ihrer Trading-Karriere werden. Wenn Sie es aufmerksam lesen, sich die Ratschläge zu Herzen nehmen und es als Ihre Initialzündung sehen, sich mit ernsthaftem Trading zu beschäftigen. Begeben wir uns also gemeinsam auf die Faktensuche, damit Sie den Glauben durch echtes Wissen ersetzen können. Denn Sie wissen schon: Wer nichts weiß, muss alles glauben!

Abschließend möchte ich mich bei Ihnen für den Kauf dieses Buches bedanken. Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihren weiteren Börsenerfolg. Mit den nachfolgenden Inhalten und mit viel Engagement Ihrerseits wird sich Ihr Erfolg mit Sicherheit einstellen, davon bin ich überzeugt.

Wien, im Winter 2014 Thomas Vittner

1 Die österreichische Comedy Truppe »Science Busters« hat dieses Statement für ihre humorvoll aufbereiteten wissenschaftlichen Experimente verwendet. Quelle: http://sciencebusters.agentur-o.de

Einleitung

Für wen dieses Buch geschrieben wurde

Dieses Buch richtet sich in erster Linie an den ambitionierten privaten Trader, der schon einige Erfahrungen mit dem Echtgeld-Handel gesammelt hat und dabei – wie leider so oft – vermutlich auf keinen grünen Zweig gekommen ist. In den nachfolgenden Kapiteln werde ich diese Trader auf wichtige Fakten hinweisen, die in der üblichen Fachliteratur leider vernachlässigt werden, obwohl sie immens wichtig für erfolgreiches Trading sind. Die Buchinhalte werden, davon bin ich überzeugt, wesentlich dazu beitragen, dem Leser eine neue Sichtweise auf den aktiven Börsenhandel zu präsentieren.

Angehende Trader, die noch wenige Erfahrungen haben oder die vielleicht noch nie ein spekulatives Börsengeschäft getätigt haben, werden die Inhalte ebenso verstehen und einen Nutzen daraus ziehen. Doch sie werden die Aha-Effekte nicht erleben, auf die ich abziele, weil ihnen manche Erfahrungsgrundlagen fehlen. Trotzdem sind alle Themen auch für Einsteiger immens wichtig, weil man sich nach Verinnerlichung der Materie künftig mit den richtigen Fragen beschäftigt und sich korrekte Handlungsweisen angewöhnt.

Keineswegs wurde das Buch für institutionelle Händler oder Fondsmanager geschrieben, denn deren Trading-Welt hat nichts mit jener eines privaten Händlers gemein. Die professionellen Marktteilnehmer nutzen andere Technik, verfügen über umfangreichere Datenquellen oder bessere Ausführungsmöglichkeiten. Vielfach können sie sogar auf maßgeschneiderte Gesamtlösungen zurückgreifen, die eigens für ihre aktuellen Bedürfnisse angefertigt wurden. Private Trader müssen hingegen mit den kommerziellen Produkten, die der Markt bietet, vorliebnehmen und sich die gesamte Logistik nach den eigenen Bedürfnissen zusammenstellen. Das muss bei etwas Geschick kein Nachteil sein, denn dadurch ist der private Händler pragmatischer und praktischer als der Professional. Ein weiterer Vorteil von kommerziellen Lösungen: Der private Trader kann sich darauf verlassen, dass diese im Großen und Ganzen fehlerfrei sind und regelmäßig gewartet ­werden.

Obwohl sich dieses Buch nicht an institutionelle Marktteilnehmer richtet, habe ich es mir nicht nehmen lassen, einen Anhang für Fortgeschrittene aufzunehmen. Dort werden einige Fachthemen, die uns in den einzelnen Abschnitten begegnen, unter einem wissenschaftlichen Aspekt besprochen und zum Beispiel mit Formeln hergeleitet. So können Sie, wenn Sie den Ehrgeiz verspüren, noch weiter in die Materie eintauchen und selbstständig weiterforschen.

Trotz dieses anspruchsvollen Anhangs werden Sie im Hauptteil manchmal folgendes Statement (oder so ähnlich) von mir finden: »... wir werden dieses Thema nicht weiter ausführen ....« Für Sie, liebe Leser, gilt grundsätzlich das Pareto-Prinzip von 80/20. Die Dinge, die ich nicht anspreche, oder jene, die ich im Anhang für Fortgeschrittene aufbereite, sind grundsätzlich nicht unbedeutend oder unnütz, doch sie verursachen unverhältnismäßig viel Aufwand für einen relativen kleinen oder kleinsten Mehrwert.

