Der Bergdoktor 2178 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2178 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

"Der Hof der Heiligen", so wird der Baumüller-Erbhof in einem schmalen Hochtal oberhalb von St. Christoph genannt. Und das hat durchaus seine Gründe, denn von Zaunpfosten, Mauernischen und Dachschrägen schauen viele Heiligenfiguren auf den Besucher herab. Jeder soll wissen, dass hier fromme Leute wohnen. Beten und arbeiten bestimmen den Tag. Dass die Leute im Tal schon anfangen zu tuscheln, ist der Bäuerin egal.
Das Einzige, was ihr nicht egal ist, ist die Veränderung ihres Sohnes David. Marianne Baumüller ist sicher: Schuld daran ist Mona, in die David sich beim Maitanz verliebt hat.
Dass das bildhübsche Madel schon bald auf den Erbhof zieht, kann die Bäuerin nicht verhindern. Dass Mona lange bleibt, sehr wohl ...


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Inhalt

Cover

Der fehlende Beweis

Vorschau

Impressum

Der fehlende Beweis

Findet Dr. Burger die Ursache für Monas seltsame Schwäche?

Von Andreas Kufsteiner

»Der Hof der Heiligen«, so wird der Baumüller-Erbhof in einem schmalen Hochtal oberhalb von St. Christoph genannt. Und das hat durchaus seine Gründe, denn von Zaunpfosten, Mauernischen und Dachschrägen schauen viele Heiligenfiguren auf den Besucher herab. Jeder soll wissen, dass hier fromme Leute wohnen. Beten und arbeiten bestimmen den Tag. Dass die Leute im Tal schon anfangen zu tuscheln, ist der Bäuerin egal.

Das Einzige, was ihr nicht egal ist, ist die Veränderung ihres Sohnes David. Marianne Baumüller ist sicher: Schuld daran ist Mona, in die David sich beim Maitanz Hals über Kopf verliebt hat.

Dass das bildhübsche Madel schon bald auf den Erbhof zieht, kann die Bäuerin nicht verhindern. Dass Mona lange bleibt, sehr wohl ...

Die kleine Gemeinde St. Christoph lag malerisch in einem schmalen Seitental des bekannten Tiroler Zillertals. Nur eine einzige, kurvenreiche Landstraße führte zu dem Dorf, das von sechs imposanten Bergen umgeben war. Durch diese besonders geschützte Lage waren der Ort und seine Umgebung klimatisch bevorzugt und sehr gut geeignet für die Landwirtschaft.

So hatte sich das freie Tiroler Bauerntum über die Jahrhunderte hier entfalten können und war zu seiner schönsten Blüte gelangt. Stolze Erbhöfe, seit vielen Generationen im Besitz der gleichen Familien, standen im Tal und auf den Anhöhen.

Fruchtbarer Boden, ein mildes Klima und Menschen, die sich auf die Zeichen von Natur und Wetter verstanden, und aus dieser Kombination erwuchsen immer wieder reiche Ernten und qualitativ hochwertige Produkte. Auch im Zeichen eines Klimas, das sich wandelte – und nicht zum Besseren – wirtschafteten die Menschen im Tal vom St. Christoph nach wie vor erfolgreich. Sie setzten verstärkt auf die biologische Landwirtschaft und die Erhaltung ihrer einzigartigen Natur.

Die meisten Höfe waren im traditionellen Stil der Region erbaut, mit breiten, schindelgedeckten Dächern, die auch große Schneelasten tragen konnten, mit schön beschnitzten Balkonen und lieblicher Lüftlmalerei, die auf den Fassaden von der jeweiligen Familiengeschichte erzählte. Auch eine Nische neben der Haustür gab es auf jedem Hof, in der ein Heiliger über das Wohl und Wehe seiner Bewohner wachte. Meist war dies der heilige Florian.

