Die Demokratie und du - Stefan Junker - E-Book

Die Demokratie und du E-Book

Stefan Junker

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Beschreibung

Die Demokratie steckt in einer tiefen Krise. Sie befindet sich in dramatischen Rückzugsgefechten mit ungewissem Ausgang. Überall sind Polarisierungen zu beobachten und tiefe gesellschaftliche Risse tun sich auf. Populisten sind allerorten auf dem Vormarsch und besetzen zunehmend die Herzkammern der Demokratie. Werden wir morgen noch selbstbestimmt und in Freiheit leben können? Wie wird es mit der Demokratie weitergehen? Wie sieht ihre Zukunft aus? Hat Sie überhaupt eine? Und was bedeutet das alles für mich? Wie soll ich mich positionieren, mit all dem umgehen? Der Psychologe und Krisenmanager Dr. Stefan Junker hilft dem Leser auf verblüffende Weise bei der Klärung dieser drängenden Fragen: Er stellt seinerseits Fragen. Hunderte. Ein ganzes Buch voller frecher, nachdenklich machender, intellektuell herausfordernder, manchmal auch einfach unterhaltsamer Fragen. Fragen, die zur Selbstreflexion und zu spannenden, lustvollen Gesprächen mit Mitmenschen anregen. Fragen, die zu neuen, lohnenden Begegnungen mit dem eigenen Ich und anderen führen. Stefan Junker ist überzeugt: Es wird höchste Zeit, die eigene Beziehung zur Demokratie zu klären. Er macht Mut, politisch zu denken und zu handeln. Er zeigt mit seinen Fragen, dass jeder etwas tun kann, um die Zukunft der gesellschaftlichen Verhältnisse aktiv mitzugestalten. "Die Demokratie und Du. Zukunft fraglich." - ein außergewöhnliches Buch voller Fragen, das dem Leser hilft eigene Antworten auf die Herausforderungen der Gegenwart zu finden. Schlagen Sie dieses Buch irgendwo auf und fangen Sie an zu fragen - sich selbst und andere. Inklusive Test: Wie anfällig bin ich für Populismus?

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Seitenzahl: 53

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Die Fragen in diesem Buch sind die Antwort

an meine Kinder, wenn sie irgendwann

wissen wollen, was ich damals

gemacht habe, als der Irrsinn in der Welt

wieder einmal um sich griff.

Stefan Junker, Dr. phil., geboren 1975, studierte erst Mathematik und internationale Politik und wurde schließlich Diplom-Psychologe. Seit 2004 schult er Menschen darin, wie man sich vor Manipulation und Beeinflussung schützen kann. Als Wissenschaftler galt seine Leidenschaft Forschungen zu Hypnose und Suggestionen, wofür er 2005 mit dem Georg-Gottlob-Studienpreis für angewandte Psychologie ausgezeichnet wurde. Heute lebt und arbeitet er bei Heidelberg. Er berät politische Institutionen, Unternehmen und Organisationen in Fragen des Krisenmanagements. Daneben ist er als Psychotherapeut und Coach niedergelassen.

www.doktorjunker.de

Inhalt

Einleitung

Anleitung

Fragen zum Aufwärmen

Sie und die Demokratie

Offenheit und Humor

Redekultur

Demokratisches Handeln

Wählen

Mehrheiten und Minderheiten

Repräsentative Demokratie

Direkte Demokratie

Gerechtigkeit

Freiheit

Demokratie verteidigen

Kapitalismus

Populismus

Grenzgänge der Demokratie

Zukunft der Demokratie

Test: Wie anfällig bin ich für Populismus?

1. Einleitung

Die Welt ist in zunehmender Unordnung. Eine Krise jagt die nächste. Sie überlappen sich zunehmend, kopulieren mit dem Unerwarteten, gebären neue Krisen, viele, unzählige, zu viele, um mit ihnen fertig zu werden? Die demokratische, zivilisatorische Decke ist hauchdünn und durchscheinend geworden. Darunter mit verstörender Deutlichkeit zu erkennen: Kälte, Unmenschlichkeit, Abgründe, Chaos. Möglicherweise ist die Decke viel dünner, als es sich viele Menschen nach all den Jahrzehnten des Lebens in Freiheit und Frieden überhaupt vorstellen können, vielleicht auch vorstellen mögen.

Doch der Blick in die Gegenwart zeigt unmissverständlich: Die Demokratie befindet sich in Rückzugsgefechten mit ungewissem Ausgang. Freiheitliche Gesellschaftsordnungen westlicher Prägung geraten immer tiefer in die Krise. Laut Umfragen ist weniger als die Hälfte der jungen Europäer der Meinung, dass es wichtig sei, in einer Demokratie zu leben1. Populisten und Autokraten sind allerorten auf dem Vormarsch. Sie nehmen zunehmend Gehirne und Herzkammern der Demokratie in Besitz. Für alle, die weiter in einer freien, offenen Gesellschaft leben wollen, wird es Zeit, die Demokratie zu verteidigen. Dieses Buch will dabei helfen.

Physiker messen Unordnung. Sie nennen sie „Entropie“. Das klingt sachlich, hat nicht so viel Angstpotential wie der Begriff Chaos.

Für einen Physiker ist ein Glas auf einem Küchenregal eine ziemlich ordentliche Sache. Fällt es herunter und zerspringt in tausend Stücke, ist das recht unordentlich. Die Entropie hat zugenommen. Eine Unachtsamkeit, ein kleines Anrempeln, ein im falschen Moment ausgefahrener Ellenbogen - manchmal braucht es erschreckend wenig, um alte Ordnungen aufzulösen.