Ich kann und will Sie natürlich nicht daran hindern, sich auch mit komplexen Themen aus der Mathematik, der Statistik oder der Physik zu beschäftigen. Und mehr zu wissen schadet bekanntlich nie. Ich will damit nur zum Ausdruck bringen, dass sich ein privater Trader bloß an wenigen Grundlagen orientieren muss, um erfolgreich zu sein. Solch komplexe Sachverhalte mögen zwar interessant sein, vor allem wenn man sieht, wie manche Fakten auf wissenschaftlicher Basis hergeleitet werden können. Sie bringen dem privaten Trader aber meiner Ansicht nach wenig zählbaren Nutzen. Dieser ist ja keine Bank und kein Hedgefonds und hat weder eine Compliance-Abteilung im Nacken noch die Finanzmarktaufsicht.

In jedem Fall setzt dieses Buch ein gewisses Grundwissen voraus. Denn im ersten Satz dieses Abschnitts schrieb ich das Wort »ambitioniert«. Das bedeutet, dass Fachbegriffe wie long oder short, wie Stopp-Loss oder Kursziel, wie Dax oder S&P 500, wie Margin oder Dividenden und vieles mehr nicht näher erklärt werden. Auch gewisse Zusammenhänge, die den Börsenhandel im Allgemeinen betreffen, werden nicht (mehr) hergeleitet sondern einfach als gegeben dargestellt. Wenn Sie dieses Grundwissen nicht mitbringen oder wenn dieses Buch Ihr erstes Trading-Buch überhaupt ist, bitte ich Sie, es mit weiterführender Fachliteratur zu ergänzen. Erst dann werden die nachfolgenden Seiten ihre volle Wirkung bei Ihnen entfalten können.

Aber nun genug der Vorrede. Lassen Sie uns damit beginnen, den Börsenhandel auf eine etwas andere Art und Weise zu verinnerlichen.

Einige offene Worte für den Anfang

Freitag, 12. April 2013 – vorbörslich minus 22 Prozent bei einer Aktie! Und ich bin long positioniert. Mitten in einem Trading-Seminar. Beim Live-Trading. Vor ausverkauftem Haus. »Besser« hätte es nicht kommen können. Das muss doch ein großer Imageschaden für den Trader Thomas Vittner gewesen sein? Anwesend waren jedoch angehende Trader, die bereits verstanden hatten, wie richtiges Trading funktioniert. So wurde kurz über diesen Einzeltrade gesprochen, seine statistisch nicht vorhandene Relevanz diskutiert, aber sonst weiter nach Plan gearbeitet. Ja, nicht einmal den dazugehörigen Chart sahen wir uns an. Wozu auch? Der Trade wurde ohnehin zur Eröffnung des heutigen Handelstages beendet. Was hätte mir in dieser Situation ein Blick auf den Chart geholfen?

Was war geschehen? Hatte ich einen Fehler gemacht, etwas übersehen? Einen Quartalsbericht? Einen Zinsentscheid? Sonst ein wichtiges Ereignis? Welches? Ich werde bei späterer Gelegenheit darüber noch berichten. Zunächst will ich erzählen, worum es auf den folgenden Seiten geht. Dazu muss ich etwas ausholen und auf meine bisherigen Bücher eingehen.

Während sich Buch 1 (Das Trader Coaching, FinanzBuch Verlag) mit einem sehr theoretischen Ansatz dem Thema »Trading für Einsteiger« näherte, beschrieb Buch 2 (Die Tradingakademie, FinanzBuch Verlag) mein diskretionäres Vorgehen im Detail, blieb aber bewusst größtenteils im theoretischen Bereich. Buch 3 (Börsenerfolg beginnt im Kopf) handelte von einem sehr wichtigen Thema: dem richtigen Denken – ohne das man auch mit der besten Strategie Schiffbruch erleiden wird. Man könnte nun also meinen, dass alles schon besprochen sei.

Ich glaube jedoch, dass das Wichtigste noch fehlt. Die Praxis. Mein Leben als Trader. Mein Leben mit dem Trading. Mit allen Ereignissen, die mich dabei täglich beschäftigen. Sie halten also ein echtes Praxisbuch über den aktiven Börsenhandel in Händen, in dem ich Ihnen die Möglichkeit biete, mir einige Wochen lang bei meiner Arbeit über die Schulter zu blicken. Es ist ein Buch, in dem ich meine Erfahrungen und Emotionen mit Ihnen teilen werde. Die positiven genauso wie die negativen.

