Das Unterseeboot im Kampfe - Friedrich Otto - E-Book

Das Unterseeboot im Kampfe E-Book

Friedrich Otto

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Beschreibung

Eines der interessantesten Werke zur Entstehung und Entwicklung der U-Boote mit zahlreichen Illustrationen. Der Autor vermittelt interessante Einblicke in die Entwicklung und die Zukunft der Unterseeboote. Umfassend wird dargestellt, welche technischen Herausforderungen die Ingenieure und Konstrukteure zu bewältigen hatten. Berichtet wird ebenso über das U-Boot im Kriege. Dazu werden Kampfeinsätze von "U 15" und von "U 21", welches von Otto Hersing kommandiert wurde, beschrieben.

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Das Unterseeboot im Kampfe

 

von

Friedrich Otto

______

Erstmals erschienen bei:

C. F. Amelangs Verlag, Leipzig, 1915

__________

Vollständig überarbeitete Ausgabe.

Ungekürzte Fassung.

© 2017 Klarwelt-Verlag

ISBN: 978-3-96559-069-4

www.klarweltverlag.de

 

Ein englischer Kreuzer wird im Kanal von einem deutschen U-Boot torpediert. Englische und französische Torpedoboote machen Jagd auf das deutsche Tauchboot.

Englisches Unterseeboot in Fahrt.

Englisches Unterseeboot E 8.

Inhaltsverzeichnis

 

Titel

Erstes Kapitel - Eine Unterseebootfahrt auf der Adria

Zweites Kapitel - Das Unterseeboot torpediert ein Wrack

Drittes Kapitel - Untergang und Rettung

Viertes Kapitel - Die Entwicklung des Unterseeboots

Fünftes Kapitel - Die Zukunft des Unterseebootes

Sechstes Kapitel - Das Unterseeboot im Kriege

Erstes Kapitel - Eine Unterseebootfahrt auf der Adria

Drachenaufstieg, um nahende Unterseeboote zu entdecken.

Aus den Dünen ins Unterseeboot. — Auf dem Deck und im Kommandoturm. — Eine Tauchübung unter markierten feindlichen Kreuzern. — 15 Millionen kg Druck in 50 m Tiefe. — Allerlei von Tanks. — Luftschiff und Unterseeboot. — Unterwasser- und Unterseeboote. — Einhüllen- und Zweihüllenboote. — Begegnung mit einer Hagelböe.

 

Weiter draußen und bei grober See von der Seite her werden wir uns wohl beide auf den Aufenthalt im Kommandoturm beschränken müssen, denn als besonderes Luxusschiff kann man leider ein Tauchboot nicht betrachten, was Nico!“

Der rumpflose Kopf im „Mannloch“, wie man die Luken des Tauchbootes nennt, grinste von neuem kräftig.

„Was Sie vom Kommandoturm aus nach vorn sehen, ist außer dem wegnehmbaren Geländer, das auch über den hinteren Teil des Bootes führt, erstensmal ein „Mannloch“ oder eine Luke, durch die ein Mann sich zwängen kann. Sie ist völlig wasserdicht verschließbar. Das ist ja selbstverständlich. Dann folgt ein Ventilationsschlot, mit der üblichen trompetenartigen Öffnung, wie sie auch die großen Luftfänger auf den Dampfern haben. Ferner haben wir auch ein Fenster aus drucksicherem Glas, um wenigstens etwas Oberlicht unter Wasser zu haben und nicht ganz abgeschlossen vom Licht des Tages zu sein!“

„Kann man durch die Fenster irgendetwas sehen?“ fragte der Ingenieur.

„Kaum! Das Wasser lässt nur sehr wenig Lichtstrahlen durch. Aber das werden Sie später am besten aus eigener Anschauung beurteilen können, wenn wir unter Wasser gehen. Der Hauptaufbau ist unser Turm, der dem Wasserdruck zu widerstehen vermag, wie der eigentliche Druckkörper des Bootes, in den wir nachher hinabgehen werden. Unser Turm besitzt hier eine Luke, hinreichend für einen Menschen. Ferner hat er einen kleinen aufklappbaren, glockenförmigen Aufbau, den eigentlichen Beobachtungsturm.

