Der Schlüssel zur Freude - Nancy Leigh DeMoss - E-Book

Der Schlüssel zur Freude E-Book

Nancy Leigh DeMoss

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Beschreibung

"Dankbarkeit und Freude gehen Hand in Hand", heißt es. Dabei resultiert Dankbarkeit nicht automatisch aus schönen Erlebnissen. Man muss sich bewusst für sie entscheiden. Öffnen Sie Ihren Blick für Dinge, für die Sie dankbar sein können, und erleben Sie echte Freude!

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Seitenzahl: 268

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Nancy Leigh DeMoss

Der Schlüssel zur Freude

Wie eine dankbare Haltung Ihr Leben verändert

Best. -Nr. 275527 (E-Book)

ISBN 978-3-98963-527-2 (E-Book)

Titel des amerikanischen Originals:

Choosing Gratitude

This book was first published in the United States by Moody Publishers, 820 N. LaSalle Blvd., Chicago, IL 60610 with the title Choosing Gratitude

copyright © 2009 by Nancy Leigh DeMoss. Translated by permission.

Soweit nicht anders vermerkt, wurde die folgende Bibelübersetzung verwendet:

Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen.

Darüber hinaus wurde die folgende Übersetzung verwendet:

NeÜ bibel.heute © 2010 Karl-Heinz Vanheiden und Christliche Verlagsgesellschaft.

1. Auflage (E-Book)

© 2025 Christliche Verlagsgesellschaft mbH

Am Güterbahnhof 26 | 35683 Dillenburg

[email protected]

Übersetzung: Michelle Träger

Satz und Umschlaggestaltung: Christliche Verlagsgesellschaft mbH

Umschlagmotive: © Ambelino/Shutterstock

Schlüssel an den Kapitelanfängen: © Monash/Shutterstock

Wenn Sie Rechtschreib- oder Zeichensetzungsfehler entdeckt haben, können Sie uns gerne kontaktieren: [email protected]

Inhalt

Vorwort:

Bevor Sie beginnen

Einführung

Gott lädt Sie zur Veränderung ein

Kapitel 1

Die Macht der Dankbarkeit

Kapitel 2

Schuld, Gnade und Dankbarkeit

Kapitel 3

Nein danke!

Kapitel 4

Warum Sie sich für die Dankbarkeit entscheiden sollten

Kapitel 5

Von Nörglern und Anbetern

Kapitel 6

Wie kann ich Danke sagen?

Kapitel 7

Danke … für alles

Kapitel 8

Jedoch nicht ohne Opfer

Kapitel 9

Auf dem Weg zur Dankbarkeit

Ein persönliches Nachwort

Für alle diejenigen, die sagen: „Ich kann einfach nicht für alles dankbar sein!“

In der Dankbarkeit wachsen

Andachtsteil für 30 Tage

Ein Dankgebet

Anhang

Worte des Dankes, die von Herzen kommen

Dankbarkeit

Du, der mir so viel gegeben hast,gib mir nur noch eins – ein dankbares Herz …

… ich rufe und rufe immer wieder.In keiner Stille kannst du sein,bis ein dankbares Herz dich findet …

Nicht dann dankbar zu sein, wann ich es will,als würde dein Segen jemals eine Pause machen,sondern ein Herz, das durch dein Lob angeschlagen wird …

George Herbert (1593-1633)

Mein besonderer Dank gilt…

Byron Paulus, Geschäftsführer von Life Action Ministries.

Eine der größten Freuden in meinem Leben kam während der letzten 30 Jahre durch den Segen im gemeinsamen Dienst für Revival von Life-Action-Team mit dir und Sue sowie Greg Thornton, stellvertretender Leiter und Verleger für Moody Publishers.

Es ist ein Vorrecht für mich, seit mehr als zehn Jahren mit dir und dem Moody-Team an der Entstehung von bisher insgesamt zehn Büchern zusammenzuarbeiten. Ihr seid zwei besondere Freunde und Mit-Diener. Ich danke dem Herrn für eure weise Leiterschaft und eure Ratschläge, für eure Gebete und Ermutigungen, die mir immer wieder helfen, in der Spur zu bleiben und dadurch eine fruchtbare Dienerin Christi zu sein.

Erst die Ewigkeit wird zeigen, wie viele Herzen erneuert und wie viele Leben verändert wurden aufgrund eures demütigen und treuen Dienstes für Christus.

Soli Deo gloria!

Vorwort

Bevor Sie beginnen

So viele Menschen tun so viele Dinge für mich oder an mir – da ich querschnittsgelähmt bin, brauche ich immer jemanden, der mir aus dem Bett hilft, mir den Kaffee einschenkt, mich anzieht, meine Haare frisiert, meine Zähne und Nase putzt … und schnell habe ich ein „Danke“ auf den Lippen. Das meine ich auch ganz ehrlich.

Hinzu kommt, dass ich es besonders oft ausspreche. Ich erinnere mich daran, wie meine leitende Assistentin Judy einmal zu mir ins Büro kam und mich bat, ihr zehn Dollar zu leihen. Da ich in dem Moment so beschäftigt war, sagte ich gedankenlos, sie solle sich den Schein aus meinem Portemonnaie holen. Als ich den Verschluss zuschnappen hörte, sagte ich mit fröhlicher Stimme „Danke schön!“. Eine Freundin, die dabeistand, fragte sofort: „Sag mal, wieso bedankst du dich bei ihr? Sie sollte dir danken!“ Nun, ich denke, ich bin einfach darauf programmiert, meinen Mitmenschen immer wieder meine Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen.

