Der Hammer Gottes - Arthur C. Clarke - E-Book

Der Hammer Gottes E-Book

Arthur C. Clarke

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Beschreibung

Die Göttin des Todes

Wir schreiben das Jahr 2109. Der Mond ist längst besiedelt, und auch auf dem Mars sind die ersten Kolonisten eingetroffen. Einer von ihnen, ein junger Amateurastronom, entdeckt dort einen Asterioden, der auf die Erde zu stürzen droht. Man nennt ihn Kali, nach der Hindu-Göttin der Vernichtung. Captain Robert Singh und die Besatzung des Raumschiffs Goliath erhalten die Aufgabe, Kali vom Kurs abzubringen. Ihre schier unlösbare Mission wird zusätzlich erschwert, denn religiöse Fanatiker erwarten sehnsüchtig die Apokalypse …

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ARTHUR C. CLARKE & MIKE McQUAY

DER HAMMER GOTTES

Roman

Inhalt

Vorbemerkung

I

1 Jenseits von Afrika

2 Rendezvous mit Kali

3 Steine, die vom Himmel fallen

4 Todesurteil

5 »Atlas«

6 Der Senator

7 Der Wissenschaftler

II

8 Chance oder Notwendigkeit

9 Die Regenbogenbucht

10 Die Wohnmaschine

11 Abschied von der Erde

12 Die Sandebenen des Mars

13 Die Sargassoseen des Weltalls

14 Der Hobbyastronom

III

15 Die Prophetin

16 Das Schaltkreisparadies

17 Enzyklika

18 »Excalibur«

19 Die unerwartete Antwort

20 Die Wiedergeborenen

IV

21 Im Vorfeld des Geschehens

22 Routine

23 Alarm

24 Landgang

25 Tankstelle Europa

V

26 Masseantrieb

27 Kostümprobe

28 Geburtstagsparty

29 Astropol

30 Sabotage

31 Szenario

VI

32 Davids Weisheit

33 Bergung

34 Plan B

35 Errettung

36 Anomalie

37 Stromboli

38 Abschließende Diagnose

39 Referendum

40 Einbruch

VII

41 Einstimmiger Beschluss

42 Der Abtrünnige

43 Letzte Stunden

44 Murphys Gesetz

45 Der unmögliche Himmel

46 Finale

Die vierte Begegnung

Quellen und Danksagungen

Letzte Meldungen

I

DIE ERSTE BEGEGNUNG: OREGON, 1972

Der Komet hatte die Größe eines kleinen Hauses, wog neuntausend Tonnen und bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von fünfzigtausend Stundenkilometern auf die Erde zu. Als er den Grand Teton Nationalpark überflog, photographierte ein aufmerksamer Tourist den weißglühenden Feuerball und seinen langen Schweif aus Dampf. Der Komet schnitt die Erdatmosphäre an, war aber schon wieder auf dem Weg hinaus ins All. Das Ganze hatte weniger als zwei Minuten gedauert.

Wenn es in den Jahrmillionen, die er bereits die Sonne umkreiste, nur eine winzige Veränderung seiner Umlaufbahn gegeben hätte, wäre er womöglich in einer unserer Großstädte niedergegangen – mit einer fünfmal stärkeren Sprengkraft als die der Bombe, die Hiroshima zerstört hat.

Diese Begegnung fand am 10. August 1972 statt.

1 Jenseits von Afrika

Robert Singh genoss die Waldspaziergänge mit seinem kleinen Sohn Toby. Es handelte sich natürlich um einen friedlichen Wald, in dem es garantiert keine wilden Tiere mehr gab. Aber er stand doch in aufregendem Kontrast zu ihrem letzten Aufenthaltsort in der Wüste von Arizona. Vor allem war es ein gutes Gefühl, so nah am Meer zu sein, zu dem alle, die im Weltall wohnten oder arbeiteten eine tief verwurzelte Verbundenheit empfanden. Selbst hier auf der Lichtung, mehr als einen Kilometer landeinwärts, konnte man noch ganz schwach die vom Monsun gepeitschten Wellen gegen das äußere Riff schlagen hören.

»Was ist denn das, Daddy?«, fragte der Vierjährige und deutete auf ein behaartes Gesichtchen mit einem weißen Backenbart, das sie durch eine Lücke im Blätterwald anstarrte.

