Der Puppenspieler - Jules Sullivan - E-Book

Der Puppenspieler E-Book

Jules Sullivan

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Beschreibung

Marcus gehört zu den Menschen, die man gemeinhin als privilegiert bezeichnet - gebildet, gut aussehend und noch dazu äußerst wohlhabend. Beste Voraussetzungen also für ein perfektes Leben. Doch er hat ein Geheimnis, das ihn allmählich zu verschlingen droht und eine morbide Fantasie, die er nur mit einem einzigen Menschen ausleben kann und will:

'Joshua', seinem liebsten Spielzeug, der ihn innerhalb eines Jahres mehr Geld gekostet hat, als die meisten im gleichen Zeitraum verdienen.


In diesem Teil der 'Inkognito Tales' blicken wir ausnahmsweise mal in den Kopf des Käufers, statt den der Ware.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Jules Sullivan

Der Puppenspieler

Inkognito Tales

Für jeden, der im Laufe der Jahre durch mein Leben gestolpert ist und mich zu dem gemacht hat, was ich bin. Danke BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Puppenspieler

Ich kann nicht glauben, dass es schon ein Jahr her ist. Ein Jahr, seit du an meine Tür geklopft hast. Ein Jahr, seit dieser ersten, gemeinsamen Nacht, in der du mich alles hast vergessen lassen.

Ich war am Ende gewesen. Alle meine Handlungen basierten auf Frust und der Tatsache, dass ich mich ungerecht behandelt fühlte. Aus Verzweiflung und Wut auf alles und jeden, obwohl niemand Schuld im eigentlichen Sinne trug. Dich zu buchen war eine völlige Kurzschlusshandlung. Ein armseliger Versuch, irgendetwas kontrollieren zu können in einer Welt, die sich plötzlich gegen mich gewandt hatte. Ein einziger, winziger Moment der Schwäche und alles, was ich mir in jahrelanger harter Arbeit aufgebaut hatte, war vor meinen Augen zu Staub zerfallen. Es gab nichts, was ich dagegen tun konnte. Ich war wütend, hasste und hatte vor, mir Luft zu machen und du warst das Ventil, das ich mir zu diesem Zweck aussuchte. Es beschämt mich es zuzugeben, doch ich wollte etwas oder jemanden zerstören, wie die Umstände es mit mir taten– bis ich dich sah, fühlte und schmeckte.

Es ist das gleiche Hotel, dasselbe Zimmer und ich warte auf dich. Seit einer gefühlten Ewigkeit, obwohl ich später hier war, als geplant. Mein Fahrer hatte, verhalten fluchend, im New Yorker Abendverkehr festgesteckt, während das fast schon allgegenwärtige Zittern meiner Hände stärker und stärker wurde. Noch immer versuche ich, es zu unterdrücken – es dich nicht sehen, nicht spüren zu lassen, doch mir läuft die Zeit davon. Ich weiß, du wirst pünktlich sein, das bist du immer. Es ist zehn vor elf. Noch zehn Minuten, bis ich dich wieder in den Armen halte. Ich kann nur hoffen, dass deine bloße Anwesenheit ihre Wirkung auch diesmal nicht verfehlt und ich zu sehr auf dich und deinen zierlichen Körper konzentriert bin, um mich davon stören zu lassen.

In meiner Tasche schlummert der Umschlag, den ich niemals öffnen werde, weil mir sein Inhalt verrät, wer du wirklich bist. Ich will es nicht wissen. Für mich wirst du immer Joshua bleiben. Dennoch habe ich ein kleines Vermögen dafür bezahlt. Für deinen Namen, dein Geburtsdatum, deine Adresse. Beinahe so viel wie für dich.

Es klopft. Einmal, zweimal, ein drittes Mal. Ich lächele und gehe öffnen. Du bist so schön wie eh und je. So schön, dass mir beinahe die Luft wegbleibt, als ich dich ansehe und hereinbitte.

Ohne ein Wort nehme ich dir deine Jacke ab, öffne dir die Badezimmertür. Ich weiß, du gehst zuerst unter die Dusche. Obwohl ich diesen Moment gerne herauszögern würde, weil ich es genieße, wie ein kleines bisschen von dir durchschimmert, bevor du ganz zu dem Geschöpf wirst, für das ich bezahlt habe. Ich möchte den Augenblick festhalten und gleichzeitig wünschte ich, es hätte ihn nie gegeben, denn er erinnert mich immer wieder daran, dass du nicht mir allein gehörst, außer in diesen wenigen Stunden, die ich mir erkaufe.

„Ich bin gleich bei dir“, sagst du leise und ziehst die Tür hinter dir zu.

Ich hänge deine Jacke über den erst besten Stuhl, setze mich auf das Sofa und warte. Lausche dem Geräusch des Wassers aus dem Bad und habe dabei deinen schlanken Körper so deutlich vor Augen, als stündest du jetzt vor mir.

Du brauchst nicht lange, bis du mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen auf mich zukommst. Du siehst müde aus. Noch müder als ich selbst. Abwartend bleibst du ein paar Schritte von mir entfernt stehen.

„Komm her“, fordere ich dich leise auf und strecke eine Hand nach dir aus, um dich neben mich in die Polster zu ziehen. Mein Herz rast, als du dich an meine Schulter kuschelst. Warum bist du so schön? So perfekt? Vorsichtig legst du einen Arm um mich und siehst mich an. Dein Blick ist so unschuldig, so vertrauensvoll, dass es mir fast das Herz bricht.