Der unbekannte Ich - Luis de Santana - E-Book

Der unbekannte Ich E-Book

Luis de Santana

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Beschreibung

Bis zu seinem 46. Lebensjahr verlief das Leben von Bernd Hansen in normalen Bahnen. Nach Schule und Studium heiratete er, bekam mit seiner Frau zwei Kinder und war in ungekündigter Stellung als Beamter beim Finanzamt beschäftigt. Dann änderte sich sein Leben von einem Tag zum anderen, als er einen anderen Ich kennenlernte - eine Person, die sich von ihm abgespalten hatte und nun ein eigenes Leben führte. Danach lernte er immer mehr Abspaltungen seines eigenen Ich‘s kennen, die sich in sein Schicksal einmischten und sein Leben so beeinflussten, dass er sich selbst nicht klar war, wer das Original seiner Person war. Die anderen Ich’s stellten die Unabhängigkeit und Selbständigkeit von Bernd Hansen in Frage und deckten ihm unbekannte Wesenszüge seines Charakters auf. Eine äußerst ungewöhnlich spannende und erotische Lebensgeschichte!

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Seitenzahl: 778

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhaltsverzeichnis

Überlegungen

16. Oktober 1943

24. April 1961

31. Januar 1962

Sommersemester 1962 bis Wintersemester 1965

Ab 2. Mai 1965 bis Mai 1967

August - Oktober 66

28. Oktober 1966

22.5.1967

5. Juni 1967

8. September 1967

1. Mai 1968

Ab 7. Mai 1968 – 3. November 1968

10. November 1968

6. Januar 1970

31. März 1970

14. Oktober 1971

23. Juli 1972 - 3.August 1972

30. April 1972

1. März 1974

3. April 1976

16. März 1978

Das Jahr 1984

Tagebuch von Bernd Hansen vom 15. April 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 15. April 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 20. April 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 22. April 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 25. April 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 26. April 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 2. Mai 1989

5. Mai 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 12. Mai 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 15. Mai 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 18. Mai 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 18. Mai 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 20. Mai 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 23. Mai 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 1. Juni 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 16. Juni 1989

Das Tagebuch von Bernd Hansen 26. Juni 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 2. Juli 1989

Traum und Wirklichkeit

Tagebuch von Bernd Hansen vom 18. August 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 25. August 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 18. September 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 19. September 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 19. September 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 27. September 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 1. Oktober 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 12. September 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 13. Oktober 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 14. Oktober 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 5. Dezember 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 18. Dezember 1989

Tagebuch von Bernd Hansen vom 16. Januar 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 18. Januar 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 1. Februar 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 25. Februar 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 5. März 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 8. März 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 10. März 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 11.April 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 12. April 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 14. April 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 14. April 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 5. Mai 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 16. Mai 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 21. Mai 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 23. Mai 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 2. Juni 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 3. Juni 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 10. August 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 12. September 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 13. September 1990

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 22. Oktober 1990

Tagebuch von Bernd Hansen vom 6. Dezember 1990

5. Mai 1991

Das Abenteuerwochenende

Urlaubsflirt in Florenz mit Natascha

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 5. Januar 1991

16. Januar 1991

2. Juli 1991

Tagebuch von Bernd Hansen vom 18. Juli 1991

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 21. Juli 1991

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 22. Juli 1991

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 23. Juli 1991

Das Tagebuch von Bernd Hansen von 24. Juli 1991

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 25. Juli 1991

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 26. Juli 1981

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 27. Juli 1991

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 28. Juli 1991

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 29. Juli 1991

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 30. Juli 1991

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 31. Juli 1991

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 1. August 1991

Aufzeichnungen von Ich/71 vom 22. Juli 1991

Aufzeichnungen von Ich/71 vom 23. Juli 1991

Aufzeichnungen von Ich/71 vom 24. Juli 1991

Aufzeichnungen von Ich/71 vom 25. Juli bis zum 29. Juli 1991

Aufzeichnungen von Ich/71 vom 30. Juli 1991

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 1. August 1991

1. August 1991

1. August 1991

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 4. August 1991

6. August 1991

Aufzeichnungen von Ich/71 vom 6. August 1991

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 8. August 1991

Aufzeichnungen von Ich/71 vom 17. August 1991

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 19. August 1991

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 14. September 1991

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 18. September 1991

20. September 1991

23. September 1991

05. Oktober 1991

9. und 10. Oktober 1991

11. Oktober 1991

18. Oktober 1991

19. Oktober 1991

23. Oktober 1991

6. November 1991

Antrag auf Sonderurlaub

15. November 1991

10. Januar 1992

31. Januar 1992

10. Februar 1992

Entlassungsurkunde

Der Silvesterabend 1992/1993

1993 Die ersten Schritte mit Juanita

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 8. März 1993

10. März 1993

16. November 1993

5./6. Januar 1994

7. Januar 1994

10. Januar 1994

19. bis 21. Januar 1994

22 . Januar 1994

12. Februar 1994

15. bis 22.Mai 1994

21. Mai 1994

31. August 1994

18. September 1994

Tagebuch von Bernd Hansen vom 4. September 1994

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 5. September 1994

Tagebuch von Bernd Hansen vom 12. Oktober 1994

13. Oktober 1994

Tagebuch von Bernd Hansen vom 15. Oktober 1994

Tagebuch von Bernd Hansen vom 5. Dezember 1994

20. Dezember 1994

15. Juni 1995

1. September 1995

Das Leben von 1995 bis 2005

20. Oktober 2005

10. November 2005

10. November 2005 bis Ende Dezember 2005

20. Januar 2006

26. Januar 2006

1. Februar 2006

Tagebuch von Bernd Hansen vom 14. April 2006

Die Erlebnisse zur Zeit der Bauernkriege im 15. Jahrhundert

Meine Reise nach Rom im Jahre 1776

Der Ich im Jahre 1815

9. März 2006

20. Juli 2006

10. November 2007

Tagebuch von Bernd Hansen vom 20. November 2007

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 8. Dezember 2007

Der Ich aus dem Paralleluniversum

16. Oktober 2008

Tagebuch von Bernd Hansen vom 23. Oktober 2008

23. April 2009

10. Oktober 2012

Tagebuch von Bernd Hansen vom 20. November 2012

16. Oktober 2013

Noch ein Traum

Das Tagebuch von Bernd Hansen vom 12. September 2015

Das Alter und die Weisheit

Gedankenspiele und Abspaltung eines Ich‘s

Noch ein Traum

20. April 2014

Tagebuch von Bernd Hansen vom 25. September 2015

Beginn des Tagebuchs der Zukunft vom 25. September 2035:

1. Oktober 2015

Tagebuch von Bernd Hansen vom 15. November 2015

Überlegungen:

Die Lebensläufe von Menschen unterscheiden sich naturgemäß, meist laufen sie in einmal eingeschlagenen Bahnen. Es gibt aber auch Personen, die zwar eine Richtung eingeschlagen haben, die man landläufig als geradlinig ansieht, die dann aber irgendwie sich anders entwickelt haben. Meist sind äußere Einflüsse dafür ursächlich. Hier, bei Bernd Hansen war alles irgendwie anders.

Das heißt zunächst unterscheidet sich sein Lebenslauf nicht besonders von denjenigen anderer Menschen. Sie werden das auch sehen, wenn ich Ihnen einige Daten und Ereignisse mitteile, die sein Leben im Wesentlichen bestimmt haben. Erst später kamen Ereignisse hinzu, die sein Leben verändert haben. Diese außergewöhnlichen Ereignisse waren so entscheidend, dass ich sie getrennt von seinem sonstigen Lebensverlauf gesondert aufgezeichnet habe.

Ich, Bernd Hansen, habe deshalb neben den Aufzeichnungen, die den Ablauf meines bisherigen Lebens bestimmt haben, die außergewöhnlichen Ereignisse und Begegnungen als Tagebuchaufzeichnungen aufgeschrieben, auch wenn sie nicht in jedem Fall mein Leben wesentlich beeinflusst haben.

Eigentlich hatte ich niemals vor, ein Tagebuch zu schreiben, aber weil die Ereignisse so skurril waren, dass ich sie anderen nicht hätte erzählen können, entschloss ich mich nach den ersten seltsamen Begegnungen dafür, meine Erlebnisse in besonderen Aufzeichnungen festzuhalten. Die Tagebuchaufzeichnungen fangen deshalb erst dann an, als die seltsamen Ereignisse begannen, nämlich am 15. April 1989.

