Der Tote, der vom Himmel fiel - Werner Siegert - E-Book

Der Tote, der vom Himmel fiel E-Book

Werner Siegert

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Beschreibung

Während eines Gottesdienstes in St. Elisabethen fällt aus dem Kirchenhimmel eine stark verweste männliche Leiche auf den Mittelgang. Ausgelöst durch die Vibrationen des Orgelspiels krachen weitere Teile der Kirchendecke und ein Rucksack zu Boden. Die Kirche wird geräumt und verschlossen. Als am nächsten Morgen die Ermittlungen beginnen sollen, sind die Leiche und mit ihr alle weiteren Fundstücke spurlos verschwunden, obwohl sämtliche Zugänge versiegelt worden waren. Nur Fetzen von alten Sterbe-Dokumenten, die ins Kirchenschiff herabgesegelt waren, finden sich noch und liefern dem ermittelnden Kommissar Lothar Velmond erste Anhaltspunkte. Velmond hat eine besondere Art, seine Fälle zulösen. Er muss es "wispern" hören und sich dafür ungestört stundenlang an den Tatort begeben. Zunächst entdeckt er, dass vor mehr als zwei Jahren die Holzkonstruktion des Kirchenbodens mit einem stark wirksamen Gift gegen Schädlinge und Bakterienfraß imprägniert worden war. Bei seiner weiteren Suche bekommt er plötzlich ungebetene Gesellschaft durch eine Irmingard, die sich an ihn heranpirschen will. Die weiß offenbar viel – und mehr, als sie preisgeben will. Inzwischen spürt ein Suchhund bei einer erneuten gründlichen Suche die Leiche in einem nahen Schuppen auf, mit Kalk überstreut, aber ohne Kopf. Offenbar sind Personen am Werk, denen nicht an der Aufdeckung der rätselhaften Vorkommnisse gelegen ist. Bei seinen Ermittlungen stößt Velmond auf den zunehmenden Widerstand weiter Kreise der Bevölkerung. In den letzten Tagen des 2. Weltkrieges hat es mehrere Hinrichtungen wegen Fahnenflucht und Wehrkraftzersetzung gegeben, die nie verfolgt wurden. Das geht auch aus alten Akten hervor, in denen Velmond auf dem Kirchenboden stöbert. Dabei fällt ihm auch auf, dass das Uhrwerk der Kirchenuhr abgestellt wurde. In einem Schrank findet er in einer Handwerkerschürze einen Zettel mit polnischer Schrift. Es ist die Adresse eines Uhrmachers aus Polen. Sie führt zur Identifikation der Leiche.

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Seitenzahl: 47

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Werner Siegert

Der Tote, der vom Himmel fiel

Kriminalroman

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Ein Zwischenfall

Impressum neobooks

Ein Zwischenfall

Am 23. November 2008, zwischen Sanctus und Hochgebet, ächzte es im Gebälk von St. Elisabethen zu H., kurz darauf fiel eine schon reichlich skelettierte, vermutlich männliche Leiche durch den mit tausend Sternen verzierten dunkelblauen Kirchenhimmel und zerschellte im Mittelgang auf den Steinplatten, nahe der Frauenseite.

Es erhob sich ein fürchterliches, ohrenbetäubendes Gekreische. Die meisten der Gläubigen stürzten zu den Türen und vergaßen jegliche Nächstenliebe in ihrem Bestreben, sich schnellstmöglich nach draußen zu quetschen. Andere verharrten starr vor Schreck, wieder andere waren viel zu neugierig, um sich etwas entgehen zu lassen.

Auf dem Kirchhof schwirrten viele Fragen durcheinander, von denen der Berichterstatter nur einige auffangen konnte.

Entbindet mich dieser Gottesdienst von meiner Sonntagspflicht, nachdem wir vor der Eucharistie das Weite suchen mussten?

Leiche hin, Leiche her, gehört es sich, in der Kirche, noch dazu in Anwesenheit eines Toten so zu kreischen und ohne Kreuzzeichen nach draußen stürmen?

Stell dir vor, was passiert wäre, wenn sich dieser Mann nicht im Mittelgang, sondern zwischen den Bänken der Frauenseite runtergestürzt hätte!

Woher weißt du eigentlich, dass es ein Mann ist? So wie der oder die Tote zugerichtet ist?“

Wann war die Decke zuletzt durch die zuständigen Gremien auf ihre Stabilität geprüft worden?

Welches Gebet spricht der Pfarrer in einer solchen Situation?

War der Mann katholisch oder evangelisch? Der war jedenfalls keiner von uns!

Wie kommt man überhaupt da oben rauf?

Es hat doch eigentlich nie gestunken?

Fragen über Fragen! Als Erster fand der Organist seine Beherrschung wieder. Er griff mächtig aufbrausend in die Tasten und spielte, was sich gerade aus dem Notenbuch aufblätterte: „Großer Gott wir loben DICH!“ Ja, er fühlte sich geradezu wie auf der „Titanic“, eifrig bedacht, gegen jede Panik anzuspielen, als ihm der Patzer unterlief „Thauet Himmel den Gerechten, Wolken regnet ihn herab“ anzustimmen. Jäh erstarben die ersten Takte unter dem strengen Blick von Pater Severinus SJ.. Von der Empore war fiebriges Geraschel zu hören, bis er wieder alle Register zog und mit dumpfem Brausen „Wer nur den lieben Gott lässt walten ...“ ertönen ließ.

