Der Bergpfarrer 372 – Heimatroman - Toni Waidacher - E-Book

Der Bergpfarrer 372 – Heimatroman E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. »Grüß Sie Gott, Hochwürden.« Die ältere Dame schaute Sebastian Trenker lächelnd an und reichte ihm die Hand. »Frau Mertens, schön, Sie mal wieder bei uns, in Sankt Johann, begrüßen zu dürfen«, freute sich der Geistliche. »Sind S' schon lang' da?« Die Begegnung fand vor dem Rathaus statt. Sebastian war gerade beim Bürgermeister gewesen, um mit ihm etwas wegen der kommenden Gemeinderatssitzung zu besprechen. Als er das Rathaus verließ, stand Adelheid Mertens vor ihm. In ihrer Begleitung befand sich ein junges Madel. »Nein, nein«, sagte die rüstige Rentnerin, »heut' morgen erst angekommen. Das ist übrigens Sonja, meine Nichte, die Tochter meines Bruders.« Der Bergpfarrer begrüßte Sonja Mertens, die zwar auch lächelte, aber irgendwie einen unglücklichen Eindruck auf ihn machte. »Na, dann herzlich willkommen im Wachnertal. Ich hoff', Sie werden uns mal im Pfarrhaus besuchen.« »Sehr gern', Hochwürden«, lachte Tante Adelheid. »Ich hab' die Kochkünste Ihrer Haushälterin in bester Erinnerung.« Nach ein paar weiteren Worten verabschiedete sich Sebastian Trenker von den beiden Frauen und ging zur Kirche hinüber. Adelheid Mertens sah ihre Nichte an.

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Der Bergpfarrer – 372 –

Das Schicksal reist immer mit

Alle Wege führen nach St. Johann

Toni Waidacher

»Grüß Sie Gott, Hochwürden.«

Die ältere Dame schaute Sebastian Trenker lächelnd an und reichte ihm die Hand.

»Frau Mertens, schön, Sie mal wieder bei uns, in Sankt Johann, begrüßen zu dürfen«, freute sich der Geistliche. »Sind S’ schon lang’ da?«

Die Begegnung fand vor dem Rathaus statt. Sebastian war gerade beim Bürgermeister gewesen, um mit ihm etwas wegen der kommenden Gemeinderatssitzung zu besprechen. Als er das Rathaus verließ, stand Adelheid Mertens vor ihm. In ihrer Begleitung befand sich ein junges Madel.

»Nein, nein«, sagte die rüstige Rentnerin, »heut’ morgen erst angekommen. Das ist übrigens Sonja, meine Nichte, die Tochter meines Bruders.«

Der Bergpfarrer begrüßte Sonja Mertens, die zwar auch lächelte, aber irgendwie einen unglücklichen Eindruck auf ihn machte.

»Na, dann herzlich willkommen im Wachnertal. Ich hoff’, Sie werden uns mal im Pfarrhaus besuchen.«

»Sehr gern’, Hochwürden«, lachte Tante Adelheid. »Ich hab’ die Kochkünste Ihrer Haushälterin in bester Erinnerung.«

Nach ein paar weiteren Worten verabschiedete sich Sebastian Trenker von den beiden Frauen und ging zur Kirche hinüber. Adelheid Mertens sah ihre Nichte an.

»Nun guck’ doch net so traurig«, meinte sie. »Der Herr Pfarrer muß ja denken, daß es dir hier überhaupt net gefällt. Man hat beinah’ wirklich den Eindruck, du wärst am liebsten gar net mitgefahr’n.«

Das hübsche Madel mit den blonden Locken schüttelte den Kopf.

»Das stimmt net, Tante Adelheid«, erwiderte sie. »Ich bin sogar sehr gern mit hergekommen. Es ist nur…«

Die alte Dame nickte wissend.

»Aha, Liebeskummer, net wahr?«

Sonja seufzte.