Ich möchte Ihnen aber auch wichtiges Wissen vermitteln und begreiflich machen, wie Trading wirklich funktioniert. Und vor allem, warum es funktioniert. Ich möchte, dass Sie wissen, worauf Sie sich einlassen, wenn Sie dieses Geschäft lernen und ausüben wollen. Und ich hoffe, dass Sie dann vorbereitet sind auf jene Dinge, die sicher irgendwann auf Sie zukommen werden (siehe die −22 Prozent von vorhin). Denn genau auf diesem Gebiet weist die zahlreich vorhandene Trading-Literatur eine klaffende Lücke auf.

Viele Börsenbücher pflegen für meinen Geschmack einen viel zu theoretischen Ansatz. Meine bisherigen taten das bis zu einem gewissen Grad auch, obwohl ich immer versucht habe, nicht in der blanken Theorie stecken zu bleiben. Der aktive Börsenhandel ist kein steriles Laborexperiment in einer geschützten Umgebung. Daher frage ich mich, warum es nicht mehr Bücher wie dieses gibt. Warum die vielen technischen Analysten, die Ihnen erklären, wie die Markttechnik funktioniert, was ein Trend ist oder wie eine Stochastik (selbstverständlich mit korrekt abgeleiteten Formeln) arbeitet, nicht aus Ihrem Trading-Alltag berichten und zeigen, wie sie dieses Wissen praktisch ­anwenden. Die Antwort möchte ich Ihnen und Ihrer Fantasie überlassen.

Fakt ist: Seit mehreren Jahren bin ich Berufstrader. Ich betreibe mein privates Trading fast täglich (warum nur fast, erkläre ich noch). Ich weiß somit, wovon ich spreche, weil ich mein eigenes Geld an der Börse handle. Und ich stehe dazu, weil ich diesen Beruf liebe. Weil er mir Freiheiten bietet, die einem Normalsterblichen sonst verschlossen bleiben.

Ich wünsche mir, dass auch Sie den Börsenhandel auf hohem Niveau lernen. Um dieses Ziel zu erreichen, bleiben Ihnen zwei Möglichkeiten: a) Sie ziehen es mit den Anregungen aus diesem Buch alleine durch. b) Sie suchen sich einen guten Trading-Coach oder Mentor, der es geschafft hat und der bereit ist, sein Wissen an Sie weiterzugeben. Dass das nicht kostenlos sein wird, leuchtet jedem vernünftigen Menschen ein.

Apropos kostenlos: Wir leben heute in einer Geiz-ist-Geil-Gesellschaft. Alles muss gratis sein. Auch Börsenwissen. Vieles ist tatsächlich im Internet frei verfügbar. Wenn Sie zum Beispiel Infos über Indikatoren suchen, brauchen Sie sich kein Buch kaufen (ich hoffe, der Verlag nimmt mir diese klaren Worte nicht übel). Dieses Know-how findet sich im Netz – in guter Qualität und kostenlos. Auch Trading-Webinare werden vielfach gratis angeboten. Vor allem diverse Broker veranstalten sie ohne Gebühr für Kunden oder Interessenten. Vielleicht ist da ja auch das eine oder andere interessante Event dabei, aber wenn Sie denken, dass so ein 30-minütiges Gratis-Webinar, in dem die Handelsplattform und die Ordertypen gezeigt werden, eine professionelle, zeit- und kostenintensive Ausbildung ersetzt, dann irren Sie sich.

Trading muss man lernen. Und das geschieht nicht in wenigen Minuten oder Tagen. Das schrieb ich schon in meinem ersten Buch Das Trader Coaching. Fünf Jahre später hat sich an dieser Tatsache nichts geändert. Doch die Trading-Community hat gelernt. Das erkenne ich an den Fragen, die mir gestellt werden. Sie haben sich verändert, auch wenn sie vielfach noch immer an den wahren Kernthemen vorbeizielen.

Grundsätzlich ist das eine positive Entwicklung. Es stellt sich nun jedoch die Frage, ob die Masse somit an der Börse auch erfolgreicher wurde. Und das ist das Interessante. Die Antwort lautet: Nein! Denn noch immer trifft man dieselben Menschen auf Börsenmessen oder bei Vorträgen, die von einem Referenten zum nächsten laufen in der Hoffnung, doch endlich den heiß ersehnten Tipp zu bekommen. Immer noch gibt es die, die jedem x-beliebigen Guru auf den Leim gehen und ihm ihr letztes Hemd schenken, nur damit er sie erfolgreich macht. Doch so funktioniert das nicht. Und wie heißt es so schön: Ohne Fleiß kein Preis.

