Der Dritte Weltkrieg - Schlachtfeld Europa - Peter Orzechowski - E-Book

Der Dritte Weltkrieg - Schlachtfeld Europa E-Book

Peter Orzechowski

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Beschreibung

Warum ein großer Krieg unausweichlich ist, und wie Sie Ihre Überlebenschancen erhöhen

Einen Dritten Weltkrieg, noch dazu in Deutschland, haben bis vor wenigen Monaten die meisten Menschen für unmöglich gehalten. Doch dann kamen die Krise um die Ukraine und die Warnungen der Politiker - von Vizekanzler Sigmar Gabriel bis Altkanzler Helmut Schmidt. Und wir erinnerten uns auch wieder an die Drohungen der USA und Israels, die iranischen Atomanlagen zu bombardieren. Oder an den Beinahe-Krieg in Syrien, der das Potenzial zu einem Waffengang zwischen den USA und Russland hatte.

Die deutschen Medien beschrieben diese Krisen als Kampf von Gut (USA) gegen Böse (Russland). Dieses Buch macht mit dieser Schwarz-Weiß-Malerei Schluss und liefert handfeste Informationen. Es zeigt die Hintergründe auf und fragt nach den Beweggründen der jeweiligen Akteure. Es beantwortet die Frage, warum in der Ukraine oder im Ostchinesischen Meer geschossen wird. Oder warum sich in vielen Ländern der Erde Unruhen ausbreiten.

Dieses Buch beschreibt zwei Machtblöcke, die demnächst gewaltsam aufeinanderprallen. Es zeigt ein Kräfteringen zwischen USA/NATO auf der einen und Russland/China auf der anderen Seite. Es belegt, dass ein Krieg um die Vorherrschaft über die knapper werdenden globalen Ressourcen und die Kontrolle ihrer Transportwege kaum noch zu vermeiden ist - ein Krieg auch um die Macht über Eurasien, diese riesige Landmasse, die von Lissabon bis Wladiwostok reicht.

Im Kampf um Eurasien und seine Ressourcen wird die derzeit noch dominierende Weltmacht USA von zwei wirtschaftlich stark wachsenden und militärisch aufrüstenden Konkurrenten herausgefordert - von Russland und von China. Überall an den Rändern dieser gewaltigen eurasischen Landmasse kommt es gegenwärtig zu Verwerfungen und offenen Konflikten - jede Seite will die wichtigen Randzonen dominieren, um damit den gesamten Kontinent zu beherrschen.

Warum dieser Kampf der Großmächte für uns so gefährlich ist und womit wir in naher Zukunft rechnen müssen, erfahren Sie in diesem Buch:

  • Welche geostrategische Vision amerikanische und russische Politiker leitet 
  • Wann ein günstiger Kriegszeitpunkt für die Großmächte ist
  • Wo bereits Truppenaufmärsche stattfinden
  • Wie Deutschland in diese Konflikte verwickelt werden kann
  • Inwieweit die Bundeswehr überhaupt in der Lage ist, unser Land zu verteidigen
  • Welche Regionen besonders gefährdet sind
  • Wie Sie Ihre Überlebenschancen erhöhen.

 

 

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2. Auflage (Sonderausgabe) November 2016 Copyright © bei: Kopp Verlag, Bertha-Benz-Straße 10, D-72108 Rottenburg Alle Rechte vorbehalten Covergestaltung: Stefanie Huber Satz und Layout: Agentur Pegasus, Zella-Mehlis ISBN E-Book 978-3-86445-457-8 eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

Gerne senden wir Ihnen unser Verlagsverzeichnis Kopp Verlag Bertha-Benz-Straße 10 D-72108 Rottenburg E-Mail: [email protected] Tel.: (07472) 98 06-0 Fax: (07472) 98 06-11Unser Buchprogramm finden Sie auch im Internet unter:www.kopp-verlag.de

Über den Autor

ÜBER DEN AUTOR:

Peter Orzechowski schreibt seit 35 Jahren Fachartikel und Sachbücher zu historischen, politischen und metaphysischen Themen. Nach dem Studium der Germanistik, Geschichte und Politologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München war er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter und Chef vom Dienst, später dann als Blattmacher und Chefredakteur für die Zeitschriftenverlage Weltbild, Sailer, Burda, Bauer, Ullstein, Gruner & Jahr, Petri und Ehlers tätig. Zwischen diesen Engagements arbeitete er immer wieder als freier Journalist und Sachbuchautor, so zum Beispiel von 1986 bis 1991 in Los Angeles. Seit dieser Zeit beschäftigt er sich intensiv mit Hypnose, Schamanismus und Prophetien. Er lebt heute in München und ist Autor für Kopp Online und verschiedene Fachpublikationen. Im Kopp Verlag erschien von ihm das Buch Am Vorabend des Dritten Weltkriegs.

