Das Auge der Königin - - Phillip Mann - E-Book

Das Auge der Königin - E-Book

Phillip Mann

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Beschreibung

Eine Reise, wie sie noch kein Mensch unternommen hat

Hundert Jahre nach dem Beginn der interstellaren Raumfahrt stößt die Menschheit auf eine andere intelligente Spezies: die Pe-Ellianer. Sie sind menschenähnlich, dreieinhalb Meter groß und gehen aufrecht, aber sie stammen von Insekten ab und machen in ihrem Leben wiederholt Häutungen durch, bevor sie ihr Erwachsenenstadium erreichen; Häutungen, die sie psychisch und physisch verändern. Obwohl es zuerst den Anschein hat, als hätten sie keine nennenswerte Technologie, verfügen sie über Kräfte, die verhindern, dass irdische Raumschiffe in gewisse Bereiche eindringen. Marius Thorndyke, der führende Experte in außerirdischer Linguistik, und sein Assistent Thomas Mnaba reisen zum Planeten der Pe-Ellianer, um den Kontakt vorzubereiten. Und Thorndyke wird sehr bald klar, dass es nur eine Möglichkeit gibt, die komplexe Zivilisation dieser Aliens zu verstehen: Er muss versuchen, einer von ihnen zu werden …

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PHILLIP MANN

DAS AUGE DER KÖNIGIN

Roman

Einführung

von Dr. Tomas Mnaba,

Direktor des Contact Linguistics Institute auf Camellia

Marius Thorndyke ist tot.

Und hier muss ich sofort zur Vorsicht raten, denn wenn wir beim Contact Linguistics Institute eines gelernt haben, so die Einsicht, dass die Erde kein Maßstab ist, mit dem wir die bekannte Galaxis messen können. Wenn ich ›tot‹ sage, so meine ich damit nur tot auf eine irdische Weise. Er atmet nicht. Sein Körper existiert nicht mehr.

Wenn man jedoch den Seiten seines Tagebuches glauben darf, so hat es den Anschein, als ob irgend etwas von Marius Thorndyke in der reichen Psychosphäre von Pe-Ellia weiterlebt, und dass dieses ›Irgend etwas‹ die Zukunft unserer eigenen Welt und unsere interstellaren Verstöße beeinflussen wird. Mehr als das kann ich nicht sagen. Wir müssen geduldig sein und warten, bis ein neues Schiff der Pe-Ellianer zu uns kommt.

Vor drei Monaten, am 24. Oktober 2076, erhielt ich Thorndykes abgestoßene Reisetasche. Sie wurde mir von zwei Männern zugestellt, die ich nie wiederzusehen erwartet hatte: den Pe-Ellianern Jet und Koch.

Sie trafen am späten Abend ein. Ich arbeitete in meiner Bibliothek auf Camellia, und, wie es der Zufall wollte, sah ich gerade von meiner Arbeit auf und blickte in den Garten, als ihre Reisekapsel auftauchte. Sie schimmerte gegen die dunklen Bäume wie eine riesige geisterhafte Perle. Ich sah, wie sie rasch herausstiegen und wie ihr Fahrzeug verschwand, mit einem leisen Plop, wie ich wusste, das klang, als ob ein toter Vogel zu Boden fiele. Wenn man dieses Geräusch einmal gehört hat, kann man es nie mehr vergessen.

Ich war zu überrascht, um mich rühren zu können, und erst als sie den kleinen Rasen überquert hatten und vor der Terrassentür hockten und an das Glas klopften, begriff ich wirklich, was geschehen war. Ich ließ sie so rasch wie möglich herein, und Jet schloss die Vorhänge hinter sich.

»Geheimbesuch. Niemand darf davon wissen«, sagte er, und ich erinnerte mich, dass er dazu neigte, alles zu dramatisieren.

Die beiden Pe-Ellianer standen vor mir – reichlich gebückt, sollte ich dazusetzen, denn mein Haus auf Camellia ist keine Kontaktstation und lediglich nach normalen Erdmaßstäben gebaut. Ihre Augen blinzelten rasch aufwärts und sie streckten mir ihre offenen Handflächen in der einfachsten und mir vertrauten pe-ellianischen Begrüßungsgeste entgegen. Sie füllten den Raum mit ihrem dumpf-süßen Geruch.

Wir begrüßten einander wie alte Freunde, die wir ja auch waren.

Kochs Haut schien von einem dunkleren Grün, als ich es in Erinnerung hatte, und ich spürte, dass eine gewisse Traurigkeit von ihm ausging. Jet dagegen schien noch vitaler als sonst, und er schlug seine Handrücken aufeinander, eine Geste, die starke Erregung ausdrückt.

»Meine erste Reise außerhalb von Pe-Ellia«, sagte er, »aber nicht meine letzte.«

»Wir bringen schlechte Nachrichten«, sagte Koch, »Taucher Thorndyke ist vor kurzer Zeit seinen letzten Gang zum Schmelztiegel gegangen. Er war zumindest in Frieden mit sich. Bevor er seinen Gang antrat, gab er uns diese Tasche und bat uns, sie dir persönlich zu übergeben. Das haben wir getan.« Damit hob Koch die Ledertasche empor und setzte sie mit einem kräftigen Schwung auf meinen Schreibtisch. »Es ist ein Brief darin.«

Nachdem die Aufgabe erfüllt war, entspannten sich die beiden Pe-Ellianer. Sie hockten sich auf den Boden und stützten ihre Handflächen auf die Knie. Beide starrten mich abwartend an.