Dazu passend möchte ich eine Spam-Mail abdrucken, die am Sonntag, dem 5. Mai 2013 in meinem Posteingang gelandet ist.

Hallo,

Klingt das nicht nach etwas, das Ihr Interesse wecken könnte?

Ein absolut unerfahrener Anfänger macht in nur einer Woche mehr als 2200 % Profit – das sollte Ihre Aufmerksamkeit wecken! Viele andere sind schon auf den Geschmack gekommen.

Die Renditen der Bank lohnen sich zurzeit ja wirklich nicht. Ein halbes Prozent Zinsen mit dem Sparbuch – da kann man das Geld ja besser unter der Matratze lagern. Aber die Paläste und Gehälter der Banker müssen ja auch irgendwie bezahlt werden …

Wollen Sie auch herausbekommen, wie ein Ertrag von 2.257 % alle 7 Tage verwirklicht werden kann? In diesem Video wird Ihnen jemand, der meine Systeme ausprobiert hat, zeigen, wie er vorgegangen ist. Er hat 7 Tage lang seine Prozesse gezeigt und all das hat er in nur 39 Minuten gelernt. Auch Sie können in nur 39 Minuten all das lernen, was Sie benötigen, um so viel Geldverdienen zu können. Auch mein Schüler hatte vorher noch nie was von Aktienmärkten oder Forex gehört.

Den Link zu unserer Webseite finden Sie hier: >>>LINK<<<

Das erste Video ist weniger als 20 Minuten lang, wird Sie aber garantiert in großes Staunen versetzen!

Natürlich ist die ganze Sache völlig kostenlos und Sie gehen keinerlei Verpflichtungen ein!

Ihr Norbert und das ganze XXXX-Team

Glauben Sie, dass Ihnen jemand Wissen schenkt, das Zigtausende Euro wert ist? Glauben Sie ernsthaft, dass eine Performance von 2.257 % in der Woche (falls es sie überhaupt gegeben hat) nachhaltig duplizierbar ist? (Sagen Sie jetzt bitte nicht »Ja«, denken Sie nicht einmal »Vielleicht« ...). Wenn Sie das wirklich glauben, dann können Sie dieses Buch gleich wieder zuklappen, weil es Sie nur enttäuschen wird.

Echtes Wissen hingegen ist kostbar. Zu echtem Wissen kommt man nur, wenn man sich anstrengt. Wer nicht bereit ist, diesen Aufwand auf sich zu nehmen, für den ist die Börse nicht das Richtige. Aber seien Sie unbesorgt. Ich werde Sie mit diesem Buch dabei unterstützen, ein erfolgreicher Trader zu werden.

Bevor wir nun tiefer in die Materie eintauchen, möchte ich mich bei einigen Menschen bedanken, ohne deren Unterstützung dieses Buch nicht existieren würde.

Danke!

Zuerst möchte ich mich bei meinen Freunden und Kollegen herzlich bedanken. Weil ich niemanden bevorzugen will, sind die Namen in alphabetischer Reihenfolge angegeben. Danke Andreas (2 x), Christian, Harald, Herbert, Holger, Jürgen, Nils, Sascha, Wolfgang.

Mein Dank gilt auch Christian Jund von der Münchner Verlagsgruppe, durch dessen Vertrauen in meine Person es mir möglich war, Ihnen dieses Buch zur Verfügung zu stellen.

Weiterhin danke ich Georg Hodolitsch von der Münchner Verlagsgruppe. Unsere Zusammenarbeit war ausgezeichnet und ich weiß, dass es mit mir nicht immer einfach ist.

Danke auch an Fr. Reuter vom Lektorat. Sie haben wie immer einen prima Job gemacht.

Auch ein herzliches Danke an Volker Knapp von der Firma Wealth-Lab, der mir die Erlaubnis gab, die Screenshots der Backtesting-Software für dieses Buch zu verwenden: www.wealth-lab.com

Danke an Carsten Lücking von Interactive Brokers, der mir sein Einverständnis für den Abdruck der Interactive Brokers (IB) Abbildungen gab: https://www.interactivebrokers.com/de/main.php

Ein weiterer Dank geht an Istvan von Trading Diary Pro, der mir das O. K. gab, Screenshots der Software für dieses Buch zu verwenden. Thank you, Istvan! http://www.tradingdiarypro.com/

Mama, Papa, Oma. Danke!

Marianne! Du bist ein Geschenk des Himmels!