Ich bin heute am 15. April 1989 46 Jahre alt, bin seit 15 Jahren verheiratet mit Claudia, 44 Jahre alt. Wir haben 2 Kinder, eine Tochter von 13 Jahren und einen Sohn von 11 Jahren. Claudia ist Beamtin bei der Stadtverwaltung in Frankfurt am Main. Ich bin Finanzbeamter und das jetzt schon seit über 20 Jahren. Wir beiden sind Christen. Die Arbeit macht mir Spaß. Nach dem Studium der Betriebswissenschaft bewarb ich mich beim Finanzamt, ging auf die Steuerfachschule. Dann war ich längere Zeit Leiter der Steuerfahndung beim Finanzamt I in Frankfurt am Main. Dann wurde mir die Leitung des Finanzamts Frankfurt am Main-Höchst übertragen. Von einer weiteren Beförderung wird gemunkelt. Man könnte Geschichten erzählen! Aber das Steuergeheimnis. Na ja, ab und zu kommt ein besonders spektakulärer Fall auch Mal ins Fernsehen oder in die Zeitung, und ich muss immer wieder lachen, was man da hören oder lesen kann. Ja, die Wirklichkeit!

Aber das spielt hier keine so große Rolle. Na, werden Sie vermutlich denken, vielleicht sind die Aufzeichnungen aus dem Tagebuch mit Vorsicht zu genießen, der Schreiber hat ja auch täglich mit Absonderlichem zu tun und wird deshalb erfinden oder übertreiben. Wir Finanzbeamten haben aber nicht nur mit spannenden Geschichten zu tun, mit Menschen, die auf die absonderlichsten Ideen kommen, um Steuern zu sparen und dies geschickt verschleiern wollen.

Wir haben auch viel nüchternen Papierkram, Berichte schreiben, Unterlagen sichten.

Besonders viel Phantasie habe ich sicher nicht und meine Frau meint immer, bei mir regiere nur der Verstand, für Gefühle hätte ich nicht viel übrig.

Als Beamtin im Bauamt ist Claudia auch eher ein Verstandesmensch. Erotisch ist bei uns nicht viel los. Die Sexualität spielt bei uns eher eine Nebenrolle.

Ach so, wir wohnen in einer Kleinstadt, bis zur nächsten Großstadt Frankfurt am Main, sind es ca. 70 km. Wir, meine Frau und ich, fahren meist mit dem Zug nach Frankfurt, weil wir beide dort arbeiten.

Habe ich noch etwas vergessen zu erzählen? Ach so, unser Name, Bernd und Claudia Hansen. Ich habe am 16.Oktober Geburtstag, Claudia am 3. März. Unser Hochzeitstag ist der 12.Mai.

Wichtige Ereignisse im Leben von Bernd Hansen bis zum 15. April 1989:

16. Oktober 1943

An diesem Tag bin ich geboren. Mein Vater war im Krieg in Frankreich. Die Geburt von mir hat er nicht zeitnah mitbekommen, sondern nur aus Briefen erfahren, die meine Mutter schrieb. Sie schrieb, weil sie glaubte, die Post müsste auch im Krieg immer befördert werden. Jedenfalls hatte der „große Führer“ das allen versichert, die in den Krieg zogen, um dem Führer neues Land zu gewinnen, was er angeblich brauchte, um genügend Platz für sein Volk zu haben. Meine Mutter bekam mich und war glücklich. Als wir den Krieg, so wie es der Führer versprochen hatte, gewonnen hatten, kam mein Vater, der gegen Ende des Krieges nach Russland geschickt worden war, um dort die deutsche Kultur zu etablieren, vier Jahre nach Ende des Krieges nach Hause, d. h. was davon noch übrig geblieben war, zurück. Ich wusste davon nichts, ging zunächst in den Kindergarten und dann in die Volksschule. Meine Mutter hatte zwar von meinem Vater oft erzählt und mir Bilder von ihm gezeigt, die jüngsten in Uniform. Als er zurückkam, war er für mich ein Fremder, und es dauerte eine kleine Weile, bis wir uns aneinander gewöhnt hatten. In der Schule war ich kein großes As, aber es reichte, um ins Gymnasium aufgenommen zu werden. Die Noten schwankten je nach Lehrer, d.h. wie interessant er den Unterricht gestaltete. Meist war es langweilig, deswegen hatten meine Eltern auch keine Freude an den Noten in meinen Zeugnissen. Die Schulzeit hatte keine besonderen Höhepunkte. Wenn man einmal davon absieht, dass ich keine guten Freunde hatte, auf die ich auch in späteren Jahren noch zurückgreifen kann. Mit Jungen oder Mädchen hatte ich bis zum Abitur keine Abenteuer, über die man berichten könnte. In der 3. und 4. Klasse in der Volksschule war ich, so würde ich heute sagen, verliebt d.h. ich fand das Mädchen hübsch und sie war auch nett zu mir. Es passierte aber nichts, was soll auch mit 9 Jahren passieren, vor allem in der damaligen Zeit? Als ich dann ins Gymnasium wechselte, war das zu Ende.

24. April 1961

Marion

Marion war in der letzten Klasse des Gymnasiums in unsere Klasse gekommen. Sie war sofort der Schwarm aller Jungen von unterschiedlichen Gruppen geworden, und auch ich hatte Interesse an ihr. Wir trafen uns zweimal hintereinander nach der Schule, dann gingen wir zusammen ins Kino. Allmählich bildete sich eine Gemeinschaft, aber es war viel Romantik von mir dabei und bei ihr bin ich nicht sicher, was es wirklich war. Zärtlichkeiten tauschten wir nicht aus. Ich war jedenfalls davon überzeugt, dass es meine große Liebe war. Einmal konnte ich einen flüchtigen Kuss von ihr ergattern, mehr war aber nicht. Das beschäftigte mich sehr. Ich bildete mir jedenfalls ein, Marion sei die Liebe meines Lebens. Unsicher war ich jedenfalls immer, wie Marion dazu stand. Nach dem Abitur war plötzlich alles anders. Marion traf sich nur selten mit mir, meist redeten wir über das Studium, ab und zu über Kinofilme. Ausgehen wollte sie mit mir nicht. Ich dachte ernsthaft darüber nach, ob sie sich nicht anders orientieren würde. Auch hörte ich von Kommilitonen, sie hätten Marion mit einem Studenten verliebt im Park spazieren gehen gesehen und in einem Cafe´ in der Nähe der Uni sollen sie auch gemeinsam gesehen worden sein. Langsam ließ ich mir, alles was ich von Marion gehört hatte, durch den Kopf gehen, aber auch ich hatte festgestellt, dass sie in der letzten Zeit sehr abweisend geworden war. Offensichtlich war ich nicht der einzige Auserwählte von Marion, denn sie hatte noch andere, mit denen sie ausging oder die sie einluden. Man konnte auch nicht feststellen, ob es etwas Ernsthaftes war. Jedenfalls war ich nicht bevorzugt. Tag und Nacht zermarterte ich mir mein Gehirn und fragte mich, ob sie wohl die Richtige sei, was zu machen sei, was man machen sollte. Sollte ich sie zur Rede stellen oder sollte ich einfach die Sache auf sich beruhen lassen und weiter mit ihr zusammen sein. Es gab eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder machte ich Schluss, wenn die Antwort von ihr mich nicht zufriedenstellte, oder es ging einfach so weiter und weiter und weiter. Doch wie lange und mit welchem Ergebnis konnte sich daraus eine echte Beziehung entwickeln, und konnte sie dauerhaft sein? Ich wusste es nicht und jedes Grübeln machte mich nur noch unsicherer. War die ganze Beziehung zu Ende, wenn ich sie zur Rede stellen würde? Möglich war das. Von dieser Entscheidung, die ich zu tragen hatte, hing also in gewisser Hinsicht schon die Zukunft von uns beiden ab. Jedenfalls von mir. Dessen war ich mir sicher. Eigentlich konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. ich musste Gewissheit haben. Aber wie sollte ich es anstellen, wenn ich ein Gespräch führen würde und andere wären dabei, konnte ich mich leicht lächerlich machen. War mein Verdacht richtig, dann machte ich mich lächerlich und alle würden erfahren, dass ich keine Chancen hatte. Nach langen Überlegungen hatte ich mir folgendes Konzept zu Recht gelegt. Ich würde mich in das Cafe´ begeben, in dem ich nach den Angaben meiner Kumpels Marion und ihren vermutlichen Freund finden würde. Wenn ich die Beiden beim Schmusen sehen würde, würde ich mich einfach aus dem Staub machen und keine Anstrengungen unternehmen, mich mit Marion in Zukunft zu treffen. Am Mittwoch war es soweit. Ich ging zum Cafe´ Bauer in der Nähe der Universität. Als ich in die Nähe der Terrasse kam, küssten sich die Beiden gerade. Ich machte auf dem Absatz kehrt, beide hatten mich noch nicht gesehen. Damit war die Angelegenheit für mich zu Ende. Ich unternahm alles, um Marion auszuweichen, was mir auch gelang.