Offensichtlich erwarteten sie, dass ich die Tasche öffnete.

Diese Reisetasche war ein fester Bestandteil von Thorndykes Gepäck gewesen, seit ich ihn kannte. Sie war ihm auf Orchid geschenkt worden und besaß eine Callis-Schließe. Ich war froh, als ich sah, dass die Schließe nicht versiegelt war. Sie ließ sich leicht öffnen.

In der Tasche befand sich ein Brief, der an mich adressiert war. Ich legte ihn für den Augenblick beiseite. Als nächstes nahm ich vorsichtig einen CLI-Codierer{1} heraus, den ich mitgenommen hatte, als wir beide nach Pe-Ellia aufgebrochen waren. Seine Anzeigen strahlten hell und sagten mir, dass alle Stromkreise normal funktionierten. Unter dem Codierer befand sich eine Schachtel mit Bandaufnahmen; jede Spule von meiner Hand nummeriert und datiert. Als nächstes kamen meine Zeichnungen und botanischen Notizen. Alle waren sorgfältig geordnet. Schließlich, auf dem Boden der Tasche, befanden sich vier graue Kladden, Thorndykes Tagebücher. Ich hob sie heraus und bemerkte, wie verfleckt und abgestoßen sie waren.

Alles war mir zurückgegeben worden. Alle Aufzeichnungen und Unterlagen unseres Besuchs auf Pe-Ellia, auf deren Besitz Thorndyke bestanden hatte, als ich abreiste, hatte er sie zurückgeschickt. Er hatte sein Versprechen gehalten.

Ich wandte mich dem Brief zu. Er war in Thorndykes Handschrift abgefasst.

Der Brief ist, genaugenommen, Thorndykes letzter Wille und Testament, und das Buch, das Sie jetzt lesen, ein Versuch, einige seiner letzten Bitten zu erfüllen.

Der Text des Briefes lautet wie folgt:

Auf Pe-Ellia

Am Flussufer

Datum unsicher

Lieber Tomas,

Als erstes muss ich Deine Verzeihung erbitten. Ich wollte Dir niemals weh tun, doch als es endgültig so weit war, dass Du Deine Zelte abbrechen wolltest, sah ich keine andere Möglichkeit. Wenn Du die Seiten meines Tagebuches liest, wirst Du, wie ich hoffe, klarer erkennen, welche Kräfte an mir arbeiteten, und was für Mächte in mir lebten. Als ich darauf bestand, dass Du bei Deiner Abreise alle unsere Aufzeichnungen und Unterlagen über Pe-Ellia bei mir zurückließest, so geschah das lediglich, um mich zu schützen. Ich fürchtete, dass zu großes Aufsehen auf der Erde Einfluss auf mein Leben hier haben könnte. Erinnerst Du Dich an Winterwind und seine ernste Art, uns zu erklären: ›Denken ist lebendig!‹ Und natürlich hatte er recht … und das Leben ist dem so geistesverwandt. Doch es bestand kein Grund für meine Unhöflichkeit. Ich hätte die Dinge besser regeln können.

Es ist mein Wunsch, dass Du die Tagebücher veröffentlichst. Ich möchte, dass Du damit die größtmögliche Breitenwirkung erzielst. Ich will, dass jeder Mensch auf der Erde weiß, was mit mir geschehen ist, und sich eine Vorstellung von den Konsequenzen unserer Begegnung mit Pe-Ellia machen kann.

Ich hoffe, dass Du meine Handschrift lesen kannst. Meine Hände sind steif geworden, und ich habe Harlekin gebeten, mir zu helfen, doch er hat die Faust eines Kindes. Seltsam, nicht wahr, dass sie eine so große Zivilisation geschaffen haben, ohne jemals das Bedürfnis zu verspüren, eine Schriftform ihrer Sprache zu schaffen.

Veröffentliche alles, was ich geschrieben habe. Bitte füge alles Redaktionelle hinzu, von dem Du glaubst, dass es die Geschichte verständlicher oder kohärenter machen könnte. Ich habe große Schwierigkeiten dabei gehabt, mich auf Einzelheiten zu konzentrieren, und muss Dich bitten, die Verbindungsteile für den Leser hinzuzufügen. Erinnere Dich an meinen Rat an Tina Bertram, als sie von Bindweed zurückkam und behauptete, diese Kreatur zu lieben, mit der sie gearbeitet hatte. Ich habe ihr gesagt: ›Schreibe über sie! Über ihre Grinde, ihre Schorfe, ihre Größe, ihre Schmerzen, ihre Säfte und alles andere!‹

Tu das gleiche für mich. Mit anderen Worten: schone mich nicht! Du brauchst nicht zu glauben, dass Du Deinem alten Lehrer und Freund Nachsicht schuldest. Das würde niemandem nützen. Sei Du selbst, Tomas: ausgeglichen und gerecht!

Gott segne Dich, Tomas! Von einem alten Atheisten wie mir mag das seltsam klingen, aber das ist es, was ich jetzt fühle. Ich möchte, dass du weißt, wie tief unsere Freundschaft in mir geblieben ist, bis zum Ende. Ich möchte Dich mir als Chef des CLI vorstellen, und wie viel Du mit all den neuen Zivilisationen zu tun haben wirst, die sich in Deine Aufmerksamkeit drängen, nachdem die Pe-Ellian-Barrieren nun gefallen sind.