Das Umfeld

Broker

Bevor wir mit dem Hauptteil loslegen, müssen wir über Firmen sprechen, die es überhaupt erst möglich machen, dass man an den Märkten auf eigene Rechnung spekulieren kann. Sprechen wir über Broker und blicken wir dabei ein wenig in deren Geschäftsmodelle.

Glaubt man den Informationen, die man von Brokern hinter vorgehaltener Hand erfährt, wird das typische Konto eines angehenden Traders nach sechs bis acht Monaten wieder geschlossen. Entweder mit Kontostand 0 oder mit ein paar verbliebenen Euro. Das Geld ist weg – verzockt. Weil es im Vorfeld so einfach aussieht und weil es – später dann im echten Trading – eben nicht so einfach ist. Daher konzentrieren sich die typischen Wald-und-Wiesen-Broker auf die Gewinnung von Neukunden und überschlagen sich förmlich mit Angeboten für diese Klientel. Haben Sie hingegen schon einmal von einer Bestandskundenaktion für treue Broker-Kunden gelesen oder gehört? Warum wohl nicht? Weil die meisten Broker kaum Bestandskunden haben.

Der typische Trading-Anfänger wird also mit tollen Versprechungen angelockt und mit verbranntem Konto nach einigen Monaten wieder ausgespuckt. Und schon steht der nächste Kunde vor der Tür, der den gleichen traurigen Kreislauf vor sich hat. Aber an dieser niederschmetternden Statistik ist nicht nur das Unvermögen des Traders schuld. Vielmehr gibt es einige andere gewichtige Gründe. Zum Beispiel sind vielfach die Nebenkosten, also die Gebühren des Brokers, dermaßen hoch, dass es unmöglich ist, das Konto nach oben zu traden. Die Abgaben drücken derart auf die Gewinne, dass nach wenigen Monaten die Pleite droht. Über dieses wichtige Thema werden wir uns an anderer Stelle in diesem Buch noch einmal ausführlich unterhalten.

Aber trotz zu hoher Gebühren und wild zockender Trader gibt es einen weiteren Grund, warum manche Anfänger Geld verlieren. Sprechen wir somit über Broker, die gerne ein wenig nachhelfen, damit ihre Kunden Verluste machen. Das glauben Sie nicht? Dann lesen Sie bitte weiter.

Zu einer weit verbreiteten Trading-Software, die besonders gern für das Forex-Trading verwendet wird (Name bekannt), gibt es ein sogenanntes »Software-Plug-in« eines großes US-Technologieunternehmens. Dieses »Plug-in« (Computerprogramm) kann von Brokern zu dieser Trading-Applikation hinzuinstalliert werden. Ist dieses Tool dann im Einsatz, macht es ganz »tolle« Sachen (natürlich zugunsten des Brokers).

Zum einen kann der Broker mit diesem Programm einstellen, wie lange (und da genügen Zehntelsekunden) eine Order verzögert wird, um eine für den Kunden schlechtere Orderausführung zu erzielen (»Delay«). Oder der Broker kann wählen, ob Sie eine gute oder schlechte Kursausführung (»Slippage«) bekommen. Auch Stopps kann er »abfischen«, also den Spread (Spanne zwischen Bid- und Ask-Kurs) im entscheidenden Moment um ein paar Ticks erweitern, sodass Ihre Position mit einem Verlust geschlossen wird. Und das Programm hat noch einige andere Funktionen, »selbstverständlich« dienen diese nicht Ihrem Wohle.

Ich weiß nicht, ob dieses Programm in Verwendung ist. Ich weiß auch nicht, ob und bei welchem Broker es je im Einsatz war. Aber schon alleine die Tatsache, dass es existiert (hat?), sollte Ihre Alarmglocken schrillen lassen. Wenn Sie unter den Stichworten »Dealer Plug-in« im Internet stöbern, werden Sie garantiert auf dieses Tool stoßen. Es gibt sogar ein PDF, in dem die Funktionalität des Programms genau beschrieben wird. Auch diese Beschreibung ist im Netz ohne viel Mühe zu finden.

Anmerkung

Ich würde Ihnen gerne die Screenshots dieses Programms hier im Buch zeigen. Auch das PDF habe ich mir aus dem Internet heruntergeladen und würde Ihnen gerne einen Auszug daraus präsentieren. Aber leider gibt es da ein Problem. Ich muss das Urheberrecht beachten, das mir nur dann die Abbildung von Screenshots erlaubt, wenn der Eigentümer sein O.K. dazu gibt. Sie werden sich denken können, warum ich gar nicht versucht habe, bei den entsprechenden Firmen anzufragen.