Stellen Sie sich mal mit dem Kopf hinein, aber stoßen Sie sich nicht die Nasenspitze!“

Der Ingenieur trat von unten her in die Zwergkuppel hinein, die etwas bequemer war als der Helm eines Tauchers und vier längliche flache Scheiben besaß, so dass man durch sie nach vier Seiten (zum Turm hinaus) sehen konnte. Solcher Fenster besaß übrigens der Turm auch an andern Stellen.

„Der große Mast über dem Turm wird Ihnen ja wohl bekannt sein. Das ist unsere kleine Antenne. Wir beherrschen mit ihr die Adria auf ihrer ganzen Breitseite und das genügt uns.“

„Bei Unterwasserfahrt muss der Mast natürlich weggenommen werden?“

Der Kommandant nickte und fuhr fort, indem er seine Hand beinahe zärtlich an ein ziemlich starkes Stahlrohr von etwa 10 bis 12 cm Durchmesser legte.

„Unser Auge! Wenn uns das verloren geht, sind wir unter Wasser blind. Doch über das Sehrohr unterhalten wir uns lieber nachher. So nun drehen Sie sich bitte um, und Sie werden hinten genau dasselbe vorfinden, wie aus dem vorderen Teil des Bootes. Ein Fenster, ein Mannloch, einen Ventilationsschlot!“

„Und das da, das Rohr?“ sagte Ingenieur Giuseppe Codera.

„Das ist das Auspuffrohr der Ölmotoren. Auch ein sehr wichtiges Organ. Sehrohr und Auspuffrohr sind durch Ventile wasserdicht und wasserdruckfest abschließbar. Alle Unterseeboote sind immer noch sehr komplizierte und empfindliche Fahrzeuge. Sie kennen nun das Deck unseres Bootes, bei schlechtem Wetter wird hier oben auf dem Turm noch ein wegnehmbarer Schutz aus wasserdichter Persennig, das ist grobe Leinwand“ angebracht, um die schlimmsten Spritzer und die Härte des Windes abzuhalten. Besonders behaglich ist bei bewegter See der Aufenthalt hinter diesem Schutzapparat jedoch nicht!“

 

Torpedogeschoßtube an Bord eines amerikanischen Torpedobootzerstörers. Die Tube ist mit dem Torpedo geladen und enthält Preßluft, die das Geschoß im gegebenen Augenblick abfeuert.

Die Wirkung einer Mine.

 

Weiter draußen und bei grober See von der Seite her werden wir uns wohl beide auf den Aufenthalt im Kommandoturm beschränken müssen, denn als besonderes Luxusschiff kann man leider ein Tauchboot nicht betrachten, was Nico!“

Der rumpflose Kopf im „Mannloch“, wie man die Luken des Tauchbootes nennt, grinste von neuem kräftig.

„Was Sie vom Kommandoturm aus nach vorn sehen, ist außer dem wegnehmbaren Geländer, das auch über den hinteren Teil des Bootes führt, erstensmal ein „Mannloch“ oder eine Luke, durch die ein Mann sich zwängen kann. Sie ist völlig wasserdicht verschließbar. Das ist ja selbstverständlich. Dann folgt ein Ventilationsschlot, mit der üblichen trompetenartigen Öffnung, wie sie auch die großen Luftfänger auf den Dampfern haben. Ferner haben wir auch ein Fenster aus drucksicherem Glas, um wenigstens etwas Oberlicht unter Wasser zu haben und nicht ganz abgeschlossen vom Licht des Tages zu sein!“

„Kann man durch die Fenster irgendetwas sehen?“ fragte der Ingenieur.

„Kaum! Das Wasser lässt nur sehr wenig Lichtstrahlen durch. Aber das werden Sie später am besten aus eigener Anschauung beurteilen können, wenn wir unter Wasser gehen. Der Hauptaufbau ist unser Turm, der dem Wasserdruck zu widerstehen vermag, wie der eigentliche Druckkörper des Bootes, in den wir nachher hinabgehen werden. Unser Turm besitzt hier eine Luke, hinreichend für einen Menschen. Ferner hat er einen kleinen aufklappbaren, glockenförmigen Aufbau, den eigentlichen Beobachtungsturm.