Ich will schließen. Wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, wird es in den Laternen-Balladen so gut ausgedrückt:

Ich würde dir mehr sagen, wenn die Zeit mir Zeit dazu gäbe,

Doch die Zeit hält mich am Ärmel fest

– ich darf nicht säumen.

Wenn Du diese Zeilen liest, befinde ich mich bereits im Schmelztiegel. Jet und Koch haben versprochen, diese Sachen zu Dir zu bringen.

Harlekin lässt Dich grüßen.

Winterwind ist vor einundzwanzig Tagen gestorben.

Genug.

Marius Thorndyke

Thorndykes Bitte, seine Tagebücher vollständig und ohne Kürzungen zu veröffentlichen, ist klar; die Durchführung seines Wunsches dagegen erwies sich als etwas schwierig.

An dem Abend, an dem ich die Tagebücher erhielt, las ich sie von Anfang bis zum Ende durch. Ich muss zugeben, dass mich ihr Inhalt schockierte und enttäuschte. Als Thorndyke mich nach achtzehntägigem Aufenthalt auf Pe-Ellia wieder zurückschickte, nahm ich an, dass er unter einem geistigen Schock litte und irgendwann wieder zur Besinnung kommen würde. Nach meiner Rückkehr zu Camellia und Erde erwartete ich Tag für Tag eine Nachricht, durch die er mich entweder zurückrufen oder seine Rückkehr ankündigen würde. Hätte ich auch nur geahnt, dass er beabsichtigte, mit der Bevölkerung Pe-Ellias zu ›verschmelzen‹, wäre ich auf jeden Fall geblieben, ungeachtet der Konsequenzen.

Aber man kann Geschichten nicht neu schreiben. Mit den Tagebüchern vor mir habe ich mich hingesetzt und lediglich versucht, sie in ein erzählerisches Rahmenwerk einzuordnen. Bei dieser Aufgabe wurde mir sehr viel Hilfe durch Jet und Koch zuteil, die vier Tage lang bei mir blieben. Sie waren in der Lage, mir Einzelheiten des pe-ellianischen Lebens zu erklären, die ich nicht verstand. Auf meine Bitte hin diktierten sie mir Passagen, die ich in dieses Manuskript eingefügt habe.

Was dabei herauskam, ist kein umfassendes Bild von Pe-Ellia. Das muss warten. Der Kommentar, den ich den Tagebüchern hinzugefügt habe, ist lediglich dazu gedacht, sie zu ergänzen und zeitweilig einen anderen Standpunkt darzulegen. Thorndyke und ich haben vieles gemeinsam erlebt, wie das Bankett, zum Beispiel, doch unsere Auslegungen dieser Erlebnisse weisen grundlegende Unterschiede auf.

Die Tagebücher selbst sind genau so abgedruckt worden, wie sie geschrieben wurden. Es war Thorndykes lebenslange Gewohnheit, alle persönlichen Notizen handschriftlich niederzulegen. Die Lesbarkeit seiner Schrift lässt bei den letzten Eintragungen seines Tagebuches merklich nach. Es gab jedoch kein einziges Wort, das nicht zu entziffern gewesen wäre.

MARIUS THORNDYKE HATTE VON ANFANG AN MIT DEM PE-ELLIA-KONTAKT ZU TUN. ER BEFAND SICH NACH LANGJÄHRIGER ARBEIT BEI DER CLI SEIT ZWEI JAHREN IM RUHESTAND UND LEBTE IN SEINER PARISER WOHNUNG, ALS DAS ERSTE SCHIFF VON PE-ELLIA AUF DER ERDE EINTRAF. ALS FÜHRENDER KONTAKT-LINGUIST WURDE ER SOFORT DAVON IN KENNTNIS GESETZT, UND MAN TRAF DIE NÖTIGEN VORBEREITUNGEN, UM IHN MIT EINER SONDERMASCHINE ZUM RAUMFAHRTZENTRUM IN WASHINGTON ZU FLIEGEN.

ICH HIELT ES FÜR RICHTIG, DIESEN BERICHT MIT DEN NOTIZEN ZU BEGINNEN, DIE ER AN JENEM ERSTEN TAG GEMACHT HAT. SIE SIND NICHT TEIL DER TAGEBÜCHER, DIE MIR VON PE-ELLIA ÜBERBRACHT WURDEN.

2. April 2076. Gott mag wissen, was los ist. Ganz Paris scheint ein einziger, gigantischer Verkehrsstau zu sein. Auf den Straßen wird behauptet, dass die Erde angegriffen wird, doch ich glaube das nicht. Ich habe mit außerirdischen Intelligenzen gesprochen, und falls es einer, die mächtig genug ist, die Erde anzugreifen, gelungen sein sollte, unsere Verteidungssysteme zu durchbrechen, würden wir alle jetzt auf dem Rücken liegen wie tote Fliegen. Oder unsere blau, braun und grün schimmernde Erde würde dunkelrot glühen.

Aber irgend etwas Entscheidendes ist geschehen.

Alle Nachrichtenverbindungen sind zusammengebrochen. Aus den Fernsehempfängern ertönt nichts anderes als die ›Marsaillaise‹ – und das hilft niemandem weiter.

Zeit, zu gehen.

(13.15 Uhr) Die Stille im Flugzeug ist unbeschreiblich nach dem Tumult von Paris. Ich bin der einzige Passagier. Es herrscht auch Ruhe hier. Ich habe gerade ein Videoband gesehen, und die Situation ist mir klarer geworden.

