Der Bergpfarrer 79 – Heimatroman - Toni Waidacher - E-Book

Der Bergpfarrer 79 – Heimatroman E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 10 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Unter anderem gingen auch mehrere Spielfilme im ZDF mit Millionen Zuschauern daraus hervor. "Grüß Gott, Frau Rottinger, das schaut ja ganz so aus, als wollten S' verreisen." Berta Zeller deutete auf die Reisetasche, die neben dem kleinen Auto stand. Christel Rottinger hatte sie eben abgestellt und wollte den Wagen aufschließen. Sie lächelte die ältere Nachbarin an. "Ja, Frau Zeller, das sehn S' ganz richtig", antwortete sie. "Ich habe ja Ferien, meine ersten übrigens, als richtige Lehrerin, und die will ich natürlich net zu Haus' verbringen." "Recht so", nickte die Nachbarin. "Wohin soll's denn gehn?

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Der Bergpfarrer –79–

Wo das Edelweiß blüht…

dort haben wir uns ewige Liebe geschworen

Roman von Toni Waidacher

»Grüß Gott, Frau Rottinger, das schaut ja ganz so aus, als wollten S’ verreisen.«

Berta Zeller deutete auf die Reisetasche, die neben dem kleinen Auto stand. Christel Rottinger hatte sie eben abgestellt und wollte den Wagen aufschließen. Sie lächelte die ältere Nachbarin an.

»Ja, Frau Zeller, das sehn S’ ganz richtig«, antwortete sie. »Ich habe ja Ferien, meine ersten übrigens, als richtige Lehrerin, und die will ich natürlich net zu Haus’ verbringen.«

»Recht so«, nickte die Nachbarin. »Wohin soll’s denn gehn?«

Christel hatte ihren Wagen aufgeschlossen und die Tasche auf die Rückbank gestellt.

»In ein kleines Dorf in den Bergen«, erzählte sie.

»Wahrscheinlich kennen S’ das gar net. Sankt Johann heißt es, ich bin früher immer mit den Eltern dorthin gefahren.«

Die Zeller-Berta machte ein überraschtes Gesicht.

»Sankt Johann?« rief sie. »Ja, freilich kenn’ ich’s. Dahin haben doch mein Hubert, Gott hab’ ihn selig, und ich unsere Hochzeitsreise gemacht, damals vor…«

Sie fuhr sich sinnend mit dem Zeigefinger über die Lippen.

»Warten S’ mal…«, murmelte sie, »das ist jetzt an die achtundvierzig Jahr her. Eine halbe Ewigkeit!«

Das mußte Christel zugeben.

»Und sind S’ nie wieder dort gewesen?« erkundigte sie sich.

Die alte Frau schüttelte den Kopf.

»Irgendwie hat’s sich nie ergeben«, meinte sie.

»Tja, so ist der Lauf der Welt«, sagte die hübsche Lehrerin. »Bei mir ist’s auch schon wieder sieben Jahr’ her, daß ich dort Urlaub gemacht hab’. Erst das Studium, dann die Referendariatszeit, die Prüfungen für das Staatsexamen – ich hab’ seit damals nie wieder wirklich Zeit gehabt, Urlaub zu machen. Um so mehr freu’ ich mich jetzt darauf, den hübschen Ort wiederzusehen. Ich bin schon sehr gespannt, was sich da alles verändert hat.«

Sie setzte sich ins Auto und kurbelte die Scheibe herunter.

»Dann wünsch’ ich Ihnen schöne Ferien, Frau Rottinger«, rief die Nachbarin ihr hinterher.

»Danke schön«, rief Christel zurück, winkte und fuhr los.

Sie atmete tief durch. Drei Wochen Urlaub lagen vor ihr. Erst spät hatte sie sich dazu entschlossen, und es war gar nicht so leicht gewesen, noch ein Quartier zu bekommen. Fast überall, wo sie angerufen hatte, waren die Zimmer ausgebucht. Dann klappte es schließlich doch noch. Auf dem Sterningerhof vermieteten sie inzwischen Zimmer mit Frühstück. Viele Bergbauern im Wachnertal waren darauf gekommen, daß der Tourismus auch für sie eine gute Einnahmequelle sein konnte.

