Der Tag, an dem es 449 Franz Klammers regnete - Gion Mathias Cavelty - E-Book

Der Tag, an dem es 449 Franz Klammers regnete E-Book

Gion Mathias Cavelty

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Beschreibung

Der österreichische Skirennfahrer Franz Klammer wird von 1974 aus ins Jahr 33 zurückgeschleudert. Der Zufall will es, dass er direkt über Jerusalem abstürzt und auf Jesus Christus landet, der beim Aufprall wie ein Luftballon platzt. Franz Klammer muss schauen, wie er sich aus der Affäre zieht. Zusammen mit dem Kopf von Johannes dem Täufer, auf den Franz Klammer in Jerusalem stößt, reist er weiter zurück in die Vergangenheit, bis zum absoluten Urpunkt, an dem noch nichts existiert, weder Zeit noch Raum noch Gott. Auf ihrer Reise werden sie in alle nur vorstellbaren (und unvorstellbaren) Mysterien eingeweiht: in die altägyptische Hochtechnologie, in die bewusstseinserweiternden Praktiken der Maya sowie in urgnostische Vorstellungswelten. Am Urpunkt sorgt der Kopf des Täufers dafür, dass nichts jemals existieren wird.Doch Franz Klammer gelingt es, eine neue Menschheit zu erschaffen. Cavelty wäre nicht Cavelty, wenn er diesen schweren Stoff nicht ironisch-subversiv unterwanderte; die Figur des Franz Klammer triumphiert am Schluss über alle Geistes- und Ungeisteskonstrukte der gesamten Menschheit; der durch nichts aus der Ruhe zu bringende Held wünscht sich in sein geliebtes Kärntner Gailtal zurück und will nur eins: "Schifahren und sonst nix!".

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Seitenzahl: 80

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GionMathiasCavelty

Der Tag, an dem es449 Franz Klammersregnete

Ein höchst fiktiver Roman

Gion Mathias Cavelty

Der Tag, an dem es 449 Franz Klammers regnete

lectorbooks, ein Imprint der Torat GmbH, Zürich

[email protected]

www.lectorbooks.com

Wir danken der Stadt Zürich, dem Kanton Zürich, der Stadt Chur und dem Kanton Graubünden für die Unterstützung dieses Buches.

Gesamtproduktion: www.torat.ch

Umschlagillustration: Chrigel Farner

1. Auflage 2017

© 2017, lectorbooks/Torat GmbH

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-906913-13-1

Inhalt

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

12. KAPITEL

13. KAPITEL

14. KAPITEL

15. KAPITEL

16. KAPITEL

17. KAPITEL

18. KAPITEL

19. KAPITEL

20. KAPITEL

21. KAPITEL

22. KAPITEL

23. KAPITEL

24. KAPITEL

25. KAPITEL

26. KAPITEL

27. KAPITEL

28. KAPITEL

29. KAPITEL

30. KAPITEL

31. KAPITEL

32. KAPITEL

33. KAPITEL

34. KAPITEL

35. KAPITEL

36. KAPITEL

37. KAPITEL

38. KAPITEL

39. KAPITEL

40. KAPITEL

41. KAPITEL

42. KAPITEL

43. KAPITEL

44. KAPITEL

45. KAPITEL

46. KAPITEL

47. KAPITEL

DANK

ZUM AUTOR

Ein gewaltiger Phallus gleitet majestätischdurchs Nichts. Jederzeit könnte er

Angenommen, es gäbe nichts:Dann gäbe es auch keinen Franz Klammer.

Und das wäre jammerschade.

Weil die Geschichte von Franz Klammer dieGeschichte eines Mannes ist, der immer auf tutti gehtund sich von nichts und niemand bremsen lässt.

Ganz bei sich und ungebrochen.

Auf Hirngespinste jeder Art pfeift er.

Und dafür gebührt ihm ein großes Bravo.

1. KAPITEL

Innsbruck, 8. Februar 1974. Die XI. Olympischen Winterspiele haben ihren absoluten Höhepunkt erreicht.

Der Patscherkofel: von oben bis unten bedeckt mit Schnee. Schnee, wie es ihn in dieser Top-Qualität nur hier gibt.

Heute ist der Tag von Franz Klammer.

Franz Klammer, das zweiundzwanzigjährige Schirennfahrer-Wunder aus dem Kärntner Gailtal.

96 Prozent aller Österreicherinnen wollen mit ihm schlafen. Täglich erreichen ihn sechs Waschkörbe gestrichen voll mit Fanpost.

Mit fünfzehn Tagen steht er zum ersten Mal auf den zwei Holzlatten, die er aus dem Zaun seines Onkels Karl herausgerissen hat. Haselnuss-Stecken dienen ihm als Schistöcke.