Ich wünschte, wir würden es mit unserem Herrn Jesus ebenso handhaben. Wären wir doch nur besser auf Dankbarkeit „programmiert“ – und das nicht nur unseren Mitmenschen gegenüber – und würden ihm im Laufe des Tages zahlreiche Dankgebete nach oben schicken. Doch traurigerweise herrscht in unseren Herzen oft eine Leere, wo Dankbarkeit sein sollte, oder sogar regelrechte Undankbarkeit. Das kann uns Angst machen. Eine undankbare Haltung hat ernst zu nehmende Folgen. Lesen wir nur einmal das erste Kapitel des Römerbriefes. Wenn schon vor einigen Jahrhunderten das Fehlen von Dankbarkeit ganze Generationen ruiniert hat, wie sieht es dann heute bei uns aus? Sie und ich dürfen Gott besser kennen als die Menschen, denen sich Gott nur durch die Schöpfung geoffenbart hatte. Wir haben viel mehr Grund, ihm zu danken!

Deshalb konnte ich die meiste Zeit meines Lebens als Querschnittsgelähmte Danke sagen. Nicht nur „in allem“, wie die Bibel sagt, sondern auch „allezeit für alles dem Gott und Vater“ (1. Thessalonicher 5,18; Epheser 5,19-20). Die meisten von uns können Gott für seine Gnade, seinen Trost und seine stärkende Kraft in der Versuchung danken; aber wir danken ihm nicht für das Problem, durch das wir seine Nähe suchen.

Im Laufe der vielen Jahrzehnte, die ich nun schon im Rollstuhl verbringe, habe ich gelernt, meinen Retter nicht losgelöst von meinem Leiden, das er zulässt, zu sehen. Es ist ja nicht so, als sei ein gebrochenes Genick – oder vielleicht in Ihrem Fall, ein gebrochener Fuß, ein gebrochenes Herz oder eine zerbrochene Familie –„Zufall“, damit Gott dann auftaucht und aus allem noch etwas Gutes hervorbringt. Nein, der Gott der Bibel ist mehr. Viel, viel mehr!

Und so ist es auch mit unserer Seele. Es mag sein, dass ich diesen Rollstuhl anfangs als Tragödie empfunden habe, dennoch danke ich Gott in diesem Rollstuhl, ich bin dankbar für meine Querschnittslähmung. Sie ist ein heilsamer Segen. Ein makaberes Geschenk. Sie ist mein Schatten, der mich tagtäglich begleitet und der mich in die Arme meines Retters schiebt und zieht. Denn dort ist die Freude!

Das ist es, was meine Freundin Nancy Leigh so treffend in ihrem wertvollen Buch Der Schlüssel zur Freude deutlich macht. Und es muss dringend deutlich gesagt werden! Es ist immer wieder schwer, an Dankbarkeit festzuhalten; es ist schwierig, sich zu freuen, wenn man unerträgliche Schmerzen aushalten muss oder bodenlos enttäuscht wird. Aber genau hier kann Nancy Ihnen eine großartige Hilfe sein, denn sie versucht immer wieder, Gott nicht losgelöst von dem Leid zu sehen, das er in ihrem Leben zulässt. Sie zeigt den Zusammenhang zwischen Dankbarkeit und Freude auf. Durch ausgewählte Bibelstellen und persönliche Erfahrungen führt sie Sie Schritt für Schritt, damit auch Sie die himmlische Freude erleben können. Keine vorübergehende Freude, sondern eine echte und tiefgründige Freude, die nicht so leicht zu erschüttern und auszulöschen ist. Eine Freude, die auch in Situationen gefunden werden kann, die man eigentlich als Tragödien bezeichnet.

In diesem Buch werden Sie erkennen, dass Ihre Not (Ihr persönlicher „Rollstuhl“) sehr gut in Gottes Plan passt. Ihre Not und Ihr Leid kommen aus seiner klugen und liebenden Hand, und dafür können Sie Gott danken. Im Leid und für das Leid. Schließlich zeigt Nancy auf, woher die Kraft kommt, aus der heraus dies überhaupt möglich ist: Wir sagen allezeit für alles dem Gott und Vater Dank im Namen unseres Herrn Jesus Christus. Ja, diesen wunderbaren Retter möchte Nancy Leigh DeMoss immer wieder großmachen. Das werden Sie in diesem besonderen Buch feststellen.

Danke, Nancy, und das meine ich ehrlich. Gott segne dich – dafür, dass du uns anleitest und uns aufzeigst, wie unser Leben ein einziger Dank und ein Lob für Gott wird … Glaube mir, diese Art der Dankbarkeit steht dir sehr gut!

Joni Eareckson Tada

Joni and Friends International Disability Center

Einführung

Gott lädt Sie zur Veränderung ein

Selbst wenn du Wunder tun könntest,wäre es für dich ohne diesen dankbaren Geistbedeutungslos, denn er heilt nur durch ein Wortund verwandelt alles, was er berührt, in Freude.

William Law1

Seit mehreren Monaten beschäftige ich mich damit herauszufinden, was die Bibel über das Thema „Dankbarkeit“ zu sagen hat. Ich habe darüber nachgedacht, was es heißt, dankbar zu sein und welche Auswirkungen Dankbarkeit hat.