Irgend etwas ist im Staat Utah gelandet.

Wie, das weiß niemand, doch dieses Etwas hat es geschafft, an allen unseren Warnstationen vorbeizugleiten und nicht eher entdeckt zu werden, bis es von einem Ingenieur, der im Lagrange 5-Torus arbeitete, tatsächlich gesehen wurde. Das ist nun wirklich unglaublich. Auf jeden Fall: er bekam einen Heidenschreck, als er diesen grünen Ballon auf sich zukommen sah. Er funkte sofort eine Meldung zur Erde. Die Erde setzte sich mit dem Mond in Verbindung und jemand drückte auf den Alarmknopf.

Die Daten kommen noch immer herein. Die Garfield-Peitsche ist kein Spielzeug, mit dem man in seinem Hinterhof spielt. Und wer, außer einem Schwachsinnigen, würde nicht einsehen, dass eine Spezies – welche auch immer –, die unsere Verteidigungssysteme umgehen kann, auch in der Lage ist, die Peitsche zu neutralisieren?

Es sieht alles sehr finster aus. Ich weiß, dass Chicago zerstört worden ist, und der Sender von Porte Verde auf der anderen Seite des Mondes, verstummte mitten im Satz. Es soll auch in Brasilien einiges passiert sein, doch ich weiß noch nicht was.

Wir haben eine Verbindung mit Utah herstellen können; die Signale kommen durch, doch die Bildqualität ist unter aller Kritik. Alles, was ich sehe, ist etwas Grünes gegen einen grellweißen Hintergrund.

Jetzt ist das Bild völlig auseinandergefallen, und ich muss auf den Nägeln kauen und warten.

(23.30 Uhr) Utah. Da ist es also. Grün und glänzend und so reif wie ein Granny Smith-Apfel. Das Licht der Scheinwerfer, die es von allen Seiten anstrahlen, lässt es fast zerbrechlich wirken.

Es ist eins der größten Artefakte, die ich je gesehen habe. Man hat mir erklärt, dass es einen Durchmesser von 876 Metern hat und sich von Minute zu Minute ein wenig zusammenzieht oder ausdehnt.

Doch seine Größe ist nicht das Wesentliche. Was uns frappiert, ist die Tatsache, dass es nicht gelandet ist, sondern zehn Zentimeter über dem Boden schwebt. Warum?

Tomas Mnaba wird morgen von Camellia kommen, und Ceto de Pendragolia ist bereits auf dem Weg von Tiger Lily. Celia Buxton hat sogar ihre Bücher im Britischen Museum im Stich gelassen, um zu uns zu stoßen. Andere treffen Stunde um Stunde hier ein, so dass sich ein ziemlich beeindruckendes Experten-Team des CLI hier versammelt. Wir haben ein provisorisches Hauptquartier eingerichtet.

Wir sind uns jedoch alle darüber im Klaren, dass die Initiative nicht bei uns liegt und dass wir die Entwicklungen abwarten müssen.

Ich komme gerade von einer militärischen Einsatzbesprechung zurück. Die Soldaten halten sich zurück. Anscheinend war die Zerstörung von Teilen der Erde und des Mondes nicht das Werk dieser Aliens, wie wir angenommen hatten. Es war eine Nebenwirkung des Einsatzes unserer eigenen Garfield-Peitsche. Ich habe bereits bekanntgeben lassen, dass ich zu dieser Frage eine Besprechung unter den führenden Leuten erwarte.

Jetzt sitzen wir hier und warten. Wir hoffen alle, dass die grüne Kugel Leben enthält, denn dann können wir mit der Kontaktaufnahme beginnen, und das ist schließlich unser Geschäft. Wir alle spekulieren, dass das, was dort draußen dicht über dem Boden schwebt, von jenem Kind unserer Theorien zu uns gesandt wurde, der Spezies X.

(07.15 Uhr) Kontakt.

Irgend etwas hat uns eben auf Englisch angesprochen. Ein schwarzer Punkt ist in der glatten Oberfläche der Kugel erschienen und hat sich zu einem Loch erweitert. Eine Tür öffnete sich wie ein ovaler Mund. Irgend etwas bewegte sich dort. Wir konnten es nicht erkennen, und alle unsere elektronischen Instrumente fielen aus. Doch hörten wir die Stimme laut und klar. Ein wenig metallisch. Nicht unangenehm.

»Wir kommen in Friedfertigkeit, suchen keine Gewalt oder die Beendigung von Leben. Wir möchten mit dem sprechen, den ihr Marius Thorndyke nennt.«

Ende der Mitteilung.

Jetzt blickten alle Augen auf mich.

KOMMENTAR

Die Geschehnisse jenes Tages sind, dessen bin ich sicher, noch klar in unser aller Erinnerung. Ich war auf Camellia, als die Nachricht von dem außerirdischen Besucher durchkam. So genoss ich die Ereignisse auf der Erde sozusagen aus der Vogelperspektive.

Es gibt nur drei Punkte, die ich hinzufügen möchte, um Thorndykes Schilderung abzurunden. Der erste bezieht sich auf die Garfield-Peitsche.

Zu dem Zeitpunkt, an dem Thorndyke seinen Bericht schrieb, galt die Garfield-Peitsche noch als eine Waffe, die der höchsten Geheimhaltungsstufe unterlag, und bis heute hat noch niemand öffentlich bekannt, was für ein Glück die Erde hatte, den Einsatz der Peitsche selbst zu überleben.