»Es wär’ ja alles halb so schlimm, wenn über diesen dummen Streit net uns’re Freundschaft in die Brüch’ gegangen wär’«, sagte sie leise. »Aber jetzt bin ich hier, Jörg treib sich irgendwo im Süden umher, und ich weiß net einmal, wo und wie ich ihn erreichen kann.«

Ihre Tante sah sie verdutzt an.

»Also, das versteh’ ich net«, meinte sie. »Ihr jungen Leute habt doch alle diese modernen Dinger, mit denen man telefonieren und Nachrichten verschicken kann. So ein Handy. Hat der Jörg denn kein’s?«

»Doch, schon. Aber er hat gesagt, daß er es net mit in den Urlaub nehmen will, weil’s in and’ren Ländern so teuer ist, damit zu telefonieren. Sein Handy liegt bei ihm zu Hause.«

Ihre Tante sah sie mitleidig und schuldbewußt zugleich an.

»Dann bin ich wohl schuld an dem ganzen Dilemma«, sagte sie. »Weil ich d’rauf bestanden hab’, daß du mitkommst…«

»Nein, das stimmt net«, widersprach die Nichte. »Du hast ja angeboten, daß Jörg mit uns fährt. Sogar das Zimmer wolltest du für ihn bezahlen. Aber er mußte ja unbedingt in den Süden fahren. Per Anhalter.«

Adelheid Mertens nahm Sonjas Arm.

»Komm«, schlug sie vor, »wir geh’n in den Kaffeegarten des Hotels. Bei der Auswahl an Kuchen vergeht dein Liebeskummer ganz schnell.«

Die junge Frau folgte gehorsam.

Ob mir der Kuchen wirklich hilft, wag’ ich allerdings zu bezweifeln, dachte sie. Ich kann mich ja net den ganzen Urlaub über mit Kuchen trösten.

Betrübt dachte sie an ihren Liebsten und den bösen Streit, den es zwischen ihnen gegeben hatte.

Sonja studierte Kunstgeschichte. Auf der Universität hatte sie Jörg Kramer kennengelernt, seit drei Jahren waren sie zusammen. Zweimal hatten sie gemeinsam Urlaub gemacht, doch in diesem Jahr bat Tante Adelheid die Nichte, sie nach St. Johann zu begleiten, wo sie seit Jahren ihre Ferien verbrachte.

Sonja gefiel dieser Vorschlag zuerst sogar. Doch bei Jörg stieß sie auf eiserne Ablehnung.

»Ich bin doch net verrückt«, hatte er geantwortet.

»Kannst’ du mir einen vernünftigen Grund sagen, warum ich die schönsten Wochen des Jahres ausgerechnet zwischen Seppelhosen und Küh’n verbringen soll?

Nee, ich will irgendwohin, wo richtig was los ist. Frankreich oder Spanien.«

»Hast’ dir auch mal überlegt, was das kostet?« hatte Sonja einen zaghaften Einwand gewagt.

Jörg indes tat diesen Einwand mit einer Handbewegung ab.

»Wir trampen natürlich«, hatte er gemeint. »Das machen doch viele and’re auch und kommen an ihr Ziel. »Warum wir net?«

Daraufhin hatte das Madel den Kopf geschüttelt.

»Ich fahr’ mit meiner Tante«, beharrte es. »Das bin ich ihr schuldig. Jedes Jahr ist sie allein gefahren. Diesmal begleite ich sie.«

Das war erst der Auftakt zu einer langen Diskussion. Ein Wort gab das andere, keiner wollte nachgeben.

»Dann fahr’ doch in dein blödes Sankt Johann«, hatte Jörg schließlich gebrüllt, die Tür knallte und er war verschwunden.

Sonja blieb nichts anderes übrig, als ihren Tränen freien Lauf zu lassen, von denen sie nicht einmal wußte, ob sie aus Kummer oder Wut flossen.