Worum es geht

Worum es geht

»Ein Dritter Weltkrieg? Noch dazu in Deutschland? Das ist doch lachhaft!« Oft habe ich diese Stimmen gehört. Aber mir ist das Lachen vergangen. Mir ist das Lachen vergangen, als ich den Vizekanzler und SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel Mitte April 2014 im Französischen Dom am Berliner Gendarmenmarkt habe sagen hören: »Russland ist offenbar bereit, Panzer über europäische Grenzen rollen zu lassen.«

Mir ist noch einmal das Lachen vergangen, als wenige Tage später Altkanzler Helmut Schmidt die Zuspitzung in der Ukraine mit dem Sommer 1914 verglich und die USA, die EU und Russland davor warnte, »einen Dritten Weltkrieg herbeizureden«. Die aktuelle Krise um die Ukraine sei »zunehmend vergleichbar« mit der Lage Europas im Sommer 1914, sagte Schmidt in einem Interview mit der Bild – Zeitung am 16. Mai 2014. »Europa, die Amerikaner, auch die Russen verhalten sich so, wie es der Autor Christopher Clark in seinem lesenswerten Buch über den Beginn des Ersten Weltkriegs beschrieben hat: wie ›Schlafwandler‹«, so Schmidt weiter. »Die Gefahr, dass sich die Situation verschärft wie im August 1914, wächst von Tag zu Tag.«

Das Lachen war mir vergangen, weil die beiden Politiker das bestätigten, was mich seit etwa 20 Jahren beunruhigt: Nach einem kurzen politischen Frühling zwischen dem neuen Russland und dem Westen tauchten langsam die tot geglaubten Feindbilder wieder aus ihren Gräbern auf. Der Ton zwischen den beiden immer noch existierenden Blöcken wurde immer gereizter, gegenseitige Provokationen nahmen zu.

Wenn wir allein die vergangenen drei Jahre betrachten, dann wird deutlich, mit welchem Einsatz hier bereits gepokert wird. Erst gab es monatelang Drohungen der USA und Israels, die iranischen Atomanlagen zu bombardieren. Russland und China hielten dagegen und versicherten, dem für sie so lebenswichtigen Iran beistehen zu wollen. Dann wäre wegen Syrien fast ein Krieg West gegen Ost ausgebrochen. Anfang 2014 kam es zur Krise um die Ukraine. Man fragt sich, wie lange sich die Kriegsparteien noch in Schach halten können und wann es zur Konfrontation kommt.

Vielleicht geht es Ihnen wie mir: Ich bin erschüttert über die Berichterstattung in den deutschen Medien über diese Krisen und vor allem über die in der Ukraine. Dazu müssen Sie wissen, dass ich seit meinem Staatsexamen in Geschichte, Politik und Literatur – heute würde man Bachelor dazu sagen – Journalist war und immer noch bin, und das mit Herz und Seele. Ich bin erschüttert, dass in einfallsloser Schwarz-Weiß-Manier, noch dazu in geradezu gleichgeschalteter Weise, der eine Kontrahent, der russische Präsident Wladimir Putin, zum Bösen ernannt und der andere Kontrahent, die USA, als der ewig Gute hingestellt wird.

Ich erinnere mich noch gut, wie ich in meinem Zeitungsvolontariat vor 36 Jahren den wichtigsten Grundsatz journalistischen Arbeitens eingebläut bekommen habe, und der heißt: Audiatur et altera pars – die Gegenseite muss immer gehört werden. Legen Sie einmal diese Messlatte an die deutschen Medien an. Sie werden staunen, wie wenig diese Grundregel in den Tageszeitungen, den Wochenzeitungen oder Magazinen und in den Nachrichtensendungen von Funk und Fernsehen beachtet wird. Diesen Mangel möchte ich mit diesem Buch beheben.

Ich will mit diesem Buch auch eine weitere Enttäuschung beheben, die ich bei der aktuellen »Berichterstattung« empfinde: Es wird kaum versucht, die Hintergründe aufzuzeigen und nach den Beweggründen der jeweiligen Akteure zu fragen. Stattdessen werden die aktuellen Ereignisse ausgeschlachtet – sie eignen sich ja auch in ihrer Dramatik hervorragend für »Brennpunkte«, »Live-Ticker« und andere Sonderberichterstattungen. Was mich weiter stört: Die lokalen Ereignisse – zum Beispiel in der Ostukraine – werden in den Medien nicht in einen größeren Rahmen gestellt.

