Der Bergpfarrer 387 – Heimatroman - Toni Waidacher - E-Book

Der Bergpfarrer 387 – Heimatroman E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 10 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Unter anderem gingen auch mehrere Spielfilme im ZDF mit Millionen Zuschauern daraus hervor. Im Pfarrhaus von St. Johann saßen Claudia, Max und die beiden Detektive und überlegten, was sie jetzt unternehmen sollten. Vor ihnen auf dem Tisch lag das anonyme Schreiben, dass der Bruder des Bergpfarrers im Briefkasten gefunden hatte. In ihm bekannte sich der unbekannte Verfasser - oder vielleicht auch Verfasserin - dazu, an der Entführung Sebastian Trenkers beteiligt sein. Der Brief war, im Gegensatz zu den Anweisungen der Entführer, handschriftlich verfasst. Indes ließ sich schwer sagen, ob er von einem Mann oder einer Frau stammte, wahrscheinlich würde nur eine Untersuchung durch einen Graphologen zeigen, welchen Geschlechts der Verfasser war.

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Der Bergpfarrer –387–

Unerwartete Hilfe

Wie wird sich Clarissa entscheiden?

Roman von Toni Waidacher

Im Pfarrhaus von St. Johann saßen Claudia, Max und die beiden Detektive und überlegten, was sie jetzt unternehmen sollten. Vor ihnen auf dem Tisch lag das anonyme Schreiben, dass der Bruder des Bergpfarrers im Briefkasten gefunden hatte. In ihm bekannte sich der unbekannte Verfasser – oder vielleicht auch Verfasserin – dazu, an der Entführung Sebastian Trenkers beteiligt sein. Der Brief war, im Gegensatz zu den Anweisungen der Entführer, handschriftlich verfasst. Indes ließ sich schwer sagen, ob er von einem Mann oder einer Frau stammte, wahrscheinlich würde nur eine Untersuchung durch einen Graphologen zeigen, welchen Geschlechts der Verfasser war.

»Also, für mich schaut das ganz nach Nathalie Baumann aus«, bemerkte die Journalistin.

Ihr Mann zuckte die Schultern.

»Aus welchem Grund sollte sie das getan haben?«

Claudia wiegte Kopf hin und her.

»Ich weiß nicht genau«, erwiderte sie, »aber als ich sie in London im Untersuchungsgefängnis besucht habe, hatte ich für einen kurzen Moment das Gefühl, Nathalie würde all das, was sie getan hat, bereuen und ihr Leben ändern wollen. Freilich kann ich mich irren, aber…, überlegt doch mal; sie wohnt hier im Dorf und käme dafür infrage, die anonymen Briefe bei uns eingesteckt zu haben. Mit ein, oder zwei Komplizen wäre sie auch in der Lage gewesen, uns rund um die Uhr zu überwachen.«

Thomas Bergmeister, den seine Freunde aufgrund seiner Statur nur ›Big Tom‹ nannten, nickte.

»Da könntest durchaus recht haben«, stimmte er ihr zu. Nathalie Baumann war ja schon immer unsere erste Wahl, wenn wir nach Verdächtigen Ausschau gehalten haben.«

Max tippte auf das Schreiben.

»Auf jeden Fall müssen wir die Schweiz fahren«, erklärte er. »Wenn es stimmt, was da drin steht, wird Sebastian in diesem Chateau bei Lausanne gefangen gehalten.«

Andreas Bogner hob die Hand.

»Wir dürfen nichts überstürzen«, mahnte der Versicherungsdetektiv. »Was ist, wenn wir gerade auf dem Weg in die Schweiz sind, und hier im Pfarrhaus trifft eine neue Anweisung der Entführer zur Geldübergabe ein?«

›Big Tom‹ nickte.

»Andreas hat recht«, sagte er und schaute Max an, »auch wenn ich versteh’n kann, dass du am liebsten sofort los möchtest, sollten wir doch genau überlegen, wie das Ganze vonstattengehen soll.«

Der Polizeibeamte rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.

