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Wie lässt sich die zentrale Bedeutung der Menschheit rechtfertigen in einem Universum von unfassbarer Größe und Alter? Dieses Buch stellt sich einer der tiefsten Spannungen zwischen moderner Kosmologie und theologischer Weltdeutung: dem sogenannten Argument des Maßstabs. In einer philosophisch fundierten, theologisch breit aufgestellten und zugleich emotional berührenden Analyse führt Michael R. Glaubitz durch die Positionen des Judentums, Christentums und Islams – und zeigt, wie diese großen Traditionen der Herausforderung kosmischer Bedeutungslosigkeit mit erstaunlicher Tiefe begegnen. Ein Buch für Gläubige, Zweifelnde und Denkende, die sich mit existenziellen Fragen zwischen Astronomie, Metaphysik und Spiritualität auseinandersetzen möchten.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Copyright©2025by von Glaubitz
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Impressum
Michael R. GlaubitzHoltenser Landstr. 5731787 Hameln
Die moderne Kosmologie hat den Vorhang zu einer Bühne von unvorstellbarer Weite und Alter aufgerissen und die Menschheit mit einer tiefgreifenden existenziellen Frage konfrontiert. Wenn wir die kurze Dauer unseres Lebens betrachten, verschlungen von der Ewigkeit davor und danach, und den winzigen Raum, den wir ausfüllen, eingetaucht in die unendliche Unermesslichkeit von Räumen, von denen wir nichts wissen und die nichts von uns wissen, kann uns ein Gefühl des Schreckens überkommen. Diese Empfindung, die der Philosoph Blaise Pascal im 17. Jahrhundert so eindringlich formulierte, hat sich mit jeder neuen astronomischen Entdeckung nur noch verstärkt.
Pascal schrieb: „Das ewige Schweigen dieser unendlichen Räume macht mich schaudern“.
Dieses Schaudern ist keine bloße intellektuelle Kuriosität; es ist eine tief empfundene Reaktion auf einen wahrgenommenen Verlust der Zentralität. Die alten Kosmologien, so fehlerhaft sie aus heutiger Sicht waren, boten der Menschheit einen Trost: einen zentralen Platz in einer überschaubaren, für sie geschaffenen Welt. Der moderne Blick in den Himmel enthüllt jedoch ein anderes Bild. Der Philosoph Bertrand Russell beschrieb die Erde als einen „armseligen Planeten, auf dem unsere Körper ohnmächtig kriechen“ und kam zu dem Schluss, dass wir in Abwesenheit Gottes unser Leben auf einem „Fundament unnachgiebiger Verzweiflung“ errichten müssen.
Dieses Buch befasst sich mit dem Kern dieses Konflikts: Wie lassen sich die alten theologischen Ansprüche auf eine besondere Stellung der Menschheit – ihre „Auserwählung“ durch Gott – mit der schwindelerregenden Größe und dem Alter des Universums vereinbaren? Dies ist das sogenannte „Argument des Maßstabs“, eine philosophische Herausforderung, die besagt, dass die schiere Größe des Kosmos die Vorstellung eines auf den Menschen ausgerichteten Schöpfers unwahrscheinlich macht.
Es ist jedoch wichtig zu erkennen, dass diese Spannung nicht erst mit den neuesten Daten des Hubble-Teleskops entstanden ist. Pascals Schrecken war eine Reaktion auf den konzeptionellen Wandel hin zur Unendlichkeit, lange bevor die Existenz anderer Galaxien überhaupt bekannt war. Selbst in der Antike und im Mittelalter, als man die Erde als Zentrum betrachtete, verstand man sie im Vergleich zu den himmlischen Sphären als einen bloßen mathematischen Punkt. Das Problem liegt also nicht allein in den Zahlen – den Milliarden von Lichtjahren oder den Trilliarden von Sternen –, sondern im psychologischen und philosophischen Schock der Dezentralisierung. Die modernen wissenschaftlichen Daten wirken als gewaltiger Verstärker einer bereits bestehenden existenziellen Angst, die die Menschheit seit Jahrhunderten begleitet.