Die Peitsche ist das militärische Kind jener Garfield-Gleichungen, die es uns ermöglichen, von einem Sternsystem zum anderen zu reisen. Mit Hilfe von Schwerkraftgeneratoren werden Raum-Zeit-Wirbel erzeugt, die gegen spezifische Objekte gerichtet werden können. Diese ›Rückstaus‹ können jedoch, wie Frankenstein, nicht rückgängig gemacht werden, wenn sie einmal geschaffen wurden. Die Verwerfung der Raumstruktur ist permanent.

An jenem schicksalsschweren Tag, als das Schiff der Pe-Ellianer in die Erd-Umlaufbahn einschwenkte, wurde die Peitsche aktiviert. Wie wir später erfuhren, konnte das Schiff der Pe-Ellianer aufgrund seiner Beschaffenheit davon nicht beschädigt werden. Der Schlag der Peitsche wurde deflektiert. Ein geringer Teil der abgelenkten Ladung streifte den Mond. Ein noch kleinerer Teil wurde von der Erde absorbiert. Die Hauptladung verließ unser Sonnensystem. Hätte die Hauptladung die Erde getroffen, wäre das ihr Ende gewesen.

Der zweite Punkt betrifft Thorndykes Beziehung zu den Militärberatern bei der Raumfahrtbehörde. Die Geschichte der Feindschaft zwischen dem CLI und dem militärischen Zweig der Raumfahrtbehörde muss noch geschrieben werden. In gewisser Weise wurde die geistige Grundhaltung, auf welcher das CLI basiert, zu dem Zweck entwickelt, die Militärstrategen zu bekämpfen. Thorndyke lebte nämlich in der ständigen Angst, dass die Arbeit des CLI für den militärischen Nachrichtendienst missbraucht werden könnte.

Wenn auch niemand behaupten würde, dass Thorndyke Pazifist war, zeigte er doch eine tiefe Abneigung gegen jegliche Entwicklung von Waffensystemen im Raum. Trotz seiner Argumente errangen die Militärstrategen jedoch einen Sieg nach dem anderen. Thorndyke begann das CLI als einen Vorposten der Vernunft zu betrachten. Einer der Gründe dafür, dass das CLI auf Camellia begründet wurde, war, dass es so weit von der Erde entfernt ist.

Während der Jahre meiner Bekanntschaft mit Thorndyke entdeckte ich in ihm einen wachsenden Pessimismus. Er gelangte zu der Überzeugung – und das wird von diesen Tagebüchern bestätigt –, dass die Erde keine Zukunft hat. Er gestand mir einmal, dass er das menschliche Gehirn als ein verderbliches Organ betrachte. ›Unausgeglichen‹ war der Ausdruck, den er benutzte. Er glaubte, dass die rationalen Teile unseres Gehirns von unseren dunkleren, primitiven Instinkten beherrscht würden – Instinkten, die während des harten Konkurrenzkampfes im Schlamm der Urzeit eine gewisse Berechtigung gehabt haben mochten, in der Gegenwart jedoch nicht nur völlig fehl am Platze, sondern verhängnisvoll waren.

Das Paradoxe an Thorndyke war – und er war sich dessen durchaus bewusst –, dass er selbst einen stark ›instinktiven‹ Typus darstellte, und einen gelegentlich recht aggressiven.

Schließlich will ich noch kurz etwas zur Spezies X sagen. Dies war die Code-Bezeichnung, die wir beim CLI benutzten, um die mächtige, doch unsichtbare Rasse zu benennen, die zumindest theoretisch in der Lage zu sein schien, Richtung und Ziel unserer Raumerforschung zu bestimmen. In einem späteren Kapitel beschreibt Michiko Hakoshima den Ursprung dieses Konzepts.

Die erste volle Eintragung in Thorndykes pe-ellianischem Tagebuch datiert erst vom 23. April, lediglich drei Tage vor unserer Abreise. Thorndyke verliert kaum ein Wort über die Ereignisse, die sich während der dazwischenliegenden drei Wochen abspielten; zweifellos war er zu stark beschäftigt, um mehr als die offiziellen Memoranden und Berichte zu schreiben. Von den Notizen, die er während dieser Periode machte, sind die meisten fragmentarisch.

Die Ereignisse jener drei Wochen sind von grundlegender Bedeutung, da sie dazu beitrugen, Thorndykes Anschauungen zu formen, während der Abreisetag näherrückte. Nachstehend ein kurzer Aufriss der wichtigsten Geschehnisse.

Jose Borges, Vorsitzender der medizinischen Abteilung des CLI und Direktor des kriminalmedizinischen Institutes von London war am 3. April vor Ort, als das pe-ellianische Schiff sich öffnete. Er beschreibt diesen Vorgang so:

Wir befanden uns etwa fünfhundert Meter von der Kugel entfernt. Soldaten bildeten einen Kordon um sie herum. Wir waren in Wohnwagen untergebracht, die über Nacht eingeflogen worden waren. Glücklicherweise hatte jemand ein gewöhnliches optisches Fernglas mitgebracht, mit dem wir versuchten, Einzelheiten des Schiffes zu erkennen. Wir hatten festgestellt, dass alle elektronischen Beobachtungsgeräte stark verzerrte Aufzeichnungen lieferten und von unerklärlichen Ausfällen betroffen waren. Selbst das Fernglas war nur teilweise brauchbar, da die Kugel ständig aus der Brennweite zu gleiten schien.

