Die falsche Energiewende - Herbert W. Fischer - E-Book

Die falsche Energiewende E-Book

Herbert W. Fischer

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Beschreibung

Es ist lachhaft zu glauben, dass Deutschland das Weltklima retten kann, indem wir alle mit E-Autos fahren und mit Wärmepumpen heizen. Wir schalten Kohle- und Kernkraftwerke ab und wundern uns, dass Solar- und Windenergie nicht ausreichen, um unsere Wohlstandsgesellschaft am Laufen zu halten. Der Versuch, allein mit regenerativen Energien made in Germany unseren Wohlstand aufrecht zu erhalten, ist zum Scheitern verurteilt. Dieses Buch nimmt die deutsche Energiepolitik auseinander. Schonungslos werden die Fehler und Versäumnisse offengelegt - fundiert und für jedermann nachvollziehbar. Seite für Seite wird deutlich, wie die durch Ideologie statt Rationalität bestimmte Energiepolitik den Wirtschaftsstandort Deutschland schwer beschädigt. Doch es bleibt nicht bei der Kritik. Immer wieder werden Wege aufgezeigt, wie sich die falsche Energiewende korrigieren lässt. Es ist noch nicht zu spät - wenn wir jetzt zügig handeln und die Weichen für eine richtige Energiewende stellen.

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Seitenzahl: 154

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Vorwort

Wie wir unseren Planeten retten

Ideologie und Versäumnisse

Vorbild Dänemark

Energie als Wohlstandsfaktor

Wunschdenken statt Realität

Primärenergie ist viel mehr als Elektrizität

Energie lässt sich nicht in eine Kiste stecken

Die Energiepolitik verfolgt die falsche Strategie

Die misslungene Energiewende

Das Ausland kann es diversifizierter

Gebäudesektor wichtiger als Autos

Berauscht von der Machtfülle

Gebäudeenergiegesetz: wirklich technologieneutral?

Wärmeplanung mit Lachnummer

Wärmewende ist nicht Wärmepumpe

Wie die Wärmepumpe funktioniert

Warum die Wärmepumpe häufig Unsinn ist

Plus-Energiehäuser bei Neubauten

Mehr Optionen für rund 20 Millionen Wohngebäude

Wärmewende mit einem breiten Spektrum

Die Sonne scheint, der Wind weht… gelegentlich

Photovoltaik: ein Menetekel

Wenig Augenmerk auf globale Entwicklungen

Was hat Deutschland daraus gelernt? Nichts!

Deutschlands Dächer und Parkplätze zudecken?

