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Ein Begleitbuch mit Reflexionen, Übungen und Gebete für jeden Tag des Ramadan. Allah beschreibt diesen Monat als den Monat, in dem der Koran offenbart wurde. Er zeigt uns damit, dass uns das Fasten hilft, die Führung und Leitung des Korans tiefer zu erfahren. In der Erfahrung unserer Schwäche durch das Fasten, im Erleben unserer Abhängigkeit von allen Gaben Allahs, erfahren wir Seine Liebe, Seine Nähe und Fürsorge für uns. Die Worte des Korans treffen alle Suchenden genau dort, wo sie sich auf ihrer spirituellen Reise befinden. Dieses Begleitbuch zum heiligen Monat Ramadan soll allen auf dem Weg zu Allah, allen aufrichtig Suchenden, allen aus Liebe Fastenden eine Inspiration und Stütze sein. "Dieses kleine Buch schöpft einen Tropfen aus dem einen reichen Ozean des Islam - ohne Unterscheidung oder Trennung."
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Seitenzahl: 229
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliothek; detaillierte Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar.
1. Auflage 2021
Originalausgabe
Copyright © 2021 Sheema Medien Verlag,
Inh.: Cornelia Linder, Hirnsbergerstr. 52, D - 83093 Antwort
Tel.: +49 (0)8053 – 7992952, E-Mail: [email protected]
https://www.sheema-verlag.de
Copyright © 2021 Rosina-Fawzia Al-Rawi
E-Book ISBN: 978-3-948177-98-0
E-PDF ISBN: 978-3-948177-99-7
ISBN Buch-Ausgabe: 978-3-948177-08-9
Umschlaggestaltung: Schmucker-digital unter Verwendung folgender Motive:
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Korrektorat: Susanne Hülsenbeck
Gesamtkonzeption: Sheema Medien Verlag, Cornelia Linder
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FürNOUR, KARIM, QAIS
Sure Al–Fātiḥa
„Die Öffnende“
(1) Im Namen Allāhs, des Allerbarmers, des Allbarmherzigen
(2) Alles lobt den Schöpfer der Welten
(3) Der unendlich Gütige, Der immer Barmherzige
(4) Der König des Letzten Gerichtes
(5) Du bist es, Den wir anbeten, und bei Dir suchen wir Zuflucht
(6) Leite uns auf den rechten Weg,
(7) den Weg derer, über denen Deine Gnade waltet; nicht derer, über denen Dein Zorn waltet, noch derer, welche in die Irre gehen.
Die 28 Buchstaben des Arabischen Alphabets
Anmerkungen zur Transliteration
Einleitung – Vorwort
1. RAMADANTAG ṢIYĀM FASTEN
2. RAMADANTAG ṢALĀT GEBET
3. RAMADANTAG TAQWA GOTTESBEWUSSTSEIN
4. RAMADANTAG TAWBA VERGEBUNG
5. RAMADANTAG ṢABR GEDULD
6. RAMADANTAG DU’Ā` BITTGEBETE
7. RAMADANTAG DHIKR ERINNERN
8. RAMADANTAG KARAM GROSSZÜGIGKEIT
9. RAMADANTAG ŠUKR DANKBARKEIT
10. RAMADANTAG ADAB BENEHMEN
11. RAMADANTAG NIYYA INTENTION
12. RAMADANTAG ZAKĀT und ṢADAQA ALMOSEN
13. RAMADANTAG JIHAD KAMPF
14. RAMADANTAG KARĀMA WÜRDE
15. RAMADANTAG AL-HALQ SCHÖPFUNG
16. RAMADANTAG QALB HERZ
17. RAMADANTAG RIḌĀ’ ZUFRIEDENHEIT
18. RAMADANTAG WAQT ZEIT
19. RAMADANTAG MAWT TOD
20. RAMADANTAG SALĀM FRIEDEN
21. RAMADANTAG ’A‘MĀL TATEN
22. RAMADANTAG UMMA GEMEINSCHAFT
23. RAMADANTAG TAĠAYYUR EWIGER WANDEL
24. RAMADANTAG QADAR SCHICKSAL
25. RAMADANTAG DER PROPHET
26. RAMADANTAG LAYLAT AL QADR
27. RAMADANTAG MYSTERIUM KORAN
28. RAMADANTAG TASLIM und ’ILM HINGABE und WISSEN
29. RAMADANTAG TAWAKKUL VERTRAUEN
30. RAMADANTAG AṢ-ṢAMAD DER EWIGE
Nachwort
Anmerkungen
Service
Vita – Zur Autorin
Die Transliteration folgt den Vorgaben der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG).