Ordnungen wieder aufzubauen verlangt hingegen hohen Energieeinsatz, viel mehr als nötig ist, alte Ordnungen zu zerschlagen. Dinge nur notdürftig zu kleben, falls überhaupt möglich, erzeugt nur neue Sollbruchstellen.

Dinge verwahrlosen, wenn man sie nicht achtsam pflegt. Ein Haus, um dessen Erhalt die Bewohner sich nicht kümmern, wird bald unbewohnbar. Schon nach wenigen Jahrzehnten zerfällt es völlig. Ein schützendes Heim verlangt Tatkraft - Pflege, Renovierung, vielleicht von Zeit zu Zeit sogar eine Kernsanierung. Ohne fortwährenden Energieeinsatz nimmt Entropie unweigerlich zu. Irgendwann ist nichts mehr da. Häuser hören auf zu existieren, wenn man sich nicht für ihren Erhalt engagiert. In unserem zeitlich begrenzten Erfahrungshorizont ist das jedoch kaum präsent. Denn was schon länger besteht, wird doch, bestimmt, auch morgen und übermorgen noch da sein. Oder etwa nicht?

Naturgesetze sind unbestechlich und gnadenlos konsequent.

Was ohne Energieeinsatz unweigerlich kommt, bezeichnen Physiker als „thermodynamisches Gleichgewicht“ - ein eiskalter, gleichförmiger Teilchenbrei ohne jede Ordnung und haltgebende Struktur. Atomare Anarchie.

Ebenso verhält es sich mit der Demokratie. Sie ist kein „Perpetuum Mobile“ - keine Maschine, die ohne Energiezufuhr immerfort von selbst läuft. Perpetuum Mobiles gibt es nicht, nicht in der Physik, und nicht in Gesellschaften. Sie sind eine Unmöglichkeit. Demokratie ist keine Einbahnstraße und auch kein einmal erreichter Zustand, dessen man sich sicher sein kann. Wir erleben es dieser Tage. Die liberale Demokratie steht unter massivem Beschuss und befindet sich in Rückzugsgefechten mit ungewissem Ausgang. Demokratie ist kein Ding, sondern ein fortlaufender Prozess, den es gilt am Laufen zu halten. Dafür braucht es die Beteiligung möglichst Vieler. Demokratie ist ein unermesslich wertvoller Schatz, der sich vor den Augen auflöst, wenn man sich seines Besitzes zu sicher ist.

Es wäre fahrlässig, die Pflege und Verteidigung der Demokratie ausschließlich Berufspolitikern und Schaudiskussionen in Talkshows zu überlassen. In der Demokratie ist das Volk der Souverän und kümmert sich gemeinsam um seine Belange, stellt Fragen, denkt nach, diskutiert und streitet, sucht Kompromisse, findet Lösungen und handelt. Der Lohn dafür sind Freiheit und ein Leben in Würde.

Die Verantwortung für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Demokratie trägt die gesamte Gesellschaft, nicht nur Politiker, Verfassungsorgane und Medien. Die Freiheit, in der wir leben wollen, können wir uns nur gegenseitig ermöglichen. Demokratie lässt sich nicht in Regierungszentralen wegdelegieren. Diskussionen der immer gleichen Köpfe vor laufenden Kameras ersetzen nicht den öffentlichen Diskurs - häufig befeuern sie nur die Wut der Abgehängten und Ausgegrenzten. Ansprachen charismatischer Demagogen ersetzen nicht das eigene Denken.

Das Anklicken von Like-it-Buttons ist noch kein Debattenbeitrag. Demokratie ist nichts, was auf einer Bühne stattfindet und vom Volk lediglich beobachtet und mit Beifall oder Buhrufen kommentiert wird. Demokratie, Freiheit und Menschenwürde sind etwas, das wir alle gemeinsam im Alltag durch unser Denken, Reden und Handeln herstellen.

Positive Veränderungen beginnen immer mit Fragen. Fragen die anregen, über die Demokratie, unsere Werte und unser Zusammenleben nachzudenken, zu diskutieren und entsprechend zu handeln. Offene Fragen kultivieren den Zweifel als hohes Gut. Endgültige Antworten hingegen sind schließend, beenden Diskussionen und das Nachdenken, töten den Zweifel und damit die Möglichkeit, Dinge auch anders sehen und bewerten zu können. Die Demokratie braucht das selbständige Nachdenken und fortwährende Diskussionen. Die Demokratie, will sie wehrhaft sein, muss sich vor endgültigen Antworten schützen. Demokratische Antworten sind immer vorläufige Antworten, und demokratisches Handeln ist immer ein Tun mit Wiedervorlage-vermerk. Die Zukunft der Demokratie ist zweifelsfrei frag!ich.

Fragen können wie ein erhellendes Feuer in dunklen, kalten Nächten sein, um das man sich versammelt um Gemeinsamkeit und Zuversicht zu erleben. Eindeutige Antworten sind hingegen nur ein Suchtmittel mit rasch verpuffender Beruhigungswirkung. Fragen sind Einladungen für gedankliche Dehnungsübungen. Sie dienen der Vergewisserung mentaler Bewegungs- und tatsächlicher Handlungsfähigkeit. Fragen laden zu überraschenden Perspektivwechseln ein. Sie legen den Blick auf Abgründe frei und sezieren liebgewonnene Ansichten.