Der Präsident von der Erdnuss-Farm - Udo Fehring - E-Book

Der Präsident von der Erdnuss-Farm E-Book

Udo Fehring

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Beschreibung

Das Buch ist eingeteilt in zwei Teile: der erste Teil erzählt das Leben von Jimmy Carter mit seinen diversen Stationen und Ämtern, der zweite Teil geht, basierend zu einem großen Teil auf den Tagebuchaufzeichnungen von Jimmy Carter, chronologisch näher auf das außenpolitische High-light seiner Amtszeit, das sogenannte Camp-David-Abkommen ein, also der Friedensschluss zwischen Israel und Ägypten, was eine wahrlich epochale Errungenschaft Carters in seiner Amtszeit als US-Präsident war. Die Verhandlungen dazu, die immerhin 13 Tage andauerten, und schließlich das Zustandekommen des zu-gehörigen Abkommens spiegeln in gewisser Weise deutlich zwei herausstechende Charakterzüge Carters wider: Seine absolute Hartnäckigkeit und seine Kompromisslosigkeit, wenn er ein Ziel verfolgte.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Udo Fehring

Gierather Str. 82

51469 Bergisch Gladbach

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Motivation des Autors

Als Jimmy Carter zwischen 1977 und 1981 US-Präsident war, war ich selbst noch ein Kind und habe mich noch nicht sonderlich für Politik interessiert. Das kam erst nach und nach.

Später dann und bis heute führte dann kein Blick mehr vorbei an der US-Politik. Mit der ersten Präsidentschaft von Donald Trump musste ich allerdings erkennen, dass sich jeglicher staatsmännischer Umgang aus dem Amt verabschiedet hatte und Politik oft nur durch Deals funktioniert („Gibst Du mir, gebe ich Dir“).

Da lohnt nun ein Blick auf die Ex-Präsidenten und unter ihnen sticht Jimmy Carter aus meiner Sicht durch seine wahrhaftige innere Haltung hervor.

Vieles dieser Haltung und Gesinnung spiegelt sich auch in den Ergebnissen seiner Präsidentschaft wider: Beispielsweise das erste Camp-David-Abkommen, das zum Friedensschluss zwischen Israel und Ägypten führte, oder auch den SALT-II-Vertrag zur Rüstungsbegrenzung mit der damaligen Sowjetunion.

Das Buch ist eingeteilt in zwei Teile: der erste erzählt das Leben von Jimmy Carter mit seinen diversen Stationen und Ämtern, der zweite Teil geht, basierend zu einem großen Teil auf den Tagebuchaufzeichnungen von Carter selbst, chronologisch näher auf das außenpolitische Highlight seiner Amtszeit, das sogenannte Camp-David-Abkommen ein, also der Friedensschluss zwischen Israel und Ägypten, was eine wahrlich epochale Errungenschaft Carters in seiner Amtszeit als US-Präsident war. Die Verhandlungen dazu, die immerhin 13 Tage andauerten, und schließlich das Zustandekommen des zugehörigen Abkommens spiegeln in gewisser Weise deutlich zwei herausstechende Charakterzüge Carters wider: Seine absolute Hartnäckigkeit und seine Kompromisslosigkeit, wenn er ein Ziel verfolgte.

Teil 1 - Leben und Wirken von Jimmy Carter

1924 – 1941: Kindheit und Jugend

Jimmy Carter, mit vollem Namen Jimmy Earl Carter Junior, wuchs in den 1920er Jahren in den Südstaaten der USA, im kleinen Ort Plains im Bundesstaat Georgia auf. Er war der jüngste der vier Geschwister, jeweils zwei Jungen und zwei Mädchen, Die Familie lebte auf einer Farm in dörflicher Abgeschiedenheit. Jimmy verlebte dort eine einfache und naturnahe Kindheit. In ihrem kleinen Ort gab es 25 schwarze Familien und nur zwei weiße. Und so waren seine Spielkameraden ganz überwiegend schwarze Kinder.

Trotz einer autoritären Erziehung hatte Jimmy zu seinem Vater James Earl ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Sein Vater hatte früh politisches Engagement für sich entdeckt: Er war Mitglied der Schulkommission im Distrikt und wurde sogar ins Landesparlament gewählt, doch wegen einer Krebserkrankung starb er sehr früh mit 55 Jahren.

Nach Jimmys Erinnerungen war sein Vater in vielerlei Hinsicht ein echtes Vorbild.