Stellen Sie sich mal mit dem Kopf hinein, aber stoßen Sie sich nicht die Nasenspitze!“

Der Ingenieur trat von unten her in die Zwergkuppel hinein, die etwas bequemer war als der Helm eines Tauchers und vier längliche flache Scheiben besaß, so dass man durch sie nach vier Seiten (zum Turm hinaus) sehen konnte. Solcher Fenster besaß übrigens der Turm auch an andern Stellen.

„Der große Mast über dem Turm wird Ihnen ja wohl bekannt sein. Das ist unsere kleine Antenne. Wir beherrschen mit ihr die Adria auf ihrer ganzen Breitseite und das genügt uns.“

„Bei Unterwasserfahrt muss der Mast natürlich weggenommen werden?“

Der Kommandant nickte und fuhr fort, indem er seine Hand beinahe zärtlich an ein ziemlich starkes Stahlrohr von etwa 10 bis 12 cm Durchmesser legte.

„Unser Auge! Wenn uns das verloren geht, sind wir unter Wasser blind. Doch über das Sehrohr unterhalten wir uns lieber nachher. So nun drehen Sie sich bitte um, und Sie werden hinten genau dasselbe vorfinden, wie aus dem vorderen Teil des Bootes. Ein Fenster, ein Mannloch, einen Ventilationsschlot!“

„Und das da, das Rohr?“ sagte Ingenieur Giuseppe Codera.

„Das ist das Auspuffrohr der Ölmotoren. Auch ein sehr wichtiges Organ. Sehrohr und Auspuffrohr sind durch Ventile wasserdicht und wasserdruckfest abschließbar. Alle Unterseeboote sind immer noch sehr komplizierte und empfindliche Fahrzeuge. Sie kennen nun das Deck unseres Bootes, bei schlechtem Wetter wird hier oben auf dem Turm noch ein wegnehmbarer Schutz aus wasserdichter Persennig, das ist grobe Leinwand“ angebracht, um die schlimmsten Spritzer und die Härte des Windes abzuhalten. Besonders behaglich ist bei bewegter See der Aufenthalt hinter diesem Schutzapparat jedoch nicht!“

 

Torpedo im Augenblick des Abschießens.

U-Boot beginnt zu tauchen.

„Welche Form hat ein Unterseeboot?“ forschte der Ingenieur weiter.

„Das ist eine der knifflichsten Fragen. Es gibt eine ganze Reihe von Unterseebootformen, von denen ein Teil allerdings schon der Geschichte angehört und nicht mehr gebaut wird. Der eigentliche druckfeste Bootskörper, den man aber von außen nicht erkennt, weil er eine ihn entstellende Hülle besitzt, hat meist einen kreisförmigen Durchschnitt und bildet einen länglichen Zylinder. Es gibt aber auch Tauchboote mit einem ovalen Durchschnitt. So haben manche Konstrukteure dem Druckkörper eine Ellipse mit senkrechter größter Achse als Querschnitt gegeben. Andere Boote besitzen einen kreisförmigen Querschnitt.

Aber entschuldigen Sie bitte, wenn ich die Unterhaltung auf eine Viertelstunde unterbreche, soeben höre ich das Signal des Telefunkenapparates. Vermutlich werden wir angerufen. Ich weiß noch nicht woher, wir müssen damit rechnen, eine kleine Manöveraufgabe auf unserer Spazierfahrt zur Bearbeitung zu bekommen!“

Der Kommandant gab den Platz seinem Stellvertreter ab, kam nach einigen Minuten wieder und kommandierte scharf und ohne sich um den Ingenieur auch nur eine Spur zu bekümmern.

„Klar machen zum Tauchen!“

Sofort wurde das Deck lebendig. Ein Maat und ein paar Leute klappten alles zusammen, was nicht niet- und nagelfest war, das Geländer, die Flagge, den Antennenmast, den Turmaufsatz aus Segeltuch, nahmen es aber nicht in das Innere des Bootes, sondern verstauten es unter dem durchbrochenen Oberdeck. Dann fielen, von innen her gefasst, die beiden Mannlöcher zu und wurden fest verschraubt. Ebenso musste der kesseldomartige Beobachtungsturm und die Turmluke geschlossen werden. Das Auspuffrohr

legte sich um und verschloss sich und schneller als der Ingenieur es erwartet hatte, begann das ganze Boot zu sinken.