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als die Tür sich öffnete. Wir konnten Bewegung feststellen. Wir hatten den Eindruck, dass das Alien humanoid und von beträchtlicher Größe war, doch konnten wir keinerlei Einzelheiten erkennen. Wir sahen bestimmt nicht die grünscheckige Färbung der Haut und die ›Platten‹, die ein so markanter Faktor im Erscheinungsbild der Pe-Ellianer sind.

Die Stimme war klar. Als Thorndyke die Stimme vernahm und hörte, wie sie seinen Namen nannte, blickte er uns verwundert an. Dann zuckte er die Achseln, wie um zu sagen: ›Na schön, einer muss schließlich gehen‹, und schritt langsam auf das fremde Schiff zu.

Er erreichte die Sicherheitskette der Soldaten. Er trug noch seinen Morgenmantel.

Der kommandierende Offizier, der seine Männer die Waffen in Anschlag hatte bringen lassen, als die Tür sich öffnete, versuchte jetzt, Thorndyke zurückzuhalten. Es kam zu einer Auseinandersetzung, die den beobachtenden Pe-Ellianern ihre erste unmittelbare Lektion in englischer Umgangssprache gab.

Schließlich packte der Offizier Thorndyke bei den Aufschlägen seines Mantels, doch Thorndyke stieß ihn zurück. Der Offizier stolperte und fiel auf den Hintern. Bevor er sich wieder aufgerappelt hatte, lief Thorndyke bereits auf das pe-ellianische Schiff zu.

Aufgrund dieser Behinderung war es nicht möglich, irgendwelche Aufzeichnungen von diesem ersten Kontakt zwischen der Erde und Pe-Ellia zu machen. Aber später erstattete Thorndyke darüber Bericht vor der Raumfahrtbehörde:

Als ich auf die grüne Kugel zuschritt, fühlte ich eine seltsame Schwere in den Beinen, und ein Kribbeln wie von Ameisen. Meine Sicht wurde verschwommen, und ich musste schließlich stehenbleiben, da ich nicht mehr erkennen konnte, wohin ich meine Füße setzte. Ich wusste, dass ich ziemlich nahe bei dem Schiff war, da sein Grün mich einzuhüllen schien. Ich wollte nicht dagegenstolpern. Und noch weniger wollte ich unbeabsichtigt hineintreten und von seiner Substanz umgeben werden. Ich konnte den Pe-Ellianer nicht sehen. Ich rief: »Ich bin Marius Thorndyke. Wünschen Sie mit mir zu sprechen?«

Mehrere Minuten lang kam keine Antwort. Dann hörte ich eine kraftvolle Stimme, die aus einer Entfernung von nur wenigen Metern zu kommen schien. Sie sagte: »Willkommen, Marius Thorndyke. Es ist uns eine Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich bin von Pe-Ellia. Ich heiße Ruhe-nach-dem-Sturm. Ich lade Sie ein, sofort mit mir nach Pe-Ellia zu reisen. Dort gibt es welche, die mit Ihnen sprechen wollen, und wir haben Ihnen eine Menge zu sagen.«

Ich wollte ihm antworten, als ich spürte, dass plötzlich eine starke Übelkeit in mir aufstieg, und ich taumelte zurück. Das Gefühl der Übelkeit klang rasch ab, als ich mich von dem pe-ellianischen Schiff entfernte. Mein Blick wurde ebenfalls wieder klar, obwohl die Sonne mich blendete.

Dieser Bericht wurde mündlich am Nachmittag des Tages abgegeben, an dem der erste Kontakt stattgefunden hatte.

Auf dieser Konferenz der Raumfahrtbehörde verlangte Thorndyke, dass dem CLI absolute Autorität für den pe-ellianischen Kontakt gegeben würde. Dieser Forderung wurde stattgegeben.

Als ich von Camellia auf die Erde kam, war bereits eine volle, Kontaktoperation im Gange. Ceto de Pendragolia hatte einige seiner Geräte aufgebaut. Lars Frendrum formulierte geschäftig Zivilisierungswahrscheinlichkeiten aufgrund der mageren Informationen, die wir bis dahin herausbekommen hatten. ›Polly‹ Perkins arbeitete in ihrem mobilen Laboratorium und versuchte, unter Anwendung aller technischer Tricks die Fotos zu entziffern, die wir von dem Pe-Ellianer und seinem Schiff aufgenommen hatten. Ich übernahm die Leitung der linguistischen Sektion. Zu dem Zeitpunkt besaßen wir nichts, worauf wir zurückgreifen konnten, mit Ausnahme der wenigen Worte des Pe-Ellianers, die bereits erwähnt wurden. Wir konnten nicht sagen, ob diese Worte wirkliche Sprache waren oder eine Aufzeichnung. Jacob Mendelsohn, mein Assistent und Spezialist für die Physiologie der Lautproduktion, stellte unser Dilemma richtig dar, als er sagte: »Wir wissen ja nicht einmal, ob die Pe-Ellianer einen Mund haben.«

Ceto de Pendragolia regte sich am meisten auf. Seine Instrumente waren völlig unbrauchbar und gaben ihm ständig widersprüchliche Werte an.