Das war nicht nur eine theoretische Übung für mich. Es war viel mehr. Der Herr hat mich auf eine persönliche Reise geschickt, die noch nicht zu Ende ist. Er hat mir deutlich gemacht, warum es so wichtig ist, mich in Dankbarkeit zu üben: damit ich auf alles, was mir im Leben begegnen mag, vorbereitet bin. Auch für die Umstände und Zeiten, die ich als unangenehm oder schwierig empfinde.

Diese Reise war nicht immer einfach – unterwegs hat der Herr mich auf Dinge in meinem Herzen aufmerksam gemacht, die nicht gerade schmeichelhaft für mich waren. Sein Geist hat mich überführt, denn meine Reaktionen im Stress wurden an dem gemessen, was ich anderen Menschen geraten und was ich von ihnen verlangt hatte (ganz zu schweigen von den biblischen Maßstäben!).

Dennoch war und ist dieser Prozess notwendig für mein Leben und die Veränderungen, die dadurch in meinen Ansichten und in meinem Charakter vonstatten gehen, und sie machen auch die schwierigen Situationen mehr als wett. Ich durfte auch die Freiheit erfahren, die entsteht, wenn man „Ja, Herr“ sagen kann. (Dazu mehr in meinem persönlichen Nachwort.)

Mit diesem Buch möchte ich Sie auf meine Reise mitnehmen. Sie sollen erfahren, was ich entdeckt habe. Ich würde mir wünschen, dass Sie die erfrischende Freude erleben, die entsteht, wenn man die bitteren Wurzeln der Undankbarkeit herauszieht und sich entscheidet, ein dankbares Herz zu pflegen. Bevor wir jedoch beginnen, möchte ich, dass wir einen kurzen Moment innehalten und darüber nachdenken, wo der Weg uns hinführen soll und warum es meiner Meinung nach so wichtig ist, dass wir diesen Weg gehen.

Wenn mich jemand vor dem Schreiben dieses Buches gefragt hätte, ob ich eine dankbare Person bin, hätte ich mich mit Sicherheit als „überdurchschnittlich dankbar“ eingestuft. Und diejenigen, die mich kennen, hätten dem gewiss auch zugestimmt.

Das hat vor allem mit meinen Eltern zu tun, die mich, wenn ich ein Geschenk bekam, angehalten haben, eine Dankeskarte zu schreiben; bereits in jungen Jahren brachten sie mir bei, wie wichtig es ist, seine Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Das gehört sich einfach so, nicht wahr? Das gebietet die Höflichkeit. Obwohl ich damals nicht immer davon begeistert war, bin ich heute für diese „Schule“ sehr dankbar.

Im Laufe der Jahre habe ich mich darin geübt, Dankbarkeit zu einem Lebensstil zu machen. Und ich durfte aufgrund meiner dankbaren Haltung viele segensreiche Erfahrungen machen.

Allerdings musste ich auch feststellen, dass ich, wenn ich nicht immer wieder gegen die Undankbarkeit ankämpfe und mich für die Dankbarkeit entscheide, schnell in den Sog der gefallenen Welt gezogen werde. Ich richte meinen Blick auf das, was ich nicht habe, aber gerne haben will. Plötzlich erscheint mein Leben hart, ermüdend und überfordernd.

Auch während ich dieses Buch schrieb, ließ ich hin und wieder zu, dass ich in dieses Fahrwasser hineingeriet. Ich musste erkennen, dass fehlende Dankbarkeit sich in Sorgen, Nörgeln und Ärger niederschlägt, entweder weil ich mich in meiner Gedankenwelt nur im Kreis drehe, oder, was noch schlimmer ist, weil ich meinen Zorn über diese Gedanken an meinen Mitmenschen auslasse.

Aber wenn ich in solchen Momenten buchstäblich nach Luft schnappte und fürchtete unterzugehen, entdeckte ich, dass die Dankbarkeit letztendlich mein Lebensretter wurde. Wenn ich mich selbst in tosenden Fluten für die Dankbarkeit entschied, wurde ich dadurch vor mir selbst und vor meinen Fluchtgedanken gerettet. Durch Gottes Gnade gibt sie mir immer wieder Auftrieb und schützt mich davor, in einem Meer aus Zweifel, Pessimismus, Entmutigung und Sorgen zu versinken.

Im Laufe der Zeit zeigt es sich, dass Freude die Folge von bewusster Entscheidung für die Dankbarkeit ist. Solch eine Entscheidung trifft man nicht mühelos und nebenbei. Ich muss meine Gedanken immer wieder neu in Übereinstimmung mit Gottes Wort bringen, mein Herz darauf ausrichten, Gott und seine Geschenke wertzuschätzen und meine Zunge zügeln, um das zu sagen, was seiner Göttlichkeit und Gnade entspricht – bis schließlich Dankbarkeit meine natürliche Reaktion auf alle Situationen im Leben wird.

Ein kraftvolles Geheimnis

Auf den folgenden Seiten werde ich Sie dazu ermutigen, sich für die Dankbarkeit zu entscheiden, vor allem weil es die einzige angemessene Haltung einem guten und gnädigen Gott gegenüber ist, der uns von unserer Sündenschuld befreit hat.