»Ja stimmt schon«, gab er zu. »Da muss eben jemand hierbleiben.«

Er blickte zu Claudia, die neben ihm saß. Die Journalistin nagte an der Unterlippe.

»Es geht wohl net anders«, sagte sie leise.

Max nickte. Er wusste, wie gerne seine Frau dabei gewesen wäre, wenn sie Sebastian befreiten.

»Das allein reicht net«, meinte der Münchner Privatdetektiv, »wenn die Entführer tatsächlich fordern, dass die Geldübergabe sofort zu erfolgen hat, dürfen wir Claudia damit net alleinlassen.«

»Genau das habe ich mir auch überlegt«, meldete sich Andreas Bogner noch einmal zu Wort. »Deshalb werden Claudia und ich hier die Stellung halten, während ihr in die Schweiz fahrt.«

Die beiden anderen Männer nickten zustimmend.

»Ja, so wird’s das Beste sein«, sagte Max zufrieden und schaute ›Big Tom‹ an. »Wann brechen wir auf?«

Thomas Bergmeister trank einen Schluck Milch aus dem Glas, das vor ihm stand. Die Vorliebe für eiskalte Milch hatte er mit dem Bergpfarrer gemeinsam. Er wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen und machte eine vage Geste.

»Ich muss normal kurz telefonieren«, antwortete er, »dann können wir, von mir aus, sofort losfahren.«

Claudia stand auf.

»Ich pack’ ein paar Sachen zusammen«, sagte sie zu Max, »man weiß ja net, wie lang’ es dauert.«

Ihr Mann nickte und gab ihr einen Kuss.

»Dank’ dir, Spatzl«, lächelte er.

Er erhob sich ebenfalls und holte einen Straßenatlas aus dem Arbeitszimmer seines Bruders. Freilich hatte er, wie auch der Detektiv, ein Navigationsgerät im Auto, aber Max wollte die Strecke bis Lausanne einmal auf der Karte ansehen. Vermutlich würden sie zunächst einmal in Richtung Bodensee fahren, dann in Bregenz die Grenze nach Österreich überschreiten und von dort aus weiter in die Schweiz einreisen. Alles in allem rechneten sie mit einer Fahrzeit von fünf Stunden. Inwiefern das realistisch war, würde freilich vom Verkehr abhängen, der auf den Autobahnen herrschte.

Claudia Trenker war in die Wohnung geeilt, die die Familie über dem Polizeirevier bewohnte. Sie packte eine kleine Reisetasche mit den wichtigsten Dingen und kehrte ins Pfarrhaus zurück.

›Big Tom‹ hatte inzwischen mit Mischa telefoniert und seinem Informanten von der neuesten Entwicklung berichtet.

Als Claudia den Kiesweg heraufkam, standen die Männer bereits vor der Haustür. Andreas und die Journalistin begleiteten die beiden nach unten, zur Straße. Der Münchner Detektiv löste die Zentralverriegelung seines Autos, und Max und er stiegen ein.

Der Bruder des Bergpfarrers hatte sich zuvor liebevoll von seiner Frau verabschiedet.

»Passt gut auf euch auf!«, gab Claudia ihnen mit auf den Weg.

Am liebsten hätte sie Max endlich ihr kleines Geheimnis anvertraut, dass sie seit Wochen mit sich herumtrug. Aber nie hatte sie den richtigen Zeitpunkt dafür gefunden.

Wäre Max vorsichtiger, wenn er wüsste, dass er noch einmal Vater wurde?

Der Polizist hatte auf dem Beifahrersitz Platz genommen und winkte ihr aus dem Seitenfenster zu.

»Meldet euch, sobald es Neuigkeiten gibt«, rief seine Frau ihm hinterher.

»Auf jeden Fall!«, antwortete er.

Und dann gab ›Big Tom‹ auch schon Gas.

