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Magische Reisen zwischen Schulbank und fantastischer Welt! Arthur ist auf der Flucht vor seinen Mitschülern. Im Wald Schutz suchend entdeckt er ein sonderbares Gebäude. Er lernt das Eichhörnchen Loki kennen und begibt sich mit seinem neuen tierischen Freund auf eine außergewöhnliche Reise voller Abenteuer. Ein liebevoll illustrierter Roman, der Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistert. Lustig und altersgerecht verschmelzen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Kinder finden in dieser gefühlvollen Geschichte eine Anleitung zu mehr Selbstbehauptung und lernen den Wert von Freundschaft kennen.
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Seitenzahl: 110
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Hanni L. Boeckle
Wunderbar! Fantastisch!
Arthur reist durch die Welten
Teil 1
XOXO Verlag
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.deabrufbar.
Print-ISBN: 978-3-96752-218-1
E-Book-ISBN: 978-3-96752-716-2
Copyright (2023) XOXO Verlag
Umschlaggestaltung & Satz: Grit Richter, XOXO Verlag
mit Illustrationen von Kerstin Lünenschloß
Hergestellt in Bremen, Germany (EU)
XOXO Verlag ein IMPRINT der EISERMANN MEDIA GMBH
Alte Heerstraße 29, 27330 Asendorf
Alle Personen und Namen innerhalb dieses Buches sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Dieses Buch ist meinen Eltern
– Gisela und Helmut –
gewidmet.
Danke,
dass ihr stets an mich geglaubt habt.
Danke,
dass ihr beständig hinter mir gestanden habt.
Danke,
dass ich bei euch so sein kann, wie ich bin.
Danke,
für eure Liebe.
Danke,
dass es euch immer noch gibt,
und ihr weiterhin an meiner Seite steht.
Der erste Schultag
»Arthur, aufwachen!« Eine Stimme riss den Jungen aus seinen Träumen. »Hey, mein Schatz! Du musst wirklich aufstehen, die Schule fängt heute wieder an.«
Die sanfte, liebevolle Stimme seiner Mutter Belana hörte und spürte Arthur dicht an seinem Ohr. Er streckte sich und blinzelte mehrmals mit den Augen, bis er das Gesicht von Belana klar vor sich sah. Sie hatte sich auf sein Bett gesetzt und strich ihm langsam die blonden Locken aus der Stirn, die widerspenstig zurücksprangen.
Stolz blickte er an seiner Mama vorbei und betrachtete dabei sein Bett. Er lächelte. In den Sommerferien hatten sie es zu einem coolen Auto umgebaut. Na ja, genau genommen hatten sie es mit roter Farbe und weißen Streifen so bearbeitet, dass es von der Seite wie ein Rennauto aussah.
Sie hatten Pappreifen gebastelt, schwarz angestrichen und mit silbern glänzenden Felgen verziert. Die Reifen hatten sie dann unten an die Bettpfosten geklebt, und auch, wenn nicht alles perfekt war, war Arthur unglaublich stolz auf ihre gemeinsame Arbeit und hochzufrieden mit seinem neuen Autobett.
»Nun steh aber bitte mal auf. Sonst bleibt keine Zeit mehr zum Frühstücken. Waschen und Zähne putzen nicht vergessen!«, ermahnte ihn seine Mutter mit einem kleinen Lächeln im Gesicht. »Ich erwarte dich dann in der Küche.« Und mit diesen Worten verließ Belana Arthurs Zimmer.
Er sah ihr nach. Sie hatte ihr hellbraunes, knöchellanges Kleid mit den kleinen goldenen Blumen an. Manchmal kam es ihm so vor, als ob seine Mutter eher durch die Räume schwebte als ging. Überhaupt war sie die schönste Frau der Welt. Sie war groß und hatte eine schlanke Figur, soweit er das im Vergleich zu anderen Müttern beurteilen konnte. Aber das Wundervollste an ihr waren ihre langen, braunen, spiralförmigen Locken, die ihr fast bis zur Taille reichten. Dabei schimmerte immer wieder eine goldene Locke aus ihrem ansonst kakaofarbigen Haar hervor, was Arthur am meisten faszinierte. Sein gekräuseltes Haar hatte er wohl von ihr geerbt. Wobei Arthurs Locken nie so friedlich herabhingen wie ihre. Die blonden Zotteln waren nicht zu bändigen und sprangen einfach immer dahin, wo sie gerade hinwollten. Von einer wirklichen Frisur konnte da keine Rede sein.