Früher, als sie noch mit den Eltern gefahren war, hatten sie meist in einer Pension gewohnt. Dort hatte Christel auch zuerst angerufen, und Ria Stubler, die Pensionswirtin hatte sich sofort an sie erinnert. Aber leider konnte sie ihr kein Zimmer anbieten. Selbst die kleine Kammer ganz oben unter dem Dach war belegt.

Von Frau Stubler hatte Christel auch den Tip mit dem Bauernhof bekommen. Bevor sie das Gespräch beendete, versprach sie, auf jeden Fall der Pension Stubler einen Besuch abzustatten, wenn sie im Wachnertal war.

Ja, lang’ ist’s her, dachte Christel, während sie über die Autobahn von Nürnberg nach München fuhr, was er wohl macht…?

Seit sie den Entschluß gefaßt hatte, in St. Johann ihre Ferien zu verbringen, war ihr auch Axel wieder eingefallen. Axel Meerbach, die erste große Liebe ihres Lebens. Ewige Liebe hatten sie sich geschworen, als sie einmal, während einer Bergtour, einen Augenblick für sich alleine waren.

Und am Felshang ganz dicht über ihnen blühte ein Edelweiß. Axel hatte es ihr pflücken wollen, doch Christel verhinderte es, hatte ihr Bergführer ihnen doch eingeschärft, daß diese Blume unter Naturschutz stehe.

Die junge Lehrerin schmunzelte in Erinnerung daran. Ein verliebter Teenager war sie damals, die für den gutaussehenden Burschen schwärmte. Wenn sie jetzt zurückblickte, dann war es eigentlich der schönste Urlaub ihres Lebens gewesen. Allerdings auch der schrecklichste, denn unweigerlich nahte das Ende der Ferien, und mit ihm der tränenreiche Abschied von Axel.

Dabei hat er mich net einmal geküßt, huschte es ihr durch den Kopf, und sie lachte amüsiert auf. Als Siebzehnjährige hatte sie damals wohl andere Vorstellungen von der Liebe als heute. Händchenhalten hatte ihr schon genügt, und Axel war kaum älter als sie und viel zu gut erzogen, als daß er sich Frechheiten herausgenommen hätte.

Noch während des Abschieds hatten sie sich geschworen, daß einer dem anderen schreiben werde. Adressen und Telefonnummern wurden ausgetauscht, doch kam es niemals dazu.

Während sie mit den Eltern nach Nürnberg fuhr, reiste Axel mit seiner Familie nach Stuttgart zurück. Weder hörten, noch sahen sie jemals wieder etwas voneinander. Christel erinnerte sich, den Zettel auf dem Axel alles aufgeschrieben hatte gefunden zu haben, als sie zu Hause auszog und sich ihre erste Studentenbude einrichtete. Sie hatte ihn fortgeworfen.

Jetzt fragte sie sich allerdings wirklich, was wohl aus Axel Meerbusch geworden war.

Ob er noch in Stuttgart wohnte? War er inzwischen verheiratet, vielleicht sogar schon Vater?

Die junge Frau seufzte und lenkte ihren Wagen auf einen Rastplatz. Sie hatte sich entschlossen, einen Kaffee zu trinken.

Wahrscheinlich werd’ ich’s nie erfahren, überlegte Christel, während sie das Auto abstellte und in das Rasthaus hineinging.

*

»Servus, Franz«, begrüßte Sebastian Trenker den jungen Burschen. »Wie steht’s daheim?«

»Danke der Nachfrage«, antwortete der Bauernsohn.

»Der Vater ist wohlauf. Das ist die Hauptsache.«

Franz Sterninger stand auf der anderen Seite des Zaunes, auf dem Friedhof. Er beugte sich zum Grab der Großeltern und stellte einen frischen Strauß bunter Blumen in die Vase.

»Und wie geht’s Geschäft mit den Touristen?« erkundigte sich der Geistliche. »Wie ich höre, habt ihr heuer zum ersten Mal Feriengäste auf dem Hof?«

Franz hatte sich wieder aufgerichtet und wischte sich die Hände an der Hose ab.