Er war als Leiter seiner Farm nicht nur ein fleißiger Geschäftsmann, sondern auch ein tüchtiger Arbeiter, der die harte Feldarbeit nicht scheute und so ebenfalls für die Helfer ein Vorbild war. Daneben liebte er es, Dinge anzupacken. So war er Leiter des örtlichen Elektrizitätsprogramms, engagierte sich in der lokalen Schulkommission und ließ sich

Ebenfalls ins Landesparlament wählen.

Auch Jimmys Mutter Lilian war in vielen Dingen vorbildlich. Sie zog als junge Frau, gegen den Willen ihres Vaters, nach Plains, wo sie ihren späteren Ehemann kennenlernte. Lilian absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Krankenschwester, bevor sie zur Gemeindeschwester avancierte, der in den ländlichen Gebieten viel Verantwortung zuteilwurde. So prägte sich auch der Begriff der "Engel", die in allen Lebenslagen halfen, von der Geburt als Hebamme bis zum Tod, wo sie zugleich Seelsorgerin war.

Lilian war in ihre Einstellung sehr fortschrittlich. Der in Georgia üblichen Rassendiskriminierung widersetzte sie sich, indem sie beispielsweise im Haushalt eine gleichberechtigte Afroamerikanerin einstellte und sich auch sonst den völkischen Gepflogenheiten entgegenstellte.

Der kleine Jimmy war geprägt von der weltoffenen Haltung seiner Mutter. Die Hautfarbe spielte bei der Auswahl seiner Freunde keine Rolle und er konnte in keiner Weise nachvollziehen, warum er auf ein andere Schule oder in eine andere Kirche gehen musste als seine schwarzen Freunde.

Jimmy wurde von der Haushaltshilfe Julia neben Lesen, Schreiben und Rechnen auch dazu angehalten, sich kulturell zu entwickeln: mit Musik und gehobener Literatur.

Ansonsten sah er während seiner Kindheit nicht viel außer seinem Heimatort Plains. Die Familie hatte wenig Geld fürs Reisen.

Prägend für Jimmys Lebensweg war ebenfalls sein Onkel Tom W. Gordy, der der US Navy angehörte. Er schrieb Jimmy und der Familie Postkarten aus allen Teilen der Welt. Dadurch inspiriert, entwickelte Jimmy den Wunsch, einmal Seemann zu werden, ebenfalls bei der Navy.

Voraussetzung dafür war allerdings ein High School-Abschluss, was noch niemand in der Familie vorweisen konnte. Jimmy war aber ein guter Schüler und schloss 1941 die High School sogar als Jahrgangsbester ab.

1942 – 1953: Dienstzeit bei der US Navy

Weitere Voraussetzung für die Aufnahme als Offiziersanwärter bei der Navy war zudem ein Empfehlungsschreiben eines Kongressabgeordneten. Sein Vater kannte durch seine politischen Aktivitäten den Abgeordneten Stephen Pace, der Jimmy allerdings zunächst dieses Empfehlungsschreiben verweigerte und ihm stattdessen ein Jahr am Junior College nahelegte. Nach diesem Jahr am College verschaffte Pace Jimmy schließlich einen Platz an der Militärakademie in Annapolis, wo er schließlich seine Militärausbildung absolvierte. Anschließend hatte er einige Einsätze auf diversen Marine-Schiffen, zunächst dem Übungsschiff USS Wyoming und dann auf einem Schlachtschiff. Nach einigen Jahren Dienst auf teilweise schon in die Jahre gekommenen Schlachtschiffen war Jimmy ein wenig desillusioniert und stellte einen Antrag auf Versetzung in die U-Boot-Flotte. Nach sehr erfolgreichem Durchlaufen der Offiziersschule in New London, Connecticut, wurde er 1948 als Elektronikoffizier auf die USS Pomfret versetzt, doch auch dort blieb es zunächst bei Routinedienst und Manöverfahrten.

USS Pomfret 1

Während dieser Zeit lernte Jimmy bei einem Heimatbesuch seine zukünftige Frau Rosalynn kennen, die eine Freundin seiner Schwester Ruth war. Jimmy war sich schnell sicher, dass Rosalynn die richtige Frau fürs Leben war, weshalb er ihr auch schon früh einen Heiratsantrag machte. Nach einem ersten Zögern Rosalynns heirateten die beiden im Sommer 1946.

Hochzeit mit Rosalynn Eleanor Smith 1

Im Jahr 1950 bewarb sich Jimmy für den Dienst bei der gerade erst im Aufbau befindlichen Atom-U-Boot-Flotte.

