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In diesem Buch, nämlich dem ersten Teil eines Zweiteilers, geht es um das Leben eines jungen und nun mittlerweile Mann mittleren Alters, der immer etwas suchte, immer etwas vermisste es aber niemals genau betiteln konnte. Nach Jahren dann gefunden, gerät alles ins Wanken, da die Vergangenheit zu schwer wiegt. Doch der Weg zu sich selbst ist niemals leicht und am Ende verbleibt Hoffnung, harte Arbeit und eine vollkommene Umstrukturierung des eigenen Lebens und Mindets.
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Seitenzahl: 179
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Ron Wolf
Der Weg zu mir, durch euch!
Band 1
Ron Wolf
Der Weg zu mir, durch euch!
Band 1
Desillusioniert auf dem Weg zu Frieden, Harmonie und Liebe
Impressum
Texte: © 2022 Copyright by Ron Wolf
Umschlag:© 2022 Copyright by Ron Wolf
Verantwortlich
für den Inhalt:Ron Wolf
Humboldtstraße 73
51379 Leverkusen
Druck:epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin
Ich widme dieses Buch:
Meiner Mutter, die immer für mich da war.
Georg und Nati, die mir eine schöne Kindheit
ermöglichten.
Jinx, von der ich so viel lernen durfte.
Martin M., der mir das Leben rettete.
Alex und Martin, für treuste Freundschaft in schweren Zeiten.
Mit diesem Buch, welches für mich vor Allem einen therapeutischen Ansatz hat, habe ich immer vor Allem eines im Sinn gehabt: Menschen vor den Fehlern zu bewahren die ich gemacht habe.
Ich beschreibe in den folgenden Kapiteln vorrangig meine Erlebnisse und mein Leben. Wichtig ist hier, dass ich dies natürlich rein aus meiner Sichtweise betrachte und betrachten kann.
Selbst der Versuch diverse weitere Sichtweisen einzubeziehen, scheiterte bei mir sehr häufig daran, dass ich eigene, oftmals antiquierte Sichtweisen, leider immer mit mir trug und einbezog.
Nun in der Folge schreibe ich den ersten Teil dieser Buchreihe auf dem Weg zu mir nieder. Es ist der Weg, den ein junger, nun Mann mittleren Alters beschreitet, der immer nach etwas suchte und sich nach etwas sehnte, ohne es viele Jahre lang benennen zu können.
Es ist definitiv der erste Teil, da ich nun, mit 36 Jahren noch lange meine Mitte nicht gefunden habe. Ich bin mittlerweile nach so vielen Jahren erst so weit vorangeschritten, dass ich genau definieren kann, was ich mir für mein Leben wünsche und was eben nicht.
Hier beginne ich nun in meiner frühen Kindheit und werde, mal strukturierter und mal weniger strukturiert, meine Jugendzeit gefolgt von den Jahren als junger Erwachsener bis heute, dem absoluten Tiefpunkt meines Lebens, fortführen.
Ich möchte nur eines erwähnen, was mir persönlich sehr wichtig ist. Die benannten Personen, sind bis auf ein paar wenige Ausnahmen, namentlich verfälschst.
Die Namen sind zwar ihrem Pendant recht ähnlich, wurden aber von mir zum Schutze der Personen dahinter und deren Ansehen, verfälscht.
Niemandem möchte ich wirklich etwas Schlechtes, ich weiß sicher, dass ich mich im Leben nicht immer gut und anständig verhalten habe.
Dennoch möchte ich mit der Nennung der Personen und meiner Ansicht und Empfindung des Ganzen, niemanden diskreditieren oder sogar beleidigen.
Meine Erfahrungen und Erlebnisse sollen keinem Pamphlet gleichen. Es ist, wie ich es mehrfach nannte, eine Wiedergabe meines Lebens und meiner Erfahrungen.
Die Gründe dieser Verschriftlichung sind und bleiben mein Wunsch selbst ein Buch zu verfassen um auch dadurch meinem großen Vorbild, John Ronald Reuel Tolkien, ein wenig näher zu rücken.