329.614 Windräder für Deutschland

Kraftwärmekopplung und Biomasse

Tasse Tee, um die Hände zu wärmen

Gleichzeitige Nutzung von Strom und Wärme

Wie Sch…. in Energie umgewandelt wird

Geothermie mit viel Potential

Wärme aus dem Boden ist konstant und erneuerbar

Geothermie kommt nur langsam voran

Nicht ohne Risiko und mit hohen Kosten verbunden

Die Wasserstoffstrategie ins Leere

Wasserstoff ist unerschöpflich aus menschlicher Sicht

Gefährlicher Hoffnungsträger

Schwierigkeiten beim Transport

Mangelnde Kapazitäten zur Wasserstoffherstellung

Politische Maßnahmen wie im Krieg

Ein Irrglaube der Politgesellen und ihrer Freunde

Das Desaster mit Gas und Diesel

Gas ist umweltfreundlich

Die deutsche Abhängigkeit von russischem Gas

Diesel ist umweltfreundlich

Wende ohne Klimadiktatur

Akzeptanz in der Bevölkerung verspielt

Volksentscheid gegen zu schnelle Klimawende

Angst, dass in Deutschland die Lichter ausgehen

Energieknappheit voraus

CO2-Preis als Leitinstrument

Kampf ums Autos… und mehr

Das Elend der Elektromobilität

Verheerende Öko- und Rohstoffbilanz

E ist nur auf dem Papier sauber

Eine Milliarde Fahrzeuge verschrotten

Dieseldesaster und Klimakatastrophe

Das Ende der deutschen Dominanz beim Auto

E-Fuels sind tatsächlich eine Lösung

E-Fuels können fossile Kraftstoffe direkt ersetzen

Kraftstoff aus CO2-Abfall herstellen

Beispiel Carbon2Chem

Berliner Pressekonferenz zu E-Fuels-Autos

Wir haben (noch) keine klimaneutrale E-Mobilität

Eine Chance für die deutsche Industrie

Streitfrage Kernkraftwerke

Organisierter Widerstand gegen die Kernkraft

Wie die EU Atomstrom grün machte

Die Sonne auf Erden

Atomkraftwerke wie am Fließband

Alle Energieprobleme der Menschheit lösen

Deutschland will die Welt retten…

Die Lachnummer mit der Kohle

Deutschland in der Rezession

Deutschland lebt schon lange von der Substanz

Subventionen sind das falsche Signal

Eine Ideologie-Politik braucht immer mehr Geld

Die deutsche Wirtschaftsstrategie ab 2024

Ideen für den Wohlstand von Morgen

Zukunft Export

Bücher im DC Verlag

Über das Diplomatic Council

Quellenangaben und Anmerkungen

Hinweis zur Schreibweise chemischer Formeln

In diesem Buch wird statt der korrekten wissenschaftlichen Schreibweise für chemische Formeln wie beispielsweise CO2 stets die einfachere Schreibung CO2 verwendet, um die Lesbarkeit zu erhöhen. Die Wissenschaftler unter der Leserschaft mögen das verzeihen, für alle anderen wird der Text damit leichter lesbar.

Vorwort

Die aktuelle Energiepolitik Deutschlands basiert auf zwei fundamental falschen Annahmen:

Erstens: Wir – Deutschland – seien in der Lage, „das Klima zu retten“ und damit zu verhindern, dass die Menschheit ihre Lebensgrundlage verliert;

Zweitens: Wir könnten mit unserer Energiepolitik andere Länder zu Demokratie und Wohlverhalten erziehen und damit die Welt verbessern.

Das sind zweifelsohne hehre Ziele – aber beide stellen nicht die vordringliche Aufgabe der deutschen Energiepolitik dar.

Besser wäre es, wenn sich die Politik darauf konzentrieren würde, die Energieversorgung Deutschlands zu erschwinglichen Kosten zu gewährleisten. Denn genau diese leidet unter den ideologisch gefärbten Ansätzen zur Klimarettung und Weltverbesserung.

Diese Politik gefährdet nicht nur den Wirtschaftsstandort Deutschland, sondern hat zudem auch keine – jedenfalls keine positiven – Auswirkungen auf den Rest der Welt. 2022 wurde soviel fossile Energie verheizt wie nie zuvor – trotz des Wandels zur E-Mobilität in Deutschland und Europa. Und der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat bis zum Erscheinen dieses Buches auch kein Ende gefunden, weil wir kein russisches Gas mehr importieren. Die ohnehin fragwürde Wasserstoffversorgung aus Katar, die Deutschland mit einem Ersatz für fossile Brennstoffe am Laufen halten soll, hat den Wüstenstaat nicht daran gehindert, sich im Nahostkonflikt gegen Israel zu stellen – das Land, das von Deutschland politisch und moralisch aus historischen Gründen uneingeschränkt unterstützt wird.

Es geht also nicht nur darum, dass Deutschland mit seiner Belehrungs- und Weltverbesserungspolitik den Wohlstand des eigenen Landes aufs Spiel setzt, sondern es ist auch zu konstatieren, dass sie weltweit überhaupt nicht die von der Politik erwünschte Wirkung zeigt. „Die Welt wird nicht untergehen, wenn es um mehr als 1,5 Grad wärmer wird“, machte der seit Sommer 2023 Chef amtierende Chef des UNO-Weltklimarates deutlich – und erteilte damit dem Klima-Alarmismus eine klare Absage. Im nicht missinterpretiert zu werden: Selbstverständlich stellt der Klimawandel eine ernsthafte globale Herausforderung, der wir – die gesamte Menschheit – uns stellen müssen. Doch es trägt keinen Deut zur Verbesserung bei, wenn wir uns in Deutschland mit einer fatalen Energiepolitik selbst kasteien, statt an einem weltweit akzeptierten Weg mitzuwirken.