»Äh …, eine Affenart. Warum fragst du nicht Brain?«

»Das habe ich schon, aber er antwortete nicht.«

»Noch so ein Problem«, dachte Singh. Manchmal sehnte er sich nach dem einfachen Leben seiner Vorfahren in den staubigen Ebenen Indiens, obwohl er ganz genau wusste, dass er das nur Millisekunden ausgehalten hätte.

»Versuch's noch mal, Toby. Manchmal sprichst du zu schnell – der Zentralrechner im Haus erkennt dann deine Stimme nicht. Hast du auch ein Bild mitgeschickt? Der Computer kann nicht sagen, was du dir gerade ansiehst, wenn er es nicht sehen kann.«

»Oh, vergessen!«

Singh rief in demselben Augenblick den privaten Nachrichtenkanal seines Sohnes auf, in dem der Zentralrechner die Antwort übermittelte: »Es handelt sich um einen weißen Colobus aus der Familie der Cercopithecidae, der Meerkatzenverwandten …«

»Danke Brain. Kann ich mit ihm spielen?«

»Ich halte das für keine gute Idee«, schaltete sich Singh schnell in das Gespräch der beiden ein. »Vielleicht beißt er, und wahrscheinlich hat er Flöhe. Deine Robospielsachen sind doch viel netter.«

»Nicht so nett wie Tigerchen.«

»Aber sie machen nicht so viel Arbeit, selbst jetzt, wo sie endlich stubenrein ist. Wie auch immer, wir müssen sowieso nach Hause«, sagte Singh zu seinem Sohn und dachte, »um zu sehen, wieweit Freyda bei ihren Problemen mit dem Zentralrechner gekommen ist …«

Seit der Skylift-Service ihr Haus hier in Afrika montiert hatte, war eine ganze Reihe von Pannen aufgetreten, die jüngste und wohl auch gravierendste beim Nahrungsmittel-Recycling-System. Obwohl es absolut narrensicher und die Wahrscheinlichkeit, sich zu vergiften, astronomisch gering war, hatte das »Filet Mignon« am Vorabend doch ziemlich metallen geschmeckt. Freyda bemerkte dazu ganz trocken, dass sie ja wieder zu dem Leben der Jäger und Sammler im vorelektronischen Zeitalter zurückkehren und ihr Essen über Holzfeuer braten könnten. Manchmal hatte sie wirklich einen merkwürdigen Sinn für Humor: Allein bei dem Gedanken, richtiges Fleisch von toten Tieren zu essen, drehte sich einem doch der Magen um …

»Können wir nicht zum Strand gehen?«

Toby, der den größten Teil seines Lebens bisher in einer Sandwüste verbracht hatte, war vom Meer fasziniert und konnte gar nicht fassen, so viel Wasser auf einmal zu sehen. Singh freute sich schon darauf, seinen Sohn mit zum Riff hinaus zu nehmen, sobald sich der Nordostmonsun gelegt hatte. Dann konnte er ihm endlich all die Wunder zeigen, die im Augenblick noch unter den tosenden Wellen verborgen lagen.

»Mal sehen, was Mama dazu sagt.«

»Mama sagt, ihr solltet heimkommen. Haben meine Männer denn vergessen, dass wir heute Nachmittag Besuch bekommen? Und Toby, dein Zimmer ist eine Katastrophe. Es wird Zeit, dass du mal selbst aufräumst und es nicht wieder Dorkas überlässt.«

»Aber ich habe sie doch so programmiert …«

»Keine Widerrede. Nach Hause mit euch!«

Toby setzte schon zu einer nur zu bekannten Antwort an … Aber es gab Momente, da Disziplin die elterliche Liebe überwog; so nahm Singh seinen Sohn auf den Arm und machte sich mit dem widerstrebenden Jungen auf den Heimweg. Doch Toby war zu schwer, um weit getragen zu werden. So war sein Vater froh, als der Junge aufhörte, zu strampeln und allein weiter lief.

Das Gebäude, in dem Robert Singh, Freyda Carroll, ihr gemeinsamer Sohn Toby, dessen geliebter Minitiger und eine ganze Reihe von Robotern wohnten, wäre einem Besucher aus früheren Jahrhunderten sicherlich erstaunlich klein vorgekommen – eher wie eine Hütte als wie ein richtiges Wohnhaus. Aber der Schein trog, da die meisten Räume multifunktional waren und sich auf Zuruf verwandelten. Die Möbel nahmen dann eine andere Form an, Wände und Decken verschwanden und wurden durch verschiedene Ansichten oder Himmelsformationen ersetzt – ja sogar durch extrem wirklichkeitsgetreue Weltraumansichten, die jeder, mit Ausnahme eines Astronauten, für echt gehalten hätte.