Es müsste gefragt werden: Warum geschieht das gerade in der Ukraine oder im Ostchinesischen Meer? Welcher Schachzug der Großmächte steht dahinter? Was ist das dahinterliegende Ziel? Es müsste auch gefragt werden: Cui bono – wem nützt das? Wem nützt das, wenn sich in vielen Ländern der Erde Unruhen ausbreiten? Wem nützt das, wenn sich die früheren Sowjetrepubliken, die jetzt Mitglied der NATO sind, vor ihrem früheren Herrn fürchten? Wem nützt das, wenn es im Fernen Osten zu ständigen Scharmützeln zwischen China und Japan kommt? Die wenigen Internetseiten, die versuchen, diesen Fragen nachzugehen, habe ich am Ende des Buches aufgelistet.

Mich hat nachdenklich gemacht, was viele Wirtschaftssachverständige über das Cui bono gesagt haben. Ich werde darauf zurückkommen. Hier nur kurz so viel: Der amerikanische Publizist Dr. Paul Craig Roberts schrieb am 27. Mai 2014 im Internetdienst Kopp Online: »Die Kriege Amerikas wurden geführt, um die Macht Washingtons, den Profit der Banker und der Rüstungsindustrie und die Vermögen amerikanischer Firmen zu steigern.« Und dann zitierte Roberts den Marine-Corps-General Smedley Butler: »Ich habe in allen Dienstgraden vom Unterleutnant bis zum Generalmajor gedient. Während dieser Zeit diente ich überwiegend den Großkonzernen, der Wall Street und den Banken als hochwertiges Muskelpaket. Ich war mit anderen Worten ein Schläger für den Kapitalismus.«

Trotz dieser starken Aussage Smedleys: Es geht mir in diesem Buch nicht um Parteilichkeit. Es geht nicht um die Beschuldigung einer oder die Rechtfertigung der anderen Seite. Es geht nicht um den bösen neoliberalen Kapitalismus und den guten Staatskapitalismus. Oder den guten westlichen und den bösen östlichen Kapitalismus. Es geht nicht um den guten Obama und den bösen Putin oder den bösen Obama und den guten Putin. Diese emotionale, verurteilende Sichtweise bringt niemandem etwas – weder Ihnen noch den anderen Bürgern unseres Landes oder mir. Sie ist nur für Propagandazwecke geeignet, aber nicht für Analyse und klares Denken. Es geht mir darum, ein – im Rahmen meiner Möglichkeiten – umfassendes, ausgewogenes, globales Bild der derzeit höchst angespannten politischen Lage zu zeichnen. Ein Bild wohlgemerkt – und nicht eine Bewertung.

Ich zeichne dieses Bild, weil ich befürchte, dass viele dieses Bild nicht vor Augen haben oder nicht sehen wollen. Auf einen Blick und Nenner gebracht, zeigt dieses Bild zwei Machtblöcke, die demnächst gewaltsam aufeinanderprallen. Die kleinen Männchen in der Bildmitte, die Sie kaum erkennen können, sind übrigens wir, die Deutschen. Will sagen: Deutschland ist mitten drin, aber nur ein kleines Detail im großen Ganzen.

Die Informationen, die ich für dieses Buch zusammengetragen habe, sollen Ihnen helfen, sich Ihr eigenes stimmiges Bild der Lage machen zu können. Sie wollen Sie anregen, den engen und einseitigen Blick, den die sogenannten Mainstream-Medien – die Quelle unserer täglichen Nachrichten – auf die Ereignisse haben, auf ein größeres Panorama auszuweiten.

Das Bild, das sich durch meine Recherchen ergeben hat, zeigt ein Kräfteringen von USA/NATO auf der einen und Russland/China auf der anderen Seite. Wie im Kalten Krieg ist es auch ein Kampf der Systeme, nämlich der sogenannten freien Marktwirtschaft gegen die staatlich gelenkte. Beide Lager gehören freilich derselben Religion an – dem Kapitalismus. Das meine ich wiederum nicht wertend, wie es etwa ein Marxist täte, sondern als Tatsachenbeschreibung.

Das Ringen hat Mitte der 1990er-Jahre begonnen: Bereits 1994 deuteten die Äußerungen führender russischer Politiker – ich werde das im ersten Kapitel ausführlich darstellen – darauf hin, dass Russland sich vom Trauma des Zusammenbruches der Sowjetunion (1991) erholt hatte und wieder Großmachtansprüche stellte. Es dauerte noch bis zum Amtsantritt von Wladimir Putin Ende 1999, bis sich Russland wieder auf einen eigenen Weg besann und sich nicht mehr vorbehaltlos den westlichen Wünschen ergab. Ab da brachen die alten Gräben wieder auf. Spätestens seit dem 7. Mai 2012, dem Beginn der dritten Amtszeit des russischen Präsidenten Wladimir Putin, ist die Konfrontation offen zutage getreten – wie wir an einigen markanten Beispielen sehen werden.