Alle arabischen Namen wurden umgeschrieben außer bestimmten arabischen Begriffen wie Koran (qur`ān), Ramadan (ramaḍān), Dhikr (ḏikr), Dschinn (ğinn), Mashallah (mā šā`a llāh), Alhamdulillah (al-ḥamdu li-llāh), Jihad (ğihād), Shaytan (šayṭān), Hadith (ḥadīṯ), Shahada (šahāda).
Ebenso wurden Eigennamen nicht umgeschrieben, da sie häufig Verwendung finden und daher bekannt sind.
Allah führt uns und sagt uns: „Es mag wohl sein, dass ihr eine Sache hasst, indessen sie gut für euch ist, und es mag wohl sein, dass ihr eine Sache liebt, indessen sie schlecht für euch ist: und Gott weiß, während ihr nicht wisst.“ (2:216)
lā ilāha illā llāh – muḥammadun rasūlu llāh
„Es gibt keine Wirklichkeit außer Gott allein und Muhammad (der Vollkommene) ist der Gesandte Gottes.“
Dieses kleine Buch schöpft einen Tropfen aus dem einen reichen Ozean des Islam ohne Unterscheidung oder Trennung.
Beim Brechen des Fastens sprich:
„Oh Allah, ich habe für Dich gefastet und mit Deiner Versorgung breche ich mein Fasten.“1
allāhumma laka ṣumtu wa-‘alā rizqika ’afṭartu
Nach dem Fastenbrechen sprich:
„Der Durst ging vorüber, die Adern wurden befeuchtet und die Belohnung wurde beständig, so Allah will.“2
ḏahaba aḏh-ḏhama’u wa-btalati l-‘urūq wa-ṯabata l-’ağru in šā’a llāh
Der Prophet sagte: „Es gibt ein Tor im Paradies namens Ar- Raiyan. Diejenigen, die das Fasten einhalten, werden am Tag der Auferstehung durch dieses Tor eintreten und niemand außer ihnen wird durch es eintreten. Der Ruf wird kommen: ‚Wo sind diejenigen, die gefastet haben?’ Sie werden aufstehen und werden die Einzigen sein, die durch es eintreten können. Nach ihrem Eintritt wird das Tor geschlossen und niemand wird mehr durchgehen.“3
Das Wort Ramadan kommt von der arabischen Wurzel r-m-ḍ, was „durch die Intensität der Sonne erhitzt“ oder „brennen“ bedeutet und uns daran erinnert, dass der Zweck des Monats Ramadan darin besteht, die Schleier zu verbrennen, die uns von der Erfahrung der Allgegenwart Allahs vernebeln.
Allah hat diesen Monat als eine klare, sprudelnde Quelle bestimmt, in der wir unser Leben und unseren Seelenzustand läutern können und uns auf dem Weg Richtung göttliches Licht bewegen.
Dieser Monat ist ein Monat der Reinigung der Seele und der spirituellen Entfaltung. Es ist der Monat der Großzügigkeit und des Teilens.
Ibn ‚Abbas berichtete, dass Allahs Gesandter der großzügigste in Sachen wohltätige Zwecke war, aber im Monat Ramadan war er dies bis zum Äußersten. Der Engel Gabriel (Friede sei mit ihm) traf ihn jedes Jahr im Monat Ramadan, bis er endete, und Allahs Gesandter rezitierte ihm den Koran, und wenn Gabriel bei ihm war, war Allahs Gesandter am großzügigsten im Geben und in der Nächstenliebe wie der wehende Wind (Alles und Alle berührend).4
Der Monat Ramadan ist nicht da, um dich zu belasten oder dir das Leben zu erschweren, er ist ein göttliches Geschenk, das dich inspirieren und verwandeln soll.
In diesem Monat geht es darum, dich vom Gewicht deines Egos zu befreien und dich vom Einfluss des Egos, des Nafs, zu lösen, das dich belastet.
Allah sagt uns: „Das Fasten ist dir vorgeschrieben, wie es denen vor dir vorgeschrieben wurde, damit du gottbewusst bleibst.“ (2:183)
Das Schönste an diesem Monat ist, Allah, dem Allbarmherzigen Ar- Raḥmān, zu dienen und unser Liebesband mit Ihm zu stärken.
