Die andere Seite des Himmels - Arthur C. Clarke - E-Book

Die andere Seite des Himmels E-Book

Arthur C. Clarke

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Beschreibung

Ausflüge in die Zukunft

„Alle Namen Gottes“ suchen tibetianische Mönchen in einem abgeschiedenen Kloster. Wenn sie alle Namen beisammen und aufgeschrieben haben, gelangt das Universum an sein Ende, glauben sie. Als die Computer erfunden werden, wird dieser Vorgang ungemein beschleunigt.
„Der Stern“ ist eine lang verglühte Sonne. Auf dem äußersten Planeten entdecken Forscher nun historische Zeugnisse eines damals in der Supernova verbrannten Volkes, die alles infrage stellen, was sie wissen und glauben ...
Diese und weitere Kurzgeschichten Arthur C. Clarkes sind in dieser Sammlung enthalten.

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Seitenzahl: 283

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ARTHUR C. CLARKE

DIE ANDERE SEITE DES HIMMELS

Utopisch technische Erzählungen

INHALT

Alle Namen Gottes

Sonderzuteilung

Der gefiederte Freund

Nimm einen tiefen Atemzug …

Freiheit des Weltraums

Ein Besucher zieht vorbei

Der Ruf der Sterne

Der Wall der Finsternis

Spionage der Zukunft

Es gibt keinen vierten Morgen

Unternehmen Luna

Robin Hood

Die grünen Finger

Alles, was glänzt

Der Reklametrick

Nur eine Frage des Wohnortes

Die Invasion

Alle Zeit der Welt

Der kosmische Casanova

Der Stern

Aus der Sonne heraus

Der Kreis ohne Ende

Die Lieder der fernen Erde

Alle Namen Gottes

»Das ist eine etwas ungewöhnliche Bitte«, sagte Dr. Wagner mit, wie ihm schien, lobenswerter Zurückhaltung. »Soviel mir bekannt ist, dürfte dies das erste Mal sein, dass jemand ersucht wurde, ein tibetisches Kloster mit einem Automatic-Sequenz-Rechengehirn auszustatten. Ich möchte nicht neugierig erscheinen, aber ich war eigentlich nicht der Meinung, dass Ihr – äh – Institut mit einer solchen Maschine viel anfangen könnte. Wäre es Ihnen vielleicht möglich, mir zu erklären, was Sie vorhaben?«

»Gerne«, erwiderte der Lama, schob seine seidene Robe zurecht und legte den Rechenschieber weg, den er zur Währungsumrechnung benützt hatte. »Ihre Rechenanlage Modell V kann jeden Rechenvorgang mit bis zu zehnstelligen Zahlen ausführen. Für unsere Arbeit sind wir jedoch an Buchstaben interessiert, nicht an Ziffern. Die Maschine soll, nach einer Umgestaltung der Ausgangsstromkreise, Wörter, nicht Zahlenreihen produzieren.«

»Ich verstehe nicht ganz …«

»An diesem Projekt arbeiten wir seit dreihundert Jahren – seit der Gründung des Lamaklosters, um genau zu sein. Ihrer Denkweise wird das alles ein bisschen fremd erscheinen, weshalb ich hoffe, dass Sie mich unvoreingenommen anhören.«

»Selbstverständlich.«

»In Wirklichkeit ist die Sache höchst einfach. Wir haben eine Liste zusammengestellt, die alle denkbaren Namen Gottes enthält.«

»Wie bitte?«

»Wir haben Grund zu der Annahme«, fuhr der Lama ungerührt fort, »dass sich alle solchen Namen in einem von uns entwickelten Alphabet mit nicht mehr als neun Buchstaben schreiben lassen.«

»Und das treiben Sie jetzt seit dreihundert Jahren?«

»Ja. Wir rechneten ursprünglich damit, dass die Lösung der Aufgabe etwa fünfzehnhundert Jahre in Anspruch nehmen würde.«

»Oh.« Dr. Wagner machte ein betroffenes Gesicht. »Jetzt verstehe ich, warum Sie eine unserer Anlagen mieten wollen. Aber welchem Zweck soll denn nun dieses Unternehmen dienen? Können Sie mir das sagen?«

Der Lama zögerte den Bruchteil einer Sekunde, und Dr. Wagner glaubte schon, ihn beleidigt zu haben. Der Erwiderung jedoch war davon nichts anzumerken.

