Der Bergdoktor 2113 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2113 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Das Leben auf dem abgelegenen Hof der Wallners ist mühsam und geprägt von vielen Entbehrungen. Trotzdem haben die Eltern ihren fünf Söhnen eine wunderbar heile Kindheit beschert. Alle sind sie wohlgeraten! Kernige, fleißige Buben mit Herz, Verstand und dem dicken blonden Flachs der Mutter auf dem Kopf.
Inzwischen lebt nur noch Andi, mit achtzehn Jahren der Jüngste, auf dem Hof, doch auch er hat schon ein Madel im Sinn, mit dem es ihm ernst ist. Und gerade zu diesem Zeitpunkt, da Vater Sepp auf ein wenig mehr Ruhe und Zweisamkeit mit seiner Rosie hofft, kommt sie mit zweiundvierzig Jahren noch einmal in die Hoffnung.
Dieser "Unfall" erschreckt den Bauern zunächst, bis er von Dr. Burger hört, dass diesmal ein kleines Madel unter Rosies Herzen heranwächst. Ein Geschenk des Himmels nach all den Buben, die ihr Leben geprägt haben. Die Freude könnte nicht größer sein - bis ausgerechnet in einer Nacht, in der ein heftiger Schneesturm den Berghof vollkommen von der Außenwelt abschneidet, bei der Bäuerin die Wehen einsetzen - viel zu früh!


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Inhalt

Cover

Siebzehn Stunden eingeschneit

Vorschau

Impressum

Siebzehn Stunden eingeschneit

Als draußen die Welt unterging, erlebten sie ein Wunder

Von Andreas Kufsteiner

Das Leben auf dem abgelegenen Hof der Wallners ist mühsam und geprägt von vielen Entbehrungen. Trotzdem haben die Eltern ihren fünf Söhnen eine wunderbar heile Kindheit beschert. Alle sind sie wohlgeraten! Kernige, fleißige Buben mit Herz, Verstand und dem dicken blonden Flachs der Mutter auf dem Kopf.

Inzwischen lebt nur noch Andi, mit achtzehn Jahren der Jüngste, auf dem Hof, doch auch er hat schon ein Madel im Sinn, mit dem es ihm ernst ist. Und gerade zu diesem Zeitpunkt, da Vater Sepp auf ein wenig mehr Ruhe und Zweisamkeit mit seiner Rosie hofft, kommt sie mit zweiundvierzig Jahren noch einmal in die Hoffnung.

Dieser »Unfall« erschreckt den Bauern zunächst, bis er von Dr. Burger hört, dass diesmal ein kleines Madel unter Rosies Herzen heranwächst. Ein Geschenk des Himmels nach all den Buben, die ihr Leben geprägt haben. Die Freude könnte nicht größer sein – bis ausgerechnet in einer Nacht, in der ein heftiger Schneesturm den Berghof vollkommen von der Außenwelt abschneidet, bei der Bäuerin die Wehen einsetzen – viel zu früh!

»Machst du dir Sorgen, Vater?« Andi Wallner lächelte angedeutet. »Musst du net, du kennst doch die Mama. Uns fünfen hat sie das Leben geschenkt, als wär's nix gewesen. Und das Nesthäkchen wird gewiss auch sicher bei uns ankommen.«

Der Bauer musste schmunzeln und bedachte seinen Jüngsten mit einem wohlwollenden Blick.

»Hast schon recht, Bub. Trotzdem ist's was anderes diesmal.«

Die Familie Wallner lebte recht abgeschieden auf einem Berghof zwischen den Gemeinden St. Christoph und Hochbrunn. Das große, im schlichten Gebirgsstil errichtete Haus mit seinen Nebengebäuden und Stallungen lag in einem breiten Hochtal, zu dem nur eine schmale, kurvige Bergstraße führte, zu beiden Seiten begrenzt von himmelhohen Föhren.

