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Die erfüllende Gemeinschaft mit Gott erfahren wir dann, wenn unser Leben heilig und unser Herz rein ist. Nancy Leigh DeMoss zeigt praktische Prinzipien, wie wir ein Leben führen können, das für Gott abgesondert ist, und ein Herz bekommen, das für ihn brennt.
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Seitenzahl: 179
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Großer, allmächtiger Gott, heilig sind deine Weisheitund Macht, deine Gnade, deine Wege und dein Wirken.Wie kann ich vor dir stehen mit meinenunzähligen schweren Vergehen?Ich habe zu oft die Finsternis geliebt,eitlen Lügen geglaubt, deine Gnadengeschenke verschmäht,deinen geliebten Sohn mit Füßen getreten,deine Absichten verspottet, dir nur mitden Lippen gedient und deinen Bund gebrochen.Nur aus Barmherzigkeit lässt du mich noch am Leben.Führe mich zur Umkehr, und rette michaus meiner Verzweiflung.Obwohl ich mich selbst verurteile,wie ich hier zu dir komme, hoffe ich auf deine Gnade,die auch für den größten Sünder reichlich fließt.Am Kreuz will ich die Bosheit der Sündebedenken und sie verabscheuen.Ich will auf ihn blicken, den ich durchbohrt habe,auf ihn, der auch um meinetwillen starb.So kann denn meine Seele in dir ruhen,o du Unsterblicher und Herrscher über uns alle,weil du dich in deinem Sohn offenbart hast,dem Freund der Sünder.
Ein altes puritanisches Gebet
Bibelzitate nach der Revidierten Elberfelder Übersetzung, Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen.
Leigh DeMoss, Nancy
Heiligung
Gereinigt von Gott
Best.-Nr. 275526 (E-Book)
ISBN 978-3-98963-526-5 (E-Book)
This book was first published in the United States by Moody Publishers, 820 N. LaSalle Blvd., Chicago, IL 60610 with the title Holiness, copyright © 2003, 2005 by Nancy Leigh DeMoss.
Translated by permission.
1. Auflage (E-Book)
© 2025 der deutschen Ausgabe:
Christliche Verlagsgesellschaft mbH
Am Güterbahnhof 26 | 35683 Dillenburg
Übersetzung: Brigitte Hahn, Hanau
Satz und Umschlaggestaltung: Christliche Verlagsgesellschaft mbH
Titelbild: © VTT Studio/Shutterstock.com
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Vorwort
Danksagung
Einleitung
1. Heiligung – ein Abglanz der Heiligkeit Gottes
2. Sinn und Zweck eines geheiligten Lebens
3. Unser schlimmster Feind
4. Die Heiligkeit Gottes hat ein Gesicht
5. Der Weg der Heiligung (1)
»Legt ab« oder: Nein sagen zur Sünde
6. Der Weg der Heiligung (2)
»Zieht an« oder: Ja sagen zu Christus
7. Heiligung ist Umwandlung von innen
8. Heiligung ist ein Leben ohne Kompromisse
Epilog: Hier kommt die Braut!
Gesprächsführer
Meine Tochter Karina, auf deren Meinung ich sehr viel Wert lege, las vor ein paar Jahren das Buch Lügen, die wir Frauen glauben von Nancy Leigh DeMoss, und sie empfahl es mir, weil es ihr so gut gefallen hatte. Seitdem kenne ich Nancy als wunderbare Schwester im Herrn. Wenn ich ihre Bücher lese, mit ihr zusammen Radiosendungen vorbereite oder am Telefon mit ihr spreche, fühle ich mich immer zu Jesus hingezogen. Die Leserinnen und Leser dieses Buches können gewiss sein, dass die Autorin aus eigener Erfahrung spricht. Nancy will mit ihrem Streben nach Heiligung bei ihren Mitmenschen keinen Eindruck schinden. Ihr Weg der Heiligung ist weit entfernt von jener Strichlisten-Gesetzlichkeit, die die Pharisäer bis zur Perfektion beherrschten und die uns seitdem von zahlreichen christlichen Gruppierungen vorgelebt wird. Nancys von Heiligung geprägtes Wesen entspringt ihrer Demut und totalen Hingabe an unseren Herrn Jesus Christus, und es ist erfüllt von der Gnade Gottes.