»I wüll schifoahn! Und sunst nix!«, eröffnet er als Einjähriger seinen Eltern.

Beim Schulschitag 1961 belegt er den ersten Platz. Mit den 2,30 Meter langen Brettln seines Herrn Papas.

1968 heißt der Kärntner Landesmeister in der Abfahrt Franz Klammer.

Unaufhaltsam geht es für den Franz bergauf.

Das Schönste dabei ist: Auch menschlich ist er eine Klasse für sich. »Die Füß’ immer am Boden, ein sympathischer Mensch«, sagt jeder, der ihn kennt. »Der Franz hat mehr Gefühl in den Kniekehlen als ein anderer im ganzen Leib«, äußert sich eine Verehrerin offenherzig in der »Kronenzeitung«. »Der Franz, der kann’s, ohne Pflanz und Firlefanz.«

Dass der Franz auch von sich selbst überzeugt ist, macht ihn nur noch menschlicher. »Ich habe Bärenkräfte, ich werde nie müde«, meint er über sich selbst. »Meine Gegner? Sie stehen am Start, damit sie Zweite werden.« – »Burschen, heute ist niemand da, der mich schlagen kann.«

Über das Leben generell und die richtige Einstellung dazu meint er: »Das Leben ist ein laufender Lernprozess.« – »Always ask you: How far can you go?« – »Nach vorne schauen! Abhaken! Das nächste Mal schneller sein!«

2. KAPITEL

So sitzt dann auch ganz Österreich vor dem Fernseher, als der Kommentator des ORF (Klaus-Maria Kienzl) verkündet: »Daumen halten jetzt dem Franz mit der Startnummer 15!«

Und da steht er, im Starthäuschen, schnaubend wie ein angriffslustiger Stier. In seinem knallgelben Rennanzug. Auf seinen Fischer-C4-Schiern. Die Schistöcke sind von Komperdell.

Auf Brust und Rücken prangt die Startnummer 15.

Klammers Erzrivale, der Schweizer Bernhard Russi, liegt mit einer fantastischen Zeit von 1,46.06 auf Platz 1.

Der Druck, der auf dem Franz lastet, ist gewaltig.

Zack – Franz stößt sich ab.

Hören wir uns den Live-Kommentar an: »… und da rast er pfeilgerade den Hang herunter, wie aus der Kanone geschossen! – Am Pistenrand, unter den Zuschauern, da brodelt es jetzt, weil Franz Klammer wie eine gesengte Sau herunterfährt. – Er geht aus der Hocke nicht mehr heraus. – Sehr gut gefahren hier, Einfahrt Steilhang … Ja, das ist der Franzi Klammer, wie wir ihn kennen!«

Wie von der Tarantel gestochen rudert Franz mit seinen langen Armen. Das ist seine charakteristische Art.

»… EINS DREIZEHN VIERUNDZWANZIG!«, brüllt der Kommentator ins Mikro. »EINS DREIZEHN VIERUNDZWANZIG! Eine halbe Sekunde schneller als sein ärgster Konkurrent Bernhard Russi! Ja, bravo Franz! Das könnte sich ausgehen! – Jetzt der Oachkatzlschwoaf-Sprung … Ui ui ui, ein Mordssprung! Der Franz fliegt durch die Luft, mit 128,36 Stundenkilometern! Und … Ja, das is ja a Wahnsinn! Er ist immer noch in der Luft … und … Ja, wo ist er denn hin?«

3. KAPITEL

Ja, wo ist er denn hin, der Franz? Fort ist er! Verschwunden im Nebel, der bis vor Kurzem noch gar nicht da war.

Nebel, dick wie Ossiacher Graupensuppe.

Nebel, überall.

Nach zwanzig Minuten ist Franz immer noch in der Luft.

Langsam beginnt er, sich Gedanken zu machen.

»Da ist nichts mehr. Hinten nichts und vorne nichts und unten nichts«, überlegt er sich. »Es ist, wie wenn mir jemand die Piste unter den Füßen weggezogen hätte. Seltsam. – Langsam kriege ich Hunger.«

Endlich lichtet sich der Nebel. Doch unter dem Franz ist keine Abfahrtspiste zu sehen. Dafür kommt etwas anderes zum Vorschein: eine Stadt. Und nicht nur irgendeine x-beliebige Stadt, nein …

4. KAPITEL

… Jerusalem ist’s.

Jerusalem im Jahre 33, um genau zu sein.

In ihrer ganzen klambüsermuschelförmigen Pracht leuchtet die Häuseransammlung zu Franz hinauf, in ihrer Mitte – perlengleich – der berühmte Tempel.

Und 300 Meter darüber, am helllichten Himmel: der Franz, dessen Flug nun allerdings abrupt sein Ende findet. Für einige Sekunden bleibt er in der Luft stehen, dann gibt es nur noch eine Richtung: senkrecht nach unten.

