Die Spielmacher - Sabina Naber - E-Book

Die Spielmacher E-Book

Sabina Naber

4,4

  • Herausgeber: BEBUG
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2013
Beschreibung

Peter Pollak, der starke Mann der Rechtsaußen-Partei, hingerichtet durch Genickschuss in der flirrenden Sommerhitze am Wienerberg - Kommissarin Kouba glaubt sich in einem Mafia-Film. Hat der Mord etwas mit seiner neuen Frau, einer Spielsüchtigen, zu tun? Oder hat Pollak bei seinen Streifzügen durch Wiens Unterwelt zu viele Schulden angehäuft? Um die Öffentlichkeit zu beruhigen, wird rasch eine Sonderkommission eingerichtet. Doch schon einen Tag später taucht die Leiche eines britischen Geschäftsmannes und Glücksspiel-Lobbyisten auf...

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Seitenzahl: 519

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Inhalt

Titelseite

Impressum

1. Tag, 13. September

2. Tag, 14. September

3. Tag, 15. September

Danksagung

Sabina Naber

Die Spielmacher

Kriminalroman

Rotbuch Verlag

Von Sabina Naber liegen bei Rotbuch außerdem vor:

Die Lebenstrinker (2009)

Die Debütantin (2005)

Der Kreis (2003)

Die Namensvetterin (2002)

eISBN: 978-3-86789-525-5

1. Auflage

© 2011 by Rotbuch Verlag, Berlin

Umschlaggestaltung: Juliane Hofmann

Umschlagabbildung: john krempl / photocase.com

Ein Verlagsverzeichnis schicken wir Ihnen gern:

Rotbuch Verlag GmbH

Alexanderstr. 1

10178 Berlin

Tel. 01805/30 99 99

(0,14 Euro/Min., Mobil max. 0,42 Euro/Min.)

www.rotbuch.de

1. Tag, 13. September

Eine Leiche mit Genickschuss in flirrender Morgenhitze am Wienerberg. Die Szenerie wirkte wie eine Parodie auf einen italienischen Mafiafilm. Unwillkürlich sah sich Kommissarin Maria Kouba nach dem Team einer Versteckten Kamera um. Doch da war natürlich keins, und die schwarze, tanzende Wolke aus Fliegen erregte sich sicher nicht derart an Kunstblut.

Maria Kouba hockte sich so zu dem Toten, dass sie das blutverschmierte Gesicht nicht sehen musste. Der Hinterkopf war bis auf ein sauberes Einschussloch unversehrt. Die Klarheit des Bildes beruhigte ihren noch nüchternen, krampfenden Magen. Auch ihr Kopf war leer. Sie registrierte bloß, dass sie ihren Schlüsselanhänger, ein weißes Schaf aus Plüsch mit einem angenähten roten Herz, zwischen Handrücken und Innenseite hin- und herschlagen ließ. Sie schloss die Augen und öffnete sie wieder. Sah sich um. Nein, sie lag nicht mehr daheim auf der Couch, gerädert von einer Nacht mit kaum Schlaf, die nicht und nicht Morgen werden wollte – sie befand sich an einem Tatort. Um genau zu sein, sie hockte mitten im Gebüsch auf einer der Geländekanten des Teiches am Wienerberg im Süden der Stadt. Durch das Blätterwerk hindurch schaute sie in die Sprenkel, die die ungewöhnlich starke Septembersonne auf den nierenförmigen See zauberte. Er war nicht natürlichen Ursprungs, sondern Grundwasser, das infolge des Lehmabbaus für die Ziegelherstellung in früheren Zeiten zutage getreten war. Jetzt war das Gebiet ein Traum für Angler und Schwimmer. Für gelsenresistente Liebespaare und Jugendliche, die sich heimlich am Lagerfeuer betrinken oder kiffen wollten. Manchmal für Mörder, so wie vor Jahren für den jungen Burschen, der seine Freundin aus Eifersucht erwürgt und dann mit einem abgerissenen Ast gepfählt hatte. Direkt am See.

Die Umgebung musste irgendwie inspirierend sein.