Das Haus, mit seiner zentralen Kuppel und den vier halbkreisförmigen Flügeln war – das musste Singh zugeben – nicht gerade schön und wirkte auf der Dschungellichtung völlig deplatziert. Aber es entsprach hundertprozentig der Bezeichnung »Wohnmaschine«. Singh hatte, seitdem er erwachsen war, eigentlich ständig in solchen Maschinen gelebt – häufig auch noch bei Schwerelosigkeit. In einer anderen Umgebung hätte er sich gar nicht richtig wohlgefühlt.

Die Eingangstür klappte auf, und ein goldenes Knäuel tobte ihnen entgegen. Mit ausgestreckten Armen rannte Toby los, um Tigerchen zu begrüßen …

Aber sie sollten sich niemals treffen, da diese Wirklichkeit nun schon dreißig Jahre zurück- und eine halbe Milliarde Kilometer entfernt lag.

2 Rendezvous mit Kali

Als das Abspielen der Erinnerungssequenzen beendet war, verschwanden allmählich die Geräusche und Eindrücke, der Geruch unbekannter Blumen und die sanfte Bewegung des Windes auf Kapitän Singhs um Jahrzehnte jüngeren Haut. Er befand sich wieder in seiner Kabine an Bord des Raumschleppers »Goliath«, während Toby und seine Mutter in einer Welt zurückblieben, die Singh nie wieder besuchen konnte. Die Jahre, die er nun schon im All verbracht hatte – und die Vernachlässigung des vorgeschriebenen Krafttrainings in der Schwerelosigkeit –, hatten ihn so geschwächt, dass er sich jetzt nur noch auf dem Mond oder Mars bewegen konnte. Die Anziehungskraft seines Heimatplaneten Erde machte es ihm unmöglich, dorthin zurückzukehren.

»Noch eine Stunde bis zum Kontakt, Captain«, hörte er die ruhige, aber beharrliche Stimme von David, wie man »Goliaths« Bordcomputer sinnigerweise genannt hatte. »Wie gewünscht befinden Sie sich nun wieder im aktiven Modus. Es wird Zeit, dass Sie Ihren Memochip beiseite legen und in die Wirklichkeit zurückkehren.«

Den menschlichen Kommandeur der »Goliath« überkam ein Anflug von Trauer, als sich die letzten Bilder seiner für immer verlorenen Vergangenheit in ein konturloses weißes Rauschen auflösten. Wechselte man zu schnell von einer Realität in die andere, riskierte man Schizophrenie, deshalb schwächte Kapitän Singh den Schock immer mit dem angenehmsten Geräusch ab, das er kannte: sanftes Meeresrauschen am Strand, durchsetzt von gelegentlichen Seemöwenschreien. Auch das erinnerte ihn an ein Leben, das nun unwiederbringlich hinter ihm lag – eine friedvolle Vergangenheit, an deren Stelle eine furchterregende Zukunft getreten war.

Er zögerte, bevor er sich wieder seiner unangenehmen Verantwortung stellte. Dann nahm er mit einem Seufzer den Zerebralhelm ab, der direkt am Schädel anlag. Wie alle Weltraumfahrer gehörte Singh zu der Kategorie »Kahl ist cool«, wenn auch nur deshalb, weil Haarteile in der Schwerelosigkeit einfach hinderlich waren. Die Soziologen staunten immer noch darüber, dass die Erfindung des tragbaren »Brainman« die Erscheinung des Menschen innerhalb eines Jahrzehnts so stark beeinflusst und die alte Kunst des Perückenmachens in den Status einer Großindustrie erhoben hatte.

»Captain«, hörte er nun wieder David, »ich weiß, dass Sie da sind. Oder wollen Sie, dass ich übernehme?«

Es war ein altbekannter Scherz, der von den verrückten Computern aus Romanen und Filmen der elektronischen Frühzeit herrührte. David hatte einen erstaunlich ausgeprägten Sinn für Humor: Im Rahmen des berühmten hundertsten Verfassungszusatzes galt er immerhin als eine – nicht-menschliche – juristische Person, die die Eigenschaften seiner Schöpfer teilte und gelegentlich übertraf. Aber es gab ihm unzugängliche Bereiche der Empfindung, zum Beispiel fehlten ihm Tast- oder Geruchssinn, obwohl das einfach zu konstruieren gewesen wäre. Auch seine Versuche, schmutzige Witze zu erzählen, waren so böse in die Hose gegangen, dass er von diesem Genre die Finger ließ.