Der erste Schultag. Die fünfte Klasse. Es grauste Arthur jetzt schon davor. Aber es gab wohl kein Entrinnen. Mit einem tiefen Seufzer stand der blondgelockte Junge lustlos auf und trottete ins Badezimmer.
Lautes Kindergeschrei signalisierte Arthur, dass er richtig war. Eigentlich mochte er die Schule, besonders den Unterricht über Natur, Lebewesen, Umwelt und Technik. Aber Kevin, Nils und insbesondere Damien – die waren wirklich überflüssig.
Manchmal fragte sich Arthur, wie eine Schulzeit wohl ohne die drei wäre. Ständig piesackten sie ihn, vor der Schule, in den Pausen und nach dem Unterrichtsschluss, sofern sie ihn erwischten.
Die Drei waren eine Klasse über ihm, jetzt also in der sechsten. Er musste diese Vollpfosten nur noch ein Jahr ertragen und hatte dann wenigstens das letzte Primarschuljahr Ruhe vor ihnen.
Aber heute waren sie natürlich wieder da. Arthur sah sie sofort, als er durch das Schultor ging. Damien hatte sich einen Drittklässler geschnappt, drei Köpfe kleiner als er, und hielt ihn am Kragen fest. Wahrscheinlich presste er gerade ein Spielzeug, Schulgeld, Essen oder Trinken aus dem armen Kerl heraus. Der dicke Kevin stand dämlich grinsend daneben und feuerte Damien an. Wie immer futterte er einen Schokoriegel. Seine Leibspeise. Wodurch sich auch seine enorme Körperfülle erklären ließ. Er war groß, dick und dumm. Lispelte leicht und hatte arge Probleme mit der Grammatik. Arthur hatte mehrfach versucht, diesem Jungen etwas Positives abzugewinnen, aber er war immer zum selben Schluss gekommen: Kevin war einfach nur groß, dick und dumm.
Der Dritte im Bunde war Nils, der stets hämisch grinsend danebenstand. Meist trat er als Letzter mit in die fiesen Aktionen ein und bestätigte ›Damiens Genialität‹ fast rund um die Uhr. Ohne Unterlass erwähnte er, was für ein toller Kerl Damien sei, und wie gut er es diesem oder jenem gezeigt habe.
Leise schlich Arthur an den drei Fieslingen vorbei und gelangte an seinem ersten Tag als Fünftklässler von ihnen ungesehen ins Schulgebäude. Das sollte sich in der großen Pause allerdings ändern.
Die Konfrontation
Die erste große Pause hatte gerade begonnen und gut gelaunt betrat Arthur den Schulhof. Der bisherige Unterricht war kurzweilig gewesen. Zum einen, da nach den Ferien nicht viel mehr passierte, als dass jeder von seinen Ferienerlebnissen und Urlauben berichtete, und zum anderen, weil in seine Klasse ein neuer Mitschüler gekommen war. Felix. Oder eher gesagt: »Flix – einfach nur Flix«, wie er sich selbst vorgestellt hatte.
Flix war ein kleiner, extrem dünner und schmächtiger Junge von elf Jahren. Er trug abgenutzte Jeans und ein komisches weißes T-Shirt mit einer dicken Eule darauf – beides war ihm bestimmt ein, wenn nicht zwei Nummern zu groß. Sein Gesicht war länglich und sehr schmal. Das Auffälligste an ihm waren jedoch seine stechend grünen Augen und sein relativ kurzes, komplett wirr abstehendes rotes Haar.
Flix erinnerte Arthur an den kleinen verwahrlosten Kater, dem er einmal bei einem seiner Streifzüge durch den Wald begegnet war. Dessen Fell war ebenfalls so rot leuchtend gewesen wie Flix‘ Haare. Damals war das Tier wild fauchend und in Panik unkoordinierte Haken schlagend vor Arthur davongerannt. Heimlich hatte es sich dann aber doch wieder angeschlichen und war Arthur auf seinem Streifzug durch den Wald gefolgt. Dabei hatte der Streuner genau darauf geachtet, stets einen ausreichenden Abstand einzuhalten, um notfalls doch noch die Flucht ergreifen zu können.