Verließ man das Tal und folgte einer schmalen Bergstraße auf halber Höhe zwischen St. Christoph und der Spitze des Feldkopfs, der höchsten Erhebung im Umland, so gelangte man zu einem Berghof, der sich allerdings von allen anderen unterschied. Im Tal nannte man den Erbhof der Familie Baumüller den »Hof der Heiligen«. Und das aus naheliegenden Gründen.

Hatte man die Bergstraße hinter sich gelassen und gelangte auf den Wirtschaftshof, dann schienen sie einen von überall her anzublicken, von Zaunpfosten, Mauernischen und Dachschrägen: die Heiligenfiguren, die dem Hof seinen Namen verliehen hatten.

Marianne Baumüller, die Bäuerin, hatte sie vor langer Zeit einem Herrgottsschnitzer aus dem nahen Hochbrunn abgekauft, der etwas von seiner Kunst verstanden hatte. Sie alle wirkten fast lebendig, und wenn man sie mit etwas Abstand betrachtete, auf ihre intensive und zwingende Art sogar unheimlich.

Die Bäuerin empfand dies anders. Für sie waren all die Heiligen ein steter Dank an den lieben Herrgott für ihr großes »Wunder«. Das Wunder, das war ihr Sohn David. Und dass sie ihn noch immer so bezeichnete, war ihm mit seinen nunmehr vierundzwanzig Jahren ein wenig peinlich.

Doch der fesche Jungbauer vom Berghof wusste, was seine Mutter bewegte, er kannte die dramatische Geschichte seiner Geburt und schwieg deshalb, wenn sie ihn wieder einmal ihr »Wunder« nannte. Denn was Marianne Baumüller damals durchgemacht hatte, das hatte sie für immer verändert.

Ein Vierteljahrhundert war es nun her, dass Marianne ihre große Liebe, den Berghofbauern Thomas Baumüller, geheiratet hatte. Die beiden waren sehr glücklich miteinander, bis Marianne in einer stürmischen und eisigen Winternacht mit ihrem ersten Baby niederkommen sollte ...

Thomas konnte den Doktor und die Hebamme nicht verständigen, denn das Telefon war ausgefallen. Da auch die Straßen unpassierbar waren, machte der Bauer sich schließlich mit dem Mut der Verzweiflung zu Fuß auf den Weg ins Tal. Doch der massive Schneesturm, der draußen tobte, ließ ihn die Orientierung verlieren. Er kam vom Weg ab, stürzte einen Steilhang herunter und starb in Eis und Schnee. Marianne musste ihr Baby ohne professionelle Hilfe zur Welt bringen, nur eine Magd stand ihr bei.

Zu der gleichen Stunde, als sein Vater vor seinen Schöpfer getreten war, hatte der kleine Bub das Licht der Welt erblickt.

Als Marianne vom Tod ihres Mannes erfahren hatte, hatte sie einen Nervenzusammenbruch erlitten. Sie war lange leidend und untröstlich gewesen, hatte sich aber nach Kräften um ihren kleinen Sohn gekümmert, der sie ja gebraucht hatte und der einzige Grund gewesen war, warum sie noch am Leben hing und dem geliebten Mann nicht aus Kummer in den Tod gefolgt war.

Dr. Pankraz Burger, der damalige Landarzt von St. Christoph, hatte häufig Hausbesuche bei ihr gemacht, und auch der Pfarrer von St. Christoph hatte sich um die verzweifelte Witwe gekümmert.

Ein Gespräch mit Hochwürden hatte für Marianne nach langen, qualvollen Monaten schließlich die Wende gebracht. Der Geistliche hatte den kleinen David als »Kind der Hoffnung« bezeichnet. War Marianne auch der geliebte Mann genommen worden, so war ihr doch das Kind geblieben, ihre Zukunft, dem sie all ihre Liebe und Zuneigung schenken konnte. Das hatte ihr eingeleuchtet.