»Nennen Sie es Ritus, wenn Sie wollen, aber das ist eine der Grundlagen unseres Glaubens. All die vielen Namen des Allerhöchsten – Gott, Jehova, Allah, usw. – sind nur von Menschen erfundene Bezeichnungen. Dabei handelt es sich natürlich um ein schwieriges philosophisches Problem, das ich hier nicht anschneiden will, aber irgendwo unter allen möglichen Buchstabenkombinationen verbergen sich, was man die wirklichen Namen Gottes nennen mag. Wir haben versucht, sie durch systematische Permutation von Buchstaben alle aufzuführen.«

»Aha. Sie fingen mit AAAAAAA an … und arbeiten sich bis ZZZZZZZ durch …«

»Genau … allerdings benützen wir ein Sonderalphabet eigener Erfindung. Der Umbau der elektromatischen Schreibmaschinen zur Bewältigung dieser Aufgabe ist natürlich einfach. Als wesentlich interessanteres Problem ergibt sich da schon die Konstruktion geeigneter Stromkreise zur Eliminierung alberner Kombinationen. Zum Beispiel darf kein Buchstabe öfter als dreimal hintereinander auftreten.«

»Dreimal? Entschuldigen Sie, aber Sie meinen doch sicher zweimal?«

»Nein. Dreimal ist richtig. Eine Erklärung würde wohl zu viel Zeit in Anspruch nehmen, selbst wenn Sie unsere Sprache verstünden.«

»Das kann ich mir vorstellen«, versicherte Dr. Wagner hastig. »Fahren Sie bitte fort.«

»Zum Glück wird es sehr einfach sein, Ihr Automatic-Sequenz-Rechengehirn für diese Arbeit umzugestalten, da es nach richtiger Programmierung jeden Buchstaben der Reihe nach permutieren und das Ergebnis niederschreiben kann. Was uns fünfzehnhundert Jahre gekostet hätte, wird es in hundert Stunden schaffen.«

Dr. Wagner hörte kaum die von den tief unten liegenden Straßen Manhattans heraufdringenden Geräusche. Er war in einer anderen Welt, in einer Welt naturgegebener, nicht von Menschenhand erbauter Berge. Hoch oben in ihren abgelegenen Klöstern waren diese Mönche geduldig an der Arbeit, Generation um Generation Listen bedeutungsloser Worte zusammenstellend. Gab es keine Grenze für die fixen Ideen der Menschen? Trotzdem, er durfte sich seine Gedanken nicht anmerken lassen. Der Kunde hatte immer recht …

»Es steht außer Zweifel«, erwiderte der Doktor, »dass wir unser Modell V entsprechend umkonstruieren können. Weit mehr Sorgen macht mir das Problem der Aufstellung und Wartung. Heutzutage ist eine Reise nach Tibet nicht gerade einfach.«

»Das lässt sich regeln. Die Bauteile sind klein genug, um per Luftfracht verschickt werden zu können – das ist übrigens ein Grund, warum wir Ihre Anlage ausgewählt haben. Wenn Sie das Material nach Indien liefern können, sorgen wir von dort aus für den Weitertransport.«

»Und Sie wollen zwei von unseren Technikern engagieren?«

»Ja, für die drei Monate, die das Projekt in Anspruch nehmen wird.«

»Die Personalabteilung kann das sicherlich regeln.« Dr. Wagner kritzelte eine Notiz auf seinen Schreibblock. »Da wären nur noch zwei Detailfragen …«

Bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte, legte der Lama ein Blatt Papier auf den Tisch.

»Das ist mein beglaubigter Kontoauszug bei der Asiatischen Bank.«

»Vielen Dank. Das scheint mir wirklich – äh – zu genügen. Der zweite Punkt ist derart nebensächlich, dass ich kaum davon zu sprechen wage – aber man wundert sich, wie oft gerade das Einfachste übersehen wird. Woher beziehen Sie elektrischen Strom?«

»Wir besitzen einen Dieselgenerator, der bei hundertzehn Volt fünfzig Kilowatt liefert. Er ist vor fünf Jahren aufgestellt worden und arbeitet zufriedenstellend. Das Leben im Kloster ist dadurch wesentlich bequemer geworden, obwohl er natürlich installiert wurde, um die Motoren der Gebetsmühlen anzutreiben.«

»Natürlich«, wiederholte Dr. Wagner. »Das versteht sich von selbst.«

Der Blick vom Geländer war schwindelerregend, aber mit der Zeit gewöhnt man sich an alles. Nach drei Monaten ließ sich George Hanley von der sechshundert Meter tiefen Schlucht oder dem fernen, schachbrettartigen Muster der Felder im Tal nicht mehr beeindrucken. Er lehnte an den vom Wind geglätteten Steinen und starrte mürrisch zu den Bergriesen hinüber, nach deren Namen zu erkundigen er sich nie die Mühe gemacht hatte.

