Der Drache Gertrud - Ralf Isau - E-Book

Der Drache Gertrud E-Book

Ralf Isau

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Beschreibung

Eine wunderbare Geschichte für die ganze Familie!In Drahtigistan lebt die Drachendame Gertrud, die schlechte Laune hat und deswegen die Bäume anzündet. Der König weiß nicht mehr weiter, daher schickt er den Dorfschmied Joshua aus, um dem Drachen Vernunft einzuflößen. Joshua jedoch erkennt sehr bald, dass es nicht Vernunft ist, die Gertrud fehlt. Stattdessen braucht sie ein Monokel, dass gegen ihre Kurzsichtigkeit helfen soll. Und auch gegen die Einsamkeit der Drachendame möchte Joshua etwas unternehmen!-

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Seitenzahl: 42

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Ralf Isau

Der Drache Gertrud

 

Saga

Der Drache Gertrud

 

Copyright © 2022 by Ralf Isau, vertreten durch AVA international GmbH, Deutschland (www.ava-international.de)

Die Originalausgabe ist 1994 im Thienemann Verlag GmbH erschienen.

Coverimage. Illustration: Shutterstock

Copyright © 1994, 2022 Ralf Isau und SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788728412404

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

 

www.sagaegmont.com

Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.

Es war einmal ein kleiner König, der lebte auf seinem kleinen Schloss mitten in der kleinen Hauptstadt seines kleinen Königreiches. Kaum jemand kannte dieses winzige Land, weil es so leicht zu übersehen war. Sogar aus Versehen konnte man kaum über das Reich des kleinen Königs stolpern, weil es ziemlich abseits lag: Im Westen grenzte es an einen großen Ozean und im Osten an eine nicht minder große Wüste. Im Süden verbarg ein endloser, dunkler Wald das Land und im Norden – nun, darauf kommen wir noch.

Das Land nannte sich Drahtigistan und der kleine König hieß Lix. In Wirklichkeit hieß Lix gar nicht Lix, sondern Drahtig wie schon achtundfünfzig ebenso kleine Könige vor ihm. Aber irgendwann, vor langer Zeit, hatte dann ein wanderlustiger Müller aus einem fernen Land neue Ziffern mitgebracht. Diese fremdartigen Zahlen eigneten sich zwar nicht besonders gut zum Rechnen, aber um die Könige von Drahtigistan aufzuzählen, waren sie ganz brauchbar.

So stand seit einigen Jahren an allen offiziellen Tafeln der Name des Königs wie folgt geschrieben:

Mit diesem Buch kannst du bei

jedem Wetter Drachen steigen lassen.

Für Mirjam Bithja

Da nur wenige der alten Drahtigen, der Bewohner von Drahtigistan, mit der Zahl LIX (neunundfünfzig) etwas anfangen konnten, machten sie daraus kurzerhand einen neuen Beinamen für den König: Lix.

Während sich im Laufe der Weltgeschichte mächtige Feldherren die Hacken abliefen, um immer neue Länder zu erobern, lebten die Bewohner des unscheinbaren Zwergkönigreiches lange Zeit in Glück und Frieden.

Im zwanzigsten Jahr der Regierung des kleinen Königs Lix schien sich das Glück für die Drahtigen jedoch zu wenden: Den König plagten Sorgen. Seit einiger Zeit waren die Straßen seiner Hauptstadt Drahtigheim nicht mehr so bunt und belebt wie sonst. Nur wenige Kinder spielten auf den Wegen und Plätzen. Alles wirkte bedrückend, fast wie ausgestorben. Die Ursache für diese plötzliche Wende im Glück des Königreiches war Gertrud. Gertrud war nicht, wie man vermuten könnte, die Frau des Königs. Nein, Gertrud war der Landesdrache von Drahtigistan.

Man ahnt gar nicht, wie viele Drachen es in alter Zeit auf dieser Erde gab! Heute sind sie fast alle ausgestorben und es heißt, nur noch Kinder seien in der Lage Drachen aufzuspüren. Da die schuppigen Gesellen entgegen landläufiger Meinung größtenteils gutmütige und zudem sehr schlaue Tiere sind, schätzten es die Königreiche, ein Drachenpärchen in ihren Grenzen zu wissen. Sie dienten gewissermaßen als etwas zu groß geratene Wachhunde. Noch heute kann man im Wappen vieler hochherrschaftlicher Häuser einen Drachen finden.

 

Drahtigistan hatte seine Drachen verhältnismäßig spät erhalten, zu einer Zeit, in der diese liebenswerten Tiere in anderen Teilen der Welt entweder aus Mangel an Nahrung verhungert oder von hitzköpfigen jungen Rittern umgebracht worden waren. Die Ritter stellten solche Taten als Beweis ihres überaus großen Mutes heraus. Aber das war natürlich nur Prahlerei. Sie töteten stets nur die Jungtiere, die noch zutraulich und verspielt waren. Alte Drachen waren viel zu gerissen und auch viel zu groß, um sich von der Lanze eines Ritters auch nur kitzeln zu lassen.

 

In der Zeit von Baldan Drahtig, dem zweiundvierzigsten König von Drahtigistan, hatte dem kleinen Reich ein schreckliches Unglück gedroht.

Es war der Abend eines wunderschönen Sonntags im Frühling. Die Sonne bettete sich gerade zur Ruhe. Wie eine etwas zu groß geratene Blutorange versank sie in den Fluten des Meeres, das im Westen an die Grenzen des Landes schwappte.

Viele Menschen lehnten noch auf ihren Fensterbänken und genossen die ruhige, besinnliche Stimmung, als draußen im Meer ein Vulkan ausbrach!

Der Berg explodierte wie eine prall gefüllte Blase, in die man eine Nadel sticht. Eine gewaltige Flutwelle, mächtiger noch als der höchste Turm des Schlosses, raste auf das kleine Königreich zu.

Alle Menschen hatten den Knall gehört und sie sahen, wie der Vulkan in der Ferne Feuer spuckte. Und dann entdeckten sie die Flutwelle: eine Wand, so hoch wie ein Berg und so breit wie ganz Drahtigheim.

Die Drahtigen blieben wie erstarrt stehen. Eine Flucht wäre ohnehin nicht möglich gewesen. Viele beteten. Einige jammerten.

Als die dunkle, bedrohliche Wasserwand fast den Strand und die angrenzende Weststraße erreicht hatte, geschah etwas Unglaubliches.

Über ihren Köpfen hörten die Drahtigen ein Rauschen wie das eines mächtigen Sturms – und doch war es anders: pulsierend, irgendwie rhythmisch. Sie warfen ihre Köpfe in die Nacken und erblickten über sich die Schatten zweier riesiger Drachen.