Der zweite Grund ist ein rein therapeutischer Grund, da mir das Niederschreiben hilft so einiges zu verarbeiten und ich nach dem Verlust meiner ersten großen Liebe, die schlimmste Phase meines Lebens durchleben musste.
Der letzte Grund ist jener, der mir sehr am Herzen liegt:
Andere Menschen auf meine dummen Fehler hinweisen und mit diesem Buch eventuell den einen oder anderen Menschen davor zu bewahren, dieses Leid selbst ertragen zu müssen.
Ich habe vor einiger Zeit einmal ein Zitat gelesen, dass es verschiedene Wege der Handlung im Leben gäbe.
Der durch Nachdenken, sei der edelste, durch Nachahmung der einfachste und durch Erfahrung der bitterste Weg der klugen Handlung.
Ich selbst, habe leider lange Zeit, um nicht zu sagen bis heute den Handlungsweg der Erfahrung beschreiten müssen. Ein unglaublich frustrierender und bitterer Weg, der eine Zeit sogar zu einer gewissen Verbitterung meinerseits beitrug.
Ich hoffe sehr, dass jeder Leser aus meinen Fehlern und Handlungen lernen kann und dadurch einen besseren und einfacheren Lebensweg beschreiten kann.
Ich danke jedem einzelnen Leser sehr herzlich für den Erwerb dieses Buches. Mit jedem Erwerb wird, nach Abzug der Produktionskosten, ein Teil an mich gehen und ein weiterer Teil dem Tierschutz gespendet.
Ich wünsche euch viel Spaß und hoffentlich Unterhaltung und vielleicht sogar Lehren, die euer Leben bereichern und euch davor bewahren, die gleichen Fehler wie ich zu begehen.
Kindheit
Geboren an einem verregneten Sonntag, es war der 18. Mai des Jahres 1986. Ein junger Mensch, geboren in einfachste Verhältnisse. Geboren in Leverkusen – Opladen.
Da wurde ich geboren an jenem besagten Sonntag um 07:40 Uhr in einem kleinen städtischen Krankenhaus.
Hätte man mich gefragt, hätte ich mein Leben wahrscheinlich abgelehnt. Ein Leben, welches in meinen Augen mit mehreren Bürden begann. Der Bürde der Melancholie und eines depressiv gepolten Gehirns, was ich durch beide Elternteile bekam.
Eine weitere Bürde, nämlich die der Armut, ist in meinen Augen, in meinem Fall zumindest, durch bloßen Fleiß auszugleichen oder eben damit sich mit entsprechender Armut zu organisieren und abzufinden.
Ein Blick in die Welt lässt in mir die Frage aufkommen, sind wir in Deutschland selbst in den untersten Schichten wirklich arm?
In meiner Kindheit war es jedoch in machen Zeiten wirklich hart.
Die letzte und wie ich finde schlimmste Bürde, ist jene ein ungewolltes Kind zu sein. Zumindest einseitig ungewollt.
Mein Putativvater fühlte sich zu jung für ein Kind. Ein Umstand den ich absolut verstehen kann, nur denke ich mir, dass man da andere Maßnahmen hätte einleiten können um ein Leben nicht mit einem ungewollten Kind zu belasten.
Für diese Gedanken werden mich sicher einige Eltern gerne steinigen aber ein Kind ist eine absolute Belastung.
Diese Erfahrung übrigens, prägte mein Leben mit einer grundlegenden Angst: Irgendwann in derselben Lage wie mein Putativvater zu stehen und ebengleiches Versagen vorzuweisen.
Ich selbst bin jedoch vollkommen frei von dem Wunsch ein Kind zu bekommen. Die Gene, die ich weitergeben würde, würden ein Leben erschaffen, welches unglaublich belastet, ja fast schon nicht lebenswert wäre. Ein Leben Gefangen in sich selbst, in dem Gefängnis der Gedanken.
Doch ist diese Gefangenschaft dauerhaft und nicht zu durchbrechen?