Das Leben hier war hart und einsam. Im Winter waren die Bauersleute oft eingeschneit und ganz von allem abgeschnitten. Im Sommer wusste Sepp Wallner manchmal nicht, wo ihm der Kopf stand vor Arbeit. Das Milchvieh graste dann auf den Hochweiden, Saat, Ernte und Heumahd an den teils steilen Hängen mussten in oft mühevoller Handarbeit erledigt werden.

Trotzdem mochte der Bergbauer dieses Leben fürs nichts auf der Welt eintauschen.

Sepp war es von klein auf so gewöhnt. Er liebte seine Heimat, lebte und arbeitete mit der Natur und den Jahreszeiten. Und er hatte in seiner Rosie die große Liebe gefunden.

Ein lustiges, strammes Madel von siebzehn Jahren mit dicken blonden Flechten war sie gewesen, als der fesche Gebirgler sein Herz an sie verloren hatte. Fünf gesunde Buben hatte sie ihm geboren, und alle waren sie gelungen. Kernige, fleißige Burschen mit Herz, Verstand und dem dicken blonden Flachs der Mutter auf dem Kopf.

Vier der Wallner-Söhne hatten den Berghof in der Zwischenzeit verlassen. Markus und Matthäus, die beiden Ältesten, hatten ins Umland eingeheiratet, Michael studierte Landwirtschaft in Mayrhofen, und Lukas war Förster geworden.

Andi, der Jüngste, lebte mit seinen achtzehn Jahren auf dem elterlichen Hof, hatte aber auch schon ein Madel im Sinn, mit dem es ihm ernst war. Lissi Schwarz hieß sie, eine rassige dunkle Schönheit, Hoftochter in Altenacker.

So war es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis der fünfte Wallner-Sohn ebenfalls flügge wurde.

Und gerade zu diesem Zeitpunkt, da Sepp auf ein wenig mehr Ruhe und Zweisamkeit mit seiner Rosie gehofft hatte, war sie mit zweiundvierzig Jahren noch einmal in die Hoffnung gekommen.

Dieser »Unfall« hatte den Bauern zunächst erschreckt, dann waren gleich die Sorgen gekommen. War das Kind vielleicht krank, Rosie nicht zu alt, um noch einmal Mutter zu werden?

Dr. Martin Burger, der Bergdoktor von St. Christoph, hatte Sepp beruhigen können. Der Fötus war gesund, das hatten alle Untersuchungen bewiesen. Ein kleines Madel wuchs da unter Rosies Herzen, ein Nachzügler wie ein Geschenk des Himmels nach all den Buben, die ihr Leben geprägt hatten.

Seither hatten die Wallners alle Vorsorgetermine peinlich genau eingehalten. Immer war Sepp an der Seite seiner Frau, immer wollte er ganz genau wissen, was geschah und wie es Rosie ging. Was er früher als die »natürlichste Sache der Welt« angesehen hatte, das erschien ihm nun wie ein Mysterium, das beständig das Leben seiner geliebten Frau bedrohte.

Da konnte Martin Burger gleichsam mit Menschen- und Engelszungen auf den Bergbauern einreden, Angst und Sorge um Mutter und Kind wollten einfach nicht weichen.

Auch Andi hatte nun gemerkt, wie sorgenvoll der Vater dreinblickte. Und das lag gewiss nicht an der Milchmenge, die ihre Kühe gaben, denn die war konstant wie jeden Tag.

Während der Jungbauer den Stall mistete, kümmerte sein Vater sich darum, dass beim Melken alles reibungslos ablief. Die beiden arbeiteten Hand in Hand, Sepp würde Andis Hilfe vermissen, wenn der Bursche einst den Hof verließ.

Aber noch war es nicht so weit. Und der Bauer wollte die Zeit, die ihnen beiden blieb, nutzen und genießen. Schön war es, wenn der eigene Nachwuchs mit anpackte, wenn die Tradition des freien Bauerntums auch in der kommenden Generation weiter Bestand hatte.

Als Andi seine Arbeit beendet hatte, ging er zu seinem Vater hin.

»Kann ich was helfen?«, fragte er ihn.

