Das Wrack - Alfred J. Schindler - E-Book

Das Wrack E-Book

Alfred J. Schindler

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Beschreibung

Der verschuldete Fischer Antonio, der mit seiner Familie auf einer kleinen Insel bei Italien lebt, lernt eines Abends in der Haifischbar einen Fremden namens Zacharias kennen. Der Mann erscheint ihm etwas undurchsichtig, aber die Biere, die der Fremde ausgibt, vertuschen diesen Eindruck. Zacharias fragt Antonio, ob er ihn nachts mit seinem Fischerboot zu der gesunkenen Aurelia fahren würde. Er behauptet, seinen verstorbenen Bernhardiner direkt über der Aurelia bestatten zu wollen. Er bietet Antonio für die kleine Fahrt 300- €. Ein Angebot, dass der arme Fischer unmöglich ausschlagen kann oder will. Jedoch es bleibt nicht bei dieser einen Fahrt…

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Veröffentlichungsjahr: 2016

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Alfred J. Schindler

Das Wrack

Horrorthriller

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Das Wrack

Das Wrack

 

Horrorthriller

 

von

 

Alfred J. Schindler

 

 

VORWORT

 

 

Als ich an diesem verregneten Abend an der langen Theke unserer Haifischbar sitze, kann ich nicht ahnen, dass sich mein Leben in den nächsten Minuten grundlegend verändern wird. Ich überlege gerade, wie ich meine chronisch finanzielle Misere umgehendst beheben könnte, als sich die Türe öffnet und ein Mann eintritt, den ich nicht kenne. Es muss sich bei ihm um einen Fremden handeln, denn in unserem kleinen Fischernest Silberhafen kennt jeder jeden. Er, der gut aussehende Mann um die Fünfzig blickt sich um und steuert gezielt auf mich zu, obwohl noch zwei oder drei Tische leer sind.

 

01

 

 

„Darf ich bei Ihnen Platz nehmen?“, fragt er mich freundlich.

„Aber natürlich. Setzen Sie sich!“, antworte ich.

„Schmeckt das Bier in diesem Lokal?“

„Ja, es ist ganz gut.“

 

Er setzt sich rechts von mir auf einen der Barhocker. Ich frage mich: Wieso nimmt er ausgerechnet bei mir Platz? Es sind schließlich noch zwei andere Gäste im Lokal, zu denen er sich gesellen könnte! Aber er sucht wohl meine Nähe. Braucht er Auskünfte? Oder trinkt er nicht gerne alleine?

 

„Wissen Sie, von hier aus hat man solch einen wunderbaren Ausblick aufs Meer!“, grinst er mich an.

„Ja, normalerweise schon. Aber heute sieht man wegen des Regens fast nichts.“

„Sie sind diesen Anblick sicherlich gewöhnt?“

„Sie meinen den Regen?“

„Nein, das Meer.“

„Wie kommen Sie denn darauf?“

„Ich nehme an, dass Sie ein Fischer sind!“

 

Warum denkt er, dass ich ein Fischer bin? Sieht er es mir an? Steht es auf meiner Stirn? An meiner Kleidung kann er es nicht merken, denn ich trage Jeans und dazu ein leichtes Sommerhemd, das wohl mehr auf einen Urlauber hinweist. Und die Cowboystiefel, die ich heute anhabe, sind für einen Fischer sicherlich völlig ungeeignet. Er hat wohl nur geraten. Oder hat er sich zuvor über mich erkundigt?

 

„Sind Sie ein Hellseher?“

Er lacht schallend: „So könnte man es wohl auch nennen!“

 

Lola, unsere dralle Bedienung kommt aus der Küche: „Guten Tag, der Herr! Was darf es denn sein?“

„Ein Bier, bitte.“, sagt der Fremde mit seiner sonoren Stimme.

„Ja, gerne.“

„Mit viel Schaum, wenn es geht.“

„Aber natürlich!“ Ihre Zähne blitzen.