Diese Masse an Empathie, diese Sensibilität, dazu die Melancholie, wiederkehrende Depression und das viele Denken sind in meinen Augen unglaubliche Belastungen im Leben, die je nach Ausprägung, fast schon einem geistigen Verlies ähneln.
Nun meine Eltern schienen nach meinem Erachten eher beide ein wenig überlastet. Überlastet mit sich selbst, dem Umstand einer Familie und auch dem Umzug aus den neuen Bundesländern nach Nordrhein-Westfalen.
Ich war einseitig ungewollt aber dazu auch beidseitig ungeplant. Ich denke, dass jeder Mensch nachvollziehen kann, welche Herausforderungen werdende Eltern eines ungeplanten Kindes zu erwarten haben.
Finanziell, menschlich und vor Allem hinsichtlich der kommenden Verantwortung mussten sich beide innerhalb weniger Monate vollkommen verändern.
Beiden schien dies schwer zu fallen, meinem Putativvater gelang dies erst mit der Geburt meiner Stiefschwester, viele Jahre später.
Mein Putativvater hätte lieber seinen jugendlichen und freien Lebensstil weitergelebt.
Häufig offenbarte er mir, wie ich dessen Jugend beendete und dessen freies und unbelastetes Leben zerstörte.
Er wünschte sich so sehr dessen schönen Tage seiner Jugend zurück. Er berichtete mir von vielen Mädchen, schönen Feiern und Tagen die unbeschwerter waren.
Ich erinnere mich oft an alte Videoaufnahmen, die meine Eltern mit ihrer veralteten Kamera erstellten.
Man sah mich dort sehr häufig wie ich mich allein beschäftigte. Meine Mutter, häufig beschäftigt in ihrer Rolle als Hausfrau, mein Putativvater in dessen Rolle als jener, der das Geld für die Familie heranschaffte.
Eigentlich Rollen, die in älteren Generationen in dieser Auslebung vollkommen üblich waren, jedoch ist nicht jeder Mensch für eine solche Rollenverteilung geschaffen. Für mich vollkommen verständlich.
Ich erinnere mich an kein einziges Video, welches eine glückliche Familie zeigte. An keines aus einem Urlaub oder einer Zeit der Freude und Gelassenheit. Immer schwebte eine Wolke der Belastung und Negativität über uns.
Leichtigkeit gab es in dieser kleinen Familie nicht. Selbst diese Videos wirkten auf mich immer ein wenig beschwert und erzeugen noch immer ein ungutes Gefühl in mir.
Dies muss aber tatsächlich nicht an der Zeit, den Videos oder dem tatsächlichen Klima in meiner Familie liegen, es kann auch lediglich meine Ansicht dieser Zeit und den damit verbundenen Gedanken und Gefühlen geschuldet sein.
Mein Eindruck aus den jüngsten Tagen ist auch der, dass meine Eltern in diese Rolle gezwungen wurden.
Beide versuchten ihre Rollen bestmöglich zu erfüllen und abzuleisten, jedoch verloren sich beide dabei selbst und vor Allem auch Gegenseitig.
Eine Entwicklung, wie ich später selbst erfahren musste, die auch vor Allem einer fehlenden Kommunikation und entsprechenden eigenen Problemen geschuldet ist. Die Offenbarung der eigenen Ansprüche, Wünsche, Sehnsüchte und Nöte, hätten dieser Ehe wahrscheinlich mehr als nur gutgetan.
Die Beziehung und vor Allem die Ehe meiner Eltern war erzwungen, hierbei sollte man sich nichts vormachen. Sie war erzwungen und wurde auch zwangsweise fortgeführt, durch einen Unfall, nämlich mich.
Nach vielen Jahren offenbarte meine Mutter mir ein Foto. Ein Foto auf dem sie zu sehen war, neben ihr saß mein Putativvater und dessen Bruder auf der Rückbank eines Wartburgs.