*

Anna Gruber traf sich mit Franziska Engler und Tobias Hochleitner, um zu beratschlagen, wie sie hinter das Geschehen kommen konnten, dass offenbar vor mehr als zwanzig Jahren einen Keil zwischen zwei Familien getrieben hatte. Die jungen Leute saßen im Innenhof der Pizzeria ›Fontana‹, die seit einiger Zeit von dem früheren Ulmer ›Eiskönig‹ Carlo Fontana betrieben wurde. Nebenan war das gleichnamige italienische Restaurant und auf der rechten Seite des Hauses wurde eine Eisdiele betrieben. Alle drei Geschäfte liefen hervorragend, nicht nur Tagesgäste und Urlauber, sondern auch die Einheimischen freuten sich über die Bereicherung des gastronomischen Angebots in St. Johann.

»Ich hab’ mich mal umgehört«, sagte Tobias, »aber die Leut können oder wollen sich net an das erinnern, was damals geschehen sein muss.«

»Es ist schon seltsam«, meinte seine Verlobte und schüttelte den Kopf, »dass offenbar kein Mensch darüber reden will.«

»Und wenn ich noch mal Wolfgang frage?«, schlug Anna vor. »Immerhin betrifft es doch seinen Bruder!«

Die junge Studentin aus Kiel war ins Wachnertal gekommen, um die Heimat ihrer Eltern kennenzulernen. Vincent Gruber, Annas Vater, war auf einem Hof in der Nähe von Engelsbach geboren, während Kathrin Hochleitner, ihre Mutter, auf dem Hochleitnerhof hier in St. Johann aufgewachsen war. Seltsamerweise hatten beide nie über ihre Vergangenheit gesprochen, mit keinem Wort ihre Heimat erwähnt oder der Tochter jemals etwas über etwaige Verwandte erzählt. Erst nachdem vor einigen Wochen ihre Mutter verstarb, entdeckte Anna im Nachlass Unterlagen, die ihr einen Hinweis darauf gaben, wo sie nachforschen konnte.

Anna, die in Kiel BWL studierte, hatte sich in den Semesterferien nach St. Johann aufgemacht. Hier, in dieser Pizzeria, genau am selben Tisch, hatte sie gesessen und Tobias einen Tisch weiter. Nicht ahnend, dass sie miteinander verwandt waren, hatten sie sich zu einem Badeausflug an den Achsteinsee verabredet, zu dem überraschend auch Franziska Engler kam, die ziemlich genau wusste, dass ihr Tobias gerne mit hübschen Madeln anbandelte. Anna und Franzi fanden sofort einen guten Draht zueinander, und rasch klärte es sich auf, dass der Bursche Annas Cousin war.

Inzwischen hatte die junge Kielerin den Bruder ihres Vaters, Wolfgang Gruber, kennengelernt, und Tobias hatte es arrangiert, dass Anna die Bekanntschaft seiner Eltern machte. Johann Hochleitner war der ältere Bruder ihrer Mutter. Als die Studentin ihren Onkel Wolfgang nach den Umständen fragte, die dazu geführt hatten, dass sein Bruder den Hof verließ, war er ihr ausgewichen – die Vergangenheit solle man ruhen lassen…

Franzi schüttelte den Kopf. »Ich kann mir net vorstellen, dass du von dem etwas zu hören bekommst«, meinte sie.

Der Bauernsohn nickte. »Da sollten wir schon eher mal das Archiv vom ›Kurier‹ durchforsten«, sagte er. »In den alten Zeitungen werden wir bestimmt fündig.«

Seine Verlobte nickte begeistert.

»Das ist überhaupt die Idee«, rief Franzi, »oder wir fragen Frau Trenker, die Frau von dem Polizisten, die arbeitet doch bei der Zeitung.«

Tobias schürzte die Lippen.

»Warum net«, stimmte er zu, »einen Versuch ist es jedenfalls wert.«

Doch erst einmal kann das Essen. Anna, die in der Pension Stubler wohnte, hatte inzwischen ihr Zimmer, das sie nur für eine Woche gemietet hatte, gegen eine winzige Dachkammer eingetauscht. Ria Stubler, die Wirtin, hatte ihr angeboten, darin kostenlos zu wohnen. Lediglich für das Frühstück bezahlte das Madel kleinen Betrag, der indes, angesichts der reichhaltigen Köstlichkeiten, die jeden Morgen aufgetischt wurden, angemessen war.