Das Meer rauschte bereits an die Glasscheiben des Turmes heran, ehe der Ingenieur noch recht wusste, was eigentlich los war.

„Wir können beide im Turm bleiben. Ich habe soeben von der Marinestation am Lido den drahtlosen Befehl bekommen, dass markierte, feindliche Kreuzer drei Meilen im Nebel vor mir lägen. Ein Flieger habe sie entdeckt. Ich soll die Zeit feststellen, in der wir getaucht sind und dann zehn Meilen unter Wasser bleiben, bis ich die feindlichen Schiffe unter Wasser gekreuzt habe!“

Bei diesen Worten schlug die See schräg von vorn über den ganzen Turm zusammen, gab ihn nochmals halb frei, griff dann wieder mit der nächsten Welle über ihn und legte sich dann dicht und dunkel über ihn. Doch verbreiteten sofort elektrische Lampen ihr tröstliches Licht in den Innenraum des Turms. Nur noch trübe leuchtete der Sonnenschein durch das Meerwasser hinab. Der Ingenieur presste seine Augen an eins der dicken Gläser. Dunkelgrün, dann schwärzlich blau sah die Flut oben aus, und bald schien oben nur noch ein ganz schwacher unbestimmter Schimmer zu sein.

„Wenn Sie wüssten“, sagte der Offizier, „welch eine Fülle von exakten Vorgängen sich in der kurzen Zeit des Tauchens vollziehen musste, so würden Sie staunen. Erst die nebensächlichen Dinge, das Wegräumen der Aufbauten auf Oberdeck.

Dann aber das Schließen aller Öffnungen, die das Bootsinnere und den Turm mit der freien Luft verbinden. Die Luken und die Ventile der beiden Rohre. Ferner mussten sofort die P-Motoren, das sind die Petroleum- oder Ölmotoren, abgestellt werden. Denn nur bei Überwasserfahrt benutzen wir die P-Motoren. Wir haben jetzt eine Stunde lang ungestört Zeit, uns weiter zu unterhalten. Sie sprachen vorher von der Form des Unterseeboots. Wie ich bereits betonte, ist die Hauptsache der druckfeste Innenkörper des Boots. Was Sie an unserem Boot von außen sehen können, ist gar nicht der eigentliche Körper. Dieser liegt innen und hat die bereits bezeichnete kreis- oder leicht ovale Zylinderform. Der Druck des Wassers auf diesen von der Außenluft und dem Wasser völlig abgeschlossenen Körper ist enorm. Die Boote sind im Allgemeinen so fest, dass sie auf größere Tiefe gehen können und dabei doch noch eine Sicherheit gegen den Druck des Meerwassers haben. In 5 m Tiefe ruht aber bereits eine furchtbare Last auf den Zylindern. Es sind etwa 5 Atmosphären oder 50 000 kg, die jeder Quadratmeter auszuhallen hat. Nehmen wir an, das ganze Boot habe 300 Quadratmeter Fläche, so ergibt sich bei 50 Metern Tiefe für den Rumpf die hübsche Summe von 300 x 50 000 kg, das sind 15 Millionen kg.“

Der Ingenieur meinte lachend:

„Und dabei lässt Jules Verne in seinem fantastischen Buch: ,20 000 Meilen unter dem Meere‘ den Führer des Nauticus, Kapitän Nemo mit seinem Begleiter Professor Arronax, in Tiefen bis zu 12 000 Meter hinabdringen!“

„Das ist natürlich eine technische Utopie“, antwortete der Kommandant, „bei dieser Tiefe würde unser Boot einen Druck von 3600 Millionen Kilogramm zu tragen haben und vollkommen zerquetscht werden. Der idealste Körper für Druckwiderstand wäre die Kugel, die wohl überhaupt das vollkommenste geometrische Gebilde der Welt ist. Aber leider können wir im Schiffsbau mit der Kugel nicht viel anfangen. Der Zylinder ist daher als Kompromiss aus Theorie und Praxis zu betrachten!“ Was man im Periskop sieht: Die See, Schiffe, Landungsbrücke, Strand, 3 Häuser.