Man erkennt in den Gesichtern der beiden besagten Herren einige Aufregung, da sie aus ihrem früheren Heimatort Leipzig nun in den Westen aufbrachen. Sie wirkten euphorisch und irgendwie erleichtert, anders jedoch der Ausdruck in dem Gesicht meiner Mutter.
Ihr Gesichtsausdruck kommt mir sehr stark in den Sinn, während ich diese Zeilen verfasse. Sie sah unglaublich traurig und besorgt aus. Ihr Leiden kann man ihr bis heute aus den Augen ablesen, selbst auf diesem Foto.
Auf meine Frage was sie in der Zeit beschäftigte offenbarte sie mir, dass sie und mein Vater zu dieser Zeit eigentlich in Trennung lebten. Sie war bereits in einen anderen, wesentlich besseren Mann verliebt.
Ich fühlte und fühle bis heute unglaublich mit und kann mir sehr gut vorstellen, was sie in diesem Moment erleiden musste. Sie beschrieb den Mann, den sie liebte, als einen unglaublich tollen Mann und Menschen.
Wie sehr hätte ich meiner Mutter gewünscht ein schönes gemeinsames Leben mit diesem Mann zu führen. Selbst wenn es meine Existenz kosten würde, wüsste ich, dass meine Mutter sowohl glücklicher gewesen wäre, als auch ein Kind gezeugt worden wäre, dass beidseitige Liebe hätte erfahren können.
Umfassende Liebe, dazu das Gefühl geschätzt zu werden und gewollt zu sein, etwas was ich mir immer gewünscht habe und noch immer so sehr wünsche.
Das muss ein tolles Leben sein. Ich denke, dass ein Mensch, ein junger Mensch respektive ein Baby und Kind, welches beidseitige Liebe und Zuspruch erfährt, eine Basis in der Kindheit besitzt, die das ganze Leben bereichern und bestärken können.
Im weiteren Verlauf meiner Kindheit erinnere mich an einfache Jahre, uns fehlte es weder an Essen, noch an anderen existentiellen Dingen, da mein Putativvater einer geregelten Arbeit nachging, obwohl er diese niemals mochte. Im Gegenteil, er verachtete diese Arbeit so sehr, dass er regelmäßig an den späten Nachmittagen eines jeden sonntags in eine Trauerstarre verfiel.
Dies ist eine Eigenschaft, die ich ihm sehr hoch anrechne, da die Ausübung eines nichterfüllenden Berufes das Leben unglaublich belasten kann. Auch kann ich verstehen, dass er regelmäßig bedrückter wirkte, wenn es auf den ersten Arbeitstag zuging.
Eine unerfüllte Ehe, dazu ein Kind was er niemals wollte und ein Beruf, den er verachtete. Alles Dinge, die das Leben unglaublich erschweren.
Trotzdem fehlte es an einigen Dingen extrem: Väterlicher Liebe, dem Gefühl ein zu Hause zu haben und einem Gefühl der Zuflucht und Geborgenheit.
In den weiteren Jahren meiner frühen Kindheit ereigneten sich leider diverse Vorfälle der Untreue.
Das Verhältnis meiner Eltern untereinander und vor Allem zueinander war absolut und für alle Ewigkeit ruiniert. Aus Respekt zu meiner Mutter und auch aus letztem Respekt gegenüber meinem Putativvater, werde ich dies nicht weiter ausführen, da es auch mein Gewissen belastet.
Nebenbei sei erwähnt, dass ich jahrelang dachte, dass es eine Art „Fremdgänger-Gen“ gäbe und ich damit belastet wäre. Obwohl es mir mehrfach angetan wurde, so habe ich niemals eine meiner Partnerinnen betrogen.
Aber zurück zum Ursprungsthema:
Lange habe ich nicht verstehen können welchen Schmerz man erdulden muss, wenn man betrogen wird. Bis ich Nadia kennenlernte, sie zeigten mir, welch unglaublichen seelischen Schmerz man doch ertragen kann.
