Der Monolith - - Phillip Mann - E-Book

Der Monolith - E-Book

Phillip Mann

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Beschreibung

Die Kraft des Menhirs

Britannien, 1993: In einer Welt, in der das Römische Weltreich noch besteht und man von Eboracum – York – bis an die Südküste wandern kann, ohne je aus dem Schatten der Wälder herauszukommen, sind drei ganz unterschiedliche Menschen dem Imperium und seinen starren Gesetzen entkommen. Sie haben sich zu den Heiden in die Wälder geflüchtet und dabei ein uraltes, magisches Britannien entdeckt, das sich anschickt, den Römern die Stirn zu bieten. Doch ihr Versteck wurde entdeckt, und erneut sind Miranda, Angus und Viti auf der Flucht. Sie wollen zu Stand Alone Stan, einer Gemeinde, die rund um einen Monolithen im Yorkshire Moor entstanden ist. Doch die Reise ist gefährlich, denn Wildkatzen, Bären und Wölfe lauern in den Wäldern, und die Römer sind ihnen dicht auf den Fersen …

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Seitenzahl: 561

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PHILLIP MANN

DER MONOLITH

EIN LANDFÜR HELDEN

Zweiter Roman

Inhalt

Widmung

1 – Zwölf Sekunden entfernt

2 – Auf dem Weg nach Stand Alone Stan

3 – Ulysses hat Zweifel

4 – Auf den Wolds

5 – Ulysses mischt in der Politik mit

6 – Ein Abschied

7 – Stand Alone Stan

8 – Coll der Einsame

9 – Ulysses als Gastgeber

10 – Angus, der Revolutionär

11 – Die Forderung des Ulysses

12 – Miranda das Mondmädchen

13 – Ereignisse jenseits von Großbritannien

14 – Kühles Britannien

Für meine Freunde

Jean-Philippe und Claire Jugand –

nicht zu vergessen

ihre Söhne Rémi und Simon

1

Zwölf Sekunden entfernt

Willkommen auf der Erde. Es ist jedoch nicht ganz die Erde, die Sie und ich kennen, obwohl man vom Mond aus den Unterschied gar nicht bemerken würde. Diese Welt gehört zu einem jener Paralleluniversen, deren Zahl unendlich ist. Aber jedes dieser Universen existiert in seiner ganz eigenen Zeitkapsel, und die Zeitrechnung weicht ein ganz klein wenig von der unserer Welt und der aller anderen Welten ab.

Die Welt, der wir uns jetzt nähern, ist gegenüber unserer nur um zwölf Sekunden verschoben. Aber schon diese kurze Spanne sorgt dafür, dass diese Welt sich von unserer ganz und gar unterscheidet, auch wenn sie in bestimmter Hinsicht recht vertraut wirkt. Die Hügel, Flüsse und Ebenen zum Beispiel sehen im großen und ganzen so wie bei uns aus, aber die Männer und Frauen, die dort leben, sind anders. Auch ihre Geschichte und ihre Sitten und Gebräuche sind anders, anders auf kaum merkliche, aber seltsame Weise.

In dieser Welt sind die römischen Legionen nie aus Britannien abgezogen. Ganz im Gegenteil: Die römischen Legionen sind weiter marschiert. Zuerst haben sie Britannien ihr Brandzeichen aufgedrückt, dann haben sie den Rest der Welt erobert. Und wo immer sie hintraten, haben sie ihre Gesellschaftsordnung, ihre Gesetze und ihre militärische Organisation eingeführt.

Angesichts der nordischen Stämme hat Rom eine Zeitlang zwar bedenklich gewackelt, aber es hat überlebt und ist zur Hauptstadt einer riesigen, bunt zusammengewürfelten Zivilisation geworden. Rom ist jetzt berühmt als Wiege der Wissenschaft, als kultureller Schmelztiegel, als Platz an der Sonne, der alle Rassen aufnimmt, als Heimstätte guten Essens, seltener Gewürze und erlesenen Rotweins, als der Ort für den neuesten Klatsch und Tratsch, für die Philosophie, für Liebe und Lust, als Zentrum sagenhaften, verschwenderischen Reichtums, als Sitz einer angsteinflößenden, säbelrasselnden Weltmacht.

Was ja alles schön und gut ist, aber dieses Buch schert sich nicht sonderlich um Rom, übrigens auch nicht um den Rest der Welt. Vielmehr handelt es von einer ganz kleinen Ecke im fernen Nordosten der feuchten, bewaldeten Provinz Britannien.

