Der Bergdoktor 1970 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1970 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Das Rätsel um die Winkler-Schwestern
Vor Lisa und Sophie war kein Männerherz sicher
Von Andreas Kufsteiner

Lisa und Sophie Winkler haben beim Bürgermeister von St. Christoph die alte Berghütte auf der Zeiser-Alm gepachtet. Toni Angerer kann das nur recht sein, denn die Hütte hat lange leer gestanden. Nun wollen die Schwestern dort wieder eine Einkehr für Wanderer einrichten.
Der Bürgermeister des idyllischen Dorfes wundert sich zwar, was die beiden bildhübschen Madeln in die Einsamkeit verschlägt, aber auf seine Nachfrage erhält er nur eine ausweichende Antwort. Offenbar möchten sie ihm ihre wahren Beweggründe nicht verraten. Und mit dieser Vermutung trifft er den Nagel auf den Kopf. Für die Schwestern ist die Betreibung der Berghütte tatsächlich nur ein Mittel zum Zweck, denn in Wahrheit verfolgen sie einen ganz anderen Plan ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Das Rätsel um die Winkler-Schwestern

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag / Anne von Sarosdy

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7927-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Das Rätsel um die Winkler-Schwestern

Vor Lisa und Sophie war kein Männerherz sicher

Von Andreas Kufsteiner

Lisa und Sophie Winkler haben beim Bürgermeister von St. Christoph die alte Berghütte auf der Zeiser-Alm gepachtet. Toni Angerer kann das nur recht sein, denn die Hütte hat lange leer gestanden. Nun wollen die Schwestern dort wieder eine Einkehr für Wanderer einrichten.

Der Bürgermeister des idyllischen Dorfes wundert sich zwar, was zwei so bildhübsche Madeln in die Einsamkeit verschlägt, aber auf seine Nachfrage erhält er nur eine ausweichende Antwort. Offenbar möchten sie ihm ihre wahren Beweggründe nicht verraten. Und mit dieser Vermutung trifft er den Nagel auf den Kopf. Für die Schwestern ist die Betreibung der Berghütte tatsächlich nur ein Mittel zum Zweck, denn in Wahrheit verfolgen sie einen ganz anderen Plan …

Ganz am Ende des Zillertals, in einem abgeschiedenen Winkel der Tiroler Alpen, lag idyllisch der kleine Ort St. Christoph. Nur eine einzige Bergstraße, die sich in zahlreichen Serpentinen emporschlängelte, führte hierher. Die Uhren gingen noch anders in dem schmalen Seitental, das von sechs markanten Erhebungen gebildet wurde und dessen Bewohner ebenso bodenständig wie heimatverbunden waren.

Folgte man von Mayrhofen aus der Landstraße, so erblickte man zunächst den höchsten Berg, den Feldkopf. Eine Kabinenbahn führte zu seinem Gipfel. Sie brachte im Sommer Kletterer und Bergwanderer und im Winter Skitouristen hinauf.

Einen extra Skilift suchte man hier aber vergeblich. St. Christoph war für Urlauber noch ein Geheimtipp. Gut untergebracht war man im Berghotel „Am Sonnenhang“. Hier erwarteten die Gäste eine bodenständige Küche und die sprichwörtliche Tiroler Gastfreundschaft.

Am Feldkopf fand in jedem Jahr ein bekanntes Abfahrtsrennen statt, bei dem alle Größen des Skisports sich ein Stelldichein gaben. In der Feldkopfhütte gab es Übernachtungsmöglichkeiten sowie eine gute Restauration.

Rechts vom Feldkopf ragte der Hexenstein empor. Mit seinen beiden schrundigen Gipfeln war er leicht zu besteigen. Um ihn herum schmiegte sich der Krähenwald, dessen grünes Band sich bis auf halbe Höhe hinaufzog. Daneben fanden sich Frauenhorn, Achenkegel und Rautenstein. Das Schlusslicht im steinernen Reigen bildete die Beerenhalde, ein flacher Tafelberg, an dessen grünen Hängen im Sommer Schafe weideten.