„…du musst dich mal Zusammenreißen, du bist zwar mein Kind aber das kann man bei deiner Mutter ja auch nicht absolut sicher sagen...“
Mein Putativvater
Der Schmerz beider Elternteile verfestigte sich in den folgenden Jahren. Mein Putativvater wurde immer liebloser. Er war zwar physisch anwesend aber so gut wie immer geistig abwesend und wirkte teilweise sogar apathisch.
Man erkannte es vor Allem daran, dass er oft vor dem Fernseher saß und alles um sich herum ausblendete. In dieser Trance knibbelte er so lange an seinen Fingern, bis diese teilweise blutig waren.
Ich denke, dass er in seinen Gedanken so vertieft und so voller Hoffnung auf ein besseres Leben war, dass diese Momente ihm als einzige Möglichkeit darauf schienen.
Sein Interesse an meiner Person, an gemeinsamen Unternehmungen war in keiner Form vorhanden. Er verleugnete mich sogar.
Als er mit dessen Brüdern und dessen Kindern an einem schönen Sommerabend einen nahgelegenen See aufsuchte entgegnete er mir, dass mein Onkel nicht wollen würde, dass ich mitkomme. Heute nun weiß ich, dass er mich einfach nicht dabeihaben wollte.
Ich fühlte mich zunehmend ungeliebt, was in meinen Augen auch dazu führte, dass ich in späteren Jahren größte Probleme mit meinem Selbstwertgefühl hatte.
Der Höhepunkt der Vater-Sohn-Beziehung war dann folgender Vorfall. Ich war circa fünf oder sechs Jahre alt und an einem schönen Sonntag mit meinen Freunden im Innenhofbereich er Wohnsiedlung unterwegs. Wir spielten und genossen das Wetter des schönen Tages.
Meine Großmutter besuchte uns und bestand auf eine Begrüßung. Ich wollte sie jedoch nicht begrüßen und vor Allem nicht küssen und rannte von ihr weg in Richtung meiner Freunde.
Mein Putativvater rief laut und aggressiv im Hinterhof nach mir. Dessen Schreie wurden, so erinnere ich mich bis heute, immer energischer und aggressiver.
Als ich dann, auf ihren ebenfalls energischen Wunsch hin, meine Großmutter noch immer nicht begrüßen und küssen wollte, brach für mich die Hölle los.
Mein Putativvater zog mich an meinem kleinen Arm in das Treppenhaus und durch dieses in die Wohnung und im Anschluss in mein Kinderzimmer.
Er schrie mich an, Schreie und eine Lautstärke, die ich bis heute nicht vergessen werde. Die Angst in diesem Moment und das Bauchgefühl sind zwei Dinge, die ich wohl niemals vergessen werde.
Die Wut in dessen Augen, wenn er sich der Rage und dem Hass hingab, verfolgten mich noch viele Jahre in Albträumen.
Er verprügelte mich, ich erinnere mich ebenfalls noch an die Geräusche, die dessen Fäuste und Hände bei dem Aufprall auf meinem Körper und Kopf verursachten.
Dumpfe Töne, so als würde man auf einen gefüllten Sack schlagen oder auf ein Sitzpolster einer Bank schlagen.
Zuletzt verpasste mir mein Putativvater einen so starken Stoß, dass ich auf meinen kleinen Kunststoffgartenstuhl fiel und nach hinten kippte.
Der Stoß war so heftig, dass ich in den kleinen Stuhl fiel und die hinteren Beine abbrachen. Der heftige Sturz auf meinen Hinterkopf führte zu einer tiefen Bewusstlosigkeit.
Viele Stunden später erwachte ich in dem Schoß meiner Tante. Auf die Frage wo mein liebreizender Putativvater war entgegnete sie, dass er Getränke holen sei.
Die körperlichen Misshandlungen erstreckten sich auf nur wenige Male in meiner Kindheit. Schlimmer waren die psychischen Misshandlungen. Jene Misshandlungen, von denen ich mich erst viele Jahre später teilweise erholen konnte und sollte.