»Seid heilig, denn ich bin heilig.« Gott ist der Grund, aber auch die unerschöpfliche Kraftquelle für unsere Heiligung. Viele von uns haben die feste Überzeugung, dass wir ein heiligeres Leben führen sollten, aber wir haben es falsch angestellt. Wenn wir aus eigener Kraft und zu unserer eigenen Ehre nach Heiligung streben, erreichen wir das genaue Gegenteil. Unsere Bestimmung und Freude sollten darin liegen, aus der Kraft Jesu heraus und zu seiner Ehre heilig zu leben.
Dieses Buch ist ein Ausfluss der Gnade und Wahrheit, wie wir sie bei Jesus selbst finden. Es wirkt auf den Leser herausfordernd und gleichzeitig gewinnend, überzeugend und gleichzeitig einladend. Wahre Heiligkeit verströmt keine starre Kälte, sondern Wärme und eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Diejenigen, die eine andere Meinung vertreten, haben nie wahre Heiligkeit erlebt, sondern nur Zerrbilder. Nancy gelingt es, Heiligkeit und Heiligung von ihrem Ballast zu befreien und so darzustellen, wie sie sind. Im Gegensatz zu einem weitverbreiteten Vorurteil ist Heiligung nämlich etwas Wunderschönes.
Natürlich sollen wir unser Kreuz auf uns nehmen. Aber Jesus tröstet uns auch mit diesen Worten: »Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen! Und ich werde euch Ruhe geben. … denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht« (Mt 11,28.30). Heiligung ist der einzige Weg zu wahrem Glück. Jedes Mal, wenn ich von diesem Weg abweiche, bin ich unglücklich. Jedes Mal, wenn ich diesen Weg gehe, bin ich glücklich. Manchmal ist dieser Weg schmerzhaft, aber nur kurzfristig, denn eine Stunde, einen Tag, einen Monat oder ein ganzes Leben später bringt er uns immer wahres Glück. Schließlich hat Jesus uns das verheißen, als er sagte: »Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen« (Mt 5,8).
Nancy schreibt: »Aus eigener Kraft heraus können wir nicht heilig werden. Nur Jesus Christus kann dieses Ziel bei uns erreichen.« Ich möchte ihr freudig zurufen: »Ja, das stimmt!«
Sie schreibt aber auch: »In der evangelikalen Welt hat ein Umdenken in Bezug auf die Sünde stattgefunden. Für uns ist sie zu einem normalen, akzeptablen Verhalten geworden. Wir meinen, die Sünde lediglich zähmen oder eindämmen zu müssen, aber für uns ist sie nicht mehr etwas Gefährliches, das man mit der Wurzel ausreißen und ausrotten muss. Wir sind so tief gesunken, dass wir nicht nur gedankenlos sündigen, sondern sogar über die Sünde lachen können und sie unterhaltsam finden.« Diesmal muss ich ihr voller Traurigkeit zustimmen.
In der Gegenwart Gottes rufen die Seraphim: »Heilig, heilig, heilig.« Dieser Gott erforscht jeden geheimen Winkel unseres Herzens. Er ist unser wichtigster »Zuschauer«, weil für uns nur zählt, ob ihm unser Leben gefällt.
Wir müssen uns voller Demut eingestehen, dass die Heiligung mit all ihren Opfern, Belohnungen und Freuden ohne Jesus Christus vergeblich ist. Aber durch seine Gnade und Kraft können wir so leben, dass wir eines Tages von ihm diese fantastischen und ergreifenden Worte hören werden: »Recht so, du guter und treuer Knecht!« (Mt 25,21). Sobald wir diesen Satz aus dem Mund unseres Herrn, des Löwen von Juda und des Lammes Gottes, hören, wissen wir, dass im Vergleich dazu nichts anderes mehr zählt.