»In Ordnung, David«, gab der Kapitän zurück, »ich habe wieder das Kommando.« Er nahm den Sichtschutz ab, wischte die Tränen aus den Augenwinkeln, die sich irgendwie dort angesammelt hatten, und wandte seine Aufmerksamkeit widerstrebend dem Sichtschirm zu, auf dem Kali direkt vor ihm im All schwebte.

Sie sah so harmlos aus – ein kleiner Asteroid – und ihre Form glich so exakt der einer Erdnuss, dass es schon beinah amüsant war. Einige große und hunderte kleiner Einschlagskrater verteilten sich willkürlich über der kohlrabenschwarzen Oberfläche. Es gab keinerlei Anhaltspunkte, die auf Kalis Größe schließen ließen, aber Singh kannte ihre Maße auswendig: 1.295 Meter maximale Länge, 656 Meter minimale Breite. Sie hätte locker in einen Stadtpark gepasst.

Die meisten Menschen wollten selbst jetzt noch nicht glauben, dass dieser Asteroid das Instrument des Jüngsten Gerichts war. Oder wie ihn die chrislamischen Fundamentalisten nannten: »Der Hammer Gottes«.

Viele waren der Meinung, dass die Brücke der »Goliath« der des »Raumschiffs Enterprise« nachempfunden sei. Hundertfünfzig Jahre nach der Erstausstrahlung sah man die Abenteuer der verschiedenen »Star Trek«-Generationen immer noch gern. Sie erinnerten daran, wie naiv die Menschen zu Beginn des Raumzeitalters an die Sache herangegangen waren. Damals träumte man noch davon, eines Tages die physikalischen Gesetzmäßigkeiten aufzuheben und mit Überlichtgeschwindigkeit durch das Universum zu rasen. Bisher hatte man allerdings noch kein Mittel gefunden, das die von Einstein postulierte Geschwindigkeitsbegrenzung außer Kraft setzte; und obwohl bewiesen war, dass »Wurmlöcher« im All existierten, konnte nichts, nicht einmal ein schmächtiger Atomkern, hindurchgelangen. Trotzdem hatte man den Traum noch nicht ganz aufgegeben, irgendwann die Weiten des Weltalls zu erforschen.

Kali nahm den gesamten Hauptsichtschirm ein. Man brauchte sich nicht hineinzuzoomen. Die »Goliath« stand nur etwa zweihundert Meter über der uralten, zerklüfteten Oberfläche des Asteroiden, der nun zum ersten Mal in seiner Laufbahn Besuch bekam.

Obwohl Kapitän Singh als Kommandeur das Vorrecht genoss, als erster den Fuß auf einen jungfräulichen Planeten zu setzten, hatte er die erste Landung drei Besatzungsmitgliedern mit mehr Erfahrung im Außenteam übertragen. Er wollte möglichst keine Zeit verlieren. Zu viele Menschen sahen zu und warteten gespannt auf das Urteil, das das Schicksal der Erde besiegeln würde.

Auf kleinen Asteroiden kann man nicht laufen: eine einzige unbedachte Bewegung würde dem Erforscher sofort so viel Schwung geben, dass er sich bald in seiner eigenen Umlaufbahn befände. Deshalb trug ein Mitglied des Außenteams einen schweren Anzug mit Selbstantrieb und Greifarmen. Die anderen beiden bewegten sich mit einem kleinen Weltraumschlitten, der den in der Arktis verwendeten Gefährten zum Verwechseln ähnlich sah.

Kapitän Singh und die zwölf Offiziere, die sich auf der Brücke der »Goliath« um ihn versammelt hatten, wussten genau, dass unnötige Fragen oder überflüssige Ratschläge an das Außenteam die Mission nur erschwerten – es sei denn, ein Notfall träte ein.

Der Schlitten landete gerade auf einem Findling, der um ein Vielfaches größer war als das Gefährt selbst, und wirbelte dabei eine enorme Staubwolke auf.