Nach einigen Jahren auf Atom-U-Booten und einem außerplanmäßigen Einsatz im Aufräumteam nach einer partiellen Kernschmelze im Atomreaktor Chalk River kehrte Jimmy kurzzeitig nach Plains zurück, wo sein Vater im Sterben lag.

Jimmy verbrachte danach viele Stunden am Bett seines Vaters, wo sie sich ausgiebig über das gemeinsame Leben, aber auch die letzten Jahre, in denen sie sich selten

gesehen hatten, unterhielten.

Die ausgiebigen Gespräche mit seinem Vater, der sich in den letzten Jahren stark für das Gemeinwohl eingesetzt hatte, hatten wohl auch bei Jimmy etwas "losgetreten". Einem Freund gestand er irgendwann: "Gott hat wohl nicht für mich vorgesehen, mein Leben damit zu verbringen, Instrumente der Zerstörung herzustellen, die da sind, um Menschen zu töten."

1953 – 1963: Zurück in Plains

Im Juli 1953 starb sein Vater schließlich – viel zu früh im Alter von nur 59 Jahren – an Bauchspeicheldrüsenkrebs und Jimmy verließ auf Drängen seiner Mutter Lilian nach einer ehrenvollen Entlassung die Marine, um den Betrieb der familieneigenen Erdnuss- und Baumwollplantagen zu übernehmen.

Ehefrau Rosalynn war von dieser eigenmächtigen Entscheidung Jimmys alles andere als begeistert, denn sie befürchtete, dass sie durch den Umzug zurück zu Mutter und Schwiegermutter mit ihrer Familie, der mittlerweile auch schon zwei Söhne angehörten, viel von ihrer Unabhängigkeit einbüßen würde, an die sie sich mittlerweile gewöhnt hatte. Außerdem hatte Jimmy bei der Marine ein sicheres Einkommen, was der Familie ein gut situiertes Leben mit gewissen Privilegien ermöglichte. Rosalynn hatte Jimmy während dessen Einsätzen oft längere Zeit nicht gesehen und sich so selbst einen eigenen Freundeskreis in Connecticut aufgebaut, Dieses Leben sollte sie nun eintauschen gegen ein einfaches und wohl unsicheres Leben im ländlichen und etwas rückständigen Plains. Und so sprach sie auf der Autofahrt von Connecticut nach Plains, immerhin 1600 km, kein einziges Wort mit Jimmy.

Danach startete für Jimmy mit seiner Familie ein neuer Lebensabschnitt als Erdnussfarmer. Ungünstigerweise gab es zeitgleich eine schlimme Dürre in Georgia, was den Jahresgewinn der Farm auf ein Minimum reduzierte.

In diesem Jahr beschloss der Oberste Gerichtshof auch die Rassenintegration. Jimmy war ein glühender Verfechter dieser Integration und wollte seinen Teil dazu beisteuern. Er übernahm eine freigewordene Stelle im Schulausschuss des Landkreises. Jimmy war der Meinung, dass Bildungspolitik ein wichtiger Schlüssel zur Rassenintegration war.

Obwohl juristisch die Rassendiskriminierung aufgehoben war, war aber der offene Rassismus zurück in den Südstaaten und die Befürworter der Rassentrennung machten wieder mobil und übten Druck auf Jimmy aus, im Weißen Bürgerrat „White Citizens Councils“ Mitglied zu werden. Jimmy lehnte ab, worauf man mit dem Boykott seines neugegründeten Saatgutbetriebs drohte. Aber Jimmy blieb standhaft und irgendwann normalisierten sich die Geschäftsbeziehungen wieder.

Dennoch musste Jimmy auf lokaler Ebene auch markante Niederlagen in Bezug auf seine Vorstellungen und Ideologie zur Rassenverständigung hinnehmen, beispielsweise in der Frage, ob Schwarze ebenfalls Gottesdienste in der Gemeindekirche besuchen durften.

1962 kandidierte Jimmy dann recht kurzentschlossen für ein Senatsmandat im Staate Georgia, wiederum ohne vorherige Absprache mit Rosalynn. Jimmy verlor denkbar knapp gegen seinen republikanischen Widersacher Homer Moore, dem aber nachträglich Wahlbetrug nachgewiesen werden konnte.