Der Kommandant machte eine Pause, weil das Manometer am Tiefensteuerstand vorübergehend eine größere Tiefe anzeigte. Bald darauf ging der Zeiger der Druckmesserscheibe wieder auf die gewünschte Zahl hinauf, und das Unterseeboot schwamm seinen Kurs wieder weiter.

„Sehen Sie, Herr Ingenieur“, fuhr der Kommandant weiter fort, „das geheimnisvollste am Unterseeboot sind seine Einrichtungen, die ihm die richtige Lage sichern, wenn es unter Wasser führt.

Eigentlich wollte ich Ihnen ja einen Vortrag über die Form des Unterseebootes halten, aber damit Sie das richtig verstehen, muss ich erst etwas anderes einschalten. Wie wir eben tauchten, vollzog sich eine ganze Reihe höchst wichtiger Vorgänge, deren rein technische Ausführungen naturgemäß Geheimnisse einer jeden Werft sind. Aber in das, was sich sowieso erschließen lässt, will ich Sie gern einweihen. Ich meine die Tanks. Auf den ersten Blick mag dem Neuling dies ziemlich einfach erscheinen. Auch der Laie kann sich denken, dass ein Schiff, wenn es plötzlich sinken, schnell sinken will, Ballast aufnehmen muss. Bei näherem Zusehen komplizieren sich die Anlagen allerdings. Aber bei systematischer Behandlung lösen sich die Schwierigkeiten wieder. Die Haupttanks sind die wichtigsten Ballastaufnehmer. Sie haben ja vorhin selbst gesehen, dass wir über Wasser schwammen. Jedes Tauchboot hat dabei einen gewissen Auftrieb. Will es tauchen, so muss es diesen Auftrieb vernichten. Das geschieht dadurch, dass wir beim Unterwassergehen die Haupttanks einfach voll Wasser laufen lassen.“

„Ist es denn nicht möglich, dass sie dann in größerer Tiefe zerdrückt werden?“ fragte Ingenieur Codera.

 

U-Boot getaucht.

Auftauchendes U-Boot.

 

„Nein, das ist dadurch vermieden, dass sie stets durch Bodenventile, also Öffnungen, mit dem Wasser verbunden bleiben, daher stets denselben Druck haben wie das umgebende Wasser“, erwiderte der Kommandant.

„Ich will Ihnen ein anschauliches Beispiel dafür erzählen. Als seinerzeit sich die furchtbare Katastrophe der ‚Titanic‘ bei Neufundland ereignete und das stolze Schiff auf 3000 Meter versank, wurde in einer Zeitung behauptet, dass in dieser Tiefe die ‚Titanic‘ völlig zerdrückt werden würde. Das ist aber falsch. Ein Schiff wie die ‚Titanic‘ besitzt in allen Räumen die Möglichkeit, dass Wasser in sie eindringt. Dieses aber hat in jeder Tiefe denselben Druck wie das Außenwasser. Also kann das Schiff nicht zerquetscht werden. Höchstens könnte ein Raum zwischen zwei dicht gebliebenen Schotten eingedrückt werden. Was also auf den Grund des Meeres sinkt, liegt dort, wenn es keine abgeschlossenen Räume hat, genauso unverletzt wie ein gestrandetes Schiff in der freien Luft. Doch zurück zu unseren Tauchtanks. Sie müssen so eingerichtet sein, dass sie beim Volllaufen nicht die Horizontallage des Bootes beeinträchtigen!“

„Sie sagen, das Boot müsste so viel Ballast nehmen, bis es versinkt. Dann liegt doch die Gefahr nahe, dass es ganz untergeht!“

„Sehr richtig, aber die Haupttanks nehmen, auch wenn sie vollgelaufen sind, nicht den ganzen Auftrieb weg, es bleibt vielmehr ein kleiner Restauftrieb übrig.