Arthur hatte damals befürchtet, dass ihm der rote, kleine Kater bis nach Hause folgen würde, aber an der Waldgrenze hatte das Tier kehrtgemacht und war wieder im Wald verschwunden. Bisher hatte er den Kater nicht wiedergesehen.
Flix zeigte nun ebenfalls diese unkoordinierten, katzenhaften Bewegungen. Irgendwie fanden seine Beine keine richtige Verbindung mit der Aktivität, die in seinem kleinen Körper steckte. Arthur hatte bereits zwei Mal beobachtet, wie der schlaksige Junge über seine eigenen Füße gestolpert war und sich der Länge nach hingelegt hatte.
»Ein potenzielles Opfer für unsere drei miesen Tyrannen!«, dachte Arthur, als ihn plötzlich ein harter Stoß in den Rücken traf. Er stürzte augenblicklich auf den Boden und konnte sich gerade noch mit den Händen abfangen.
Der Schlag oder Tritt hatte ihn dabei so heftig getroffen, dass er panisch nach Atem rang. Blitzschnell rollte er sich vom Bauch auf den Rücken und blickte in das hinterhältig grinsende Gesicht von Damien, der sich direkt über ihm aufbäumte.
»Na, Hosenscheißer! Heute schon eine Abreibung eingefangen?«, fauchte er und kleine Spuckebläschen rieselten auf Arthurs Brust und Gesicht nieder.
»Mist! Ich bin geliefert!«, dachte Arthur, sagte aber: »Damien, mein Freund! Wie ist es dir in den Ferien ergangen?«
Stille.
Damien glotzte nur wortlos und überrascht zurück.
Daraufhin brabbelte Arthur einfach weiter: »Waren deine Eltern wieder ohne dich auf Reisen? Und hat das dicke Kindermädchen auf den feinen Herren aufgepasst? Oder bist du alleine in deinem stinkigen, dunklen Zimmer versauert?«
Arthur wusste nicht, woher diese waghalsigen Fragen gekommen waren. Er war über sich selbst überrascht. Zunächst geschah nichts. Aber dann wurden Damiens ohnehin schon fast schwarze Augen noch dunkler. Sein Gesicht verformte sich zu einer roten, verzerrten Fratze. Er presste seine Lippen aufeinander und sein Mund zog sich zu einem gefährlichen Schlitz zusammen. Dann holte der Junge mit voller Wucht aus und donnerte seine rechte Faust auf den am Boden Liegenden nieder.
Arthur kannte Damien und seine Wutausbrüche. Insbesondere, wenn man ihn reizte oder versuchte, sich zur Wehr zu setzen. Geistesgegenwärtig rollte er sich daher blitzschnell auf die rechte Seite und entkam so dem alles vernichtenden Schlag. Damiens Faust schlug hart auf dem Steinboden auf. Seine Fingerknöchel platzten auf und begannen an mehreren Stellen zu bluten.
Zum Glück wurde die Pausenaufsicht auf das Gerangel aufmerksam: Sportlehrer Steiner eilte herbei. Sofort erfasste der Lehrer die Situation und riss Damien zurück, der sich gerade auf Arthur stürzen wollte. Dann packten die riesigen Pranken des fast zwei Meter großen Mannes unter die Arme des kleinen Angreifers und hoben ihn mühelos hoch. Wie ein wild gewordener Pavian schlug und trat Damien einen halben Meter in der Luft hängend um sich.
»Ich mach’ dich fertig, du Stück Dreck!«, schrie er völlig außer sich. »Warte nur ab, nach der Schule hat dein letztes Stündchen geschlagen!«, brüllte Damien über den ganzen Schulhof hinweg, auf dem sich vor Schreck keiner mehr bewegte.
»Mensch! Jetzt beruhige dich!«, schrie Steiner nun fast genauso schrill.
Mühelos trug der riesige Sportlehrer den zappelnden Jungen davon und brachte ihn ins Innere der Schule. Damiens wütende Schreie und Drohungen waren allerdings immer noch zu hören. Draußen auf dem Schulhof herrschte dagegen Stille.