Während des Essens rätselten die weiter darüber, was seiner Zeit den Ausschlag gegeben hatte, dass Katrin Hochleitner und Vincent Gruber ihre Heimat verlassen hatten. Geheiratet hatten sie erst ein halbes Jahr später, nachdem sie in Kiel sesshaft geworden waren. Das hatte ihre Tochter anhand der Unterlagen festgestellt.

»Also, ich könnt’ mir vorstellen, dass die beiden damals schon hier heiraten wollten, es aber net durften«, vermutete Franziska Engler. Sie nahm die Hand ihres Verlobten. »Da können wir von Glück reden«, setzte sie hinzu, »dass man uns net solche Steine in den Weg legt.«

Tobias nickte. »Ich frag’ mich bloß«, meinte er zwischen zwei Bissen, »wie mein Vater reagiert, wenn er erfährt, wer Anna wirklich ist. Mutters seltsame Reaktion neulich, lässt mich da nix Gutes ahnen.«

Der Bursche hatte vor ein paar Tagen in einer Kiste auf dem Dachboden herumgewühlt und darin, unter anderem, auch ein Album mit alten Fotos gefunden. Freilich war es kein Zufallsfund, Tobias hatte so eine Ahnung gehabt, als er erfuhr, wer Anna war und was sie nach St. Johann geführt hatte. Sein Vater hatte die Kiste vor Jahren auf den Dachboden gestellt.

Oder versteckt?

Tobias hatte sie schon vor längerer Zeit entdeckt, konnte aber mit den Sachen darin, alte Kleider und andere Sachen, die Madeln trugen, nichts anfangen, und das Album interessierte ihn erst jetzt.

Auf den Fotos, die offenbar in Abständen von mehreren Jahren gemacht worden waren, war ein junges Madel zu sehen, dass seiner Cousine so ähnlich sah, dass Tobias sofort klar wurde, es konnte sich nur um die Schwester seines Vaters handeln.

Indes war deren Existenz nie erwähnt worden. Tobias hatte absolut keine Ahnung gehabt, dass es überhaupt eine Tante gegeben hatte. Als er seine Mutter danach fragte, flüchtete Walburga Hochleitner sich in Ausreden, was den Sohn nur darin bestärkte, dass es auch in seiner Familie irgendetwas gab, das ähnlich, wie bei Anna, auch vor ihm jahrzehntelang geheim gehalten wurde.

Nach dem Essen machten sie sich auf dem Weg zum Polizeirevier.

Als Franzi den Klingelknopf drücken wollte, entdeckte sie einen handgeschriebenen Zettel, der mit einer Reißzwecke an der Tür befestigt war.

›Bitte im Pfarrhaus melden‹, stand darauf.

Die drei schauten sich an uns zuckten die Schultern.

»Geh’n wir halt rüber, sagte Tobias.

»Vermutlich hüten s’ die Wohnung«, meinte Franzi. »Hochwürden ist ja immer noch in Rom.«

Sie stiegen den Kiesweg hinauf und klingelten an der Tür des Pfarrhauses. Nach wenigen Minuten hörten sie Schritte im Flur und ein Schlüssel wurde im Schloss herumgedreht. Vor ihnen stand ein junger Mann, der sie fragend anschaute.

»Wir würden gern mit Frau Trenker sprechen«, erklärte der Bauernsohn.

Der Mann nickte und wandte den Kopf.

»Claudia, kommst du mal?«, rief er.

»Entschuldigen S’ die Störung. Hätten S’ wohl ein paar Minuten Zeit für uns?«, fragte Franziska, als die Journalistin vor ihnen stand.

Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die Frau des Polizeibeamten sehr nervös war. Claudia Trenker schaute immer wieder auf die Uhr, als erwarte sie einen dringenden Anruf.