Randy Alcorn
Gründer und Direktor des Werkes Eternal Perspective Ministries
Dieses Buch ist nicht im Alleingang entstanden. Viele liebe Freunde und Kollegen haben mir bei der langen »Geburt« geholfen.
Besonderen Dank schulde ich
•meinen Freunden bei Moody Publishers, besonders Greg Thornton, Bill Thrasher und Elsa Mazon – ohne eure Inspiration, Partnerschaft und Beharrlichkeit wäre die neue Reihe nicht zustande gekommen!
•Dr. Bruce Ware für seine sorgfältige Überprüfung des Manuskripts auf theologische Feinheiten und Bob Lepine für seine wertvollen Impulse während der Niederschrift – euer großes Bibelwissen und euer Bemühen, die Botschaft von der Heiligung zu bewahren, haben mir viel bedeutet!
•Del Fehsenfeld III, Steve und Carter Rhoads, Lela Gilbert, Mary Ann Lepine, Elisabeth DeMoss, Betsey Newenhuyse, Josef Tson und vielen anderen, die mit mir gemeinsam an diesem umfassenden, großartigen Thema gearbeitet, mir Quellenmaterial zur Verfügung gestellt, in verschiedenen Phasen das Manuskript gelesen und mir hilfreiche Vorschläge gemacht haben.
•Dawn Wilson für ihre Recherchen, Cheryl Dunlop für ihr sorgfältiges Redigieren und Carolyn McCulley für ihre kreativen Ideen beim Verfassen des Gesprächsführers
•Mike Neises für unzählige Stunden Arbeit hinter den Kulissen – du bist wirklich ein treuer Diener Christi!
•allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen bei Revive Our Hearts, weil ihr in den Phasen meiner Schreibtätigkeit die Arbeit unseres Werkes weitergeführt und mir mit eurer Gebetsunterstützung immer neuen Mut gemacht habt – ihr seid eine außergewöhnliche Truppe, und ich fühle mich geehrt, dass ich mit euch gemeinsam unserem Herrn dienen kann!
•meinen »Freunden im Gebet«, weil ich für kein anderes Projekt so viel ernsthafte Gebetsunterstützung hatte und auch brauchte. Viele treue Beter und Beterinnen haben für die Entstehung dieses Buches einen Preis bezahlt. Möge Gott euch dafür reich belohnen, und möge er uns bald jene Wiederbelebung schenken, nach der wir uns so sehr sehnen!
»O, wie sehr sehne ich mich nach Heiligkeit!O, wie sehr sehne ich mich nach mehrGegenwart Gottes in meiner Seele!O, dieser angenehme Schmerz!Er drängt meine Seele zu Gott hin.«
David Brainerd1
Vor etwa einem Jahr klingelte bei mir schon am frühen Morgen das Telefon. Mit einem solchen Anruf hatte ich nicht gerechnet. Ein untröstlicher Pastor bat mich, für eine gemeinsame Bekannte zu beten und ihr eventuell auch beizustehen. Ihr Mann wollte ihr gestehen, dass er seit einem halben Jahr mit einer jungen Frau aus ihrer Gemeinde Ehebruch begangen habe. Ich konnte es kaum fassen. Dieses Ehepaar gehörte schon seit vielen Jahren zu meinen besten Freunden. Allem Anschein nach hatten beide eine tiefe, aufrichtige Liebe zu unserem Herrn Jesus Christus und ein ungewöhnlich stabiles Ehe- und Familienleben. Jetzt hatte der Ehemann auf schamlose Weise den Ehebund gebrochen, den er vor Gott mit seiner Frau geschlossen hatte. Dabei war sein Herz hart und kalt geworden. Dieser Mann, der früher wegen seiner Sünden geweint hatte, vergoss keine Tränen mehr und zeigte keine Reue.
