Die Lebenstrinker - Sabina Naber - E-Book

Die Lebenstrinker E-Book

Sabina Naber

4,7

  • Herausgeber: BEBUG
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2013
Beschreibung

Wiens Öffentlichkeit ist entsetzt: Auffallend viele Babys werden in der Stadt ausgesetzt. Doch zeitgleich wird in der Villa einer an Alzheimer erkrankten alten Dame deren Pfleger mit durchschnittener Kehle aufgefunden. Jene, die einen Schlüssel zum Haus haben, verfügen über Alibis. Hatte der Ermordete ein heimliches Date, das einen tödlichen Ausgang genommen hat? Und was bedeuten die vielen Einstiche in seinem Körper? Hat der Tod etwas mit seinem Engagement bei der Caritas zu tun? Oder mit seiner früheren Mitgliedschaft in einer mysteriösen Vereinigung, die vor allem für zwei Dinge bekannt ist: ausschweifende Sexorgien unter den Mitgliedern und das Versprechen auf ein ewiges Leben durch Klonen? Maria Koubas Ermittlungen zwischen Geburt und Tod führen sie in finstere Niederungen der glänzenden Donaumetropole. Kommissarin Maria Kouba stürzt sich in neue Ermittlungen, gemeinsam mit ihrem Partner und Geliebten Phillip Roth.

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Seitenzahl: 527

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Inhalt

Titelseite

Impressum

DANK

EINS

ZWEI

DREI

FIKTION UND REALITÄT

Sabina Naber

DIE LEBENSTRINKER

KRIMINALROMAN

ROTBUCH VERLAG

eISBN: 978-3-86789-513-2

1. Auflage

© 2009 by Rotbuch Verlag, Berlin

Umschlaggestaltung: Buchgut, Berlin

Umschlagabbildung: Getty Images, esth/Matthieu Spon

Ein Verlagsverzeichnis schicken wir Ihnen gern:

Rotbuch Verlag GmbH

Alexanderstr. 1

10178 Berlin

Tel. 01805/30 99 99

(0,14 Euro / Min. aus dem deutschen Festnetz, abweichende Preise für Mobilfunkteilnehmer)

www.rotbuch.de

DANK

Grundsätzlicher und von Roman zu Roman immer größer werdender Dank gilt meiner Familie und meinen Freunden. Sie ertragen den Ausnahmezustand, in dem ich mich in Schreibphasen befinde, mit bewundernswertem Verständnis.

Weiters möchte ich mich bei meinem Verlag für die Unterstützung, bei meinen lieben Testleserinnen Susanne Gebhart-Siebert, Susanne Schubarsky und Asta Sebesta für ihre kritische Hilfe sowie bei Dr. Christian Ritt (Testleser und Prüfer des medizinischen Plots) und [email protected] (Internetpionier) für ihre fachliche Unterstützung bedanken.

Und mein besonderer Dank gilt einmal mehr meiner Lektorin Lisa Kuppler, die ich über die Maßen schätze.

WER VOR DEM TOD FLIEHT, DER LÄUFT IHM NACH.

DEMOKRIT

EINS

Schädellappen. Maria hatte das Wort nur ein einziges Mal in ihrem Leben bewusst gehört. Erstaunlich, woran man sich in den unmöglichsten Momenten erinnerte. Vielleicht waren ja die Schädellappen dafür zuständig, dass man Schmerz wegdenken konnte. In einem Artikel hatte sie gelesen, dass Schmerz nicht am Ort der Verletzung, sondern hauptsächlich im Gehirn entstand. Dass schöne Bilder ihn vertreiben konnten. Ein schönes Bild. Sie brauchte ein schönes Bild.

Der Ball landet in der rechten Kreuzecke. Ihr Vater wirft die Arme in die Luft und strahlt über das ganze Gesicht. Der Vater verschmilzt mit dem Krankenhausbett. Sein Gesicht ist wächsern, löst sich auf. Der Schmerz explodierte in Marias Nacken, bündelte sich zu einem gleißenden Strahl, der jede Hirnwindung abtastete. Irgendwo ein Schrei. Er schoss durch ihre Kopfdecke. Kein Widerstand beim Eindringen. Er polterte von der Stirn in den Nacken, zur linken Schläfe, irgendwo in die Mitte des Gehirns. Zur rechten Schläfe. Er wollte offensichtlich wieder hinaus aus dem Kopf. Doch jetzt leistete die Schädeldecke Widerstand, und der Schrei verschmolz mit dem Schmerz, der nun wie ein Kugelblitz durch den Kopf raste und bei jeder Berührung mit Gehirnwindungen und Schädellappen blendend weißes Licht erzeugte … Ein schönes Bild. Ein schönes Bild.