Im Grunde habe ich in diesem Buch nur das Unübersehbare aufgeschrieben – aber weite Teile der deutschen Politik scheinen es dennoch nicht zu sehen.

Herbert W. Fischer.

Wie wir unseren Planeten retten

Der Klimawandel als solches ist unbestritten. Die Streitfrage lautet vielmehr: In welchem Ausmaß verursacht der Mensch diesen Wandel, kann der Mensch das Klima überhaupt maßgeblich beeinflussen? Und noch konkreter: Welchen Einfluss kann Deutschland auf das Klima nehmen?

Der Urknall

Tatsächlich hat sich die Erde schon immer massiv gewandelt – nicht erst seit Menschengedenken, sondern schon lange, bevor an den Menschen überhaupt zu denken war.1 Seit dem Urknall des Weltalls, den die Wissenschaft auf etwa 13,8 Milliarden Jahre zurückdatiert, ändert sich die Welt.2

Bei der Entstehung der Erde vor rund 4,8 Milliarden Jahren war sie eine heiße Kugel aus glühendem geschmolzenem Gestein, umgeben von heißen, ätzenden und giftigen Gasen. Die Erde torkelte förmlich durchs All, weil der stabilisierende Mond noch fehlte. Die Oberfläche war kahl und extrem heiß, weil sie unter Dauerbeschuss vagabundierender Gesteinsbrocken stand, die beim Einschlag eine enorme Hitze freisetzten. Meere aus Lava entstanden, der ungehobelte Klotz nahm allmählich die Gestalt eines glühenden Balls an.3

Schwermetalle wie Eisen und Nickel wanderten in die Tiefe und bildeten den gewaltigen Erdkern. Die Erde rotierte damals wesentlich schneller als heute, erst im Laufe der Zeit wurde sie gebremst, vor allem durch den späteren Einfluss des Mondes.

Auf Kollisionskurs zur Erde entsteht der Mond

Rund 70 Millionen Jahre nachdem die Sonne zum ersten Mal aufleuchtete, kam es zu einer Kollision: Ein Himmelskörper mit der Masse des Mars raste auf Kollisionskurs auf die Erde zu. Er schlug mit etwa 36.000 Kilometer pro Stunde auf unseren Planeten.

Doch es war nur ein schräger Aufprall, den die Erde überstand. Allerdings wurden große Teile des Erdmantels weggerissen und ins All geschleudert, die zusammen mit Überresten des Einschlagkörpers eine Gesteinswolke bildeten, die um die Erde kreiste. Teile aus dieser Wolke verdichteten sich zu einem größeren Brocken, dem Mond, der seitdem von der Erdanziehung auf einer dauerhaften Umlaufbahn gehalten wird.

Der Mond wird indes nicht nur von der Erde angezogen, sondern auch umgekehrt: Die Anziehungskraft des Mondes sorgt dafür, dass die Erdrotation allmählich abgebremst wird. Das führt dazu, dass die Tage alle 40.000 Jahre um eine Sekunde länger werden. In ferner Zukunft wird die Sonne nur noch einmal pro Mondperiode aufgehen, ein Tag also gut einen Monat lang dauern.4 Die daraus zu erwartenden Auswirkung auf unseren Globus und vor allem die Menschheit sind absehbar katastrophal. Es bleibt zu hoffen, dass wir mit unserer Technologie bis dahin soweit sind, uns davor zu schützen – sofern wir Menschen bis dahin überhaupt noch existieren. Doch das sind Zeiträume – alle 40.000 Jahre um eine Sekunde längere Tage – die von den seit einigen Jahren schwarzgemalten Katastrophenszenarien Lichtjahre entfernt sind.