Aber auch in unserem eigenen Interesse ist Dankbarkeit sinnvoll.

Bis zu einem gewissen Grad hängen Ihr emotionales, mentales, physisches und geistliches Wohlbefinden sowie Ihre Gesundheit und die Stabilität Ihrer Beziehungen zu anderen Menschen von Ihrer Dankbarkeit ab.

Sich ein dankbares Herz zu bewahren ist der beste Schutz, um nicht bitter, giftig und mürrisch zu werden. Ein dankbares Gotteskind ist einfach ein fröhlicher, friedlicher und strahlender Mensch.

Falls Entmutigung, Depression, Angst oder Sorgen zu Ihren ständigen Begleitern zählen, neigen Sie vermutlich dazu, sie Ihren schwierigen und schmerzvollen Umständen zuzuschreiben. Doch ich möchte Ihnen sagen, dass, egal, wie herausfordernd Ihre derzeitige Situation auch sein mag, Ihre Verfassung wahrscheinlich weniger mit Ihren schwierigen Umständen zu tun hat als mit der Notwendigkeit, ein dankbares Herz zu entwickeln.

Wie sonst sollte man erklären, dass es auf der ganzen Welt Gläubige gibt – und auch in der Vergangenheit schon gab –, die mit viel weniger zurechtkommen, als wir uns vorstellen können, die tagtäglich mit Versuchungen und Tragödien zu kämpfen haben und trotzdem unbeschreiblichen Frieden und Freude in sich tragen?

Ein Kommentar des Theologen und Autors Dr. Wayne Grudem, auf den ich im Internet gestoßen bin, hat mich sehr beeindruckt. Als C. J. Mahaney ihn fragte, auf welchen Gebieten im Dienst er am ehesten entmutigt werden kann, antwortete Dr. Grudem: „Ehrlich gesagt, bin ich nicht sehr oft entmutigt. Ich sehe immer wieder den Beweis von Gottes Wirken in meinem Leben und in dem meiner Mitmenschen, sodass ich einfach von Dankbarkeit ihm gegenüber überwältigt bin.“2 (Hervorhebung durch die Autorin)

Diese Aussage passt hervorragend in unsere Zeit. Heutzutage, wo man in den USA ständig von Zwangsvollstreckungen, von hoher Arbeitslosigkeit, Verschuldung und gesunkenen Rentenkassen hört, einmal abgesehen von den besorgniserregenden Nachrichten von anderen Orten auf dieser Welt über Unruhen, Hungersnöte und Krankheiten, ist es selbstverständlich geworden, dass Menschen entmutigt sind und manches Mal sogar den Eindruck haben, Gott hätte diese Welt verlassen. Diejenigen, die Christus lieben und ihm nachfolgen, werden immer mutloser angesichts der Säkularisierung und des moralischen Relativismus.

Ich bin davon überzeugt, dass wir in unseren Tagen die geistliche Disziplin der Dankbarkeit pflegen müssen, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Damit wir von dem, was uns tagtäglich begegnet, nicht überfordert werden, sollten wir immer wieder nach Beweisen von Gottes Wirken in unserem Chaos Ausschau halten und „ganz einfach von Dankbarkeit ihm gegenüber überwältigt sein“.

Es ist erstaunlich, wie oft wir in der Bibel – besonders in den Psalmen – dazu aufgefordert werden, dem Herrn zu danken, ihn zu preisen und ihm zu singen. Umso verwunderlicher ist, dass viele dieser Aussagen von Personen geschrieben wurden, die sich in den denkbar schlimmsten Situationen befanden.

Es gibt einen Grund, weshalb die Bibel uns immer wieder auffordert, dankbar zu sein. Dahinter steckt ein kraftvolles Geheimnis, das nur wenige erkennen und das bei den meisten Auslegungen über christliche Tugenden übersehen wird.

Wie wir noch sehen werden, ist Dankbarkeit im Leben eines Christen nicht etwa von zweitrangiger Bedeutung, sie ist vielmehr von ungeheurer Bedeutung. Und sie hat verändernde Kraft. Ich bin absolut davon überzeugt, dass ein dankbarer Geist, der sich auf Gottes Güte und Gnade gründet, Ihre Sicht und Reaktion auf alles, was Ihnen in Ihrem Leben begegnet, radikal beeinflussen wird.

Also lassen Sie uns gemeinsam diese Reise antreten und diesen recht einfachen, aber bedeutungsvollen Charakterzug der Dankbarkeit erforschen. Ich bete dafür, dass diese Reise – eine Reise näher zu dem Herzen Gottes – Ihnen größere Freiheit und Freude bringen wird.

Anmerkungen

1Mary W. Tileston, Daily Strength for Daily Needs, 9. März, Whitaker House, New Kensington, 2003.

2Sovereign-Grace-Ministries-Blog, 30. Januar 2009, http://www.sovereigngraceministries.org/Blog/post/Meet-Wayne-Grudem-(4).aspx.

Kapitel 1

Die Macht der Dankbarkeit

Entwickle ein heiter-beschwingtes Gespür für dieüberschwängliche Freundlichkeit Gottesin deinem täglichen Leben.

Alexander MacLaren1

Danke! – Dies war mit Sicherheit eines der ersten Worte, die Sie in Ihrem Leben lernen mussten.