 

Er wendet sich wieder an mich: „Jetzt weiß ich, warum Sie hier an der Theke sitzen.“

„Wie meinen Sie das?“

„Nun, die Bedienung!“

„Zugegeben, sie ist eine Augenweide. Aber ich bin gut verheiratet.“

„Gut oder glücklich?“

„Verzeihen Sie, aber das geht Sie ...“

„Entschuldigen Sie bitte. Aber meine Neugier spielt mir ab und zu einen gewaltigen Streich.“

 

Lola bringt ihm sein Bier: „Lassen Sie es sich schmecken!“, lächelt sie ihn kokett an.

„Danke!“

„Ist es genügend Schaum?“

„Ja.“

 

Ist sie auf ein sattes Trinkgeld scharf, oder - ihr Augenaufschlag ist vom Allerfeinsten. Offensichtlich steht sie auf ältere Herren mit graumelierten Haaren!

 

„Also dann: Prost!“ Er grinst mich schon wieder an.

„Prost!“, antworte ich etwas mürrisch.

 

Dieser Mann hat ungewöhnlich sanfte Augen. Es fiel mir schon auf, als er das Lokal betrat. Sein Blick erinnert mich an die Hirten auf gewissen Heiligenbildern, die in unserer kleinen Kirche aufgestellt sind. Aber ansonsten ist seine Erscheinung völlig normal. Er ist gut gekleidet: Schwarze Hose, hellblaues Hemd, polierte Schuhe, und er trug einen großen Schlapphut, als er das Lokal betrat. Gerade hat er ihn vor sich auf den Tresen gelegt. Es kommt mir so vor, als ob er in seinem Leben schon Vieles gesehen hätte: sowohl Gutes, als auch Schlechtes. Zudem sieht er so aus, als ob er Geld hätte. Alleine die Kleidung.

 

„Haben Sie Probleme?“, fragt er mich gerade heraus.

„Sie meinen wegen der Fischerei?“

„Ja, natürlich. Ich habe gehört, dass diese Gegend hier vollkommen überfischt ist!“

„Ja, wenn Sie es schon wissen: Wir fischen bei gleichem Zeitaufwand momentan nur noch ein Viertel von dem, was wir noch letztes Jahr fingen.“

„Das ist ärgerlich.“

„Es ist mehr als ärgerlich! Dutzende von Fischern müssen damit rechnen, ihren Job aufgeben zu müssen!“

„Sicher, sicher. Vielleicht wird es ja in absehbarer Zeit wieder besser?“

„Das glaube ich nicht. Wie heißen Sie eigentlich?“

„Mein Name ist Zacharias.“

„Zacharias? Ein sehr seltener Name.“

„Vielleicht in dieser Gegend.“

„Ist das dein Vorname?“

„Ja.“

„Ich heiße Antonio. Antonio Saretto.“

 

Ich reiche ihm die Hand.

 

„Angenehm.“, antwortet er.

„Hast du auch einen Nachnamen, Zacharias?“

Er zögert: „Ich habe keinen Nachnamen.“

Überrascht schaue ich ihn an: „Du hast keinen Familiennamen?“

„Nein.“ Hart bringt er dieses Wort heraus. Aber seine Augen sind sanft.

„Ich kenne niemanden, der nur einen Vornamen hat!“

„Ich finde, dass dies doch gar nicht so wichtig ist.“

 

Er ruft die Bedienung und bestellt zwei weitere Gläser Bier.

 

„Du gibst einen aus?“

„Ja, Antonio.“

„Und wieso? Wir kennen uns doch noch gar nicht!“

 

„Was nicht ist, kann noch werden.“

 

Er betrachtet mich von der Seite. Ich spüre seinen durchdringend weichen, aber hellwachen Blick. Was für ein seltsamer Mann! Irgendetwas ist an ihm, was nicht zu ihm passt. Ja, was nur? Aber es kann mir ja egal sein. Ich werde das kostenlose Bier trinken und dann nach Hause gehen.

 

Lola bringt zwei Gläser Bier und räumt die leeren ab. Sie verschlingt diesen Kerl mit Blicken! Sie, das zwanzigjährige Mädchen, ist wohl ganz geil auf ihn! Er könnte locker ihr Vater sein! Mich schaute sie jedenfalls noch nie so an! Was gefällt ihr denn so sehr an ihm? Seine Augen? Gut, ich gebe zu, dass sie außergewöhnlich sind. Einzigartig, würde ich sagen.