Heute ist klar und deutlich zu sehen warum: Es geht um die Vorherrschaft über die knapper werdenden globalen Ressourcen und die Kontrolle ihrer Transportwege. Geografisch gesehen geht es also um Eurasien, diese riesige Landmasse von Lissabon bis Wladiwostok. »Hier leben 75 Prozent der Weltbevölkerung, hier liegt der größte Teil der natürlichen Weltressourcen einschließlich der Energievorräte, und hier werden etwa 60 Prozent des Weltbruttosozialproduktes erwirtschaftet.« Zbigniew Brzeziński schrieb diesen Satz. Sie werden gleich im ersten Kapitel noch Spannenderes vom außenpolitischen Berater von US-Präsident Obama lesen.

Im Kampf um Eurasien und seine Ressourcen wird die derzeit noch dominierende Weltmacht USA von zwei wirtschaftlich stark wachsenden und militärisch aufrüstenden Konkurrenten herausgefordert – von Russland und von China. Überall an den Rändern dieser gewaltigen eurasischen Landmasse kommt es zu Verwerfungen und Reibereien – jede Seite will die Randzonen, also Europa und Asien, dominieren, um damit den gesamten Kontinent zu beherrschen.

Ich werde immer wieder auf den Vergleich zwischen 1914 und 2014 zurückkommen. An dieser Stelle bietet sich folgender an: Das Wirtschaftswachstum und der Flottenbau des Deutschen Kaiserreiches hatten vor über 100 Jahren die Weltmacht Großbritannien herausgefordert. Die britische Presse warnte vor der kommenden Bedrohung Englands durch deutsche Schlachtschiffe – ein Propagandatrick, wie wir heute wissen, denn die Kaiserliche Marine war zu keinem Zeitpunkt der Royal Navy gewachsen.

Noch sind auch Russland und China keine gleichwertigen Konkurrenten der USA. Dazu müssen wir nur die Militärausgaben der beiden Parteien betrachten: Russland und China wendeten im Jahr 2013 zusammen 276 Milliarden Dollar auf, die USA allein 640 Milliarden Dollar. Wenn wir noch die Alliierten der USA dazurechnen, sind wir bei über einer Billion Dollar, die der Westen pro Jahr für sein Militär ausgibt.

Durch die gewaltige Rüstung des Westens und durch die Kette von Hunderten von US-Stützpunkten entlang ihrer Grenzen und entlang der wichtigsten Handelsrouten auf den Meeren fühlen sich die beiden aufstrebenden Mächte bedroht. Sie unterstellen Washington, einen Angriff auf die beiden eurasischen Staaten zu planen. Ein ähnliches Gefühl herrschte im deutschen Militär 1914 vor, als das Reich durch die Bündnisse der anderen europäischen Mächte eingekreist war.

So weit zu meinem globalen Bild. Als Historiker kam mir dabei sofort in den Sinn, dass es sich hierbei auch um die alte Rivalität zwischen See- und Landmacht handelt. Schon immer haben seefahrende Nationen versucht, ihre Dominanz auf den Meeren auch zu einer Herrschaft über das Land auszudehnen. In der Regel hatten sie für ein paar Jahrhunderte Erfolg damit, bis entweder eine andere Seefahrernation ihnen den Rang ablief oder sich die Landmächte vereinten und die Eroberer von ihrem Boden vertrieben. Wenn wir in die archaischen Zeiten zurückgehen, ist das nichts anderes als der Streit zwischen den Nomaden und den Sesshaften.

Aber zurück in die Gegenwart der Untersuchung. Was mir noch fehlte, war der Fokus auf Deutschland und Europa. Ist dieser Kampf der Großmächte für uns gefährlich? Womit müssen wir rechnen? Was ich mich auch fragte: Wo stehen wir bei dieser Auseinandersetzung? Und welche Auswirkungen hat das auf unsere Gegenwart und unsere Zukunft? Ich werde im Verlauf dieses Buches immer wieder Bezug auf diese Fragen nehmen.

Lassen Sie mich kurz skizzieren, wie sich mein Bild der Weltkriegsgefahr ergeben hat. Gleich im ersten Kapitel geht es um das Warum? Dazu beleuchte ich die geistigen Grundlagen der derzeitigen Krise: Ich zeige auf, welche Vision amerikanische und russische Politiker leitet. Ich stelle ihre geostrategischen Ziele nebeneinander und damit auch die Beweggründe ihres Handelns. Es geht hier also auch um das Wer? Sie werden nach der Lektüre dieses ausführlichen ersten Kapitels – das möchte ich Ihnen jetzt schon versprechen – die täglichen Nachrichten anders lesen, sehen oder hören als heute.