»Ja«, antwortete sie, »aber es muss rasch geh’n.«

Sie bat die Besucher herein und ließ sie in der Küche des Pfarrhauses Platz nehmen.

»So, worum geht’s denn?«

Tobias stellte Anna als seine Cousine vor und erklärte, was das Madel nach St. Johann geführt hatte.

»Es muss sich damals irgendetwas ereignet haben, was zum Bruch zwischen den Familien führte«, setzte der Bauernsohn hinzu. »Und wir versuchen herauszufinden, was das gewesen sein könnte. Nur stoßen wir mit unsren Fragen immer wieder auf Ablehnung, egal, wem wir sie stellen.«

»Aber es muss so gravierend gewesen sein«, warf seine Verlobte ein, »dass Annas Eltern nie wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind.«

Claudia hatte ungeduldig zugehört, ohne sich anmerken zu lassen, dass sie mit ihren Gedanken woanders war. Andreas Bogner und sie warteten darauf, dass Max und ›Big Tom‹ sich endlich meldeten.

Waren sie immer noch nicht am Ziel?

Die Journalistin wusste, dass der Münchner Detektiv ein ›sportlicher‹ Fahrer war. Indes fuhr Thomas Bergmeister nicht so rasant, wie manch ein Zeitgenosse. Niemals würde er sein eigenes oder das Leben anderer riskieren.

Möglicherweise war ein Stau auf der Autobahn daran schuld, dass sie immer noch nicht angekommen waren.

Freilich hatte Claudia versucht, ihren Mann auf dessen Handy zu erreichen, leider ohne Erfolg. Auch auf ›Big Toms‹ Mobiltelefon meldete sich nur die Mailbox.

»Unsre Bitte ist«, sagte Franziska Engler, »ob Sie vielleicht einmal im Archiv des ›Kuriers‹ nachschauen könnten, ob sich, vor über zwanzig Jahren, hier etwas abgespielt hat, über das eventuell sogar die Zeitung berichteten?«

Die Schwägerin des Bergpfarrers nickte.

»Das will ich gern tun«, ant­wortete sie, »allerdings hab ich zurzeit Urlaub und komme vor nächster, vielleicht sogar übernächster Woche net wieder in die Redaktion.«

Die Besucher schauten sich ein wenig ratlos an, dann nickte Tobias.

»Gut, wir bedanken uns erst einmal, für ihre Hilfe«, sagte er und erhob sich von seinem Platz auf der Eckbank.

Die beiden Frauen standen ebenfalls auf, sie verabschiedeten sich, und Claudia brachte sie zur Haustür.

»Wie gesagt«, erklärte die Journalistin, »sobald ich wieder arbeite, kümmre ich mich um die Angelegenheit.«

*

Die Besucher waren gerade mal fünf Minuten gegangen, als es erneut an der Tür des Pfarrhauses klingelte.

Claudia und Andreas schauten sich verwundert an.

»Heut’ geht’s hier aber zu, wie im Taubenschlag«, meinte der Versicherungsdetektiv.

Thomas Moser, der junge Vikar, der Sebastian Trenker in dessen Abwesenheit vertrat, konnte es nicht sein, denn der hatte einen Schlüssel für das Pfarrhaus.

Claudia ging zu Tür und öffnete. Vor ihr stand George Whitaker.

»Guten Abend, meine Liebe«, sagte der Amerikaner und lächelte sie freundlich an. »Ist Max zu Hause? Ich müsste ihn einmal sprechen.«

Die Journalistin schüttelte den Kopf.

»Das tut mir leid«, antwortete sie, »mein Mann ist auf dem Weg in die Schweiz. Ich kann gar net sagen, wann er zurückkommt.«

In Whitakers Augen blitzte es kurz auf und er atmete scharf ein. Doch dann hatte er sich rasch wieder in der Gewalt und nickte bedauernd.

»Tja«, meinte er, »da kann man wohl nichts machen.«

»Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen?«, bot Claudia an.