St. Christoph war seit jeher bäuerlich geprägt. Gepflegte Bauernhäuser scharten sich um die weiße Dorfkirche mit dem Zwiebelturm, zahlreiche Aussiedlerhöfe fanden sich in der Umgebung, und Berghöfe standen vor allem in den Hochtälern der West- und Südwand des Feldkopfes. Der Boden hier war fruchtbar, das Klima der Landwirtschaft zuträglich.

Lange, warme Sommer mit beständig auftretendem, ergiebigem Landregen wechselten sich mit oft harten Wintern ab. Im Vorfrühling wuchs die Lawinengefahr. Die Menschen wussten damit umzugehen, sie lebten in und mit der Natur und den Jahreszeiten.

In der Kirchgasse stand nun seit über fünf Jahrzehnten das Doktorhaus. Einst hatte Pankraz Burger es als junger Landarzt für sich und seine Familie im schlichten Gebirgsstil bauen lassen. Hier hatte Pankraz ein Heim für seine Frau und den kleinen Sohn geschaffen und einen Platz für seine Praxis. Bald hatte er sich bei den Dorfbewohnern Respekt und Anerkennung verschafft, denn er hatte stets ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte gehabt und an jedem Schicksal regen Anteil genommen.

Doch das Glück sollte nicht lange währen. Der kleine Martin war eben elf Jahre alt geworden, als seine Mutter die Augen für immer geschlossen hatte. Pankraz hatte sehr unter dem viel zu frühen Verlust der geliebten Frau gelitten und lange getrauert.

Für den mutterlosen Buben und den einsamen Witwer war die Hauserin Zenzi Bachhuber zum steten Trost in schwerer Zeit geworden.

Die patente Zenzi hatte sich um den Haushalt gekümmert, bei Martin Mutterstelle vertreten und mit ihrer etwas spröden, aber stets von Herzen kommenden Art dafür gesorgt, dass Pankraz nicht am Leben verzweifelt war.

Auch heute noch, mehr als vierzig Jahre später, war Zenzi die Seele vom Doktorhaus und viel weniger nur Hauserin als geschätztes Familienmitglied.

Dass Martin einst in seine Fußstapfen treten und die Praxis in St. Christoph übernehmen würde, hatte Pankraz im Stillen stets gehofft. Es wäre ihm aber nie in den Sinn gekommen, seinen Sohn auf einen vorgegebenen Lebensweg zu zwingen.

Martin war von klein auf klug und aufgeweckt gewesen. Und als er den Wunsch geäußert hatte, Medizin zu studieren, hatte sein Vater sich nicht nur von Herzen gefreut, sondern auch keinen Moment daran gezweifelt, dass sein Sohn die rechte Entscheidung getroffen hatte.

Nach der glänzend bestandenen Matura hatte sich gezeigt, dass Martin für den Beruf des Mediziners prädestiniert war. Das Lernen im Studium war ihm leichtgefallen, und er hatte die praktische Arbeit mit wachsender Leidenschaft bewältigt.

Als junger Assistenzarzt im Spital von Schwaz hatte er dann auch sein privates Glück gefunden. Er hatte seine Jugendliebe Christl geheiratet, und binnen Jahresfrist sollte ein Stammhalter ihre Ehe krönen. Doch das Schicksal hatte es anders gewollt. Christl war an schweren Komplikationen im Kindbett gestorben und hatte das Kleine mit sich genommen.

Diesen Verlust konnte Martin Burger lange nicht verwinden. Er hatte zum Bruch in seinem bis dato geraden Lebensweg geführt und ihn fort aus seinem Heimattal und seinem Lebenskreis getrieben.