Das war wirklich das Tollste, das ihm jemals begegnet war, dachte George. »Projekt Shangri La« hatten es ein paar Witzbolde zu Hause in den Labors getauft. Seit Wochen spuckte jetzt Modell V Quadratkilometer von Papierbögen, beschriftet mit Unsinn, aus. Geduldig und unerbittlich hatte die Rechenanlage Buchstaben in allen möglichen Kombinationen aneinandergereiht und jede Klasse durchgearbeitet, bevor sie zur nächsten überging. So wie die endlosen Bogen aus der elektromatischen Schreibmaschine glitten, hatten die Mönche sie sorgfältig zerschnitten und in riesige Bücher geklebt. Noch eine Woche, dann würden sie fertig sein, Lob und Dank dem Himmel. Welche ausgefallenen Berechnungen die Mönche davon überzeugt hatten, dass sie sich nicht mit Wörtern von zehn, zwanzig oder hundert Buchstaben zu befassen brauchten, wusste George nicht. Zu den häufig wiederkehrenden seiner Albträume zählte die Vorstellung, dass der Plan eine Änderung erfahren und der Lama – den sie natürlich Sam Jaffe nannten, obwohl er ihm nicht im Geringsten ähnlich sah – plötzlich verkünden würde, dass das Projekt bis ungefähr zum Jahre 2060 verlängert sei. Zuzutrauen war ihnen alles.

George hörte die schwere Holztür im Wind schlagen, als Chuck an die Brüstung trat. Wie üblich rauchte Chuck eine der Zigarren, die ihn bei den Mönchen so beliebt machten – sie waren, allem Anschein nach, mehr als bereit, sich allen kleineren und den meisten größeren Vergnügungen des Lebens hinzugeben. Eines sprach allerdings zu ihren Gunsten: Sie mochten verrückt sein, aber hochnäsig durfte man sie nicht nennen. Die regelmäßigen Ausflüge ins Dorf hinunter, zum Beispiel …

»Hör mal, George«, sagte Chuck aufgeregt. »Ich habe etwas erfahren, das mir nicht geheuer vorkommt.«

»Was ist los? Bockt die Maschine?« Schlimmeres konnte sich George nicht vorstellen. Dadurch würde sich die Heimreise verzögern, und ein größeres Unglück ließ sich nicht denken. Ihm wäre sogar der Anblick einer Fernseh-Werbesendung wie Manna vom Himmel erschienen. Immerhin hätte man dann wieder Verbindung mit zu Hause.

»Nein – nichts dergleichen.« Chuck setzte sich aufs Geländer, was einigermaßen ungewöhnlich war, weil ihm die senkrecht abfallende Felswand sonst höllische Angst einzujagen pflegte. »Ich habe nur herausgefunden, worum es hier eigentlich geht.«

»Was soll das heißen? Ich dachte, das wüssten wir.«

»Sicher – wir wissen, was die Mönche vorhaben. Aber wir wussten noch nicht, warum sie es tun. Das ist das Verrückteste …«

»Da musst du dir schon etwas Neues ausdenken«, grollte George.

»… aber der alte Sam hat mich eben eingeweiht. Du weißt ja, dass er nachmittags immer erscheint, um das Auftauchen der Bogen zu beobachten. Nun, diesmal kam er mir ziemlich aufgeregt vor, im Verhältnis zu seiner üblichen Ruhe wenigstens. Als ich ihm sagte, dass wir bei der letzten Reihe angelangt sind, fragte er mich in seinem lustigen Akzent, ob ich mir jemals die Frage gestellt hätte, worauf sie eigentlich hinauswollten. Ich meinte: ›Na ja, gewiss doch …‹, und dann sagte er mir Bescheid.«

»Na los, erzähl schon.«

»Tja, sie glauben, wenn alle seine Namen aufgeführt sind – und nach ihrer Schätzung müssten das ungefähr neun Milliarden sein –, sei Gottes Wille erfüllt. Die Menschheit habe dann erreicht, wofür sie geschaffen sei, und es habe dann keinen Sinn mehr weiterzumachen. Mir kommt das Ganze wie eine Blasphemie vor.«