31. Januar 1962

Abitur

Das Abitur war ein entscheidender Abschnitt, nicht die Tatsache, dass jetzt ein Lebensabschnitt hinter mir lag, sondern dass ein neuer begann. Zunächst musste ich mir selbst klar werden, was ich wollte, arbeiten, Lehre, Studium oder was sonst? Aber wenn Studium, welches Fach, jeder hatte mir schon vor Wochen, ja vor Monaten zu einem Studienfach geraten, jeder wusste genau, wofür ich mich eignen würde. Ich sollte Arzt, Anwalt oder Ingenieur werden. Nein, IT-Manager sei das Richtige, ich würde sicher einmal einen Betrieb führen. Ich musste mir selbst klar werden, was ich wollte ohne den Einfluss von Anderen. Meine Eltern hielten sich zurück, mein Vater meinte, er verstände sowieso nichts davon und meine Mutter, ich würde das schon richtig machen. Zu einer Lehre fiel mir nichts ein, also doch studieren, aber was? Vielleicht sollte ich es mir noch eine Zeit überlegen, erst eine Auszeit nehmen, um mehr Zeit zum Überlegen zu haben. Zunächst gammelte ich ein wenig herum, traf mich mit Freunden, erkundete, was sie vorhätten. Schlauer wurde ich dadurch nicht. So verging eine geraume Zeit von etwa zwei Monaten.

Sommersemester 1962 bis Wintersemester 1965

Studium der Betriebswirtschaft an der Universität in Frankfurt am Main

Wer glaubt, ein Studium sei die Krönung, täuscht sich leicht. So sehe ich das jedenfalls heute, wenn ich auf meine Studienzeit zurückblicke. Sicherlich der Anfang nach dem Abitur war neu, man musste sich selbst anmelden, kannte niemanden, studierte das umfangreiche Vorlesungsverzeichnis und war mir nicht sicher, welches Studium das Richtige war. Im Gegensatz zu anderen Studenten hatte ich keine spezielle Begabung. Ich wollte weder Menschen heilen, Erfindungen machen oder dem bedrängten Unschuldigen zu seinem Recht verhelfen. Alle guten Ratschläge halfen mir nicht weiter. Bei vielen Fächern hatte ich schon dadurch einen Widerwillen, weil das Studium, wie ich bald erfuhr, völlig wie in der Schule strukturiert war. Man hatte z. B. in Medizin und den naturwissenschaftlichen Fächern einen genauen Stundenplan für alle Tage der Woche, den man exakt einhalten musste, sonst war man gleich am Anfang gescheitert. Da waren so Fächer wie Jura, Betriebs- und Volkswirtschaft, Politik oder Philosophie doch viel bequemer: Man konnte meistens früh ausschlafen, weil die Vorlesungen nicht so früh begannen, außerdem gab es keine Anwesenheitspflicht oder –kontrolle und im Sommer in den Vorlesungssälen herumzusitzen und mit vielen Studierenden sich anzuhören, was irgendein Professor aus einem Buch vorliest, fand ich auch nicht so schön. Da reizte mich das Schwimmbad mehr, außerdem musste ich in den ersten Semestern häufig meinen Rausch ausschlafen, den ich mir am Abend vorher eingehandelt hatte, weil ich wieder einmal testen musste, wie gut studentische Verbindungen sind, welche kulturellen Veranstaltungen abgehalten werden. Mal hatte ich zu viel Wein, meist aber zu viel Bier getrunken. Ich bekam viele Reden über den Sinn dieser oder jener Vereinigung zu hören, den Vorteil für das Berufsleben, die schöne Gemeinschaft, die mögliche Hilfe von älteren Kommilitonen. Bis zum Ende der Einschreibungsfrist hatte ich schon viele Vereinigungen getestet, zu einer Mitgliedschaft konnte ich mich aber nicht oder noch nicht entschließen. Um meine Eltern nicht zu enttäuschen, schrieb ich mich weder in Philosophie oder Theologie ein, denn mein Vater hatte mich beschworen, doch ein Studium zu beginnen, mit dem man später nach dem Abschluss auch Geld verdienen könne. Ich beschloss deshalb Jura zu studieren, sicher waren die Kriminalfälle, die die Professoren einem erzählen würden, spannend und deswegen das Studium nicht so langweilig. So dachte ich wenigstens! Es kam aber anders. Der Professor versuchte den Studenten beiderlei Geschlechts zu erklären, welche philosophischen und geschichtlichen Grundlagen das Recht habe. Diese sogenannte Einführungsvorlesung musste man hören, bevor man überhaupt mit Jura näher in Berührung kam, und ich fand das, insbesondere in der Sommerzeit anödend. Also begab ich mich, wenn ich nicht im Schwimmbad weilte, in andere Vorlesungen von nichtjuristischen Fächern. Ich hörte Philosophisches, Politisches, Psychologisches und besuchte Vorlesungen von Professoren, die international einen Ruf hatten und bekannt waren. Bei einem der Zechtouren mit einem Verbindungsstudenten machte mir dieser klar, dass Jura viel mit Pauken und Lernen zu tun habe und ohne einen Repetitor die Kandidaten später kein Staatsexamen bestehen könnten. Außerdem erklärte er mir, mit dem Studium sei es allein nicht getan, man müsse nach bestandenem Examen noch eine praktische Ausbildung von 3 1/2 Jahren bei Behörden und Gerichten ablegen und ein zweites Staatsexamen machen. Dann sei man ja 30 oder mehr Jahre alt. „Und das willst Du Dir antun, das dauert 10 und mehr Jahre bis Du Geld verdienst und von meinem Vater, der Richter ist, weiß ich, dass die nur Leute annehmen, die beide Examina mit Prädikat bestanden haben. Also überlege Dir das. Ich studiere Betriebswissenschaft, das dauert nur 6 Semester und dann kannst Du in den Beruf gehen und Geld verdienen.“ Ich versprach ihm, dass ich mir die Sache noch einmal überlegen würde. Zwei Tage später ging ich dann zur Berufsberatung und der freundliche Mann dort bestätigte alles, was ich gehört hatte. Ich beschloss zunächst das Semester im Studiengang „Rechtswissenschaft“ fortzusetzen und sodann weitere Auskünfte über den Studiengang „Betriebswissenschaft“ in den nächsten Wochen bis zur Rückmeldung für das zweite Semester einzuholen. Ich erkundigte mich bei verschiedenen Leuten, die behaupteten, eine Ahnung zu haben, vor allem bei dem Kommilitonen, der ja schon im dritten Semester war. Besonders überzeugend fand ich vor allem, dass das Studium nur sechs oder acht Semester dauern würde. Zunächst verschob ich aber meine Entscheidung, denn es war Juni und meine Eltern wollten mit dem neuen Wagen, einem Käfer, in den Urlaub nach Italien fahren. Eigentlich wollten sie, dass ich, der ich gerade mit ihrer finanziellen Hilfe den Führerschein gemacht hatte, den Wagen in den Urlaub und zurück fahren sollte, denn ich war der Einzige mit Führerschein. Mein Vater meinte: „Es ist doch eine gute Gelegenheit, Deine frisch erworbenen Fahrkünste auszuprobieren. Da kannst Du schön üben!“ Nachdem meine Eltern fast eine Woche gepackt hatten, ging es an einem Montag in den letzten Tagen des Juni 1962 los. Die Fahrt selbst war unproblematisch, nach und nach bekam ich ein Gefühl für das Autofahren, es machte mir richtig Spaß, Probleme hatte ich eigentlich nur beim Anfahren am Berg, weil man aufpassen musste, dass man den Gang einlegen musste und die Handbremse gleichzeitig lösen sollte, damit der Wagen nicht einen Satz machte oder der Motor ausging. Aber beim Überqueren der Alpen lernte ich auch dieses. Autobahnen oder große Fernstrassen gab es nicht, und so dauerte die Fahrt an die italienische Adria nach Diano Marina zweieinhalb Tage. Unterwegs übernachteten wir in der Nähe von Innsbruck in einem kleinen Gasthof. Das Wetter war schön. Auch wenn mir das Fahren Spaß machte, war ich doch froh, als wir endlich an unserem Urlaubsort ankamen. Dort gab es ein Problem; das mir als Anfänger doch etwas Kopfzerbrechen machte. Der einzige Parkplatz lag direkt neben dem Hotel und bestand aus einem 20 Meter langen Gang zwischen dem Gebäude und einer drei Meter hohen Steinmauer. Als wir ankamen, standen am Gangende schon vier Autos und unser Käfer passte gerade noch hinein. Der Gang war so eng, dass man nur mit Mühe entweder auf der Fahrer- oder Beifahrerseite aussteigen konnte. Ich rangierte den Wagen rückwärts ein, meine Eltern waren schon vorher auf der Straße ausgestiegen. Das Hotel selbst war ganz in Ordnung, nicht luxuriös, aber für unsere Zwecke ausreichend. Es lag in der Innenstadt und zum Strand mußte man eine Viertelstunde gehen. Der Urlaub selbst war ganz erholsam. Zum ersten Mal hatte ich kein Lateinvokabelbuch mit, was sonst immer im Reisegepäck vorhanden war. Meist hatte ich auf dringenden Vorhalt meiner Mutter das Buch zum Strand genommen und begonnen, Lateinvokabeln zu lernen. Da ich aber immer von Seite eins anfing und mir dann die Lust verging, war ich über Seite acht nie hinausgekommen. Jetzt bestand eine meiner Haupttätigkeiten darin, den Wagen aus dem Parkgang herauszufahren, wenn ein anderer mit seinem Auto herauswollte. Ich einigte mich dann mit dem Portier, dass er mir beim Frühstück mitteilte, wann die einzelnen Autofahrer ihr Auto herausfahren wollten. Nachdem ich am zweiten Tag nach der Ankunft dreimal meinen Wagen wegfahren musste, stellte ich ihn dann in einer entlegenen Straße am Rand der Stadt ab. Ich würde ihn dann abholen, wenn wir einen Ausflug machen würden oder die Heimfahrt antreten wollten. Der Urlaub verging ohne große Zwischenfälle, wenn man einmal von den üblichen Kleinigkeiten absieht. Normalerweise gingen wir morgens nach dem Frühstück, das wir uns selbst besorgten, an den Strand, dann schauten wir uns die wenigen Sehenswürdigkeiten an oder machten mit dem Auto einen Ausflug in die Umgebung. Ab und zu gab es kleine Reibereien mit meinem Vater. Mein Zimmer war nicht sehr groß und wenn man die Fenster zum Garagengang aufmachte, standen die Fensterflügel in das Bett hinein. Als mich eines Morgens mein Vater weckte und ich jäh hoch schreckte, stieß ich mit dem Kopf gegen die untere Ecke des Fensters, was mir keinen großen Spaß machte. Mein Vater lachte darüber und meinte: „ Ein dummes Schaf, das sich selber schlägt.“ Ich ärgerte mich schon darüber und hatte ein Stunde später die Gelegenheit, es meinem Vater heimzuzahlen, da er sich in dem Elternschlafzimmer genauso den Kopf anstieß wie ich. Ich war nicht faul und machte die gleiche Bemerkung wie er: „Ein dummes Schaf, das sich selber schlägt.“ Da ich aber nicht weit genug von der Hand meines Vaters entfernt stand, erntete ich dafür eine saftige Ohrfeige. Sonst tat sich in diesem Urlaub nicht sehr viel, wenn man einmal die letzten fünf Tage ausnimmt. Da bekam ich Zahnschmerzen, zuerst wenig, dann immer mehr und immer heftiger. Ich versuchte alles, um sie zu vertreiben, erst mit Aspirin und dann auf den guten Rat meines Vaters mit Alkohol. Er meinte Schnaps sei da beste Mittel gegen Zahnschmerzen. Es wurde aber nicht besser sondern immer schlechter. Ich mahlte mir schon aus, wie schön die Autofahrt nach Hause sein würde. Außerdem sollte ich zu Hause noch meinen Vater nach unserer Ankunft nach Hannover fahren, weil er dort einen wichtigen Termin hatte. Als ich es zwei Tage vor der Fahrt nach Hause nicht mehr aushalten konnte, erkundigten wir uns bei der Rezeption des Hotels nach einem Zahnarzt. Dort gingen mein Vater und ich am nächsten Tag gegen zehn Uhr hin. Ich war noch niemals vorher bei einem ausländischen Zahnarzt gewesen. Das Wartezimmer des Zahnarztes, den wir in einer Nebenstrasse unweit des Hotels fanden, war gähnend leer. Es war sehr einfach ausgestattet, drei Holzstühle und ein runder Tisch, kein Schmuck. Ein kleines Fenster beleuchtete nur spärlich den Raum. Nach etwa zehn Minuten Wartezeit erschien ein älterer Herr, er kam aus der Tür eines anderen Raumes und bat uns herein. In der Mitte stand ein Zahnarztstuhl, der nach meiner Schätzung kurz nach dem zweiten Weltkrieg modern gewesen sein mag. Mein Vater versuchte dem Zahnarzt, um den es sich zweifellos handelte, in einem gebrochenen Französisch klar zu machen, dass ich Zahnschmerzen hatte. Der Zahnarzt fragte, ohne in meinen Mund hineinzuschauen in einer Mischung aus Italienisch und Französisch, aber so, dass auch ich es verstehen konnte: „Bohren oder Ziehen?“ Diese Alternative konnte ich ohne den geringsten Zweifel beantworten. Unmissverständlich machten mein Vater und ich klar, dass wir lieber „bohren“ wollten. Der Zahnarzt holte von einer Anrichte ein rundes Plexiglasschächtelchen, in dem drei Bohrer lagen, zu sich zu dem Zahnarztstuhl und setzte einen der Bohrer in die Bohrmaschine aus der Steinzeit der Zahnmedizin ein und bohrte den Zahn, den ich ihm bezeichnet hatte, auf. Danach verschloss er ihn mit einer Masse, die wir, mein Vater und ich, nicht identifizieren konnten. Danach war die Behandlung zu Ende. Wir bezahlten die 50 DM, die der Zahnarzt dafür umgerechnet von Lire in DM, verlangte. Wir waren froh wieder im Hotel zurückgekommen zu sein. Diesen Nachmittag und den nächsten Tag hatte ich keine Zahnsachmerzen. Am Tag unserer Heimfahrt fingen sie aber wieder an. Bis nach Frankfurt hielt ich die Schmerzen aus. Als ich meinen Vater nach Hannover gefahren hatte und meine Schmerzen wieder unerträglich geworden waren, ging ich dort zum Zahnarzt. Der stellte fest, dass die Behandlung in Italien alles andere als richtig gewesen war. Es war alles vereitert und der Zahn mußte gezogen werden.