»Die Kälbereimer müssen noch gefüllt werden.«

»Ist recht.« Der Bursche versorgte die separiert stehenden Kälber mit Milch, die sie gierig durch den Sauger am Eimer tranken.

Ein schöner Anblick war das, obwohl Andi es besser gefunden hätte, Mutterkühe und Kälber zusammen zu halten. Er tendierte zur ökologischen Landwirtschaft, von der sein Vater aber nicht viel hielt.

Sepp Wallner war eben ein Bauer vom alten Schlag und wollte nicht mehr umlernen. Er behandelte sein Vieh gut und hatte Respekt vor der Natur, der Schöpfung Gottes, mit allem, was da lebte und atmete. So war er aufgewachsen, und danach handelte er.

Andi akzeptierte das, er hatte viel von seinem Vater gelernt und große Achtung vor ihm.

Als die beiden dann den Stall verließen und über den Wirtschaftshof zum Haus gingen, lugte die Sonne eben über die Spitze des Feldkopfs, der höchsten Erhebung in diesem Teil des Zillertals. Tief verschneit zeigte sich der Bergwald ringsum. In den vergangenen Tagen hatte es viel Neuschnee gegeben, der Januar war in diesem Jahr kalt und schneereich. Das machte die Arbeit auf dem Berghof nicht leichter.

Mit stillem Sehnen dachte Andi an den Frühling, wenn die Natur endlich wieder erwachte.

»Fahrt ihr nachher noch zum Bergdoktor?«, fragte er seinen Vater, als sie das Haus betraten. Sepp nickte.

»Es ist nur eine Kontrolluntersuchung und wird net allzu lang dauern. Wenn du magst, kannst du ja allein weiter am Traktor arbeiten. Ich helfe dir dann wieder, wenn wir zurück sind.«

Andi nickte mit einem schmalen Lächeln. Er wusste, dass seine Mutter lieber allein nach St. Christoph gefahren wäre, um dann noch ein Schwätzchen im Gemischtwarenladen der Jeggl-Alma zu halten. Aber der Vater bestand darauf, sie zu chauffieren und immer an ihrer Seite zu bleiben.

»Hast du was?«, fragte Sepp seinen Sohn, denn dessen verhaltene Reaktion war ihm keineswegs entgangen. »Stimmt was net?«

»Alles in bester Ordnung«, versicherte Andi.

»Meinst du, ich übertreibe? Hat die Mama sich beschwert?«

»Mei, Vater, ich will mich da net einmischen. Das müsst ihr schon untereinander abmachen.«

»Misch dich halt ein. Sag, was dir durch den Sinn geht«, forderte der Bauer ihn auf. »Ehrlich währt am längsten.«

»Also gut. Die Mama fährt halt auch mal gern allein nach St. Christoph. So war's bei uns fünfen ja auch. Und daran denkt sie wohl ab und an zurück, verstehst du?«

»Freilich. Damals hab ich einfach net die Zeit gehabt, sie jedes Mal zum Doktor zu begleiten. Aber jetzt ist es anders. Du bist da und kannst mir manche Arbeit abnehmen. Und so ein spätes Kindel, das ist schon was Besonderes. Man genießt es mehr, wenn man älter ist. Das kannst du noch net verstehen, wirst es aber selbst erleben.«

»Ich glaub, ich versteh's schon«, meinte Andi. »Und die Mama versteht es gewiss auch.«

Sepp klopfte seinem Sohn lächelnd den Rücken.

»Gewiss.«

Die Bäuerin hatte in der Zwischenzeit das Frühstück gerichtet. Die altgediente Kuchelmagd Ernie ging ihr dabei geschickt zur Hand und nahm ihr vorausschauend alles Schwere ab. Sie stand kurz vor dem Rentenalter, war aber noch fit und kräftig.

»Setzt euch, der Kaffee ist fertig«, meinte Rosie und lächelte ihrem Mann zu. »Mach net so ein strenges Gesicht, Seppl, mir geht's gut. Ich hab keine Beschwerden.«

»Bist du sicher? Ich mein ...«

»Ja, ich bin sicher.« Die Bäuerin setzte sich und füllte die Haferln mit frischem, duftendem Kaffee.

