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Jules Sullivan

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Beschreibung

'Marcus' erzählt die erste von vielen Geschichten aus dem Alltag eines Schauspielers der etwas anderen Art, denn seine Bühne ist nicht das Theater, das Fernsehen, oder gar die große Kinoleinwand, sondern Hotelzimmer, Clubs und Nacht für Nacht ein anderes Bett - ein neuer Kunde, ein neues Stück, eine neue Rolle - voller prickelnder Erotik und dem Spiel mit Macht und Unterwerfung.

Doch Inkognito Tales ist mehr als nur Sex.

Ich möchte euch mitnehmen in den Kopf und die Seele meines anonymen Protagonisten, euch teilhaben lassen an seinem Leben und euch zeigen, wer er ist - ein Träumer, den die Realität gnadenlos einholt.

(Überarbeitete Fassung)

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Veröffentlichungsjahr: 2015

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Jules Sullivan

Marcus

Inkognito Tales

Für Andrea, Gabriela und Sonja, die mich immer wieder weitermachen lassen, auch wenn ich mich nach Aufgeben fühle. Für meinen Mann, der so bereitwillig meine Fragen beantwortet, auch wenn sie noch so abstrus und indiskret sind. Für die Herrschaften von Thirty Seconds to Mars und Placebo - abgesehen vom Dasein selbst die größte Inspiration in meinem Leben - Thank you for the musicBookRix GmbH & Co. KG81371 München

Marcus

Es ist schon lange dunkel, als ich im Hotel ankomme. Ich bin ein Geschöpf der Nacht, das war ich schon immer. Heute allerdings mehr denn je. Das Foyer ist um diese Uhrzeit beinahe menschenleer, nur ein ziemlich lustlos aussehender Angestellter steht hinter der Rezeption und nickt mir beiläufig zu. Wir kennen uns.

Schließlich bin ich ein regelmäßiger Gast hier.

Zielstrebig gehe ich zu den Fahrstühlen, drücke den Knopf für den achtzehnten Stock und klopfe, oben angekommen, dreimal an Zimmertür 1820. Lange muss ich nicht warten bis meine Verabredung mir lächelnd öffnet. Er ist Afroamerikaner, und beinahe einen Kopf größer als ich. Ausgestattet mit entsprechend breiten Schultern und dem dazu passenden Körperbau.

„Komm rein“, sagt er freundlich, tritt beiseite und gibt dabei den Blick frei auf das noble Zimmer.

„Danke“, erwidere ich höflich, während ich seiner Aufforderung ohne zu zögern Folge leiste.

Er lässt die Tür hinter sich ins Schloss fallen, lehnt sich mit dem Rücken dagegen und mustert mich lächelnd.

 

„Perfekt“, murmelt er leise, kommt auf mich zu und legt seine riesige Hand sanft an mein Kinn. Langsam dreht er mein Gesicht mal hierhin, mal dorthin, um mich genauer in Augenschein zu nehmen. Unverbindlich lächelnd trete ich einen Schritt zurück und bringe so wieder etwas Distanz zwischen uns.

„Ich würde gern duschen, wenn es dir nichts ausmacht“, sage ich sachlich, während ich langsam meine enge Lederjacke ausziehe.

„Natürlich, entschuldige“, gibt mein Gegenüber höflich zurück, nimmt mir zuvorkommend meine Jacke ab und öffnet mir eine Tür links von uns.

„Danke.“ Damit schließe ich die Badezimmertür hinter mir, ziehe mich aus, und gehe unter die Dusche.

 

Natürlich habe ich schon geduscht, aber erfahrungsgemäß ist es von Vorteil, es nochmal zu machen. Es stimmt mich auf das Kommende ein - hilft mir endgültig umzuschalten von dem Menschen, der ich eigentlich bin, auf das gewünschte Produkt.

Es ist eine Art Ritual für mich. Manch einer würde es sicherlich als geschmacklos empfinden, aber ich denke, das, was ich tue unterscheidet sich nicht von rituellen Waschungen in anderen Kulturen, seien diese nun traditioneller oder religiöser Art. Mit jedem Tropfen Wasser, der im Ausguss verschwindet werde ich mehr und mehr ein anderer.

Ich habe unzählige Namen, unzählige Gesichter. Ich bin ich – vierzig Jahre alt, sehe aber jünger aus und habe eine Schwäche für Filme, Musik und Gemüse. Ich bin dein Nachbar, oder der Typ von gegenüber, den du manchmal im Waschsalon oder beim Bäcker triffst. Mit dem du kurz Höflichkeiten austauschst. Vielleicht bin ich auch dein Kumpel, mit dem du abends in der Kneipe sitzt und ein Bier trinkst. Ich bin der Kerl, der inzwischen so viele Macken hat, dass jeder Psychiater seine Freude an ihm hätte. Ich schließe meine Tür immer genau sechsmal zu und wieder auf, wenn ich meine Wohnung verlasse, bis ich sicher bin, dass ich wirklich abgeschlossen habe. Ich trage niemals Sachen länger als ein paar Stunden, weil ich mir einbilde nicht sauber zu sein, ich wasche mir mindestens dreimal so oft am Tag die Hände, wie jeder andere Mensch den ich kenne. Ich weiß nicht einmal warum ich das tue. Vermutlich bin ich einfach der kaputte Typ aus Appartement 7B, der mit seinem Leben nicht klarkommt. Aber wenn ich arbeite, dann werde ich, was immer du sehen möchtest.