Der Gesandte Allahs sagte: „Zu dir ist Ramadan gekommen, ein gesegneter Monat, den Allah, der Allmächtige und Erhabene, dir zum Fasten geboten hat. Darin werden die Tore der Himmel geöffnet und die Tore der Hölle geschlossen, und jeder Teufel ist gefesselt, und darin hat Allah eine Nacht, die besser als tausend Monate ist, gegeben.“5
Es ist ein Monat der Gnade und Herrlichkeit. In ihm ist jeder Tag der beste Tag und jede Nacht die beste Nacht und jeder Moment der beste Moment.
Die Kostbarkeit des Monats Ramadan liegt vor allem in seinem spirituellen Wert und dem hohen Platz, den dieser Monat bei Allah einnimmt.
„OH, ALLAH, ÖFFNE MEIN HERZ FÜR DICH IN LIEBE UND DANKBARKEIT.“
Das arabische Wort für Fasten ist „ṣiyam“, was vom Wurzelwort s-wm stammt, das „Selbstbeherrschung“ und „Enthaltung“ bedeutet.
Der wertvollste Aspekt beim Fasten ist die Selbsterkenntnis. Wenn wir aufgefordert werden, das Ego zurückzuhalten, offenbaren sich unsere Abhängigkeiten, unsere Schwächen, unsere Unachtsamkeiten und geben uns das Bewusstsein, das wir brauchen, um uns von ihnen zu befreien. Das Ziel des Fastens ist, die niederen Triebe zu verwandeln, um positive Eigenschaften zu erreichen.
Wenn wir also auf die äußeren Ablenkungen wie Handy, Fernsehen, Computerspiele und andere Vergnügungen und Ablenkungen verzichten, auf unsere Worte achten und Unnötiges erst gar nicht aussprechen, wenn wir unsere Handlungen achtsam ausführen, wenn wir unsere Gedanken beobachten, wie wir über uns selbst und unsere Mitmenschen denken und inneren Vorurteilen widerstehen, wenn wir bedachter mit unserer Umwelt und der Natur umgehen und uns aufrichtig in die Gebete begeben und uns in den heiligen Koran vertiefen, wenn wir unser Heim mit den heilenden Klängen des Korans füllen, schaffen wir einen Raum der Selbsterkenntnis, einen Raum, in dem wir Allahs Gnade und Liebe erfahren können.
Der Monat Ramadan ist zugleich eine anstrengende und freudevolle Zeit. Im Verlaufe dieses Monats lösen sich dreißig Mal enthaltsame Spannung und kontaktfreudige Feierlichkeit ab.
Im gleichzeitigen Fasten der ganzen islamischen Welt erfahren wir eine verstärkte geistige Verbundenheit mit der Gemeinde, der Umma. In den Bewegungen von Enthaltsamkeit (untertags), Feierlichkeit (Sonnenuntergangszeit) und Rückzug (die Nächte) erfahren wir uns in allen Prägungen des Lebens.
„OH, ALLAH, LASS MICH DER SEHNSUCHT IN MEINEM HERZEN NACHGEHEN. LASS NICHT DIE SORGEN DIESER WELT MEINE GRÖSSTE SORGE SEIN UND SCHÜTZE MICH VOR DEN ABLENKUNGEN DIESER WELT, SODASS ICH STETS DEINER GEDENKE.“
Im Monat Ramadan können wir in ein Bewusstsein kommen, in dem alle unsere Handlungen ein Akt der Anbetung werden. Unsere Nichtigkeit, unsere Beengtheit zu erleben, öffnet einen Raum in uns, der den Duft der Dankbarkeit verbreitet, öffnet unsere Augen für die Wunder, die uns umgeben.
„Und Gottes ist der Osten und der Westen, wohin immer ihr euch wendet, dort ist Gottes Antlitz.“ (2:115)
In unserer Verlangsamung durch das Fasten verharren wir länger bei einer Sache. „Die Rastlosigkeit und Hetzerei kommt vom Shaytan“, sagt ein arabisches Sprichwort. Sie kommen vom Shaytan, weil sie uns der Schönheit berauben.
Das Nafs liebt die Schnelligkeit und Abwechselung, nur keine Langeweile, nur kein langes Reflektieren, Antworten sollen sofort kommen, Dinge sollen schnell erledigt, Vergnügungen immer abwechslungsreich sein.
Wenn wir durch das Fasten verlangsamt werden, kann die Berührung eines jeden Gegenstandes, jeder Gang zu einem bestimmten Ziel, jeder bewusste Atemzug zu einer Kontemplation in die Schönheit von Allahs Schöpfung werden und einen Dank in unserem Herzen gegenüber dem Schöpfer auslösen, Alhamdulillah!