Wie ein schockgefrorener Baldramsdorfer Rieseneberbraten saust Franz auf die Heilige Stadt zu.

200 Meter …

… 160 …

Franz kann jetzt die städtische Müllkippe – die sogenannte Gehenna – erkennen, daneben den Ritualteich.

… 70 …

Beim Klambüsermuscheltor in der westlichen Stadtmauer ist ein kleiner Volksaufmarsch im Gange.

… 10, 9, 8, 7, 6, 5 …

DEN Sturz wird er kaum überleben!

… 4, 3, 2 …

5. KAPITEL

Plopp!, macht es beim Aufschlag von Franz. Ist das das letzte Geräusch, das er in seinem Leben hört – Plopp?

Erstaunlicherweise nicht, denn dem Franz ist beim Aufprall kein Härchen gekrümmt worden. Keine gebrochenen Knochen, kein Blut, nix. Nur seine Schier sind kaputtgegangen.

»Ich …, ich bin noch ganz«, murmelt der Franz.

Wie ist das möglich?

Antwort: Der Franz ist genau auf Jesus Christus gelandet, der auf seinem Esel gerade in Jerusalem eingezogen ist. Heute ist nämlich der erste Palmsonntag. Und gleichzeitig der letzte.

Und wie geht es Jesus? Nun: Er ist einfach wie eine Seifenblase geplatzt und nichts ist von ihm übrig geblieben. Nur sein Esel liegt noch da, platt wie ein Villacher Patatenfladen, mit unnatürlich abgewinkeltem Kopf. Überall schauen farbige elektrische Drähte aus ihm heraus, die leise zischen und Funken sprühen.

»Du hast Jesus Christus getötet!«, schreit ein untersetzter Mann mit struppigem Bart den Franz an und fuchtelt mit einem Schwertlein. Es ist der Apostel Petrus.

»Um Gotts wülln«, dämmert es Franz Klammer, »ich habe Jesus Christus getötet.«

Ja – ein Christentum wird es jetzt nie geben. Und das alles nur wegen dem Franz.

»Packt ihn! Ergreift den Heilandsmörder!«, ereifert sich Petrus.

»Bittschen, ich habe das gewiss nicht absichtlich gemacht«, stammelt Franz. »So beruhigen Sie sich doch, bittschen!«

Die anderen Männer aus Christi Gefolge starren bestürzt auf die Stelle, an der der Messias explodiert ist.

»Ein Scheinleib«, entfährt es dem Apostel Thomas. »Er war die ganze Zeit nichts anderes als ein Scheinleib. Er hat uns von Alpha bis Omega hinters Licht geführt!«

»Ein Hologramm, würde ich eher sagen«, mutmaßt der Apostel Jakobus, Sohn des Zebedäus.

»Eine billige Projektion«, mischt sich Petrus ein und wendet sich von Franz ab, um sich an den immer wilder werdenden Spekulationen über das wahre Wesen Christi zu beteiligen. Jeder der Jünger will es besser wissen. Das nutzt der Franz, um sich schnell aus dem Staub zu machen.

6. KAPITEL

Während der Franz flieht, könnten oder sollten vielleicht auch wir uns mit der Frage auseinandersetzen: Jesus Christus – wer war er wirklich?

Der Theorien sind viele.

–War er ein samaritischer Magier, wie ein gewisser John Munter propagiert?

–Nicht bloß irgendein samaritischer Magier, sondern der legendäre Simon Magus, wie John Munter weiter mutmaßt?

–Oder hat Jesus den legendären Simon Magus gechannelt? War er also ein Kanal für Simon Magus, der den Menschen durch eine ägyptische Meditationstechnik namens Psychomantium zu seinem höheren Selbst (»Ur-Adam« genannt) führen wollte, wie gnostische Schriften es nahelegen?

–War er ein amphiboider Formwandler (das würde erklären, warum er mit Wasser so gut zurechtkam)?

–War er lediglich eine Allegorie, genauer: eine Allegorie der Sonne, die ab der Wintersonnenwende (Jesu Geburtstag) Tag für Tag höher steigt?

–War er ein buddhistischer Mönch, der die Kreuzigung überlebt hat und im Alter von 120 Jahren in Kaschmir gestorben ist, wie tibetische Legenden berichten?

–War Jesus eine Frau? Die bekanntesten Darstellungen zeigen ihn stets mit einem langen Gewand und langem Haar, was in klarem Widerspruch zu 1. Korinther 11:14/11:15 steht: »Lehrt euch nicht schon die Natur, dass lange Haare für den Mann eine Schande sind, aber eine Ehre für die Frau?«

–War Christus in Wirklichkeit der Anti-Christus?