Nachdem uns klar geworden ist, was die Großmächte bewegt, ist es notwendig, einen Blick auf das wirtschaftliche, soziale und militärische Umfeld zu werfen. Denn der gegenwärtige Zustand Deutschlands und Westeuropas entscheidet darüber, wie wir diese Krise überstehen. Im zweiten Kapitel wird es also um die Frage des Wie? gehen. Um es gleich vorwegzunehmen: Mein Ziel ist dabei nicht, für eine deutsche Wiederaufrüstung zu plädieren. Bis sie in Schwung käme, wären die Würfel ohnehin längst gefallen. Dafür ist es nach meiner Ansicht bereits zu spät. Meine Absicht ist vielmehr, Ihnen zu belegen, dass jetzt tatsächlich ein günstiger Kriegszeitpunkt für die Großmächte ist.

Dass die Militärs beider Seiten das ähnlich sehen, zeigt die Fülle an Provokationen, die sich in den vergangenen Monaten und Jahren ereignet haben. Wenn man alle Geschehnisse, die ich Ihnen im dritten Kapitel schildere, zusammenzählt – vom NATO-Raketenabwehrschirm an der russischen Grenze bis zur Fähigkeit der USA, überall auf der Welt einen Prompt Global Strike, also einen sofortigen Militärschlag, durchführen zu können; von der rasanten russischen Aufrüstung bis zur Verlegung russischer Truppen in die Arktis –, dann kann man es nicht anders nennen als den »Truppenaufmarsch«. Damit ist auch das Was? für den Augenblick beantwortet. Da sich die Ereignisse sehr schnell entwickeln, kann sich allerdings schon in wenigen Wochen nach Erscheinen des Buches vieles geändert haben.

Nachdem alle diese Tatsachen geschildert sind, geht es im vierten Kapitel um mögliche Kriegsschauplätze, also das Wo? Tatsächlich kommt es schon heute an den Brennpunkten, die ich beschreibe, zu Provokationen und Reibereien – von der Ukraine und dem Südkaukasus (da gab es schon 2008 einen Fünf-Tage-Krieg zwischen Georgien und Russland) über den Mittleren Osten, vor allem Syrien und Iran, bis in den Fernen Osten, wo sich schon heute Japan, Vietnam und die Philippinen Scharmützel mit China liefern.

Was, wenn sich diese Spannungen weiter erhöhen? Was, wenn aus diesen Provokationen militärische Auseinandersetzungen werden? Was, wenn Deutschland in diese Konflikte verwickelt wird? Diesen Fragen gehe ich im fünften Kapitel nach. Aufgrund der bis hierher genannten Fakten entwickle ich vier mögliche Kriegsszenarien und frage, welche Auswirkungen sie jeweils auf Deutschland hätten. Für den schlimmsten anzunehmenden Fall habe ich Ihnen dann zum Schluss noch ein paar Tipps zusammengestellt.

Am Ende des Buches wird dann ein Resümee zu ziehen sein nach dem Motto: Es war noch nie so gefährlich wie heute, was machen wir jetzt?

Noch ein Hinweis: Zur besseren Lesbarkeit habe ich auf Fußnoten verzichtet. Ich persönlich empfinde es als sehr lästig, während der Lektüre ständig am Ende des Buches nachschlagen zu müssen. Sie finden daher die jeweilige Quelle, aus der ich zitiere, immer unmittelbar vor den Zitaten, sodass Sie sich jederzeit über die angegebenen Quellen weiter informieren können. Die zitierten Bücher finden Sie dann mit sämtlichen bibliografischen Angaben im Literaturverzeichnis am Ende des Buches.

1. DER GROSSE PLAN

1.1 Die amerikanische Herrschaft über Eurasien

Beobachtet man das Tagesgeschehen und die Reaktion der Medien darauf, dann wird man den Eindruck nicht los, als kümmere sich niemand um das große Ganze, das »big picture«, wie die Amerikaner das nennen. So als ob alle politischen Entscheidungen nur einer augenblicklichen Stimmung oder einer plötzlichen Idee entspringen. Kein Politiker und auch keine Nation scheinen einen großen Plan, eine Vision zu haben.