»Und was sollen wir deiner Meinung nach tun? Selbstmord begehen?«

»Das ist nicht nötig. Wenn die Liste vollständig ist, tritt Gott auf den Plan und macht allen Dingen ein Ende … verstehst du, dann ist alles aus!«

»Ach so, ich verstehe. Wenn wir mit unserer Arbeit fertig sind, kommt das Ende der Welt.«

Chuck lachte nervös. »Genau dasselbe habe ich zu Sam auch gesagt. Und weißt du, was geschehen ist? Er sah mich merkwürdig an, so als sei ich der Dümmste in der ganzen Klasse, und sagte: ›So trivial dürfen Sie sich das nicht vorstellen.‹«

George dachte eine Weile nach.

»Das nenne ich einen weiten Blick haben«, meinte er schließlich. »Aber was, glaubst du, sollten wir dagegen tun? Ich finde, dass sich nicht das Geringste geändert hat. Wir wussten ja schon, dass sie verrückt sind.«

»Ja – aber siehst du denn nicht, was passieren könnte? Wenn die Liste vollständig ist und die letzte Posaune nicht geblasen wird – oder was immer sie sonst erwarten –, gibt man uns vielleicht die Schuld. Schließlich arbeiten sie ja mit unserer Maschine. Mir gefällt die Sache ganz und gar nicht.«

»Ich verstehe«, sagte George langsam. »Da hast du nicht unrecht. Aber so etwas hat es früher auch schon gegeben, weißt du. Als ich klein war, damals in Louisiana, hatten wir einen verrückten Prediger, der einmal behauptete, die Welt würde am nächsten Sonntag untergehen. Hunderte glaubten ihm – sie verkauften ihre ganze Habe. Aber als nichts geschah, wurden sie nicht böse, wie man eigentlich erwarten könnte. Sie meinten nur, er habe sich verrechnet, und glaubten nach wie vor an ihn. Manche werden es wohl immer noch tun.«

»Na ja, wir sind hier nicht in Louisiana, falls du das noch nicht gemerkt haben solltest. Wir sind nur zu zweit und haben es mit einigen hundert Mönchen zu tun. Ich kann sie gut leiden, und der alte Sam tut mir sehr leid, wenn seine Lebensarbeit nutzlos vertan ist. Aber ich wäre trotzdem sehr gerne woanders.«

»Das wünsche ich mir schon seit Wochen. Aber wir können leider nichts tun, bevor der Vertrag ausläuft und die Transportmaschine uns abholt.«

»Wir könnten es immer noch mit Sabotage versuchen«, meinte Chuck nachdenklich.

»Du bist wohl übergeschnappt! Das würde alles nur noch verschlimmern.«

»Ich habe es anders gemeint. Pass auf. Die Anlage wird bei dem üblichen Zwanzig-Stunden-Betrieb in vier Tagen fertig sein. Die Transportmaschine kommt in einer Woche. Schön – wir brauchen also bei der Wartung nur etwas zu finden, das ausgebaut und ersetzt werden muss – also etwas, das den Betrieb ein paar Tage aufhält. Wir reparieren natürlich, aber nicht zu schnell. Wenn wir richtig kalkulieren, können wir unten am Flugplatz sein, sobald der letzte Name aus dem Register hüpft. Sie holen uns dann nie mehr ein.«

»Mir passt das nicht«, sagte George. »Das wäre wirklich das erste Mal, dass ich eine Arbeit nicht zu Ende bringe. Außerdem würde das nur Verdacht erregen. Nein, ich bleibe und nehme hin, was kommt.«

»Mir passt es immer noch nicht«, sagte er sieben Tage später, als die zähen, kleinen Gebirgsponys sie die Serpentinenstraße hinuntertrugen. »Und glaub nur ja nicht, dass ich davonlaufe, weil ich etwa Angst hätte. Mir tun die armen alten Knaben da oben einfach leid, und ich möchte nicht in der Nähe sein, wenn sie erkennen müssen, dass sie sich geirrt haben. Wie wird sich wohl Sam damit abfinden?«