»Marius«, sagte er, »du musst zum Schiff zurückgehen. Tut mir leid, dass du dich krank fühlst, und so weiter, aber ich fühle mich auch krank. Du musst ihm sagen, dass sie abstellen sollen, was immer sie da in Betrieb haben mögen, damit ich etwas von ihnen aufnehmen kann. Okay? Wenn sie das tun, fühlst du dich vielleicht auch wieder besser.«

Thorndyke erklärte sich einverstanden. Er besprach sich kurz mit Jose Borges, dem medizinischen Experten für die Ausbildung von Kontakt-Linguisten, und ging dann auf die pe-ellianische Kugel zu.

Ich zitiere aus Thorndykes Bericht an die Raumfahrtbehörde:

Als ich auf das pe-ellianische Fahrzeug zuschritt, spürte ich wie zuvor einen Anfall von Taubheitsgefühl und Übelkeit, doch war ich diesmal darauf vorbereitet. Ich wandte einige der Geistesübungen an, die von den Medizinern des CLI vorbereitet worden waren, um meinen Magen zu beruhigen und meine Beweglichkeit zu erhalten. Sie halfen mir. Ich war bei vollem Bewusstsein, als die Tür sich öffnete. Ich wartete nicht auf ein Wort des Pe-Ellianers, sondern rief: »Mir ist übel. Irgend etwas, das von Ihrem Schiff ausgeht, macht mich krank. Außerdem möchten wir Sie sehen, doch das können wir nicht. Alle unsere Instrumente sind blind. Wir glauben Ihnen, dass Sie in Freundschaft zu uns gekommen sind. Können Sie uns helfen?«

Darauf bekam ich einen Erstickungsanfall und begann trocken zu würgen. Von den Menschen, die mich beobachteten, wurde mir später erklärt, dass ich auf die Knie gefallen sei. Undeutlich hörte ich einen Schrei von dem pe-ellianischen Schiff. Dann herrschte Stille, und dann tönte aus der Stille ein Flüstern, das lauter und lauter anschwoll, bis es zu einem Dröhnen wurde. Ich dachte, meine Trommelfelle würden platzen. Ich hatte den flüchtigen Eindruck, dass die Zeit umgekehrt wurde und dass der Raum sich um mich herum neu ordnete. Farben verschoben sich durch das Spektrum. Das pe-ellianische Schiff wurde zu einer riesigen Tomate, und der helle Boden unter meinen Knien verwandelte sich zu schwarzer Asche. Alles löste sich in Monochromie auf und verblich wenige Sekunden darauf.

Stille. Ich bemerkte, dass ich die Augen fest zugepresst hatte und dass meine Übelkeit abgeklungen war.

Als ich die Augen öffnete, konnte ich sehen.

Dort war mein Pe-Ellianer, er wirkte so hart wie Flaschenglas und glänzte wie lackiert. Er hockte in der Öffnung des Raumschiffs und starrte mich an. Mein erster Gedanke war der an eine gigantische gescheckte Ameise, denn er streckte mir seine Arme entgegen.

Dann blinzelte er und seine Augen verdrehten sich aufwärts, und ich war wieder ich selbst.

Und im gleichen Augenblick, als Thorndykes Übelkeit verflog, begannen überall auf der Erde die Instrumente wieder normal zu funktionieren. Eine Minute lang sahen wir den Pe-Ellianer deutlich vor uns, dann stellte er sich auf die Füße, und die ovale Tür seines Raumschiffes schloss sich.

Danach entwickelte sich alles sehr schnell.

Nachdem unsere Technik von ihren Störungen befreit war, erschienen laufend Berichte auf den Fernsehbildschirmen der Erde. Die Panik, die in einigen Teilen der Erde aufgelodert war, erlosch. Gerüchte wurden durch klare Fakten ersetzt.

Es wurde zu einer Art Routine, dass Thorndyke an jedem Vormittag mit dem Pe-Ellianer zu einem kurzen Gespräch zusammenkam. Der Pe-Ellianer bestand darauf, dass keins dieser Treffen länger als fünf Minuten dauerte, und niemand außer Thorndyke durfte in die Nähe des Schiffes kommen. Obwohl wir alles hören und sehen konnten, was geschah, war die Verbindungslinie unerträglich dünn.

Die folgende Aufzeichnung von Thorndykes fünftem Gespräch mit Ruhe-nach-dem-Sturm illustriert die Schwierigkeiten, die sich ergaben, wenn er mit dem Pe-Ellianer kommunizierte, und die Technik, die er für den Kontakt anwenden musste. Jede Kommunikation begann damit, dass der Pe-Ellianer jeden, früher gesprochenen Satz, wiederholte.

RUHE: Ich danke Ihnen, denn Sie zu treffen, ist eine Freude. Mein Name ist Ruhe-nach-dem-Sturm. Ich möchte Sie einladen, mit mir zu meinem Heimatplaneten Pe-Ellia zu kommen. Sie können jetzt eintreten.

THORNDYKE: Halten Sie die Luft der Erde für wohlriechend?

(Dreißig Sekunden Pause)

RUHE: Er-träg-lich.

THORNDYKE: Seit wann wissen Sie von unserer Existenz?

(Sechzig Sekunden Pause)

War es eure Rasse, die unsere … ah … Raumschiffe deflektiert hat?

RUHE: Sie war es. Sie können jetzt eintreten und nach Pe-Ellia kommen.

THORNDYKE: Warum habt ihr eine unserer Städte zerstört?

RUHE: Wir zerstören nichts. Wir deflektieren alles.

