Der Bergdoktor 2099 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2099 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Hannes Wechselberger erkennt sich selbst nicht wieder. Bei der kleinsten Kleinigkeit rastet er aus. Auch seiner Frau gegenüber verliert er andauernd die Nerven. Als er Nathalie wieder einmal völlig grundlos angefahren hat, bittet er sie zerknirscht um Entschuldigung. Zur Versöhnung schlägt er eine Bergtour mit einem schönen Picknick vor. Zwar wurde im Radio gerade vor einem Unwetter gewarnt, aber nach einem prüfenden Blick zum Himmel ist Hannes fest davon überzeugt, dass sich vor dem Abend nichts zusammenbrauen wird. In der Hoffnung, alle Streitigkeiten der letzten Wochen zu vergessen und sich zu versöhnen, bricht das Paar zur Rautenspitze auf - und läuft geradewegs hinein in Sturm und Sturzregen, in Hagel und eine lebensgefährliche Schlammlawine ...


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Inhalt

Cover

Ein Paar wird vermisst!

Vorschau

Impressum

Ein Paar wird vermisst!

Als niemand mehr an Rettung glaubte

Von Andreas Kufsteiner

Hannes Wechselberger erkennt sich selbst nicht wieder. Bei der kleinsten Kleinigkeit rastet er aus. Auch seiner Frau gegenüber verliert er andauernd die Nerven. Als er Nathalie wieder einmal völlig grundlos angefahren hat, bittet er sie zerknirscht um Entschuldigung. Zur Versöhnung schlägt er eine Bergtour mit einem schönen Picknick vor. Zwar wurde im Radio gerade vor einem Unwetter gewarnt, aber nach einem prüfenden Blick zum Himmel ist Hannes fest davon überzeugt, dass sich vor dem Abend nichts zusammenbrauen wird. In der Hoffnung, alle Streitigkeiten der letzten Wochen zu vergessen und sich zu versöhnen, bricht das Paar zur Rautenspitze auf – und läuft geradewegs hinein in Sturm und Sturzregen, in Hagel und eine lebensgefährliche Schlammlawine ...

»Diese verflixten Touristen sind wirklich überall«, schimpfte Dr. Pankraz Burger, als er sich auf die Gartenbank sinken ließ.

Poldi, der Familiendackel, setzte sich auf die Schuhe des Seniors und wedelte freundlich, als wollte er fragen: Warum grantelst du denn so? Du hast doch mich!

»Hast ja recht, Kleiner. Im Grunde mag ich es, wenn Gäste zu uns ins Zillertal kommen. Manchmal ist es mir nur zu viel Trubel.« Ächzend beugte er sich vor und kraulte den Rauhaardackel zwischen den Ohren.

»Wer hat dich denn so verärgert, Vater?« Martin Burger saß am Gartentisch über einer medizinischen Fachzeitschrift. Seine Sprechstunde war für diesen Tag bereits geschafft, und so nutzte er den milden Frühsommernachmittag, um im Freien zu sitzen und zu schauen, was es in der Medizin Neues gab.

»Net direkt verärgert, aber ein Wanderer kam geradewegs aus den Heidelbeersträuchern, als ich mich dort erleichtern wollte.«

»Ah, verstehe. In so einem Moment ist man lieber ungestört.«

»Net nur das. Er hat mich angeschnauzt, was ich mir denken würde, den Wald zu wässern. Ja, Herrschaft, soll ich es etwa rausschwitzen?«

»Wenn die Natur ruft, ruft die Natur.«

»Genauso ist es. Und in meinem Alter ruft sie halt öfter.« Der Großvater brummelte noch etwas, das nicht zu verstehen war. Dabei kraulte er Poldi noch ein wenig weiter, und nach einer Weile blickte er schon wieder freundlicher drein.

Die Arztpraxis am Ende der Kirchgasse hatte Pankraz Burger aufgebaut. Als er sich vor einigen Jahren zur Ruhe gesetzt hatte, war ihm Martin gefolgt und hatte die Praxis übernommen und ausgebaut. Seitdem war er immer erreichbar, wenn er gebraucht wurde.