Am nächsten Tag versuchte sie noch einmal, Jörg anzurufen, doch da ging er schon nicht mehr ans Telefon, und sein Handy hatte er, wie angekündigt, ausgeschaltet.

Betroffen hatte Sonja wieder aufgelegt und sich gefragt, ob es nicht ein Fehler gewesen war, ihn alleine fahren zu lassen. Aber sie war Tante Adelheid gegenüber verpflichtet, und so trat sie am nächsten Tag mit ihr die Reise ins Wachnertal an.

*

»Die Frau Mertens ist wieder da«, erzählte Sebastian beim Mittagessen. »Ich möcht’ sie in den nächsten Tagen mal einladen. Diesmal hat sie ihre Nichte mitgebracht. Eigentlich scheint’s mir ein patentes Madel zu sein, aber ich hatte irgendwie den Eindruck, daß es der Sonja Mertens net so ganz gefällt bei uns. Mal seh’n, vielleicht kann ich sie ja zu einer Fräuleintour überreden. Dabei ist schon so mancher Skeptiker überzeugt worden, daß es schön bei uns ist.«

Max, der ihm gegenüber saß, zuckte die Schultern.

»Im letzten Jahr hätt’ ich mich noch der Nichte angenommen«, meinte er verschmitzt. »Aber ich fürcht’, daß die Claudia was dagegen haben würd’, wenn ich mich um das Madel kümmer’.«

»Das sollten S’ auch besser bleiben lassen«, mischte sich Sophie Tappert in das Gespräch. »So, eine wie die Claudia bekommen S’ net so schnell wieder.«

Der Bruder des Bergpfarrers war früher schon ein rechter Filou und Herzensbrecher gewesen. Sehr zum Leidwesen des Geistlichen und seiner Haushälterin. Seit er jedoch mit der reizenden Journalistin verbandelt war, hatte er sich um hundertachtzig Grad gedreht.

»Weiß ich doch selbst, Frau Tappert«, erwiderte er augenzwinkernd.

Er schaute seinen Bruder an.

»Was glaubst’ denn, was mit dem Madel ist?« fragte der Polizist. »Du hast doch ein Gespür für so etwas.«

Sebastian schmunzelte. So ganz unrecht hatte Max da nicht. Der gute Hirte von St. Johann schien wirklich so etwas wie einen sechsten Sinn für Leute zu haben, die in einem Problem steckten. Nicht selten begegneten ihm Menschen, die am Leben verzweifelt waren und nicht mehr weiter wußten. Pfarrer Trenker nahm sich dieser Leute an und versuchte zu helfen, so gut es ging. Und bisher hatten sein Wille und sein Glaube an das Gute immer noch einen Weg aus der Misere gefunden.

»Liebeskummer, könnt’ ich mir vorstell’n«, antwortete er auf die Frage. »Bestimmt ergibt sich in den nächsten Tagen eine Gelegenheit, mit der Sonja zu sprechen, und wenn sie mag, dann darf sie mir ruhig ihr Herz ausschütten.«

Daß es der jungen Frau leichtfallen würde, wußte er. Seine einfühlsame Art hatte es bisher noch jedem leicht gemacht, mit seinen Problemen zu ihm zu kommen. Und dabei spielte es überhaupt keine Rolle, ob es sich um einen gläubigen Menschen handelte oder nicht.

Max schielte auf die beiden Schüsseln, die auf dem Tisch standen. In der einen war ein Rest Butterreis, in der anderen noch eine Kelle von dem leckeren Hühnerfrikassee, das die Haushälterin gekocht hatte.

Wer den jungen Polizeibeamten sah, konnte gar nicht glauben, daß Max solch einen Appetit entwickelte. Wenn die anderen bei Tisch ihre Bestecke längst aus der Hand gelegt hatten, griff er noch mal zu.