Der Prophet Muhammad sagte: „Gott, der Allmächtige, sagt, alle Werke des Menschen sind für ihn, außer dem Fasten, es gehört Mir und Ich werde es belohnen, Ich bin sein Lohn.“6
Diese berührenden Worte des Propheten zeigen uns so sehr die Liebe Allahs zu uns. Mein Fasten ist das einzige, was ich in Liebe und Hingabe Allah hinhalten kann. Allah anerkennt, dass ich Willensstärke, Verzicht und Überwindung auf mich nehme, um Ihn zu erfreuen.
Fasten in diesem heiligen Monat ist ein Hinhalten all unserer Schwächen. Es ist die Ergebung und Verbundenheit und vollkommene Abhängigkeit von Allah zu erfahren und zu preisen.
„Es war der Monat Ramadan, in dem der Koran von droben erteilt wurde, als Rechtleitung für den Menschen und evidenter Beweis dieser Rechtleitung, und als Maßstab, mit dem das Wahre vom Falschen zu unterscheiden ist, wer immer von euch diesen Monat erlebt, soll in ihm fasten.“ (2:185)
Allah beschreibt diesen Monat als den Monat, in dem der Koran offenbart wurde und zeigt uns damit, dass unser Fasten von der Welt uns hilft, die Führung und Leitung des Korans tiefer zu erfahren. In der Erfahrung unserer Schwäche durch das Fasten, im Erleben unserer Abhängigkeit von allen Gaben Allahs, erfahren wir Seine Liebe, Seine Nähe und Fürsorge für uns. Die Worte des Koran treffen jeden Suchenden genau dort, wo er sich auf seiner spirituellen Reise befindet.
Der Koran bereitet unsere Seele und unseren Geist für die bevorstehende unendliche Reise, die Rückkehr zu Ihm, vor.
Unser geliebter Prophet Muhammad beschreibt es so: „Dem Fastenden stehen zwei Freuden bevor: Wenn er sein Fasten bricht, ist er voller Freude, und wenn er seinem Herrn (am Tage des Jüngsten Gerichts) begegnet, freut er sich über das von ihm geleistete Fasten!“7
Der Koran ist das Wunder, das uns von Allah durch den Gesandten Allahs geschenkt wurde. Wir lesen und hören von den Wundern der Propheten, Allahs Friede sei mit ihnen, doch wir sind die einzigen, die das Wunder Koran jetzt in unseren Händen halten und direkt davon trinken können. Welch Ehre und welch Verantwortung.
Mögen deine reinen Hände den Koran halten, mögen deine liebenden Lippen ihn berühren und möge dein ganzes Wesen von dieser Quelle trinken.
Das Fasten hilft uns also bei diesem Prozess, es hilft uns bei der Beherrschung des Selbst. Wenn wir gebeten werden, alles zu verlassen, was uns ablenkt, was uns von außen nährt, sind wir gewissermaßen gezwungen, in uns nach unserer Sehnsucht zu suchen.
Wir beginnen unsere Reise, indem wir uns nach innen wenden, von der Schöpfung fasten und uns dem Schöpfer zuwenden.
Zu Beginn unseres Fastens spüren wir insbesondere Allahs Barmherzigkeit und Hilfe.
Wenn sich unsere Herzen öffnen, erfahren wir Allahs Barmherzigkeit und die Bitte um Vergebung weitet sich in uns aus.
Die Vergebung hilft uns, in den nächsttieferen Bewusstseinszustand einzutreten und alle unsere Sinne von allem zu befreien, was uns Allah nicht näherbringt.
„OH, ALLAH, BRING UNS NÄHER AN DIE BESTE VERSION UNSERER SELBST. ERWEITERE MEINEN GEIST VON ICHBEZOGENHEIT HIN ZUR UMARMUNG DEINER SCHÖPFUNG IN BARMHERZIGKEIT, VERGEBUNG UND WOHLGEFALLEN.“
Die dritte Ebene unseres Fastens ist, darauf zu achten, dass unsere Gedanken nicht vom Ego, vom Nafs, genährt werden.
Es ist das Fasten von Arroganz und Selbstgefälligkeit, so dass wir unsere völlige Abhängigkeit von Ihm erfahren dürfen.
Dies hilft uns, uns von den Feuern zu befreien, denn Feuer entsteht, wenn wir uns widersetzen, wenn wir Angst haben, loszulassen und in die Ergebung, in das tiefe Vertrauen und die Hingabe zu gehen.