Heroben in den Bergen verließ man sich aufeinander, deshalb kam es öfters vor, dass nachts oder am Wochenende ein Notfall hereinkam. Dr. Burger schaute nie auf die Uhr, wenn seine Hilfe gefragt war, und so nannten ihn die Gebirgler dankbar »Bergdoktor«.

Das Doktorhaus war ein hübsches Alpenhaus, das von einem großen Garten umgeben wurde. Unmittelbar hinter dem Zaun begann der Wald. Die Familie wohnte im Haus, und die Praxis war im Anbau untergebracht.

Vor dem Balkon in der ersten Etage blühten üppige Geranien. Umschwirrt wurden die roten und weißen Blüten von zahlreichen Hummeln und Schmetterlingen.

Von der Gartenbank aus hatte man einen wunderbaren Blick auf die hohen Berge, die das Tal wie steinerne Wächter umgaben. Einige Gipfel waren sogar jetzt noch von Schnee gezuckert.

Der Großvater richtete sich wieder auf, buckelte seinen Rucksack ab und holte einen Karton heraus. Mit einem kleinen Lächeln stellte er ihn auf dem Gartentisch ab.

»Was hast du da mitgebracht?«, erkundigte sich sein Sohn.

»Einen Schatz, das kannst du mir glauben.«

»Einen Schatz?«

»Ganz recht. Der Angerer hat ihn beim Aufräumen auf seinem Dachboden gefunden und mir überlassen.« Der Großvater lüftete den Deckel. Darunter verbargen sich Fotos. Ganze Stapel. Manche farbig, andere schwarz-weiß.

»Die zeigen ja unser Tal.« Martin Burger beugte sich vor und betrachtete die Bilder, die oben auf den Stapeln lagen.

»Das sind Aufnahmen aus einigen Jahrzehnten. Der Angerer-Toni hat sie mir überlassen. Für meine Chronik des Zillertals.«

»Oha«, klang es neben ihnen auf. Zenzi Bachhuber kam mit einem Krug aus dem Haus und stellte ihn zusammen mit zwei Gläsern zwischen sie auf dem Tisch ab. Eiswürfel in dem Krug klirrten leise aneinander. Die Dreiundsechzigjährige schmunzelte und murmelte: »Die Chronik, die nie fertig wird.«

»Ich bin nur gründlich, Zenzerl. Und es gibt eine Menge aus unserem Tal zu erzählen«, verteidigte er sich.

»Das stimmt zwar, aber ich hab trotzdem das Gefühl, dass die Arbeit an der Chronik nie geschafft ist.«

»Gutes braucht eben Zeit«, erwiderte der Großvater gelassen. »Seht mal, diese Aufnahme muss aus den Fünfzigerjahren stammen. Da wird das Gipfelkreuz auf dem Feldkopf gerade aufgestellt. Ich erinnere mich, dass wenig später ein Gewitter aufzog. Anstatt das Aufstellen zu feiern, sind wir Hals über Kopf ins Tal geflüchtet und waren pudelnass, als wir daheim waren.«

»Und diese Aufnahme hier ... darauf erkennt man ja fast nichts. Alles ist weiß.« Martin Burger zog eine Fotografie heraus und drehte sie um. »Das Bild ist vom zweiten Februar neunzehnhundertneunundsiebzig.«

»Mei, damals hatten wir den schlimmsten Schneesturm, den man sich vorstellen kann. Es fielen solche Unmengen an Schnee, dass viele Höfe wochenlang von der Außenwelt abgeschnitten waren. Wir sind auf Skiern losgefahren, um Lebensmittel zu ihnen zu schaffen. Ganze Rucksäcke voll haben wir damals verteilt.« Versonnen blickte der Großvater auf die Aufnahme.