Zurzeit lebt eine junge Familie bei mir, solange ihr eigenes Haus renoviert wird. Die kleine Tochter ist 17 Monate alt und fängt an, ihre ersten (fast verständlichen) Worte zu sprechen. (Als ich ihr kürzlich das Kinderbuch Winnie Puuh vorlas, sagte sie zum ersten Mal „Tigger“. Das war schon sehr bewegend für ihre „Tante Nancy“ und für ihre Eltern, die dabei waren und es hörten.)

Katelynn war noch kein Jahr alt, als ihre Eltern begannen, mit ihr die Worte „Bitte“ und „Danke“ zu üben. Auch wenn sie diese Worte noch nicht aussprechen kann, so ist sie schon in der Lage, entsprechende Handzeichen zu geben, um damit „Bitte“ oder „Danke“ zu sagen.

Das Wort „Danke“ ist in fast jeder Sprache eine der ersten und wichtigsten Vokabeln. Für Menschen, die ein eingeschränktes Hör- oder Sprachvermögen haben, ist es relativ einfach zu vokalisieren. Dennoch gibt es einen Riesenunterschied zwischen dem bloßen Aussprechen des Wortes „Danke“ und einem wirklich dankbaren Herzen.

Auf welchem Rang der christlichen Tugenden befindet sich die Dankbarkeit bei Ihnen?

In unserer Rüstkammer, zu der bergeversetzender Glaube, absoluter Gehorsam, Langmut und Mitgefühl gehören sollten, scheint die Dankbarkeit nicht mehr als ein optionales Anhängsel zu sein. Frei nach dem Motto: Schön, wenn sie da ist, aber die Welt geht nicht unter, wenn sie fehlt.

Oftmals haben wir die Vorstellung, dass die Eigenschaften eines Christen in unterschiedlich wichtige Kategorien eingeteilt werden können, dabei rangiert die Dankbarkeit ziemlich weit unten, zusammen mit Gastfreundschaft, Fröhlichkeit und dem mittwochabendlichen Gemeindeabend. Dankbarkeit findet man nur bei den teureren „Christmodellen“ und ist definitiv nicht im Basispaket enthalten – ja, noch nicht einmal in der gleichen Kategorie wie die anderen, noch wichtigeren Bauteile eines „Superchristen“. Das denken wir.

Und dennoch …

Die Sache mit der Dankbarkeit ist weitaus bedeutender, als ihr allgemein schwacher Ruf vermuten ließe. Was auf den ersten Blick wie ein süßes kleines Beiwerk aussieht, ist tatsächlich viel gewichtiger, kraftvoller und notwendiger in unserem Leben als Christen.

Versuchen Sie zum Beispiel einmal, konsequenten Glauben ohne Dankbarkeit zu leben; über kurz oder lang wird Ihr Glaube zu einer hartherzigen Religion werden, die hohl und wertlos ist.

Wahre Dankbarkeit ist keine nebensächliche Zutat.

Versuchen Sie einmal, ohne Dankbarkeit christliche Nächstenliebe weiterzugeben und auszuleben; Ihre Liebe wird früher oder später hart auf den Boden von Enttäuschungen und Desillusionen krachen.

Versuchen Sie einmal, sich ohne eine dankbare Haltung aufzuopfern. Sie werden merken, wie Sie jeden Funken Freude verlieren und sich irgendwann nur noch als Märtyrer fühlen.

Der britische Pastor John Henry Jowett sagte einmal: „Ohne Dankbarkeit ist jede Tugend verstümmelt und humpelt auf der Straße des Glaubens entlang.“

Echte Dankbarkeit ist keine Nebensächlichkeit. Auch kann sie nicht existieren, ohne Einfluss auf das Leben zu nehmen, selig auf einer einsamen Insel lebend und die Realität völlig ignorierend. Nein, die Dankbarkeit muss in uns und unseren Herzen arbeiten. Sie ist Gottes wichtigstes Werkzeug, um uns Freude und Ausdauer in unserem täglichen Kampf zu geben.

Loben oder jammern

Die Sache mit der Dankbarkeit kann kaum überbewertet werden. Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass es nur wenige Dinge gibt, die Gotteskinder so sympathisch machen wie eine dankbare Grundhaltung. Andererseits gibt es auch nichts, das einen Menschen so unattraktiv erscheinen lässt wie Undankbarkeit.

Ich habe festgestellt, dass es immer genau zwei Möglichkeiten gibt – egal, welche Umstände sich mir gerade bieten. Ich kann entweder

jammern

oder

loben!

Und ich kann nicht loben, ohne zu danken. Das ist einfach unmöglich.

Wenn wir uns besonders inmitten schwieriger Umstände fürs Loben und Danken entscheiden, verströmen wir einen Duft, wir strahlen etwas aus, das Auswirkungen auf unsere Beziehung zu Gott wie auf die zu anderen Menschen hat. Entscheiden wir uns hingegen für das Jammern, Murren und Nörgeln, werden wir bitter und zerstören dadurch Beziehungen.

Viele sind sich nicht bewusst, dass die Konsequenzen der Undankbarkeit vergleichbar sind mit denen einer ansteckenden Krankheit. Sie sind auch nicht weniger tödlich. Unsere westliche Zivilisation ist zum Opfer der Krankheit „Undankbarkeit“ geworden. Wie ein tödliches Gas vergiftet diese Sünde unser Leben, unsere Familien, unsere Gemeinden und unsere Kultur.