Was der Stabilität des Glaubens dienlich sein mochte, war es der Baustatik weniger. Sekunden später lösten sich weitere Teile vom Kirchenhimmel, donnerten zu Boden. Steinbrocken zerplatzten. Schließlich nahm der Zerfall kein Ende. Nur noch die, die voll auf die Gnade des HERRN und auf ihre Naivität vertrauten, schauten dem Geschehen unter den mächtigen Rundbogen des Seitenschiffes zu, von frommen Hilfeschreien begleitet wie „Jessas, Maria und Josef!“ bis „Himmiherrgott, lass es g’nug sein!“

Schließlich machte es einen großen Platscher. Alle zuckten schreckensbleich zusammen, als ein Rucksack oder eine Tasche zu Boden ging und ein paar lose Blätter zwischen die Bänke flatterten. Kaum beachtet vom Sakristan, der in heldenhaftem Einsatz die Hostien, die liturgischen Gefäße und andere Kostbarkeiten barg. Nur zwei neugierige Messdiener kicherten, als sie sahen, dass der Platscher dem Schädel einen Stoß versetzt hatte und ihn bis vor die Kommunionbank kullern ließ.

Wird eine Kirche entweiht, wenn die Freiwillige Feuerwehr - inzwischen per Handy alarmiert - mit Getöse in die heiligen Räume eindringt? Ausrichten konnte sie indes wenig, außer in üppiger Fülle rotweiße Plastikbänder kreuz und quer zu spannen, die letzten Neugierigen aus dem Gotteshaus zu treiben und mit unbeholfener Hand ein provisorisches Schild zu malen „Betreten der Kirche wegen Einsturzgefahr strengstens verboten!“

Alsbald mussten der ganze Kirchplatz und der Friedhof gesperrt und geräumt werden. Das gruselige Geschehen hatte sich in Windeseile im Ort herumgesprochen. Eine Leich’ aus heiterem Kirchenhimmel hat man schließlich nicht alle Tage. Endlich mal was los in der Kirche. Jeder wollte wenigstens einen flüchtigen Blick durch den Türspalt erhaschen. Also mussten Feuerwehr und Polizei alle Kräfte einsetzen, um die Menge zurückzudrängen. Nur am großen Kirchhofs-Kruzifix, wo aus einer andächtigen, gottesfürchtigen Schar überwiegend alter Frauen ein Vaterunser und Gegrüßet-seist-Du-Maria nach dem anderen murmelnd zum Himmel emporstieg, ließ man die Gläubigen gewähren.

Pater Severinus SJ. nahm die Sache äußerst gelassen. Nachdem er die üblichen Formeln gesprochen hatte „Gott habe Erbarmen mit seiner armen Seele / Er lasse sie ruhen in Frieden“ erinnerte er sich an die Stringenz jesuitischer Denkschulen. Gegen die Aufgeregtheit der Ortspolizei und der Presse stand er wie ein Fels in der Brandung.

„Meine Damen und Herren, es ist nun an Ihnen, die folgenden Fakten aufzuklären: Quis?Quid? Quomodo? Quando?Ubi? Cur? - Für die Nicht-Lateiner unter Ihnen: Wer? Was? Wie? Wann? Wo? Warum? - Bisher scheint nur das Wo zweifelsfrei! Der Hausmeister wird Ihnen bei Ihren Ermittlungen behilflich sein. Beachten Sie die Würde des Gotteshauses! Gelobt sei Jesus Christus!“ Dass sogar die Amtsgewalt ein „In Ewigkeit Amen!“ zur Antwort gab, überraschte ihn sehr. Weiter schien es ihn nicht zu berühren, war er doch nur noch Pfarrverweser, zur gelegentlichen Aushilfe in dieser pfarrerlosen Randgemeinde.

Eine fast skelettierte Leiche, immerhin in wenn auch motten- und fäulniszerfressenen Kleidungsresten! Quando? Seit wann weste sie schon auf den Brettern des hölzernen Kirchenhimmels dahin? Das viele Tatütata und die Geschäftigkeit von Polizei und Feuerwehr täuschten darüber hinweg, dass auch im November an einem schneereichen Sonntag die Pathologen, die Kommissare und Spezialisten der Kripo ihre Freizeit genießen. Quis et Quando? Wer und seit wann? und die Frage nach dem Alter des Dahingegangenen konnten also nicht so schnell geklärt werden.

Die Frage nach dem Quis, wer also auf dem Dachboden der Kirche zu Tode kam und von den zahlreichen Aktiven der Kirchenpflege nicht einmal wahrgenommen wurde, so lange bis der Leichenfraß die Bretter morsch werden ließ, beherrschte natürlich die nicht enden wollenden Gespräche der Gemeinde, mit Fortsetzung in sämtlichen Wirtshäusern.