»Und das hier muss die alte Sennhütte unterhalb des Rautensteins sein«, murmelte Martin. »Dort oben schaut es heute ganz anders aus. Die Hütte steht schon lange nimmer.«

»Dafür aber ein Skilift.«

»Eben.«

»Du hast recht, Martin.« Der Großvater rieb sich das bärtige Kinn. »Es wäre vielleicht ganz interessant, Fotos von damals und heute nebeneinanderzustellen und zu schauen, wie sich alles verändert hat.«

»Das wäre aber vermutlich oft auch mit einer elenden Kraxelei verbunden. Zum Beispiel zu der Stelle, an der die Hütte stand. Dorthin führt nur ein steiler Pfad, den im Sommer kaum jemand anderes als der Schäfer und seine Herde nehmen.«

»Für die Geschichte muss man eben Opfer bringen.« Pankraz strich kurz über das Foto und legte es dann zur Seite. »Ist Sabine mit den Kindern vom Einkaufen zurück? Ich hab unterwegs ein paar schöne Zapfen aufgesammelt. Zum Basteln. Bin gespannt, was sich die Kinder einfallen lassen.«

»Sie sind noch unterwegs«, gab Zenzi Auskunft. »Sabine wollte neue Garderobe für die drei kaufen. Man könnte glauben, sie wachsen über Nacht, so oft, wie sie neue Sachen brauchen. Bei dir war's allerdings genauso, Martin. Wenn ich dir einen Pullover gestrickt habe, dann gleich drei Nummer größer. Und du bist im Handumdrehen hineingewachsen.«

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Zenzi kümmerte sich seit über vierzig Jahren um die Bewohner des Doktorhauses. Begonnen hatte sie als Wirtschafterin, aber sie gehörte längst zur Familie.

Aus dem Haus drang das Klingeln des Telefons.

»Bleib sitzen, Martin«, sagte Zenzi und hob eine Hand. »Und trink deine Limonade. Ich werde rangehen.« Damit wirbelte sie herum und eilte ins Haus.

Martin Burger schenkte sich ein Glas Limonade ein. Zenzi machte sie immer frisch für die Familie. Das Getränk bestand zum größten Teil aus Erdbeersaft, Mineralwasser, Erdbeerstücken und Limettenspalten. Dazu etwas Minze. Ein wenig Eis schwamm auch darin. Die Limonade schmeckte wunderbar fruchtig und nicht zu süß.

»Net übel«, meinte sein Vater, der ebenfalls probiert hatte, und schwenkte sein Glas. »Aber eine Kleinigkeit fehlt.«

»Was meinst du? Mehr Zucker?«

»Das net. Ich mag es net so süß. Nein, ein Stückerl Erdbeerkuchen fehlt.«

»Wenn du Zenzi darum bittest, zaubert sie vielleicht morgen einen Erdbeerkuchen.«

»Und hält mir Vorträge, ich müsste abnehmen und könnte ein Jahr lang ohne Essen auskommen, wenn es darauf ankommen würde.« Sein Vater seufzte. »Dabei ist eine anständige Mahlzeit gut für Körper und Seele.«

»Das ist wohl wahr ...« Martin Burger unterbrach sich, als seine Wirtschafterin zurückkam. Sie schwenkte einen Zettel in der Hand. Darauf war in ihrer leicht nach rechts geneigten Handschrift etwas notiert. »Was bringst du denn da, Zenzi?«

»Eine Wegbeschreibung. Es tut mir leid, Martin, aber du musst noch mal los.«

»Was ist passiert?«

»Es gab einen Unfall. Der Sirch hat angerufen und gemeint, du würdest dringend gebraucht. Ein Auto ist an der Marienquelle von der Straße abgekommen und die Böschung hinuntergestürzt. Nach allem, was er mir gesagt hat, schaut es schlimm aus.«

»Also gibt es Verletzte?«

»Zwei.« Zenzi nickte. »Beeil dich, Martin!«

***

Notfallrucksack und Einsatztasche lagen in seinem Wagen bereit. Aus diesem Grund musste sich Dr. Burger nun nicht lange aufhalten. Er holte seinen Schlüssel und sein Handy aus dem Haus, stieg in den Geländewagen und gab Gas.

Die Unglücksstelle befand sich ungefähr eine Viertelstunde Fahrt von seinem Haus entfernt – oberhalb seines Heimatdorfes St. Christoph. Zur Marienquelle führte eine steile gewundene Straße, die vor allem im Winter berüchtigt war. Bei Schneeglätte war sie schon vielen Fahrzeugen zum Verhängnis geworden. Jetzt jedoch war Sommer. War der Fahrer betrunken gewesen? Oder hatte er einem anderen Fahrzeug ausweichen müssen und die Kontrolle über sein Auto verloren?