Der Wald stirbt seit 1981, das Klima seit 1986

Im Sommer des Jahres 1981 veröffentlichte das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel ein Titelbild, auf dem rauchende Fabrikschornsteine einen dürren, verkrüppelten Wald überragen. Seitdem war ein Begriff geprägt: Waldsterben – und die Ursache war ebenfalls ausgemacht: der saure Regen.5

Das Wort „Waldsterben“ machte international Karriere, als „le Waldsterben“ in Frankreich und „The Waldsterben“ im angelsächsischen Sprachraum.6 Eingetroffen ist das prognostizierte Waldsterben nirgendwo, jedenfalls nicht in nennenswertem Umfang. Mehr als 35 Jahre später muss man feststellen: Die angesagte Katastrophe ist ausgeblieben. Allerdings steht der Wald heute vor neuen Problemen wie dem Klimawandel und der Trockenheit.7

Nochmals Der Spiegel: Im Jahr 1986 zierte ein von Wassermassen umspielter Kölner Dom das Titelbild des deutschen Nachrichtenmagazins. Darunter der Titel „Die Klima-Katastrophe“ und die Begründungen „Ozon-Loch. Pol-Schmelze. Treibhaus-Effekt. Forscher warnen“. 8 Beinahe alle großen Leitmedien, heute würde man sagen die Mainstream-Medien, waren sich einig: Die Polkappen werden schmelzen und zu einem Anstieg des Meeresspiegels um mehr als sieben Meter binnen 25 bis 30 Jahren führen. Wer rechnen kann, wird feststellen: Dieses Szenario müsste längst eingetreten sein. Wer also den heutigen Klimapropheten eine gehörige Portion Skepsis entgegenbringt, kann ohne weiteres auf Erfahrungen aus der Vergangenheit verweisen. Wohlgemerkt: Das ist kein Argument gegen mehr Umweltbewusstsein, aber es verdeutlicht, dass die Katastrophen keineswegs so rasch daherkommen, wie es in der Klimahysterie häufig dargestellt wird.

Achterbahnfahrt durch die Erdgeschichte

Unternehmen wir eine kurze Zeitreise durch die Erdgeschichte, die in vielerlei Hinsicht einer Achterbahnfahrt gleicht. So ist die Antarktis in den letzten 3,5 Millionen Jahren gleich mehrmals aufgetaut und wieder zugefroren. 9 Das Kohlendioxid (CO2), der „Bösewicht“ in unserer heutigen Klimadiskussion, kletterte vor einer halben Milliarde Jahren auf schwindelerregende 28 Prozent Anteil an der Atmosphäre, bevor es in einer Reihe von dramatischen Stürzen wieder abfiel. Während dieser Reise ist der Sauerstoffanteil in der Atmosphäre vor 300.000 Jahren auf 30 Prozent gestiegen, dann vor etwa 200.000 Jahren auf zwölf Prozent gefallen und schließlich allmählich wieder auf die heutigen 21 Prozent geklettert.10

Glaubt man den wissenschaftlichen Erkenntnissen, so kam es mindestens viermal in der Urgeschichte zu ausgedehnten Wärmeperioden. Beispielsweise gab es vor etwa 400.000 Jahren eine globale Erwärmungsphase, die immerhin 30.000 Jahre anhielt.11 Reisen wir etwas näher an unsere heutige Zeit heran. Rund 3.000 Jahre vor Christus war es in den Alpen durchschnittlich zwei Grad Celsius wärmer als heute. Ja, wärmer, nicht kälter! In den zentraleuropäischen Klöstern und Kirchen konnte man im Hochmittelalter nur deswegen ohne Heizung leben und dennoch nicht frieren, weil es warm genug geworden war.12

All diese dramatischen Veränderungen sind Teil der Erdgeschichte. Sie zeigen uns, wie unglaublich komplex unser Klimasystem ist und wie viele Faktoren es beeinflussen. Die heute übliche einseitige Ansicht, wir müssten den CO2-Gehalt senken, um das Klima zu „normalisieren“, ist weitgehend an den Haaren herbeigezogen. Sie geht nämlich von einem „Normalklima“ aus, das es niemals gab.