Alle Blicke waren auf Arthur gerichtet, der sich langsam und blass aufrappelte.
Niemand sprach ein Wort.
Keiner bewegte sich.
Plötzlich schrillte die Pausenglocke. Bewegung und Lärm kehrten augenblicklich zurück. Die Kinder strömten in ihre Klassenräume zurück, viele blickten Arthur mitleidig an. Manch einer klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
»War nett mit dir«, murmelte ein Junge aus Damiens Klasse als er vorbeiging.
Arthur schluckte und wusste nicht, was er machen oder sagen sollte.
Die Jagd
Die Glocke läutete. Durchdringender und energischer als sonst. Zumindest kam es Arthur so vor.
Der erste Schultag war vorbei.
Was sollte er jetzt machen?
Die letzten paar Schulstunden hatte er dem Unterricht kaum folgen können. In Arthur brodelte es. Er hatte Angst. Eine Lösung für das Unausweichliche war ihm nicht eingefallen. Was sollte er jetzt tun? Wie konnte er den Fängen von Damien und dessen fiesen Kumpeln entkommen?
Da bemerkte er, dass alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Die meisten seiner Mitschüler blickten ihn mitleidig an. Einige grinsten jedoch verhohlen und schadenfroh. Einem inneren Impuls folgend, stopfte er blitzschnell seine Schulhefte und sein Naturkundebuch aus der letzten Stunde in seinen Schulranzen. Pfefferte sein Federmäppchen hinterher und schulterte seinen Ranzen auf. Dann lief er los.
Er rannte, als ob der Teufel hinter ihm her wäre – oder eben Damien. Ohne sich umzublicken, raste er aus dem Klassenraum, sprintete durch den Flur und zur Schultür hinaus. Sein Herz schlug derartig schnell, dass er Angst hatte, dass es jeden Moment zerspringen könnte – und trotzdem lief er weiter. Wie ein Pfeil schoss er aus dem Tor des Schulgeländes heraus. Hände griffen nach ihm, konnten ihn aber nicht richtig fassen. Er schlug um sich. War frei. Und rannte sofort weiter. Er lief und lief. Ohne Pause. Und versuchte, allen zu entkommen.
Am Anfang vernahm er laute Schritte hinter sich. Erst viele. Dann wurden es langsam weniger. Und schließlich war nur noch ein wütendes Stapfen zu hören. Das konnte eigentlich nur Damien sein.
Arthur wurde schon ganz schwindelig von dem hohen Tempo, das seine Füße vorgaben. Er blickte zurück und sah in das rot verzerrte Gesicht von Damien. Das half, er beschleunigte weiter, bis er die vielen Bäume sah. Nur noch ein paar Meter. Dann konnte er sich verstecken. In dem großen dunklen Wald, den die Kinder der Stadt nur im vorderen Bereich zum Spielen nutzten. Denn im hinteren Teil wurde es zu unheimlich. Zu viele undurchdringliche Büsche. Mit unzähligen spitzen Dornen und riesigen, düsteren Bäume, die fast jedes Licht verschluckten. Aber dieser Ort war jetzt seine einzige Rettung.
»Ich … kriege … dich!«, japste Damien. »Du Hosenscheißer entkommst mir nicht!«, presste der Junge mit dem letzten Atem aus seinen Lungen hervor.
Und das war die Gelegenheit. Als sein Verfolger kurz das Tempo verringerte, um Luft zu holen, preschte Arthur nach vorne in den Wald hinein und war augenblicklich verschwunden. Ohne Orientierung rannte er immer weiter und tiefer in den Wald hinein. Äste und Dornen peitschten ihm durchs Gesicht. Das Licht wurde schwächer. Und dann packte etwas nach ihm. Hielt ihn fest. Arthur schrie. Einige Vögel schrien zurück und flogen erschreckt davon. Panisch schlug er um sich. Wollte sich von seinen Angreifern lösen, sich verteidigen. Doch die stachen nur unnachgiebiger zu. Da bemerkte der Gefangene, dass er mitten in einem Dickicht aus unzähligen Dornen stand. Ein paar spitze, harte Ranken hatten sich bereits schmerzhaft um ihn geschlungen. Der Körper des Jungen bebte vor Anstrengung. Jetzt holte Arthur das erste Mal wieder tief Luft.