Als der militärische Widerstand in Britannien mit der Niederlage der keltischen Stämme zusammenbrach, blühte die Provinz auf. Kreuz und quer durchs Land bauten die Römer ihre Straßen und regierten in ihren ordentlichen Groß- und Kleinstädten und von ihren Heereslagern aus. Nach und nach schufen sie eine wohlstrukturierte Gesellschaft, die sich auf einen städtischen Lebensstil gründete.

Kurz nach der Eroberung ernannte Rom den politischen Statthalter dieser Gesellschaft, den sogenannten Praefectus Comitum. Aber bald schon nahmen andere diese Position ein: Angehörige der großen aristokratischen Militärfamilien, die sich in Britannien niedergelassen hatten und sich in dieser Provinz mit der Zeit zu Hause fühlten. Diese Familien verwalteten ausgedehnte Ländereien und genossen fast uneingeschränkte Macht. Ihre Vorzugsstellung stützte sich auf zwei Klassen der Bevölkerung: auf die Bürger und auf die Soldaten. Diese beiden Klassen rekrutierten sich vor allem aus einheimischen Familien, die in früheren Zeiten das Stammesleben aufgegeben und die Pax Romana mit Wonne hingenommen hatten. Sie wurden ›zivilisiert‹. Aus Jahrzehnten wurden Jahrhunderte, aus Jahrhunderten wurde eine kleine Ewigkeit, und die römische Herrschaft kam allen nach und nach wie ein Naturgesetz vor. Da man den Bürgern materiellen Komfort, Sicherheit und einen festen Platz in der Gesellschaft bot, waren sie sich der strengen Gesetze, Vorschriften und Verbote, denen sie unterworfen waren, kaum bewusst. Deshalb kam es auch kaum vor, dass die Buchhalter, Kanalarbeiter, Köche, Putzfrauen, Ammen, Gärtner oder Kerzenmacher, die der römischen Militäraristokratie das zivilisierte Leben überhaupt erst ermöglichten, ihre eigene Situation in Frage stellten. Und was die Soldaten betraf, so gab es nichts, was sie ermutigt hätte, über irgend etwas anderes zu sinnieren als den Stolz auf ihren Dienst und die Freude an der eigenen Tüchtigkeit. Sie überwachten die Straßen und die Tore der Stadt.

Dort jedoch, wo die Stadtmauern aufhörten, begann die Wildnis. In den Wäldern, Mooren und Sümpfen rings um die römischen Städte spielte sich das Leben immer noch ähnlich wie vor Jahrhunderten ab, nicht anders als zu der Zeit, ehe die Kelten und, noch früher, Menschengenerationen gekommen waren, die Stonehenge errichtet hatten. So wie man hier lebte, hatte man sogar schon zur Zeit der Riesen gelebt. In den unterschiedlichen Regionen des Landes, das die Römer Britannien nannten, hatten die alten, grünen, ewig jungen Geister der Bäume, Lichtungen und Flüsse ihre Würde bewahrt und großen Einfluss auf die erdverbundenen Menschen. Jene Menschen in den riesigen Wäldern konnten ihre Vorfahren, die beinahe so alt wie die Hügel waren, in den Bäumen und zwischen den sprudelnden Wasserläufen flüstern hören. In der Dämmerung murmelten sie miteinander in den Schatten der langen Hügelgräber. Trotzdem liebten sich die goldenen Burschen und Mädchen in den Wiesen, oben auf den Hügeln und an den stillen Plätzen hinter den Hügelgräbern und dachten nicht an den Grabesstaub.

Aber für die alten römischen Familien und die ihnen dienenden Bürger und Soldaten waren diese Waldbewohner nichts als primitive Wilde, die man dulden konnte, weil von ihnen keine Gefahr drohte.

In manchen Teilen des Landes machte das Christentum von sich reden, aber nirgendwo wurde es zu einer so großen politischen Kraft wie in unserer Welt. Wo das Christentum tatsächlich überlebte, nahm es den Platz einer Sekte unter vielen anderen ein. Jede dieser Sekten feierte auf ihre ganz eigene Weise das Sühneopfer eines Mannes oder einer Frau, die freiwillig den Tod gewählt hatten, um die Menschheit zu erlösen. Diese unterschiedlichen Glaubensrichtungen verschmolzen mit älteren Religionen, in deren Mittelpunkt Erde, Himmel oder die Große Mutter standen.

Und alle Rassen und Religionen wandelten auf den römischen Straßen.

Wir kommen zur Gegenwart.

2

Auf dem Weg nach Stand Alone Stan

Coll, Angus und Miranda, die den Kopf tief in ihrer Kapuze vergraben hatten, redeten beim Gehen nicht miteinander. Sie wichen dem weichen Schlamm und den Pfützen aus, die sich auf dem Waldpfad unter den Bäumen gebildet hatten. Die einzigen Geräusche waren das Quietschen ihrer Schritte und der plötzliche Wasserguss, wenn der Wind die hohen Bäume durchrüttelte und die Blätter sich neigten.