»Ja«, nickte er, »ein älteres Ehepaar wohnt schon eine Woche bei uns, und heut’ soll noch ein Gast eintreffen, eine junge Frau aus Nürnberg. Die will drei Wochen bleiben. Früher hat sie wohl mit ihren Eltern in der Pension Stubler gewohnt, aber da ist alles belegt.«

»Das freut mich für euch«, sagte Sebastian. »Ein paar Nebeneinnahmen können gewiß net schaden. Wie heißt denn die Frau aus Nürnberg? Vielleicht kenn’ ich sie ja noch von früher.«

Der Bauernsohn dachte einen Moment nach.

»Rottinger, wenn ich mich net irre«, antwortete er schließlich. »Ja, Christel Rottinger.«

Der gute Hirte von St. Johann schmunzelte.

»Du liebe Zeit, die Christel? Wie lang’ ist das denn jetzt her? An die sechs, sieben Jahre schätz’ ich. Da muß aus dem Madl von damals inzwischen ja eine junge Frau geworden sein.«

Auch wenn tatsächlich schon soviel Zeit verstrichen war, hatte etwas in Sebastian angeschlagen, als er den Namen hörte. Sein Gedächtnis hatte ihn nicht verlassen, und er erinnerte sich sofort an Christel Rottinger, die regelmäßig mit den Eltern nach St. Johann gekommen war.

Ein-, zweimal hatte es sich ergeben, daß der Geistliche mit ihnen aufgestiegen war. Beinahe fast immer zur Kandereralm hinauf, wo der alte Thurecker-Franz lebte. Christels Eltern waren immer ganz versessen auf den Bergkäse gewesen, den der Senner herstellte.

Franz Sterninger verabschiedete sich, und Sebastian trug ihm Grüße an die Eltern auf. Während der Bursche den Kirchhof verließ, ging der Bergpfarrer zu seinem Gartenstuhl auf der Terrasse des Pfarrgartens zurück.

Familie Rottinger…, überlegte er, da war doch aber noch eine Familie, aus Stuttgart…, richtig, Walter und Astrid Meerbusch, zusammen mit ihrem Sohn Axel.

Merkwürdig, dachte Sebastian, auch diese Familie war zuletzt vor sieben Jahren hier in den Ferien. Danach hatte er nie wieder von ihnen gehört. Jetzt kam die Tochter, die inzwischen eine erwachsene Frau war, fehlte jetzt nur noch, daß Axel Meerbusch auch noch den Weg hierher fand. Schmunzelnd erinnerte sich der Geistliche, daß die beiden jungen Leute damals nur Augen füreinander gehabt hatten.

Einmal, während einer Bergtour, da wollte der verliebte Bursche doch tatsächlich ein Edelweiß pflücken und dem Madl schenken. Christel hatte Axel jedoch ermahnt, er, Pfarrer Trenker, habe doch erklärt, daß diese Blume unter Naturschutz stehe. Sebastian war richtig stolz auf Christel gewesen, weil seine Worte bei ihr auf fruchtbaren Boden gefallen waren.

Seltsam, dachte er jetzt, was einem noch alles einfällt, und das nach so langen Jahren.

Auf jeden Fall würde er ja Christel wiedersehen. Er war wirklich gespannt, was aus ihr geworden war. Seinerzeit hatte sie den Wunsch gehabt, Lehrerin zu werden.

Ob sie sich diesen Wunsch tatsächlich erfüllt hatte?

Sophie Tappert erschien in der Tür und kündigte an, daß das Mittagessen auf dem Tisch stehe.

»Ist der Max denn noch net da?« fragte Sebastian verwundert. »Der ist doch sonst die Pünktlichkeit in Person.«

Wie auf Kommando hörten sie gleich darauf die Haustür gehen, und Sekunden später ertönte Max’ Stimme.