Allerdings war das auch kein Wunder bei den Kochkünsten der Haushälterin. Sophie Tappert nahm es mit Leichtigkeit mit einem Fünf-Sterne-Koch auf. Sie verstand es, aus den einfachsten Zutaten eine Delikatesse zu machen, und es wäre ihr niemals in den Sinn gekommen, ein Fertiggericht auf den Tisch zu bringen.

Alles, was im Pfarrhaus gegessen wurde, war frisch und stammte, zumindest, was die Beilangen anlangte, aus dem eigenen Garten. Dort wurde Gemüse und Obst geerntet und gleich in der Pfarrküche verarbeitet.

»Nun nehmen S’ schon«, sagte sie schmunzelnd zu Max. »Schließlich ist’s ja kein Eintopf, der aufgewärmt am besten schmeckt.«

Das ließ sich der Polizist natürlich nicht zweimal sagen und kratzte die Schüsseln aus.

»Was gibt’s eigentlich zum Nachtisch?« fragte er, bevor er sich die erste Gabelvoll in den Mund schob.

Sebastian schüttelte den Kopf.

»Die Claudia kann einem leid tun. Wenn ihr zwei mal heiratet, kann sie den lieben langen Tag nur in der Küch’ steh’n und für dich kochen.«

»Das macht sie gern’«, versicherte Max. »Du weißt, doch – Liebe geht durch den Magen.«

*

Das Gefühl hatte Sonja Mertens nicht. Ganz im Gegenteil, sie bekam kaum einen Bissen herunter, obgleich der Kuchen im Kaffeegarten des Hotels »Zum Löwen«, verlockend aussah.

»Kind, diese Cremeschnitten mußt du unbedingt probieren«, sagte ihre Tante. »Die zergeht auf der Zunge.«

Ihre Nichte stocherte lustlos in einem Stückchen Sahnetorte. Sie war mit frischem Beerenmus gefüllt, und obenauf schwamm eine Decke aus Eierlikör. Dazwischen befanden sich Schichten aus Schlagsahne, die mit Kirschwasser abgeschmeckt war.

»Ich mag net«, antwortete Sonja und schob den Teller beiseite.

»Nun laß mal deinen Jörg«, meinte die alte Dame. »Genieß den Urlaub hier, und wenn wir zurück sind, dann wirst’ schon seh’n, daß er mit fliegenden Fahnen zu dir zurückkommt.«

Das Madel nahm eine Gabel von dem Kuchen und mußte zugeben, daß ihre Tante recht hatte. Lecker war’s, so eine Torte hatte sie noch nie gegessen.

»Ich glaub’, du hast recht, ich sollte mir net die Ferien verderben lassen, indem ich immer nur an ihn denk.«

»Recht so«, nickte Adelheid Mertens. »Und am Samstag geh’n wir zwei zum Tanzen. Im Hotel findet ein großes Fest statt. Ich bin jedesmal hingegangen, wenn ich hier war, und hab’ mich immer köstlich amüsiert.«

Sonja schmunzelte. Ihre Tante war inzwischen über siebzig Jahre alt. Aber immer noch agil und unternehmungslustig.

»Sag’ mal, du hast doch immer erzählt, daß du mit dem Pfarrer oft Wanderungen unternommen hast. Glaubst’, daß wir das auch mal zusammen mit ihm machen können?« fragte sie.

»Bestimmt sogar«, lachte die Ältere. »Hochwürden ist ein begeisterter Bergsteiger und Wanderer. Na ja, zum Klettern bin ich wohl schon zu alt, aber eine Wanderung mach’ ich immer noch mit.

Wenn’s net g’rad’ zu einer Almhütte hinaufgeht, die zwei- oder dreitausend Meter hoch liegt.«

»Hm, so eine würd’ ich aber schon gern’ mal besuchen.«

»Dann fragen wir Pfarrer Trenker eben, ob er dich net mal mitnimmt. Schließlich nennt man ihn net ganz umsonst den Bergpfarrer.«

»Wie wird er genannt – Bergpfarrer?«