Das Ergebnis des letzten gemeinsamen Urlaubs mit meinen Eltern war somit ein verlorener Zahn, außerdem hatte ich richtig Autofahren gelernt. Das Wintersemester begann, und ich wechselte das Studienfach von Jura in Betriebswissenschaft. Über das Studium selbst gibt es nicht sehr viel zu berichten. In der kürzesten Zeit schaffte ich die Prüfungen nicht, aber mit zwei Semestern Verspätung gelang mir das Diplom. Die Vorstellungen meines Kommilitonen, der mich auf die Idee des Studiums der Betriebswissenschaft gebracht hatte, gingen aber nicht auf. In seine oder eine andere Verbindung trat ich nicht ein. Ich wollte lieber das Studium schnell abschließen. Besonderen Spaß hat es mir sowieso nicht gemacht. Die Ausübung eines Berufes, ohne meinen Eltern auf der Tasche zu liegen, erschien mir attraktiver. Ich las in der Folgezeit Zeitungsannoncen, fand aber nichts, was mich besonders interessiert hätte. Es wurden Stellungen als Bilanzbuchhalter und ähnliches angeboten. Statistik und Buchhaltung hatten mich aber schon im Studium angeödet. Außerdem wollte ich auch nicht sofort Stress haben. So gönnte ich mir einige Wochen Urlaub, es war Jahresende und vor Januar fingen Arbeitsverhältnisse nicht an. Eines Tages fand ich eine interessante Anzeige in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Finanzverwaltung bot Stellungen im höheren Dienst an. Ich holte Erkundungen bei der in der Anzeige angegebenen Anschrift ein und erfuhr, dass zur Einstellung in den Höheren Dienst neben dem Universitätsabschluss noch der erfolgreiche Abschluss eines Lehrgangs auf der Steuerfachschule in Bonn erforderlich sei. Ich könne mich, wenn alle Voraussetzungen vorlägen, mit Lebenslauf, Abiturzeugnis, Kopie des Diploms, zum Lehrgang anmelden, der am 2. Mai in Bonn beginnen würde. Nach längerer Überlegung entschloss ich mich, diese Ausbildung zu beginnen, stellte den entsprechenden Antrag und erhielt nach einigen Wochen die Zusage.