»Komisch«, meinte Chuck, »aber als ich mich verabschiedete, hatte ich den Eindruck, als wüsste er, dass wir ihn im Stich lassen – als sei es ihm gleichgültig, weil er sieht, dass die Maschine glatt läuft und die Arbeit bald beendet ist. Danach – tja, natürlich, für ihn gibt es einfach kein Danach …«

George drehte sich im Sattel um und starrte die Straße hinauf. Von dieser Stelle aus konnte man das Lamakloster zum letzten Mal ganz sehen. Die hohen, rechteckigen Gebäude zeichneten sich vor dem rotschimmernden Hintergrund des Sonnenuntergangs scharf ab; hier und dort blitzten Lichter wie Bullaugen in einem durch die Nacht gleitenden Ozeandampfer. Elektrisches Licht, natürlich, gespeist von derselben Stromquelle wie das Modell V. Wie lange würden sie den Strom noch redlich teilen, fragte sich George. Würden die Mönche in ihrer Wut und Enttäuschung die Rechenanlage zertrümmern? Oder würden sie sich still hinsetzen und von Neuem mit ihren Berechnungen beginnen?

Er wusste genau, was in diesem Augenblick oben auf dem Berg geschah. Der große Lama und seine Gehilfen in ihren Seidengewändern saßen jetzt vor der Maschine und studierten die Bogen, die von den jüngeren Mönchen aus den Schreibmaschinen gezogen und in die großen Bände geklebt wurden. Niemand würde sprechen. Das einzige Geräusch würde das unablässige Knattern der Typen auf dem Papier sein, denn die Anlage selbst arbeitete völlig geräuschlos, während sich pro Sekunde Tausende von Rechenvorgängen in ihr abspielten. Drei Monate würden genügen, um jeden an der Wand hochgehen zu lassen, dachte George.

»Da ist sie!«, rief Chuck und deutete ins Tal hinunter. »Ist sie nicht herrlich!«

Das kann man wohl sagen, dachte George. Die zerbeulte alte DC-3 lag wie ein winziges Kreuz aus Silber am Ende der Startbahn. In zwei Stunden würde das Flugzeug sie in die Freiheit tragen. Ein Gedanke, den man wie köstlichen Likör genießen musste. George labte sich daran, während das Pony geduldig den steilen Weg hinabtrabte.

Die schnell hereinbrechende Nacht des Himalaja hatte sie fast eingeholt. Zum Glück war die Straße verhältnismäßig gut, außerdem besaßen sie Fackeln. Es bestand nicht die geringste Gefahr. Nur die bittere Kälte machte den Ritt ein wenig unangenehm. Der Himmel über den beiden war völlig klar; die zahllosen vertrauten Sterne glitzerten freundlich. Wenigstens brauchten die Männer nicht zu befürchten, dass der Pilot wegen des Wetters keine Starterlaubnis bekommen würde, dachte George. Das war seine letzte Sorge gewesen.

Er begann zu singen, gab es aber nach einer Weile wieder auf. Die riesige Bergwelt, in der ringsumher weißverhüllte Geister zu leuchten schienen, förderte solchen Überschwang nicht. Nach einiger Zeit sah George auf die Uhr.

»In einer Stunde müssten wir es geschafft haben«, rief er Chuck über die Schulter zu. Dann fügte er, einem plötzlichen Einfall folgend, hinzu: »Ob die Anlage jetzt wohl fertig ist? Sie müsste jetzt ungefähr so weit sein.«

Chuck erwiderte nichts. George drehte sich im Sattel um. Er konnte Chucks Gesicht gerade noch erkennen, ein weißes Oval, das dem Himmel zugewandt war.

»Schau«, flüsterte Chuck, und George hob die Augen zum Himmel. (Alles geschieht irgendwann zum letzten Mal.)

Über ihnen erloschen still die Sterne.

Sonderzuteilung

Ich entsinne mich noch sehr gut der Aufregung, als Russland im Jahr 1957 den ersten künstlichen Satelliten startete und damit erreichte, ein paar Pfund Instrumente über die Atmosphäre zu bringen und an den Himmel zu hängen. Selbstverständlich war ich damals noch ein Kind, aber wie jeder andere ging auch ich am Abend hinaus und versuchte, die wandernden Lichtpunkte zu finden, die Hunderte von Kilometern über mir am dämmrigen Himmel entlangzogen. Es ist merkwürdig, daran zu denken, dass einige von ihnen heute noch kreisen, aber nun sind sie unter mir; ich muss also zur Erde hinabschauen, wenn ich sie sehen will.

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