Eine dankbare Person ist wie eine frische Brise in einer Welt, die von Bitterkeit und Unzufriedenheit verseucht ist. Jemand, der Dankbarkeit als Resultat und Antwort auf die errettende Gnade Gottes zeigt, wird ein Zeugnis für das Evangelium sein, das gewinnend und anziehend auf andere wirkt.

Also versuchen Sie am besten gar nicht erst, als Christ ein Leben ohne Dankbarkeit zu führen, es sei denn, es macht Ihnen nichts aus, wenn Ihre Verpflichtungen Ihnen morgens um drei den Schlaf rauben, Ihre Pläne für den Tag über den Haufen geworfen werden oder Ihnen eine unerwartet hohe Rechnung ins Haus flattert, die Ihr monatliches Budget sprengt.

Mit bloßer Willensstärke und Anstrengung können Sie eventuell die „richtigen“ (die erwarteten) Reaktionen „hervorbringen“, aber Ihr (sogenanntes) Christenleben wird hohl, hartherzig und abstoßend auf andere Menschen wirken.

Die Macht der Dankbarkeit

Seit der Immobilienhändler Peter Cummings im Jahr 1998 seine Arbeit als Vorsitzender des Detroit Symphony Orchestra begann, schrieb er jedem Spender, der mehr als 500 Dollar an das Orchester gespendet hatte, eine persönliche Dankeskarte. Er hätte den Gedanken nicht ertragen können, dass ein Unterstützer des Orchesters ein allgemein formuliertes Schreiben – womöglich noch mit falsch geschriebener Anrede – oder dass einer seiner Freunde einen unpersönlichen Brief mit seiner per Computer eingefügten Unterschrift bekam.

Eines dieser vielen Dankesschreiben ging an eine gewisse Mary Webber Parker, die Tochter einer namhaften Familie aus Detroit und Erbin des Hudson’s-Warenhaus-Vermögens. Vor langer Zeit war sie von Detroit nach Kalifornien umgezogen; mittlerweile war sie verwitwet und hatte ihren Wohnsitz in einem vornehmen Altersheim außerhalb von Hartford, Connecticut.

Aus welchen Gründen auch immer hatte Mrs Parker beschlossen, eine einmalige Spende über 50.000 Dollar an das Sinfonieorchester ihrer Heimatstadt zu überweisen.

Wie er es immer tat, schrieb Peter sofort ein herzliches Dankesschreiben an Mary … und dieses kam für Mary völlig unerwartet. Zweifellos berührte es das Herz dieser älteren Witwe (die in den letzten 20 Jahren nur noch zweimal in Detroit gewesen war) besonders, als sie las, dass ihre großzügige Spende dazu beigetragen hatte, dass das Orchester ihrer Heimatstadt zu neuem Leben erweckt werden konnte.

Zwei Wochen später schickte sie nochmals einen Scheck über 50.000 Dollar.

Innerhalb weniger Tage sandte Peter erneut einen Brief, in dem er seine Dankbarkeit zum Ausdruck brachte, und bot an, Mary einmal von Michigan aus zu besuchen. Im kommenden Herbst sei er in der Nähe, da er seine Tochter auf dem College in Hartford anmelden müsse. Er habe nicht vor, sie um weitere Spenden zu bitten, sondern wolle ihr lediglich persönlich danken.

Monate vergingen. Schließlich kam ein Schreiben, datiert auf den 13. Juni, in welchem Mrs Parker einem Besuch von Peter im kommenden Herbst zustimmte. Und falls er nichts dagegen hätte, würde sie gerne noch etwas an das Detroit Symphony Orchestra spenden. Dieses Mal allerdings nicht 50.000 Dollar, sondern 500.000 Dollar.

Und das nicht nur einmal, sondern jährlich, für eine Dauer von fünf Jahren!2

Zweieinhalb Millionen Dollar!

Nicht aus Pflicht. Nicht aus Zwang. Nicht etwa weil es keine anderen Bittsteller gegeben hätte, die sich ein Bein herausgerissen hätten, um in den Genuss ihres Vermögens zu kommen.

Sie tat es, weil jemand dankbar gewesen war. Aufrichtig dankbar.

Das ist die überschäumende Macht von Dankbarkeit – die Kraft, die neuen Schwung in den grauen Alltag bringt.

Unser Herzenswunsch

Es würde mich doch sehr wundern, wenn Sie heute Morgen aufgewacht wären und gesagt hätten: „Ach, ich wünschte, ich wäre dankbarer, denn dann wäre mein Leben viel besser.“ Selten erkennen wir, dass fehlende Dankbarkeit die Ursache unserer Probleme ist.