Meine weitere Kindheit verlief in meinen Augen teilweise auffällig und wiederum auch unauffällig. Eines, warum auch immer es sich auch immer so stark entwickelte, war eine permanente Angst vor vielen Dingen. Eine Angst, die in meinen Augen in so vielen Fällen, bis heute, eher unbegründet war und ist.
Eine Angst, die dazu viele Sorgen und Nöte erzeugte, die eigentlich niemals reell waren und durch diese Ängste eher im Geiste vergrößert wurden.
Angst vor der Dunkelheit, Angst vor dem Tod, den ich oft im Fieberwahn vor mir stehen sah. Bis heute erinnere ich mich an die große Gestalt, die vor meinem Bett stand. Ich erinnere mich so genau an diese große Gestalt in ihrer schwarzen Kutte, als wäre es eine tatsächliche Begegnung gewesen.
Eine große Angst war jene, auf dem Weg in den Kindergarten oder die Grundschule entführt zu werden.
In diese Zeit waren zahlreiche Kindesentführungen in den Medien. Warum auch immer ich diese Ängste entwickelte, wurden diese irgendwann auf ein Maximum getrieben in dem ich Angst hatte alleine zum Kindergarten oder der Schule zu gehen.
Ganz zum Leidwesen meiner Mutter, die mich jahrelang zum Kindergarten und später der Schule fahren musste. Standesgemäß natürlich auf dem Gepäckträger eines alten Klappfahrrades aus dem Osten.
In meiner Kindergartenzeit zeigten sich Ängste vor anderen Menschen, sowie die Angst mit den anderen gemeinsam den Nachmittagsspaziergang anzutreten. Ich hätte ja auf diesem Weg entführt werden können, oder in einem Erdloch verschwinden oder von Kannibalen gefressen werden können. In meinem kleinen Kopf befanden sich unzählige Szenarien der Angst und der vermeintlichen Gefahr an verschiedensten Orten.
Meine Ängste vor anderen Menschen konnte ich im Laufe meiner Kindergartenzeit ablegen. Ich gewann sogar einige gute Freunde.
Nach meinem Erachten war die weitere Zeit im Kindergarten eher unauffällig, dennoch entwickelte sich irgendwann eine gewisse Angst, eine weitere Angst den Kindergarten aufzusuchen. Zum Glück achtete meine Mutter zumindest sehr darauf, dass ich nur dann fehlte, wenn ich tatsächlich körperlich erkrankte.
Die Wochenenden waren meist eher einsam. Meine Eltern mussten sich oft von einer eher stressbehafteten Woche erholen und in jeglicher Form ihre marode und eigentlich bereits gescheiterte Ehe aufrechthalten.
Mein Leben wurde dann endlich abenteuerlicher, als sich Nati und Georg immer mehr für mich interessierten.
Ich besuchte sie an vielen Wochenenden und sie fuhren sogar mit mir in den Urlaub. Sie zeigten mir die Schönheit Deutschlands und der Welt.
Ich habe von Ihnen die elterliche Liebe und familiäre Geborgenheit bekommen, die ich mir von meinen Eltern gewünscht hätte.
Ich musste nur einen einzigen Wunsch äußern und beide überschlugen sich um jenen zu erfüllen.
Ich habe so unglaublich viele Erinnerungen an die Gerüche des Dachbodens im Sommer oder den Geruch der Felder, wenn wir an einem schönen Sommerabend auf der Terrasse zu Abend aßen.
Die Wärme der Sonne in meinem Gesicht schien, bei Nati und Georg, wesentlich wärmer und angenehmer als zu Hause.
Georg, der mir viele Dinge vermittelte, die mir eigentlich mein Putativvater vermitteln sollte, entdeckte meine Liebe für das Handwerken mit Holz.
Der Geruch des geschliffenen Holzes, der dann in der Werkstatt stand, ein Geruch, der mich immer wieder in meine Kindheit versetzt.