Jeder von ihnen hatte sich in seine eigene Gedankenwelt verloren, sie achteten kaum auf den dunklen Pfad, auf dem sie entlangstapften. Angesichts der grausigen Erinnerung an den Überfall auf das Dorf hatten sich bei jedem von ihnen Hoffnung, Energie und die Zielbewusstheit, mit der sie am frühen Morgen aufgebrochen waren, nach und nach verflüchtigt. Diese Erinnerung konnten sie nicht ruhen lassen, sie mussten sich mit ihr auseinandersetzen und sie annehmen. Die Gewalt, deren Zeuge sie gewesen waren, hatte jeden der drei auf ganz eigene Weise schockiert: Jeder fühlte sich von ihr verletzt, von ihr beschmutzt, von ihr herausgefordert.

Miranda hielt die Schachtel mit dem Schädel, der ihr freundlich gesonnen war und sie beschützen sollte, eng an die Brust gedrückt. Bella hatte ihr den Schädel geschenkt, ehe das Gasthaus niedergebrannt wurde. Bella hatte richtig erraten, dass Miranda sich ohne die vertraute Routine des Gasthausalltags und ohne die wärmenden Arme von Gwydion einsam und verlassen vorkommen würde. Ihr eigenes, fein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen und ihr gesunder Menschenverstand hatten sie dazu veranlasst, trotz der Eile und Hektik, mit der das Gasthaus geräumt wurde, in die Nische über Mirandas Zimmertür zu greifen, den Schädel herauszuholen, ihn abzustauben und ihn Miranda zu reichen. »Nimm ihn. Gwydion wird eine Schachtel dafür finden. Ich schätze, die alte Polly hat dich ins Herz geschlossen. Und in fünf Minuten oder so braucht sie auf dieses Zimmer sowieso nicht mehr aufzupassen. Sie wird dich sicher bewahren egal, was passiert.«

Miranda hatte den Schädel von Bellas Urgroßmutter an sich genommen und Bella dankbar geküsst.

Als sie den Schädel in seiner Schachtel verstaut und auf Rosmarinzweige und zusammengerollte Kügelchen von Zitronenmelisse gebettet hatte, wurde ihr bewusst, wie seltsam sie geworden war. Was war aus dem konventionellen Mädchen geworden, das eine Musterschülerin der polytechnischen Schule von Eburacum gewesen war? Wer war diese Heidin mit den strahlenden Augen, die Trost in dem Schädel einer Frau fand, die schon seit mehr als vierzig Jahren tot war? Es spielte keine Rolle. Miranda, die Realistin, war inzwischen genauso stark wie Miranda, die Romantikerin, und sie suchte Trost, wo sich ihr Trost bot, egal, wie seltsam dieser Trost sein mochte.

Deshalb hielt Miranda jetzt beim Gehen die Schachtel eng an sich gedrückt und versuchte sich vorzustellen, dass die alte Polly mit ihr ging. Trotzdem konnte sie sich nicht gegen das Gefühl von Einsamkeit wehren. »Ist das alles, um was es in diesem Leben geht?«, fragte sie sich traurig. »Kaum findet man Trost, ist er auf und davon.« Ihr fielen Jungen ein, die sie einmal auf den Straßen von Eburacum beobachtet hatte. Sie ärgerten einen Hund, befestigten einen Knochen an einer Schnur und schlenkerten ihn vor seinem sabbernden Maul hin und her. Sie hatte gesehen, wie der Hund hochgesprungen, gebellt und in die Luft geschnappt hatte.

Miranda zitterte. Ihre Füße fühlten sich feucht an. Der Regen war durch eine Naht in ihre Kapuze gedrungen, das Wasser tropfte ihr in den Nacken. Es juckte sie am Rücken, im Gesicht und an den Oberschenkeln, wo der Nesselausschlag heilte. Ihr wurde fast schwindelig bei der Erinnerung daran, wie die Sturmsoldaten angekommen waren und in Bellas Augen Panik gestanden hatte, als sie Miranda die Brennnesseln ins Gesicht warf. Wieder hörte sie Bella schreien: »Reib dich damit ein. Reib dich mit den Nesseln ein. Fahr dir damit über Gesicht und Arme. Heb deinen Rock hoch, fahr dir über die Beine, fahr dir über die Innenseite der Oberschenkel.«

»Warum …?«

»Mach's einfach. Die vergewaltigen. Die töten. Sie werden gleich hier sein.«

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