Ab 2. Mai 1965 bis Mai 1967

Ausbildung im Steuerrecht an der Steuerfachschule in Bonn

Ich hatte mich also dem Steuerrecht verschrieben und begab mich deshalb am 1.Mai nach Bonn, wo ich bei einer Witwe ein einfaches, sauberes und billiges Zimmer bezog. Die ersten drei, besser gesagt vier Tage gingen einigermaßen langweilig vor sich. Alle Schüler oder Finanzamtskandidaten hörten sich den Stoff der Dozenten an, ohne begeistert zu erscheinen. Einige sich besonders interessiert Gebende gab es wie schon in der Schule und in Seminaren an der Uni auch hier, die sich bei jeder Fragestellung meldeten, um sicherzustellen, dass alle wussten, dass sie anwesend waren. Gegen Freitagmittag schälte sich dann eine Gruppe heraus, die nicht am Wochenende nach Hause fuhr, sondern - so wie ich – Bonn, Godesberg, die Wirtshäuser und die Mädchen unsicher machen wollten. So jedenfalls war das Programm, das wir, Michael, Siegfried und ich uns vorgenommen hatten. Es war auch dabei so, wie es meistens ist: Der Mensch denkt und Gott lenkt. Wir drei aßen eine Kleinigkeit zur Einstimmung – was selbstverständlich ein Fehler war - und versuchten dann, die Kneipe vom Bier, zu befreien d.h. wir tranken soviel, wie eben hineinging. Irgendwann in der Nacht wachte ich auf, Ich saß auf einer Bank in einem Park. Weder wusste ich, in welchem Park ich war, wie ich da hingekommen war, wie spät es war. Aber als ich mich umschaute, stellte ich zu meiner Erleichterung fest, dass meine beiden Saufkumpanen nicht weit von mir entfernt lagen. Michael war es wohl irgendwie zu warm gewesen, denn er lag mit den Beinen auf meiner Bank mit blossem Oberkörper auf dem Rasenstück rechts neben der Bank. Irgendwie muss er einen schönen Traum gehabt haben, denn er lächelte und streichelte mehrfach seine nackte Brust. Siegfried konnte ich nicht gleich entdecken. Erst bei genauerem Hinsehen sah ich ein menschliches Etwas aus einem Zweigengewirr eines Strauches hervorscheinen.

Ich konnte es nicht fassen, welch unbequemen Schlafplatz er sich gesucht hatte. Ich war aber noch gar nicht ganz da, da wurde ich schon aus meinem Halbschlaf gerissen, weil zwei Polizeibeamte in Uniform vor mir standen und mit ernster Miene meinten: „Was machen Sie denn hier?“ Mir fiel im Augenblick nichts Besonderes ein, was ich hätte erwidern können und so schwieg ich zunächst einmal.

Dann sahen die Beamten Michael, der immer noch völlig unsymmetrisch mit einem Bein und einem Arm seitwärts an der Bank hing, als wenn er Angst hätte, die Bank würde weggetragen, und er habe dann keinen Halt mehr. „Hier soll es einen Toten oder Schwerverletzten geben“, sagte der Schmalere von beiden Polizisten zu mir. „Nicht das ich wüsste“, stammelte ich. „Von einem Passanten sind wir unterrichtet worden, dass zwei Männer einen anderen Mann verprügelt und dann ins Gebüsch geworfen haben.“ Jetzt wurde Michael auch wach, d.h. er kam zu sich, stand auf und schüttelte den Kopf. „Wir haben keine Prügelei gesehen“ meinte er. „Wir haben etwas getrunken und haben uns dann auf die Bank gesetzt und uns unterhalten. Dabei müssen wir eingeschlafen sein.“ Er schaute sich um und sagte dann verwundert: „Nur Siegfried fehlt.“ Er sprach mich an: „Hast Du Siegfried gesehen? Er war doch zusammen mit uns auf der Tour und muss doch mit uns in den Park gegangen sein.“ Stumm deutete ich mit der Hand auf den Strauch vor uns. Dort hing Siegfried immer noch, wie eine Figur eines modernen Bildhauers mit zerrissener Hose, nacktem Oberkörper, Beine und Arme von sich gestreckt und schlief d.h. er bewegte sich nicht. Die Beamten hatten sich auf meine Handbewegung in Richtung auf den Busch in Bewegung gesetzt. Sie schälten Siegfried aus dem Gebüsch, stellten ihn auf die Beine und schauten, ob er irgendwie verletzt sei. Als sie feststellten, dass ihm nichts weiter fehlte, außer dass er noch zu viel Bier intus hatte, ließen sie ihn los. Sie wollten aber noch unsere Personalien haben. Da wir keine Ausweise bei uns hatten, durften wir drei die beiden Beamten in ihrem Streifenwagen zum nächsten Polizeirevier begleiten, wo unsere Personalien aufgenommen wurden. Da wir eigentlich nichts getan hatten, wurden wir dann mit der Auflage entlassen, uns am Nachmittag mit Ausweisen wieder einzufinden, was wir auch taten. Dieser Tag bzw. Ausflug schweißte uns drei so zusammen, dass wir auch noch nach der Zeit in Bonn Kontakt miteinander aufrechterhielten. Mit Michael verband mich eine lebenslange Freundschaft. Siegfried sahen wir beiden einmal im Jahr, mal trafen wir uns bei ihm, bei Michael oder bei mir. Über den Gang der Ausbildung gibt es nicht viel Aufregendes zu berichten. Wir drei bestanden die Abschlussprüfung mit Auszeichnung und waren danach froh, nicht dauernd an diesem Ort bleiben zu müssen.

August - Oktober 66

Reise nach Frankreich

Endlich Urlaub! Wir, Michael und ich waren uns einig, dass wir den Urlaub nach der ganzen Paukerei mehr als nötig hatten und hatten schon einige Wochen vorher beschlossen, sechs Wochen nach Frankreich zu fahren, um auszuspannen und die herrliche Landschaft, das französische Essen und den französischen Wein zu genießen. Einen genauen Plan hatten wir nicht, nur über den Anfangs- und den Endpunkt waren wir uns einig. Wir wollten uns eine Zugkarte kaufen, die uns billig durch Frankreich bringen würde, mit der Hauptstadt Paris beginnen und mit Straßburg enden sollte. Schnelle Züge konnten wir nicht benutzen, vielmehr würden wir mehrfach umsteigen müssen. Wir machten uns also jeweils mit einem großen Rucksack auf dem Rücken, bewaffnet mit Anoraks und Mütze Richtung Luxemburg auf den Weg. Von dort wollten wir dann unsere Fahrt durch das Elsaß beginnen und uns dann langsam Richtung Paris bewegen. Von vielen Leuten, Freunden, Bekannten und Verwandten, hatten wir vom Elsass, dem dortigem guten Essen und den vorzüglichen Weinen und guten Bieren gehört. Schon Luxemburg fanden wir beide interessant. Zwei Tage gönnten wir uns für die Stadtbesichtigung und damit, zu prüfen, ob das Essen und die Getränke in Luxemburg mehr deutsch oder mehr französisch waren. Wir beschlossen zunächst einen Abschied vom deutschen Essen zu nehmen und aßen Würstchen mit Kraut, in den späteren Tagen im Elsass stellten wir fest, dass auch Wurst und Kraut gerne im Elsass gegessen wird.

Am Abend schwenkten wir dann auf französische Küche um. Hier blieben wir aber noch dem Bier treu, das würden wir dann, je näher wir uns Richtung Paris bewegten, ändern und Wein trinken. Auch mit Bier ließen sich Zwiebelsuppe, Cordon Bleu, Mousse au Chocolat und dergleichen genießen. Aber ich werde das französische Essen, die Burgunderweine in Frankreich nicht beschreiben, die wir in den nächsten Tagen im Elsaß, an den Schlössern der Loire, in Lyon oder an der Riviera, in Aix en Provence, in Marseille oder Toulon genossen. Vergessen wir nicht den Elsässer Flammkuchen, die Bouillabaisse, Trüffeln, den Champagner und den französischen Cognac. Ich werde nicht die Metropole Paris schildern, das Stöbern in alten Büchern bei den Bouqinisten an der Seine, den Gottesdienst in Notre Dame, das Fahren in der Metro, Sacre´ Coeur und den Louvre und die vielen großen oder kleinen Restaurants und dies und das, was eben Frankreich ist. Zusammengefasst, wir beide, Michael und ich, amüsierten uns, erholten uns und wurden dicke Freunde. So allmählich näherten wir uns dem Ende unseres Urlaubs, wir hatten noch drei Tage Zeit, wieder das Elsass, Colmar und dann Straßburg sollten unsere letzten Ziele vor dem Endpunkt Frankfurt sein. In Colmar sahen wir uns neben der Stadt den Isenheimer Altar an, aßen gut und tranken zum ersten Mal nach fast vier Wochen wieder Elsässer Bier. Dann Straßburg, die Cathedrale, die alte Innenstadt, der Abschiedsschmerz vor dem Verlassen Frankreichs. Wir wollten hier in Straßburg nochmal mit gutem Essen und Trinken Frankreich für immer, mindestens aber für lange Zeit in Erinnerung behalten und die erworbene Gemütsruhe für den Beginn der Tätigkeit im Finanzamt aufrechterhalten.