Es war wohl kein Zufall, dass dieser Anruf kam, als ich mit der Arbeit an diesem Buch beginnen wollte. Es war auch kein Zufall, dass ich drei Wochen vorher gehört hatte, wie die »private« Sünde anderer Christen plötzlich ans Licht der Öffentlichkeit geraten war und diese Entwicklung in der Gemeinde Jesu zu starken Erschütterungen führte. Solche und viele weitere Geschichten aus dem »richtigen« Leben, die ich während der Arbeit an diesem Buch gehört und miterlebt habe, könnten meine Leidenschaft für die Botschaft von der Heiligung nur noch verstärken. Die Last auf meinem Herzen wird schwerer, wenn ich Briefe und E-Mails lese von Christen, die beunruhigt sind über das, was in ihren Gemeinden geschieht. Die folgende Zusammenfassung eines solchen Schreibens drückt die tiefe Besorgnis dieser kleinen Gruppe von Gläubigen aus.
»Die Leiter unserer Gemeinde scheinen unser brennendes Verlangen nach Reinheit nicht zu teilen. Sie haben offenbar kein Empfinden für Recht oder Unrecht, wenn es um Themen wie Kino, Fernsehen, anständige Kleidung oder Alkoholkonsum geht. Sie meinen wohl, dass unser Zeugnis für verlorene Menschen am wirkungsvollsten ist, wenn wir uns ihnen angleichen.
Selbst für meinen geistlichen Begleiter in der Gemeinde ist es kein Problem, sich Filme anzusehen, die nicht jugendfrei sind, oder Fernsehsendungen, in denen Unzucht, Ehebruch und unverfrorene Sünde gutgeheißen werden. Unser Jugendpastor meint, es sei in Ordnung, wenn er solche Filme sehe, denn auf diese Weise erfahre er, welchen Einflüssen die Jugend von heute ausgesetzt sei.
Wir wollen in unserer Gemeinde keine Spaltung herbeiführen, und wir wollen auf andere Menschen auch nicht so wirken, als seien wir selbstgerecht oder >gesetzlich<. Aber je tiefer unser Verständnis über Reinheit und Gottesfurcht wird, desto mehr erkennen wir, wie die christliche Lebensführung um uns herum verwässert wird. Wir wissen aber nicht so recht, wie wir uns verhalten sollen. Meine Frau und ich haben schon zu viel Zeit damit verschwendet, in der Gemeinde gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Wir wollen nicht, dass unsere Kinder meinen, Gott sei ein Gott des Kompromisses. Oder liegen wir mit unserer Sichtweise vielleicht doch völlig falsch?«
Haben diese Menschen mit ihrer Auffassung nun Recht oder nicht? Oder sind sie bloß borniert und engstirnig? Spielen solche Probleme überhaupt noch eine Rolle? Oder sind es Gewissensfragen, die jeder Einzelne mit sich ausmachen soll? Sind solche Dinge etwa einem kulturellen Wandel unterworfen? Mit solchen Fragen habe ich mich auseinandergesetzt, und ich habe versucht, sie im Licht der Bibel zu betrachten. Während ich dieses Buch geschrieben habe, hat mich noch etwas anderes intensiv beschäftigt, und zwar mein eigenes Herz. Schon am Anfang des Entstehungsprozesses begann ich, dieses Gebet zu sprechen:
»O Gott, zeige mir mehr von deiner Heiligkeit. Zeige mir mehr von meiner Sündhaftigkeit. Hilf mir, die Sünde zu hassen und die Gerechtigkeit zu lieben, so wie du es tust.