Diese Überlegungen gingen ihm durch den Kopf, als er die steile Straße hinauffuhr. Am Marterl bog er nach links zur Marienquelle ab und fand mit Hilfe von Zenzis Wegbeschreibung ohne Verzögerung die Unfallstelle.

Am Fahrbahnrand parkten zwei Fahrzeuge der freiwilligen Feuerwehr. Dazu ein Wagen der Bergwacht. Auch die Gendarmerie war vor Ort. Helfer waren gerade dabei, eine Seilwinde in Position zu bringen.

Dr. Burger stellte seinen Wagen in der Nähe ab, angelte seinen Notfallrucksack vom Beifahrersitz und stieg aus.

Unter seinen Sohlen knirschte es.

Glasscherben! Weißes und orangefarbenes Glas. Blinklichter?

Auch ein Stück Stoßstange lag im Gras neben dem Asphalt.

Sein Blick schweifte umher. Einen Unfallwagen konnte er nicht entdecken. Dafür standen einige Helfer am Rand der Böschung und schauten nach unten.

»Grüß Gott«, sagte er und trat neben Dominikus Salt und Jonas, zwei Bergretter, mit denen er schon oft ausgerückt war.

»Grüß dich, Martin.« Dominikus furchte die Stirn. »Gut, dass du da bist. Das wird kein leichter Einsatz, das sag ich dir.«

»Was ist denn geschehen?« Der Bergdoktor spähte über den Rand der Böschung nach unten, und im nächsten Augenblick verkrampfte sich sein Inneres. »Jessas, das schaut wirklich net gut aus.«

Etwa zwanzig Meter unter ihm lag ein blauer Kombi auf der Wiese – auf dem Dach! Die eingedrückte Karosserie verriet, dass er sich überschlagen hatte. Offenbar hatte er ein Heustadel gestreift, denn Heu und Bretter waren im Gras verteilt, und von dem Gebäude standen nur noch Reste.

Weiter unten ragten die Dächer von St. Christoph über dem Talboden auf.

Hier oben wehte ein kühler Wind, der den Duft von wilden Kräutern mitbrachte.

Eine einzelne krumme Kiefer hatte den Wagen aufgehalten und verhindert, dass er noch weiter abgestürzt war. Mehrere Helfer machten sich an dem Fahrzeug zu schaffen und versuchten die Türen aufzustemmen.

»Wie konnte das passieren?«

»Wissen wir noch net.« Dominikus knirschte mit den Zähnen. »Vielleicht war Alkohol im Spiel?«

»Das glaube ich net«, warf Jonas ein. »Das ist der Wagen der Wechselbergers. Der Franz rührt keinen Tropfen an, dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Wenn der vor einem fährt, braucht man keinen Tacho mehr. Der hält sich an alle Regeln.«

»Obacht!«, rief einer der Helfer von der Feuerwehr. »Wir bereiten die Bergung des Wagens vor.«

»Und ich gehe darunter und schaue, was ich tun kann.« Dr. Burger blickte sich um. »Könnt ihr mich sichern?«

»Alles schon vorbereitet.« Dominikus hielt ein Seil parat. Es war an seinem Auto gesichert. »Die Rettung ist auf dem Weg. Ich schicke dir Sanis mit den Tragen zu euch runter, sobald sie hier sind.«

»Verstanden.« Martin Burger stieg in den Gurt und schnallte ihn um. Dann klinkte er das Seil ein und prüfte den Sitz.

»Bereit?«, fragte Dominikus.

»Bereit.« Er nickte und machte sich an den Abstieg zu dem Unfallfahrzeug. Der Wagen hatte eine Schneise in das Grün gezogen. Überall im Gras glitzerten Scherben im Sonnenlicht. Er musste aufpassen, nicht darauf wegzurutschen und zu stürzen. Während die Helfer der Feuerwehr alles für die Sicherung und Bergung des Autos vorbereiteten, kletterte Dr. Burger zu den beiden Verletzten hinunter.