»Am Traktor fehlt nur noch der neue Keilriemen. Den müssen wir aber zusammen einbauen, dazu braucht's mehr als zwei Hände«, merkte Andi an. »Ich warte dann, bis du wieder daheim bist, Vater.«

»Warum bleibst du net da und hilfst dem Andi? Ich kann auch mal allein zum Doktor fahren«, schlug die Bäuerin vor.

»Das wär ja mal ganz was Neues«, mischte sich Ernie grinsend ein.

Sepp warf der Magd einen strengen Blick zu.

»Ich leid es aber net, dass du bei dem Wetter allein unterwegs bist«, erklärte Sepp seiner Frau. »Das ist in deinem Zustand viel zu gefährlich.«

»Aber, Sepp, ich ...«

»Bitte, Roserl, sei halt vernünftig. Ich meine es ja nur gut mit dir. Ich hab mir überlegt, dass wir uns die ständigen Fahrten nach St. Christoph eigentlich sparen könnten. Ich werde den Bergdoktor heut mal fragen, ob er uns net auf seine Liste der Hausbesuche setzen kann. Er ist ja eh alle paar Tage hier im Tal unterwegs.«

»Aber die Mama ist doch kein Pflegefall«, wandte Andi ein.

»Wenn's nach deinem Vater geht, schon«, spöttelte Ernie.

»Ich will das net«, stellte Rosie klar. »Der Doktor Burger hat schon genug Arbeit mit den Patienten, die nimmer mobil sind und deshalb net zu ihm kommen können. Ich mag seine Gutmütigkeit net ausnutzen.«

»Jetzt mach aber mal einen Punkt. Du bist seine Patientin, da hat er eine Verantwortung«, widersprach Sepp seiner Frau. »Ich werde ihn nachher mal darauf ansprechen.«

Die Bäuerin tauschte einen leicht gequälten Blick mit ihrem Sohn und seufzte.

»Wenn du meinst.«

»Ja, das meine ich«, bekräftige Sepp Wallner.

***

Auch im Doktorhaus von St. Christoph wurde um diese Zeit gefrühstückt. Die Familie Burger nahm alle Mahlzeiten gemeinsam ein, so war es Tradition, und diese Tradition wurde gepflegt.

Zu der Runde am Tisch gehörte natürlich auch Pankraz Burger. Er war der Senior im Doktorhaus, das er vor mehr als fünfzig Jahren mit einem Anbau für seine Praxis hatte errichten lassen. Lange Jahre war der früh verwitwete Mediziner Landarzt im Tal von St. Christoph gewesen, bis sein Sohn Martin die Praxis übernommen hatte.

Der Bergdoktor, wie die Menschen ihren Dr. Burger nannten, war eine Institution in diesem Teil des Zillertals.

Der hochgewachsene, sportliche Mediziner, ein leidenschaftlicher Kraxler und Familienmensch mit Leib und Seele, war stets für jeden da und hatte immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte seiner Mitmenschen. Oft kamen die Patienten nicht nur wegen ihres Zipperleins in die Kirchgasse, sondern ebenso, um Dr. Burger ihr Herz auszuschütten. Sie vertrauten ihm und zählten auf ihn. Und er hatte noch keinen im Stich gelassen.

Die Patienten standen für den Mediziner aus Leidenschaft stets an erster Stelle. Er hatte das große Glück, in seiner Frau Sabine auch eine Kollegin zu haben, die sein Engagement verstand und teilte. Diese überaus harmonische und glückliche Ehe war für Dr. Burger nicht nur Mittelpunkt seines Lebens, sondern auch ein steter Kraftquell.

Die drei munteren Kinder, die ihr entstammten, bereicherten sein Dasein jeden Tag aufs Neue.