Fortan hatte die Bäuerin David zu einem Wunder hochstilisiert. Sie wurde sehr fromm, kaufte die vielen Heiligenfiguren, ging regelmäßig in die Kirche und dankte Gott jeden Tag aufs Neue für ihr Kind.

So war die Beziehung zwischen Mutter und Sohn immer enger geworden, je älter David geworden war. Bald hatte im Tal das Getuschel darüber angefangen, man nannte es »unnatürlich«, wie Marianne ihren Sohn verhätschelte, wie abgöttisch sie ihn liebte, ja fast schon anbetete. Man lästerte darüber ebenso wie über die vielen Heiligenfiguren und den »religiösen Wahn«, dem die Bäuerin ganz offensichtlich verfallen war.

Marianne kümmerte sich nicht darum. Der Mittelpunkt ihres Lebens war David. Und das war bis auf den heutigen Tag so geblieben. Sie glaubte fest, dass ihr Thomas ihr durch ihren geliebten Sohn wiedergegeben worden war, damit sie ihr Leben nicht einsam und unglücklich verbringen musste. Unbeirrbar hielt sie an diesem Glauben fest, den nichts erschüttern konnte.

Der Jungbauer brachte stets Verständnis für seine Mutter auf. Er hatte sie vom Herzen lieb und sah ihr manches nach, auch wenn es ihm selbst zum Nachteil gereichte.

David Baumüller war ein fescher Bursche, der den Madeln gefiel. Und sie gefielen ihm. Er war nicht leichtfertig, aber doch lebenslustig wie sein Vater selig. Schon mehr als einmal hatte er auch ans Heiraten gedacht, wenn ihm eine besonders gut gefallen hatte. Doch daraus war nichts geworden.

Marianne hatte es stets zu verhindern gewusst. Sie wollte ihr »Wunder« nicht teilen, schon gar nicht mit irgendeinem dahergelaufenen Madel, das auf dem Berghof nichts zu suchen hatte. Sie hatte ihre Methoden und schaffte es immer wieder, die potenziellen Bräute zu vergraulen.

David konnte ihr nicht lange böse sein, auch wenn er manchmal den Eindruck hatte, nicht Herr über sein eigenes Leben zu sein. Doch die Bäuerin verstand es, ihm einzureden, dass sie letztendlich nur zu seinem Besten gehandelt habe.

Und so lebten Mutter und Sohn bis auf den heutigen Tag in scheinbarer Eintracht auf dem »Hof der Heiligen« oberhalb von St. Christoph.

Freilich blieb es nicht aus, dass David dummes Gerede oder Lästereien darüber zu Ohren kamen, vor allem bei Festen oder im Wirtshaus. Dann hatte der Lästerer allerdings nichts zu lachen, denn der Bursche ließ sich nichts gefallen.

Erst am letzten Samstag war es zu einer zünftigen Rauferei zwischen ihm und dem Sohn vom Viehhändler gekommen, weil der ihn ein »Muttersöhnchen« genannt hatte. Marianne hatte sich furchtbar über das blaue Auge aufgeregt, das David mit nach Hause gebracht hatte, und wollte den Verursacher sogar bei der Polizei anzeigen. Doch David hatte nur gelacht und ihr versichert, dass dieser wohl mehr Grund zum Klagen habe als er.

An diesem sonnigen Frühlingsmorgen Ende April nahm man wie immer zeitig das Frühstück auf dem Berghof ein. David hatte ein volles Programm vor sich. Zusammen mit dem Großknecht wollte er eines der oberhalb des Hofes gelegenen Felder umbrechen und neu einsäen, zudem musste gedüngt werden.

Während der Jungbauer sich mit dem Großknecht absprach, schwieg Marianne sich aus. Sie war eine noch immer ansehnliche Blondine in den besten Jahren, in ihrem ebenmäßigen Gesicht blickten die rehbraunen Augen offenbar sehr sanft und duldsam in die Welt. Doch was wirklich in ihr vorging, das wusste nur sie selbst.