Auf der Fahrerseite war die Scheibe zerborsten. Hinter der Öffnung zeichnete sich das blasse Gesicht eines Mannes ab. Franz Wechselberger war bewusstlos und blutete aus mehreren Wunden. Neben ihm saß seine Frau. Ida war wach und blickte sich aus angstvoll aufgerissenen Augen um.

»Ida? Ich bin es, Doktor Burger.«

»Herr Doktor! Gott sei Dank!«

»Wie geht es dir? Hast du Schmerzen?«

»Ach, die halte ich schon aus. Helfen Sie nur meinem Mann, bitte. Der Franz reagiert net, wenn ich mit ihm spreche. Bitte, Sie müssen meinem Mann helfen!«

»Das werde ich. Versprochen, Ida.«

Es dauerte nicht lange, dann hatten die Helfer die Fahrertür aufgeschnitten. Während sie die Beifahrertür aufstemmten, beugte sich Dr. Burger vorsichtig ins Fahrzeuginnere und tastete nach den Vitalzeichen des Landwirts. Seine suchenden Fingerkuppen fühlten einen Puls.

»Franz lebt, Ida, und wir werden alles tun, damit er sich wieder erholt.«

Ein leises Schluchzen antwortete ihm. Idas Augenlider flatterten. Sie war kurz davor, ohnmächtig zu werden.

»Was ist denn geschehen?«, fragte er, um sie wach zu halten. Derweil deckte er eine stark blutende Wunde an der Schläfe des verletzten Landwirts ab. Franz Wechselberger hatte schon zu viel Blut verloren. Sein Kreislauf würde kollabieren, wenn es nicht gelang, die Blutung zu stoppen.

»Wir waren in den Pilzen. Franz isst sie so gern. Auf der Rückfahrt ist uns ein Reh vor den Wagen gesprungen. Wir haben es beide zu spät gesehen. Franz wollte ausweichen, und dann schlingerte der Wagen plötzlich, und wir stürzten hier herunter. Ich dachte, unser letztes Stündlein hätte geschlagen.«

»Ida?« Alarmiert blickte Martin Burger sie an. »Was ist los?«

»Es tut weh ... in meiner Schulter. Ich kann sie net bewegen.«

»Ich schaue es mir gleich an.«

»Ist schon gut. Ich halte es aus. Helfen Sie nur dem Franz ... bitte ...«

»Ida? Du musst wach bleiben, hörst du mich? Bleib wach! Das ist wichtig.«

»Ich versuch's.« Der Kopf der Bäuerin sackte zur Seite.

Dr. Burger beeilte sich, den Landwirt zu versorgen. Als Idas Tür frei war, eilte er zu ihr und legte ihr eine Infusion. Sie brauchte Flüssigkeit, sonst würde ihm ihr Kreislauf unter den Fingern wegsacken!

In der Ferne wurde das Martinshorn eines Rettungswagens lauter.

»Endlich. Die Kavallerie.« Dominikus Salt war zu ihm geklettert. »Wie kann ich helfen?«

»Kannst du den Infusionsbeutel halten? Drücke ihn, damit die Flüssigkeit gleichmäßig rausläuft.«

»Geht klar.« Dominikus nahm ihm den Beutel ab und begann zu drücken.

Martin Burger schnitt derweil die beiden Sicherheitsgurte der Verletzten durch.

Franz Wechselberger reagierte noch immer nicht. Auch seine Frau war nicht mehr bei Bewusstsein. Das war nicht gut. Vermutlich hatten beide innere Verletzungen. Die konnte er hier am Berg nicht versorgen. Sie mussten auf dem schnellsten Weg ins Krankenhaus!

»Mei, das ist bitter, was? Sie waren fast daheim.« Dominikus blickte zu dem Gehöft, das auf einer Anhöhe westlich von ihnen stand. »Nur noch wenige Minuten mit dem Auto, und sie wären zu Hause gewesen.«

»In der Tat.«

»Nun muss sich ihr älterer Sohn um den Hof kümmern, solange sie es net können.«

»Der Josef kann die Arbeit unmöglich alleine stemmen. Schon für eine ganze Familie ist reichlich zu tun.«