An einer Münchner Klinik hatte er einen neuen Wirkungsbereich gefunden, sich zum Unfallchirurgen weitergebildet und sein Leben völlig dem Beruf gewidmet. Irgendwann aber war das Heimweh nach St. Christoph übermächtig geworden. Martin war zurückgekehrt, um die Praxis des Vaters zu übernehmen, der in den Ruhestand gehen wollte.

In dieser Zeit war das entstanden, was man im Dorf als „Mini-Klinik“ bezeichnete. Der junge Dr. Burger hatte die Praxis mit Warte- und Sprechzimmer modernisiert und sie um einen kleinen, vollständig eingerichteten OP, ein Labor, einen Röntgenraum sowie zwei Krankenzimmer für einen stationären Aufenthalt erweitert.

Fünfzehn Jahre lang war er nur für seine Patienten da gewesen, während sein Privatleben sozusagen auf Eis gelegen hatte. Erst als er der bezaubernden jungen Kollegin Dr. Sabine Rodenwald begegnet war, einer Wiener Anästhesistin, hatte sich dies endlich wieder geändert. Für beide war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Und daran hatte sich bis auf den heutigen Tag nichts geändert.

Die blonde Kollegin mit den warmen rehbraunen Augen hatte Martin glücklich gemacht. Der Altersunterschied von sechzehn Jahren erschien beiden ganz unwichtig. Ihre Liebe wuchs und gedieh, und drei muntere Kinder krönten nun ihre Liebe.

Da war Tessa, die Älteste, ein kluges Schulmadel von acht Jahren. Voller Temperament und wissbegierig kam sie ganz nach dem Vater. Ihr fünfjähriger Bruder Philipp, den alle nur Filli nannten, ging noch in den Kindergarten. Er war sehr tierlieb und ging den Dingen gerne auf den Grund. Außerdem stritt er sich mit Liebe und Ausdauer mit Tessa, sie sich ihm stets überlegen fühlte und dies auch sehr deutlich zeigte.

Die Jüngste im Bunde war die kleine Laura, eben zwei Jahre alt. Sie war der muntere Sonnenschein im Hause Burger und bezauberte mit ihren großen blauen Babyaugen einfach jeden.

Pankraz war in die Jahre gekommen, aber trotzdem noch vital. Er genoss das muntere Familienleben im Doktorhaus. Dass sein Sohn noch einmal der Liebe begegnet war, machte auch ihn glücklich. Und nichts ging ihm über seine drei Enkel.

Pankraz hielt sich geistig fit. Er las weiterhin medizinische Fachblätter und arbeitete an einer Chronik des Zillertals. Da er Zenzis deftige Küche sehr schätzte, durfte auch etwas Bewegung nicht fehlen. Dreimal am Tag drehte er deshalb eine Runde mit Familiendackel Poldi. Trotzdem hatte sich schon ein kleines Bäuchlein als Folge seiner kulinarischen Vorlieben gebildet. Doch das bezeichnete er schlichtweg als seine „Wohlfühlfigur“ und nahm es mit der weisen Gelassenheit des Alters hin.

An diesem wetterwendischen Aprilmorgen saß Pankraz in seinem Kabinettl neben der guten Stube und las einen Artikel über neue, effizientere Medikationsmethoden bei Infarkt-Patienten. Vielleicht konnte diese Abhandlung für Martin noch nützlich sein, denn der behandelte gerade den Frondorfer-Bauern.

Sepp Frondorfer hatte vor ein paar Monaten einen leichten Infarkt erlitten und war im Spital von Schwaz operiert worden. Dr. Burger hatte die Nachsorge übernommen. Und während Pankraz ganz in seine Lektüre vertieft war, kümmerte sich sein Sohn um seinen Patienten.

„Wie fühlst du dich heut, Bauer? Beschwerden? Schmerzen?“

Sepp Frondorfer, ein imposantes Mannsbild in den Sechzigern, war ein typischer Bergbauer, kernig und stark, unerschrocken und fleißig. Sein Lebtag hatte er auf dem Hof oberhalb von St. Christoph, der seit vielen Generationen seiner Familie gehörte, geschafft. Nie war er krank gewesen.