Die Sehnsucht nach dem Normklima

Es gab niemals eine stabile Periode, ein Klima, bei dem „alles genau richtig“ war. Im Sommer scheint ständig die Sonne, aber es ist natürlich nicht zu heiß, sondern nur, sagen wir, 25 Grad Celsius, im Winter fällt Schnee – aber nicht zu viel, bestenfalls 35 Zentimeter, es herrscht überwiegend blauer Himmel – aber natürlich regnet es auch regelmäßig, indes nur in mäßigen Schauern… Das ist ein Wunschwetter des Menschen, die Natur hat dieses dauerhafte „Normwetter“ niemals parat gehalten – jedenfalls nicht über einen längeren Zeitraum. Daher ist es unsinnig, heutzutage jede Abweichung von diesem „Normwetter“, jede Wetterkatastrophe, als vom Menschen verursachten Weltuntergang zu beklagen oder gar verhindern zu wollen.

Dies darf allerdings nicht als Freibrief für menschlich unverantwortliches Handeln interpretiert werden. Der sogenannte Ruddiman-Effekt zeigt, dass der Mensch sehr wohl Einfluss auf das Klima nimmt – und zwar schon lange vor der Industrialisierung.

So entdeckte der US-Klimaforscher William Ruddiman bei der Analyse langfristiger Klimamodelle eine Anomalie. Demnach hätte es vor zehntausend Jahren nach den astronomischen Zyklen, die das Klima prägen, eigentlich deutlich kälter werden müssen. Als Ursache für die Abweichung machte Ruddiman den Menschen aus. Schon in der Urgeschichte der Menschheit hatte diese mit den frühen Anfängen des Ackerbaus gewaltige Rodungen und Holzverbrennung vorgenommen, wodurch die Kohlendioxidwerte stiegen. Infolgedessen kam es nicht zu einer derart starken Abkühlung der Erde, wie es entlang der astronomischen Zyklen zu erwarten gewesen wäre.13

Der Mensch „formt“ also das Klima auf unserem blauen Planeten zumindest in einem gewissen Ausmaß. Es lässt sich kaum leugnen, dass viele Landschaften auf der Erde ihr heutiges Aussehen menschlichem Handeln zu verdanken haben. So hat beispielsweise die Abholzung des Mittelmeergebietes erst das mediterrane Klima entstehen lassen, das viele von uns als besonders angenehm empfinden. Die von Menschen angelegten Reisterrassen in Asien fallen ebenfalls in diese Kategorie, weil sie das Mikroklima aufsteigender, regenreicher Winde hervorrufen – und das seit Jahrtausenden.

Die größten Klimaänderungen verursacht das Leben

Doch die gravierendsten Veränderungen beim Klima hat nicht der Mensch verursacht, sondern „das Leben“, zunächst vor allem die Pflanzenwelt. Die vor eineinhalb Milliarden Jahren entstandene Photosynthese brachte Sauerstoff in die Luft – eine Klimakatastrophe für die meisten anderen damaligen Lebensformen. In der sogenannten kambrischen Explosion vor etwa 541 Millionen Jahren entstanden im geologisch winzigen Zeitraum von fünf bis zehn Millionen Jahren so viele neue Tierstämme wie nie zuvor – gefolgt vom größten Artensterben aller Zeiten.14 Rund 95 Prozent aller Arten wurden damals binnen kürzester Zeit vernichtet, doch die meisten mehrzelligen Tierstämme, die seitdem die Erde bevölkern, sind auf diese urzeitliche Epoche zurückzuführen. Das Leben hat überlebt und sich weiterentwickelt.15

Der Glaube, jetzt, da der Mensch sich die Erde untertan gemacht hat, müsse der Planet stillstehen, ist ein Irrglaube. Wenn man sich bewusst macht, dass wir auf der Erdkruste leben, die im Größenvergleich mit einem Pfirsich der Hautdicke der Frucht entspricht, und dieses Gebilde mit etwa 30 Kilometern pro Sekunde (rund 108.000 Kilometern pro Stunde) um einen Feuerball mit knapp 700.000 Kilometern Durchmesser rast, der im Kern 15 Millionen Grad heiß ist, dann ist es ein Wunder, dass wir, die Menschen, überhaupt so eine stabile Lebensgrundlage gefunden haben, wie wir sie heute erleben.16

Es ist verständlich, dass wir diese Stabilität erhalten wollen, aber die Gesamtbetrachtung macht deutlich, dass wir nur einen kleinen Teil dazu beitragen können. Diesen Teil sollten wir nutzen – und uns dennoch vor dem Irrglauben schützen, wir könnten die Erde auf Dauer genauso erhalten, wie sie heute ist.