Dessen stolzer Blick, wenn ich meiner Kreativität nachging um etwas zu bauen was mir in den Sinn kam. Georg äußerte dessen Ideen immer sehr liebevoll, die dabei halfen meine Werke zu verbessern oder überhaupt zu beenden. Dessen Ton gegenüber mir war respekt- und liebevoll, was für mich eine vollkommen ungewohnte Erfahrung war.
Gerne sind wir als Kinder die Berge heruntergefahren. Borod, der Wohnort der Beiden, lag in Rheinlad-Pfalz. Sehr ländlich und bergig war dieser Ort prädestiniert für eine schöne und erfüllte Kindheit.
Erst sitzend auf Skateboards, dann in der Folge mit meinem alten und beschädigten Kett-Car fuhren wir an manchen Tagen bis zu acht Stunden am Stück den Berg herunter, selbst im Winter hatten wir dort stundenlang einen unglaublichen Spaß.
Georg wusste, dass mir mein altes Kett-Car eher unangenehm vor meinen Freunden war.
Als ich dann, mehrere Wochen später, ein weiteres Wochenende bei Georg und Nati verbrachte, hatte er es sowohl umgebaut als auch vollständig neu lackiert und überdacht.
Ich erkannte es kaum wieder, nur das gebrauchte und mir bekannte Lenkrad und der alte und abgenutzte Sitz zeigten mir, dass es tatsächlich mein altes Kett-Car war.
So war er. Es freute ihn einfach mich fröhlich zu sehen.
Georg ist und war bis heute mein größter Fürsprecher, der in der Folge meiner Jugend aber dann auch zu einem meiner größten Kritiker wurde.
Die Kindheit in Borod war unbeschwert, glücklich und mit absolutem Überfluss beschert. Sie taten alles und mehr um mich möglichst allumfänglich glücklich zu machen.
Meine Mutter blickte auf diese Zeit leider mit einer gewissen Eifersucht.
Lange Zeit nahm ich ihr dies wirklich übel aber nun ist mir klar, dass die Zeit mit ihrem Ehemann alles andere als erfüllend zu sein schien.
Eventuell spielte auch die Eifersucht einer Mutter mit, die sich lediglich um die Liebe ihres einzigen Kindes sorgte.
Bis heute erinnere ich mich an viele Orte die wir besuchten, viele gemeinsame Erlebnisse und vor Allem dem tollen Gefühl, welches ich in Borod durchgehend im Bauch trug.
Ein Gefühl einer permanenten Wärme, als würden warme Sonnenstrahlen oder warmer Tee den Körper durchströmen. Ich glaube, dass ich so viel Glück nur noch einmal im Leben erleben durfte, mit Lola.
„...es freut mich wenn du lächelst mein Sohn...“
Georg
Jedes Wochenende, welches meine Mutter mir erlaubte, verbrachte ich in Borod. Die Vorfreude wuchs und wuchs mit jedem Tag, der mir ein erneutes Wochenende in Borod näherbrachte.
Schon damals schien mir meine Heimatstadt irgendwie trist und dazu auch nicht wirklich heimelig. Die Vorfreude wuchs und wuchs je weiter die Woche voranschritt
Freitags dann, holten Nati und Georg mich von der Schule ab. Ich wusste, dass wir nur noch meinen Koffer holen mussten und dann begann das Wochenende mit einem Zwischenstopp in einem gemütlichen Kaffee in Altenkirchen.
Hier aßen wir belegte Brötchen und Nati und Georg tranken Kaffee während ich meinen Kakao genoss.
Die Brötchen und der Kakao waren wahrscheinlich nicht so besonders wie ich es in Erinnerung habe, dennoch beeinflussen aber die Gefühle, die Umgebung und vor Allem das Verhalten der Beiden gegenüber mir, meine Erinnerungen sehr stark.
Da wusste ich, die glückliche Zeit begann. Das wundervolle Gefühl in meinem Bauch wurde von einem sehr leckeren Essen begleitet. Ich werde niemals vergessen wie glückselig ich in Borod war.
Nie werde ich vergessen wie ich zu Nati und Georg hochschaute.