Hingegen wäre ich nicht überrascht, wenn Sie sagen würden: „Ich bin es so leid, dass mein Mann mir gegenüber dermaßen rücksichtslos ist. Rund um die Uhr bin ich damit beschäftigt, seine Bedürfnisse zu erfüllen, und er gibt so wenig zurück. Ich wünschte mir, dass er einmal innehalten und sich bewusst machen würde, dass es hier im Haus noch mehr Menschen mit persönlichen Bedürfnissen gibt.“

Vielleicht sagen Sie auch: „So oft schon habe ich meinen Eltern Gelegenheiten gegeben, sich bei mir dafür zu entschuldigen, dass sie mich als Kind Situationen ausgesetzt haben, die mir Leid zufügten. Ein einfaches ‚Es-tut-mir-Leid‘ würde schon genügen. Aber sie reden sich nur ständig heraus und geben Erklärungen ab, in denen sie anderen die Schuld zuschieben. Ich wünschte mir nur, dass es ihnen nicht egal wäre. Dass sie erkennen, wie hart und schwer es für mich ist, damit zu leben. Warum können sie das einfach nicht begreifen?“

Oder: „Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht mehr, was ich noch glauben soll. Ich verspüre nicht mehr den Wunsch zu beten, in der Bibel zu lesen oder dem Herrn wie bisher zu dienen. Ich schaffe es einfach nicht mehr. Ich muss mich zwingen, in die Gemeinde zu gehen. Bei meinen vielen hochgesteckten geistlichen Zielen haben andere bestimmt geglaubt, ich wäre nicht mehr ganz bei Trost. Vielleicht hatten sie recht. Meiner Meinung nach wäre jeder besser dran, wenn er seine Hoffnungen auf Gott nicht so hoch setzen würde.“

Keiner muss Ihnen noch sagen, dass das Leben schmerzhaft sein kann. Wenn es nicht eine der soeben beschriebenen Situationen ist, die Sie betrifft, dann ist es womöglich ein schwieriges Kind, ein frustrierender Job, eine ernste (oder drohende) Krankheit oder anstrengende Schwiegereltern. Es können aber auch hohe Kreditraten, Schlafprobleme, sündige Gewohnheiten oder aber ein lebensveränderndes Problem wie eine lange, sich hinziehende Scheidung sein.

Große, kleine, langfristige oder tägliche Probleme. In unserem Leben erfahren wir ständig Dinge, die unsere Gedanken gefangen nehmen, unsere Ängste schüren und diese immer größer werden lassen. Egal, ob wir im Auto unterwegs sind, ein Mittagsschläfchen machen wollen oder mit aller Kraft versuchen, der Predigt am Sonntagmorgen zuzuhören, immer wieder klebt dieser „ekelhafte Dreck“ wie Spinnweben an uns und wir können ihn nicht abschütteln.

Wir probieren alles Mögliche aus, um damit fertigzuwerden. Wir bauen Mauern gegenüber den Menschen auf, die uns am meisten verletzen. Wir wünschen uns eine starke Schulter, an der wir uns anlehnen dürfen, um alle unsere Nöte und Verletzungen ausheulen zu können.

Manchmal entwickeln wir auch Vermeidungsstrategien, nur um nicht über unsere Probleme nachdenken zu müssen. Oder wir stürzen uns in Berge von Arbeit, um uns ja nicht mit den wichtigsten Dingen des Alltags beschäftigen zu müssen.

Es ist doch so: Auch wenn wir noch so sehr versuchen, unsere Probleme und Enttäuschungen unter die Füße zu bekommen, so schreit unser Herz doch innerlich laut auf und hindert uns daran, Gottes großartige Hilfe zu erfahren. Trotz Gottes Versprechen, dass er noch immer alles unter Kontrolle hat – selbst inmitten größter Kämpfe und Schmerzen – und obwohl sein Friede und seine Gegenwart denen zur Verfügung stehen, die sich völlig auf ihn verlassen, versuchen wir zu oft, Trost in den anklagenden Worten „Warum ich?“ zu finden.

Wie oft haben Sie sich an dieses bittere Klagelied geklammert und gehofft, daraus genug Kraft zu schöpfen, um Ihr Herz vor weiteren Gefahren und Schäden zu schützen?

„Warum ist das Leben nur so hart?“

„Warum müssen Menschen nur so kompliziert sein?“

„Warum muss gerade mir das passieren?“

„Warum kann mich keiner lieben, wie ich bin?“

„Warum antwortet Gott nicht auf meine Gebete?“

„Warum muss ich alleine leben?“

„Warum hören die Probleme nicht einfach einmal auf?“

„Warum hat die Bibel mir nicht mehr so viel zu sagen?“

„Warum muss ich das jetzt so akzeptieren?“

„Warum ich?“

Wir fühlen uns betrogen. Wir fühlen uns vernachlässigt. Wir fühlen uns minderwertig … missbraucht … nicht wertgeschätzt. Wir fühlen uns wie in einem Strudel, drehen uns im Kreis, werden mit jeder Welle des Selbstmitleids immer weiter nach unten in unsere Schwierigkeiten gezogen.

Weg von Gott.

Undankbar.

„Jeder sagt mir immer wieder, ich solle die Ohren steifhalten. Die schwierigen Zeiten würden vorbeigehen. Aber sie dauern nun schon so lange und ich sehe immer noch kein Licht am Ende des Tunnels.“

„Nancy, Sie sagen mir, ich solle dankbar sein. Aber Sie haben auch noch nie in so einer Situation gesteckt wie ich. Wenn Sie wüssten, was ich durchmache, würden Sie so etwas nicht von mir verlangen.“

„Ich versuche, das Unvermeidliche zu akzeptieren. Ich arrangiere mich damit. Aber dafür dankbar sein? Meinen Sie etwa, das solle mir auch noch alles gefallen?“

Ich möchte Ihnen eins versichern: Wenn ich nur irgendwelche Floskeln über die Dankbarkeit zu sagen hätte, würde ich gar nicht erst versuchen, auf solche Aussagen mitten aus dem Leben zu antworten. Wenn unser Glaube nur in den Sonntagsgottesdienst oder in ein theologisches Lehrbuch passt, wäre es unfair von mir, Worte des Trostes an Menschen weiterzugeben, die ums Überleben kämpfen.