»Servus, zusammen«, rief er aus dem Flur. »Hmm, das riecht ja wieder lecker!«

Sebastian und seine Haushälterin gingen hinein. Max hatte sich schon an den Tisch gesetzt und schaute mit leuchtenden Augen auf die dampfenden Schüsseln. Leberknödel mit Kraut hatte Sophie Tappert zubereitet. Wer den jungen Polizeibeamten nicht kannte, staunte immer wieder über die Mengen, die Max essen konnte, ohne dabei auch nur ein Gramm zuzunehmen. Allerdings war er auch wählerisch, denn er kannte kaum eine andere Frau, die so gut kochen konnte, wie die Haushälterin seines Bruders. Und das war auch der Grund, warum Max Trenker es bisher vermieden hatte, in den Hafen der Ehe einzulaufen.

Dabei hatte es früher wahrlich nicht an Bewerberinnen gemangelt. Keine Feier ließ er aus, und die Zahl der Herzen, die Max gebrochen hatte, war Legion. Allerdings änderte sich dieser Lebenwandel, sehr zur Erleichterung seines Bruders, als der Polizist während einer Verkehrskontrolle die attraktive Journalistin Claudia Bachinger kennen- und liebenlernte.

Einmal in die Augen geschaut, und schon war’s um ihn geschehen! Seither war der fesche Max Trenker so treu, wie ein verliebter Mann nur sein konnte.

»Gibt’s was Neues?« erkundigte sich Sebastian.

Sein Bruder schüttelte den

Kopf.

»Nix Besond’res«, antwortete er. »Und bei dir?«

»Der Sterninger-Franz war am Grab seiner Großeltern«, erzählte der Seelsorger. »Wir haben uns über die Feriengäste unterhalten, die heuer auf dem Hof wohnen.«

»Und? Sind Bekannte darunter?«

»In der Tat«, nickte Sebastian. »Du wirst dich vielleicht net mehr an sie erinnern, aber ich weiß noch genau, wie die kleine Christel Rottinger damals ausgeschaut hat. Na ja, ob ich sie heut’ auf den ersten Blick wiedererkennen würd’, weiß ich net. Inzwischen ist sie erwachsen.«

»Rottinger, Rottinger… Bist mit denen net immer zum Franz hoch?« fragte Max.

»Immer net, aber ein paarmal schon. Das stimmt«, staunte der Bergpfarrer. »Also, daß du dich daran noch erinnerst!«

»Auch nur, weil ich mit dem Vater der anderen Familie, – wart’ mal, ich hab’s gleich – Meerbusch hieß sie. Also, mit dem Walter Meerbusch bin ich einige Male im Wirtshaus gesessen. Mein lieber Mann, konnte der eine Menge Obstler vertragen!«

»Richtig«, nickte Sebastian. »Daran erinner’ ich mich auch.«

Die beiden Brüder unterhielten sich noch eine Weile über die beiden Familien. Dann mußte Max wieder seinen Dienst antreten.

»Und jetzt ist also die Christel da«, meinte er, beim Aufstehen. »Mal sehn, vielleicht verschlägt’s den Axel Meerbusch ja auch noch hierher.«

Sebastian schmunzelte. Es war vielleicht unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Wenn das Schicksal es so wollte, dann würden die beiden sich vielleicht wiedersehn, da droben, wo das Edelweiß blüht.

*

Auch wenn sie dadurch einen kleinen Umweg in Kauf nehmen mußte, machte Christel doch zuerst in St. Johann halt. Sie wollte das kleine Dorf unbedingt wiedersehen und freute sich närrisch, als sie den hohen, schlanken Kirchturm und die ersten Häuser erblickte.

Nichts schien sich verändert zu haben, bis auf das kleine Einkaufszentrum, das damals, als sie zuletzt hier Urlaub gemacht hatte, noch nicht da war.

Die junge Lehrerin fuhr langsam durch die Straßen und schaute sich aufmerksam um. Ja, es war immer noch so schön wie früher, und es war erstaunlich, welche Erinnerungen jetzt in ihr aufstiegen. Sie mußte unbedingt Pfarrer Trenker einen Besuch abstatten.

Ob er wohl immer noch die Frau Tappert als Haushälterin hatte?

Christel meinte plötzlich den Geschmack einer leckeren Himbeerceme auf der Zunge zu haben, die sie einmal im Pfarrhaus gegessen hatte. Einige Male waren sie im Pfarrhaus eingeladen gewesen. Beide Familien, und besonders ihr Vater, aber auch der von Axel, schwärmten von der Kochkunst Sophie Tapperts.