Diese allseits verbreitete Einschätzung ist nicht nur naiv, sie ist gefährlich. Denn sie blendet die Tatsache aus, dass die Politiker aller Staaten sich von Denkfabriken, neudeutsch: Think Tanks, beraten lassen und – das zeigt die Geschichte – auch deren Theorie übernehmen als Blaupause für ihre politischen Entscheidungen.

Daher ist es wichtig, sich diese Vordenker anzusehen: meist Wissenschaftler, die sich mit der internationalen Politik befassen, also auch mit Geopolitik. Da einer der ersten und einflussreichsten Geopolitiker, Karl Haushofer, Hitlers geopolitischer Mentor war, ist dieser Begriff heute – zumindest in Deutschland – verpönt. Ich finde den Begriff Geostratege, den ich in diesem Buch verwende, ohnehin passender, denn hier werden Strategien – etwa zur Weltherrschaft – entwickelt. Ich stelle Ihnen nun die wichtigsten amerikanischen Geostrategen vor und zeige ihren Einfluss auf die US-Regierung.

Die einzige Weltmacht

Zunächst müssen wir uns kurz einen Überblick über den Istzustand verschaffen: Die USA haben in mehr als 200 Jahren, bis 2004, nach eigenen Angaben 220 Kriege, militärische Interventionen und CIA-Operationen gegen ausländische Staaten geführt. Wikipedia zufolge unterhielten die USA im Jahr 2008 nach eigenen Angaben 761 Militärbasen im Ausland. Die Gesamtzahl der Stützpunkte sei jedoch höher, da verschiedene Basen in dieser Statistik nicht enthalten seien. Experten schätzten im Jahr 2004 die Gesamtzahl der jederzeit einsatzbereiten Stützpunkte auf ungefähr 1000. Hinzuzählen muss man die mobilen Stützpunkte der zurzeit zehn Carrier Strike Groups, bestehend aus je einem Flugzeugträger, Lenkwaffenzerstörern, Lenkwaffenkreuzern, Jagd-U-Booten, je einem Transportschiff und je einer Fregatte zur U-Boot-Abwehr. Einige dieser Militärschlaggruppen sind ständig in Krisengebieten unterwegs.

Der einflussreiche US-Politikberater Zbigniew Brzeziński, auf den ich gleich noch ausführlich zu sprechen komme, stellt fest: »Nicht nur beherrschen die Vereinigten Staaten sämtliche Ozeane und Meere, sie verfügen mittlerweile auch über die militärischen Mittel, die Küsten mit Amphibienfahrzeugen unter Kontrolle zu halten, mit denen sie bis ins Innere eines Landes vorstoßen und ihrer Macht politische Geltung verschaffen können. Amerikanische Armeeverbände stehen in den westlichen und östlichen Randgebieten des eurasischen Kontinents und kontrollieren außerdem den Persischen Golf. Wie die … Karte zeigt, ist der gesamte Kontinent von amerikanischen Vasallen und tributpflichtigen Staaten übersät, von denen einige allzu gern noch fester an Washington gebunden wären.«

Seit der Auflösung der Sowjetunion am 31. Dezember 1991 sei die USA nach Brzeziński und zahlreichen anderen politischen Vordenkern die einzig verbliebene Weltmacht. Bezeichnend ist, dass das US-Verteidigungsministerium bereits am 18. Februar 1992 eine Defense Planning Guidance entwarf, die am 8. März des gleichen Jahres von der New York Times in Auszügen veröffentlicht wurde. In diesen Leitlinien zur Verteidigungsplanung heißt es: »Unser erstes Ziel ist es, den (Wieder-)Aufstieg eines neuen Rivalen zu verhindern.« Die entwickelten Industrieländer müssen davon abgehalten werden, »unsere Führungsrolle infrage zu stellen oder zu versuchen, die etablierte politische und ökonomische Ordnung umzustürzen. Und schließlich müssen wir … mögliche Konkurrenten davon abschrecken, eine größere regionale und globale Rolle auch nur zu erhoffen.« Es werde in Zukunft für die USA darum gehen, »der Beherrschung von Schlüsselregionen durch eine feindliche Macht zuvorzukommen«. Wichtiger Schritt in diese Richtung müsse die »Integration Deutschlands und Japans in ein von Amerika geführtes System kollektiver Sicherheit« sein. Dass diese beiden Länder im Zentrum des amerikanischen Interesses stehen, wird im weiteren Verlauf dieser Untersuchung klar herausgearbeitet.

Fünf Jahre später wurde in Washington ein Komitee mit dem Titel Project for the New American Century (PNAC) gegründet. Im Grundsatzprogramm heißt es: Ziel der »nicht-kommerziellen Ausbildungsorganisation« ist, »die weltumspannende Führerschaft der USA zu fördern«. Dieses Ziel könne aber nur dann erreicht werden, wenn die amerikanischen Streitkräfte »heute und in Zukunft über die weltweit überragendsten militärischen Fähigkeiten verfügen«. Die Welt des 21. Jahrhunderts sei – »im Augenblick jedenfalls – eindeutig unipolar, mit Amerika als der einzigen Supermacht der Welt«.