Nachdem das Frühstück beendet war, folgte die Bäuerin ihrem Sohn ins Arbeitszimmer, wo dieser noch Schriftliches zu erledigen hatte, bevor er das Haus verließ.

»Hast du net was vergessen, mein Schatz?«, fragte sie ihn leise.

David, groß und sportlich, mit dichtem dunklem Haar und klugen grauen Augen, warf seiner Mutter einen knappen Blick zu.

»Was meinst du?«

»Ich hab doch heut einen Termin beim Doktor Burger. Und du weißt, wie ungern ich selber fahre. Deshalb wäre ich dir sehr dankbar, wenn du mich begleiten könntest.«

»Muss das sein, Mama? Ich hab viel zu tun.«

»Freilich, aber das ist ja nix Neues. Ich finde nur, dass deine Mutter allem anderen vorgehen sollte, oder?«

»Das tust doch auch, nur ...«

»Na also. Dann ist es abgemacht. Um zehn muss ich da sein. Richte es dir so ein, dass du mich rechtzeitig bringen kannst.« Ohne auf einen Widerspruch zu warten, verließ die Bäuerin das Arbeitszimmer.

David seufzte. Warum hatte seine Mutter nur immer noch eine Extraaufgabe für ihn, wenn der Tag eh schon nicht Stunden genug hatte, um alles andere zu schaffen?

Er trat ans Fenster, öffnete es und wies den Großknecht an, mit zwei Knechten zum Feld zu fahren. So wurde die wichtige Arbeit erledigt, und sie verloren keine kostbare Zeit, die später kaum mehr aufzuholen war. Und Marianne hatte wieder einmal ihren Willen durchgesetzt.

***

»Heut ist bei uns der Vorlesewettbewerb. Ich wette, dass ich gewinne. Eine schöne Schleife gibt es, die kann ich mir dann an den Mantel stecken.« Tessa Burger bedachte ihren Bruder Philipp, den alle nur Filli riefen, mit einem vielsagenden Blick. »Tja, von so was kannst du fei nur träumen, gell? Du kennst ja noch net mal das ABC.«

»Freilich kenne ich es!«, widersprach der Bub, der noch in den Kindergarten ging und sich immer wieder darüber ärgerte, wie seine ältere Schwester mit ihrem Status als Schulmadel renommierte. Dabei war sie ihm gar nicht so weit voraus, wie sie dachte. Heimlich hatte Filli die Buchstaben schon geübt, um sie gleich zu können, wenn auch er in die Schule kam.

Und so sagte der Bub nun das ABC recht flüssig auf und erwiderte Tessas Blick mit stillem Triumph.

Diese winkte lässig ab.

»Das ist net schwer. Aber das Schreiben, das muss man lernen. Und aus den Buchstaben Wörter zusammensetzen, wie heut beim Vorlesen. Mei, davon bist du eben doch noch weit, weit entfernt, Brüderlein. Aber bilde dir nur ein, du wüsstest so viel wie ich.« Sie lachte leise. »Einbildung ist nämlich auch eine Bildung.«

Sabine und Martin Burger tauschten einen leicht gequälten Blick. Dass ihre beiden Großen sich aber auch immer zanken mussten, und das auch noch bevorzugt bei den gemeinsamen Mahlzeiten! Die kleine Laura, der jüngste Burger-Spross, wusste mit ihren zwei Jahren noch nichts von geschwisterlicher Rivalität. Sie saß friedlich in ihrem Hochstuhl und ließ sich ihren Brei schmecken.

Pankraz, der Senior im Doktorhaus, mahnte die Kinder, sich zu vertragen.

»So schwer ist es doch net. Tessa, du als die Ältere und Vernünftigere müsstest das wissen.«

»Aber, Opa, der Filli ärgert mich allerweil. Und da muss ich mich doch wehren«, beschwerte das Madel sich empört.