Unterwegs hatte Christel eine Kleinigkeit gegessen, so daß sie jetzt erst einmal zum Sterningerhof hinauffuhr. Das Zimmer, das sie dort reserviert hatte, war inklusive Frühstück. Die anderen Mahlzeiten würde sie ohnehin im Dorf einnehmen. Christel warf einen letzten Blick auf die Kirche und fuhr dann aus dem Ort hinaus.

Den Berghof zu finden, bereitete ihr keine Schwierigkeiten. Zum einen hatte die junge Frau eine ausgezeichnete Wegbeschreibung erhalten, zum anderen merkte sie, daß sie sich immer noch gut im Wachnertal auskannte.

Nach kurzer Zeit bog sie von der relativ breiten Bergstraße auf eine schmalere ein, die direkt zu ihrem Ziel führte.

Ein Hund kam schwanzwedelnd auf sie zugelaufen, als Christel aus dem Auto stieg.

»Na, wer bist du denn?« fragte sie und streichelte den Kopf des Tieres.

»Ich heiß’ Bello«, antwortete das Tier zu ihrer Überraschung.

Die Lehrerin lachte glockenhell auf, denn natürlich hatte nicht der Hund gesprochen, sondern ein junger Bursche, der eben um die Scheune geschlendert kam. Er grinste und reichte ihr die Hand.

»Grüß Gott und willkommen auf dem Sterningerhof«, sagte er. »Ich bin der Fraunz, und Sie müssen die Frau Rottinger aus Nürnberg sein.«

»Richtig«, nickte Christel und schüttelte die Hand. »Für einen Moment war ich richtig verblüfft, als Bello antwortete.«

»Ich hoff’, Sie nehmen mir den kleinen Scherz net übel?« bat der Bauernsohn.

»Ach wo«, lachte sie. »Ich bin einen Scherz gewohnt. Was glauben S’ wohl, was mir meine Schülerinnen und Schüler manchmal für einen Streich spielen!«

»Sie sind Lehrerin?«

»Ja«, erwiderte sie, »mit Leib und Seele.«

Christel Rottinger schaute sich um. Der Hof war seit drei Generationen in Familienbesitz, hatte sie dem Prospekt entnommen, der ih-ren Unterlagen beigelegt war. Das alte Bauernhaus sah gepflegt aus. Offenbar wurde es regelmäßig angestrichen und die Dachschindeln erneuert. Auch die Scheune und anderen Nebengebäude waren gut in Schuß.

»Schön haben S’ es hier«, nickte sie anerkennend.

Franz Sterninger strahlte. Aus dem Mund so einer bezaubernden Frau tat ein Lob noch mal so wohl. Schon als er um die Ecke gebogen war und sie erblickte, schlug sein Herz schneller.

So eine, die wär’ die Richtige!

Dieser Gedanke war ihm durch den Kopf geschossen, und Franz nahm sich vor, alles zu tun, damit Christel Rottinger sich besonders wohl fühlte, während der Zeit auf dem Hof…

»Tja, dann zeig’ ich Ihnen am besten erstmal das Zimmer«, schlug er vor. »Ich trag’ das Gepäck.«

»Danke sehr. Das ist nett von Ihnen.«

Christel öffnete die Autotür und holte die Reisetaschen heraus, die Franz ihr sogleich abnahm.

Vater und Sohn bewirtschafteten den Hof zusammen, während die Bäuerin, unterstützt von einer Magd, sich um das Haus kümmerte. Resl Klammbacher arbeitete seit über zwanzig Jahren auf dem Hof und gehörte schon zur Familie. Sie bewohnte zwei Kammern im Bauernhaus.

Wurde auf dem Sterningerhof in erster Linie Milchwirtschaft betrieben, so hatte man im Laufe der Zeit feststellen müssen, daß dieser Erwerb alleine nicht ausreichte. Es wurde nach zusätzlichen Einnahmequellen gesucht, und da das Gesindehaus seit Jahren leerstand, bot es sich gerade zu an, dieses so umzubauen und herzurichten, daß man dort Gäste unterbringen konnte.