Schenke mir eine tiefere Sündenerkenntnis und eine stärkere Bereitschaft zu einer aufrichtigen Umkehr. Und mache mich heilig, wie du heilig bist. Amen«
Die Arbeit an diesem Buch hat auch Auswirkungen auf mein Leben gehabt, weil der Geist Gottes an meinem Herzen gewirkt hat. Als ich bekümmert war über die subtilen (und auch weniger subtilen) Auswirkungen der Sünde unter bekennenden Christen und über das Ausmaß, in dem die Gemeinde Jesu die Wertmaßstäbe dieser Welt übernommen hat, wurde mir bewusst, dass mich das Versagen anderer Menschen oft mehr stört als meine eigenen Fehler. In der Regel bin ich bei mir selbst toleranter als bei meinen Mitmenschen.
Als ich darum gerungen habe, wie ich die Botschaft von der Heiligung meinen Leserinnen und Lesern vermitteln soll, hat Gott in seiner Sanftmut und Güte in meinem Herzen alles Unheilige aufgedeckt. Zum Beispiel fehlt es mir oft an Selbstbeherrschung, wenn es um den Gebrauch meiner Zunge geht, um die Art, wie ich auf andere Menschen reagiere, oder um mein Ess- und Kaufverhalten. Ich musste mir eingestehen, dass ich mich selbst mehr liebe als meine Mitmenschen und es mir oft wichtiger ist, bei anderen einen guten Eindruck zu hinterlassen als Gott zu gefallen. Außerdem habe ich in meinem Herzen Götzen entdeckt, Dinge, die ich an die Stelle Gottes gesetzt habe.
Als ich über das nachgedacht habe, was ich im Laufe der Monate bei anderen Menschen gehört und gesehen und was ich an mir selbst festgestellt habe, ist mir eines wichtig geworden: Heiligkeit und Sünde haben in unserem Leben eine größere Bedeutung, als wir es uns vorstellen. Für Gott ist beides wichtig. Je mehr wir das wahre Wesen von Heiligkeit und Sünde erfassen, desto besser werden wir verstehen, warum das so ist. Die Botschaft von der Umkehr zu Gott und der Heiligung muss unter Kindern Gottes verkündigt, gehört und beachtet werden, und zwar in jeder Generation. Sie sollte für uns mehr sein als eine theologische Grundwahrheit, die wir höflich nickend über uns ergehen lassen. Stattdessen sollte sie in unserer Denk- und Lebensweise eine radikale Umwandlung bewirken.
Dieses Buch soll keine theologische Abhandlung über die Heiligkeit Gottes und über Heiligung sein2, sondern ein ernsthafter, von Herzen kommender Appell an Kinder Gottes, nach Heiligung zu streben, weil Gott selbst die Seinen als Heilige bezeichnet.
Bitte glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass ich mich heute sogar noch weniger geeignet fühle, ein Buch über Heiligung zu schreiben als zu Beginn meiner Arbeit vor einem Jahr. Aber vielleicht bin ich als Sünderin, die dringend die Barmherzigkeit Gottes braucht, heute eher in der Lage, mich mit diesem Thema zu befassen. Im Laufe jenes Jahres ist mein Herz weicher und mein Gewissen empfindsamer geworden. Ich habe eine klarere Sicht über Golgatha und die unvorstellbare heiligende Gnade Gottes bekommen. Deshalb gelten diese Worte der Liederdichterin auch mir:
Mit einem reuevollen Herzen und mit Tränen in den Augen bekenne ich zwei Wunder: das Wunder der erlösenden Liebe und das Wunder meiner Unwürdigkeit.3
Ich möchte Sie einladen, mich auf dem radikalen Weg der Heiligung zu begleiten. Sie können schon jetzt damit beginnen. Bevor Sie weiterlesen, schlagen Sie bitte noch einmal mein Gebet auf, und machen Sie es zu Ihrem eigenen. Sprechen Sie jeweils nur einen Satz nach, und bringen Sie damit vor dem Herrn Ihren Wunsch nach einem reinen Herzen zum Ausdruck. Dann möchte ich Sie ermutigen, dieses Gebet in den nächsten dreißig Tagen mindestens einmal täglich zu sprechen. Wenn Sie Ihre Bitten von ganzem Herzen vor den Herrn bringen, wird er Sie hören und erhören!