28. Oktober 1966

Kennenlernen von Angélique

Angélique war schon eine Wucht. Wer sie kennen gelernt hatte, schaute sich kaum mehr nach einer anderen Frau um. Sie war hochgewachsen, hatte eine tolle Figur. Ihre Oberweite konnte sich sehen lassen. Was heißt, kann sich sehen lassen? Wenn man sie von weitem kommen sah, musste jeder Mann tüchtig durchatmen und die Frauen, die sie begleiteten, zu einem mindest stillen Protest führen. Da sie eigentlich niemals einen Büstenhalter trug - in meiner Zeit trug sie jedenfalls keinen – und stets mit einem leicht wiegenden Gang die Männerwelt unsicher machte, hatte man bei dem Anblick ihrer Oberweite den Eindruck, es nähere sich ein großes Schiff bei einem Orkan mit Windstärke neun bis zehn. So war sie auch mir erschienen. Wir wollten zum Ende, bevor wir wieder deutschen Boden betraten, nochmals das Elsass mit der herausragenden Stadt Straßburg, seinen alten Gassen, dem Münster kennenlernen. Der Tag heute war schön gewesen. Das Wetter war kühl, aber die französische Sonne, die uns bisher begleitet hatte, hatte es sich nicht nehmen lassen, uns heute noch einen Abschiedsgruß zukommen zu lassen. Jetzt saßen Michael und ich vor einem kleinen Lokal in der Nähe des Münsters bei einem Bier und besprachen unsere Erlebnisse der Frankreichreise. Wir hatten gerade unser zweites Bier bestellt, als zwei junge Frauen zum Lokal kamen. Nach meiner Schätzung waren sie ungefähr so alt wie wir. Da alle Tische besetzt waren d.h. es war zwar noch Platz an ihnen, aber meist saßen Paare zusammen, fragte die Frau mit dem wogenden Busen, die mir schon bei ihrer Ankunft vor dem Lokal aufgefallen war, zunächst auf Französisch und dann auf Deutsch, ob an unserem Tisch noch zwei Plätze frei seien. Wir bejahten und die beiden jungen Frauen nahmen Platz. Es war lustig, wir lachten viel. Da beide Frauen, sie waren aus Straßburg, sehr gut Deutsch sprachen, hatten wir keinerlei Verständnisprobleme. Wir erzählten von unsrer Frankreichtour, alle lachten über unsere Pannen. Wir, Michael und ich, tranken noch ein paar Bier, die Frauen einen Landwein aus dem Elsass. Etwas Hunger hatten wir schon, denn wir hatten seit dem Frühstück nichts gegessen und so fragte ich die beiden Frauen. „Wir haben einen entsetzlichen Hunger, wisst Ihr ein gutes, preiswertes Lokal?“ Wir waren inzwischen zum Du übergegangen, die eine Frau mit der großen Überweite hieß Angélique, die andere, ebenso hübsch, Yvonne. „Klar, wir gehen zu Paul, der hat Flammkuchen. Mögt ihr den?“ „Oh, ja,“ meinte Michael, „Elsässer Flammkuchen soll hier sehr gut sein. Gehen wir hin.“ Das Essen war gut, der Wein, den wir alle auf Empfehlung der Frauen tranken, ebenso. Gegen Mitternacht stellte sich die Gretchenfrage: Was jetzt oder wohin jetzt? Sollten wir in unsere kleine Pension gehen oder hatten die Frauen eine andere Idee. Die beiden Frauen schauten sich kurz an und sagten etwas auf Französisch zueinander. Dann meinte Yvonne: „Gehen wir zu uns. Wir beide haben in der Nähe zusammen eine Zweizimmerwohnung. Wenn euch das ausreicht?“ „Aber sicher, gehen wir.“ Michael und ich waren so aufgeregt wie noch nie. Dagegen waren das vergangene Abitur und die Prüfungen in Bonn nichts gewesen. Das war das unser erstes aufregendes Erlebnis mit dem anderen Geschlecht, wie es so schön heißt. Wir gingen ziemlich ausgelassen durch einige Nebenstraßen, bis wir endlich beim Haus ankamen, wo Yvonne und Angélique ihre Wohnung hatten. Wir stiegen die Treppen zum dritten Stock empor. Mit Herzklopfen wartete ich auf die nächsten Augenblicke und fragte mich, wie es weitergehen würde. Michael und ich waren völlige Laien und hatten bis jetzt noch nicht ein Mal eine Frau nackt gesehen, geschweige mit einer geschlafen. Die Frauen schienen schon etwas Erfahrung zu haben. Offensichtlich hatten sie verabredet, uns auf die Palme zu bringen. Langsam und voller Gesten, Drehungen und lasziven Bewegungen zogen sie zunächst jede ihr T-Shirt aus. Yvonne hatte danach noch ihren BH und die Jeans an. Angélique stand jetzt nur noch in Jeans da, weil sie keinen BH trug. Der Anblick war aber gewaltig, meine Hose blähte sich auf. Man konnte sich nur mit Mühe zurückhalten, die Brüste anzufassen und zu küssen. Dann kamen die Jeans dran, und es blieben den beiden Frauen nur die Slips. Die Beiden schauten sich an, nickten sich kurz zu und zogen dann gleichzeitig ihren Slip aus. Sie hatten sich wohl schon verständigt, denn Yvonne wandte sich Michael zu und Angélique mir. Angélique kam zu mir, küsste mich und nestelte an meinem Hosenschlitz herum. Ich glaube, ich habe mich noch nie so unbeholfen und überfordert gefühlt. Dauernd dachte ich, hoffentlich fällt es nicht so auf, dass es für mich das erste Mal ist. Michael ging es mit Yvonne offenbar genauso. Als ich Angélique vorsichtig fragte, „Habt Ihr keine Kondome?“ lachte sie und meinte: „Keine Angst. Das brauchen wir nicht, wir nehmen beide die Pille.“ Damit zog sie mir auch noch die Unterhose aus und nahm lächelnd mein bestes Stück in die Hand, um ihn, so schien es mir, abzuschätzen. Sie schien ganz zufrieden zu sein. Dann sagte sie zu Yvonne. „Was meinst Du, wir können doch alle hier im Zimmer bleiben. Wenn wir wollen, können wir dann später tauschen.“ „Eine gute Idee“, gab Yvonne zurück, sie hatte das Glied von Michael gerade zwischen ihren Beinen versteckt. Angélique wollte aber zunächst von mir am ganzen Körper gestreichelt werden. Das machte ich gerne. Insbesondere die großen Brüste hatten es mir angetan. Ich streichelte und küsste sie. Dann sagte sie: "Am liebsten wäre mir, Du legst Dich auf den Rücken und ich setze mich auf Dich; dann kann ich das Tempo bestimmen.“ An alles hatten Michael und ich als Abschluss unserer Frankreichtour gedacht, aber niemals hätten wir mit so einer heißen Nacht gerechnet. Es war noch nicht zu Ende, Yvonne wollte mich auch noch haben. Also wechselten wir. Als wir fertig waren, dämmerte es bereits und wir beschlossen, frühstücken zu gehen. Als Michael und ich kurze Zeit später allein waren, stellten wir beide sehr zufrieden fest, dass unser erstes Sexerlebnis ein voller Erfolg gewesen war. Wir hatten uns mit den Frauen für den heutigen Abend verabredet. Es würde vermutlich unser letzter Abend sein. Es kamen aber schon Überlegungen auf, ob wir nicht noch ein oder zwei Tage verlängern könnten. Wir würden abwarten, wie sich die Frauen dazu verhielten. Wir könnten die Entscheidung ja auf morgen verschieben. Der Abend verlief ähnlich wie gestern. Wir hatten aber nicht so viel Alkohol getrunken, und wir Männer hatten die letzte Nacht als Erfahrung einzubringen. Die beiden Frauen waren beglückt, dass wir heute weitaus besser bei der Sache waren und nicht so schüchtern agierten wie in der Nacht vorher. Wir probierten alles aus, was uns vieren einfiel und das war gar nicht so wenig. Das meiste hatten wir aus der Sexliteratur und konnten es jetzt in der Praxis ausprobieren. Die Nacht war heiß und wir nicht minder. Zum Schluss fragten wir unsere Partnerinnen, ob wir morgen, nein es war ja schon heute, nach Hause aufbrechen sollten oder ob wir mit ihnen noch zwei Tage zusammenbleiben sollten. Die Antworten von beiden Frauen waren eindeutig, wir sollten noch verlängern. Also erfüllten wir ihren Wunsch und bildeten uns auf diesem interessanten Gebiet weiter. Schon am nächsten Tag stellten wir, Michael und ich, fest, dass wir neben den heißen Sexspielen die Frauen auch auf anderem Gebiet schätzen gelernt hatten. In den Gesprächen, die wir am Nachmittag führten, konnten wir das ohne Mühe feststellen. Sie sahen nicht nur gut aus, sie waren charmant, liebenswürdig, Frauen, die man lieben muss. Ich weiß nicht genau, wie es um meinen Reisekameraden bestellt war, ich hatte mich jedenfalls in Angélique verliebt. Ich hatte den Eindruck, dass es ihr ähnlich ging. Das hatte ich schon am zweiten Abend gemerkt, weil sie sich nicht mehr um Michael sondern nur noch um mich kümmerte. Sie wollte mit Michael keinen Sex mehr haben. Yvonne hatte sich ihrerseits nur um Michael gekümmert. Auch die schönste Zeit geht einmal zu Ende, und so fuhren wir am vierten Tag mit dem Zug nach Hause. Vorher hatten wir unsere Anschriften und Telefonnummern ausgetauscht. Angélique hatte mir versprochen, im nächsten Monat nach Frankfurt zu kommen. Ich würde ihr ein Zimmer in einer billigen Pension buchen. Meinen Eltern wollte ich sie vorerst nicht vorstellen. Sie würden sofort glauben, dass ich sie heiraten würde und soweit waren wir doch auf keinen Fall. Wie versprochen kam Angélique im November nach Frankfurt. Wir hatten vorher fast jeden Tag telefoniert. Ich freute mich sehr auf sie und konnte es gar nicht erwarten, sie am Hauptbahnhof in Empfang nehmen zu können. Ich hatte für sie ein Zimmer im Hotel „Kaiserhof“ in der Münchner Straße gebucht. Es kostete für das Wochenende nur 85 DM. Ich wartete am Hauptbahnhof vor Beginn des Bahnsteigs, damit ich sie nicht verpassen würde. Ihr Zug sollte um 20.56 Uhr ankommen. Als ich sie von weitem sah, lief ich ihr entgegen. Wir versenkten uns in einen tiefen Kuss zur Begrüßung. Ich nahm ihren Koffer und wir gingen den kurzen Weg zu ihrem Hotel. Nach den ersten Worten über die Fahrt nach Frankfurt beschlossen wir heute Abend nicht mehr aus dem Hotel zu gehen. Es war schön wie immer. Meine Erinnerung täuschte mich nicht, auch heute hatte sie keinen BH an. Es war wunderschön, ihre großen Brüste in der Hand zu halten. Die Nippel standen hart heraus. Angélique war heiß, und wir waren glücklich. Es war Freitagabend und wir hatten Zeit bis Sonntag, uns auszutoben. Das taten wir auch gründlich. Ich hatte den Eindruck, sie und ich brauchten es. Am nächsten Tag, Frühstück hatte sie nicht gebucht, frühstückten wir in einer Bäckerei in der Nähe der Hauptwache. Neben frischen Brötchen, Butter und Käse bestellten wir Kaffee. Ich nahm noch Rühreier mit Schinken, für alle Fälle. Angélique kannte Frankfurt nicht, und ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht, ihr die Stadt zu zeigen. Wir gingen von der Hauptwache die Zeil, die größte Einkaufsstraße Frankfurts, angeblich sogar Deutschlands, entlang. An der Konstablerwache bogen wir nach rechts ab und begaben uns zum Dom. Nachdem wir ihn besichtigt hatten, liefen wir zum Römerberg und gingen dann über den Eisernen Steg auf die andere Seite des Mains nach Sachsenhausen. Am Kunstmuseum Städel überquerten wir wieder den Main, gingen an der Oper vorbei, sahen die Hochhäuser und gingen zum zur Alten Oper. Mittag war eigentlich schon vorüber. Wir beschlossen deshalb statt eines Mittagessens lieber einen Kaffee zu trinken und ein Stück Kuchen zu essen. Wir setzten uns an einen Tisch neben der Alten Oper und konnten das Leben und Treiben beobachten. Zunächst hatten wir überlegt, ob wir heute Abend ins Theater gehen sollten, wir nahmen aber davon Abstand. Stattdessen wollte ich ihr Sachsenhausen bei Nacht zeigen und dann könnten wir nach einem typischem Frankfurter Essen wieder ins Hotel gehen. Wir waren ungefähr um 20 Uhr in Sachsenhausen und gingen zum Lokal „Gemahltes Haus“. Ich empfahl ihr entweder Rippchen mit Kraut oder gekochtes Rindfleisch mit grüner Sauce. Dazu tranken wir Apfelwein. Sie verzog erst einmal den Mund, denn für eine, die den etwas sauren Apfelwein nicht kennt, ist es schon eine Sache, sich an so etwas zu gewöhnen. Nach dem dritten Glas gewöhnt man sich daran. Begeistert war sie von der grünen Sauce. Wir sprachen von Gott und der Welt. Vom Beruf und der Zukunft. Dann fragte sie mich, wann ich denn nach Straßburg kommen könnte. Ich wusste es nicht genau, aber ich wollte, das war mir klar, sie sobald wie möglich wiedersehen. Danach beeilten wir uns, in das Hotel zu kommen. Es war unsere letzte Nacht, und wir mussten die Zeit ausnutzen. Anders als die Nacht vorher küssten wir uns nur und lagen lange Zeit nur Körper an Körper. Es genügte uns, so zu liegen und sich zu unterhalten. Wahrscheinlich war es für uns ein Zeichen, dass wir mehr von einander wollten als nur Sex. Wir suchten Nähe und Geborgenheit, vertrauliches Gespräch und die Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft. Es war romantisch, alles Gefühl ohne Sex. Ich wachte auf, Angélique in meinen Armen. Ihr Gesicht war schön und ausdrucksvoll, über ihren Gesichtszügen lag ein Schein von Glückseligkeit. Es ist schön, ein Gesicht im Glück zu beobachten. Man könnte es vor Freude küssen; es sagt einem deutlich, dass es auch schöne Momente im Leben gibt, wenn auch nicht immer sehr lange und nicht so häufig. Man kann sie zwar nicht festhalten, aber versuchen, diese Momente auszukosten, behutsam und in aller Ruhe. Ich saß lange Zeit neben ihr auf der Bettkante und schaute auf ihren jugendlichen Körper. Es war keine Lust, sondern Freude über einen so vollendeten Körper. Man bekommt direkt Angst, ihn zu wecken und ihn wieder in die Gegenwart des Alltagslebens zu führen. Während ich noch verträumt da saß und mir die Zukunft mit ihr vorstellte, schlug sie die Augen auf. Sie blinzelte, sah mich auf der Bettkante sitzen und sagte: „Sitzt Du schon lange hier und schaust zu mir?“ Ich lachte und meinte: „Ist das schlimm?“ „Nein, sicher nicht. Aber es wäre schon interessant, was Du dabei gedacht hast.“ „Dass Du eine schöne Frau bist“. Sie schien etwas enttäuscht zu sein. „Ist das alles, was Dir einfällt?“ „Sicher nicht“, antwortete ich, „aber was willst Du denn hören?“ „Die Männer haben keinen Sinn für Romantik, konntest Du mir nicht etwas über Deine Liebe zu mir sagen oder liebst Du mich nicht?“ „Natürlich liebe ich Dich. Aber ich weiß nicht, wie ich es Dir sagen oder zeigen soll.“ „Küss mich, vielleicht merke ich es dann.“ Ich nahm sie in meine Arme und küsste sie leidenschaftlich. „Aber ich weiss ja nicht, ob Du mich liebst,“ sagte ich. „Habe ich es Dir nicht eben bewiesen?“ fragte sie neckisch. „Nein, Nein, so geht es nicht, das eben war mein Beweis nicht Deiner. Du musst Dich schon selbst anstrengen, um Deine Liebe zu mir zu beweisen.“ Der Satz war wohl nicht so gut gewesen, wie ich später feststellen würde. Sie sagte nur: „O.K., aber nicht jetzt und nicht heute.“ Wir küssten uns noch ein paar Mal, dann zogen wir uns an und gingen in die Stadt zum Frühstücken und schlenderten am Rossmarkt vorbei. Dann gingen wir die Freßgass entlang, tranken dort einen Kaffee. Ich zeigte ihr das Goethehaus. Wir machten dann wieder kehrt, denn vor 12 Uhr musste das Zimmer im Hotel geräumt sein. Wir schafften es gerade noch rechtzeitig.