„Allah genügt uns, und was für ein vortrefflicher Hüter ist Er!“ (3:173)
Möge Allah uns über den Zustand erheben, den der Geliebte Allahs besorgt so beschrieb: „Wie gering ist doch die Zahl derer, die wirklich fasten und wie zahlreich sind die (Fastenden), die (nur) hungern.“8
Wenn Demut unsere Nafs berührt und die Mauern des Widerstands erschüttert, überwinden wir die Isolation und sind bereit, in Allahs Reich der Barmherzigkeit und des Friedens einzutreten. Das Erleben unserer Demut und Allahs Liebe öffnet unsere Herzen und macht unsere Herzen großzügiger gegenüber denen, die in Not sind. Allah legt Großzügigkeit, Gelassenheit und Frieden in unsere Herzen. Die Sorgen der Vergangenheit verschwinden und die Angst vor der Zukunft verlässt uns und wir bleiben im Moment, in der Gegenwart Allahs:
„Nun wahrlich, Wir sind es, die den Menschen erschaffen haben, und Wir wissen, was sein innerstes Selbst in ihm flüstert, denn Wir sind ihm näher als seine Halsschlagader.“ (50:16)
Mögen unsere Herzen immer in den Händen Allahs sein, mögen unsere Taten immer ein Ausdruck unserer Liebe sein und mögen unsere Gedanken und Worte die Schönheit enthalten, die Er, subḥanahu wa ta‘āla, gepriesen sei Seine Erhabenheit, in uns gelegt hat.
Dieses Buch soll allen auf dem Weg zu Allah, allen aufrichtig Suchenden, allen aus Liebe Fastenden eine Inspiration und Stütze sein. Möge Allah unser Fasten annehmen, denn wir alle trinken und wenden uns in tiefer Hoffnung und wachsamer Furcht an Seine Ewigseiende Raḥma, Gnade.
„Und haltet fest, alle zusammen, an der Verbundenheit mit Allah und entfernt euch nicht voneinander und gedenkt der Segnungen, die Gott euch erteilt hat.“ (3:103)
Unser geliebter Prophet Muhammad sagte: „Ich schwöre bei Dem, in Dessen Hand das Leben des Muhammad ist, dass der Geruch aus dem Mund eines Fastenden bei Allah besser ist als der von Moschus.“9
Ramadan ist der Monat, in dem uns Allah auffordert, uns weiter spirituell zu vervollkommnen. Indem Allah uns aufruft, auf die Dinge zu verzichten, die normalerweise erlaubt sind, gibt Er uns die Möglichkeit, unseren Willen zu stärken.
Der Monat Ramadan beginnt mit Loslassen, es ist ein Prozess, der uns vom Tun ins Nicht-Tun führt und sich dem friedlichen Fluss der Einkehr, der Selbsterkenntnis hingibt:
„ICH DANKE DIR UND VERTRAUE MICH DIR AN. LASS MICH DEINE FÜHRUNG IM HERZEN ERFAHREN, LASS MICH DEINE BARMHERZIGKEIT IN ALLEM ERKENNEN. STÄRKE MEINEN GLAUBEN UND BEFREIE MICH VON MEINEN ILLUSIONEN DER TRENNUNG UND SELBSTGEFÄLLIGKEIT!“
Es ist nicht leicht für das Ich, das Nafs, auf Gewohnheiten zu verzichten. Das bringt Irritationen hervor, wühlt auf und zeigt uns, wie „unrund“ wir sein können, wenn unsere Bedürfnisse nicht erfüllt werden.
Unsere Anhaftungen an unsere Wünsche und Bedürfnisse versklaven uns oft. Allah ruft uns auf, die Dinge loszulassen, die uns belasten und uns daran hindern, wirklich frei zu sein.
Sie loszulassen, weil Allah dies von uns wünscht, uns zu ergeben und uns dem Loslassen von unseren Gewohnheiten hinzugeben; wenn wir bereit sind, alles fallen zu lassen und taslīm, vertrauensvolle Hingabe, zuzulassen, beginnt ein Freiheitsprozess.
Ramadan ist der Monat des intimen Dialogs mit Allah. Es ist das Aufbrechen der weltlichen Schale, um sich neu zu orientieren. Es ist die Zeit, die Kraft und den Mut aufzubringen, die Vergesslichkeit zu transzendieren und den Sinn unserer Existenz wieder bewusst zu leben.
Es ist, wieder für die unendlichen Segnungen empfänglich zu werden, die Allah uns gegeben hat. Es ist das Heraustreten aus unserem selbstgemachten Gefängnis und das Überschreiten unserer niedrigen, fesselnden menschlichen Eigenschaften.