 

„Ja, natürlich, Zacharias.“

Urplötzlich fragt er mich: „Wo liegt denn dieses Wrack, das letztes Jahr gesunken ist?“

„Du meinst die Aurelia?“

„Ja, die meine ich. Sie soll doch ganz in der Nähe liegen!“

„Es sind genau drei Kilometer, von hier aus gesehen. Sie sank damals nachts, und die gesamte Besatzung ertrank.“

„Sie ertranken alle?“

„Ja. Es waren über sechzig Matrosen, die ihr Leben lassen mussten.“

„Und wieso schwammen sie nicht an euren Strand?“

„Das Schiff sank in einem Orkan. Und dieser Orkan sorgte dafür, dass kein einziges Besatzungsmitglied überlebte. Außerdem sank die Aurelia sehr schnell.“

„Sie konnten sich nicht orientieren?“

„So wird es wohl gewesen sein. Warst du schon einmal während eines Orkans auf einem Schiff?“

„Nein. Gottlob.“ Er verzieht das Gesicht.

„Darauf kann man auch gerne verzichten. Besonders, wenn es sich um ein altes Schiff handelt.“

„Ihre Skelette liegen also im Schiff?“

„Ja.“

„War noch jemand unten, um nachzusehen?“

„Ich weiß nicht. Sie liegt in etwa dreihundert Metern Tiefe.“, antworte ich ausweichend.

„Aber ich habe gehört ...“

„Ja, gut. Es stimmt. Es waren mehrere Taucher unten, um zu sehen, ob noch etwas Wertvolles zu holen ist, aber keiner von ihnen kam mehr hoch. Sie sind allesamt ertrunken. Die Strömungen sind unberechenbar.“

„Die Strömungen sind so stark?“

„Ja. Aber es ist trotzdem unerklärlich, Zacharias.“

„Es wird wohl niemand mehr wagen...“

„Nein.“

 

Was will er denn bei dem alten Wrack? Ist er auch einer dieser Glücksritter, die nach gesunkenen Schätzen suchen? Oder ist er ein Forscher? Er sieht aber weder so, noch so aus.

 

„Hör mal, Antonio: Du hast doch ein eigenes Boot, oder?“

„Natürlich habe ich ein Boot.“

„Du könntest mir einen großen Gefallen tun.“

„Und der wäre? Du willst doch hoffentlich nicht zur Aurelia hinunter tauchen?“

„Nein.“

„Um was geht es dann?“

„Hör zu. Es geht um folgendes: Ich habe einen alten Bernhardiner, der gestern verstorben ist.“

„Tut mir leid.“

„Ich habe ihn in einen Sack gesteckt und möchte ihn auf offener See bestatten.“

„Eine Hundebestattung im Meer?“

„Ja, ich liebte ihn sehr. Wenn du mich heute Nacht mit meinem toten Hund zur Aurelia hinausfährst, kriegst du von mir dreihundert Euro. In bar, versteht sich. Wenn du zusagst, bekommst du die erste Hälfte gleich.“

„Ich soll dich heute Nacht ...“

„Ja. Sagen wir um elf Uhr.“

„Wir fahren also genau über die Aurelia, und werfen ...“

„Ja. Das hätte ich gerne. Ich hoffe, du weißt, wo das Wrack liegt!“

„Aber sicher weiß ich das!“

„Du kannst es mir garantieren?“

„Ja.“

„Gut.“

„Wohnst du denn hier bei uns in Silberhafen, Zacharias?“

„Nein. Ich lebe etwas landeinwärts.“

„So, so.“

„Ja, ich habe ein Haus im Zentrum von Silbereiland, das von hier aus knapp fünfzehn Kilometer entfernt liegt.“

„Ein Haus?“

„Ja.“

„Bist du auch verheiratet?“

„Ich bin Witwer. Meine Frau ist letztes Jahr verstorben.“

„Du Ärmster.“

„Ich habe es überstanden.“

„Du wolltest sagen, sie hat es überstanden?“