Hoffentlich schnappten sie den aktuellen Täter so schnell wie den Burschen damals. Der hatte sich noch am Tatort als Freund der Toten der Polizei als Helfer angedient und sich flugs verraten.

Maria fokussierte auf ihre Kollegen von der Tatortgruppe. Einmal mehr schafften ihre weißen Overalls inmitten der Natur, die mit den vertrockneten Gräsern spätsommerliche Entspannung suggerierte, eine surreale Atmosphäre. Aber der tote Mann zu ihren Füßen war weder eine Parodie noch eine Staffage. Er lag mit angezogenen Beinen auf seiner linken Seite, die Hände waren mit einem schwarzen Kabelbinder auf den Rücken gebunden. Das Gras rund um den Kopf war schwarzbraun gefärbt. Es sah nach Hinrichtung aus, nach Profiarbeit. Aber deshalb gleich an die italienische Mafia zu denken war kurzsichtig. Kriminell organisiert waren inzwischen auch die Russen, die Chinesen, die Tschetschenen, die Georgier, die Kasachen und natürlich die Südamerikaner, nicht mehr nur die Sizilianer und Neapolitaner. Blöde Mafiafilme.

Wilfried Bäcker, der neue Chef der AB07, Assistenzdienst Gruppe sieben, wie die Tatortgruppe auch genannt wurde, hob eine Patronenhülse auf und begutachtete sie. »Würd sagen, neun Millimeter. Schaut alles nach Profi aus. Und die sind meist international. BKA?«

Maria quetschte den Kopf des Schafes zu seinen Stummelbeinen. »Schauen wir noch.« Die Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt gestaltete sich immer schwierig. Diese ewigen Kompetenzrangeleien. »Vielleicht ist es ja eine private Gschicht, und der Täter will uns nur auf eine falsche Fährte locken. Zu viele Fernsehfilme.« Die Hoffnung stirbt zuletzt.

»Er scheint tatsächlich ein Liebhaber derartiger Filme zu sein.« Josef Sternberg, der Gerichtsmediziner, winkte Gerry Hilfert von der Tatortgruppe zu sich und deutete ihm, ein Foto vom Mund des Toten zu machen. Josef spreizte ihn etwas auf.

Gerry ließ das Zoom ausfahren, senkte im nächsten Moment den Apparat. »Sind wir jetzt in Schweigen der Lämmer, oder was?«

Maria stand auf und stellte sich zur Gesichtsseite der Leiche. Jetzt, bei genauerer Betrachtung, schien ihr der Tote auf einmal bekannt. Aber die Austrittswunde und das viele Blut irritierten sie. Sie beugte sich zum Mund, konnte zwischen den Zähnen aber nur geklumptes Blut erkennen. Josef deutete Gerry mit einem Nicken, fortzufahren, zog dann mit einer Pinzette etwas Struppiges aus der Öffnung, das wie ein rotlackierter Miniaturklobesen aussah. Gerry fotografierte es von allen Seiten.

Josef steckte das Ding in ein Plastiksackerl, das er Maria reichte, und ging ein paar Meter weg vom Tatort. Mit brutalen Bewegungen rieb er sich durch die Kapuze seines weißen Overalls die Kopfhaut. »Vermaledeite Hitze.« Er schimpfte nie, schon gar nicht über so etwas Nebensächliches wie das Wetter.

Der Klobesen hatte an einer Stelle lilafarbene Blütenblätter. »Eine Distel.« Maria sah Gerry an.

Der zuckte mit den Schultern. »Ein Geldschein oder sein abgesäbelter Schwanz wären eindeutiger. – Sag, Mary, kannst du dir vielleicht bitte eine anrauchen?« Er streckte ihr seine geöffnete Zigarettenpackung hin. »Das Herumgetue da macht mich echt a bissel nervös.« Er sah zu ihrer rechten Hand.

Und erst jetzt merkte Maria, dass sie wieder das Schaf rotieren ließ. Sie umfasste es mit der Faust. »Nerv du mich nicht, Gerry.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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