Die Disziplin und der Verzicht auf weltliche, materielle Nahrung und Genüsse, also Trinken, Essen und Sex, diese wie ein Gewand abzulegen, erlaubt uns, in unserer ganzen Schwäche vor Allah, dem Einen, zu stehen und zu erkennen, dass Allah Aṣ-Ṣamad ist, die Absolutheit, zu der sich alle Geschöpfe in Hilfe wenden.
Wenn Allah uns Grenzen setzt, so dienen sie nicht dazu, unsere Freiheit einzuschränken, sondern um innezuhalten, um aus dem weltlichen Hamsterrad herauszutreten, um die Dinge in unserem Leben zu relativieren.
Es ist die Zeit, unsere Beziehung zu uns selbst, zu unseren Mitmenschen bzw. unserer Umwelt und vor allem unsere Beziehung zu Allah, dem Allbarmherzigen, Ar-Raḥmān, zu überdenken. Dies ist der Grundstein für wahre Ergebung.
Fasten ist nicht nur Verzicht, es ist bewusstes Raum-Machen in uns und in unserem Leben für die Gnade und die Segnungen Allahs.
Wenn wir die niederen Wünsche des Selbst loslassen, entdecken wir, dass der Schlüssel zur Flucht aus unserem selbstgemachten Gefängnis immer in unseren Händen lag.
„ALLAH, FÜLLE MEIN HERZ MIT VERTRAUEN, SCHENKE MIR HINGABE UND FÜHRE MICH ZU DIR.
Nimm dir vor, am Ende jeder Stunde fünf Minuten, wenn du unterwegs bist, leise, zu Hause auch hörbar, seelenvoll „ALLAH“ zu wiederholen.
Es ist hilfreich, alle 55 Minuten das Handy oder den Wecker läuten zu lassen.
Einst sprach ein Lehrer zu seinen Schülern: „Klopft weiter an die Tür Allahs und hört niemals auf, denn in seiner Barmherzigkeit wird Allah schließlich Seine Türe für diejenigen öffnen, die Ihn aufrichtig suchen.“
Die Mystikerin Rabi‘a Al-‘Adawiyya hörte diese Aussage, als sie an der Moschee vorbeiging, und fragte: „War Allahs Tür je geschlossen?“
Der erste Ādān, wörtlich „Ankündigung“, in der Geschichte des Islam wurde, angeregt durch einen Traum von Abdallah ibn Zaid und vom Propheten befürwortet, von Bilal al-Habaschi, um 623 kurz nach der Auswanderung (Hiğra) aus der Stadt Mekka gerufen. Nach Ansicht der Schia war es der Engel Gabriel, der mit dem Gebetsruf im Auftrag Allahs zum Propheten kam. Daraufhin bestimmte der Prophet Bilal zum ersten Gebetsrufer.
Al-Mughira Ibn Schu‘ba berichtete: „Der Prophet betete gewöhnlich so lange, bis seine Füße anschwollen – oder dick wurden. Und wenn jemand ihn danach fragte, sagte er zu ihm: ‚Soll ich nicht ein dankbarer Diener Allahs sein?’“10
Eines Tages fragte der Imam Ali: „Welcher Vers im Quran gibt euch am meisten Hoffnung und Zuversicht?“
Einer sprach: „Wahrlich, Allah vergibt nicht das Zuschreiben von Göttlichkeit zu etwas anderem neben Ihm, doch Er vergibt jede geringere Sünde, wem Er will.“ (4:48)
Der Imam Ali sagte: „Dieser Vers ist eine Wohltat, aber er ist es nicht.“
Da sagte ein weiterer: „Doch wer Übel tut oder gegen sich selbst sündigt und danach zu Gott betet, dass Er ihm vergibt, der wird Gott vielvergebend, einen Gnadenspender finden.“ (4:110)
Der Imam Ali sagte: „Dieser ist eine Wohltat, aber er ist es nicht.“
Ein weiterer sprach: „Sag: Oh, ihr Meine Diener, die ihr euch gegen euch selbst vergangen habt! Verzweifelt nicht an Gottes Barmherzigkeit: Sieh, Gott vergibt alle Sünden – denn, wahrlich, Er allein ist vielvergebend, ein Gnadenspender!“ (39:53)
Der Imam Ali sagte: „Dieser ist eine Wohltat, aber er ist es nicht.“
Noch einer meldete sich zu Wort und sprach: „Und die, wenn sie eine schmachvolle Tat begangen haben oder sich an sich selbst versündigt haben, Gottes gedenken und dafür beten, dass ihre Sünden vergeben werden – denn wer außer Gott könnte Sünden vergeben.“ (3:135)
Der Imam Ali sagte wieder: „Dieser ist eine Wohltat, aber er ist es nicht.“
Da schwiegen die Anwesenden. „Wieso schweigt ihr?“, fragte Imam Ali.