Das »Projekt für das neue amerikanische Jahrhundert« war inner- und außerhalb der USA umstritten. Seine Kritiker warfen der Denkfabrik vor, sie strebe eine Vorherrschaft der USA in der Weltpolitik an und betreibe dafür umfangreiche Lobbyarbeit unter Politikern. Die wichtigsten Akteure des PNAC waren sein Mitbegründer Richard Perle, Berater von George W. Bush 2001 bis 2003, und der Journalist Robert Kagan, von dem gleich noch einmal die Rede sein wird. »Das PNAC bildete einen Teil eines weitreichenden neokonservativen Netzwerks von Denkfabriken, Medien, Bildungseinrichtungen, Stiftungen und Werbe- beziehungsweise PR-Agenturen«, berichtet Wikipedia.

Die geostrategische Ausrichtung des PNAC ist klar: Die USA brauchen weltweit und dauerhaft eigene Militärstützpunkte. Als »Welt-Ordnungshüter« haben sie die Macht, in einer chaotischen Welt Ordnung zu schaffen – wenn es sein muss, auch ohne Absprache mit ihren Verbündeten und anderen internationalen Organisationen.

Vorsitzender des PNAC war der Publizist William Kristol, Herausgeber des Weekly Standard. Mitglieder waren unter anderem Dick Cheney, Vizepräsident von George W. Bush 2001–2009, Donald Rumsfeld, Verteidigungsminister 1975–1977 und 2001–2006, Paul Wolfowitz, stellvertretender Verteidigungsminister 2001–2005 und Weltbankdirektor 2005–2007, Richard Armitage, Vizeaußenminister 2001–2005, der bereits erwähnte Präsidentenberater Richard Perle, Zalmay Khalilzad, Botschafter in Afghanistan 2003–2005, im Irak 2005–2007 und bei den Vereinten Nationen 2007–2009, Jeb Bush, ehemaliger Gouverneur von Florida, Bruder des Ex-Präsidenten George W. Bush und Präsidentschaftskandidat der Republikaner 2016, der ehemalige CIA-Direktor James Woolsey sowie der Politologe Francis Fukuyama, auf den ich gleich zu sprechen komme. Zu den Unterzeichnern des Grundsatzprogramms des PNAC gehörte auch Steve Forbes, Herausgeber des Forbes Magazine.

Das PNAC wurde im Jahr 2006 aufgelöst. Die 2009 gegründete Foreign Policy Initiative gilt als Nachfolgeorganisation des PNAC, dessen Vorstand der bereits erwähnte und später noch einmal beleuchtete Robert Kagan ist.

Am 28. Mai 2014 hat US-Präsident Barack Obama den weltweiten Führungsanspruch Washingtons bekräftigt. »Amerika muss auf der Weltbühne immer führen. Wenn wir es nicht tun, tut es kein anderer«, sagte er in einer außenpolitischen Grundsatzrede in der Militärakademie in West Point (Staat New York). »Isolation ist keine Option.« Das Militär sei »das Rückgrat dieser Führerschaft«, fügte er hinzu. »Unser Militär hat kein gleichwertiges Gegenüber.« Doch die Vereinigten Staaten sollten ihren Führungsanspruch nicht nur militärisch geltend machen, erläuterte er. »Nur weil wir den besten Hammer haben, ist nicht jedes Problem ein Nagel«, sagte er in seiner Rede weiter. Die Stellung der USA sei zu kaum einer anderen Zeit stärker gewesen als gegenwärtig.

Der Niedergang des Westens?

Die »einzige Weltmacht« ist jedoch gefährdet, sagt ein anderer Vordenker. Er hieß Samuel Huntington, war Politikwis-senschaftler und Präsidentenberater und einer der wichtigsten Geostrategen der USA. Er starb 2008. Aber sein Buch Kampf der Kulturen sorgte 1997 für Furore in den USA und weltweit. Ich habe Huntington im Jahr 1998 persönlich kennengelernt und mir von ihm sein Denkmodell erklären lassen. Ich habe es in meinem Buch Am Vorabend des Dritten Weltkriegs ausführlich vorgestellt und möchte mich hier nur auf wenige seiner Grundgedanken beschränken.