Sie sitzt mit Phillip auf einer Bank am Stephansplatz. Die Sonne geht auf. Eine Braut geht vorbei. Sie drücken einander die Hände. – Der Schmerz gleißte nicht mehr, er glühte nur noch. Ein weiteres Bild. – Sie sehen einander in die Augen, Phillips Gesicht nähert sich dem ihren. Sie spürt den Kuss auf ihren Lippen, den sie jeden Moment bekommen wird.

Das Bild zerplatzte in einem erneuten Schrei, der sich wie eine Sirene wiederholte und dabei leiser wurde.

Maria schlug die Augen auf und griff sich an den Kopf. Doch da steckte kein Messer. Sie fokussierte den Blick vom Kometenregen in ihrem Inneren in den Raum um sie herum. Das tat weh. In ihren Augenhöhlen schien sich Sand abgelagert zu haben.

Ihr gegenüber saß eine Frau aufrecht in einem Bett. In einem Krankenhausbett. Es war außergewöhnlich, dass diese Frau aufrecht im Bett saß, denn üblicherweise rebellierte ihre ausgekegelte Schulter schon beim Drehen des Kopfes. Sie war Kroatin. Maria fragte sich, warum sie diese Details kannte. Die aufgerissenen Augen der Frau fixierten die Tür zum Gang. Und das Mädchen daneben – sie hieß Jasmin, auch das wusste Maria – hatte sich aufgestützt und die Stirn in Falten gelegt.

Sie war in einem Krankenzimmer. Als Kranke. Blaue Lichter und weiße Mäntel wischten durch ihr Bewusstsein. Sie hatte das alles also nicht geträumt.

Maria zog sich am Haltegriff in eine sitzende Position und presste die Lider ein paar Mal fest zusammen. Der Sand löste sich auf, mit ihm entfernte sich der Halbschlaf. Dafür wölbten sich jetzt die Wände, sie pumpten wie ein riesiger Blaseblag. Der Schwindel verstärkte Marias Gehör. Der Schrei kam jetzt eindeutig von außerhalb des Zimmers. Und er drehte das nicht existente, dennoch vorhandene Messer immer tiefer in ihren Kopf.

Maria presste die Zeigefinger in ihre Ohren, die Daumen gegen das Kinn und die anderen Finger gegen ihre Schläfen. Sie war arm, klein und offensichtlich krank, und irgendjemand quälte sie mit dieser hysterischen Brüllerei. Die Welt war ungerecht.

Die Durchgeknallte vom Nebenbett … durchgeknallt? Ja, diese Frau sang dauernd, brabbelte von Energie, All, Zusammenhalt, drückte jedem die Hand und erklärte, ihn lieb zu haben. Die Durchgeknallte also taumelte vom Gang in den Türrahmen zum Zimmer und deutete hinter sich. Ihr Gesicht war nur eine Nuance dunkler als ihr weißes Nachthemd.

»Da … ist ein Toter. Pfleger. Erstochen.«

Die Angabe war erstaunlich präzise für eine Frau, die sonst von den Schwestern immer nur beschwichtigende Worte zu hören bekam.

Maria stutzte. Ihr eigener Gedanke eben war ebenso präzise, gar nicht arm und klein gewesen. Der klang viel mehr nach der Frau in ihr, die sich die letzten Stunden – Tage? – ausgeruht hatte. Dieser Gedanke klang nach der Polizistin in ihr. Nach Kommissarin Maria Kouba.

Sie versuchte, ihre Zunge in Bewegung zu setzen, um die Durchgeknallte zu fragen, ob sie nicht nur einen Albtraum gehabt habe. Doch die war bereits wieder verschwunden. Am Gang erschallte ein weiterer Schrei, der Tatsachen schaffte. Sie musste raus aus dem Bett, musste das tun, was eine Polizistin zu tun hatte.

Maria stellte die Beine auf den Boden, doch der wölbte sich ebenso wie die Wände. In letzter Sekunde konnte sie sich am Bett der Durchgeknallten abstützen. Im selben Moment stieg eine unfassbare Übelkeit in ihr hoch. Sie hustete sie weg, worauf der Schmerz in ihrem Kopf seine Achterbahnfahrt durch die Ganglien erneut aufnahm. Sie musste raus aus diesem Bett, bevor das verschreckte Huhn da draußen alle Spuren zerstörte. Maria stemmte sich hoch und beschloss, das schwankende Bild, das sich ihr bot, einfach zu ignorieren. Wenn sie in die Ferne sah, dann schaffte sie es vielleicht, sich halbwegs gerade durch das ständige Auf und Ab hindurchzuarbeiten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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