Das Boot geht ganz unter Wasser, auch wenn es noch leichter als die Flüssigkeit ist. Das Tiefenruder unterdrückt in der Fahrt den Rest von Auftrieb, wie das Höhenruder beim Luftschiff den Rest von Mehrgewicht überwindet. Ein Tauchboot würde ohne tätige Motoren und Tiefenruder nicht untersinken, sondern auf der Meeresoberfläche bleiben, soweit der Restauftrieb ausreicht!“

Ein Maschinist unterbrach die Unterredung, um zu melden, dass die Akkumulatoren einen höchst unangenehmen Geruch ausströmten, worauf Sacchetta befahl, das Boot wieder etwas steigen zu lassen, um durch den halbaufgetauchten Turm ein paar „Schluck“ frischer Luft zu schnappen. Es handelte sich ja nur um ein Boot mit einigen Neueinrichtungen, die kein kriegsgemäßes Arbeiten, sondern zunächst eine friedliche Erprobung verlangten.

Die Haupttanks, von denen die Rede war, wurden „gelenzt“, d. h. mit einer Pumpe wurde ihnen das Wasser ausgedrückt, so dass der Auftrieb des Bootes wieder um so viel zunahm, als Wassergewicht aus den Tanks entfernt wurde.

Die Unterredung nahm ein jähes Ende, als eine besonders gut aufgelegte Adriawelle sich über den Turm legte und eine Flut Wasser ins Boot warf. Sofort wurde die Turmluke wieder geschlossen. Die Ventilatoren hatten mittlerweile die schlechte Luft unten im Boot wesentlich verbessert.

„Außer den Haupttanks haben wir dann noch die Trimmtanks“, fuhr der Kommandant fort, indessen die See draußen auf den halbemporgetauchten Turm prallte. „Der Trimm bedeutet das Gleichgewicht des Bootes. Stellen Sie sich eine Brettschaukel vor, auf der zwei Kinder sich vergnügen. Soll die Schaukel im Gleichgewicht bleiben, so müssen die Gewichte auf beiden Enden gleich groß sein, oder die Kinder müssen durch Bewegungen ihres Körpers das Gleichgewicht herstellen. Wenn einer der Schaukelknirpse seinen Oberkörper vorstreckt, so wird sein Gewicht leichter, weil ein Teil seines Gewichts auf einen kürzeren Hebel drückt. Legt er sich zurück, so wird er schwerer. Das ist eine ganz einfache Erscheinung, die jeder kennt. Um ein Unterseeboot unter Wasser zu trimmen, müssen wir ebenfalls verschiebbare Gewichte haben.

 

Italienisches Tauchboot, erbaut von Fiat-S. Giorgio.

Das Sehrohr sucht den Horizont ab.

Was man im Periskop sieht: Die See, Schiffe, Landungsbrücke, Strand, 3 Häuser.

 

Das besorgen uns zwei Tanks, die in je einem Ende des Boots liegen, der eine vorn, der andere hinten. Jeder ist nur halb gefüllt und beide stehen miteinander in Verbindung. Steigt das Boot vorn wider Willen, so können wir durch gewisse Vorrichtungen aus dem hinteren Tank Wasser in den vorderen drücken, dann wird das Boot vorn schwerer und sinkt dort wieder, und umgekehrt. Luftschiff und Unterseeboot haben viele Vergleichsmomente.

Dagegen gibt es zwischen Flugzeug und Tauchboot längst nicht so viel Ähnlichkeiten. Doch zurück zu unseren Tanks. Wir haben außerdem noch Reglertanks. Sie wissen ja, dass das Wasser nicht überall das gleiche spezifische Gewicht hat. Süßwasser ist leicht und Salzwasser schwer. Die See trägt besser als der See. Ein Bekannter von mir, der sich die Erde gründlich besehen hat, erzählte mir z.B., dass er im Toten Meer in Palästina überhaupt nicht zu tauchen vermochte, so schwer ist das dortige Salzwasser. Hier bei uns, wo wir öfter auch die Gewässer der Pomündung, also Süßwasser, befahren, sind die Gegensätze ebenfalls vorhanden. Dieser Unterschied muss ausgeglichen werden können, dazu dienen die Reglertanks, die auch Hilfstanks genannt werden.

„In der Tat“, sagte der Ingenieur Codera, „ich sehe immer mehr ein, dass das Unterseeboot ein maschineller Organismus ist, der das höchste Interesse verdient. Aber Sie sprachen nun noch von einer vierten Sorte, den Ausgleichtanks. Das erscheint mir beinahe wie eine Überorganisation.“