Aus diesem Grund kann ich nur grob beschreiben, welche Funktionen dieses Programm besitzt. Wenn Sie mehr dazu wissen wollen, verwenden Sie, um an die Screenshots des Plug-ins zu gelangen, die Bildersuchfunktion von zum Beispiel Google. Geben Sie Suchbegriffe wie »Dealer Plug In« oder Ähnliches ein.

Das PDF mit den ausführlichen Erklärungen werden Sie mit der klassischen Internet-Suchfunktion finden, die Sie in den erweiterten Einstellungen der Suche auf den Dokumententyp »pdf« einschränken können, um rascher ans Ziel zu gelangen.

Was soll man zu diesem Software-Plug-in sagen? Bilden Sie sich bitte Ihre eigene Meinung. Unabhängig davon, dass das ganz schön starker Tobak ist, liegt dem einen oder anderen von Ihnen nun vielleicht eine Frage auf der Zunge: Warum gibt es Broker, die Interesse daran haben, dass ihre Kunden Geld verlieren? Und wie machen diese Firmen das überhaupt? Wird der Börsenhandel nicht von diversen Aufsichtsbehörden reguliert?

Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir uns die unterschiedlichen Geschäftsmodelle eines Retail-Brokers ansehen. Gehen wir dabei aber nicht zu sehr ins Detail, denn Sie brauchen für diesen Punkt nur ein gewisses Grundverständnis. Überlegen wir, was die Aufgabe eines Brokers ist und wie er sein Geld verdient. Er lebt von den Gebühren, die Sie bezahlen, wenn Sie an den Märkten handeln. Dabei ist es seine Aufgabe, Ihre Order an die Börse zu schicken und Ihnen den bestmöglichen Ausführungskurs zu garantieren. Ein Broker ist daher grundsätzlich daran interessiert, dass Sie möglichst viel und möglichst lange bei ihm handeln. Denn nur dann verdient er Geld. Geld, das ihm in diesem Fall für seine Dienstleistung auch zusteht.

Wie passt das nun mit meinen Aussagen von vorhin und dem netten Software-Plug-in zusammen? Stellen Sie sich vor, es gäbe Broker, die Ihre Order nicht an die Börse weiterleiten. Diese Broker verbuchen Ihren Auftrag in den eigenen Büchern und zahlen nach Beendigung des Geschäfts die Differenz Kauf vs. Verkauf aus der eigenen Tasche.

Anmerkung

Genau zu durchblicken sind die Taktiken der einzelnen Anbieter in diesem Bereich nicht. Manche behaupten, sie leiten Ihre Order sehr wohl an die Börse durch – manchmal. Andere meinen, sie erzielen ihre Gewinne aus Absicherungsgeschäften. Transparenz sieht jedenfalls anders aus.

Somit »gehören« Ihre Verluste also nicht einem anonymen Marktteilnehmer, mit dem Sie gerade über die Börse handeln, sondern Ihrem Broker. Das können diese Firmen sich deshalb erlauben, weil die Mehrheit der Kunden Geld verliert und die Differenz Kauf vs. Verkauf meist negativ für den Kunden ausgeht.

Anmerkung

Diese Aussage, dass Ihre Gewinne auf direktem Weg jemand anderes Verluste sind und umgekehrt, ist nicht hundertprozentig korrekt. Es geht aber nur darum, den Vergleich Börsenhandel versus außerbörsliches Geschäft (das erkläre ich gleich) darzustellen. Wir belassen es daher bei dieser nicht ganz richtigen Feststellung.

Im Fachjargon nennt man diesen Handelstyp auch OTC-Geschäft (Over the Counter) und wir sind bei Produkten wie CFDs, Forex, Optionsscheinen oder Zertifikaten etc. angelangt.

Mit dem Einsatz dieser Produkte handeln Sie somit (meist) direkt gegen den Broker und nicht an einer Börse wie Xetra oder der NYSE. Wenn Ihr Broker dabei fair agiert, muss das kein Nachteil sein. Aber wie soll man wissen, ob er es tut, wenn solche Plug-ins, wie vorhin erwähnt, im Umlauf sind? Es ist schon schwierig, beim »echten« Börsenhandel auf lange Sicht zu den Gewinnern zu gehören. Wenn Sie nun aber unter Umständen noch einen weiteren Gegner (Ihren Broker) haben, könnte das ein aussichtsloses Unterfangen werden.

Anmerkung

Ich möchte hier explizit erwähnen, dass es auch sehr faire OTC-Broker (CFD-Broker usw.) gibt. Solche, die echte Börsenkurse anbieten (auch dazu kommen wir gleich) und die auch in Sachen Ausführung und Kundenservice top sind.