Der „Herzkasper“, wie er den Infarkt nannte, hatte ihn kalt erwischt. Und es gefiel ihm gar nicht, jetzt zurückzustecken und sich vorzeitig aufs Altenteil zu verziehen. Auch wenn er die Hofführung jederzeit ohne Zögern in die Hände seiner beiden Söhne Andreas und Benjamin gelegt hätte. Doch er konnte sich sein Leben ohne Arbeit nicht recht vorstellen. Und das sagte er Dr. Burger auch.

„Gar net so schlecht. Ich nehme die Pillen nach Vorschrift und hab keine Beschwerden mehr. Was meinen Sie, Herr Doktor, kann ich bald wieder in die Hände spucken? Jetzt im Frühjahr juckt es mich so recht in den Fingern. Untätig umeinand zu sitzen, mei, das ist fei der rechte Graus für mich.“

Martin Burger lächelte verständnisvoll. Er war ein großer, attraktiver Mann, dem man die fünf Lebensjahrzehnte nicht ansah. In seiner Freizeit ging er gern in die Berge, war fit und aktiv.

Der Bergdoktor, wie ihn die Menschen in St. Christoph respektvoll nannten, war eine beeindruckende Persönlichkeit. Vor allem aber der kluge und offene Blick seiner klaren Augen, die dem Gegenüber fast in die Seele zu schauen schienen, nahm die Menschen für ihn ein.

„Ich weiß, was du meinst, Bauer. Und ich kann’s auch verstehen. Aber du musst dich trotzdem schonen. Dass dein Zustand sich gebessert hat, heißt net, dass du wieder wie ein Junger schuften kannst. Das würde dein Herz dir gewiss recht schnell übel nehmen. Moderate Bewegung ist aber gut und wichtig, darüber haben wir ja bereits gesprochen. Und die Hofführung hast du ja noch in der Hand, denk ich mir.“

„Vom Schreibtisch aus führt man keinen Berghof“, brummte Sepp, gestand Dr. Burger dann aber zu: „Sie wissen besser, was recht für mich ist, Herr Doktor. Ich vertrau Ihnen. Trotzdem fällt es mir schwer, mich ans Ausruhen zu gewöhnen. Wäre meine Johanna noch da, mei, das wär fei was anderes. Früher haben wir davon gesprochen, Reisen zu machen, wenn die Jungen den Hof übernommen haben. Aber es hat net sollen sein. Und allein reizt mich das Reisen fei gar net.“

„Ein Kururlaub wäre aber sinnvoll und eine Abwechslung.“

Man sah dem Bauern an, dass er davon nicht viel hielt. Er wollte den Bergdoktor aber nicht vor den Kopf stoßen und wechselte deshalb einfach das Thema.

„Die Wanderhütte bei uns um die Ecke ist übrigens verpachtet worden. Da soll wieder eine Einkehr eingerichtet werden. Haben Sie schon davon gehört, Herr Doktor?“

„Noch net. Wer will sie denn übernehmen, einer von hier?“

„Ich glaub net, aber was Genaues weiß man net.“

„Die Hütte liegt sehr praktisch am Steig, der hinauf zum Feldkopfgletscher führt. Ich kann mich erinnern, dass sie als Einkehr beliebt gewesen ist. Gewiss wird sie das wieder.“

„Tja, wir leben halt, wo andere Urlaub machen“, stellte der Frondorfer fest und erhob sich. „Dann bis nächste Woche, Herr Doktor. Ich werde noch ein bisserl Faulenzen üben.“

„Wer’s glaubt …“, erwiderte Dr. Burger lachend.