Neben der Familie Burger lebte noch Zenzi Bachhuber im Doktorhaus. Die patente Hauserin, die für Martin nach dem frühen Tod der Mutter stets da gewesen war, war auch heute noch die Seele des Haushalts und gehörte zur Familie dazu.

Tessa, das älteste der Burger-Kinder, berichtete an diesem Morgen wieder einmal mit wachsender Begeisterung von der neuen Lehrerin, die sie bereits fest ins Herz geschlossen hatte.

»Sie ist so lieb und nett! Und sie behandelt uns net wie dumme Kinder. Ach, die Frau Faber ist die beste Lehrerin der Welt!«, schwärmte Tessa.

Filli, ihr jüngerer Bruder, ging noch in den Kindergarten.

»Woher willst du das denn wissen?«, meinte er verächtlich. »Oder kennst du vielleicht alle Lehrer auf der Welt?«

»Das net. Aber ich weiß, dass sie zu den besten gehört, weil sie nämlich alles immer richtig macht!«, parierte Tessa.

»Pah, das gibt's gar net. Keiner macht immer alles richtig, gell, Papa?«, meinte der vorwitzige Bub.

»Jeder kann sich mal irren, das stimmt«, bestätigte Martin. »Aber was deine Schwester meint, ist wohl, dass die Referendarin mal eine richtig gute Lehrerin wird.«

»Ja, das meine ich«, pflichtete Tessa ihm bei. »Und das stimmt auch. Ein jeder in meiner Klasse mag sie nämlich leiden.«

»So ein Wundertier«, spöttelte Filli daraufhin leise.

»Red net so dummes Zeug, du Zwerg!«, tuschte Tessa ihn nieder. »Du kennst die Frau Faber ja net einmal. Und deshalb kannst du dir auch kein Urteil über sie erlauben!«

»Was ich mir erlaube und was net, ist meine Sache, du Bissgurn!«

»Jetzt seid friedlich, ihr zwei«, mahnte Pankraz nachsichtig. »Ihr werdet es doch wohl schaffen, euch wenigstens beim Essen mal net zu zanken.«

»An mir liegt es net«, stellte Tessa kühl fest. »Aber wenn dieser depperte, kleine ...«

»Schluss jetzt«, stoppte Sabine den Zwist entschieden. »Esst auf, in fünf Minuten müsst ihr los. Und ich mag auch keinen Streit mehr hören, sonst könnt ihr in Zukunft bei der Zenzi in der Kuchel essen.«

Da keiner der beiden »degradiert« werden wollte, schwiegen sie daraufhin verbissen und machten sich dann scheinbar einträchtig auf den Weg zur Schule und zum Kindergarten. Pankraz schaute seinen Enkelkindern überrascht hinterher und wollte sie gerade loben, als das Zanken schon im Hausflur weiterging und nur durch das Zufallen der Haustür unhörbar wurde.

»Die beiden sind wirklich schlimm«, stieß er seufzend hervor. »Zwei kleine Dickschädel, hart wie Granit. Von wem haben sie das nur?«

»Von uns beiden, vermute ich«, scherzte Martin und tauschte einen vielsagenden Blick mit seiner besseren Hälfte. »Es liegt einfach in der Familie.«

»Kann man wohl sagen«, stimmte Zenzi zu, die nun mit einem Tablett erschienen war, um den Frühstückstisch abzuräumen. »Und den härtesten Schädel hat der da!« Sie deutete auf Pankraz, der fragend die Schultern hob.

»Ist das dein Ernst, Zenzerl?«, hakte er nach. »Ich bin doch der verträglichste Mensch, den man sich nur denken kann.«

»Seit wann?« Sie lächelte schmal. »Der Dickschädel gehört nun mal zum Tiroler wie die Berge. Und die Burgers sind echte Tiroler, daran ist net zu rütteln.« Sie stemmte das volle Tablett und nickte hoheitsvoll, als Pankraz aufsprang und ihr die Stubentüre öffnete.

»Hat sie recht?«, fragte Martin.

»Keine Ahnung, ich bin Wienerin«, erwiderte Sabine lächelnd.