Aber das war noch lange nicht alles und wir setzen noch einen drauf. Manche dieser OTC-Broker stellen Ihnen nicht jene Kurse, die gerade an der Börse gehandelt werden, zur Verfügung, sondern bieten Ihnen vielmehr frei erfundene Notierungen an. Das heißt, Sie kaufen nicht zu jenem Kurs, zu dem zum Beispiel XOM (Exxon Mobile) gerade an der NYSE gehandelt wird, sondern nur zu einem ähnlichen Kurs oder zu einem »börsennahen« Kurs, wie es dann im Kleingedruckten so schön heißt.

Was meinen Sie, woran ein solcher Broker verdient? Erneut an Ihren Gebühren. Aber auch daran, dass Sie Geld verlieren, denn Ihren Verlust steckt sich dieser Broker in die eigene Tasche. Wenn der Broker nun auch noch die Höhe Ihres Verlustes bestimmt, weil er Kurse stellt, wie es ihm beliebt, dann ist das eigentlich eine Lizenz zum Gelddrucken. Und außer dem Staat sollte eigentlich niemand so eine Lizenz besitzen. Ob das der Gesetzgeber in dieser Form durchschaut, kann ich nicht sagen. Fakt ist, dass es sicherlich nicht im Sinne der Kunden ist, wenn so agiert wird.

So einen Broker gibt es nicht, werden Sie jetzt denken, und so etwas ist gar nicht erlaubt. Und wenn es doch zulässig wäre, dann würden Sie am besten morgen auch so eine Firma eröffnen. Sie irren sich. Es ist erlaubt. Zumindest in einigen Ländern dieser Welt (fast die gesamte EU gehört dazu). Verboten sind solche Praktiken hingegen in den USA, weil dort die Börsenaufsicht (SEC) viel strenger ist als hierzulande und die Bucket Shops dort bereits vor ungefähr 100 Jahren verboten wurden.

Anmerkung

Bucket Shops waren Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts vor allem in den USA weit verbreitet. Im Prinzip ähnelten diese Firmen den kleinen Wettbüros, die in unseren Tagen an allen Ecken zu finden sind. So wie es heute bei manchen OTC-Börsen-Produkten üblich ist, konnten Menschen damals mit geringem Kapitaleinsatz (= geringer Margin) Aktien und andere Wertpapiere handeln. Die Kauf- und Verkaufsaufträge wurden jedoch nie an die Börse weitergeleitet, sondern direkt mit dem Betreiber des Shops abgerechnet. Vielfach ging es dabei nicht mit rechten Dingen zu und Kursmanipulationen waren an der Tagesordnung. Nach dem Crash von 1929 wurde dieses Geschäftsmodell von den US-Behörden schließlich untersagt.

Wo wir bei den sogenannten »Marketmaker-Brokern« angelangt sind. Der Begriff »Marketmaker« hat im »richtigen« Börsenhandel eine andere Bedeutung, aber darauf wollen wir hier nicht näher eingehen. Bei der Beschreibung eines Broker-Typs heißt das, dass es Firmen gibt, bei denen Sie außerbörslich handeln (OTC) und die darüber hinaus als Marketmaker (stellen x-beliebige, eigene »börsennahe« Kurse) agieren. Und natürlich habe ich dann als Broker Interesse, dass meine Kunden ihr Geld verlieren. So schließt sich der Kreis und der Einsatz des Software Plug-ins macht plötzlich Sinn.

Anmerkung

Nochmals sei betont, dass es hier ausschließlich um das OTC-Geschäft und Marketmaker-Broker geht. »Richtige« Broker, die Ihnen »echten« Börsenhandel ermöglichen, sind davon ausgenommen. Ebenso umfasst meine Kritik nicht jene fairen OTC-Anbieter, die echte Börsenkurse stellen und fair quotieren.

Wenn Sie jetzt sprachlos sind und das nicht wussten, sich aber immer schon für das Trading interessiert haben und jetzt gewarnt sind, dann denke ich, hat alleine diese Information den Kaufpreis dieses Buches hundertfach gerechtfertigt.

Fragen Sie sich nun, wie man solche Broker identifiziert? Recherchieren Sie an einem verregneten Sonntagnachmittag ein paar Stunden im Internet. Sie werden bestimmt rasch fündig werden.

Nachdem wir uns einleitend mit den Brokern beschäftigt haben und Sie wissen, worauf Sie achten müssen, vertiefen wir uns nun in die Praxis. Dafür dient das nächste Kapitel.