Der unruhige Planet

Es ist allgemeine Lebenserfahrung, dass sich das Klima nicht wirklich voraussagen lässt. Alle Rechenleistung unserer Supercomputer reicht nicht einmal aus, Sonne und Regen in Posemuckel in sieben Tagen vorherzusagen. Wie vermessen ist es angesichts dieser Unfähigkeit, Vorhersagen für das Weltklima in einem Jahr oder gar in zehn Jahren zu treffen? Doch wenn man nicht einmal vorherzusagen vermag, was passieren wird, wie vermessen ist es dann, Maßnahmen ergreifen zu wollen, um eben diese unbekannte Zukunft zu beeinflussen, zum Besseren versteht sich? Diese Vermessenheit ist wohl nur damit zu erklären, dass sich der Mensch nicht gerne in sein Schicksal ergibt, sondern es gestalten will, für eine wie auch immer geartete bessere Zukunft für sich und seine Nachfahren kämpft.

Und so wollen wir auch den Klimawandel nicht einfach hinnehmen. Wir wehren uns vom Protest auf der Straße bis zur UNO. Viele Protestler sind getrieben von dem Glauben, „etwas tun zu müssen“, um das vermeintlich beste Klima aller Zeiten, das heutige Klima – oder vielleicht das hundert Jahre zurückliegende Klima – zu konservieren, um Veränderungen entgegenzuwirken. Dieser Glaube ist wenig wissenschaftlich fundiert – welcher Glaube ist das schon? –, als vielmehr eine Frage der Haltung. Eigentlich dachten wir, mit der etwa um 1700 begonnenen Phase der Aufklärung, das von Glauben und vor allem Aberglauben durchsetzte Mittelalter hinter uns gelassen zu haben. Die Neuzeit sollte vor allem auch ein Sieg der Wissenschaft sein. In der Technik ist das gelungen: Automobile und Smartphones sind Realitäten unseres Alltags, keine Glaubensfragen. Aber überall dort, wo die Wissenschaft keine anfassbaren Produkte vorzeigen kann wie beim Wetter, scheinen Meinungen wichtiger zu sein als Fakten, dort gilt die Haltung, die zeigt, ob man zu den Guten gehört – oder eben nicht.

Klimapolitik und Politikklima

Bei der Klimafrage – vom Menschen verursacht und wenn ja, in welchem Umfang und wie beeinflussbar, oder unveränderliches Naturereignis – geht es schon lange nicht nur um Wissenschaft, sondern vor allem auch um Politik.

Wer sich gegen den ausufernden Klimanotstand ausspricht und einzelne Klimaschutzmaßnahmen auch nur in Frage stellt, muss sich gefallen lassen, als „Klimaleugner“ zu gelten. Wer die Rolle des Menschen am Klimawandel auch nur relativiert, verlässt den Mainstream und wird in die politische Ecke gestellt. Nun kann es keinen Zweifel darangeben, dass die Industrialisierung zu massiven Umweltschäden geführt hat und weiterhin führt. Allein die Unmengen an Plastik in den Meeren sprechen eine deutliche Sprache – genau wie das Waldsterben in den 1970er Jahren tatsächlich zu beobachten war. Nur die Extrapolation, dass binnen weniger Jahre der Wald verschwindet, hat sich als Makulatur erwiesen. Daher ist die Frage, ob der Klimawandel tatsächlich binnen kurzem in die Katastrophe führt, ob die Erde umkippt und stirbt und mit ihr die Menschheit. Diese Frage zu diskutieren stellt keinen Ausdruck politischer Gesinnung dar, sondern diese Frage zu stellen und darüber zu debattieren, gehört zu den Selbstverständlichkeiten in einer pluralistischen Gesellschaft.

Es ist wohl die Angst vor der Apokalypse, die irrationales Denken und Handeln nach vorne getrieben und die Wissenschaft in den Hintergrund gedrängt hat. Dies ist kein deutsches Phänomen, sondern findet ebenso auf der Weltbühne der Vereinten Nationen statt.

Die UNO warnt vor dem Untergang