Kurz vor 12 Uhr holten wir den Koffer aus dem Zimmer, zahlten die Rechnung. Den Koffer stellten wir ab. Wir würden ihn vor Abfahrt des Zuges wieder abholen. Wir liefen die Bornheimer Landstraße entlang in Richtung Seckbach und kehrten im Gasthaus „Zur Sonne“ einem typisch Frankfurter Lokal, ein. Mir lag daran, ihr auch heute wieder etwas von Frankfurt zu zeigen, was sich von anderen Städten unterschied. Das Gasthaus war gerammelt voll. An einem Tisch, an dem schon drei Ehepaare beim Äppelwoi saßen, fanden wir Platz. Die Leute, echte Frankfurter, waren in guter Stimmung. Vor sich stehen hatten sie einen 25er Bembel Äppelwoi und zwei Flaschen Mineralwasser. Den Wein gossen sie sich selbst in die gerippten Gläser ein und mischten ihn je nach Geschmack mit Mineralwasser. Wir bestellten jeder einen Sauergespritzten. Angélique hatte ich vorher erklärt, um was es sich dabei handeln würde. Dazu bestellte ich einen Handkäs mit Musik (Käse mit Kümmel in einer Sauce aus Essig und Zwiebeln). Dazu gibt es eine Scheibe Brot und Butter. Angélique konnte zunächst mit dem Namen nichts anfangen. Nachdem sie bei mir kostet hatte, fand sie die Zusammenstellung ganz pikant, wollte aber lieber Würstchen mit Kraut haben. Wir kamen mit den Leuten an unserem Tisch ins Gespräch. Sie waren besonders interessiert an Angélique. Sie konnten aus ihrem Akzent leicht erkennen, dass sie keine Deutsche war. Ihre Aussprache hörte sich aber wirklich goldig an. Da sie außerdem besonders hübsch war, versuchten die Männer sie in ein Gespräch zu verwickeln und sie auszufragen, wie ihr Frankfurt gefalle. Sie antwortete nicht nur ganz artig, sondern man hatte den Eindruck, es gefalle ihr wirklich. Ich erklärte den Zuhörern, was wir gestern und heute besichtigt hatten. Sie hatten noch eine ganze Reihe von Vorschlägen, wie Palmengarten und Zoo. Ich wehrte aber ab, weil sie ja heute Abend wieder nach Hause fahren müsse. Wir fuhren wieder zurück zur Stadtmitte, es war inzwischen schon 16 Uhr geworden. Im Hotel holten wir den Koffer von Angélique ab und begaben uns zu Fuß zum Bahnhof. Der Zug war noch nicht eingefahren und wir hatten noch zehn Minuten Zeit. „Wann kommst Du nach Straßburg?“ fragte sie. „Ich weiß noch nicht genau, ich rufe Dich jedenfalls an. Es war sehr schön mit Dir, es ist immer schön mit Dir. Ich freue mich schon jetzt auf Dich in Straßburg.“. „Ich mich auch“, hauchte sie und musste mit den Tränen kämpfen. Dann folgte das, was Bahnhöfe mit ein- und ausfahrenden Zügen so unvergleichbar macht. Man kann die ankommenden oder wegfahrenden Lieben nach Herzenslust umarmen, sie küssen, so oft und so leidenschaftlich, wie man will, ohne dass jemand Anstoß nehmen würde. Ich liebe solche Szenen ganz besonders. In der letzten Zeit scheinen sie langsam aus der Mode zu kommen. Vielleicht kann man sie auch bei wildfremden Frauen einmal ausprobieren. Es kann zwar sein, dass man eine Ohrfeige fängt, aber möglicherweise auch nicht. Man kann sich ja entschuldigen und von Verwechslung sprechen. Man sollte es einmal versuchen. Vielleicht ruft auch eine Dame nach der Polizei. Hier bei Angélique habe ich keine Angst und so küssten wir uns solange, bis sie einsteigen musste, weil sonst der Zug ohne sie losgefahren wäre.