„Wir haben nichts mehr hinzuzufügen!“
Da sprach Imam Ali: „Ich hörte meinen geliebten Propheten sagen: ‚Der Vers im Quran, der am meisten Hoffnung und Zuversicht gibt, sind Allahs Worte: ‚Und verrichte beständig das Gebet am Beginn und am Ende des Tages wie auch während der frühen Wachen der Nacht: denn, wahrlich, gute Taten vertreiben üble Taten.’“ (11:114)
In dieser berührenden Überlieferung erkennt man, wie wesentlich das Gebet, diese tägliche Verbindung und Einbettung für den Menschen ist und wie sie den zentralen Kern unseres Glaubens formt.
Im Gebet widerspiegeln sich alle Stützen des Glaubens. Im Gebet wiederholen wir die Shahada. Im Gebet treten wir aus der Welt der Beschäftigungen, aus dem Streben nach unserem Lebensunterhalt und geben von unserer Zeit, was dem Zakāt entspricht. Im Gebet fasten wir, da wir nichts zu uns nehmen. Im Gebet wenden wir uns der Ka‘ba zu, pilgern im Geiste und Herzen hin und richten unseren Körper dorthin. Im Gebet vereinen wir unseren Glauben, die äußere und innere Ausrichtung.
Das arabische Wort für das rituelle Gebet ist sạla ̄t (türkisch, persisch namaz) und kommt von der Grundwurzel ṣ-l-w, was „Anrufung“, „Erbarmen“, „Verbindung“, „Vereinung“ bedeutet.
Die rituelle Waschung wuḍū’ trägt in sich den Akt der Trennung, der Trennung von der äußeren Welt, während das Gebet, ṣalāt, den Akt der Verbindung in sich trägt. Die Verbindung mit der göttlichen Realität Al-Ḥaqq.
Die rituelle Waschung wuḍū’ ist eine Reinwaschung des Körpers und der Sinne von den äußeren Aktivitäten der Welt, um den Körper und die Sinne bewusst für die Verbindung vorzubereiten.
Imam as-Sadiq sagte: „Die am meisten geliebte Tat bei Allah ist das Gebet, und es ist die letzte Anweisung des Propheten .“
Wenn Allah im Koran sagt: „Denn Wir sind ihm näher als seine Halsschlagader“ (50:16), so bedeutet es, dass das Gebet nicht da ist, um uns näherzubringen, sondern, um uns zu sensibilisieren, unser Herz zu öffnen und uns zu erinnern, wie nahe wir schon Seiner Präsenz sind.
Das Gebet hebt uns heraus aus den vergänglichen Mühlen des Alltags und erhebt unser Bewusstsein in die Ewigkeit unserer Seele. Das Gebet ist eine Einbettung in die natürlichen Bewegungen des Universums. Wenn wir beten, verbinden wir uns mit den fortwährenden Lobpreisungen aller Geschöpfe und erfahren so die ewigseiende Güte und Barmherzigkeit Allahs.
Bei der ersten Niederwerfung suğūd, wenn wir unser Haupt in Demut auf die Erde legen, erinnern wir uns, dass wir aus Staub entstanden sind, bei der zweiten, dass wir sterben werden und wieder zu Staub werden, und wenn wir unser Haupt erneut heben, werden wir erinnert, dass wir wieder auferstehen werden für ein zukünftiges Leben.
Der tiefe Sinn des Betens ist, sein Ich zur Seite zu geben und das Herz zu öffnen für ein intimes Gespräch mit Allah. Es ist ein bewusstes Eintreten in die Gnade Allahs, ein ausdrückliches Raum-Machen für unsere Seele.
Wenn wir fünfmal am Tag in einen fließenden Bach steigen würden, gäbe es dann noch Schmutz auf unserem Körper? Das Gebet ist wie dieser reinigende Bach, es klärt und reinigt uns von unseren Verfehlungen, unserer Vergesslichkeit und unseren Anhaftungen.
Gott braucht uns nicht, um für Ihn zu beten, unsere Gebete sind ein Haltgeben, ein Bewusstmachen, ein Auftanken, ein Schutz für unsere Seele und eine Wachsamkeit für unser Ich, „denn das Gebet hält zurück von abscheulichen Taten und allem, was der moralische Sinn verwirft.“ (29:45)
Das Gebet erinnert uns immer wieder an das, was wir wirklich sind und wieso wir hier sind. Das Gebet erlöst uns von den Lasten des Lebens, relativiert unsere Einstellung zum Leben und gibt uns Halt in einer sich stets ändernden Welt.