Wahre Heiligung ist der beste Weg zu einem erfüllten Leben und zu bleibender Freude. Für einen geheiligten Menschen ist Jesus Christus die einzige Quelle der Zufriedenheit. Ein Leben in Heiligung spiegelt in dieser dunklen Welt die Schönheit und den Glanz unseres heiligen Herrn wider. Wenn Sie nach Heiligung streben, erfüllen und erleben Sie alles, was Gott für Sie im Sinn hatte, als er Sie schuf.
»Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus! Treu ist, der euch beruft; er wird es auch tun« (1Thess 5,23-24).
»Wie wenig wissen doch diejenigen, die meinen, Heiligkeit sei langweilig. Wenn man erst einmal merkt, wie sie wirklich ist … dann lässt sie einen nicht mehr los.«
C. S. Lewis1
Heiligung gehört nicht gerade zu den Themen, die sich leicht »verkaufen«, und Bücher über sie zählen nicht zu den zehn christlichen Bestsellern. Es gibt nicht viele Musikhits über Heiligung, und die Predigten oder Vorträge, die ich über dieses Thema gehört habe, kann ich an meinen zehn Fingern abzählen.
»Heiligung« oder »Heiligkeit« wird in theologischen Vorlesungen und Seminaren abgehandelt, aber wenn die Familie um den Esstisch sitzt, wird kaum darüber gesprochen. Das Wort »heilig« gebrauchen wir vielleicht im Zusammenhang mit der Bibel, dem Abendmahl und der Nacht, in der Jesus Christus geboren wurde. Aber heute wollen sich nur wenige Christen ernsthaft mit diesem Thema beschäftigen. Es macht uns nichts aus, wenn wir uns über Heiligung als abstrakten Begriff unterhalten. Aber wenn dieser Begriff zu konkret wird und in unser Leben eingreift, fühlen wir uns plötzlich unwohl.
Vielleicht liegt es auch daran, dass die Wörter »Heiligung« oder »Heiligkeit« von einer Menge »Altlasten« begleitet werden, die die meisten Menschen verständlicherweise nicht besonders attraktiv finden. Geht es Ihnen auch so, dass Sie vor Ihrem geistigen Auge eines dieser Bilder sehen, wenn Sie den Begriff »heilig« hören? Verbinden Sie damit auch …
•düster dreinblickende, sittenstrenge Leute mit altmodischen Frisuren und unmoderner Kleidung?
•einen entsagungsvollen, freudlosen Lebensstil mit einer langen Liste von Regeln und Verordnungen?
•ein Leben wie im Kloster, wo »heilige« Menschen sich nur mit gedämpfter Stimme unterhalten, viele Stunden pro Tag im Gebet verbringen, ihre Nase ständig in die Bibel oder in religiöse Bücher stecken, häufig fasten, ständig Choräle summen und kein Interesse am »normalen« Leben haben?
•Leute, die anklagend mit dem Finger auf andere zeigen und sich für etwas Besseres halten?
•ein unerreichbares Ideal, das eher ins Reich der Zukunftsträume gehört als in unsere Welt, wie wir sie jeden Tag erleben?
Wenn Heiligung so ist, dann ist sie so erstrebenswert wie der Genuss von Salzwasser, um unseren Durst zu stillen. Heiligung steht vielleicht nicht ganz oben auf der Liste unserer Gesprächsthemen, aber ich möchte Sie trotzdem daran erinnern, dass man im Himmel ständig darüber spricht. Ich finde, wir sollten dem Begriff »heilig« wieder seine wahre Bedeutung geben, damit wir die volle Schönheit der Heiligkeit wieder erkennen, wie sie im Wort Gottes offenbart ist.