1963 – 1967: Senator in Georgia

Somit zog Carter im Januar 1963 in den Senat von Georgia ein, was den Beginn seiner politischen Karriere markierte. Dort setzte er sich vor allem für Verbesserungen im Bildungssystem wie kostenlose Schulbücher und -busse ein. Der Kontakt zur Bevölkerung, insbesondere zu den sozial Schwachen, die am Rande der Gesellschaft lebten, war ihm dabei sehr wichtig. Damit agierte er anders als viele seiner Politikerkollegen, die sich wenig um diese Bevölkerungsgruppe scherten.

1966 kandidierte Carter mit fünf anderen Kandidaten für das Gouverneursamt in Georgia. Er erreichte zwar mit 21 % der Stimmen ein gutes Ergebnis, gewann die Wahl allerdings nicht und stürzte daraufhin in eine Depression. Seine Schwester Ruth war als Neu-Evangelikale sehr religiös und unter ihrem Einfluss hatte Carter bei einem Spaziergang ein religiöses Erweckungserlebnis, woraufhin er sich fortan als wiedergeborener Christ sah.

Er hatte noch bis 1967 einen Senatssitz inne, ließ aber diesmal frühzeitig alle wissen, dass er 1970 fest das Gouverneursamt anpeilte.

1968 – 1970: Arbeit als Missionar und Wahlkampf zum Gouverneursamt

Geprägt durch das erwähnte Erweckungserlebnis mit seiner Schwester Ruth leistete Carter in Lock Haven, Pennsylvania, und in Springfield, Massachusetts, jeweils für zwei Wochen missionarische Arbeit für die baptistische Kirche. Diese Einsätze bestärkten ihn in der Absicht, in seiner weiteren politischen Laufbahn stets seinem inneren Kompass zu folgen.

Körperlich hatte er in dieser Zeit 20 Kilogramm an Gewicht verloren, aber nun war er, wie man so schön sagt, wieder mit sich im Reinen.

Im Gouverneurswahlkampf lag er im September 1969 gegenüber seinem Hauptkonkurrenten, dem Ex-Gouverneur Carl Sanders, hoffnungslos hinten. Dann lernte er Ende des Jahres die afroamerikanischen Bürgerrechtler Andrew Young und Vernon Jordan kennen, zu denen er alsbald ein freundschaftliches Verhältnis aufbaute. Und so trat Carter auch des Öfteren bei Versammlungen deren Bürgerrechtsorganisation auf.

Carter konzentrierte sich in seinem weiteren Wahlkampf vor allem auf die Bürger der Unter- und Mittelschicht in den ländlichen Gebieten. Er reiste viel umher und traf sehr viele Leute: in Fabriken, auf Sportveranstaltungen oder an der Tankstelle, kurzum, er tummelte sich dort, wo der einfache Bürger sich auch tummelte. Jemand hatte später mal überschlagen, dass Carter und seine Frau Rosalynn, die ihn in jeglicher Beziehung unterstützte, während dieser Phase des Wahlkampfs ungefähr 600.000 Menschen die Hände geschüttelt haben.

Carter attackierte seinen Hauptkonkurrenten Sanders mit dessen Reichtum und der Nähe zu den Meinungen des sehr liberalen Ex-Präsidenten Lyndon B. Johnson.

Und mit diese Positionierung schien er Erfolg zu haben, denn bei der Vorwahl lag er am Ende klar vor Sanders und hatte das vormalige Umfrageresultat komplett gedreht.

Bei den eigentlichen Gouverneurswahlen im November 1970 gewann er ebenfalls klar gegen den republikanischen Kandidaten Hal Suit und wurde so für die nächsten vier Jahre (1971 – 1974) zum Gouverneur von Georgia gewählt.

1971 – 1974: Gouverneur von Georgia

Am 12. Januar 1971 wurde Carter zum Gouverneur von Georgia vereidigt. In seiner kurzen aber prägnanten Antrittsrede umriss er die für ihn wichtigsten Themen seiner Amtszeit.

Am Anfang stand für ihn, der Zeit der Rassendiskriminierung ein Ende zu setzen. Diese Ansage war den Magazinen der New York Times und des Times-Magazine sogar eine Titel Story wert. Neben der Rassendiskriminierung wollte er auch gegen jegliche andere Form der Diskriminierung vorgehen. Er formulierte es in seiner Antrittsrede so: „Die Zeit für Rassendiskriminierung ist vorbei…kein Armer, kein Mensch vom Lande, kein Schwacher, keine schwarze Person soll jemals wieder die zusätzliche Last tragen müssen, bei den Möglichkeiten der Bildung, einer Arbeitsstelle oder schlicht der Gerechtigkeit benachteiligt zu sein.“

---ENDE DER LESEPROBE---