THORNDYKE: Werden Sie Ihre …

RUHE: Wir sind in friedfertiger Mission hier und suchen keine Gewalt oder das Beenden von Leben.

THORNDYKE: Wer sind Sie?

(Fünfundsechzig Sekunden Pause)

RUHE: Ich bin Ruhe-nach-dem-Sturm. Sie können jetzt eintreten …

THORNDYKE: Werden Sie herauskommen und uns besuchen?

RUHE: Ich … Wir …

(Das Loch in der Wand der Kugel schließt sich)

An jedem Tag lud Thorndyke den Pe-Ellianer ein, herauszutreten, und an jedem Tag wurde seine Einladung zurückgewiesen.

Bei dem neunten Gespräch wurde Ruhe-nach-dem-Sturm von einem zweiten Pe-Ellianer begleitet, den er Thorndyke als ›Rakete‹ vorstellte. Es war von Anfang an ersichtlich, dass Raketes Englisch erheblich flüssiger war. Auf die Aufforderung, die Erde zu besuchen, antwortete er: »Das dürfen wir nicht. Auf der Erde lauern Gefahren. Damit meine ich nicht Krankheiten und Bakterien. Damit könnten wir leicht fertigwerden. Das wäre nichts. Aber da sind andere Gefahren, die uns ins Gesicht starren. Tut mir leid, Freund.«

Trotz aller Einladungen von den bedeutendsten Städten der Erde wollten die Pe-Ellianer ihr Schiff nicht verlassen.

Schließlich erklärte Thorndyke sich einverstanden, mit den Pe-Ellianern zu gehen, doch stellte er zwei Bedingungen: Erstens, dass ich ihn begleiten sollte, und zweitens, dass eine Delegation der Pe-Ellianer sich formell mit einigen Führern der Erde treffen sollte. Dem wurde schließlich zugestimmt. Thorndyke beschreibt den Empfang in seiner dritten Tagebucheintragung:

Während dieser Treffen und Gespräche führten wir unsere Arbeit im provisorischen Hauptquartier des CLI ohne Unterbrechung fort, obwohl der massive Zustrom von Informationen, den wir nach dem zweiten Treffen erwartet hatten, ausblieb. Es gelang uns, ein paar Sequenzen der pe-ellianischen Sprache aufzuzeichnen, die Ruhe-nach-dem-Sturm und Rakete miteinander austauschten, und wir verschlangen sie wie hungrige Hunde. Wir analysierten die Größe und Hautfärbung der Pe-Ellianer. Wir theoretisierten über ihr offensichtliches Fehlen äußerer Genitalien. Wir studierten ihre Stimmabdrücke und zogen Schlüsse auf ihre Skelettstruktur, so weit es uns möglich war. Doch als all diese Erkenntnisse zusammengerechnet wurden, war das Ergebnis recht mager. Jede Nacht saßen wir mit Thorndyke zusammen und versuchten eine Strategie für das Treffen des nächsten Tages auszuarbeiten.

Für Thorndyke wurden die Tage zu einer Serie von Konferenzen, Diskussionen mit der Raumfahrtbehörde, Presse-Interviews und offiziellen Communiqués. Wir waren verblüfft über seine Belastbarkeit. Er unternahm während dieser Zeit nur zwei kurze Reisen nach Brasilien und Chicago.

Trotz all dieser Anforderungen schien Thorndyke ruhig und gelassen zu bleiben. Er war geduldig und höflich und beantwortete Fragen mit einer Zurückhaltung, die uns alle in Erstaunen setzte.

Lediglich Michiko Hakoshima, die Mathematikerin, die ihn länger kannte als die meisten von uns, sah das Warnlicht, das ihr verriet, dass Thorndyke am Ende seiner Kraft angelangt war. Sie sprach mit einigen von uns darüber, vor einer Debatte der Raumfahrtbehörde über die Schäden, die durch den leichtfertigen Einsatz der Garfield-Peitsche hervorgerufen werden können, und warnte uns, »den Druck von dem Eisernen Herzog zu nehmen, da auch er nur ein Mensch sei«.

THORNDYKES TAGEBUCH:

ERSTE EINTRAGUNG

23. April 2076. Heute, nach all der Hetze, all den Debatten und Konferenzen und Gesprächen der letzten Wochen, habe ich endlich Erschöpfung vorgetäuscht und bin vom Raumfahrtzentrum in Washington in die Stille und Abgeschlossenheit meiner kleinen Wohnung in Paris geflohen. Und ich bin froh, die alte Tür hinter mir schließen zu können. Alle Menschen, die mich kennen, mussten lächeln, als ich mich bei den Mitgliedern der Raumfahrtbehörde mit Kopfschmerzen entschuldigte. Ich habe in meinem ganzen Leben nur sehr selten Kopfschmerzen gehabt, sie jedoch seit langem als privaten Euphemismus gebraucht, um den Menschen, die um mich waren, zu verstehen zu geben, dass ich wütend war, oder müde, oder ohne jeden erkennbaren Anlass explodieren konnte, oder endlich allein sein wollte. Ceto de Pendragolia und Janet Bodley haben sich bereit erklärt, mir während der nächsten Tage alles abzunehmen, und ich habe keine Angst, bis zu unserem Abflug gestört zu werden. Die beiden sind darin versiert, mit allen Regierungsstellen und allen Beamten der Raumfahrtbehörde fertig zu werden, und außerdem kann ihnen die Praxis nicht schaden.

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