Das Tagebuch

Allgemeine Infos zum Praxisteil

In diesem Abschnitt präsentiere ich Ihnen in alphabetischer Reihenfolge zusammengefasst einige Fakten zum nachfolgenden Praxisteil. Diese Aspekte sind wichtig, um meinen Ausführungen später besser folgen zu können.

Anzahl Trades pro Strategie

Strategie 1: bis zu 7 Trades

Strategie 2: bis zu 7 Trades

Strategie 3: bis zu 5 Trades

Insgesamt können mit dem Systemportfolio, das im Tagebuch gehandelt wird, also maximal 19 Trades zeitgleich offen sein, sieht man von Überlappungen zur Eröffnung ab (dazu später mehr).

Ausführung der Trades

Mir war es wichtig, performante Handelsmodelle zu zeigen, die gleichzeitig die Ressourcen schonen, damit sie auch von einem berufstätigen Trader ausgeführt werden können. Deswegen wurde in diesem Buch auf Stopp-Buy-Orders oder Limit Entrys verzichtet. So ist es dem Trader mit dem gezeigten Vorgehen möglich, die Orders jederzeit vorbörslich einzustellen. Man muss also weder auf die Börseneröffnung ab 15:30 MEZ warten noch um diese Zeit vor dem PC anwesend sein.

Toms Trading-Insider-Tipp

Selbstverständlich könnte man Limit Entrys verwenden und diese automatisieren. Das sollte die Performance noch verbessern. Dazu benötigt man aber tiefere Programmierkenntnisse. Warum das so ist, beleuchten wir später, wenn wir nochmals auf dieses Thema eingehen.

Aber Automatisierung geht auch einfacher. Und zwar mit den fix und fertig vorgegebenen Möglichkeiten der Trading Station. Ließ ich mich früher gerne einstoppen und delegierte die Arbeit an die Handelsplattform, schicke ich heute allfällige Limit-Orders, Stopp-Orders oder Zeitausstiege ebenso gleich im Paket an den Broker. Das hat den Vorteil, dass ich eine einmal eingegebene Order im Regelfall nicht mehr »in die Hand nehmen muss«, sondern dass die Position vielmehr ohne weiteren Eingriff von mir geschlossen wird.

Nutzen Sie, wo es nur geht, die moderne Technik und automatisieren Sie. Damit meine ich aber nicht unbedingt, das System vollautomatisch handeln zu lassen. Vielmehr denke ich an die sinnvolle Nutzung der Tools, die heute jeder gute Broker anbietet.

Wenn Sie zum Beispiel wissen, dass Sie heute um 15:30 Uhr bei McDonald’s long gehen wollen, dann müssen Sie bei einem vernünftigen Broker um diese Zeit nicht vor dem PC sitzen. Sie sollten die Gültigkeit der Order vielmehr so wählen, dass sie um die gewünschte Zeit an der Börse aktiv wird.

Denken Sie daran: Sie schalten somit eine Fehlerquelle aus und Sie minimieren das Worst-Case-Potenzial. Denn was tun Sie, wenn Sie Limit oder Stopp erst morgen hinzufügen wollten, sich heute aber zu allem Unglück ein Bein brechen, im Krankenhaus liegen und andere Sorgen haben ...?

Sehen Sie anschließend drei Beispiele, wie ich Orders miteinander verknüpfe.

Abb. 1, Quelle: Interactive Brokers (IB)

Ausstiege (Zeit)

Bei einem Zeitausstieg (Time based Exit) wird ein Trade nach einer bestimmten Anzahl von Tagen beendet. Dies kann zur Eröffnung (Open) geschehen oder zum Börsenschluss (Close).

Backtesting-Software

Als Backtesting-Software kommt »Wealth-Lab« zum Einsatz. Mehr Infos zu diesem Programm finden Sie auf www.wealth-lab.com.

Beobachtungszeitraum

Der Praxisteil im Buch, das Tagebuch, erstreckt sich über 38 Handelstage. Erfahrene Trader wissen, dass dieser Zeitraum zu kurz ist, um ein repräsentatives Ergebnis einer Strategie zu erhalten. Aber da es nicht um die langfristige Darstellung meiner Performance, sondern um mein Trading in der Praxis und einige Fakten dazu geht, wurde das Buch konzeptionell mit dieser Dauer angelegt.

Broker

Gehandelt werden diese Modelle bei »Interactive Brokers« (IB). Mehr Infos zu diesem Broker finden Sie auf http://www.interactivebrokers.com/de/main.php

Dokumentation