Ist nicht unsere Verbindung zu Allah, unser intimer Dialog mit Allah, der Sinn unserer Existenz? Sind wir nicht aus Liebe auf diese Welt gesandt worden, um wiederum durch Liebe zurückzufinden?
Unser geliebter Prophet Muhammad sprach: „Allah, erhaben ist seine Lobpreisung, machte meine Herzensfreude im Gebet, das Gebet ist mir so lieb wie dem Hungrigen das Essen und dem Durstigen das Trinken lieb ist. Und der Hungrige wird satt, wenn er isst, und der Durstige wird satt, wenn er trinkt, aber ich werde vom Gebet nie satt.“11
Nimm dir heute vor, bei allem, was auf dich zukommt, bei allem, was dir gesagt wird, bei allem, was du tust: „Alhamdulillah“, „Gepriesen sei Allah“, zu wiederholen, dabei tief einzuatmen und die Worte wie Labsal über deine Gedanken und Gefühle fließen zu lassen. So, als ob du jedes Mal, wenn du „Alhamdulillah“ aussprichst, „ich liebe Dich, Allah“ sagst.
Wie kostbar und wesentlich das Gebet ist, erkennt man daran, dass ṣalāt die einzige Säule im Islam ist, die dem Propheten direkt von Allah gegeben wurde ohne die Vermittlung durch den Engel Gabriel. In der lailat al-mi‘rāğ, der Himmelfahrt Muhammads , holte Allah den Propheten zu Sich und beauftragte ihm die Gebetspflicht, die der Prophet dann den Muslimen überbrachte.
Der Prophet Muhammad sagte: „Habe taqwa vor Allah, wo immer du auch bist, und lass einer schlechten Tat eine gute Tat folgen, die sie auslöscht, und benimm dich gegenüber den Menschen gut.“12
In den Übersetzungen wird taqwa häufig mit „Furcht“ übersetzt, doch taqwa ist Gottesbewusstsein, ist die Angst, nicht mit Allah verbunden zu sein, und gleichzeitig die Liebe, mit Ihm zu sein.
Es ist ein Schutz, eine Verbundenheit, eine Haltung und innere Führung, die aus dem Gefühl und Wissen kommt: „inna li-llāhi wa-inna ilayhi rāği‘ūn“ (2:156) „Wir gehören Allah und zu Ihm kehren wir zurück.“
Diese tiefe Gewissheit, dass ich Allah gehöre, dass all mein Segen, all meine Erfahrungen, all mein Besitz, alles, was ich bin, von Ihm kommt, öffnet das Herz und erlaubt mir, mich aus der Angst und der Sorge, die im Leben immer wieder aufkommen, zu Vertrauen und Zuversicht und Ergebung hinzuentwickeln.
Wenn das Herz sich immer mehr in die Hände Allahs begibt und seine sakīna, seinen Frieden, in der Gegenwart Gottes erfährt, beginnt das Herzenslicht den Intellekt einzunehmen und sich in den Wahrnehmungen, in den Sinnen auszubreiten.
Aus dieser inneren Haltung wachsen unsere Würde, unsere innere Schönheit und unsere Barmherzigkeit gegenüber uns selbst und anderen. Es hilft, unser von Allah gegebenes Potenzial in seiner Fülle auszuleben und unserer Seele wahre Freiheit zu erleben.
Ittaqi llāh! Beachte Gott auf all deinen Wegen!
Wenn wir tief in unserem Herzen wissen, dass es einen Schöpfer gibt, werden wir unsere Entscheidungen so treffen, dass wir Gottes Schöpfung wohltun und sie wohlwollend behandeln.
Sich stets an allen Orten und zu allen Zeiten bewusst zu sein, dass es Gott gibt, führt uns dazu, dieses Wissen, dieses tiefe Gefühl, in all unsere Entscheidungsfindungen hinzuzuziehen, nicht aus Angst, sondern aus Liebe, aus Ehrerbietung, aus Selbstachtung.
Denn nur, wenn man dem Göttlichen vertraut und eine Dienerin, ein Diener Allahs wird, erfährt die Seele Allahs Schönheit. Dann erfahren wir die angeborene Güte fiṭra, die Allah in unsere Herzen gelegt hat und die zum Erblühen kommt, wenn unsere Ausrichtung auf das Göttliche gerichtet ist.