***

„Mei, Madel, das hast du schön gemacht. Die vielen Blumen, da hätt die Mama sich gewiss gefreut.“

„Ich dank Ihnen, Frau Moser.“ Sophie Winkler lächelte der älteren Nachbarin freundlich zu, die sich nun über den schmalen Weg zwischen den Grabreihen langsam entfernte. An einem Vormittag unter der Woche war nicht viel Betrieb auf dem Friedhof von Laimach in der Nähe von Zell. Die wenigen Besucher verliefen sich auf dem Gelände mit den großen alten Bäumen.

Sophie war das nur recht. Sie war am liebsten allein hier, werkelte ein wenig vor sich hin und trauerte dabei um die Mutter, die erst vor einem halben Jahr verstorben war.

Mei, Mutterl, dachte das hübsche brünette Madel mit den klaren rehbraunen Augen dabei traurig. Du hast kein schönes Leben gehabt. Ich wünschte, wir hätten was tun können, um das zu ändern. Jetzt bleibt mir nix, als dir Blumen zu bringen.

Und dabei lösten sich ein paar Tränen von ihrem dichten Wimpernkranz. Ja, Martha Winkler war verbittert und unglücklich gewesen, solange Sophie zurückdenken konnte.

„Der Frondorfer-Bauer hat mein Leben zerstört!“ Wie oft hatten sie und ihre ältere Schwester Lisa diese Anklage aus dem Mund der Mutter hören müssen. Und dann hatte sie ihnen die Geschichte erzählt, immer und immer wieder. Die ganze schlimme Geschichte ihres unglücklichen Lebens.

Während das Madel etwas Unkraut vom Grab zupfte, dachte es daran, wie die Mutter zum letzten Mal mit ihnen darüber geredet hatte. Wenige Tage vor ihrem Tod war das gewesen. Martha hatte nur noch undeutlich sprechen können, wegen des Schlaganfalls, den sie erlitten hatte. Aber der Hass auf den Mann, dem sie die Schuld an all ihrem Unglück gab, war ungebrochen gewesen.

„Als junges Ding bin ich bei einem Bergbauern in St. Christoph eingestanden, sein Name war Sepp Frondorfer. Zwei Jahre hab ich dort geschafft, war allerweil fleißig und hab mir nix zuschulden kommen lassen. Der Bauer hat mir heimlich nachgestellt. Seine Frau sollte nix merken, der hat er den treuen Ehemann vorgespielt. Aber er war hinter mir her wie der Teufel hinter der armen Seele. Ich hab ihn allerweil abgewiesen.“

Die Madeln hatten der Mutter aufmerksam zugehört.

„Irgendwann hat der Bauern dann angefangen, mir Versprechungen zu machen. So liebeskrank war er, dass er mir das Blaue vom Himmel herunter versprochen hat. Heiraten wollte er mich, seine Bäuerin sollte ich werden. Ich hab alles geglaubt, dumm und naiv wie ich war. Dabei hätte ich’s besser wissen sollen. Seine Frau hatte eine gute Mitgift. Und es war auch schon ein Kind da.“

Die Mutter hatte immer wieder innehalten müssen, weil sie das Sprechen so sehr angestrengt hatte.

„Aber er hat mich so sehr gedrängt, bis ich schließlich nachgegeben hab. Net lang, dann kam das böse Erwachen. Ich stand in der Hoffnung, und der Bauer wollte nix mehr von mir wissen. Bei Nacht und Nebel hat er mich fortgejagt. Ganz allein musste ich mich dann durchschlagen. Eine ledige Mutter, die findet net leicht eine Anstellung. Alles hab ich annehmen müssen, um mich und die Lisa durchzubringen. Das einzig Gute, was mir im Leben widerfahren ist, das war dein Vater, Sophie. Ein feiner Mensch war er, ehrlich und rechtschaffen. Er hat mich von Herzen lieb gehabt. Und euch beide hat er gleich behandelt, nie einen Unterschied gemacht zwischen seinem und meinem Kind.“

Das hatte er wahrlich nie getan.