Huntington geht von zwei sich gegenseitig bedingenden Annahmen aus: einerseits dem Machtschwund des Westens und andererseits dem Erwachen aller anderen Kulturen. Huntington meint: Nach Jahrhunderten der westlichen Dominanz, in denen zunächst Europa und später vor allem die Vereinten Staaten von Amerika die ganze Welt nach ihrem Belieben gestalten konnten, nach Kolonialismus und Imperialismus, geht die Phase der Expansion des Westens langsam zu Ende. Zwar genießt der Westen zurzeit noch eine eklatante Vormachtstellung. Doch diese Macht ist trügerisch. Von allen Seiten erwachen Ressentiments gegen diese Übermacht.

Sehr viele faktische Belege sprechen für die zu Ende gehende Dominanz des Westens. Verglichen mit dem Höhepunkt der Machtausdehnung um 1920 halbierte sich die vom Westen dominierte Fläche bis 1993 annähernd. Entgegengesetzt versechsfachte sich die vom Islam beherrschte Fläche. Ähnliches zeichnet sich bei den Bevölkerungszahlen ab. Bis 1900 kam knapp ein Drittel der Weltbevölkerung aus dem Westen. Inzwischen sind es gerade einmal noch etwas mehr als zehn Prozent, und die Zahl wird Berechnungen zufolge weiterhin abnehmen.

Aber nicht nur die Anzahl der nicht-westlichen Menschen nimmt zu, sie sind auch zunehmend gebildeter und damit fähig, mit den Westlern zu konkurrieren. Nicht unterschlagen darf man dabei die hohen Geburtenraten und das niedrige Durchschnittsalter von Chinesen, Indern und Menschen des Islam. Huntington nennt sie zynisch »künftige Arbeiter und Soldaten«. Zunehmend kommen nicht-westliche Volkswirtschaften den westlichen bedrohlich nahe und überflügeln sie gar: Bereits 1991 waren unter den sieben größten Volkswirtschaften vier nicht-westliche (Japan, China, Russland, Indien), und der Trend geht weiter in diese Richtung, wobei der Löwenanteil voraussichtlich an die asiatischen Länder fallen wird.

Diese Fakten sprechen für Huntingtons These des Wiederaufkeimens bisher unterdrückter Kulturen. Der Clinton-Berater stellt sich folgerichtig die Frage: »Kann der Westen sich erneuern, oder wird anhaltende innere Fäulnis einfach sein Ende und/oder seine Unterordnung unter andere, wirtschaftlich und demografisch dynamischere Kulturen beschleunigen?«

Das globale Schachspiel

Zbigniew Brzeziński gilt ebenfalls als graue Eminenz unter Amerikas Globalstrategen. Er war von 1977 bis 1981 Sicherheitsberater von Präsident Carter. In dieser Zeit erwarb er sich den Ruf eines Hardliners bezüglich seiner Politik gegenüber der Sowjetunion. Er befürwortete die Unterstützung der Mudschaheddin in Pakistan und Afghanistan, unter anderem durch massive finanzielle Unterstützung der vom pakistanischen Geheimdienst, der CIA und dem britischen MI6 geleiteten Trainingslager – nebenbei bemerkt schon sechs Monate vor dem russischen Einmarsch.

»Diese verdeckte Operation war eine hervorragende Idee. Sie bewirkte, dass die Russen in die afghanische Falle tappten […]. Am Tag, an dem die Russen offiziell die Grenze überschritten, schrieb ich Präsident Carter: Jetzt haben wir die Möglichkeit, der UdSSR ihren Vietnamkrieg zu liefern. Und tatsächlich sah sich Moskau während der folgenden zehn Jahre gezwungen, einen Krieg zu führen, den sich die Regierung nicht leisten konnte, was wiederum die Demoralisierung und schließlich den Zusammenbruch des sowjetischen Herrschaftsgebiets zur Folge hatte.« (Brzeziński zitiert nach dem kanadischen Globalisierungskritiker Prof. Michel Chossudovsky in Wikipedia)

Nach dem Ende von Carters Regierungszeit war Brzeziński Professor für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Internationale Beziehungen an der Columbia University in New York. Und er hatte einen heute berühmten Studenten: Barack Obama. Jetzt ist Brzeziński Professor für US-amerikanische Außenpolitik an der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore, Berater am Zentrum für Strategische und Internationale Studien (CSIS) in Washington und geostrategischer Berater des US-Präsidenten. Die Zeitschrift Economist schrieb am 14. März 2007, Brzeziński habe während des Präsidentschaftswahlkampfes als »Hirn« hinter Obama gestanden. Auch der Kolumnist der Washington Post, David Ignatius, einer der Journalisten mit besten Verbindungen zum Pentagon und zur CIA, nannte Brzeziński »Obamas Berater«.