»Das ist eben das Unglück auf dieser Welt«, sinnierte Dr. Burger senior. »Dass ein jeder immer glaubt, er müsste sich für eine Frechheit revanchieren. Friedlich sein, die andere Wange hinhalten, das zeichnet aber den edlen Charakter aus. Und daran können sich auch schon die Jüngsten orientieren, finde ich. Was sagst du, Martin, bist du meiner Meinung?«

»Ganz und gar«, stimmte dieser zu.

Der hochgewachsene, sportliche Landarzt, der im Zillertal auch als »Bergdoktor« bekannt war, lächelte seinem Vater anerkennend zu. Pankraz hatte ihm von klein auf die Werte, die im Leben zählten, vermittelt. Und nach dem frühen Tod seiner geliebten Frau war ihm der Vater eine unentbehrliche Stütze gewesen.

Ebenso wie Pankraz Burger war Martin ein Arzt, den die Menschen wegen seiner Menschlichkeit und seines Könnens liebten. Tag für Tag widmete er seine Kraft und sein unermüdliches Engagement dem Wohle seiner Patienten. Es war ihm wichtig, niemals nachzulassen, niemals nachlässig zu werden und stets ein offenes Ohr für alle Sorgen und Nöte seiner Mitmenschen zu haben.

»Was der Opa sagt, stimmt«, ließ der Vater Tessa und Filli wissen. »Man muss net allerweil recht behalten und auch net immer das letzte Wort haben. Man vergibt sich nix, wenn man mal schweigt, sich sein Teil denkt und seinem Mitmenschen das Gefühl gönnt, recht zu behalten.«

»Auch wenn er gar net recht hat?«, hakte Tessa nach.

»Auch und besonders dann. Das zeugt von echtem Großmut.«

Das Madel bedachte ihren Bruder mit einem nachsichtigen Blick.

»Ich lass dir deine Einbildung, Filli«, sagte sie großzügig. »Will mal net so sein.«

Das gefiel diesem allerdings gar nicht. Bevor die beiden wieder anfangen konnten, sich zu zanken, erschien Zenzi Bachhuber, die altgediente Wirtschafterin im Doktorhaus, mit den Pausenbroten.

»Ihr musst euch sputen«, sagte sie.

»Oje! An so einem wichtigen Tag wie heut darf ich auf keinen Fall zu spät kommen«, rief Tessa, sprang auf und eilte aus der Stube.

»Hast du gesehen, Papa? Ich denk mir mein Teil und lass der Tessa das Gefühl, recht zu haben. Gewiss wird ihr das gut gefallen.« Filli grinste und folgte seiner Schwester.

»Mei, die Kinder.« Sabine nahm die kleine Laura mit einem Seufzen aus ihrem Stuhl, denn sie brauchte offensichtlich eine neue Windel. Zenzi begann, den Tisch abzuräumen.

Vater Burger und sein Sohn hatten noch Zeit, in aller Ruhe zusammen ein Haferl Kaffee zu trinken, bevor für Martin die Vormittagssprechstunde im Praxisanbau neben dem Doktorhaus begann.

»Heut seh ich die Baumüllerin, sie kommt zur Kontrolle wegen ihrer Hypertonie«, erzählte Dr. Burger seinem Vater, der noch regen Anteil an seinen Fällen nahm. »Da kann ich mir dann wieder eine Schwärmerei anhören, die net enden will.«

»Du meinst, sie wird dir über ihr ›Wunder‹ berichten?«, fragte Pankraz. »Ich weiß, die Leut nehmen die Marianne net ernst. Und was sie so tut, das liefert allerweil wieder neuen Gesprächsstoff am Stammtisch und im Kirchenchor. Trotzdem sollte man net vergessen, dass sie eine schwer geprüfte Frau ist.«

»Im Kirchenchor wird net getratscht«, stellte Zenzi streng klar. »Das würde Hochwürden gar net zulassen.«