»Touchdown, ›Goliath‹! Wir können den felsigen Untergrund sehen. Sollen wir hier vor Anker gehen?«

»Der Platz ist so gut wie jeder andere. Nur zu!«

»Fahren jetzt Bohrkopf aus … scheint sich ganz leicht versenken zu lassen … Wär's nicht toll, wenn wir hier auf Öl stießen?«

Auf der Brücke ließ sich amüsiertes Raunen vernehmen. Solche Scherze lockerten die Stimmung auf, und Singh unterstützte sie. Seitdem die »Goliath« den Asteroiden erreicht hatte, verhielt sich die Mannschaft anders als üblich. Die Stimmung schwankte unberechenbar zwischen Schwermut und jugendlichem Übermut. Die Schiffsärztin nannte es »pfeifend am Friedhof vorbeigehen« und hatte auch schon einen leichten Fall von manisch-depressivem Verhalten mit Beruhigungsmitteln behandelt. In den Wochen und Monaten, die vor ihnen lagen, würde es immer schlimmer werden.

»Fahren Antenne aus …, setzen Funkturm ein … Wie sind die Signale?«

»Laut und deutlich.«

»Gut, jetzt kann sich Kali nicht mehr verstecken.«

Es bestand allerdings nicht die geringste Gefahr, Kali zu verlieren, wie es in der Vergangenheit so oft mit anderen unzureichend observierten Asteroiden geschehen war. Keine Umlaufbahn war jemals mit größerer Sorgfalt berechnet worden als die von Kali. Trotzdem bestand nach wie vor eine gewisse Unsicherheit und die verschwindend geringe Chance, dass der Hammer Gottes den Amboss verfehlte.

Nun warteten die großen Radioteleskope auf der Erde und der erdabgewandten Seite des Mondes auf die Impulse des Funkturms, die alle Tausendstelsekunde ausgesandt wurden. Sie würden mehr als zwanzig Minuten bis zu ihrem Bestimmungsort unterwegs sein, aber dann bildeten sie eine unsichtbare Messlatte, die Kalis tatsächliche Laufbahnkoordinaten zentimetergenau angab. Sekunden später würden die Computer der »Spaceguard« ihr Urteil verkünden, das über Tod oder Leben entschied. Und dann würde es beinah eine ganze Stunde dauern, bis ein entsprechender Funkspruch die »Goliath« erreichte.

Das Warten hatte begonnen.

Bei dem Unternehmen »Spaceguard« handelte es sich um eines der letzten Projekte der legendären NASA, das man Ende des zwanzigsten Jahrhunderts ins Leben gerufen hatte. Anfangs war das Ziel ziemlich bescheiden: Man wollte einen möglichst detaillierten Überblick über die Asteroiden und Kometen bekommen, die die Umlaufbahn der Erde kreuzten, und bestimmen, ob von ihnen Gefahr drohte. Der Name des Projekts, den man einem kuriosen Science-Fiction-Roman des zwanzigsten Jahrhunderts entlehnt hatte, traf die Sache nicht richtig; Kritiker gefielen sich in dem Hinweis, dass »Spacewatch« – Weltraumbeobachtung – oder »Spacewarn« – Weltraumwarnsystem – sehr viel angemessener gewesen wäre als »Spaceguard« – Weltraumwache.

Mit einem Jahresbudget, das selten zehn Millionen Dollar überstieg, entstand bis zum Jahr 2000 ein weltweites Netz von Teleskopen. Die meisten wurden von erfahrenen Hobbyastronomen bedient. Einundsechzig Jahre später wurden infolge der spektakulären Rückkehr des Halleyschen Kometen die Mittel erhöht. Aber erst der große Feuerball des Jahres 2097, der glücklicherweise mitten im Atlantik niedergegangen war, verhalf dem Projekt »Spaceguard« zu internationaler Anerkennung. Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts wurden mehr als eine Million Asteroiden lokalisiert, und man ging davon aus, dass damit etwa neunzig Prozent erfasst waren. Trotzdem musste man die Suche unbegrenzt fortsetzen, denn jederzeit konnte ein Störenfried aus den Weiten des Weltraums in den kartographierten Bereich eindringen.

DIE ZWEITE BEGEGNUNG: TUNGUSKA, SIBIRIEN, 1908

Der kosmische Eisberg war aus Richtung Sonne kommend in die Atmosphäre eingedrungen. Aber niemand hatte ihn gesehen, bevor der Himmel explodierte. Sekunden später ebnete eine Druckwelle zweitausend Quadratkilometer Tannenwald ein, und das lauteste Geräusch seit der Explosion von Krakatau umkreiste die Erde.

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