Die Debütantin - Sabina Naber - E-Book

Die Debütantin E-Book

Sabina Naber

4,7

Beschreibung

Fasching in Wien. Die sexy Enthüllungsjournalistin Karin Bäumler wird im Playboy-Bunny Kostüm professionell zu Tode gefoltert in der Alten Donau gefunden. Kommissarin Maria Kouba kann daher die Zeit nicht mit ihrem neuen dunkelhäutigen Lover verbringen sondern muss in einem Geflecht aus rechtsextremen Hass, Diskriminierung und Intoleranz ermitteln. Die Spuren verdichten sich schließlich zu einem furiosen Showdown am Wiener Opernball.

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Sabina Naber

Die Debütantin

Kriminalroman

Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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www.gmeiner-digital.de

Gmeiner Digital

Ein Imprint der Gmeiner-Verlag GmbH

© 2014 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75/20 95-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

E-Book: Mirjam Hecht

Umschlagbild: © Bruno Passigatti – Fotolia.com

Umschlaggestaltung: Matthias Schatz

ISBN 978-3-7349-9226-1

Eins

Der rote Fleck leuchtete inmitten der ineinander fließenden Grautöne des toten Wassers wie das Kleid des kleinen Mädchens in »Schindlers Liste«. Welch unpassender Vergleich! Der Film erzählte eine unerzählbare Geschichte, dieses Szenario hier einen prosaischen Todesfall. Unfall. Nullachtfünfzehn. Wahrscheinlich. Ziemlich sicher sogar. Oder auch nur einen banalen Mord aufgrund von Streit. Oder was auch immer. Jedenfalls nicht Weltgeschichte. Kommissarin Maria Kouba zwang sich in die Realität zurück. Trübes, viel zu warmes Februarwetter, das unwirtliche Nass der Alten Donau, eine Wasserleiche in einem roten Mantel. Aus. Punkt. Das war es.

Maria fröstelte, auch wenn das Thermometer laut Radio an die fünf Grad plus anzeigte. Seit Tagen schon hatte sie das Gefühl, dass die drohende Verkühlung mit jedem Nebeltropfen durch die Kleidung in ihren Körper kroch. Was gäbe sie jetzt für einen Glühwein! Aber nein, sie hatte sich ja Abstinenz verordnen müssen. So eine Schnapsidee, im wahrsten Sinne des Wortes, ausgerechnet in der Faschingszeit Fastenwochen einzulegen. Auf die Idee konnte wirklich nur sie kommen. In ihrer spontanen Emotionalität. Die musste sie in den Griff bekommen, nicht ihren Alkoholkonsum. Der war ja nur die Folge ihrer Unbeherrschtheit. Sechs Wochen Kamillentee, heißes Wasser und viel zu viel Kaffee. Sogar Suppe hatte sie als Lebensmittel bereits wieder entdeckt. Und sie konnte nicht aus, konnte nicht schummeln, konnte nicht leger die Grenzen ausdehnen, denn sie hatte ihren Vorsatz, bis zum Aschermittwoch keinen Schluck Alkohol zu trinken, vor allen Kollegen im Sicherheitsbüro hinausposaunt, worauf sofort Wetten abgeschlossen worden waren. Und Phillip hatte auf ihr Durchhalten gewettet. Unter der Beobachtung ihres Partners konnte sie es sich einfach nicht erlauben zu versagen. Aber da gab es unzählige Feste, ein Gschnas ums andere, Lokale mit special offers um jede Ecke. Eine von Exzessen miefende Feuchtfröhlichkeit über der Stadt. Und alle schwelgten in ihr. Nur sie nicht. Denn sie regenerierte sich brav von ihrem letzten Dreivierteljahr, in dem sie– ja, einfach nur ein paar Beruhigungsschlucke gebraucht hatte.

Andererseits– es war schon gut, dass sie sich jetzt in Abstinenz übte. Mit ihrer überschüssigen Energie hatte sie zwei liegen gebliebene Fälle lösen können, und auch diese Leiche da, die hämisch wie ein grundlos aufgestelltes Stoppschild leuchtete, würde in Windeseile von ihrem Tisch sein. Und ihren Urlaub nicht gefährden. Obwohl– heute war ihr Geburtstag. Vielleicht lieber doch so ein kleiner Umtrunk mit Phillip, Elsa und ein paar anderen Kollegen? Schließlich konnte man ja auch ohne Alkohol lustig sein– nein, sie kannte sich. Es würde ein Absacker werden, sie würde sich im ganzen Präsidium wegen der verlorenen Wette hänseln lassen müssen, und dann der schwere Kopf am nächsten Tag– nein. Es waren ohnehin nur mehr acht Tage. Und die bewiesene Selbstdisziplin mit einem Cocktail auf einem schwarzen Sandstrand zu feiern, war auch viel stilvoller.

Maria sah sich um. Gewohnte Betriebsamkeit. Geölte Maschine. Uniformierte arbeiteten im Einsatzwagen eine Schlange an bezeugenden Anrainern ab, die ihnen andere Uniformierte zutrieben. Eine junge Polizistin kümmerte sich um die Jugendliche, die die Leiche beim Gassigehen mit ihrem Hund gefunden hatte. Ihre anfängliche Lässigkeit war bald einem veritablen Schock gewichen. Die violetten Stirnfransen klebten schweißnass auf den Augen. Zum Glück hatte sie noch kein Frühstück intus, sonst würde sie jetzt permanent kotzen. Von allem unbeeindruckt die Tatortgruppe. Sie fotografierte und untersuchte und zeichnete auf. Und Phillip dirigierte den Apparat. Wie hatte er sich doch verändert in den sieben Monaten ihrer Zusammenarbeit. Der ewig attackierende Hektiker war jetzt völlig unaufgeregt und beinahe so etwas wie teamfähig. Und wenn die Menschen nicht mit seiner scharfen Zunge umgehen konnten, nun ja, dann war das ihr Problem. Maria liebte seinen schnellen Geist, er war ja auch der Arbeit zuträglich und– Maria spürte, wie sich das Grau ein wenig aufhellte. Nur weil sie die Gedanken um ihren Partner kreisen ließ. Sie zwang den Blick auf den Matsch zu ihren Füßen. Sie schloss die Augen und schob das Brennen weg vom Brustbereich hinauf ins Hirn. Maria! Freundschaftliche Gefühle sind gut, das hast du im letzten halben Jahr gemerkt. Das war eine weise Entscheidung, mit Monsieur Knackarsch Phillip genau diese Art von Verhältnis aufzubauen. Die sechs Monate waren, ja, sie waren sogar die schönsten der letzten Jahre, also zerstöre sie bitte nicht.– Eben, die schönsten, warum kann da nicht mehr drinnen sein?– Komm, reiß dich zusammen, du bist nur so weinerlich, weil du müde bist. Tagwache in der winterlichen Farblosigkeit geht einfach aufs Gemüt. Da will man eben kuscheln– eben!– Eben.– Feigling!– Zicke!– Maria atmete die angehaltene Luft konzentriert aus, so wie es ihr Sonja von der Pressestelle gezeigt hatte. Ihr einziger Weg, der Journaille manches Mal nicht durch das Telefon an die Gurgel zu springen, hatte Sonja gemeint. Ja, und der einzige Weg für Maria, ihre Gefühle für Phillip unter Kontrolle zu bekommen. Sie sah auf, und das Grau war wieder abstoßend fahl. Ein Testblick zu Phillip– ja, sie hatte alles wieder im Griff.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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