Ich hatte das Vorrecht, in einer Familie aufzuwachsen, in der Heiligkeit und Heiligung wichtige, ernst zu nehmende Themen waren. Sie wurden mir als erstrebenswert und gleichzeitig anziehend vermittelt. Schon seit meiner frühesten Kindheit waren für mich Heiligkeit und Freude untrennbar miteinander verbunden. Mein Vater sehnte sich danach, so rein zu sein »wie frisch gefallener Schnee«, und er spornte uns an, ebenfalls dieses Ziel anzustreben. Er fühlte sich tief betroffen von der Sünde in seinem eigenen Leben und im Leben anderer. Aber dennoch war mein Vater ein glücklicher Mensch, weil er sein Leben in Christus tatsächlich genießen konnte.
Bevor er im Alter von etwa Mitte Zwanzig zum Glauben an Jesus Christus fand, führte er ein lockeres Leben. Im Glücksspiel suchte er nach wahrer Lebensfreude. Als Gott in sein Leben trat und ihn rettete, kam es zu einer drastischen Umwandlung. Er strebte nicht mehr nach irdischen »Schätzen«, mit deren Hilfe er die Leere in seinem Herzen füllen wollte. Jetzt hatte er die »kostbare Perle« gefunden, nach der er so viele Jahre lang gesucht hatte. Er liebte das Gesetz Gottes. Für ihn war Heiligkeit keine Belastung, weil er wusste, dass die Sünde die wahre Last in unserem Leben ist. Er war immer wieder aufs Neue erstaunt, dass Gott ihn durch Jesus Christus von dieser schweren Last befreit hatte.
Jonathan Edwards, der bekannte Theologe aus dem 18. Jahrhundert, war von einer ähnlichen Sicht über Heiligkeit und Heiligung erfüllt. In seinen Memoiren, die er im Alter von fünfunddreißig Jahren verfasste, sprach er von der Faszination und Anziehungskraft dieses Themas.
»Mir schien es, als ob es darin allein hinreißende Herrlichkeit gebe, die größte Schönheit und Güte, eine göttliche Schönheit, viel reiner als alles hier auf Erden. Im Vergleich dazu war alles andere wie Dreck und Besudelung.«2
Auch A. W. Tozer sah die Notwendigkeit, die häufig mit dem Begriff der Heiligkeit und Heiligung verbundenen Missverständnisse zu korrigieren.
»Was bedeuten die Wörter Heiligkeit oder Heiligung denn wirklich? Ist es eine negative Art von Frömmigkeit, vor der so viele Menschen zurückschrecken? Nein, natürlich nicht! In der Bibel bedeutet Heiligkeit ein Ganzsein, eine positive Eigenschaft, die auch Freundlichkeit, Barmherzigkeit, Reinheit, Untadeligkeit und Gottesfurcht einschließt. Man muss sie sich als Verkörperung alles Reinen und Positiven vorstellen.«3
Die Schönheit der Heiligkeit leuchtet aus der Bibel in zwei ähnlichen, aber dennoch verschiedenen Facetten hervor.
Das Wort »heilig« stammt von einer Wurzel mit der Bedeutung »abgesondert werden, sich unterscheiden, anders sein«. In der Bibel wird uns berichtet, wie Gott bestimmte Gegenstände, Orte und Menschen für sich abgesondert hat. Sie waren nicht mehr für den normalen Alltag bestimmt, sondern sie waren »heilig«. Es folgen ein paar Beispiele.
•Gott sonderte einen Wochentag ab und nannte ihn »einen heiligen Sabbat für den Herrn« (2Mo 16,23).
•Die Israeliten sollten einen Teil ihres Einkommens als heiligen Zehnten absondern (3Mo 27,30).
•Gott sonderte einen bestimmten Raum ab, in dem er seinem Volk begegnen wollte und den er als »das Heilige« oder »das Allerheiligste« bezeichnete (2Mo 26,33).
Im Alten Testament wurde das Volk Israel von Gott als »heilige Nation« abgesondert (2Mo 19,6).
Das bedeutete nicht, dass das Verhalten