Es war etwa drei Wochen später, als ich mich auf den Weg nach Straßburg machte. Ich fuhr bereits am Donnerstagmittag mit dem Zug vom Frankfurter Hauptbahnhof los. Angélique hatte mir am Telefon gesagt, sie würde mich abholen. Ich hatte nur einen kleinen Koffer mit, und sie erwartete mich am Bahnhof in Straßburg. Nach einem langen Begrüßungskuss erzählte sie mir lächelnd, sie habe ein besonderes Programm aufgestellt. Ihr Vater hatte ihr den Wagen zur Verfügung gestellt, und wir würden jetzt gleich Straßburg verlassen. Wir liefen ein paar Minuten, in einer Nebenstraße hatte sie den Citroen geparkt. Im Kofferraum war bereits ihr Gepäck, wir stellten meinen Koffer dazu und ab ging es. „Wohin geht es denn?“ fragte ich neugierig. „Du wirst schon sehen“, war die Antwort. „Ich lass mich überraschen“, sagte ich und lehnte mich zufrieden in meinen Sitz. Nach einer dreiviertel Stunde Fahrt durch Hügel mit Weinreben, Feldern, Wiesen und kleinen Dörfern ging die Sonne langsam unter. Ein herrlicher Sonnenuntergang begleitete unsere Fahrt. Es dämmerte schon, als wir in ein kleines Dorf fuhren und Angélique an einem kleinen, mit Weinreben bekränzten Gasthof hielt. Wir nahmen unser Gepäck und gingen zur Rezeption, wo eine freundliche Frau in einer elsässischen Tracht auf uns wartete. Angélique sagte etwas auf Französisch zu ihr. Die Frau blätterte in einem dicken, schwarzen Buch, nickte und verlangte unsere Ausweise. Wir füllten ein Formular aus und bekamen die Zimmerschlüssel.

Es war ein ganz reizendes Zimmer. Das Zimmer lag zu den hinter dem Haus gelegenen Weinbergen hin. Die kleinen Fenster mit ihren Butzenscheiben blitzten in den letzten Strahlen der Abendsonne. Die kleinen Vorhänge, blau mit weißen Punkten wirkten mit den Fenstern wie kleine Mädchen, die uns lachend zuwinkten und uns schönen Aufenthalt wünschten. In der Ecke neben einer geschnitzten Holztür stand ein Bauernschrank aus massivem Holz, vor dem Fenster ein geschnitzter Tisch mit ebensolchen zwei Stühlen. Das Bett war auch aus Holz geschnitzt d. h. ich meine: der Kopf und das Fußteil sowie die Seitenrahmen. Die Betten, wie die aussahen! Es war eine Wucht, prall gefüllte Kissen und Federbetten mit weiß-blauen Bezügen. So wie man es in einem Landgasthaus erwartet. Ich war mitten im Elsass, inmitten von Wein und Flammkuchen und anderen Köstlichkeiten mit einem Prachtweib. Es war wie im Paradies. Ich war beschwingt, ich war verliebt, wir aßen in der Gaststube, tranken Wein, redeten, küssten uns. Keiner nahm Anstoß, alle freuten sich über verliebte, junge Leute, über die Liebe. Die Gäste waren freundlich, ein deutsch- französisches Liebespaar, hier im Elsass! Ist das nicht schön für alle? Lange saßen wir zusammen mit Franzosen, die mal deutsch mal französisch mit uns sprachen, über das Wetter, die Landschaft, den Wein und die alles verbindende Liebe. Alles Schöne bezogen wir auf uns, negativen Punkte gab es für uns nicht. Wir freuten uns auf das gemeinsame Wochenende. Alles war Liebe, alles war Romantik, die Blumen am Fenster, die weißen Tischdecken mit gesticktem Rand, das Kreuz in der Ecke. Dann wurden auch die Männer vom Stammtisch in der Ecke auf unser Lachen aufmerksam. Die meisten anderen Gäste waren schon gegangen und die Männer baten uns an ihren Tsch. Es wurden noch zwei Stühle heran gestellt. Bald tranken wir auf die deutschfranzösische Freundschaft, mir war die deutsch-französische Liebe wichtiger. Es gab ein fröhliches Geplauder, bis die Gruppe aufbrach, denn morgen war ein Arbeitstag. Wir stiegen die Stufen zu unserem Zimmer empor, schlossen die Tür auf. Es folgte der krönende Abschluss dieses schönen Tages mit viel Zärtlichkeit. Ein Tag, der vollendet war und den man wohl nie vergessen würde. „Angélique, mein Schatz, ein wunderschöner Tag geht zu Ende, ich liebe Dich über alles.“ Auch sie war glücklich, sie lachte fröhlich und auch unsere erste Nacht hier im Elsass war schön!

Die nächsten Tage unternahmen wir kleine Wanderungen in die Umgebung, aßen und tranken einmal hier einmal dort etwas, kuschelten am Nachmittag, besuchten eine Kirmes in einem Nachbarort. Angélique wollte unbedingt auf der Kirmes Kettenkarussell fahren. Wir setzten uns in zwei Gondeln, lachten wie die Kinder, als es erst langsam, dann immer schneller im Kreis herum ging. Die Frauen auf diesem alten Karussell, das schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hatte, kreischten vor Freude und Angst. Die Männer bewiesen Mut und verhielten sich ruhig. Es war schön, die fliegenden Haare der Frauen in ihren bunten Kleidern zu sehen. Man hatte den Eindruck von überschäumender Lebenslust. Angélique wollte unbedingt eine Zuckerwatte haben, an einem Schießstand sollte ich meine Schießkünste beweisen. Geschossen hatte ich noch nie, bei der Bundeswehr war ich nicht gewesen. Man hatte mich irgendwie vergessen.