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35 – Der Kristallsee Das berentete Ehepaar Mühlbauer kauft sich von einem alleinstehenden Herrn eine wunderschöne Blockhütte am Kristallsee. Die Hütte ist komplett ausgestattet und der Preis ist verdächtig gering. Die beiden Alten freuen sich ungemein, an diesem herrlichen Ort ihre Rente genießen zu können. Doch dann hören sie von einem Gastwirt, in dessen Restaurant sie gelegentlich essen, dass es ein Gerücht über eine Riesenschlange gibt. Das schwarze Urtier aus früheren Zeiten soll angeblich dreißig Meter lang sein und einen Körperdurchmesser von einem Meter haben. Ein Alkoholiker und ein junges Mädchen behaupten, dem furchtbaren Tier begegnet zu sein…
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Veröffentlichungsjahr: 2016
DER KRISTALLSEE
Horrorthriller
von
Alfred J. Schindler
Vorwort
Bettina und ich fahren mit unserem kleinen Cabriolet über eine schmale, geteerte Bergstraße, kommend von der winzigen Ortschaft Bergthann. Unsere Heimatstadt Dinkelbach liegt etwa dreißig Kilometer entfernt in einem tiefen Tal. Wir unternehmen jedes Wochenende einen kleinen Ausflug zu einem der vielen Gebirgsseen, die es unserer näheren Umgebung gibt, und heute haben wir uns für den beliebten Badesee „Kristallsee“ entschieden. Er liegt eingebettet zwischen dem 1310 Meter hohen Kristallberg und dem 1470 Meter hohen Diamantberg. Normalerweise fahren wir, wenn wir den Kristallsee besuchen, bis zu einem bestimmten Badestrand, an dem sich das Restaurant „Gebirgsblick“ befindet. Dort trinken wir dann guten, frischen Kaffee und dazu gibt es ein herrliches Stück Torte. Oder wir essen eine Currywurst mit pommes frites, manchmal auch ein schönes Schweineschnitzel mit Salat.
Als wir uns noch etwa einen Kilometer vom Kristallsee entfernt befinden, bittet mich Bettina, meine Ehefrau, an einer künstlich geschaffenen Mauer anzuhalten, weil man von hier oben sicherlich einen wunderschönen Ausblick auf den etwas tiefer liegenden See hat. Wir haben hier noch nie angehalten und als wir über die Mauer blicken, sind wir mehr als überrascht.
(Es wurde hier auch ein Fernrohr angebracht, in das Touristen einen Euro werfen müssen, um das gesamte, wundervolle Bild mit dem See und den beiden Bergen vor Augen zu haben.)
Erstaunt erblicken wir in einiger Entfernung eine Blockhütte linkerhand, die uns bisher nie aufgefallen war. Sie befindet sich direkt am See, etwa zehn Meter vom Ufer entfernt. Das herrliche Restaurant liegt rechts gegenüber dem See, der etwa drei Kilometer lang und zwei Kilometer breit ist. Inmitten des wundervollen Sees befindet sich eine kleine Insel, auf die sich junge Leute klammheimlich zurückziehen, um ungestört zu sein.
Man nennt sie die „Liebesinsel“.
„Bettina, wenn wir einen Nebenweg finden, der zu dieser Hütte führt, sehen wir sie uns an!“
„Eine blendende Idee, Herbert.“
xxx
Wir gehen gemächlich zu unserem Auto zurück und fahren langsam die Bergstraße hinunter. Es ist Anfang Juli und die Sonne brennt erbarmungslos auf unsere erhitzten Häupter.
„Auf der Rückfahrt schließt du bitte das Dach, Herbert.“
„Dein Wunsch ist mir Befehl.“
„Ob die Hütte bewohnt ist?“, fragt sie mich.
„Sicherlich wohnt dort jemand“, antworte ich.
Wir fahren los und schon nach kurzer Zeit finden wir tatsächlich einen sehr schmalen Seitenweg, der sehr versteckt liegt und wahrscheinlich zu der herrlichen Blockhütte führt. Der Weg war uns bisher nicht aufgefallen. Er ist natürlich nicht geteert und von dichtem Laubwald umgeben. Tiefhängende Zweige streifen über die Windschutzscheibe. Ich fahre im Schritttempo, um unsere Stoßdämpfer zu schonen.
„Gleich sind wir da, Herbert!“, sagt Bettina erwartungsvoll.
„Schau nur! Da steht ein kleines Schild: Zu verkaufen!“
„Hier würde ich gerne leben.“
„Ich auch, Bettina. Es wäre wundervoll, wenn wir hier unseren Lebensabend verbringen könnten.“
„Aber die Blockhütte wird recht teuer sein!“
Gerade, als wir etwa zehn Meter von der Hütte entfernt unseren Wagen parken, tritt ein alter, bärtiger Mann, der eine Zigarre in der Hand hält, aus der Blockhütte. Wahrscheinlich hat er das Motorengeräusch vernommen, überlegen wir. Und erblickt sich um. Irgendwie prüfend. Er winkt uns freundlich zu und grinst:
„Sie haben sich wohl hierher verirrt?“
„Ja, wir sahen Ihre Hütte von der Straße aus. Dort oben befindet sich ein fest integriertes Fernrohr, in das man Geld einwerfen muss. Wir schauten hindurch und erblickten Ihre Blockhütte.“, antworte ich.
„Gefällt es Ihnen hier?“
„Ja, ungemein.“
„Ich bin gerade im Begriff, das kleine Anwesen zu verkaufen.“
„Es wäre genau das Richtige für uns!“, jubelt Bettina.
„Bitte, treten Sie ein! Ich zeige Ihnen mein kleines Schmuckstück.“
Wir folgen ihm und sind von der Einrichtung total überrascht.
Es fehlt an nichts. Die Hütte ist perfekt im altdeutschen Stil eingerichtet.
„Wie ist eigentlich Ihr Name?“, frage ich ihn.
„Peter Polansky.“
„Wir sind die Familie Mühlbauer aus Dinkelbach. Meine Frau heißt Bettina und mein Vorname ist Herbert.“
„Nennen Sie mich einfach Peter.“, antwortet er höflich.
Gemeinsam betreten wir die Blockhütte. Auf dem Schindeldach befindet sich übrigens ein kleiner Kamin. Mehrere Räume sind durch dünne Holzwände mit Türen getrennt. Wenn man die Hütte betritt, kommt man direkt in ein kleines, gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer. Rechterhand liegt die komplett ausgestattete Küche, die Bettina besonders interessiert. Links befindet sich das wunderschöne Badezimmer mit Wanne und separater Dusche und wenn man geradeaus durchs Wohnzimmer geht, kommt man ins Schlafzimmer, das äußerst geschmackvoll eingerichtet ist. Die Toilette ist separat neben dem Badezimmer. Die große Blockhütte hat wirklich alles, was das Herz begehrt.
„Direkt hinter der Hütte befindet sich noch eine kleine, weitere Hütte, in der ich meine Werkzeuge und mein Fahrrad verstaut habe.“, sagt Peter. „Und die Blockhütte ist unterkellert. Kommen Sie!“
Er öffnet eine schwere, eiserne Luke, die etwa einen Durchmesser von 80 Zentimetern hat. Quietschend geht der Deckel auf. Eine hölzerne Treppe mit Geländer führt hinab in den düsteren Keller. Peter knipst das Licht an. Unten angekommen, sehen wir einen großen Öltank, sowie eine moderne Heizanlage. Außerdem hat Peter im Keller seine Getränkekisten aufbewahrt.