Aber echte, christuszentrierte Dankbarkeit aus Gnade passt in jede Lebenslage und sei sie auch noch so hoffnungslos und kompliziert. Sie gibt Hoffnung, auch dann, wenn alles trostlos zu sein scheint. Diese Dankbarkeit verwandelt bezwungene Kämpfer in siegreiche Eroberer.

Der größere Teil der Dankbarkeit

Es ist nicht etwa so, dass die Dankbarkeit in unserer Welt keine Rolle mehr spielen würde. Man braucht nur einmal an den Kartenständern in den Kaufhäusern vorbeizugehen. Dort findet man zahlreiche, mit Gänseblümchen verzierte und pastellfarbene Karten, die uns regelrecht dazu auffordern, „dankbare“ Gedanken zu haben. Sie sind inspirierend, und ich mag ihre Leichtigkeit und Ermutigung für Tage, die voller Herausforderungen stecken.

Jedoch scheinen mir diese Karten eher zu gemütlichen Kaffeekränzchen zu passen als zu den täglichen Kämpfen und Schwierigkeiten, die wir alle nur zu gut kennen.

Was ich sagen will ist: Bei Dankbarkeit geht es um mehr als nur um Narzissen und Hochglanzzeitschriften.

Dankbarkeit ist ein Lebensstil. Ein hart erkämpfter, von Gnade durchtränkter, biblischer Lebensstil. Obwohl eigentlich jeder Mensch Grund zur Dankbarkeit hätte – Gott hat schließlich seine Gnade für jeden zugänglich gemacht –, ist doch die echte herrliche und lebensverändernde Kraft der Dankbarkeit für diejenigen reserviert, die den Geber jeder guten Gabe kennen und akzeptieren und seine erlösende Gnade für sich in Anspruch nehmen.

Dankbarkeit ist ein Lebensstil. Ein hart erkämpfter, von Gnade durchtränkter, biblischer Lebensstil.

In diesem Buch geht es darum, zu entdecken, warum Dankbarkeit eine durch und durch christliche Eigenschaft ist. Und darum, wie das Leben trotz aller Höhen und Tiefen bleibende Freude bereithält.

Die Suche beginnt dort, wo auf den ersten Blick kein Grund zur Dankbarkeit erkennbar ist, nämlich an dem Punkt, an dem wir die Realität der menschlichen Rebellion begreifen … und die der Hinrichtung eines unschuldigen Mannes.

Anmerkungen

1Mary Wilder Tileston, Joy & Strength, World Wide Publications, Minneapolis, 1986, 24. August.

2Mark Stryker, „Orchestra’s Thank-You Notes Strike a Chord with Donor“, The Indianapolis Star, 18. November 1999, A8.

Kapitel 2

Schuld, Gnade und Dankbarkeit

Die Tatsache, dass Gott Sünde vergeben hat,ist etwas, das die tiefste Quelle der Dankbarkeit im Menschenzum Überfluss bringt.

Oswald Chambers1

Einer der heiligsten Momente ist der, wenn wir zum Tisch des Herrn zusammenkommen, um die Symbole seines Leibes und Blutes zu uns zu nehmen. In dieser einzigartigen Zeremonie, wenn wir an seinen Tod und seine Erlösung denken, werden wir mit der Last unserer Sünde konfrontiert. Sie wird uns in der Stille bewusst, jener heiligen Stille, die unseren Verstand und unsere Gefühle umfasst. In diesen kurzen Augenblicken sind wir frei von allem, was uns normalerweise beschäftigt; es gibt keine Besprechungen, keine Aufgaben, die erledigt werden müssen, nichts, was unsere Gedanken gefangen nimmt.

Wir nehmen das Brot und den Kelch und teilen sie untereinander. Wir stehen offen und ehrlich vor Gott, brauchen uns nicht zu verstecken oder zu verkriechen. Wir denken daran, dass diese Symbole für unsere Rettung stehen.

Die Sünden der vergangenen Woche oder der gerade vergangenen Stunden kommen uns in den Sinn. Das, was uns zuvor so richtig, so zwingend und so wichtig war, erscheint uns nun in dieser heiligen Atmosphäre so nichtig und unbedeutend. Wie beschämend! „Warum habe ich mich nur so verhalten? Wie konnte ich so dumm sein? Was habe ich mir nur dabei gedacht?“

Aber dann, in solchen Momenten, wenn die Last unserer Sünde fast nicht mehr auszuhalten ist, erwacht neue Hoffnung in unseren Seelen. Wir sind nicht hoffnungslos für immer an diese Sünden gebunden. Sie wurden uns tatsächlich bereits vergeben! Die Aussage Jesu: „Es ist vollbracht!“ gilt auch uns. Unser Platz im ewigen Königreich ist so sicher wie der Tisch des Herrn, der Kelch, das Brot und sogar die Hände, die alles austeilen. Durch die Tatsache des Sterbens und Auferstehens von Christus sind wir frei von Sünde, um schließlich jetzt und für immer zu leben.

„Danke, Herr!“